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Glaube

...
von

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Konflikt

Zischend umringten die Dämmerlinge Naminé und packten sie mit ihren langen, dünnen Armen, einer der Niemande wickelte sich elastisch wie ein Seil um ihre Beine und sie knickte ein, während die anderen beiden ihre Arme auf den Rücken drückten. Sie wehrte sich nicht, was Axel ebenfalls auffiel.

„Nanu? Warum so gefügig?“, fragte er das Mädchen. „Du sträubst dich ja gar nicht...“, fügte er mit hochgezogener Augenbraue hinzu. „Willst du dich einfach so fangen lassen?“

„Nein, eigentlich will ich das nicht.“, antwortete Naminé und sah zu der Nummer VIII auf.

„Aber trotzdem kommst du her, einfach so.“, murmelte Axel, dann verengte er die Augen. „Was habt ihr mit Roxas gemacht?“

„Die Erinnerungen in ihm an Sora zurückgegeben.“, sagte die Blonde und verzog kurz das Gesicht, da die Dämmerlinge sie schon recht hart festhielten.

„Soll heißen, er ist wieder zu Sora zurückgekehrt?!“ Axel machte eine wütende Handbewegung, woraufhin die Dämmerlinge Naminé nun ganz zu Boden drückten. „Antworte, oder ich lass dich von diesen Kerlchen hier und jetzt auseinandernehmen!“

Das Mädchen stöhnte kurz vor Schmerz auf und sagte dann leise: „Ist er nicht, was aber keinen Unterschied macht. Sora wacht bald auf und Roxas ist gerade auf dem Weg in sein Verderben...“

„Was meinst du?“

„Hast du ihm damals nicht zugehört...? Er will Kingdom Hearts freilassen, weil er daran glaubt, damit alles ins Reine bringen zu können, sein Leben wiederzubekommen. Es bedarf keiner großen Kombinationsgabe um zu wissen, was das bedeutet.“

Nun weiteten sich Axel’s Augen vor Entsetzen... der Kleine wäre doch nicht wirklich so blöd... er hielt das, was er gesagt hatte, für einen Scherz... Roxas hatte das ernst gemeint...?

„Er wird doch nicht...“

„Doch, er ist gerade aufgebrochen.“, mühsam hob Naminé den Kopf, die Dämmerlinge auf ihr zischten, während sie versuchte, zu Axel hochzusehen. „Er wird allein gegen die Organisation kämpfen...“
 

Leise auflachend schloss Xemnas die Augen. Da war er ja, wie vermutet. Gerade betrat Roxas wieder das Schloss. Nun würde er also seine... ‚Rache‘ nehmen wollen. Was für ein dummer Niemand...

„Hm, wer darf sich ihm wohl als Erster in den Weg stellen?“, fragte Xemnas und wandte sich Saix zu, der gerade aus einem dunklen Portal hinter ihm trat. „Was meinst du?“

Der Blauhaarige wirkte verwirrt. „Als Erster? Mein Lord, bei allem Respekt, aber wäre es nicht sinnvoller, wenn wir ihn alle zusammen mit einem Schlag besiegen? Dann würde er uns nicht mehr Probleme als nötig machen und sobald Axel mit Naminé zurückkommt-“

„Falls er zurückkommt, Saix, und falls er sie überhaupt findet. Ich habe ihn nur auf diese Mission geschickt weil ich ihn nicht hier haben wollte, wenn Roxas‘ zurückkäme. Er ist bei dem Jungen nicht ganz objektiv.“, sprach der Superior.

„Axel hat-“, fing Saix an, doch Xemnas unterbrach ihn.

„Hat bis jetzt immer jeden Auftrag zu meiner Zufriedenheit ausgeführt, aber du weißt genau so gut wie ich, dass er glaubt, den Jungen zu mögen. Wie hat er reagiert, als du ihm meinen Befehl übermittelt hast, bei Begegnung mit ihm auch Roxas zu fangen?“

„Er war... nicht erfreut.“, antwortete Saix und nickte.

