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einmal Muggelschule und zurück

1. alles kommt anders und 2. als man denkt
von

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Geschenke zum freuen und zum fürchten

Victorian strich sich durch das schöne, weißblonde Haare und sah in die fremden, gelb-grünen Augen. Er war noch immer verwirrt, aber je mehr er darüber nachdachte, desto einleuchtender wurde diese ganze Geschichte. So vieles ergab nun endlich einen Sinn: Sathyrias Verhalten, ihre Beziehung zu Draco und der Grund weshalb sie herkommen wollte.

Amy, die nun nicht länger als Elfjährige verkleidet in dem Zimmer hockte kreuzte die Beine und zog die Decke über ihre Knie. Ihr Schlafshirt war auf die Größe eines Minikleides zusammengeschrumpft, was in Anbetracht ihrer Gesellschaft nicht sonderlich positiv war.

„Damit hast du deinen Willen. Jetzt kennst du mein Geheimnis.“, erklärte sie. Ihre Stimme war immer noch so, wie er sie kannte, aber an das neue Bild musste er sich erst mal gewöhnen.

Das kleine Mädchen Sathyria Tonks war gar nicht Sathyria, es war Amy Turner. Und sie war auch noch ein Jahr älter als sie und nicht fünf Jahre jünger.

„Und du kannst es dir aussuchen, entweder behältst du das hier für dich, auch gegenüber Vaisey, Rebecka, Tracey und Ernesta, oder aber ich muss dein Gedächtnis löschen und da ich nicht wirklich geübt darin bin, kann ich für nichts garantieren.“

„Vergiss es, diese Erkenntnis gebe ich nicht her.“, erklärte er schnell.

„Egal was kommt, Victorian, du darfst es niemandem erzählen. Wenn meine Identität auffliegt, dann wirst du sagen, dass du davon nichts wusstest.“, sie sah ihn eindringlich an.

„Du kennst mich nicht, klar?“

„Tu ich auch nicht.“, platzte es aus ihm heraus. „Zumindest nicht so, wie ich gehofft hatte.“

Dieser Satz schmerzte sie und sie war sich sicher, dass auch in seiner Stimme ein bedauernder Unterton lag, doch sie konnte darauf nun keine Rücksicht nehmen.

„So lange, wie die Todesser noch an der Macht sind, wirst du mich auch nicht kennen lernen, sondern nur Sathyria.“, erklärte Amy und stellte einen Ellenbogen auf ihr Knie. Leicht frustriert drehte sie ihr Gesicht von Victorian weg und legte es auf die Hand.

Es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass sie ihn hatte einweihen müssen. Das Ganze schien aus dem Ruder zu laufen. Es war toll, dass sie wenigstens einen ihrer Freunde nicht mehr belügen musste, aber richtig war es dennoch nicht. Es war einfach zu gefährlich für ihn zu wissen, dass sie mit ihrem Schulleiter verwandt war, dass sie diesen Ort bereits kannte und diese ganze Anhängerschaft von Voldemort nach Strich und Faden belog.

Himmel wenn diese Maskerade aufflog war sie so gut wie tot.

„Nach dem zu urteilen, was wir so beobachtet haben“, meinte Betty da und schwebte sitzend von ihrem Platz auf dem Boden zu ihr auf das Bett. „Ist sie selbst als dieses kleine Mädchen noch sie selbst.“

Victorian sah zu der Brünetten, die ihren Blick nun auf den Geist richtete. Vorsichtig hob dieser seine bleiche Hand und machte eine Bewegung, als wolle er über ihren Rückenstreichen, was aber natürlich nicht gelang.

„Wenigstens lebst du noch und das ist die Hauptsache.“, stellte Leonard fest.

„Wenn dieses blöde Boot angesprungen wäre würden wir vielleicht auch noch am Leben sein.“, erklärte Oliver.

„Sag das nicht, diese Typen sind schnell wie Schatten.“, meinte Melodie.

„Das sind Schatten.“

„Oder Nebel.“

„Dichter, schwarzer Nebel.“, meinte Malik.

„Wie ist das mit euch eigentlich gekommen?“, fragte Victorian. Es war vielleicht das erste Mal, dass er die Geister ihrer Freunde direkt ansprach. „Das hier ist kein magischer Ort so wie Hogwarts. Wieso seit ihr dann noch Geister?“

„Ganz ehrlich?“, fragte Malik.

