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After The Rain

The Sun Shine
von

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After The Rain

Thema: Eigene Serie

Titel: After The Rain

Genre: One Shot, Drama, Fantasy (Shonen-Ai)

Charaktere: Christian, Fanlon, Jessica, Christians Vater, Jessicas Vater

Pairing: Jessica x Christian (sollte zumindest), Fanlon x Christian (minimale Andeutung)

Copyright: Hey, die liegen sogar bei mir vor! o.o"
 

Auf jeden Regen folgt Sonnenschein.
 

Still saß er in seinem Zimmer, blickte durch das Fenster hinaus, in den Garten. Der von Wolken bedeckte Himmel färbte das sonst so strahlende Grün des Gartens in ein mattes Moosgrün. Trüb wanderte der Blick der hellbraunen Augen Richtung Himmel und ein Seufzen verließ die Lippen des Jungen. Es war wie so oft. Seit dem Beginn des Herbsts hingen die grauen Wolken im Himmel, verdeckten die Strahlen der Sonne und tauchten die Welt unter ihnen in eine trübe Welt. Schon seit Tagen wartete die Bevölkerung darauf, dass Regen fiel, und doch verließ kein Tropfen die düstere Wolkendecke. Kurz schüttelte er den Kopf und fuhr sich mit einer Hand durch das rabenschwarze Haar. Er durfte an so etwas nicht denken. Er musste sich auf andere Sachen konzentrieren. Leise erhob er sich von der Fensterbank und schlenderte zu seinem Schreibtisch hinüber, ließ seine Finger über das dunkle Holz streichen und stockte, als er bei dem kleinen Stapel ankam, der schon seit einigen Tagen an ein und derselben Stelle ruhte. Schweigend musterte er die Dokumente und nahm eines der Blätter auf, überflog es kurz. Eine Antrag auf neue Waffen. Die Wachen wollten sich wohl neu ausrüsten. Reichte die bisherige Ausrüstung nicht schon? Seiner Meinung nach, waren die Armen bereits überladen, was ihre Werkzeuge anging.
 

Ohne dem Dokument weiter Beachtung zu schenke, ließ er es wieder auf den Schreibtisch sinken. Sollte sich doch sein Vater darum kümmern. Der war immerhin König, und musste sich um alles kümmern, was größere Entscheidungen anging. Warum liefen solche Papiere überhaupt noch über seinen Tisch?

Erneut flog sein Blick zum Fenster hinüber und erneut legte sich der trübe Glanz in seine Augen. Er mochte die Zeit zwischen Sonnenschein und Regen überhaupt nicht. Sie stimmte ihn traurig. Immer erinnerte ihn das Schauspiel daran, dass nicht alles auf dieser Welt so rosig sein konnte, wie die Blumen in dem weitläufigen Garten ihrer Villa.
 

Ein Klopfen riss ihn aus den Gedanken und erschrocken wand er den Blick zur Tür. Wer störte ihn denn um diese Uhrzeit? Das war vollkommen unüblich.

"Junger Herr, Ihr Vater möchte Sie umgehend im Foyer sprechen.", rief die bekannte Stimme eines Butlers. Augenblicklich stockte ihm der Atem. Na prima. Nun wollte auch noch sein alter Herr mit ihm sprechen.

"Ich komme.", antwortete er, obwohl im jegliches Interesse an einem Meeting mit seinem Vater fehlte. Trotzdem durfte er sich dem nicht widersetzten, außer er zielte darauf ab, den Rest seines Lebens nicht mehr aus seinem Zimmer zu kommen.

Tief seufzend schloss er einen Moment die Augen und lauschte in die vollkommene Stille hinein. So wie er es einschätzte, wartete sein Butler vor der Tür, bis er hinaus kommen würde. Dementsprechend setzte er sich in Bewegung und öffnete die Tür.
 