„Siehst du? Und das ist wahrlich nicht der einzige Beweis für seine ‚Freundschaft‘...“ Xemnas lachte bei diesem Wort abfällig „... mit Roxas. Ehrlich gesagt glaube ich, Axel würde uns nur im Weg stehen, wenn wir Roxas hier bekämpfen. Er mag zwar treu sein, aber auch egoistisch in manchen Punkten. Für dich sicher nichts Neues, Saix.“

Angesprochener nickte, was sollte er darauf auch erwidern?

„Schick Demyx zuerst zu Roxas.“, befahl Xemnas dann kühl. „Er hat seine Missionen in letzter Zeit nicht zufriedenstellend erledigt, indem er Roxas für uns besiegt, soll er diese Vergehen wieder gut machen. Und schicke alle anderen in den Runden Raum, ich erwarte euch dort.“

Kurz darauf war die Nummer I in der Dunkelheit verschwunden, Saix stand noch einen Moment alleine am Altar des Nichts, sah zu Kingdom Hearts empor.

„Würdest du uns verraten... Axel? Damit besiegelst du dir deinen eigenen Untergang. Ich hoffe, dass dem nicht so ist...“, murmelte er und verschwand dann ebenfalls, um Demyx Xemnas‘ Befehl zu übermitteln.
 

Ruhe... Ruhe... noch mehr Ruhe... es war still... es war... viel zu ruhig...

Roxas schritt vorsichtig voran, sah immer wieder nach links und rechts, ließ seine Wahrnehmung ausschweifen, fand keine feindliche Aura. Natürlich, wegen den Mänteln, Naminé hatte es ja erklärt. Aber trotzdem wunderte er sich. Eigentlich erwartete er, sofort angegriffen zu werden. Allerdings war da nichts. Nicht mal ein Dämmerling oder ein Kriecher hopste ihm entgegen, als den Weg durch den Bereich mit dem Namen ‚Ruf des Nichts‘ in Richtung Aufstieg und Fall ging, was eigentlich ja nur ein Aufzug war, bestehend aus einer großen Plattform.

Roxas trat aus dem langen Gang und befand sich nun auf der Plattform. Als er ihre Mitte erreichte verschwand hinter ihm der Gang und die Plattform fuhr nach oben. Misstrauisch sah Roxas sich um... irgendwie war das zu leicht...

Urplötzlich stoppte der Aufzug und der Niemand taumelte leicht, kein Ausgang öffnete sich ihm gegenüber zu den Stufen der Hoffnung. Stattdessen tauchte plötzlich ein dunkles Portal auf und Roxas sprang zurück, rief seine Schlüsselschwerter und machte sich bereit. Für einige Sekunden passierte überhaupt nichts, dann stürzte Jemand aus dem Portal, als wäre er von irgendwem dahinter hindurchgestoßen worden.

„Das ist doch nicht euer Ernst!“, rief der Niemand im Organisationsmantel, als er aufsprang und das Portal verschwand, bevor er wieder hindurchrennen konnte. „Dafür bin ich doch echt der Falsche!“

„Demyx.“, stellte Roxas leise fest. Angesprochener zuckte zusammen und wandte sich langsam dem Blonden zu, setzte ein zittriges Grinsen auf.

„Hey, Roxas, gut siehst du aus.“, meinte die Nummer IX. Roxas gab keine Antwort auf diese Aussage, weil er immer noch die Kapuze aufhatte und Demyx dementsprechend auch nicht beurteilen konnte, ob er gut aussah.

„Hat man dich gezwungen, mich aufzuhalten?“, fragte die ehemalige Nummer XIII.

„Ja, leider.“, stöhnte Demyx und schüttelte den Kopf. „So was liegt mir eigentlich nicht, vor allem weil das ziemlich mühsam werden könnte.“

„Dann geh mir einfach aus dem Weg und setz den Aufzug wieder in Gang.“, knurrte Roxas und trat einen Schritt vor, worauf Demyx ängstlich einen Schritt zurückwich.

„Hey, hey, langsam. Warum äh... kommst du nicht einfach zurück, Roxas?“, versuchte er nervös, sich aus der Sache herauszureden.