„Das wissen wir auch nicht.“, beantwortete sein Bruder.

„Wir waren bereits tot.“, Sharon zuckte mit den Schulter.

„Defintiv tot. Alles war total weiß um uns herum und wir haben miteinander reden können...“

„Und wir haben jüngere Schüler unserer Schule getröstet, die vollkommen aufgelöst bei uns ankamen.“

„Irgendwann ging es dann aufwärts.“, meinte Bastian und zuckte nur die Schultern. „Uns wurde irgendwie total leicht ums Herz und wir schienen uns aufzulösen.“

„Aber dann hat uns irgendwas gepackt. Es war wie ein Strudel, der uns wieder nach unten gezogen hat und ehe wir uns versahen, schwebten wir als dieses milchige Zeug, das wir jetzt sind, über unseren Körpern. Teilweise vollkommen verkohlt.“, beendete Mila das Ganze. „Caro hatte es glaube am schlimmsten erwischt. Von ihr war nur noch ein komplett verbrannter Kopf übrig.“

„Verdammt hinterhältig die Guten.“, meinte Victorian. „Geister bleiben normalerweise nur an bereits verzauberten Orten zurück.“, erklärte er Amy, die ihn nur fragend ansah. „Wenn man einen Verstorbenen nachträglich zurück holt, brauch man seine Leiche und einen Gegenstand, den er bei seinem Tod mit sich trug.“

„Es war dein Vater.“, meinte Helen. „Zumindest sah es so aus.“ Die Anderen stimmten ihr zu und so nickte auch Amy.

Ja, so was hatte sie sich schon gedacht. Schweigend erhob sie sich und ging zu ihrem Schrankkoffer.

„Wenn du mit uns gestorben wärst, hätte er deine Seele vermutlich auch gleich zurück geholt.“

„Ich frage mich gerade, ob er es nicht sogar versucht hat.“, überlegte Victorian. Alle sahen ihn erschrocken an. „Er könnte wissen, dass du nicht tot bist.“

„Was?“, entfuhr es ihr schockiert.

„Wenn er „deine Asche“ auf seinem Kamin zu stehen hat, dann wird er auch deine „Leiche“ im St. Mungo gesehen haben. Dazu kommt, dass die dort dann auch massig Dinge gehabt haben müssen, die du bei dir getragen hast. Vielleicht wollte er deinen Geist auch zurück holen, aber als er nicht gekommen ist, muss er gemerkt haben, dass du noch lebst.“

„Das heißt...“

„Eigentlich suchen dich die Todesser noch, ja.“

Amy griff nach einer Flasche und leerte den Inhalt mit einem Zug.

„Hey, nun mal ganz langsam!“, Victorian sprang auf. „Dreh nicht gleich am Rad.“

„Sie regt sich doch gar nicht auf...“, murmelte Melodie, doch das Gesicht von Amy, als sie die Flasche wieder herunter nahm, sprach was anders. Sie verzog es nicht nur gequält wegen der dickflüssigen Masse, die sie gerade herunter würgte, sondern auch, weil sie sich zurück halten musste nicht einfach los zu schreien.

Aber es stimmte, wenn man so Geister rufen konnte und ihr Vater das mit ihrem versucht hatte und sie dann nicht erschienen war, dann musste er doch wissen, dass sie noch lebte.

Vor den Augen der anderen blubberte ihr Gesicht und schließlich auch der Rest ihrer Haut und veränderte sich wieder zu der des kleinen Mädchens. Sie schüttelte sich einmal und packte die Flasche weg.

Zwei Hände legten sich auch ihre Schultern.

„Bleib ruhig. Wenn sie es wissen, dann schöpfen sie keinen Verdacht, so wie deine Tante dich behandelt. Also liefere ihnen jetzt keinen Grund, sonst sind sie schneller hinter dir her, als ich Schnatz sagen kann.“

Sathyria strich sich die Haare aus dem Gesicht nach hinten in den Nacken und sah ihn über die Schulter hinweg an.

„Na toll, ich soll mir keine Sorgen machen? Dann hättest du diese Idee für dich behalten sollen, Romulus.“

„Nimm deine schlechte Laune und pack sie ins Kopfkissen.“, meinte er nur. „Und wenn du damit fertig bist, dann denk über das nach, was dich wirklich beschäftigt.“

Verwundert sahen ihn alle an.

