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Sonnenblumen und Tee

Russland/England <3 *Kapitel Vier*
von

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... Mit Milch

Nur zur Erinnerung: Dieses Kapitel ist die Fortsetzung von Kapitel Zwei. :)
 

Im Grunde hatte Ivan niemals bereut, etwas laut gesagt zu haben. Warum sollte er auch? Er hatte sich nie groß darum geschert, was andere über ihn dachten, solange sie ihn nicht mieden. Doch gerade eben, nur wenige Sekunden zuvor, war ihm etwas heraus gerutsch, dass niemals jemand hätte hören sollen- nicht einmal er selbst.
 

„Arthur ... Arthur ... werde Eins mit mir, Arthur ...“
 

Im ersten Moment glaubte er noch, dass Arthur ihn nicht verstanden hatte. Doch er wurde eines besseren belehrt, als sich Arthurs Hand plötzlich in seinen Ärmel krallte. Es war dann der zweite Moment, in dem er aus seiner eigenen kleinen romantisch-fröhlichen Welt erschrak.

Schnell, finde einen Weg, das Geschehene ungeschehen zu machen!

„Vergiss, was ich gesagt habe, da.“ Das war noch dümmer, als so zu tun, als wäre nichts gewesen, aber ihm blieb keine andere Wahl. (Und er stellte fest, dass es stimmte, was seine große Schwester ihm einst gesagt hatte: Wenn er nervös war, hängte er noch häufiger 'da' ans Satzende als sonst ...) „Du hast nichts gehört, da?“

Du bist Russland, die Russische Föderation, die ehemalige Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. Befehle ihm und er muss gehorchen.

Doch der andere war Arthur, das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland, das ehemalige Britische Empire. Der ließ sich nicht beeindrucken. Er wollte sich aufsetzen und Ivan ins Gesicht sehen. Warum nur wollte Arthur das unbedingt, wenn Ivan es nicht wollte, aber nicht, wenn Ivan es wollte?

„Ivan, was ...?“ Arthur knurrte und versuchte, sich aus seinen Griff zu befreien. Doch Ivan war froh, wenigstens an körperlicher Kraft nichts eingebüßt zu haben, wenn er schon auf Befehlsebene versagte. „Verdammt, Ivan-“ (Ja verdammt, er mochte es, wenn Arthur seinen Namen sagte!) „-lass mich los! Ich will doch nur-“ Und als er ihn tatsächlich losließ, verstummte Arthur mitten im Satz.

Es lag nicht daran, dass Ivan die Kräfte verließen. Auf jeden Fall nicht direkt. Er hatte einfach nur das Gefühl, dass er Arthur zerbräche, wenn er ihn weiterhin so hielt wie bisher. Dass er ihn verletzte. Und das war etwas, was er überhaupt nicht, in keiner Weise riskieren wollte.

Er sah Arthur nicht an. Er konnte Arthur einfach nicht ins Gesicht sehen. Er bemerkte, wie seine Hände zu zittern begannen, wie sein Körper sich erhitzte unter dessen wachsamen Blick. Was sollte er tun was sollte er tun was sollte er tun? Und er erschrak erneut, als Arthur das Wort ergriff.

„War das ... war das ... etwa eine ...“ Arthur stockte und schaute kurz peinlich berührt in die Ecke, ehe er ihn wieder direkt ansah. „... auf russische Art ... ?“

Ivan war mehr als überrascht über seine eigene Reaktion. Seine Wangen glühten, er schaute zu Boden und murrte: „Ich habe gesagt, du sollst das vergessen, da!“

Was war nur mit ihm los? Warum war er von heute auf morgen in Arthurs Nähe so schwach? Wo war seine Kraft, seine furchteinflößende Ausstrahlung, wenn er sie brauchte? Sie war normalerweise die Mauer, die ihn schützte. Die ihn vor Verletzungen seelischer Art bewahrte. Sie hielt die anderen auf Abstand, sodass es gar nicht zu solchen Begebenheiten kommen konnte. Er wollte das nicht. Er wollte keine emotionale Beziehung mit irgendjemanden eingehen, weil er wusste, wo das enden würde. Er wollte das nicht. Er hatte Angst davor. Doch ...

Er wollte Arthur. Für sich. Um jeden Preis. Aber nicht ohne dessen Einverständnis.

Niemals zuvor hatte ihn etwas so unerwartet getroffen wie diese Beinah-Aussage, wenn da nicht zuvor Arthurs Initiative gewesen wäre, doch ... verdammt, warum hatte letztendlich alles an diesem heutigen Tag seinen Ursprung bei Arthur? Gleich, woran er dachte, was er tat oder was er sah; alles brachte er mit Arthur in Verbindung.

Ivan hatte gestern Abend an Arthur gedacht, als er einschlafen wollte. Jeden Abend zählte er kleine Schäfchen, bei denen gleich sein zweiter Gedanke Arthur gewesen war, weil dieser in der Vergangenheit diesen Konflikt mit den Schafen in Neuseeland hatte. Ivan hatte an Arthur gedacht, als er am Morgen aufgewacht war, weil er immer mit dem Gedanken aufwachte, mit dem er am Vorabend einschlief. Ivan hatte an Arthur gedacht, als er sich überlegt hatte, ob er Kaffee, Tee oder doch Wodka trinken sollte. (Und sich letztendlich aus Nervosität vor den kommenden Tag für den Wodka im Tee entschieden hatte.) Ivan hatte an Arthur gedacht, als er auf das Kochen des Wassers für seinen Tee gewartet hatte, weil er aus Langeweile auf einem Zettel ein paar Striche gezeichnet hatte, die ihn erstaunlicherweise an Arthurs Augenbrauen erinnerten. (Er hatte es nicht übers Herz gebracht, dieses Papier wegzuwerfen. Stattdessen lag es jetzt in der obersten Schublade seines Sekretärs.) Auch musste er an Arthur gedacht haben, als er völlig in Gedanken versunken seinen Beuteltee zubereitet, den Wodka hinzugegeben und dann sogar schon die Milch in der Hand hatte, ehe er realisiert hatte, was er da tat, und sie schließlich peinlich berührt zurückgestellt hatte. Als er den Teebeutel aus seiner Tasse geholt hatte, hatte er ebenfalls an Arthur gedacht. An Arthur, den er in weniger als drei Stunden mit seinem kostbaren russischen Tee beglücken konnte. (Zu der Zeit hatte er noch nicht gewusst, was für eine böse Überraschung ihn erwarten würde ...) Wie gesagt: Gleich, woran er gedacht, was er getan oder was er gesehen hatte, er hatte immer und immer nur an Arthur gedacht.

