Zum Inhalt der Seite

Silbermond

Davon wie Mondlicht die Welt verändert.
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Im Mondlicht sieht alles anders aus

Leise schlich Shu-Cay durch den Garten des riesigen Hauses. Der Mond schien schon hoch am Himmel und liess alles wie ein gemaltes Bild erscheinen. Der junge Mann konnte vom Garten aus in den Speisesaal blicken. Die Kronleuchter strahlten warmes Licht aus, schafften es aber nicht, die kühlen Blicke der Anwesenden zu erreichen und zum Schmelzen zu bringen.

„Vater hat Besuch. Reizende Gesellschaft.“ murmelte Shu-Cay leise und schlich weiter an der Wand entlang, wohl bedacht, nicht entdeckt zu werden. Als er einmal um das halbe Haus gelaufen war, kam er mit einer tastenden Hand an eine Türklinke. Vorsichtig drückte er sie nach unten und eine alte Holztür öffnete sich knarrend. Ein schwacher Lichtschein fiel nach draußen auf den Rasen und man konnte nur für einen Moment Shu-Cay im Licht stehen sehen – dann war er durch den Spalt in dem Raum verschwunden.
 

Leise schloss er die Tür hinter sich und zuckte bei jedem Knarren zusammen. Die Lichtquelle dieses Raumes war ein Kamin, dessen Feuer schon fast erloschen war. Vor dem Kamin lag ein großer, verschlafener Hund. Sein graues Fell wurde leicht durch die Flammen erleuchtet. Durch das Eintreten des Mannes, war er aus seinem Schlaf hoch geschreckt. Er brauchte nur einen Moment, um mit seiner feinen Nase den Geruch des Eindringlings zu erkennen. Bellend richtete er sich auf und kam schwanzwedelnd und humpelnd auf Shu-Cay zugelaufen.

“Pscht, pscht, treue Seele! Sei leise und verrate mich nicht, Pondo.“ flüsternd versuchte er den Hund zu beruhigen, der froh über die Gesellschaft des Besuchers war. Als Shu-Cay endlich geschafft hatte, das Tier zu beruhigen, hörte er harte Absätze auf Holz schlagen, schnelle Schritte, das Knarren einer Tür und plötzlich lugte ein grauer Lockenkopf in das Zimmer.

„H-hallo? Ist da jemand?“

Shu-Cay seufzte leise. Soviel zu dem heimlichen hineinschleichen.

„Tante Selda, ich bin es, Cay.“ sagte er leise, immer noch den Hund streichelnd, der nicht von ihm ablassen wollte. Die Tür öffnete sich nun ganz und vor ihm stand eine kleine, runde Frau, die für ihr Alter noch sehr volle Locken hatte.

“Oh, Junge! Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt!“ sagte sie mit zittriger Stimme. „Was machst du denn hier? Warst du schon wieder im Wald?“

Shu-Cay lächelte sanft.

„Bitte, sprich etwas leiser. Ich habe es eilig und möchte nicht von meinem Vater oder meiner Schwester gesehen und aufgehalten werden.“ Langsam schob er Pondo bei Seite, der sich wieder auf den Teppich vor den Kamin legte und dort auf der Stelle einschlief. Selda machte einen Schritt beiseite um Shu-Cay vorbei zu lassen.

„Dann schnell, mein Junge, dein Vater ist im Speisesaal.“

Shu-Cay lächelte, drückte der alten Frau einen Kuss auf die Wange und ging dann schnellen Schrittes aus der Küche in den Flur.
 

Nun ging es etwas schneller. Rasch fand er in einem der vielen Zimmer des Hauses einen Verband, eine kleine Schale und ein Tuch. Die Kräuter, die er im Sinn hatte und von denen er wusste, dass sie gegen Wunden halfen, bewahrte er in seinem Zimmer auf. Dort lief er hin, fand sie und öffnete den Beutel, der an seinem Gürtel befestigt war.

„Du hast doch nicht etwa vor, diese stinkenden, e-...hrmpppf!“

Nachdem auch die Kräuter gut in dem Beutel verwahrt waren, machte er sich flink wieder durch das dunkle Gebäude auf zur Küche und in den Garten. Als er gerade den Schatten des Hauses verließ, um zu der Hecke zu rennen, fiel ein Licht auf ihn.

„He, wer ist da?!“ hörte er die dunkle und kalte Stimme seines Vaters. Ohne ihm zu antworten oder stehen zu bleiben, zwängte er sich durch das Gebüsch und verschwand im dunklen und kalten Wald.
 

Als er sich sicher war, dass niemand ihm gefolgt war, öffnete Shu-Cay den Beutel und lies Tixi heraus.

„Ahhh! Du hast wirklich das Hirn eines Vogels! Ich wäre beinahe da drin erstickt!“ quiekte die kleine Fee laut und aufgewühlt. Dabei schien sie heller zu leuchten, als sie es sonst tat. Möglicherweise kam es dem jungen Mann auch nur so vor, denn um ihn herum war es dunkel.

„Verzeih mir, meine schöne Fee...“ sprach Shu-Cay leise und mit tiefer, beruhigender Stimme und einem Ton, der jede Frau hätte erröten lassen können. Tixi räusperte sich leise.

„Schon gut, ich hab es ja überlebt...“

Lächelnd streichelte Shu-Cay mit seinem Zeigefinger über Tixis zarten Flügel.

„Dann lass uns schnell weiter gehen.“

Die beiden kannten diesen Teil des Waldes in und auswendig. Auch in der Nacht waren sie hier oft gewesen und sie kannten fast jede Tierfamilie, die hier lebte. Als sie aber dem Waldbereich näher kamen, indem sie von einem Ast angegriffen wurden und der ihnen immer noch dunkler erschien, als es sowieso war, wurde ihnen mulmig zumute. Während sie vorher flüssig voran gekommen waren, musste Shu-Cay sich seinen Weg größtenteils ertasten und das obwohl Tixi ihm so gut sie konnte leuchtete. Die Äste und Zweige warfen lange und große Schatten, die es ihnen nicht erlaubten, weiter als ein paar Meter schauen zu können. Als sie gerade daran zweifelten, diesen Baum je wieder zu sehen, standen sie plötzlich vor einem riesigen Schatten.

„Wir sind da“ flüsterte der junge Mann und schaute Tixi an.

„Ja dann... „ Die Fee flatterte auf die Schulter ihres Begleiters, hielt sich fest und nickte ihm zu. „Dann mal los!“

Während die beiden durch den engen Gang krochen, schwiegen sie. Während Shu-Cay immer mehr daran zweifelte, ob das, was er gesehen hatte auch wirklich existierte, zweifelte Tixi immer mehr an Shu-Cays Verstand. Bis sie endlich in der kleinen Höhle standen, die von dem hellen Mondlicht erleuchtet wurde.

„Aber...?“ stotterte Tixi und ihr Begleiter schaute mit weit aufgerissenen Augen die Gestalt an, die an der selbe Stelle saß, an der vorher der Wolf gelegen hatte. Mit rosigen Wangen flatterte Tixi vor Shu-Cays Augen.

„Ni-nicht hinschauen...!“

Doch dieser schob die Fee sanft bei Seite und schaute weiter verwirrt die blasse Frau an, deren Körper nur von ihren langen, silbernen Haaren verdeckt wurde und den Blick ruhig erwiderte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück