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Die Sinne eines Jägers

Wer hat Angst vorm Haifischmann?
von

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d...das Meer!

„Hach, ist das schön hier! Ich könnte den ganzen Tag hier bleiben!“ schwärmte Tilya, als sie neben ihrem Sempai auf dessen im weißen Sand ausgebreiteten Mantel lag, sich den milden, salzigen Wind um die Nase wehen ließ, und die Wellen beobachtete, die sich unter sanftem Rauschen am Strand brachen.

Tilya genoss es, fernab des Hauptquartiers Zeit mit Kisame verbringen zu können, und den Vormittag einfach zu genießen, und sie versuchte, die Gedanken an die bevorstehende Begegnung mit Hidan zu verdrängen.

Über den Himmel zogen zwar zahlreiche Wolken, doch dennoch war es angenehm warm.

Samehada hatte Kisame einfach neben sich in den Sand gelegt, in welchem sich das Schwert vergraben hatte, wie eine überdimensionale, stachelbesetzte Wüstenechse.

Nur einige der großen Dentikel ragten noch aus dem feinen Kieselmeer, und wiegten sich sanft, wie die Fortbewegungseinheiten eines Seeigels, vor und zurück.
 

Irgendwann mischte sich Kisames Schnarchen in das Flüstern des Windes und der Wellen.

Tilya lächelte, als sie ihren schlummernden Sempai beobachtete, der bäuchlings, nur wenige Zentimeter von ihr entfernt, auf der roten Innenseite des Akatsuki-Mantels ruhte, und seinen Kopf auf die verschränkten Unterarme gebettet hatte.

Wenn er schlief, sah sein strenges, verhärmtes Gesicht ungewohnt entspannt aus.

Die Alverliekin versuchte sich vorzustellen, wie der Haifischmann wohl als kleiner Junge ausgesehen haben mochte, aber es gelang ihr nicht.

Ob Kisame eine ebenso schöne Kindheit gehabt hatte, wie sie selbst?

Hatten seine Eltern ihn auch mit Liebe und Geduld aufgezogen, und ihm die Wunder dieser Erde nahe gebracht?

Ihn bedingungslos geliebt, mit all seinen Fehlern?
 

Sie widerstand dem plötzlichen Impuls, seine Schläfe zu küssen, nur deshalb, um ihn nicht zu wecken.

Tilya mochte es, wenn er dieses seltsame Stirnband nicht trug, auf welchem das durchgestrichene Symbol des Dorfes, dem Kisame den Rücken zugekehrt hatte, prangte.

Sie verstand nicht, welchen Sinn dieses Accessoire hatte.

Aber sie verstand so vieles nicht, was Akatsuki anbelangte.

Es wurde ihr ja auch kaum einmal eine Frage vernünftig beantwortet, die sie über die Organisation stellte.

Sie wusste eigentlich nur, dass Akatsuki eine vom Rest der Gesellschaft isolierte Gemeinschaft von außergewöhnlichen Menschen mit trauriger Vergangenheit war, die entgeltlich dubiose Missionen ausführte, die andere Menschen in Auftrag gegeben hatten. Sie wusste auch, dass das Ansparen von möglichst viel Geld eine große Rolle spielte, und dass Pein auf der Suche nach irgendetwas Bestimmten war, um damit die Welt zu verbessern... oder so etwas in der Art…
 

Tilya war froh, dass Kisame sie nun an den Strand entführt hatte, wo es nicht sehr viel mehr als nur sie beide gab, den Wolkenhimmel, den Sand und das Meer.

Hier war Kisame einfach nur Kisame.

Kein Akatsuki, kein Ninja, kein Heimatloser, kein Verstoßener.

Nur jener einzigartige Mann, dem sie sich geschenkt hatte.

Und gleichzeitig so viel mehr als das.

Die Alverliekin wusste nicht, wie lange sie ihren Sempai schon beobachtet hatte, als auch sie an seiner Seite einnickte.
 

Erst nach geschlagenen vier Stunden wurde Tilya unsanft von einer Möwe geweckt, die der jungen Frau, auf der Suche nach weichem Nistmaterial, eine Feder vom Kopf zu rupfen versuchte.

Tilya wälzte sich herum, gab einen unartikulierten Laut von sich, und verscheuchte den Vogel mit einer fahrigen Handbewegung.

Sie vernahm, wie sich das unverschämte Tier unter protestierendem Gezeter von dem Lager entfernte, als sie unwillig in den Himmel blinzelte, und zunächst vergeblich die Sonne suchte, die aber schon ein ganzes Stück am wolkenschwangeren Gewölbe entlang gezogen war.