Und dass dieser im nächsten Moment ebenfalls bis zu den Ohren rot wurde, half Ivan nur unerheblich weiter. Das Gedankenchaos war mit einem Schlag beendet und es herrschte nur noch Platz für einen einzigen Gedanken.
 

Arthur war wunderschön ...
 

Er sah nicht mehr Arthur, den Vertreter des Vereinigten Königreichs. Aber auch nicht den Arthur, mit dem er Seite an Seite im ersten Weltkrieg gekämpft hatte. Der Arthur, den er sah, war der, den er umarmt hatte, den er geküsst hatte, den er wollte. Es war der Arthur, von dem er so sehr wollte, dass er ihn umarmte, dass er ihn küsste, dass er seines wurde.

Doch plötzlich veränderte sich der Ausdruck in Arthurs Augen. Er sah von Ivan zu seinen Händen und wieder zurück. Was vorher reine Verlegenheit gewesen war, ähnelte nun der blanken Angst. Blanke Angst, die er bei jedem hätte sehen wollen, außer in diesem Moment bei Arthur.

„Ivan liebt Sonnenblumen ...“, flüsterte er und seine Stimme wurde mit jeder Silbe lauter und verzweifelter. Ivan wusste nicht, wie er reagieren sollte. Alles, was er wusste, war, dass er Arthur so sehr wollte, wie noch niemals etwas oder gar jemanden zuvor. So sehr, dass er wollte, dass Arthur auch ihn so sehr wollte. Es sollte, musste auf Gegenseitigkeit beruhen. „Verdammt, was soll der Mist? Russland! Ich ... Ich weiß gar nichts mehr. Was hast du getan, Russland? Was habe ich getan? Verdammt! Was haben wir getan, Ivan?“

Es dauerte genau drei Sekunden, bis Ivan seine Gedanken ordnen und reagieren konnte.

Erste Sekunde: Warum sagte Arthur so etwas, nach allem, was heute schon geschehen war? Nach allem, was heute zwischen ihnen beiden vorgefallen war? Ivan hatte es gefühlt. Arthur musste es auch gefühlt haben!

Zweite Sekunde: Ivan wollte nicht, dass Arthur so sprach. Er wollte nicht, dass Arthur so dachte. Er wollte nur, dass Arthur ihn sah und nur ihn sah und niemand anderes in diesem Moment.

Dritte Sekunde: Er drückte Arthur zu Boden. Mit so viel Kraft und Entschlossenheit, die er hoffte aufbringen zu müssen, um Arthur zu überzeugen. Um Arthur davon zu überzeugen, dass es einen Weg gab.

„Arthur“, sagte er. „Ich will-“

Doch er unterbrach sich selbst, indem er seine Lippen auf Arthurs drückte. Was hatte er auch anderes von sich selbst erwartet? Er konnte Arthur nicht mit Worten überzeugen. Niemand konnte das, wenn dieser sich weigerte. (Niemand ... oder gab es vielleicht doch einen? Dieser Gedanke versetzte Ivan unweigerlich einen Stich direkt ins Herz.) Arthur war eben so ein elender Sturkopf. Also blieb Ivan nur noch eine Möglichkeit. Er musste Arthur dazu bringen, von sich aus zu sagen, dass er ihn wollte.
 

Ivan wollte Arthur und Arthur wollte Ivan.
 

Ivan wusste, dass Arthur dies auch bereits wusste. Sie wussten es beide. Das war das einfache an der ganzen Angelegenheit. Doch Wissen war nicht Akzeptanz.

Arthur gefiel der Kuss. Das bewiesen Ivan sowohl dessen glühende Wangen als auch dessen fester Griff um seinen Schal. Er zog ihn näher zu sich hinunter und Ivans Herz schien unter jeder noch so kleinen Berührung vor Sehnsucht nach mehr zerreißen zu wollen. Dennoch war es Arthur unerwartete Initiative, die ihn schließlich stoppte.

Er biss Ivan auf die Unterlippe, ohne jegliche Scheu, sodass diesem gleich der metallische Geschmack von Blut auf der Zunge lag. Arthur grinste nur schwach, als er Ivan in seiner Überraschung von sich drückte. Doch dieser machte sich gerade nichts daraus, hatte er seinen Fokus derzeit auf etwas anderes gelegt.

Blut war schon immer etwas Besonderes für Ivan gewesen. Zum einen fand er die Tatsache lustig, dass es einfach so austrat, wenn man sich verletzte. Zum anderen war da die Farbe, die ihn so faszinierte. Dunkelrote Flecken in weißen Schnee gaben ein schönes Bild ab. Doch jetzt gerade in diesem Augenblick hing ein Tropfen seines eigenen Blutes an Arthurs Lippen. Ivan sah schon, wie dieser sich die Lippen leckte. Das würde er nicht zulassen. Auf keinen Fall. Er würde sich diese einmalige Chance nicht entgehen lassen, sein eigenes Blut selbst von Arthurs Lippen lecken zu dürfen. Niemand würde ihn aufhalten, auch nicht Arthur.

