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Freie Texte

Nonsense
von

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Kommunikation

M: „Ist das Telefon bei dir?“
 

Eine ganz normale Frage, würde man meinen.
 

Bedeutung auf der Sachebene: Ich möchte herausfinden, wo sich das Telefon befindet.
 

Bedeutung auf der Beziehungsebene 1: „Ich brauche deine Hilfe.
 

Bedeutung auf der Beziehungsebene 2: „Du hast es immer, aber ich frage dich trotzdem, weil ich dich respektiere.“
 

Bedeutung auf der Beziehungsebene 3: „Ich weiß, dass es eigentlich dein Bruder hat, aber wenn ich mir das eingestehen würde, müsste ich mir auch eingestehen, was er sonst so alles hat: Neben dem Telefon, den Feuerzeugen meines Freundes und meinen Kippen, meine Würde, mein Leben und damit das Leben aller, denen ich etwas bedeute.

Da ich das alles aber zu 90% erfolgreich verdrängt habe, frage ich Dich, weil ich euch ja beide gleich liebe und euch somit gleich behandle und auch gleich „verdächtigen“ muss.
 

(Soviel zum Thema: Gleichberechtigung!)
 

Dabei ignoriere ich gekonnt die Tatsache, dass du nicht er bist und du dich durch diese Frage möglicherweise beleidigt, angegriffen oder verarscht fühlen könntest.

Ich gehe davon aus – da du die Große, Vernünftige, Brave bist – dass du diese Frage genau so hinnimmst wie alle anderen Unmöglichkeiten, die du tagtäglich ertragen musst. Hilflos ausgeliefert?

Nein, du doch nicht. Denn du bist ja die Große, Vernünftige, Brave, auf die ich sooo stolz bin und die nie Hilfe braucht. Von niemandem.

Deswegen widme ich auch 80 % der Aufmerksamkeit, die eigentlich dir zusteht, deinem armen, kleinen Bruder und renne wie eine Wahnsinnige durch die Weltgeschichte, um seine Fehler glatt zu bügeln und zu vertuschen und nach Außen das Bild der perfekten Familie zu wahren.

Zum Dank lasse ich mich danach von ihm wie Scheiße behandeln, um mich endgültig als Versagerin zu fühlen.

Um mein schlechtes Gewissen dir gegenüber zu beruhigen, lege ich dir nach jedem Streit Berge von Schokolade vor deine Zimmertür, kaufe zu Nikolaus teure Geschenke und erzähle aller Welt am Telefon so, dass du es durch die geschlossene Zimmertür hören kannst, wie toll du doch bist.

Ins Gesicht sage ich dir das natürlich nicht. Nur, wenn du mal wieder eine Woche heulend in deinem Zimmer verbracht hast, dauernd die Schule schwänzt, deine Noten schlechter werden und du kurz davor stehst, Selbstmord zu begehen."
 

(Soweit zu Beziehungsebene 3. Weiter im Dialog)
 

T(ungläubig): „Meinst du das gerade ernsthaft?“
 

M(genervt): „Eine normale Antwort tut’s auch!“
 

Cut. Spätestens jetzt sollte man das Gespräch abbrechen, beenden oder einfach gehen.
 

T(ungläubiger): „Willst du mich verarschen?!?“
 

FAIL.
 

M(wütend): „Wie redest du eigentlich mit mir?“
 

T: „Wie ich mit dir rede? Wie ICH mit dir rede?!? DU fragst MICH, ob ICH das Telefon habe!!!“
 

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