Lektion 1 - Hungersnot?!
Lektion 1: Hungersnot?!
Der noch am Boden liegende Omaticaya fühlte nun, dass er seinen sich neben liegenden menschlichen Körper verließ. Ein kurzer Atemzug und langsam öffnete er die Augen. Jake blickte in die wunderschön gelben Augen Neytiris. Diese lächelte ihn an, auch wenn sich eine kleine Freudenträne den Weg nach außen bahnte. „Ich sehe dich“, sagte sie leise, berührte dabei seine Wange. „Ich sehe dich“, gab Jake ihr zurück, während er versuchte sich aufzustellen und wandte seinen Blick kurzzeitig auf den alten leblosen Körper. Gedanklich war er noch bei ihm und konnte noch nicht richtig fassen, was gerade eben geschehen ist. „Der Baum der Seelen.... .“ „ Du bist nun einer von uns Jake Sully. Alle Na´Vi werden diesen Tag niemals vergessen.“ Mit einer gehobenen Pose zeigte die Schamanin ihm das Volk, das sich für ihn aufrichtete und bereit war, seinen Geburtstag zu feiern.
Inmitten des Platzes war ein großes Lagerfeuer, an dem sich ringsherum alle Na´Vi setzten. Ein wenig Unangenehm war es dem Mann schon, denn er war gerade erst einer von ihnen geworden und schon himmelten ihn alle mehr oder minder an.
Als Jake so sehr darüber grübelte, strich Neytiri ihm mit der Hand über sein Gesicht. „Was ist los...?“ Erst nachdem sie die Frage beendet hatte, kam Jake aus seinem Gedankenfluss wieder heraus. „Es ist nichts. Ich bin es nur nicht gewohnt...“, und fügte hinzu: „ in einem anderen...naja Körper zu stecken und den menschlichen zu vergessen. Es verlangt etwas Zeit.“ Sie nickte.
Das Fest ging bereits einige Stunden lang. Lieder wurden gesungen und getanzt. Naja ob man es tanzen nennen konnte ist fraglich, jedenfalls für den damaligen Menschen war dies wohl etwas merkwürdig anzusehen. Sein Lachen musste er sich jedenfalls ordentlich verkneifen. Das könnte ja heiter werden... .
Nach einigen Tänzen durchströmten gewisse Fragen seinen Kopf. Gewisse Hungersfragen könnte man schon sagen. Warum gab es auf seinem Geburtstag kein Festmahl? Trotzig richtete er sich auf und ging eine Weile verwirrt um den Platz, um vielleicht doch noch etwas zu ergattern. Dennoch fand er rein gar nichts, außer Sträucher, Büsche und umher krabbelnde Tiere, die er nicht identifizieren konnte. Ein großer Seufzer machte sich breit. Fraglich schauten Moat und ihre Tochter den Neuankömmling an. „Stimmt etwas nicht?“ „Ich habe großes Verlangen nach Meccesfood!“, floss aus seinem Mund. Ohje er hatte er gesagt. Die große Häuptlingstochter blickte zerknirscht drein und verstand nicht ganz. „Mecc....was?“ Jetzt musste er sich eine gute Ausrede bzw. Erklärung einfallen lassen. Immerhin war er doch kein Mensch mehr, dachte aber immer noch so. „Also...bei uns Menschen ist dies ein edles Restaurant, ehm großer Platz, wo wir unsere Nahrung zu uns nehmen. Schmeckt sehr gut das Essen, ist aber besonders fetthaltig.“ Was fetthaltig von Bedeutung war, wollte er in diesem Falle lieber nicht erwähnen. Bei solch dünnen Kreaturen würde dies wahrscheinlich respektlos erscheinen.
Die Antwort Jake Sullys ließen sie erstmal auf sich wirken, was bereits einige Minuten dauerte, weil sie sich das Essen scheinbar versuchten bildlich vorzustellen. „Ich habe immer noch einen Bärenhunger....irgendwie...“ , sprach er leise und fasste sich dabei an seinen Bauch. Kichernd erwiderte Neytiri daraufhin: „Bei uns Na´Vi ist es üblich, nicht so viel Nahrung zu sich zu nehmen. Wie du bereits gelernt hast leben wir zwar von den Tieren, aber es ist alles nur geborgt und geborgenes muss irgendwann wieder zurückgegeben werden. Um uns dieser Kraft mächtig zu werden, müssen wir beten zu unserer großen Mutter.“ °Klar, damit ihr kein schlechtes Gewissen habt. Töten ist nicht gerade eine schöne Tat.° Sein Lächeln wurde immer breiter und unsicherer. „Wie oft soll ich denn in der Minute beten, um genug essen zu dürfen?“
„Jake Sully, du musst noch sehr viel mehr lernen, als du vielleicht denkst... .“ Moat schüttelte leicht den Kopf, atmete tief ein und aus. Diese menschlichen Wesen waren ihr doch zu hoch.
Ein schlechtes Gewissen hatte er nach diesem Abend schon, doch wie sollte er sein Verhalten anders erläutern. Nachdenklich lag er da auf seinem Schlafplatz hoch in den Baumwipfeln, gequält davon, dass sein erster wirklicher Tag im Volk anders verlief als geplant. „Hey du Möchtegern Omaticaya!“, rief eine Stimme neben ihm. Erschrocken drehte er sich zu ihr. „Du hast mich erschreckt, Neytiri.“ „Tut mir leid, aber glaube mir, auch wir möchten noch von dir lernen. Alles hast du uns ja nicht berichtet über deine Welt, euer Verhalten oder ähnliches. Mach dir keine Vorwürfe wegen vorhin.“ Gott sei Dank. Erleichtert lachte er in den Himmel hinein. Trotzdem war er zu müde, um sich weiterhin dafür zu freuen und sank in den Schlaf, Neytiri an seiner Seite, die seine Hand hielt.
In der Traumwelt angekommen träumte er von den kleinen, aber leckeren Cup Cakes von McDonalds, die es in einer Schoko- oder Erdbeervariante gab, von Steaks aus seinem Lieblingsrestaurant und von Mamas hausgemachten Kartoffelsalat, natürlich amerikanisch zubereitet!
„Welch schöne Welt...“, murmelte er kaum hörbar. Auffällig jedoch war sein Sabberstreifen, der sich über seinen Mundwinkel den Weg zu Neytiris Wange bahnte. Diese wurde dadurch geweckt und stammelte etwas wie: „ Skxawng...(Schwachkopf)“