Ziemlich verwundert bemerkte er jedoch, dass der Butler bereits verschwunden war. Seltsam, aber vielleicht hatte sein Herr Vater noch andere Anweisungen gegeben und der Gute musste schnell weiter. Sich darüber nicht weiter den Kopf zerbrechend schritt er den Gang entlang zur großen Treppe, welche hinunter ins Foyer führte. Als er die oberste Stufe erreichte, hielt er an und blickte hinab. Sein Vater, ein etwas kompakter, kleiner Mann mit kurzen, gräulich blondem Haar, stand mit ein paar Leuten, welche ihm vollkommen Fremd waren, am unteren Ende der Treppe. Eine junge Frau und ein Herr, geschätzter Weise im selben Alter wie sein Vater, unterhielten sich angeregt mit diesem. Wobei eher der Mann sprach und die junge Dame nur ab und an ein Wort einwarf.
 

"Ihr habt mich gerufen, Vater?", erhob er schließlich die Stimme und schritt langsam die Treppen hinab, musterte die junge Dame eingehend. Ganz klar eine Prinzessin oder Grafentochter aus dem Nachbarskönigreich. Ihre Kleidung und auch ihre aufwendig hochgesteckte Frisur sprachen eindeutig dafür. Sie wand den Blick zu ihm hinauf, und freundliche ozeanblaue Augen funkelten ihn neugierig an. Sie war schön, keine Frage, dennoch machte sich ein unangenehmer Druck in seinem Magen breit und ihn beschlich das Gefühl, als würde er diese Dame bald besser kennen lernen, ob er nun wollte, oder nicht.
 

Als er am Ende der Treppe ankam, nickte er dem Herren, welcher unverkennbar der Erzeuger der jungen Dame war, zu und dann ihr selbst.

"Ja, das habe ich, Christian. Ich wollte dir unsere Gäste vorstellen: Graf Alexander Friedrich und seine geliebte Tochter Jessica.", sprach sein Vater und deutete auf die beiden Fremden. Also hatte er es wirklich mit einer Grafentochter zutun. Er lächelte die junge Dame charmant an und nahm sanft ihre Hand, ehe er ihr einen zarten Kuss auf den Handrücken hauchte.

"Es ist mir eine Ehre, schöne Frau.", flüsterte er leise und richtete sich wieder voll auf, empfing das schüchterne Lächeln der Tochter.

"Die Ehre liegt ganz auf meiner Seite, euer Hoheit.", sprach sie leise und zog vorsichtig ihre Hand zurück, strich mit den Finger der anderen über die Stelle, an der seine Lippen sie berührt hatten. Sie hatte etwas niedliche, aber seiner Meinung nach, war sie zu schüchtern. Ihr Blick sagte deutlich aus, wie unwohl sie sich in der Situation fühlte. Ihm war das Ganze zwar auch nicht unbedingt geheuer, aber er zeigte das wenigstens nicht so offensichtlich.

„Mir wurde bereits so viel von Ihnen berichtet. Ich konnte es kaum erwarten Sie ein Mal kennen zu lernen.“, durchbrach ihr zartes Stimmchen erneut die Stille und Christian musste schmunzeln. Vielleicht war sie ja doch nicht ganz so schüchtern, wie er angenommen hatte.

„Es erfreut mich, das Interesse der jungen Dame erweckt zu haben.“, lächelte er und wand den Blick dann zu seinem Vater, welcher nickend neben ihm stand.
 

„Habt Ihr noch ein Anliegen, Vater, oder darf ich mich wieder in meine Gemächer zurückziehen?“, erkundigte er sich und strich sich eine Strähne des schwarzen Haares aus dem Gesicht, zurück hinters Ohr, präsentierte dadurch seinen geliebten Rubin-Ohrring. Sein Vater hegte eine gewisse Abneigung gegen seinen Ohrring und der junge Prinz nutze dies gerne schamlos aus. So konnte er sich wenigstens auf seine eigene Art gegen seinen Vater richten.

Christian konnte förmlich spüren, wie der Blick Jessicas auf dem Schmuckstück ruhte. Die Bewunderung der Dame hing in der Luft. Kurz blickte er aus dem Augenwinkel heraus zu ihr, und sie senkte ertappt den Blick.

