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Irgendwann

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Irgendwann holt sie uns ein...

Stille umschloss ihn wie einen sanften Mantel.

Er genoss die Stille, denn sie war ungewohnt, passte nicht in diesen Raum, denn mit Stille hatte er ihn nie verbunden. Es war eigentlich nie so still gewesen, wie jetzt, in diesem Moment. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie ihn das erste Mal betreten hatten, wie sie alle zusammen vor der PSC gewartet hatten, auf Yutaka mit dem Schlüssel. Jeder von ihnen war nervös gewesen. Takanori hatte eine Kippe nach der anderen angezündet und keine von ihnen zu Ende geraucht, hatte sie immer wieder weggeworfen. Auch Kouyou hatte man die Nervosität angesehen, obwohl er damals ruhig an der Wand gelehnt hatte. Akira musste schmunzeln, sah er doch beinahe vor Augen, wie Kouyou unruhig auf der Lippe herumgekaut hatte und hörte Yuus Schritte auf dem Beton, die immer denselben Weg zeichneten und seine Nervosität bekundeten.
 

Akira wusste noch genau, wie er und Takanori vor Freude gebrüllt hatten, als sie diesen Raum, ihren eigenen Proberaum, zum ersten Mal betreten hatten. Und mit diesem Brüllen hatte hier niemals Stille geherrscht. Immer klangen entweder ihre Stimmen oder die Musik durch den Raum. Er fand es schade, dass es jetzt nicht mehr so war, dass keine rote Couch mehr hier stand, auf der Takanori manchmal Nächte verbracht hatte, weil er einfach nicht mehr nach Hause gehen wollte, einfach nur Songs geschrieben hatte. Yutakas Drumset war nicht mehr hier, hinter dem sich Reita immer wieder versteckt hatte, wenn er Yuu wieder ein klein bisschen provoziert hatte. Die Lautstärker waren nicht mehr hier, auf denen Kouyou immer mit überschlagenen Beinen gesessen hatte, seine Potbelly auf den Knien und sanft an den Saiten streichend. Auch der kleine Drehsessel, der immer genau gegenüber der Couch gestanden hatte und den Yutaka immer benutzt hatte um ihnen irgendetwas zu sagen, war nicht mehr hier.
 

Akira stand vor einem leeren, stillen Raum.
 

Er seufzte schwer und spürte schließlich eine Hand auf seiner Schulter, als wollte sie ihn zurückholen, aus diesen Gedanken, aus der Vergangenheit, denn noch konnte er es nicht. Er erinnerte sich an diese erste Party, sie hier gefeiert hatten, als ihr erstes Album so ein Erfolg gewesen war. Yune war dabei gewesen. Wo er jetzt wohl war? Hokkaido, hatte er damals gesagt, oder? Akira wusste es nicht mehr. Sie hatten ihn irgendwie aus den Augen verloren. Schade, eigentlich.
 

»Es ist so still hier.«, begann Akira leise.

»So still war es hier noch nie.«, hörte er die Stimme seines besten Freundes, dessen Hand noch immer auf seiner Schulter ruhte. »So leer war es hier noch nie.«

Akira nickte, ehe er sich zu Yutaka umwandte und leicht lächelte.
 

»Ich habe Angst.«, meinte er, weiterhin lächelnd, denn er wusste, dass nicht nur er diese Angst hatte. Erst gestern hatte Takanori ihm unter Tränen gestanden, dass auch er Angst hatte. Akira hatte ihm zwar gesagt, dass alles gut werden würde, aber auch ihn quälte diese Ungewissheit. Denn das, was nun auf sie zukommen würde, war neu. Niemand wusste, was nun passieren würde, wie es weitergehen würde. Alles war so offen und das machte einfach Angst.
 

»Ich auch.«, hörte er Yutakas beruhigende Stimme.

»Takanori und Yuu haben hier geschlafen.« Akira blinzelte ungläubig. Sie hatten WAS gemacht? Die beiden neigten dazu recht idiotische Dinge zu machen, absurde Wetten abzuschließen und einfach Unsinn anzustellen. Gut, Akira gab es zu, dass er auch oft in diverse Wetten und Aktionen der beiden involviert war, aber diese Aktion…

»Schau nicht so verblüfft. Du hättest mitgemacht, wenn sie es dir gesagt hätten.«

Akira plusterte ein wenig schmollend seine Backen auf, aber Yutaka hatte Recht. Er hätte mitgemacht. Viel mehr ärgerte er sich, dass die beiden ihm das nicht gesagt hatten.
 