Ivan packte Arthurs Hand, die sie voneinander wegdrücken sollte, und nagelte sie über Arthurs Kopf auf den Boden. Und bevor Arthur noch hätte weiter reagieren können, fuhr Ivan sanft mit seiner Zunge über dessen Lippen. Er spürte und sah, wie Arthur ein wohliger Schauer überkam und ein leises Stöhnen nicht unterdrücken konnte.

Ivan lächelte überlegen. Er hatte Gefallen an Arthurs Geschmack gefunden und seine Zunge glitt von den Lippen zum Mundwinkel. Arthur zitterte unter ihm. Da hatte Ivan ja wohl eine besonders empfindliche Seite an ihm entdeckt.

Es gefiel Arthur. Ohne Zweifel. Dennoch besann er sich wieder und versuchte, Ivan von sich zu drücken. Doch er hatte nicht die Kraft dazu. Genauer gesagt ließ Ivan ihn nicht. Er ließ ihn sich nicht wehren. Er wollte nicht, dass Arthur sich wehrte. Er wollte, dass Arthur ihn berührte. Dass Arthur ihm zeigte, dass er ihn auch berühren wollte.

„I-Russland“, knurrte Arthur jetzt, doch Ivan zeigte sich unbeeindruckt. Er war viel zu begeistert von seiner Entdeckung, mit der er Arthur unwillkürlich aus der Reserve locken konnte. Das einzige, was er zuließ, war Arthurs Hand freizugeben, da er selbst beide Hände benötigte. Die eine strich Arthur immer wieder durchs Haar- er liebte das Gefühl dieses blonden Haares zwischen seinen Fingern- und die Schläfe entlang, während die andere langsam die Krawatte lockerte, die ihn schon länger störte, bis-

Plötzlich und ganz ohne Vorwarnung umfassten Arthurs Hände Ivans Gesicht und zogen es zu sich heran. Ihre Nasen strichen einander, als Arthur ihn küsste. Ivans Mut, den ihm der einzelne Tropfen Blut an Arthurs Lippe verschafft hatte, verließ ihn sofort. Allein dass Arthur ganz ruhig und sanft war, machte ihn ganz verrückt. Er wusste nicht mehr, was er gerade getan hatte. Er wusste nicht mehr, was er vorgehabt hatte. Er wusste nur noch, dass dieser Moment, in dem Arthur ihn von sich aus suchte, wichtig und wunderschön war.

Arthur wollte ihn .

Arthur wollte ihn ..

Arthur wollte ihn ... -

„Ivan, lass mich bitte gehen.“ Arthur wisperte nur, sah ihn aber direkt an. Ivan meinte Wehmut herausgehört zu haben, doch Arthurs Augen waren in diesen Sekunden so kalt, dass er es sich eingebildet haben musste. „Vergessen wir diesen ... Fehler.“

Ivan sah ihn nur an. Er wollte ihn so sehr. Er wollte so sehr weiter von ihm berührt werden. Mehr und immer mehr. Es würde kein Gestern und kein Morgen geben, wenn sie jetzt nicht stoppten. Er konnte nicht genug von Arthur bekommen. Doch dieser wies ihn gerade ab. So, als wenn ihm das alles nichts bedeutet hätte. Hatte er sich das denn etwa alles nur eingebildet? Nein, Arthur war es gewesen, der die Initiative ergriffen hatte. Er wollte ihn genauso sehr wie Ivan ihn. Das hatte ihm auch gerade noch der Kuss bewiesen. Das konnte keine Lüge sein. Niemals.

„Arthur ...“, flüsterte Ivan und strich ihm vorsichtig eine Strähne aus der Stirn. „Du hast so schöne Augen, Arthur.“

Dieser lächelte traurig und schaute zur Seite. Das Eis kam zum Bröckeln. Ivan erbleichte. Er spürte, wie die heiße Hand auf seiner kalten Wange zitterte. Arthur wollte ihn, konnte sich ihm aber nicht hingeben. Warum? Es könnte doch alles so einfach sein. Warum? Oder wollte ihn Arthur letztendlich so sehr, dass es unertragbar für ihn, Arthur, war? Oder wollte er vielleicht auch einfach nur nicht Amerika verletzen ... ?

„Ivan, bitte, mach es mir -uns- nicht noch schwerer, als es schon ist.“

Ivan seufzte. Was konnte er tun? Er könnte sich Arthur gewaltsam nehmen. Ja, das könnte er. Zehn Jahre früher hätte er das auch noch getan. Doch er wollte das nicht. Er wollte, dass Arthur freiwillig bei ihm war, ohne Zwang, aus eigenem- gemeinsamem- Interesse. Das musste das Gefühl sein, von dem seine große Schwester immer geschwärmt hatte.
 

Und er ließ ihn gehen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, erhob er sich und half Arthur auf. Die Berührung ihrer Hände versetzte Ivan einen Stromschlag. Er wollte diese Hand jetzt nicht loslassen. Nein, er konnte nicht. Als wenn Arthur seine Gedanken gelesen hätte, zog er vorsichtig seine Hand zu sich. Ivan schluckte. Es war so schwer. So schwer, Arthur nicht aufzuhalten.

Dieser sah ihn an, als wenn er jeden Moment anfangen würde zu weinen. Ivan kannte dieses Gesicht nur zu gut. Doch Arthur war trotzdem anders. Der Schmerz in seinen grünen Augen zeigte keine Angst, auf jeden Fall keine Angst vor ihm, aber vermutlich Angst vor der Zukunft.

Keiner von ihnen sagte Lebe Wohl. Arthur blickte nicht zurück auf seinen Weg zur Tür, hielt aber inne, bevor er die Türklinke drückte. Ivan dachte nur, dass er ihn ansehen, sich umdrehen sollte. Wenn er es wirklich täte, würde Ivan ihn aufhalten, ihn zurückhalten, ihn bei sich behalten. Und Arthur schien das gleiche zu denken. Er hob leicht den Kopf und Ivans Herz machte einen Sprung, doch dann ging ein Ruck durch Arthur und er verließ den Raum. Der Knall der zufallenden Tür hallte noch Sekunden später in Ivans Ohren gespenstisch wider.
 