„Es sei dir gestattet dich zurück zu ziehen, doch bitte, nimm die junge Dame mit dir. Ihr solltet euch kennen lernen.“, sprach der ältere Herr aus und lächelte seinen Sohne auffordernd an. Das durfte doch nicht wahr sein. Jetzt sollte er sich auch noch um die Frau kümmern? Wo sollte das denn enden?

Dennoch hielt er Jessica eine Hand hin.

„Möchtet Ihr mit mir kommen, Lady Jessica?“, erkundete er sich, dem versteckten Befehl seines Vaters Folge leistend. Die junge Dame nickte zögerlich und legte ihre Hand in die Seine.

„Es wäre mir eine Ehre!“, bestätigte sie lächelnd und ließ sich von Christian die Treppen hinauf und in sein Gemach führen.
 

Dort angekommen, ließ der junge Prinz sich wieder auf der Fensterbank sinken und blickte kurz aus dem Fenster. Das Himmelswasser hatte sich immer noch nicht dazu entschieden zu fallen. Seufzend wand er sich wieder zu Jessica, die sich interessiert in dem geräumigen Zimmer umschaute.

„Fühlt Euch frei, alles zu erkunden.“, erlaubte er ihr und musterte sie erneut. Ihr Kleid war wirklich bezaubernd gearbeitet und betonte ihre Augen. Das kastanienbraune Haar gab dem gesamt Bild eine besondere Note, doch musste er sich eingestehen, dass er noch nie eine Schwäche für Frauen mit braunen Haaren hatte. Ihm war das helle Blond oder das tiefe Schwarz, welches die Haare mancher Frauen einnahm, viel lieber. Er mochte keine Zwischenstufen. Braun, stand ebenso zwischen Blond und Schwarz, wie der wolkenbedeckte Himmel, zwischen Sonnenschein und Regen.
 

„Ihr lebt hier sehr schön.“, flüsterte die Grafentochter leise und blieb ein Stück vor ihm stehen, lächelte ihn offen an.

„Finden Sie? Man gewöhnt sich wohl daran und verliert die Gabe die Schönheit zu erkennen.“, erklärte er ruhig und sah sich etwas um. So schön fand er es hier gar nicht. Es war für seinen Geschmack zu groß. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich hier verlief, war ziemlich hoch. Aber am Meisten machte Christian die Einsamkeit zu schaffen. Er hatte zwar nichts, gegen Stille, aber gegen das Alleine sein hatte er etwas. Er hasste es. Und in dieser Villa war es sehr einsam. Kurz schüttelte er den Kopf.

„Es ist vielleicht etwas Still hier, aber das ändert sich bald.“, sprach sie lächelnd und strich ihm etwas zögerlich über den Arm. Verwirrt musterte er sie.

„Wie meinen?“

„Na, wenn ich eure Braut werde, dann wird es hier etwas belebter.“, erklärte sie, weiterhin dieses Lächeln auf den Lippen.
 

Augenblicklich stockte der junge Prinz. Moment, diese Frau sollte seine Braut werden? Wieso erfuhr er das jetzt erst? Etwas Erschrockenes schlich sich in seine hellbraunen Augen und er schüttelte den Kopf.

„Entschuldigt mich!“, rief er und verließ augenblicklich den Raum. Rasch lief er durch die Gänge der Villa, auf der Suche nach seinem Vater. Schnell hatte er diesen gefunden. Im Besprechungsraum des Erdgeschoss hatte er sich mit dem Grafen zurückgezogen. Sicherlich besprachen sie bereits die Hochzeit.

Rücksichtslos stieß Christian die große Flügeltür auf und blickte seinen Vater verärgert an.

„Vater! Warum habt Ihr mir nicht berichtet, dass die junge Dame meine zukünftige Braut sein soll?“, fragte der junge Prinz aufgebracht und schlug die Handflächen geräuschvoll auf den Tisch. Sein Vater blickte ihn verdattert an, erhob sich dann jedoch.
 

„Junge, was fällt dir ein, einfach so in eine wichtige Besprechung zu platzen? Wo sind deine Manieren?“, knurrte der Ältere ebenso aufgebracht wie sein Sohn. Dieser schüttelte nur den Kopf.