Die Nummer XIII schnaubte abfällig. „Netter Versuch, genauso gut könnte ich dir vorschlagen, dich mit mir zu verbünden.“ Erneut trat er einen Schritt vor. „Also, geh aus dem Weg!“

Diesmal wich Demyx nicht zurück, stattdessen senkte er kurz den Kopf. Dann blickte er Roxas mit einem kalten Blick an, alle falsche Angst fiel von ihm ab und er zeigte anklagend mit dem Finger auf den Blonden. „Schweig, Verräter.“, sagte die Nummer IX kühl.

Demyx hob die Hand und Wasser sammelte sich aus dem Nichts in seiner Hand, kurz darauf erschiend seine Sitar darin und er nahm seine Kampfhaltung ein.

Von der plötzlichen Wandlung Demyx‘ ein wenig überrascht hob Roxas Memoire und Sternentreue...
 

„Was denkt er sich eigentlich... als ob alles wieder wie früher werden könnte, wenn er Kingdom Hearts freilässt? Wer hat ihm denn diese Flause in den Kopf gesetzt?“

Axel fasste sich resginiert an die Stirn, er konnte es nicht fassen, dass der Kleine wirklich so naiv war, daran zu glauben. Was sollte er jetzt tun? Wenn es stimmte, was Naminé sagte, war Roxas jetzt gerade im Begriff, sich gegen die gesamte restliche Organisation zu stellen – allein. Und er würde bestimmt eher sterben, als sich fangen zu lassen...

„Was gedenkst du zu tun?“, fragte Naminé, die nach wie vor vor dem Rotschopf von den Dämmerlingen am Boden gehalten wurde.

Axel schwieg, dachte angestrengt nach. Ja, was sollte er tun? Wenn er sich auf Roxas‘ Seite schlagen würde, dann wäre er auch ein Verräter und ihm würde es schlimmer ergehen als Roxas, weil er nicht so wichtig wäre. Wenn er nichts unternahm, würde Roxas vermutlich sterben. Verdammt... sein Pflichtgefühl gegenüber der Organisation stellte sich gegen das gegenüber seines besten Freundes... was war ihm wichtiger... was sollte er tun...? Er wollte Roxas nicht verlieren... aber er wollte auch nicht sein eigenes Todesurteil unterschreiben. Roxas wollte, dass alles so wie vorher war...

Zögernd sah Axel auf... wie vorher... das Eisessen und alles... wie vorher... da gab es doch eine Möglichkeit... damit erfüllte er seine Mission und Roxas war dann wieder sein Freund...

Langsam ging der Rotschopf vor Naminé in die Hocke, befahl mit einer kurzen Handbewegung den Dämmerlingen, sie vor ihm auf die Knie zu ziehen. Ihre blauen Augen sahen ausdrucklos in seine Grünen.

„Du wirst Roxas‘ Gedächtnis so verändern, dass er diesen ganzen Quatsch, und vor allem seinen Groll gegen die Organisation, vergisst.“, sagte Axel leise.
 

„Wasser, Marsch!“

Mit einer ausholenden Bewegung fing Demyx auf seiner Sitar zu klimpern an, aus dem Boden der Plattform schossen Gestalten aus Wasser empor und stürzten sich auf Roxas. Dieser riss Memoire und Sternentreue empor und zerteilte die Wasserlakaien, die zu kleinen Tropfen verpufften, und rannte dann frontal auf Demyx zu. Weit kam der Blonde aber nicht, da mit einem schrillen Klingen der Sitar unerwartet Säulen aus Wasser vor Roxas aus dem Boden schossen, in die er, unfähig noch rechtzeitig abzubremsen, hineinstürzte und sofort zurückgeschlagen wurde. Schlitternd kam Roxas auf dem Boden auf, bemerkte, wie Demyx auf ihn zugesprungen kam und dabei eine Reihe aus Wassersäulen hinter sich herzog. Mit einem Sprung zur Seite wich Roxas aus – allerdings hatte er dabei die geringe Größe der Plattform nicht berechnet und kam gefährlich schwankend knapp vor der Kante auf.

„Na los, im Rhythmus bleiben!“, rief Demyx und schickte der ehemaligen Nummer XIII diesmal Wasserkugeln entgegen.