„Und das wäre bitte?“

„Na wie du deine Freunde wieder ins Jenseits bekommst.“

„Und du sagst du kennst sie nicht, ja?“, murmelte Malik.

Victorian zuckte nur mit den Schultern.

„Geht das überhaupt?“, fragte Amy.

„Ich weiß nicht, du bist doch hier die von uns beiden, die dauernd Lektüre über schwarze Magie wälzt.“

„Aber über Geister habe ich noch nie was gelesen.“

„Dann wird’s Zeit.“

„Macht euch keinen Ärger.“, meinte Oliver da. „Wenn diese Aktion in die Hose geht, dann seid ihr dran. Wirklich, lasst uns lieber so, wie wir jetzt sind.“

„Klar, wir verrichten zwar irgendwie Personalarbeit, aber immerhin können sie uns nichts antun.“

„Geister kann man nicht verzaubern, zumindest nicht so leicht und wenn wir merken, dass was passiert lässt es sich verhindern... und was antun werden sie uns auch nicht, sie brauchen uns noch.“

Amy war nicht so begeistert. Sie ließ das Geheimfach ihres Koffers zuschnappen und verschränkte die Arme.

„Ich suche trotzdem nach einem Weg.“, erklärte sie bestimmt.

„Trotzig wie eh und je.“, meinte Victorian grinsend und legte ihr einen Arm um den Nacken. Spielerisch wuschelte er ihr durch die Haare.

„Aua, nicht, die krieg ich nie wieder auseinander!“, heulte Sathyria los und versuchte ihn aufzuhalten.

Ihr zerzauster Kopf mit den Locken, die in alle Richtungen abstanden brachte die Anwesenden dann doch wieder zum lachen.

„Ich helfe dir natürlich.“, erklärte Romulus als sie sich wieder beruhigt hatten. „Ich werde Morgen in der Freistunde in das Bibliothekshaus gehen und schauen, ob ich was Interessantes finde.“
 

Sie teilten ihre Schüler in Jahrgänge. Gleichaltrige hatten zusammen unterricht oder in Kursen getrennt, je nach dem, wie viele es waren.

Am stärksten vertreten waren Siebt- und Sechsklässler.

Nur Sathyria blieb übrig, wie nicht anders zu erwarten, da sie die jüngste war. Sie sollte Einzelunterricht bekommen.

Eigentlich war Alfons erste Überlegung gewesen, sie mit den Viertklässlern zusammen zu unterrichten, doch es fehlten ihr ganze drei Jahre Erfahrung und damit jede Menge Grundlagen, sodass sie diese Idee wieder verwarfen.

Dienstagmorgen, direkt nach dem Frühstück, sollte ihr einer der Lehrer Flugstunden geben. Zwar konnte sie mittlerweile ganz gut fliegen, immerhin trainierte sie das ein halbes Jahr in Hogwarts, aber so waren nun mal die Vorschriften.

Also wartete Amy wie verlassen unter dem Turm in der Mitte des Grundstückes. Andere Schüler zogen an ihr vorbei ohne sie weiter zu beachten.

Sie war sich nicht sicher, aber Draco hatte an diesem ersten Tag zusammen mit einigen anderen seiner Freunde Zaubertränke. Victorian hatte dunkle Künste, zusammen mit Vaisey.

Victorian bereitete ihr, seit er letzte Nacht ihr Zimmer wieder verlassen hatte, Kopfzerbrechen. Er stellte keine unbequemen Fragen mehr und behandelte sie noch immer wie Sathyria, nichts hatte sich geändert. So weit so gut, aber nun wollte er ihr auch noch mit ihren Freunden helfen. Und das wie selbstverständlich.

Sie blickte bei Romulus einfach nicht mehr durch. Alles hätte sie erwartet, aber nicht, dass er es einfach so hinnahm. Immerhin glaubte er ja mit einer Neuauferstandenen befreundet zu sein und nicht mit einer Totgeglaubten. Wobei wohl auch das Erstere passte. Als jemand, der ständig den Tagespropheten wälzte, wusste er natürlich nicht nur alles, was sie über Sathyria gebracht hatten, sondern konnte sich auch an den Namen Amy Turner erinnern, wenn auch nur noch dunkel. Diesem Artikel hatte er nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit gewidmet.