„Beantwortet meine Frage!“, forderte Christian und funkelte seinen Vater düster an.

„Ich habe dir nichts gesagt, da du es ohnehin erfahren hättest. Spätestens am Tag der Hochzeit.“, antwortete sein Vater widerstrebend.

„Ich habe euch bereits vor Jahren gesagt, dass ich meine Braut selbst auswählen will.“, brüllte der junge Prinz und wand sich ruckartig wieder um, verließ wieder den Raum und schließlich das gesamte Gebäude.

„Christian!“, hörte er seinen Vater noch rufen, reagierte jedoch nicht darauf. Würde er jetzt umkehren, dürfte er sich anhören, was eine Schande es doch für die Familie wäre, was er gerade getan hatte. Es war Christian vollkommen egal, ob er nun Schande über das Haupt der Familie brachte, oder nicht. Es interessierte ihn nicht. Christian hasste seinen Vater dafür, dass er über seinen Kopf hinweg bestimmt hatte, dass er diese Jessica heiraten sollte, obwohl ihm versprochen wurde, er dürfe sich seine Geliebte selbst erwählen.
 

Der junge Prinz rannte durch die Straßen der Stadt bis er nicht mehr konnte. Schwer atmend stützte er sich gegen eine Hauswand und blickte auf die Erde. Warum? Warum wollte sein Vater ihm das antun? Weshalb plante sein Vater ihn mit einer Frau zu verheiraten, die er nicht kannte? Was dachte dieser Mann sich nur dabei? Der junge Prinz hatte es bis jetzt immer geschafft seine Gefühle einzusperren, doch nun, hintergangen von seinem Vater, wusste er nicht, ob er dazu überhaupt noch in der Lage war. Immer noch schnaufend ließ er sich an der Häuserwand zu Boden sinken. Ihm war egal, ob es dort dreckig war oder nicht. Es interessierte ihn einfach nicht, ob seine Kleider beschmutzt wurden.

Etwas verzweifelt zog er die Knie an den Körper und umschlang sie mit den Armen. Er hatte sich zwar zuvor schon einsam gefühlt, aber noch nie stach diese Einsamkeit so stark hervor wie an diesem Tag. Sein Körper wurde von einem Zittern eingenommen, das ihn einfach nicht mehr loslassen wollte.
 

Plötzlich fiel ihm ein feuchter Tropfen in den Nacken und Christian erschauerte. Sein Blick wanderte gen Himmel und ein Tropfen fand den Weg auf sein Gesicht. Regen. Es hatte tatsächlich begonnen zu regnen. Der Himmel weinte endlich die Tränen, die er schon seit Tagen zurückgehalten hatte.

Wenige Sekunden später, schüttete es regelrecht vom Himmel und der junge Prinz saß triefnass an die Häuserwand gelehnt, die Augen geschlossen haltend. Es tat gut, das kühle Nass auf dem Gesicht und am gesamten Körper zu spüren. Er mochte den Regen. Er war wie ein Beweis, dass der Himmel ebenso litt, wie all die Menschen, die hier unten auf der Erde ihr Leben fristeten.
 

Christian saß noch einige Minuten so auf der Erde und ließ den Regen auf sich niederfallen. Dann wurde er von einem leisen Winseln gestört und er blickte vorsichtig auf. Was war das? Forschend ließ er seinen Blick wandern, bis er einen kleinen Hund entdeckte, der langsam und zögerlich auf ihn zu tapste. Das Fell des Tiers war von einem ziemlich hellen goldbraun und weckte augenblicklich das Interesse Christians. Vorsichtig streckte er dem Welpen eine Hand entgegen und lockte ihn so zu sich.

„Hey, was machst du den alleine hier draußen?“, fragte er leise und strich dem zitternden Tier zögerlich über das durchnässte Köpfchen. Das Tier schmiegte sich in die Handfläche des Prinzen und brachte diesen leicht zum schmunzeln. Langsam zog er seine Hand zurück und erhob sich. Der forschende Blick von zwei kleinen schwarzen Hundeaugen lag auf ihm, als er den Welpen auf seinen Arm hob.