Sein Gleichgewicht wiederfindend wirbelte Roxas seine Schwerter vor sich herum, blockte den Angriff und schnellte zurück in die Mitte der Plattform, während schon wieder einige Wasserlakaien auftauchten und angriffen. Aus den Augenwinkeln merkte der Blonde, dass einer der Lakaien wie eine Musiknote aussah. Einer plötzlichen Eingebung zufolge ließ er eines seiner Schlüsselschwerter verschwinden, packte den Noten-Lakai und wirbelte ihn herum. Er dehnte sich aus und erwischte viele seiner Artgenossen und, als Roxas ihn am Ende warf, auch Demyx, der daraufhin mit einem überraschten Aufschrei zurücktaumelte und kurz darauf fast selber von der Plattform in den Abgrund gestürzt wäre.

„Hier hat man nicht viel Platz für Fehltritte...“, überlegte Roxas, während er sein zweites Schwert wieder erscheinen ließ. „Wenn er so etwas wie eine Welle losschicken kann, werde ich einfach weggeschwemmt...“

Seine Aufmerksamkeit wurde wieder auf Demyx gelenkt, als dieser erneut auf ihn zugesprungen kam und dabei Wassersäulen hinter sich herzog. Roxas begegnete ihm mit einem Gegenschlag seiner Schwerter. Die Kontrahenten krachten zusammen und für einen Moment schien keiner der beiden die Oberhand zu haben, aber dann wurde Roxas von dem Wasser zurückgeschleudert. Jedoch fing er sich mitten in der Luft, was von einigen auch als ‚Stehaufmännchen‘ bezeichnet wurde, und warf Demyx dann Memoire entgegen. Das Finsternis verkörpernde Schlüsselschwert wirbelte von einem Energiering umgeben auf die Nummer IX zu, die nicht rechtzeitig reagieren konnte. Ein Lichtblitz zuckte bei dem harten Treffer auf und Demyx stürzte hart auf den Boden, rutschte fast bis zum Rand der Plattform, während Roxas auf dem Boden landete und sein zurückkehrendes Schwert fing, bevor er auf seinen Gegner zurannte. Am Boden liegend fing Demyx wieder an zu klimpern und Wasser schoss rund um ihn empor, half ihm auf die Beine und trug ihn immer höher, er ritt praktisch darauf, als er sich dann wie ein Surfer auf seine Sitar stellte und lachte.

„Na, wie ist das?“, rief die Nummer IX, spielte nun Luftgitarre, und ritt mit der Welle auf Roxas zu.

„Dämlich.“, war das Einzigste, was dem Blonden dazu einfiel, als das Wasser ihn mitriss, von der Plattform fegte und er plötzlich ins Bodenlose stürzte. Im Fallen streckte Roxas, einer plötzlichen Idee zufolge, seine Hand aus und ein dunkles Portal öffnete sich mitten in der Luft unter ihm, in das er hineinstürzte und kurz darauf kam er über der Plattform wieder heraus, landete mit einem Salto hinter Demyx, der sich viel zu spät umdrehte, denn schon hatte Roxas ihm heftig die Schlüsselschwerter um die Ohren gehauen und die Nummer IX krachte mit einem schmerzvollen Stöhnen auf den Boden.

Für einen Beobachter des Kampfes würde es nun so aussehen, als wäre der Blonde noch topfit, aber die Treffer von Demyx hatten ihn schon einiges gekostet, er atmete etwas mühsam und sein ganzer Körper schmerzte von den Wasserattacken. Demyx war stark, wenn er nur wollte, und das bekam Roxas nun zu spüren. Aber Roxas hatte einen nicht unerheblichen Vorteil - und den hielt er in seinen Händen und er zeigte auch Wirkung, denn sein Gegner erhob sich nicht besonders schnell.

„Roxas, komm zu uns zurück...!“, sagte Demyx fast flehend, als er wieder stand.