Ivan fühlte sich nur selten hilflos. Doch dieser Moment, in dem Arthur ihn verlassen hatte, gehörte eindeutig zu seinen schlimmsten. Allein saß er da, auf dem Boden des Konferenzzimmers, den Blick immer noch hoffnungsvoll zur Tür gerichtet, als wenn diese jeden Moment aufgehen könnte und sein Arthur zu ihm zurückkehren würde. Er wollte es so sehr. Er hoffte es so sehr.

Doch tief in seinem Innern wusste er, dass seine Hoffnung vergebens war. Arthur würde nicht zu ihm zurückkehren. Er hatte ihn gehen lassen. Sie würden sich morgen auf der Konferenz sehen und so tun, als wäre heute nichts geschehen. Als hätten sie nie etwas gespürt. Und Ivan wusste schon jetzt, wie es ihm das Herz zerreißen würde.

Nur langsam kehrte wieder Leben in ihm ein. Er setzte sich auf und wickelte den Schal um seinen Hals. Es war der gleiche Schal, der Arthur und ihn zuvor verbunden hatte. Der selbe Schal, der über Arthurs Schulter und um seinen Hals gelegen, der seine blonden Haare berührt hatte. Ivan schämte sich nicht, als er seine Nase in das Stoffende vergrub und tief einatmete. Ja, sein Schal war wirklich bei Arthur gewesen. Kein Zweifel. Dieser leichte Duft nach Tee und verbrannten Gebäck würde Ivan überall wiedererkennen. Wahrscheinlich hatte Arthur für die Konferenz seine berühmt-berüchtigten Scones gebacken ... dachte Ivan und kicherte leise in seiner einsamen Verzweiflung in sich hinein. Was würde er alles dafür geben, jetzt einen essen zu können. Er wusste, dass sie nicht schmeckten. Alle wussten das. Alle, außer Arthur selbst. Diesem war durchaus bewusst, dass alle sein Gebäck für ungenießbar hielten. Aber er wusste nicht, wieso. Und trotzdem versuchte er es immer und immer wieder. Ivan bewunderte diese Sturheit. Sie war etwas, was Arthur ausmachte. Etwas, dass ihn auf Arthur aufmerksam gemacht hat.

Es war der Gedanke, der zählte, dachte sich Ivan. Arthur gab sich immer extra viel Mühe, obwohl es letztendlich doch nur Amerika war, der sie aß. Warum hatte Ivan seine Mühen nicht früher wertgeschätzt? Warum erst jetzt, wo es vermutlich zu spät für alles war? Allein Amerika hatte Arthurs Scones freudig gegessen. Allein über Amerikas Verhalten hatte sich Arthur jedes Mal gefreut. Zweifelsfrei gab es eine besondere Bindung zwischen Amerika und Arthur. Eine Bindung, die Ivan nicht kannte. Mit einem Mal war ihm übel. Amerika und Arthur. Arthur und Amerika. Sein Arthur und dieses erbärmliche Amerika ...

Er atmete erneut tief ein. Arthur ... Er war hier gewesen, bei ihm, unter ihm. Er hatte ihn geküsst. Ivan lächelte. Arthur hatte ihn geküsst. Nur ihn. Und es hatte ihnen gefallen. Es hatte ihnen gefallen. Ivan wollte Arthur und Arthur wollte Ivan. Sie gehörten zusammen.

Doch trotz alledem war Arthur gegangen und hatte ihn zurückgelassen, verlassen. Er warf sich rücklinks zu Boden. Das ist gemein, dachte er, das ist unfair. Warum stand Arthur nicht zu seinen Gefühlen? Hatte er Angst? Angst vor Ablehnung? Von Seiten Amerikas? Ivan knurrte. Es war Amerika, der ihm immer dazwischen kam. Immer Amerika. Es war auch Amerika gewesen, der heute Morgen ins Konferenzzimmer geplatzt war und sie unterbrochen hatte. Er knurrte erneut und schloss die Augen. Morgen würde er Amerika ....

Doch diesen Gedanken verwarf er sogleich. Er konnte Amerika nichts antun, schon allein wegen seiner Verantwortung als Nation. Doch der Hauptgrund war eher, dass Arthur ihn dafür hassen würde. Da war sich Ivan sicher. Ganz gleich, was sich heute zwischen ihnen abgespielt hatte. Arthur würde jeden hassen, der seinem Alfred auch nur ein Haar krümmen würde. Wieder versetzte es Ivan einen Stich in seinem Herzen. War das Eifersucht? Es war der Neid auf die Aufmerksamkeit, die Arthur Amerika schenkte. Gerade Amerika, der Arthurs Aufmerksamkeit gar nicht verdient hatte.
 

Arthurs Aufmerksamkeit ...
 

Ivan rieb sich die Augen. Er musste wohl noch müde sein. Oder warum tränten seine Augen mit einem Mal? Es wollte gar nicht aufhören. Er presste seine Hände auf seine Augen. Irgendwie musste das doch zu stoppen sein. Zitternd atmete er ein und aus. Was war das? Was war das für ein Gefühl? Es ähnelte dem Gefühl, als er stumm zugesehen hatte, wie seine Schwester ihre Sachen gepackt hatten, um sein Haus für immer zu verlassen. Und doch war es ganz anders. War das der Kummer, den alle klagten?
 

Arthurs alleinige und vollkommene Aufmerksamkeit ...
 

Dieser Gedanke war so verlockend. Er wollte Arthur für sich allein. Alles. Seinen Körper. Seine Seele. Seine Gefühle. Einfach alles.