Sie sah einzelnen Gruppen von Schülern nach. Einige gingen zurück zu ihren Häusern, andere wollten zur Bibliothek, weitere studierten ihre Pläne auf der Suche nach ihren Klassenräumen.

Sie lehnte sich an den Turm und steckte die Hände in ihren Umhang.

Es wurde kalt.

Sie kannte dieses Wetter genau und war sich sicher, dass es heute noch einmal ordentlich regnen und stürmen würde.

Ein kleiner Zauberer mit wehendem Umhang viel ihr auf. Er kam beinahe aus dem Hauptgebäude gestolpert und sah sich gehetzt um. In seinen Händen trug er zwei Besen.

Amy richtete sich wieder gerade auf und sah ihm entgegen. Erst als er näher kam erkannte sie ihn.

Alfons Turner.

Er lächelte schief, als er bei ihr ankam.

„Das Wetter ist zwar nicht das Beste, aber ich denke es reicht, um wenigstens ein wenig zu fliegen.“, erklärte er und reichte ihr einen der Besen.

Schweigend nahm sie ihn an und sah dann wieder zu ihm hinauf.

Zwanghaft suchte sie nach einem Anzeichen dafür, dass er wusste, wer sie war, aber da war nichts.

Sollte er wissen, dass sie Amy war, dann würde er doch nicht so gut gelaunt sein, oder?

Na schön, auch die letzten Tage im Malfoy Manor waren so gewesen. Er war immer freundlich zu ihr, manchmal schon fast liebenswürdig, wie sie erschrocken festgestellt hatte. Mit diesem Verhalten machte er ihr eher Angst und sie beschloss, noch vorsichtiger zu sein.

„Ich habe gehört, dass du sehr gut im fliegen sein sollst.“, erklärte er. „Das freut mich. Wirklich! Nur die Sache deiner ersten Flugstunde mit der Gryffindor.“, er schüttelte den Kopf. „Wäre ich dein Vater hätte ich einen Aufstand gemacht.“

In Wirklichkeit hatte er das auch, als ihm klar wurde, dass sie Amy war und sich an den Unfall erinnerte, als es um die Frage ging, wer Amy eigentlich Fliegen beibringen sollte. Aber das musste ihr ja niemand sagen.

Er lehnte seinen Besen an den Turm und holte einen schweren Umhang aus einer magisch vergrößerten Innentasche seines eigenen.

„Der ist für dich.“, erklärte er und reichte ihn ihr. Er war grün-schwarz, glänzte an einigen Stellen sogar silbrig. Mit großen Augen betrachtete sie das Gewand. Da sie keine Anstalten machte ihn anzuziehen, nahm Alfons ihn ihr wieder ab und öffnete ihn so, dass sie hineinschlüpfen konnte. Die Schnallen und der Gürtel schienen aus Elfenbein.

„Das Material ist Drachenleder.“, verkündete er stolz. „Nicht unbedingt von der leichtesten Sorte und erst recht nicht billig, aber ich dachte mir, dass er dir gefallen könnte. Außerdem wäre es ohne ihn verdammt kalt dort oben.“

„Wie jetzt, ich darf ihn behalten?“, fragte Sathyria ungläubig und sah zu ihm auf.

„Natürlich, Natürlich. Er ist mit einem speziellen Zauber versehen, damit er mit dir mit wächst. War nicht leicht den zu machen, aber es hat funktioniert, oder nicht?“, er grinste breit. „Schau in die Taschen, dort sind Handschuhe für dich.“

Amy griff in die Taschen, wie er ihr vorschrieb, und zog dicke Handschuhe hervor, die beinahe so lang waren wie ihr Unterarm. Sie passten hervorragend zu dem Umhang.

„Alles Drachenleder.“

Amy war noch immer sprachlos. Sie sollte das alles behalten? Das konnte sie doch gar nicht machen, oder?

„Mr. Turner, Sir.“, murmelte sie. „Wieso?“

Alfons Lächeln verschwand nicht, was für seine Verhältnisse doch mehr als nur unwirklich schien. Immerhin machte er gerade einem wildfremden Mädchen Geschenke.