Leicht ließ Roxas seine Schwerter sinken und sah zur Seite. „Gegen dich habe ich eigentlich nichts. Aber wenn du nicht verschwindest, habe ich keine Wahl.“ Er sah wieder zu seinem Gegner und fixierte ihn entschlossen, in der Schwärze unter der Kapuze blitzte eines seiner Augen plötzlich kurz gelb auf. „Ich werde meine Aufgabe erfüllen, keiner hält mich davon ab!“

Und mit einem Satz war er in der Luft und stürzte sich auf seinen Gegner, der wieder auf seiner Sitar zu klimpern begann. „Wasser, Marsch!“

Im wahrsten Sinne des Wortes kalt erwischt wurde Roxas von über ihm erscheinenden Wasserkugeln getroffen und fiel Richtung Boden. Im Fallen merkte er, wie unter ihm schon eine Meute Lakaien warteten um ihn zu empfangen. Roxas drehte sich in der Luft, damit er mit den Beinen zuerst aufkommen würde, wirbelte seine Schlüsselschwerter herum und hielt sie dann überkreuzt vor sich. Sie fingen an zu leuchten. Kaum das er den Boden berührte, riss der Niemand die beiden Waffen zur Seite und eine Energiewelle fegte sämtliche Feinde davon. Demyx war einen Moment wie erstarrt und das nutzte Roxas aus. Schnell wie ein Blitz stürzte er auf seinen Gegner zu, holte mit beiden Schwertern gleichzeitig aus und schlug mit aller Kraft zu.

Ein Lichtblitz, ein Knallen, ein qualvoller Aufschrei. Demyx flog getroffen von der Plattform, die Wucht von Roxas‘ Attacke schleuderte ihn bis an die weit entfernte Mauer des Schlosses. Einen Moment hing er da, eine schwarze Gestalt an der weißen Mauer, dann fiel er, griff sich mit den Händen an den Kopf und schrie ein lautes „NEIN!“. Und dann war er weg, einfach verschwunden, hatte sich aufgelöst...

Einige Sekunden herrschte Stille, dann setzte sich der Aufzug plötzlich wieder in Bewegung. Roxas ließ seine Waffen verschwinden und stützte sich erschöpft auf die Knie. Gleichzeitig mit einem kleinen Anflug von Triumph überkam ihn ein bitterer Nachgeschmack. So war es also, wenn ein Niemand starb... er war einfach weg, keine Leiche, er ließ nichts zurück... als hätte es ihn nie gegeben... würde er selbst irgendwann auch einfach... weg sein?

Tief durchatmend erhob sich Roxas, wusste nicht genau, was er jetzt denken sollte. Er hatte einen der Organisation besiegt, einen, mit dem er zusammengearbeitet hatte... und der war jetzt weg... nein, er wusste nicht, was er denken sollte...

Langsam trat er durch den Gang zu den Stufen der Hoffnung, der nach dem Stoppen der Plattform erschienen war...
 

Schweigen herrschte im Runden Raum. Die Organisation hatte mit Hilfe einer Bild- und Tonprojektion den ganzen Kampf verfolgt und bei allen, außer Xemnas und Xigbar, war ein erstauntes Raunen durch die Runde gegangen, als Roxas plötzlich zwei Schlüsselschwerter gerufen hatte. Als Demyx schließlich das Zeitliche segnete, verzog keiner der Niemande das Gesicht, einzig und allein Xigbar schüttelte kurz lachend den Kopf und sagte: „Junge, Junge, der Kleine ist ja stärker, als wir dachten.“ Mit einem gehässigen Grinsen sah er dann zu Saix. „Kein Wunder, dass du ihn nicht aufhalten konntest.“

„Damals hatte er das zweite Schwert noch nicht, wo hat er das her?“, sagte Saix, ohne sich von Xigbar provozieren zu lassen.

„Ja, woher bloß, hm?“, meinte die Nummer II und lachte wieder leise.

„So wie das klingt scheint es fast, als wüsstest du, woher er es hat?“, kam es mit erhobener Augenbraue von Xaldin.

„Vielleicht tue ich das.“, erwiderte Xigbar rätselhaft.

„Jedenfalls scheint das Spiel nun schwerer zu werden.“, sagte Luxord mit seiner üblichen Art und griff sich nachdenklich ans Kinn. „Unsere Trumpfkarte gegen den Abtrünnigen ist noch nicht gezogen und wir haben nur noch wenige Figuren.“

Mit Trumpfkarte meinte er Naminé und die Figuren waren natürlich die Organisation, das war jedem Anwesenden klar, da keiner nachfragte.