Einen kleinen Anfang hatte er schon gesetzt. Er hatte Arthurs Handschuhe. Die würde er auch nie wieder hergeben, selbst wenn Arthur dies verlangte. Sie waren sein besonderer Schatz, das erste, was er von Arthur besaß, und leider auch das einzige. Sie waren der Beweis für die Geschehnisse des heutigen Tages. Sie standen für dieses leidenschaftliche Geheimnis, das immer zwischen ihnen hängen würde. Das immer wieder für verführerische Pein sorgen würde. Das immer wieder die schmerzhafte Sehnsucht hervorrufen würde.
 

Es war ihr Geheimnis, das sie immer wieder an ihre Gefühle erinnern würde ...
 

Als er den linken Handschuh aus seiner Manteltasche zog und ihn vor seinen Augen hielt, wurde Ivan erst wirklich deutlich, was für kleine und zierliche Finger Arthur doch hatte. Das war ihm vorhin nicht aufgefallen, als sie über seine Wangen gestrichen hatten. In diesen Momenten waren andere Dinge wichtiger gewesen. Er erinnerte sich jetzt nur noch an die heißen Berührungen, die sie hinterlassen hatten.

Und erneut brannten seine Augen, erneut glühten seine Wangen, wenn er daran zurückdachte, dass Arthur ihn geküsst hatte. Doch seine Gedanken wollten an diesem Punkt nicht stoppten. Seine Phantasie ging mit ihm durch, zeigte ihm, was noch hätte geschehen können ...

Arthur zog ihn zu sich hinunter. Seine Lippen verlangten förmlich nach mehr und Ivan war bereit, ihm alles zu geben, was er wollte. Er ließ sich auf das Spielchen ein, als Arthur den Schal lockerte und schließlich zur Seite warf. Ihr Kuss war währenddessen immer nur für wenige Sekunden unterbrochen, die sie brauchten, um kurz einmal Luft zu holen. Doch das Verlangen war größer als jegliche Atemnot. Atemnot konnte man mit Luft stillen, doch ihr Verlangen schien schier endlos zu sein. Er lockerte grob Arthurs Krawatte, die schließlich seinem Schal folgte, während sich Arthur an den Knöpfen seines Mantels zu schaffen machte. Einen nach dem anderen, Schritt für Schritt, Knopf für Knopf. Ivans Herz pochte immer lauter in seiner Brust, dass er befürchtete, dass Arthur seinen Herzschlag hören konnte. Es waren absichtliche Versehen, wenn Arthurs heiße Finger seine Haut steiften. Ivans Körper bebte unter diesen Berührungen. Die Knöpfe von Arthurs Hemd waren nicht so robust und Ivan konnte sich ab diesem Moment nicht mehr vollkommen beherrschen. Den ersten Knopf konnte er noch mit zittrigen Fingern öffnen, der zweite sprang ab und ab dem dritten waren ihm die Knöpfe völlig gleich. Arthurs heiße Finger glitten über seinen Körper und seine Lippen folgten, bis -

Er erschrak, als seine zitternden Finger den Handschuh in sein Gesicht hatten fallen lassen. Er war noch völlig benebelt von seinen Gedanken, seine Wangen glühten und sein Atem ging auch nicht mehr so ruhig und langsam wie zuvor. Dass er Arthurs Geruch dank des Handschuhs nun noch intensiver wahrnahm, machte seine phantastische Vorstellung nur noch realistischer und er sprang auf seine Beine.

Er konnte nicht länger hier in diesem Zimmer verweilen, nicht mit diesen Gedanken. Er musste raus, frische Luft schnappen, sich wieder beruhigen. Was war nur los? Warum kamen ihm solche Gedanken, nachdem Arthur gegangen war, ihn verlassen hatte. Das war gemein, das war unfair. Das machte ihm diesen Schmerz nur noch deutlicher. Er musste hier weg. Das Zimmer und die Gedanken und Erinnerungen, die es beherbergte, taten ihm in diesem Moment nicht gut. Er musste sich erst daran gewöhnen, dass es nur Gedanken und Erinnerungen waren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Aber das ging nicht so einfach. Es war kein einfaches Umlegen eines Schalters und alles war vergessen. So einfach ist es nun doch nicht im Leben. Leider. (Denn wenn es so einfach wäre, hätte er Arthur gar nicht gehen lassen müssen ...)

Er musste dringend zu seinen Sonnenblumen. Allein ihr Anblick würde ihn beruhigen, sodass er sich überlegen konnte, wie es nun weitergehen sollte. Denn jetzt hatte er noch keinen Plan, wie er sich demnächst Arthur gegenüber verhalten sollte. Wie er reagieren sollte. Oder überhaupt wie Arthur reagieren würde. Es war ein gefährliches Spiel, das sie spielten. Ein gefährliches Spiel, weil Ivan auf den Geschmack gekommen war. Weil Ivan sich jetzt schon nach Arthur zehrte. Er war das Insekt und Arthur war die Spinne. Er hatte sich in Arthurs Netz so verfangen, dass es kein Entkommen mehr für ihn gab. Doch gleich, wie sehr er zappelte und zuckte, Arthur würde nicht kommen und ihn von seiner Qual befreien. Er würde nur vom weiten zusehen. Nur zusehen. Und das machte alles nur noch schlimmer.

Schnell steckte er den Handschuh wieder ein und er war auch schon auf dem Weg zur Tür, als sein Blick an der Sonnenblume an der Tafel hängen blieb.

Die Sonnenblume, die Arthur gezeichnet hatte.

Sie war so wunderschön. Nur Arthurs Finger konnten so zeichnen. Nur Arthurs Finger konnten ihn so entzücken. Nur Arthur ...

Hilfe, er musste dringend hier raus und einen klaren Kopf bekommen. Ehe sein Griff die Türklinke umschloss, blieb sein Blick abermals hängen, dieses Mal an Arthurs Teetasse. Die Tasse, die Arthurs Lippen berührt hatten. Arthurs Lippen, die ihn geküsst hatten. Arthurs Lippen, die ihn so sehr begehrten ...