„Na komm. Ich bring dich lieber mal ins Trockene, sonst wirst du noch krank.“, murmelte Christian leise und setzte sich in Bewegung. Natürlich war es dumm zu diesem Zeitpunkt wieder zurückzukehren, doch verdrängte er den Gedanken schlichtweg. Er hatte immerhin gerade einen guten Grund dazu, zurückzugehen. Sonst würde der kleine Hund sich noch was einfangen. Und das konnte er einfach nicht riskieren. Streuner hin oder her, das Tierchen hat auch ein Recht auf ein gesundes Leben. Erst jetzt fiel Christian auf, wie weit er sich von ihrem Wohnsitz entfernt hatte. Kaum zu glauben. So gut hatte er seine Kondition gar nicht eingeschätzt. Aber gut, dass er nun wusste, dass er auch eine ziemlich weite Strecke laufen konnte, ohne eine Pause machen zu müssen. Das würde ihm in Zukunft sicher noch mal zugute kommen.
 

Das leise Winseln des Welpen ließ ihn aus diesem Gedanken schrecken und er blickte das Tier an, das sich, nach einem Versteck suchend, in seinem Oberteil vergraben wollte. Ein kaum sichtbares Lächeln huschte kurz über das Gesicht des Prinzen und er hob seine Robe ein Stück an. Augenblicklich kuschelte das Tier sich in die ‚Trockenheit‘, wobei Christian bezweifelte, dass der Hund da nicht auch nass wurde. Immerhin war er selbst ja bereits von oben bis unten durchnässt gewesen, als der Welpe ihm aufgefallen war.

Nach einiger Zeit erreichte der junge Prinz auch schon wieder das Gelände seiner Familie. Kurz verzog er das Gesicht, als er die Villa musterte. Das Gebäude war seiner Meinung nach wirklich viel zu groß und protzig. Es lud doch förmlich dazu ein, einzubrechen. Aber das konnte ihm ja eigentlich egal sein. Immerhin musste sein Vater sich damit auseinander setzen, und nicht er. Wobei es einem schon auf die Nerven ging, wenn der eigene Vater einem vorjammerte, wie grausam die Welt doch sei. Aber gut, für solche Gedanken hatte Christian nun keine Zeit. Er musste sich immerhin um seinen kleinen Freund kümmern.
 

Als er das Haus erreichte, öffnete er nur langsam die Tür und blickte sich im Foyer um. Niemand war zu sehen. Perfekt. Besser konnte das nicht laufen. Flink huschte er durch die Tür und die Treppe hinauf in den ersten Stock. Ein kurzer Abstecher ins Badezimmer, um zwei Handtücher zu besorgen, und schon verschwand Christian wieder in seinem Gemach. Erleichtert schloss er die Tür hinter sich und lehnte sich kurz dagegen. Vielleicht reagierte er ja über, was die Vorsicht anging, keinem Personal oder gar seinem Vater zu begegnen, allerdings fehlte dem jungen Prinzen wirklich die Kraft, sich nun mit irgendwem auseinander zu setzten. Vorsichtig lud er den Welpen vor sich auf dem Boden ab. Das Tier schüttelte sich erstmal ordentlich und spritzte dem Jungen das Wasser geradewegs ins Gesicht.

„Also echt...“, murmelte Christian gespielt tadelnd und warf eines der Handtücher, welche er zuvor aus dem Bad hatte mitgehen lassen, über den Hund. Das Tier winselte kurz verwirrt auf, versuchte dann aber, sich wieder aus dem Stoff zu befreien. Der Anblick war einfach köstlich. Das Tier befreite sich nicht von dem Handtuch, sondern verhedderte sich nur noch mehr darin.
 

Grinsend trocknete Christian sich kurz selbst das Haar mit dem zweiten Handtuch, ehe er den Welpen aus dem kleinen Knäul befreite und ihn soweit es ging mit dem Handtuch zu trocknen versuchte. Der Welpe wehrte sich dagegen allerdings mit Pfoten und Schweif. Wenn auch erfolglos.