„Ganz einfach.“, meinte er und winkte ab. „Du bist ein außergewöhnliches Kind. Und ich habe zu viel Geld, mehr, als ich in einem Leben ausgeben könnte. Warum soll ich da also nicht der Zukunft unserer Welt unter die Arme greifen?“

Das waren ganz neue Töne von ihm und irgendwie wirkten sie zurecht gelegt. Als hätte er nur etwas herunter geleiert, was er vorher auswendig gelernt hatte.

„Aber das kann ich doch nicht annehmen!“, meinte Amy entrüstet. „Das geht doch nicht.“

„Ach Papperlapapp“, meinte er und griff dann nach ihrem Besen, den sie neben seinen an den Turm gestellt hatte.

Sathyria kannte diese Sorte nicht. Er war nicht wie ihre Schulbesen in Hogwarts. Obwohl, gab es nicht jemanden, bei dem sie so einen schon malgesehen hatte? War das nicht Harry gewesen?

„Der ist auch für dich.“, meinte er. „Ein Feuerblitz. Falls es mal eng werden sollte und du noch nicht apparieren kannst...“

Schnell sah Amy zu ihm hoch.

„Warum sollte es eng werden?“, fragte sie erschrocken.

Alfons schwieg. Sein Dauergrinsen war einer eher besorgten Miene gewichen, doch er atmete einmal tief durch und fing sich, ehe er was Falsches sagen konnte.

„Ich meine damit, falls du jemals in Gefahr sein solltest. Gründe dafür kann es viele geben.“

Nun gut, er hatte schon recht, aber wie viele Galeonen hatte er für dieses ganze Zeug ausgegeben? Ein Umhang mit langer, spitzer Kapuze, plus dicke Handschuhe, alles aus feinstem und besten Drachenleder. Dazu kam, dass das nur zum fliegen auf einem Feuerblitz war, dem momentan besten Rennbesen auf dem Markt.

Und das alles schenkte Alfons ihr!

Ein Mann, der vor einem halben Jahr ihre Mutter getötet hatte und der sie in dieser Kostümierung, die sie nun hatte, nicht mal kannte. Er wusste nicht mal, dass sie Amy war, er ahnte es nicht ein Stück... oder doch?

Aber wieso zum Geier hätte er es ihr kaufen sollen?

Nur um sie damit hinter den nächsten Baum zu locken, zu foltern und dann umzubringen? Das wäre doch dezent übertrieben.

Wobei... Er war ein Todesser und war Todessern nicht alles zuzutrauen?

Und was sollte die Sache mit: Falls es mal eng werden sollte...

„Es gibt übrigens noch passende Schuhe dazu.“, meinte Alfons da lachend.

„Noch mehr?“, fragte Amy entsetzt.

„Ja, aber keine Sorge, das ist das letzte und ich dachte mir, dass das jetzt zu lange dauern würde wenn du die auch noch anziehen müsstest. Wir fliegen ja nur zum Quidditchfeld, machen ein paar Flugmanöver und dann kommen wir wieder zurück. In der Zwischenzeit werden die Geister sie zu deinem Zimmer bringen.“

„Moment mal, ich verstehe das immer noch nicht. Ist da jetzt irgendein Trick bei?“

„Nein, ich möchte dir nur einfach eine Freude machen.“, er sah sie nicht an, sondern griff nur nach seinem Besen.

„Dann... Danke...“, murmelte sie und sah auf ihre Ärmel. Er nickte und klopfte ihr auf die Schulter.

„Und nun genug geredet, Miss Tonks, aufsteigen und dann zum Quidditchfeld.“

Sein Besen erhob sich schon in die Luft und er flog hoch.

Verwundert sah ihm Amy noch nach, tat es ihm dann aber nach und kaum dass sie sich vom Boden abgestoßen hatte sauste der Stiel unter ihr schon los. Beinahe so schnell, dass sie nach hinten weggekippt wäre.

Das Ding war wirklich ein Mörderinstrument.
 

„Er hat dir das geschenkt?“, fragte Bellatrix verblüfft und betrachtete ihre Nichte, die mit dem Besen in der Hand und eingepackt in Drachenleder, zusammen mit den Viertklässlern den Raum für dunkle Künste betreten hatte. Rodolphus stand etwas weiter abseits an einen schweren Tisch gelehnt und betrachtete neben der hereinströmenden Masse auch das Mädchen und seine Frau.