Er wollte ihn. Er wollte ihn so sehr, dass er glaubte, an diesem Gefühl zerbrechen zu müssen, wenn es nicht erwidert würde. Arthur. Arthur. Arthur. Er brauchte ihn. Er wollte ihn nicht mehr nur. Es war nicht nur Begierde. Es war ein Bedürfnis. Er brauchte Arthur. Er brauchte ihn so sehr. Arthur ... !

Er griff zur Klinke und drückte sie herunter.

Was war es gewesen, das ihn auf Arthur aufmerksam gemacht hatte? Was war es gewesen, das ihn so an Arthur fasziniert hatte? Was war es gewesen, das so große Gefühle in ihm weckte, von denen er selbst noch nicht einmal gewusst hatte, dass sie in ihm schlummerten?
 

England liebt Tee ...

Arthur liebt Tee ...

Er liebt ...
 

„Ivan ...“ Es war nur ein leises, beinahe kränkliches Flüstern, doch es erschrak ihn so sehr, dass er einen Sprung zur Seite gemacht hätte, hätte er nicht noch die Türklinke in der Hand gehabt. Er kannte diese Stimme, hatte er sie heute schon so oft seinen Namen sagen hören. So oft, wie niemals zuvor, mit so viel Gefühl.

Arthur saß neben der Tür auf dem Boden, die Arme um die Knie geschlungen, die er an die Brust gezogen hatte. Seine Wange lag leicht auf seinem Knie und er schaute traurig zu Ivan hinauf. Doch es war kein weinen-trauriges Gesicht, was Ivan noch vermutet hatte, als Arthur den Raum verlassen hatte. Es war eine Traurigkeit, die er selbst schon zu spüren bekommen hatte: Reue.

Dann, ohne Vorwarnung, griff Arthur nach seiner Hand.

„Ivan ...“, flüsterte er erneut und es kam einem Stromschlag gleich, als sich ihre Hände berührten. Für eine gefühlte Ewigkeit blieb sein Herz stehen, holte er keine Luft, regte sich kein einziger Muskel seines Körpers, ehe die Realität ihn wieder einholte. Arthur war da, neben der Tür, neben ihm. Er spürte seine kleine Hand in seiner. Seine Fingerspitzen brannten auf seiner Haut, in seiner Handfläche, zwischen seinen Fingern, auf seinem Handrücken. Und Ivan erwiderte den Druck, konnte er gar nicht anders. Er wusste sofort, was das bedeutete. Arthur hatte sich entschieden. Für ihn. Für Ivan. Er sagte ihm mit seinem schüchternen Handdruck, dass er ihn wollte. Darauf hatte Ivan gehofft und gewartet.

„Arthur ...“ Mehr brachte er in diesem Moment nicht zustande. Sein Kopf war frei von allen Gedanken und Bedenken. Arthur wollte ihn. Arthur wollte ihn. Arthur wollte nur ihn. Er schluckte. Ein kleiner Zweifel war doch noch da. „Du weißt ...“, hauchte er atemlos, „dass es dann kein Zurück mehr gibt?“ Er musste das sagen. Weil es stimmte. Weil es der Wahrheit entsprach. Weil Arthur dies wissen musste.

Wenn er sich ihm erst einmal hingab, würde Ivan Arthur nicht mehr gehen lassen können. Arthur musste sich darüber im Klaren sein. Er musste wissen, worauf er sich einließe, wenn er jetzt mit ihm ginge.

Doch wenn er jetzt nach alledem noch einmal einen Rückzieher machen würde, würde es Ivans Herz endgültig zerreißen. Er konnte es ja jetzt in diesem Moment schon fast nicht mehr aushalten. Jetzt, wo dieser Zweifel noch in der Luft hing. Wenn seine erneut geschöpfte Hoffnung wieder wie eine Seifenblase zerplatzte -

„Ich brauche kein Zurück“, lächelte Arthur dann mit einem Mal so, dass Ivans Herz einige Schläge aussetzte. (Wirklich, wie konnte sein Herz nur diesen tiefen Gefühlen standhalten?) Er stand auf, immer noch ein bisschen unsicher, und trat näher an Ivan heran. Arthur wollte ihn. Arthur wollte ihn. Arthur wollte nur ihn. Es gab kein Zurück mehr.

Arthur war überrascht, als sich plötzlich Ivans Arme um seinen Körper schlangen. Er drückte ihn so fest an sich, konnte noch immer nicht glauben, was gerade geschah. Er hoffte inständig, dass dies kein Traum war, dass dies die Gegenwart war, dass dies die einzig wahre Wahrheit war.

Als er Arthurs Hände im Stoff seines Mantels am Rücken spürte, wusste er es.

„Arthur ...“, flüsterte er ihm ins Ohr. „Arthur ...“ Immer und immer wieder und dieser vergrub beschämt sein Gesicht in seiner Brust, krallte seine Finger nur noch fester in den Stoff. Ivans Finger suchten seinen Hals, fuhren hinter seinen Ohren entlang und durch seine Haare. Er spürte, wie sich Arthur gegen ihn lehnte. Es war wie ein Traum und doch kein Traum.

Ivan verschwendete keinen Gedanken mehr daran, wie es morgen weitergehen würde, wenn die Konferenz von Neuem begann und sie alle anderen, auch Amerika, entgegentreten mussten. Keinen einzigen Gedanken verschwendete er daran. Dafür war dieser Moment zu kostbar, zu wertvoll, zu wichtig. Es war einfach zu schön ... Zu schön, um wahr zu sein.

„Ivan“, flüsterte Arthur und hob den Kopf. Seine grünen Augen musterten ihn aufmerksam. Er lächelte, als Ivan errötete. Etwas war anders. Etwas war anders an Arthurs Lächeln. Es galt nur ihm. Nur ihm allein. Und niemanden sonst. Auch nicht Amerika. Schadenfreude und Stolz zeichneten sich in seinem Lächeln wieder. Doch entweder bemerkte Arthur dies nicht oder er wusste von seinen Gefühlen und überging diese Schadenfreude und diesen Stolz einfach. Auf jeden Fall änderte sich Arthurs Ausdruck nicht im Geringsten.