„Widerstand ist zwecklos, du bist zum Trocknen verurteilt.“, grinste Christian und ließ erst wieder von dem Tier ab, als es sich letztendlich doch aus der Handtuchattacke befreien konnte. Immer noch mit einem Grinsen auf den Lippen sah der schwarzhaarige Junge dabei zu, wie der Hund sich unter das Bett flüchtete. Irgendwo ja ganz niedlich.
 

Ergebend legte Christian nun das Handtuch zusammen und platzierte es auf seinen Schreibtisch. Der Papierkram war mittlerweile scheinbar bei seinem Vater gelandet. Gut, dann musste er sich nicht weiter darum kümmern.

Langsam rubbelte er noch einmal mit seinem eigenen Handtuch über seine Haare, in der Hoffnung, dass sie doch noch komplett trocknen würden. Dann entledigte der Prinz sich seines durchnässten Mantels und ließ ihn über die Lehne seines Schreibtischstuhls fallen. Das weiße Hemd folgte dem dunklen Mantel schnell. Kurz streckte Christian sich etwas und ließ sich dann neben dem Bett auf die Knie sinken. Er lehnte sich hinunter und schaute nach dem kleinen Welpen. Der Hund hatte sich, zerzaust wie er durch das abtrocknen nun war, zusammen gerollt und die kleinen schwarzen Knopfaugen ruhten auf dem jungen Prinzen.

„Tut mir Leid, Kleiner. Aber ich konnte dich ja schlecht so nass, wie du warst, durch meinen Raum geistern lassen.“, entschuldigte Christian sich ehrlich bei dem Tier und streckte ihm eine Hand entgegen. Zögerlich schnupperte der Hund wieder an ihm, und tastete sich dann langsam wieder unter dem Bett hervor, bis er schließlich schwanzwedelnd vor dem Prinzen saß.
 

Lächelnd legte der schwarzhaarige Junge den Kopf leicht schief und erhob sich wieder, hob den Welpen an und setzt ihn auf seinem Bett wieder ab. Eines war schon mal klar. Der Streuner hatte kein Halsband an, was darauf schließen ließ, dass er kein Herrchen besaß, das ihn vermissen könnte. Immer noch wild mit dem Schwanz wedelnd tapste das Tier erkundungslustig über das Bett und wuselte sich mit dem Köpfchen unter die Decke, bis nur noch der buschige Schweif zu sehen war. Christian kicherte kurz leicht und hob die Decke an.

„Komm lieber wieder raus, sonst verhedderst du dich wieder.“, riet er dem kleinen Hund und schob die Decke komplett zurück, um ihn wieder frei zu wissen. Neugierig musterten die Hundeaugen ihn und er hob fragend eine Augenbraue. Er wurde das Gefühl nicht los, dass der Kleine ihn prüfend musterte. Aber ein Hund war wohl kaum dazu in der Lage.
 

Demnach wand Christian sich wieder von dem Tier ab und ging zum Fenster. Es hatte endlich zu regnen begonnen. Das war wunderbar. Endlich wurden die Wolken das schwere Wasser los, das bedrückend den Himmel verdunkelt hatte.

„Ist das nicht wunderbar?“, fragte er eher rhetorisch in die Stille hinein, welche sonst nur von dem leises Prasseln des Regens und dem Rascheln des Bettbezugs gestört wurde.

„Klar, auf jeden Regen folgt Sonnenschein.“, erhielt er eine Antwort.

„Stimmt auffallend!“, merkte Christian schmunzelt an, doch stockte ihm Sekunden später der Atem. Wer war noch in seinem Gemach? Langsam wand er sich um und entdeckte einen blonden Jungen auf seinem Bett sitzen. Genau an der Stelle, an der der kleine Welpe zuvor gehockt hatte. Der Blick des Prinzen verfinsterte sich.

„Wer seit Ihr und wie seit Ihr herein gekommen?“, fragte er harsch und musterte den Jungen abschätzig. Seine Kleidung beschränkte sich auf ein langes, vollkommen verdrecktes Hemd, dessen Farbe wohl einst weiß war, und eine schon halb zerfetzte schwarze Hose. Die blauen Augen des Fremden blitzen leicht beleidigt auf.
 