»Sind sie eigentlich schon weg?«

Yutaka nickte.

»Takanori hat geheult wie ein Wasserfall. Selbst seine Zwillinge konnten ihn nicht aufheitern.« Akira schmunzelte nur. Takas Kinder waren wirklich niedlich und Akira war stolz darauf der Patenonkel eines der Kinder sein zu dürfen. »Yuu und Kou sind zusammen weggefahren. Sie wollen erstmal Urlaub machen. In Mie.«

»Ich weiß.«
 

Mehr hätten die beiden nicht schocken können. Niemand hatte damit gerechnet sie jemals knutschend im Proberaum zu finden. Akira erinnerte sich noch gut daran, war er es doch gewesen, der sie gefunden hatte. Beide hatten alles geleugnet, was es nur zu leugnen gab und einen Tag später verkündet, dass sie es doch versuchen wollten. Komisch. Akira hatte sich vorher nie Gedanken darüber gemacht, aber es war ihm von Beginn an als normal vorgekommen. Takanori hatte zwar anfangs einige Probleme gehabt, aber sie hatten sie gemeistert. Sie hatten schon Schwierigeres überstanden. Da war Liebe doch eine Kleinigkeit.
 

»Warum bist du noch hier?«, fragte Akira direkt und erntete nur ein Schmunzeln von Yutaka, das so viel sagte wie »Das müsstest du doch wissen.«

»Ich bin hier, weil du hier bist.«, meinte Yutaka schließlich ehrlich. »Ich weiß, dass du dich nur schwer trennen kannst. Ich weiß auch, dass du noch Tage hier in diesem leeren Raum verbringen wirst, wenn ich dich nicht rauszerre, oder?« Akira nickte. »Und ich weiß auch, dass du am Meisten darunter leidest. Auch, wenn es Takanori ist, der weint, wenn es Yuu ist, der mit ihm hier gewesen ist. Du willst es nicht wahr haben, Akira. Das sehe ich dir an. Aber es ist war.
 

Es ist aus.«
 

Die Worte taten weh, aber das tat die Wahrheit immer. Akira nickte nur, amtete noch einmal durch. Er hatte vorher einige Fotos mit seinem Handy gemacht, einfach, um die Erinnerung aufrecht zu erhalten, um das Leben nicht vollkommen zu vergessen. Akira wandte sich um und verließ mit Yutaka ihren ehemaligen Proberaum. Den Schlüssel hatten sie bereits ihrem nun ehemaligen Manager gegeben. Zusammen mit Yutaka schlenderte er zum Ausgang, auch, wenn eine kleine Stimme in seinem Inneren schrie, dass er zurückgehen sollte, dass er den Proberaum nicht verlassen sollte, dass das alles nicht einfach so vorbei sein sollte.
 

Draußen vor dem Gebäude stand etwas abseits eine Frau. Akira winkte ihr kurz und sie winkte zurück.

»Geh schon, Yutaka. Sie wartet auf dich. Ich verspreche dir, dass ich nicht zurückgehe. Ich schließe damit ab.« Er bemerkte den fragwürdigen Blick des anderen und Akira schüttelte nur leicht den Kopf.
 

»Es ist schwer Lebe wohl zu sagen. Das hier war unser Leben.«, begann Akira und wischte sich über die Augen. Es tat weh. »Es will nicht in meinen Kopf, dass das nun vorbei ist, dass alles vorbei ist. Gazette ist vorbei.«

»Aki…«

»Nein, nicht. Du weißt, wie ich bin, Yu-kun. Du weißt, dass ich damit nicht abschließen kann. Nicht mit etwas, dass mein Leben so sehr geprägt hat, nicht mit etwas, dass Teil von meinem Leben war, dass so ein großer Teil in meinem Leben gewesen ist. Ich kann es nicht und ich werde Gazette immer hinterher trauern. Aber sag mir nicht, dass ihr es nicht tun würdet, dass ihr Gazette einfach so vergessen könntet, dass ihr einfach so abschließen könntet, denn das wäre gelogen. Ich weiß, dass Takanori noch tagelang hier her kommen wird, einfach nur um hier zu sein. Ich werde es auch machen. Yuu und Kouyou regeln das auf ihre Art, mit Abstand und du mit Ablenkung. Geh zu ihr, Yutaka. Sie wartet auf dich. Verbringt einen wunderschönen Abend.«
 