Als Arthur die Augen schloss, zog Ivan ihn zu sich. Wieder strichen ihre Nasen aneinander, ehe ihre Lippen aufeinander trafen. Dieser Kuss war einmalig, das wussten sie beide. Dieser war im Grunde ihr eigentlicher erster. Vorsichtig, umsichtig, sanft. Keinem fehlte die wilde Leidenschaft von vorher, die in diesem Moment unangebracht gewesen wäre. Dieser war ein Kuss der Gefühle, nicht des Begehren. Und das wussten sie beide ...

Ivan brauchte Arthur und Arthur brauchte Ivan.

Es war wie eine Abhängigkeit von einem Tag auf den anderen, von einem einzigen Kuss, von einer einzigen Berührung, von einem einzigen Blick. Jeder brauchte mehr. Mehr, sonst würde er zugrunde gehen.

Ivan kannte das Gefühl, zugrunde zu gehen. Ihm war es nicht anderes ergangen, als 1991 die UdSSR ausgelöst worden war und alle, wirklich alle, sein Haus verlassen hatten. Besonders der Verlust seiner Schwestern hatte ihm damals zugesetzt. Jetzt wäre es ähnlich, wenn nicht noch schlimmer.

Wenn er jetzt Arthur verlieren würde, wäre alles vorbei.

Mit diesem schmerzlichen Gedanken packte er Arthur und warf ihn sich beinahe über die Schulter. Dieser war so erstaunt, dass er nicht protestieren und sich nicht wehren konnte. Stattdessen krallte er sich nur in seinem Schal fest. Dann lief Ivan los.

Er würde Arthur niemals verlieren!

„Ivan, was- was- Ivan!“, rief Arthur, und Ivan war selbst überrascht, lachend. Arthur lachte. Ivan hatte noch niemals Arthurs lachendes Gesicht gesehen. Das war wahrscheinlich auch ein (ehemaliges) Privileg Amerikas gewesen. Doch jetzt war es sein lachendes Gesicht. Er hatte es eigenhändig Amerika entrissen. Er würde Arthur mit niemanden mehr teilen.

„Ivan, wo-wohin?“

„Das willst du wissen, da?“ Ivan erschrak selbst etwas über seinen Tonfall. Er klang doch bedrohlicher als gewollt. Es war ein altes, lästiges Schema, in das er da zurückgefallen war. Und er erschrak noch mehr, als Arthurs Lachen mit einem Mal verstummte. Erschrak, weil es ihn selbst verletzte. Er war immer noch Ivan, Vertreter der Russischen Föderation. Er wollte sich ändern, hatte sich schon immer ändern wollen. Er mochte diese Seite an sich nicht, die den anderen Angst einflößte. Er hasste sie und fürchtete sie. Auch wenn er sich mit der Zeit daran gewöhnt und sogar einen Nutzen gefunden hatte ... Er verabscheute sie. Für wenige Minuten war er ein anderer Jemand gewesen. Doch sein anderes altes Ich sollte ihn wieder einholen.

Für diese wenigen Minuten hatte er fest daran geglaubt, dass Arthurs Wunsch, bei ihm zu bleiben, ihn geändert hätte. Doch es war nicht so einfach.

Er blieb überrascht stehen, als Arthur ihn umarmte. Unsicher legten sich dessen Arme um seinen Hals und krallten sich in seinem Rücken fest. Er sagte nichts, weil sie beide wussten, dass jedes Wort jetzt vollkommen fehl am Platz wäre. Ivan spürte nur seinen Atem hinter seinem Ohr.

Allein dieses Gefühl, dass Arthur ihn nicht zurückwies, hätte schon gereicht. Hätte schon als Trost gereicht. Aber Arthurs Atem, Arthurs Hände, Arthurs schneller Herzschlag, den er vernahm (jetzt war es offiziell, dass auch Arthur seinen Herzschlag mitbekam ... !), Arthurs Wärme, Arthurs Nähe, all diese kleinen, großen, bewussten, unbewussten, nichtigen, wichtigen Dinge zeigten ihm, dass es eine Zukunft gab. Auch wenn es nicht einfach würde.

Da standen sie nun, Arthur auf Ivans Arm, diesen umarmend, mitten in der Eingangshalle. Nur noch wenige Schritte und sie ließen dieses kalte Haus hinter sich. Sie würden hinaus in die Sonne treten und weitergehen und nicht mehr stehen bleiben.
 

War das Schicksal?
 

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Kommentar der Autorin: Ich weiß nicht, ob ich mich schämen oder freuen soll ... Geplant waren ja nur drei Kapitel ... Und aus diesen drei Kapiteln wurden vier und, ich darf und muss es jetzt verkünden, aus diesen vier Kapitel werden auch noch fünf ... ! Ja, richtig gelesen, es wird noch mindestens ein Kapitel geben, weil ich meinen Abschluss, den ich hier finden wollte, nicht so schreiben konnte, wie ich es vorgehabt hatte. Deswegen wird das fünften Kapitel den Schluss dieses Kapitels aus Amerikas Sicht schildern und eventuell noch in die nächste Konferenzsitzung gehen. (Denn ich finde es höchst interessant, wie sich die beiden gegenüber den anderen verhalten werden ... (Und an dieser Stelle lasse ich es einfach mal offen, ob es nicht noch ein sechstes Kapitel geben wird, indem ich die Sichten und Reaktionen der anderen Länder beschreibe ...)) Hoffentlich stört es euch nicht, dass ich diese Geschichte (unnötig) in die Länge ziehe, aber ... ich brauche unbedingt ein für mich zufriedenstellendes Ende des Ganzen. Und für mich gibt es für diese Story nur ein HappyEnd. Das ist meine einzige Möglichkeit ... obwohl ich, grausam, wie ich sein kann, die Geschichte auch hätte enden lassen können, nachdem Ivan Arthur gehen gelassen hat. Aber das habe ich selbst nicht übers Herz bringen können. Ivan und Arthur brauchen eben viel Liebe. ;3