„Ich weiß, ich versteh es auch nicht. Er kam einfach auf mich zu und hat mir die Sachen in die Hand gedrückt.“, erklärte sie Achsel zuckend. Bella sah sie nachdenklich an.

„Das sieht Alfons aber gar nicht ähnlich, einfach so Geschenke zu verteilen. Und schon gar nicht so was!“, erklärte sie.

„Ich war auch verwundert.“

„Aber du hast dich doch bedankt, oder?“

„Natürlich!“

„Wenn ihr beiden Plappermäuler nichts dagegen habt, dann würde ich gerne mit meinem Unterricht beginnen.“, knurrte Rodolphus mit zusammen gekniffenen Augen in Richtung Sathyria. Bellatrix sagte nichts zu ihm. Sie nahm nur ihre Nichte und schob sie hinaus in einen angrenzenden Raum in dem sie sie unterrichten wollte.

„Irgendwie scheint Onkel Rodolphus was gegen mich zu haben.“, bemerkte Sathyria als sie die Tür geschlossen hatte. Sie packte ihren Besen beiseite und zog Handschuhe und Mantel wieder aus.

„Wir haben alle was gegen Halbblüter.“, erklärte Bellatrix. „Allerdings mit der Ausnahme, dass einige von uns in deine Fähigkeiten glauben und andere nicht. Einige sind beeindruckt, anderen sind deine Fähigkeiten egal.“

„Man kann es eben nicht allen recht machen.“, erklärte Amy. Ihre Tante schüttelte den Kopf.

„Aber so lange du hier niemanden hintergehst, können wir den Rest auch noch von dir überzeugen.“

Sie grinste breit und schob eine Truhe heran.

Ihr Lachen irritierte Amy nun doch etwas.

„Was hast du da?“, fragte sie und trat vorsichtig näher.

„Komm her, mein Liebes.“, bat Bellatrix und strich liebevoll über die Truhe.

Nichts ahnend folgte Amy dieser Anweisung und trat dichter heran. Kaum stand sie davor öffnete Bellatrix den schweren Gegenstand. Der große Deckel schwang auf und neugierig steckte Sathyria den Kopf über den Rand.

Tief unten auf dem Boden der Kiste, saß ein Mann. Seine Klamotten waren schäbig, entweder saß er schon verdammt lange dort unten oder aber er war ein Obdachloser.

„Armer kleiner Muggel.“, meinte Bellatrix in die Richtung des Mannes mit einem gespielt traurigen Gesicht. „Er und seine Wandergruppe haben vor einigen Tagen unerlaubter Weise das Grundstück betreten.“, meinte sie leise schnurrend und stellte sich hinter ihre Nichte. „Sie dachten, sie könnten hier Unterschlupf finden.“, sie zog erneut einen Schmollmund. „Wir haben ihnen eine Bleibe gegeben!“

Sie lachte leise über ihren eigenen Antiwitz.

Amy wusste noch nicht, was sie davon halten sollte. Noch immer sah sie verwirrt zu dem Mann hinunter. Flehend sah er zu ihr hinauf.

„Hol ihn raus, mein Schatz.“, zischelte sie ihr ins Ohr. „Er wird dein Übungsobjekt sein!“

Da war er, der Grund für das Ganze.

Erschrocken sah sie ihre Tante an.

„Was?“

„Komm schon.“, schnurrte sie sie an. „Es ist nur ein kleiner, wertloser Muggel. Niemand wird ihn vermissen.“

Amy schluckte.

„Hol ihn aus der Truhe!“, Bellas Stimme wurde schneidender. Sie verlor sehr schnell die Geduld.

Schockiert drehte sich Amy wieder um. Sie konnte doch nicht... Sie wollte nicht...

Aber sie musste, wenn sie ihr eigenes Leben retten wollte.

Schwer schluckend zog sie ihren Zauberstab.

„Ja, gut so mein Liebes“, schnurrte Bella hinter ihr und legte ihr die Hände auf die Schulter. „Hol ihn hoch.“

Amy richtete den Zauberstab auf den Mann, der schockiert in eine Ecke zurück wich.