„Nun, früher oder später wird Axel mit Naminé schon auftauchen. Wenn wir schon vorher Roxas haben, ist das von Vorteil.“, meinte Saix und sah auf dem Projektorbild Roxas zu, der gerade langsam die Stufen der Hoffnung emporschritt.

„Aber wir können uns nicht darauf verlassen. Bis Axel wieder hier ist, könnte Roxas uns gewaltigen Ärger bereiten. Ein Mitglied haben wir schon verloren, wer sagt uns, dass das dem Nächsten, der sich ihm entgegenstellt, nicht auch passiert?“, warf Xaldin ein.

„Was hat er vor...?“, kam es leise von Xemnas, doch gut hörbar für jeden. „Was für eine Aufgabe sollte er hier haben?“

„Na, uns die Radieschen von unten sehen lassen.“, meinte Xigbar.

„Das mag ein Teil sein. Aber sagte er nicht ‚Ich werde meine Aufgabe erfüllen, keiner hält mich davon ab‘? Wenn er es nur auf uns angelegt hat, hätte er wohl etwas wie ‚Ich werde euch alle vernichten‘ gesagt.“, sagte der Superior. „Mir scheint es eher, als wären wir nur ein Hindernis auf dem Weg zu dem Ziel, welches er erreichen will...“

„Das mag sein, erklärt aber immer noch nicht, woher er das zweite Schlüsselschwert hat.“, entgegnete die Nummer III.

„Es ist das, welches unser Püppchen kopiert hat.“, sagte Xigbar grinsend.

„Welches Püppchen?“, fragten Xaldin und Luxord gleichzeitig, Saix hob fragend eine Augenbraue und Xemnas schloss verhalten lächelnd die Augen.

„Habt sie wohl vergessen, unsere Kopie No. 1, die Vexen geschaffen hatte? Nunja, hatte ich auch, aber laut unseren Berichten in der Bibliothek hatten wir offenbar fast ein Jahr lang ein vierzehntes Mitglied, welches eine Kopie vom Meister des Schlüsselschwertes war.“, erklärte der Freischütz. Dann zog er ein Buch hervor und sein Grinsen wurde noch breiter. „Und offenbar war Püppchen sehr gut mit unserem kleinen Verräter und Axel befreundet und von unserem Mondheuler seeeehr verhasst.“

„Was ist das für ein Buch?“, fragte Saix, ignorierte die Anspielung, da er sie sowieso nicht verstand.

„Roxas‘ Tagebuch, ich habs vor zwei Tagen auf dem Bahnhofsturm in Twilight Town gefunden, als ich von oben ein paar Herzlose umgepustet habe.“, antwortete Xigbar prompt und alle, außer Xemnas, blickten ihn nun staunend an. „Ich habs Xemnas schon gezeigt. Offenbar hat das Püppchen, dem wir den Namen Xion gegeben hatten, Roxas ziemlich beeinflusst. Laut einem Eintrag vor kurzer Zeit... moment...“ Er blätterte kurz in dem Tagebuch, bis er die Stelle fand. „Hier, als wir allen erklärt hatten, wer Xion wirklich war, hatte er kurz darauf offenbar genug von uns weil er... Sekunde... ah ja, weil wir ihm so viel vorenthalten im Bezug auf Sora, weil er glaubte, er wäre vielleicht selbst eine Kopie wie Xion und... ja, dann ging er. Aber der letzte Eintrag ist der Interessanteste. ‚Ich werde Kingdom Hearts befreien und den Weg zu Sora finden. Und ich werde Xion zurückholen. Vielleicht können wir dann wieder zusammen Eis essen‘.“ Xigbar klappte das Buch zu. „Da haben wir sein Ziel und sein Motiv. Unseren Berichten zufolge haben wir Xion an dem Tag dieses Eintrages auf ihn gehetzt, er hat sie geschlagen und sie ist verschwunden, dabei hat sie ihm offenbar ihr kopiertes Schlüsselschwert und ihre Kraft übertragen. Damit wäre auch das erklärt und warum Roxas Demyx so schnell schlagen konnte.“

Schweigen herrschte einige Sekunden nach diesen Ausführungen des Freischütz. Auf der Projektion erreichte Roxas gerade die Halle der leeren Melodien.