Sie wandte ihren Kopf zur Seite, und blickte direkt in das Antlitz ihres schlafenden Meisters.

„Kisame-Sempai?“ flüsterte sie leise.

Kisames Augen bewegten sich hinter seinen geschlossenen Lidern.

Es sah so aus, als träumte er etwas Spannendes.

Die Alverliekin fragte sich, wovon sein Traum handelte.

Gewiss nicht von ihr…
 

Behutsam rückte sie näher an den Nuke-nin heran, bis sie schließlich Stirn an Stirn beieinanderlagen, und ihre Nasenspitze fast die seine berührte.

Vorsichtig hob sie ihre Hand an sein Gesicht, fuhr mit ihren Fingerspitzen sanft die Form seiner markanten Wangenknochen nach, und fragte sich, warum sie ihn nur so wunderschön fand.

Sie hatte sich nie besonders für das andere Geschlecht interessiert; was wohl auch daran lag, dass sie selbst sehr schüchtern war, und sich außerdem auf ihrer Insel auch umgekehrt kein männliches Wesen jemals für SIE begeistert hatte.

Wer wollte schon etwas mit dem unausgeglichenen, eigenbrötlerischen ´Drachenmädchen´ anfangen, das immer bei den riesenhaften, stinkenden Spinnen und Echsen herum hockte, keinen Malar mehr hatte, in plötzlicher Nervosität unwillkürlich Stromstöße an seine Umgebung verteilte, und das an Armen und Beinen von sporadischen, violetten Echsenhautflecken entstellt war; von diesen albernen Federn ganz zu schweigen?

Tilya schätzte sich wirklich glücklich, dass Kisame sie trotz aller Unannehmlichkeiten, die er mit ihr gehabt hatte, noch an seiner Seite duldete.

Es war manchmal anstrengend mit ihm, aber für Tilya war er etwas ganz Besonderes.

Ohne ihn wäre sie aufgeschmissen, in dieser Welt; da war sie sich sicher…

Sanft streichelte sie durch sein struppiges, dunkelblaues Haar, und hauchte ihm dankbar einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze.
 

Plötzlich ging ein Ruck durch den ruhenden Körper neben ihr, Tilya fühlte sich von zwei großen Händen gepackt, und herumgerissen; und ehe sie es sich versah, hockte sie rittlings auf dem Becken ihres Sempais.

Kisame hatte ihre Handgelenke im schraubstockartigen Griff umklammert, und funkelte sie wütend von unten her an.

„Was soll das?“ knurrte er lauernd, und richtete seinen Oberkörper auf, bis er wieder derjenige war, der auf sein Gegenüber herabblicken konnte.

„Du brauchst mir nicht krampfhaft zu demonstrieren, dass du mich nicht mehr denn je verabscheust, indem du meine Nähe suchst!“

Tilya war so perplex, dass sie zuerst nur ein verständnisloses, Lächeln zustande brachte. „Was… was haben Sie denn jetzt schon wieder, Sempai? Ich wollte Ihnen überhaupt nichts demonstrieren;- ich hatte doch angenommen, dass Sie noch am schlafen wären!“

Kisame ging überhaupt nicht auf sie ein. „Was wolltest du mir damit beweise? Dass du den Körperkontakt zu mir, entgegen aller Annahmen, sehr wohl ertragen hast,- oder ihn gar willkommen geheißen hast, als ich dich genommen habe? Wie lächerlich; selbst das würde rein gar nichts daran ändern, dass ich mich an dir vergangen habe, Tilya!“
 

Tilya verdrehte die Augen, und seufzte matt. „Ach, jetzt fangen Sie doch bitte nicht schon wieder damit an! Ich dachte, das hätten wir inzwischen hinter uns. Außerdem lag es nicht in meinem Sinn, Ihnen irgendetwas beweisen zu wollen. Darf ich Sie jetzt etwa nie wieder anfassen, oder mich Ihnen nähern, ohne dass Sie mir gleich wieder irgendetwas unterstellen? Ist es denn für Sie wirklich so schwer, in Betracht zu ziehen, dass man Sie vielleicht auch schlicht und ergreifend gern haben kann, Sempai? Und dass man Ihre einzigartige Haihaut so faszinierend findet, dass man sie einfach gern berühren möchte?“

„Stell dir vor, Tilya, ja! Das ist es! Es gibt nämlich keinen Grund, warum irgendein Mensch auf diesem Planeten solche irrationalen Sinnesanwandlungen haben könnte!“

„Ich bin ja auch kein Mensch.“ wagte Tilya die vorsichtige Bemerkung.