»Willst du nicht…«

»Nein.«, unterbrach Akira ihn sofort. Er wusste, was Yutaka meinte. »Ich werde mir ein Haustier holen, damit ich nicht so alleine bin. Einen Hund oder so. Aber die Aussicht nach einem festen Partner habe ich aufgegeben. Ich bin nicht so, Yu-kun. Ich will das nicht. Auch, wenn ich mich schwer von Dingen trennen kann, weißt du am allerbesten, dass ich auch nicht leicht Vertrauen aufbaue. Es tut mir heute noch Leid.«

Yutaka winkte ab.

»Ich will, dass du jeden Tag anrufst und dass wir uns mindestens einmal in der Woche sehen.«

»Versprochen.«
 

Akira beobachtete, wie Yutaka zu seiner Freundin und Ehefrau in spe ging, wie er sie küsste, wie sie sich ins Auto setzten und wegfuhren. Erst jetzt, da er alleine war, wagte er es eine Träne zuzulassen. Eine Träne, nicht mehr. Eine Träne für Gazette.
 

Eine Träne, für das wunderbarste Leben, dass er sich je zu träumen erhofft hatte.
 

Irgendwann holt sie uns ein…

… die Zeit



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Kommentare zu diesem Kapitel (16)
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Von:  Revelation
2013-12-03T17:35:22+00:00 03.12.2013 18:35
Ich sehs schon kommen, dass ich, wenn ich heute Abend noch mehr OS von dir lese, aus dem Heulen nicht mehr raus komme.. x)

Die Traurigkeit über den Verlust kommt definitiv an, aber auch die Freude über das Glück, dass Akira eine wundervolle Zeit mit den Menschen verbringen durfte, die ihn so geprägt haben.

Wie immer sehr toll.

Ruha
Von:  Miru-chan
2010-10-19T19:50:32+00:00 19.10.2010 21:50
boah, die letzen sätze T_T ich musste beinahe weinen, echt. ein wunderschöner OS, wieder absolut nachvollziehbar und sehr emotional. und ich glaube jeder leser kann sich auch gut in die situation hineinversetzen weil so gut wie jeder weiß wie schwer es ist, abschied zu nehmen.

ich hoffe bloß, dass es bei gazette noch etwas dauert, bis dieser zeitpunkt gekommen ist x)

*den OS zu den favos hinzufüg*

glg
Miru
Von: abgemeldet
2010-06-20T15:37:55+00:00 20.06.2010 17:37
neeeeeiiiiinnnnnn...
GazettE nicht....*schnief*
die FF ist echt zum heulen...
also sie ist gut, aber so traurig
mir kamen richtig dir tränen
*schnief*
*taschentücher zück*

lg
Von: abgemeldet
2010-06-03T11:40:30+00:00 03.06.2010 13:40
ehrlich gesagt hab ich tränen in den augen
*erstmal ausatmet*

oh gott das is so traurig und wunderschön <3

das schlimme ist,dass es wirklich irgendwann für jede band zuende geht..
und daran möchte man als fan irgendwie nie denken xD"

nun ja,schöner OS ^^

lg kei
Von:  bunthismg
2010-04-20T19:45:27+00:00 20.04.2010 21:45
> Selbst seine Zwillinge konnten ihn nicht aufheitern.« Akira schmunzelte nur. Takas Kinder waren wirklich niedlich [...]<
Hey... wieso dürfen Kou und Yuu schwul sein, aber Taka hat ne Frau/Kinder/whatever!? Q___Q
-drop-
Voll traurig... die armen...... armer Reita~
> Es ist aus. <
Kami. Fast hätt ich geheult...!
Ich muss mich aber zusammenreissen...
*geschminkt desu* ^^''
I love it. ~ <3

Wieso musste es so kommen!? Q 0 Q

-Rookie-
Von: abgemeldet
2010-04-15T00:48:18+00:00 15.04.2010 02:48
Es hat mich wirklich zum Weinen gebracht ;_;
Das ist wirklich wunderbar geschrieben..und auch sehr traurig..
Aber alles in allem einfach wunderschön ;_;