„Erst schleppst du mich mit dir und dann fragst du mich, wie ich hier rein gekommen bin? Also wirklich! Ich dachte immer, Prinzen hätten was im Köpfchen.“, grinste der Junge und tippte dabei an seinen Kopf. Dann erhob er sich und verneigte sich kurz vor Christian. „Mein Name ist Fanlon. Ich danke dir, dass du mich ins Trockene gebracht hast. Ich hasse es nass zu werden.“

Christian verstand gar nichts mehr. Wovon sprach dieser Junge? Er hatte niemanden mit sich genommen, abgesehen von dem kleinen Hund. Apropos, wo steckte der Welpe eigentlich? Etwas suchend wand der junge Prinz den Blick. Nirgendwo zu sehen. Mist, wenn der Kleine nun hinaus gelaufen war, als dieser Junge herein kam. Das würde eine Katastrophe ergeben.

„Suchst du was?“

„Duzt mich gefälligst nicht!“, knurrte Christian den Jungen unvermittelt an und ließ ihn leicht zusammen zucken.

„Na schon, dann eben: Sucht ihr etwas, euer Hoheit?“, verbesserte sich der blondhaarige Fremde und musterte den Prinzen forschend.

„Ja, einen kleinen Hund.“, gab er eine knappe Antwort und musterte diesen Fanlon kurz. Vielleicht hatte er den kleinen Streuner ja gesehen.
 

Doch anstelle einer brauchbaren Information brach der Junge in Gelächter aus. Was war denn nun bitte so lustig?

„Oh man! Ihr Prinzen seit auch nicht mehr auf dem neusten Stand, was? ICH bin der kleine Hund, du Depp!“, kicherte Fanlon amüsiert und ließ sich wieder im Schneidersitz auf dem Bett nieder. Ha, und Christian war der Weihnachtsmann oder wie?

„Veräppeln kann ich mich selbst.“, grummelte der junge Prinz und schritt auf den Jungen zu, packte ihn beim Kragen und zog ihn hoch.

„Also noch mal zum mitschreiben für einen ‚Depp‘ wie mich: Wer bist du, wie bist du hier herein gekommen und was willst du?“, fragte Christian betont langsam und jegliche Höflichkeit beiseite schiebend. Der Junge schien ohnehin nicht gerade zur gehobenen Gesellschaft zu gehören, also konnte er sich das ohne nachwirkenden Effekt erlauben.

Fanlon seufzte hörbar und strich dem Prinzen eine schwarze Haarsträhne aus der Stirn. Christian unterdrückte den Reflex diesem Wichtigtuer eine zu knallen. Wenn er jetzt aus der Haut fuhr, bekäme er nicht die gewünschten Informationen.
 

„Mein Name ist Fanlon, Sohn des letzten Führers des Amanda-Rudels. Wollen tue ich hier nichts und hier her kam ich, als du mich mit geschleppt hast. Ausführlich genug? Dann kannst du mich ja jetzt wieder loslassen.“, sagte der blondhaarige Junge und entwand den Kragen seines Hemdes aus der Hand Christians. „Man, als du mich noch gestreichelt hast, warst du mir sympathischer.“
 

Kurz überlegte Christian, den letzten Satz Fanlons ignorierend. Amanda-Rudel. Davon hatte er schon ein Mal in einem der Geschichtsbücher gelesen, die ihm von seinem Hauslehrer als Lektüren verkauft wurden. Es hieß, dass diese Menschen die Möglichkeit hatten, sich in Tiere zu verwandeln, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt wurden. Welche das waren hing von der jeweiligen Person ab. Dennoch war er skeptisch. Der Clan sollte vor knapp einem Jahrhundert ausgestorben sein.

„Ich glaube dir nicht!“, verlieh er seiner Skepsis Klang und musterte Fanlon noch eindringlicher. Dieser rollte nur resigniert mit den Augen.
 