Sie räusperte sich. „Sempai, wissen Sie; ich denke eigentlich schon, dass es sehr wohl den ein oder anderen Grund dafür gibt, weshalb es mir zum Beispiel richtig weh tut, wenn Sie mich einfach allein lassen…“

„Du verwechselst da wohl etwas!“ schnauzte Kisame das Mädchen an. „Die Schmerzen bekommst du nämlich immer erst dann, wenn ich in deine Nähe komme!“
 

„Mann, Sempai! Sie bekommen gleich Schmerzen auf ihrem langen Zinken, wenn Sie nicht endlich mit diesem selbstmitleidigen Genöle aufhören!“ ereiferte sich Tilya plötzlich.

Kisame verwirrte die unerwartete Ansage der Alverliekin dermaßen, dass ihm ihr vorlauter Tonfall gar nicht bewusst wurde, mit dem sie sie formuliert hatte.

„Was…? Selbstmitleidig…?“ wiederholte er nur dumpf, und entließ vor lauter Verblüffung sogar ihre Handgelenke aus der Umklammerung.

„Ja, genau!“ bestätigte Tilya überzeugt, und reib sich die geröteten Knöchel. „Fast alles, was Sie mir in letzter Zeit zu sagen haben, bedeutet nämlich im Grunde nur eins: Du sollst mich gefälligst hassen, denn ich kann mich selbst nicht leiden, weil ich nicht anders kann, als mich von meinem überschüssigen Testosteron steuern zu lassen, meinen animalischen Instinkten zu folgen, und mich dabei wie ein Haifisch auf zwei Beinen zu benehmen! Im Gegensatz zu Ihnen selbst komme ich aber mit dem, was Sie sind, ganz gut klar, Kisame. Aber das wollen Sie wohl einfach nicht zur Kenntnis nehmen, oder? Mann, ich hoffe nur, dass ich später nicht einmal genauso verbohrt und stur werde, wie Sie, wenn ich alt bin.“

„Ich glaub, ich hör wohl nicht richtig!!!“ brüllte Kisame furios der kleinen Alverliekin ins Gesicht, die aber nicht erschrocken vor dem wütenden Haifischmann zurückwich, sondern auf seinem Schoß sitzen blieb, die Arme vor der Brust verschränkte, und ihm trotzig entgegen starrte.

„Na, da haben wir´s doch.“ ätzte sie. „Typische Symptome des altersbedingten Verfalls. Engstirnigkeit, nachlassendes Hörvermögen, demzufolge der übertrieben laute Tonfall…“
 

Kisame war es ganz recht, dass sich die tiefsinnige, emotional verfängliche Diskussion nun in dieses nebensächliche, ja banale Streitgespräch entwickelt hatte, in das er sich nun mit annähernder Euphorie hineinsteigern, und somit vom eigentlichen Thema ablenken konnte.

„Das schlägt ja wohl dem Fass den Boden aus! Du tust ja so, als wäre ich ein seniler, alter Tattergreis!“ tobte er ungehalten. „Ich bin Anfang Dreißig, Mädchen, klar? Ich bin höchstens sechs, sieben Jahre älter als du! Wahrscheinlich merkst du das aber deshalb nicht, weil du dich mit deinen vierundzwanzig Lenzen noch immer wie eine unreife, alberne Göre aufführst!“

Tatsächlich kam ihm die zierliche Alverliekin auf seinem Schoß, die mit ihren großen, blauen Augen bockig zu ihm aufblickte, und dabei auch noch einen niedlichen Schmollmund zog, mehr denn je vor, wie ein hilfloses, unschuldiges, kleines Mädchen.

Er fand sie zum Anbeißen süß.

Am liebsten hätte er sie jetzt mit Haut und Haaren verschlungen.

Auf der Stelle hätte er sie nun vernaschen mögen…

Kisames Magen rumorte lautstark.

Er hatte heute noch nichts gegessen.
 

„Sie haben wohl großen Kohldampf.“ vermutete Tilya brummig, der das verräterische Geräusch nicht entgangen war.

„Vielleicht haben Sie ja deshalb so eine unterirdisch miese Laune. Na, ja… Also, wenn Sie möchten, könnte ich Ihnen einen Fisch mit Kräutern zubereiten.“ bot die Alverliekin, die gemerkt hatte, dass sie sich gerade ein wenig im Ton vergriffen hatte, versöhnlich an.

„Hört, hört! Wie willst du das denn anstellen?“ höhnte Kisame.