Und ich kann die Gefühle sehr gut nachvollziehen..das hast du so toll rübergebracht. Jedenfalls echt wunderschön
Von:  Armaterasu
2010-04-02T17:09:47+00:00 02.04.2010 19:09
eigentlich sollte dass deine letzte ff auf mexx werden... wird es aber nicht! da bin ich mir sicher!

es ist schon echt bemerkenswert wie du die gefühle und die situation von reita beschreibst... gerade als er das letzte mal in dem probenraum stand und sich an die alten zeiten erinnerte... wo hier noch die instrumente geklungen hatten, wo noch das lachen zu hören war und alles... du schreibst, dass so herzergreifend, dass ich an dieser stelle schon das erste mal heftig schlucken musste, um nicht zu heulen...

und es ist so herzzerreisend, dass reita sich an alles erinnert, an den ersten tag im raum, wie sie alle davor gestanden hatte und jeder von ihnen nervös war, wie uruha immer auf einen lautstärkeregler gesessen hatte oder kai auf dem drehsessel oder eben das drumset, hinter dem er sich immer versteckt hatte, wenn er Aoi zu sehr geärgert hatte. es zerreist mir schon das herz, wenn ich das lese, ich glaube nicht, dass es mich real so sehr treffen würde, wenn gazette sich auflösen würde, weil ich mir wirklich denke, dass sie kaum ein privates leben haben und ich würde es ihnen wirklich gönnen, zeit für ihre familien zu haben.

und ich kann mir richtig vorstellen wie kai hinter reita steht und ihm seine hand auf die schulter legt... und ich kann mir auch wirklich vorstellen, dass sie alle angst vor der zukunft haben, eben weil die zukunft so ungewiss ist. machen sie mit der musik weiter? aktiv oder im hintergrund? und wenn nicht, was machen sie dann? gehen sie normal arbeiten, wenn ja als was?
aber ich finde es schade, dass ruki und aoi im probenraum übernachtet haben, ohne reita bescheid gesagt zu haben... aber wahrscheinlich wollten sie das reita ersparen, warum auhc immer...

und awwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwww~
es ist so süß, dass ruki papa von zwillingen ist *O* ich kann mir das so gut vorstellen und ich finde das einfach nur richtig knuffig und auch, dass er wie ein schlosshund geheult hat... am liebsten hätte ich ihn geknuddelt.

und auch kai hätte ich geknuddelt, weil er einfach in den probenraum gekommen ist, um reita wegzuzerren, weil sonst würde er immer wieder zurück gehen. kai weiß einfach, dass reita leidet, auch wenn er es nicht zeigt, so wie ruki oder aoi eben, aber er leidet trotzdem... und ich finde es toll, dass reita nicht mit zu kai fährt, dass er den abend für ihn und seine freundin lässt und ich hoffe, dass sie es einfach schaffen werden, weiterhin kontakt zu halten.

es ist eine wunderbare story mit einem tollen ende, weil reita eben nur dann eine träne zulässt, wenn keiner mehr da ist, wenn keiner es sehen kann. und ich bin mir sicher, dass es auch einen partner für reita gibt, auch wenn er es erst mit einem haustier probieren will, aber dennoch wird er sihc verlieben wollen und ich wünsche es ihm, dass es klappt.

ich bin begeistert und ich heule auch nach dem fünften mal lesen noch...

hab dich lieb!

Von:  Saki-hime
2010-04-01T21:49:30+00:00 01.04.2010 23:49
Das ist traurig... aber sehr schön! <3
wieder mal gefühlsmäßig alles klasse und so!~
...ich hab Pipi in den Augen ;_;
und ich will gar nicht daran denken, dass es sie irgendwann nicht mehr geben wird ._.
aber das lässt sich wohl nicht ändern~ ._____________.
Saki will mehr von dir zum Lesen haben! <3

Saki-hime *knutsch*
Von:  Snaked_Lows
2010-04-01T21:24:04+00:00 01.04.2010 23:24
omg ich weiß was du meinst..
ich hab auch tränen in den augen T___________T
vor allem weil du es mal wieder so mega gefühlvoll geschrieben hast!!!
Von: abgemeldet
2010-04-01T19:42:47+00:00 01.04.2010 21:42
Ich kann mich allen nur anschließen. Das war so wunderschön, ich hätte beinahe geweint... Einfach perfekt. Ich mag deinen Schreibstil. :) Schön übersichtlich und doch so emotional... Einfach herrlich, unsagbar toll! ♥


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