Sonst habe ich nichts weiter zu sagen, außer das Amerika ein sichtlicher Störfaktor für Ivan ist, was? XD (Im Grunde müsste ich, wenn ich ganz genau bin, auch noch Francis einbringen, aber dazu fehlt mir ehrlich gesagt die Kraft ... Der bekommt im eventuellen sechsten Kapitel dann sein Fett weg! >:D)



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Theta-Sigma
2011-06-20T04:16:55+00:00 20.06.2011 06:16
Ich liebe deine FF. Deine Art die Achterbahn genannt Gefuehle zu beschreiben ist realitaetsnahe und ich habe mich oft selbst bei den Gedanken erwischt: Ja, das kommt dir doch bekannt vor. War es bei dir nicht auch so als du XY getroffen hast?

Danke fuer diese unterhaltsame FF, ich hoffe, dass wenigstens noch ein weiteres Kapitel folgen wird.
LG
Von:  vanilla_quicksand
2011-05-24T11:13:56+00:00 24.05.2011 13:13
D'awwww, da?
Sooo suess. Zucker. Ich glaub, mein Diabetes kriegt Karies.
Toll geschrieben, das hast du drauf. Und ich bin eh ein totaler Russlandfreak ... nom.
Du hast ein kleines Maedchen (ok, nicht soo klein) sehr gluecklich gemacht, danke <3
Von:  Minarzipan
2011-04-27T20:13:11+00:00 27.04.2011 22:13
Haha, jetzt hab ich die FF auf FanFiciton.net gefunden und sehe, dass sie hier ja auch ist! :'D
Ich hab dir gerade erst dort einen Kommentar hinterlassen, aber ich sag's gerne hier noch einmal: Die FF ist GENIAL! ♥
Der Schreibstil ist ganz mein Geschmack :)
Und du hast es geschafft, dass ich Russia x England irgendwie mag~ Dabei bin ich doch eingefleischter UsUk-Fan ;D
Weiter so~ ♥
Von:  blooodymoon
2010-11-14T16:53:22+00:00 14.11.2010 17:53
MEHR MEHR MEHR,
1. echt geil geschrieben
2. was hat amerika den alles mitgekriegt
3. arthur sollte ivan erklären, das er zur amrika nur einen brüderlichen kontakt felgt
4. mach die konferz sitzung, wird bestimmt lustig, unterm tisch mit den beinen aneinander fahren und keiner queckt wirklich was abgeht
Von: abgemeldet
2010-10-25T15:38:22+00:00 25.10.2010 17:38
Ich fang an das Pairing richtig gerne zu mögen^^ Endlich mal was Harmonisches. Ich kenn hier sonst nur RussiaxPrussia(Rochu gibts hier kaum, obwohl das eig. zur Zeit mein Lieblingspairing ist), was ich mag, mir aber fast immer zu düster ist, weil Ivan sich da gegenüber Gilbert meistens nicht so nett verhält und das ganze dann in Zwang ausläuft. Da erkenn ich meinen niedlichen "kleinen" Ivan gar nicht wieder *sniff*

Ivan hat mir am besten gefallen, endlich mal nicht als der Böse ;3 So mag ich ihn viel lieber, er ist ja auch im Anime so.
Besonders schön fand ich Ivans Gedanken, die Einsamkeit und die darauschließende Verzweiflung waren so deutlich...
Armer Ivan T.T Er wird von allen missverstanden...*sniff*
Yay Happy End! Ich freu mich schon drauf^^

Von:  Rix
2010-10-02T12:16:42+00:00 02.10.2010 14:16
Wow!
Ich...du hast da etwas wirklich Wunderbares geschrieben! Ich liebe England und Russland, aber ich wäre niemals auf die Idee gekommen sie so miteinander zu verbinden.
Deine Wahl wie du diese Nähe beschreibst, nur weil sie sich mit ihren richtigen Namen ansprechen, ist grandios, ich liebe es. Und wie du nach und nach ihre Gefühle, ihre Empfindunge zueinander bringst, sie immer stärker werden lässt, da fiebert man mit, da fühlt man mit.
Besonders diese Paralleleln von:
Ivan liebt Sonnenblumen...
Arthur liebt Tee...
Das war so ergreifend..argh. Deine FF hat mich einfach mitgerissen und ich war fast schon selbst Russland zum Schluss xD
Bzw. mag ich es wie du England und Russland darstellst. Besonders Russland. Denn so wie du ihn darstellst, stell ich ihn mir selbst auch vor. Er ist wie eine Art Kind, ein verletztes und unwissendes Kind.
Ehrlich, deine FF ist grandios und ich würde liebend gerne mehr davon lesen. Hiermit hast du es geschafft, dass ich hab jetzt ein England/Russland Fan bin xD

MvlG,
Kiri
Von:  KAKKOII
2010-09-25T01:48:27+00:00 25.09.2010 03:48
Ich finde nicht, dass dus 'unnötig' in die länge ziehst //kann eh nicht genug von bekommen xD// Da ist doch alles drin was die Geschichte braucht, von der Länge passt das |D'

weiter so =D Ich freu mich auf jedes neue Kapitel~
(danke, dass du ein Happy End daraus machst, mehr Drama zu diesem Pairing vertrag ich grad nicht OTL)
Von:  Puschi
2010-09-20T20:00:07+00:00 20.09.2010 22:00
Einfach ein wow!
Ich mag deinen Schreibstil echt total gerne o///o
das Pair an sich, hab ich erst durch diese FF richtig gern gewonnen.. es hat einfach was ^^
Es freut mich total, dass es noch ein weiteres Kapitel geben wird *__*
hach ja :)
bin mal gespannt xD"
lg
Puschi



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