„Na, ich sammele etwas Rosmarin und Thymian vom Waldrand, und richte hier eine kleine Feuerstelle her, aus äh… solchen Steinen, hier, und ähm…dem Gestrüpp da hinten, vielleicht -…“

„Oh, dass du Unkraut pflücken und Feuerchen legen kannst, bezweifele ich ja gar nicht mehr!“ funkte Kisame schnippisch dazwischen.

„…tja, und dann nehme ich halt den Fisch aus, grille ihn am Stock, und…“

„Da haben wir den springenden Punkt.“ grinste Kisame. „Welchen Fisch, Schätzchen? Unser Seehecht liegt immer noch im Tiefkühlregal. Und da liegt er gut.“

Tilya raufte sich verlegen in den Federn.

„Na, ja… Also den Fisch müssten Sie dann schon noch selbst fangen.“

„Aha! Ich wusste doch, dass da noch ein Haken kommt!“ tönte der Nuke-nin. „Ich hab eine bessere Idee! Warum setzt du nicht einfach das Wasser unter Strom? Dann schwimmt ein ganzer Haufen toter Fische an der Oberfläche herum, und du kannst sie in aller Ruhe für mich einsammeln. Und dein Sempai kann sich zur Abwechslung mal so richtig schön bedienen lassen, von seiner sogenannten ´Sklavin´…“

„Sie wollen, dass ich einen zoologischen Massenmord begehe?“ fragte Tilya ihn vorwurfsvoll. „Kommt gar nicht in Frage! So viele Fische und andere Meerestiere, die bei solch einem Unterfangen draufgehen würden, könnten Sie doch niemals allein verspeisen! Na gut, vielleicht sogar doch, wer weiß… Aber ich würde diese Fähigkeit niemals einsetzen, um ein Lebewesen zu töten! Und außerdem… könnte ich mein Talent ohnehin niemals derart gebündelt konzentrieren!“
 

Kisame überging geflissentlich Tilyas Anspielung auf seinen immensen Appetit. „Ich sehe, schon…“ murmelte er bei sich. „Ich muss dich wohl dringend wieder einmal trainieren, Kleine…“

„Etwa nur deshalb, damit Sie sich regelmäßig den Bauch vollschlagen können, oder was?“ wollte die Alverliekin ein wenig beleidigt erfahren.

„Warum nicht? Du könntest dich ruhig ein wenig darum bemühen, mich bei Laune zu halten, meine Süße. Und Liebe geht eben durch den Magen.“

Kisame biss sich auf die Zunge, als er so vorschnell mit dem letzten Satz herausgeplatzt war.

Tilya zog interessiert eine Augenbraue in die Höhe. „Aha? Das heißt also, dass man sich Ihre Sympathie durch ein gutes Essen erschleichen kann? Gut, zu wissen! Dann werde ich mich bemühen, und mein Bestes geben! Aber… was ist, wenn ich es vermassele?“

„Dann hab ich dich trotzdem… zum FRESSEN gern, Schätzchen…“ knurrte Kisame sarkastisch, und schubste Tilya unsanft von seinem Schoß hinunter.
 

Er wurde nervös, wenn die Kleine mit ihm flirtete – ob sie das nun beabsichtigt tat, oder nicht…

Er musste sie zukünftig mehr denn je als Objekt betrachten, anstatt als eine Frau!

Hoffentlich bemerkte Tilya nicht, wie sehr sie ihren Sempai mit ihrem Charme aus der Fassung bringen konnte!

Zähnefletschend sprang er auf die Füße, reichte der überraschten Alverliekin die Pranke, und zog sie vom Boden hoch.

„Und jetzt komm, ab ins Wasser! Auf dem Rückweg bring ich uns einen leckeren Fisch mit, und dann wird sich herausstellen, ob du das Vieh tatsächlich in eine genießbare Mahlzeit verwandeln kannst, oder es als schwarzer, verkohlter Klumpen am Spieß enden muss.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  DeadPool92
2010-09-21T19:55:37+00:00 21.09.2010 21:55
ich kann wirklich keine konstruktive kritik schreiben aber eines muss ich unbedingt loswerden...
...deine FF ist mir wirklich ans herz gewachsen und ich hab die Fanfiction an einen tag durchgelesen *_*
freue mich auf weitere seiten ;)
Von: abgemeldet
2010-09-13T09:42:37+00:00 13.09.2010 11:42
O.O
Tilya soll kochen?
Schafft sie das? XDDDDDD
okay, ich warte schon aufs nächste Kapitel.^^


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