„Er will Kingdom Hearts freilassen? Dieses Spiel kann er nicht gewinnen.“, kam es dann von Luxord. „Stattdessen wird er unseren Fortschritt zunichte machen und wir müssen die Partie neu beginnen.“

„Ich verstehe das zwar alles nicht ganz, vor allem nicht das mit dieser Kopie, aber die Gefahr besteht und kommt weiter voran, während wir hier sprechen.“, sagte Xaldin.

„Xion ist Geschichte, wir müssen uns nicht weiter um sie Gedanken machen.“, sagte Xemnas bestimmt. „Aber das dieser Verräter unser Kingdom Hearts freisetzen will, können wir nicht dulden.“ Kurz schloss der Superior die Augen. „Wir gehen folgendermaßen vor...“ Und er erklärte ihnen seinen Plan.
 

Naminés Augen weiteten sich erschrocken. „Das meinst du nicht ernst...“, flüsterte sie.

„Doch, so sind wir alle zufrieden. Naja, abgesehen von dir, hm?“, sagte Axel und stand wieder auf. „Hör zu, ich will nicht, dass Roxas stirbt und mein Dasein will ich auch noch eine Weile fristen, also wirst du das mit Roxas machen. Und versteh mich recht, ich mag vielleicht zögern, dich mit Gewalt dazu zu bringen, aber Saix ist sicher nicht so nett. Also überlegs dir.“ Er hob den Arm und ein dunkles Portal öffnete sich. Die Dämmerlinge versuchten, Naminé durch das Portal hindurchzuschieben – doch diesmal wehrte sie sich, so gut sie konnte. Sie zog und zerrte, dass die Niemande sie kaum vom Fleck bekamen, und dabei schrie sie: „Das würdest du ihm antun?! Deinem besten Freund?! Ihm falsche Erinnerungen einpflanzen lassen, ihn alles vergessen lassen, was ihn zu dieser Tat antreibt?! Er tut es auch für dich, weil er wieder mit dir Eis essen will! Hörst du?! Du bist sein bester Freund! Stell dich nicht gegen ihn, so wie vor ein paar Tagen!“

„Was weißt du denn schon davon!“, fuhr Axel sie daraufhin an. „Du warst immer nur allein oder unter Feinden!“

„Aber im Gegensatz zu dir weiß ich eine Freundschaft zu schätzen, auch wenn Sora nie wirklich mein Freund war! Ich habe seine Entscheidung, mich zu vergessen, respektiert! Ich hätte ihm auch egoistisch weitere falsche Erinnerungen einpflanzen können, während er schlief!“ Die Dämmerlinge hoben Naminé nun über ihre Köpfe und schleppten sie zum Portal. „ER WIRD DICH DAFÜR HASSEN, ALLER FALSCHER ERINNERUNGEN ZUM TROTZ! DANN WIRD ER NICHT MEHR DEIN FREUND SEIN!“

Ihre letzten Worte klangen Axel schmerzvoll in den Ohren, er verzog das Gesicht und ballte die Fäuste. „Scheiße...!“, knurrte er und machte eine Bewegung mit der Hand. Das Portal schloss sich und die Dämmerlinge verschwanden, worauf Naminé zu Boden fiel. Schwer atmend sah sie zu dem Rotschopf auf, der ihr den Rücken zugewandt hatte. Einige Sekunden herrschte Stille, dann...

„Verschwinde...“, zischte Axel kaum hörbar. Dann öffnete er ein anderes dunkles Portal und schritt, ohne sich noch einmal zu dem Mädchen umzudrehen, hindurch...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Soud
2010-04-19T20:28:29+00:00 19.04.2010 22:28
Schon wieder ein gemeiner Kliffhänger.
Du hast die zusammenhänger sehr gut zusammen gebracht, wie die sache mit dem tagebuch und der Kampf mit Demyx war schön spannend geschrieben.
Weiter so. ^___^b


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