Als er zu einer Antwort ansetzen wollte, erklang ein Klopfen an der Tür und wie von der Tarantel gestochen sprang Fanlon auf, blickte sich kurz, nach eine Versteck suchend, um. Leider gab es in Christians Gemach keine guten Verstecke. Das hatte der Prinz extra so arrangiert, damit keine eventuellen Attentäter sich eingeladen fühlten. Doch als Fanlon dann auf ihn zukam, wich er kurz einen Schritt zurück, wurde jedoch vor weiterer Flucht von dem Größeren abgehalten.

„Dann liefer ich dir jetzt halt den Beweis, mein Prinz.“, grinste der Junge und drückte seine Lippen sanft auf die Christians. Erschrocken riss dieser die Augen auf. Was sollte denn die Nummer nun? Perplex taumelte er einen weiteren Schritt zurück, als der Griff Fanlons sich gelöst hatte. Sekunden später wurde die Tür aufgerissen und der König stand im Türrahmen.

„Christian, da bist du ja wieder, mein Sohn. Ich war schon besorgt, dir sei etwas geschehen!“, sprach der Vater Christians hektisch. „Mit wem hast du gesprochen?“
 

War das nicht genau zu sehen? Immerhin stand mitten im Raum ein komplett fremder Junge. Doch als der schwarzhaarige Prinz zu der Stelle sah, an der zuvor Fanlon stand, entdeckte er dort nur noch den kleinen Welpen von vorher. Wie war das nur möglich? Waren die Worte des Jungen etwa wirklich die Wahrheit gewesen? Scheinbar, sonst wäre dort nun nicht eben jener Hund. Die ganze Situation belächelnd hob Christian den Hund auf seinen Arm und kraulte ihn im Nacken. Fast augenblicklich begann das Tier mit dem Schwanz zu wedeln. Aha, Schwachstelle gefunden.

„Ich sprach mit dem Kleinen hier, Vater.“, antwortete er nun auch auf die Frage seines Vaters, blickte diesen nun leicht entschuldigend an.

„Verzeiht, dass ich mich vorhin nicht ganz ordnungsgemäß verhielt. Ich war verärgert.“, murmelte der junge Prinz dann leise und blickte auf den kleinen Hund hinab, der ja gar nicht wusste, wovon er sprach. Er musste es Fanlon unbedingt noch erzählen. Ihn interessierte gerade ungemein, wie er die Sache sah.

„Solange du dies nicht zur Gewohnheit machst, soll es vergessen sein. Die Hochzeit ist abgesagt. Ich hätte diese Entscheidung wirklich nicht hinter deinem Rücken treffen sollen, mein Sohn. Ich gab dir einst mein Wort und ich will es nicht brechen.“, versprach der König mit einem Lächeln auf den Lippen und nickte seinem Sohn zu. Es wunderte Christian etwas, dass sein Vater keine abfällige Bemerkung über den Welpen fallen ließ, aber er war froh darüber. Immerhin bedeutete dies, das Fanlon bei ihnen bleiben durfte. Und der Amanda-Nachkomme musste ihm noch so einiges erklären. Unter anderem was dieser plötzliche und unvermittelte Kuss sollte.
 

Das leise Prasseln des Regens ließ langsam nach und zaghaft brach die dicke Decke aus Wolken auf. Die Sonne war wieder in der Lage ihre wärmenden Strahlen auf die Erde hinab zu werfen, was diese auch unweigerlich tat. Nach dem Regen folgte eben immer Sonnenschein. Egal, wie schlimm der Regensturm zuvor auch gewesen sein mochte. Da konnte Christian Fanlon nur zustimmen. Von diesem Tage an, fühlte Christian sich nie wieder einsam, selbst an regnerischen Tagen nicht, da ihm der letzte Nachfahre des Amanda-Rudels stets Gesellschaft leistete, sei es in tierischer, oder menschlicher Form.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mel_Vineyard
2010-04-17T15:31:16+00:00 17.04.2010 17:31
voll süße ff!

obwohl mich die ganze umgebung ziemlich irrtiert hat. also dass der prinz einfach in die stadt rennen kann und in ner villa wohnen und so....

ich fänd ne fortsetzung in der man noch mehr über die beiden erfährt voll cool!

Mel


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