Entsetzt schrie er auf und wedelte mit Armen und Beinen, als sie ihn aus der Truhe heraus schweben ließ. Zappelnd wie ein Fisch ohne Wasser landete er vor ihnen auf dem Boden.

„Gut so, Sathyria, mein Kind.“, murmelte Bellatrix und gab ihr einen leichten Kuss auf die Schulter, ehe sie die Seite wechselte und ihr über die Andere sah.

Der Mann zog flehend die Augenbrauen zusammen.

„Lasst mich gehen, bitte!“, wimmerte er. Der kleine Mädchen schluckte, doch die Frau, die ihr so ähnlich sah erhob die Stimme.

„Halt den Mund, Muggel!“, kreischte sie.

„Bitte...“, bettelte er.

„Silencio“, Amys Stimme zitterte leicht, als sie den Fluch auf den Mann los ließ.

Sofort brachte er keinen Ton mehr heraus.

„Hu? Na sieh mal einer an!“, mit einer Mischung aus Stolz und Verblüffung sah Bellatrix ihre Nichte an. „Was ein braves Mädchen.“, säuselte sie.

Entsetzt saß der Mann auf dem Boden und versucht noch einen Ton heraus zu bekommen.

Amy sah ihn nur an. Sie wollte das nicht. Aber...

„Du weißt wieso er hier ist, Sathyria, mein Kind.“, säuselte Bella wieder, die weiter ihr Kreise um ihre Nichte zog. „Der kleine, neugierige Muggel ist in unsere Welt eingedrungen und wollte uns unsere Zauberkräfte stehlen. Dafür muss er doch bestraft werden!“

Sie lachte leise.

„Also wird er, anstatt unsere Kräfte zu bekommen, dir dabei helfen, deine zu stärken!“, sei freute sich beinahe dumm und dämlich. „Mein Geschenk an dich. Als Übung für die drei Flüche!“, hauchte sie ihr ins Ohr. „Der Imperius, der Cruciatus und...?“

„Der tödliche Fluch.“, murmelte Amy. Panisch sah der Mann zu ihr auf.

„Ja!“, freute sich Bellatrix. „Mein kluges, kleines Mädchen!“

Er wollte seinem Tod noch nicht ins Auge sehen, soviel war klar. Der Mensch sprang auf, und rannte zu der Tür, ihm doch egal, dass er nicht mehr reden konnte, doch der Fluch von Bellatrix traf ihn schwer im Rücken.

„Crucio“, schrie sie und auf halben Weg zur Freiheit brach er zusammen und krümmte sich auf dem Boden.

Er sollte schreien, aber Amy war dankbar dafür, dass er es dank dem Schweigezauber nicht mehr konnte.

Sie erinnerte sich daran wie sie Jeannine vor der ganze Hogwartsschule gefoltert hatte und spürte, wie es ihr in den Fingern zuckte, kombiniert mit dem Wunsch nach ihrem Zauberstab zu greifen und den Fluch ihrer Tante zu unterstützen.

Die Verbindung zwischen Bellas Zauberstab und dem Mann brach ab. Er blieb am Boden liegen, schnell atmend und mit Tränen in den Augen.

„Wo waren wir?“, schnurrte Bella und sah zu ihrer Nichte.

„Bei der Aufzählung der Flüche.“, erklärte sie. Ihre Stimme war mit einem mal wieder fest.

„Ah ja, genau.“, sie nickte.

„Lass uns doch mit dem Imperius beginnen.“, enschied Bellarix grinsend.

Amy antwortete nicht. Sie sah noch immer auf den Fremden hinunter.

Er ergab sich, streckte die Beine und die Arme aus und legte den Kopf beiseite. Die Schultern zuckten.

Er weinte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Omama63
2015-09-27T12:59:06+00:00 27.09.2015 14:59
Alfons macht ihr so teure Geschenke, als wenn sie seine Tochter wäre. *grins* Er muss nur aufpassen, dass es nicht zu viel wird, sonst werden die anderen misstrauisch.
Amy tut mir leid. Sie muss den armen Muggel foltern und dann töten.
Bin schon gespannt, ob sie den Todesfluch benutzt und ob er funktioniert.

Lg
Omama63
Antwort von:  XdramaX
27.09.2015 17:05
Die Frage sollte eher lauten: Kommt sie überhaupt dazu ihn zu benutzen, oder fliegt sie vorher noch auf hehe


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