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Einsamkeit das schwerste Los

und die Geschichte wie einige dagegen ankämpfen
von

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Animor saß nun seit einigen Stunden im Schwesternzimmer und ging die aktuellen Fälle des Chefarztes durch. Es waren viele und vor allen Dingen komplizierte Fälle. Doch Sie prägte sie sich alle ein und ging, bevor Sie nach Hause aufbrach, noch zu jedem Patienten, stellte sich vor und sprach einige Augenblicke mit ihnen. Freundlich war die junge Frau, dachten sich die Krankenschwestern und die Patienten fühlten sich bei ihr geborgen. Animor war eine besondere Frau. Wie besonders wusste jedoch niemand.
 

Marron und Chiaki saßen in ihrem Wohnzimmer, die Wiege ihrer kleinen Tochter dicht neben ihnen. Die beiden unterhielten sich über das, was Noimé heute Marron erzählt hatte. „Meinst du Noimé ist der einzige Dämonenritter, der sich auf die Suche macht?“ Marron war sich nicht sicher. „Noimé wusste es nicht, aber er vermutete, dass noch mehr auf der Suche sind und zwar schon länger. Sie hatten alle keinen Erfolg. Und Noimé hatte noch eine Befürchtung.“ „Welche?“ Chiaki schaute Marron besorgt an. Sie war die ganze Zeit schon sehr schweigsam und es schien ihm, dass sie vor etwas Angst hatte. „Er meinte, dass die Anderen auch neue Dämonen senden würden um den Menschen zu finden. Sie vermuten alle, dass Gott auch diesen Menschen mit Fähigkeiten ausgestatten hat. Ich bin mir da aber nicht so sicher. Ach Chiaki, ich wollte nie wieder zu Jeanne werden und ich glaube auch nicht, dass ich es jemals nochmal könnte.“ Chiaki schloss seine Frau in die Arme. „Das musst du auch nicht. Ich werde dich beschützen.“ Marron lehnte sich an Chiaki und betrachtete das zauberhafte Gesicht ihrer kleinen Tochter. Sie seufzte. „Was ist?“ Die junge Frau blickte nach oben und küsste ihren Mann leicht auf das Kinn. „Ich bin so glücklich. Und das kann einfach nicht wahr sein.“ Marron fest in die Arme schließend, blickte Chiaki hinaus in den Sonnenuntergang und schwor sich, seine Familie zu beschützen, komme da was wolle.
 

Animor hatte sich umgezogen und trug nun ein Samtkleid in dunklem Grün, mit einer weißen Halbjacke darüber. Ihr blondes Haar war in einem Knoten im Nacken zusammen gefasst und wurde von einer alten Klammer aus Weißgold zusammen gehalten. Ihre grünen Augen wurden durch grünen Lidschatten betont und die Lippen zierte ein leichter Aprikosenton. Animor wollte annehmbar aussehen und doch übertraf Sie anscheinend die Erwartungen von Kaiki Nagoja, denn als er aus dem Wagen stieg, um Animor zu begrüßen, fielen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf. Der Abend konnte also nur heiter werden.

„Ich wusste nicht, dass sie im selben Wohnhaus wie mein Sohn wohnen?!“ Animor antwortete nicht. Warum auch? Es war schließlich auch eine Feststellung. Kaiki versuchte nun seit der letzten Viertelstunde ein Gespräch mit Animor anzufangen, aber sie antwortete nur sehr kurz angebunden oder sogar nur mit einem kleinen Lächeln, welches Kaiki für die fehlenden Antworten mehr als entschuldigte. Naja, er würde schon hinter ihr Geheimnis kommen, dachte der Arzt bei sich. Wenn er sich da mal nicht irrte.

Auf dem Empfang wurde Animor mit vielen wichtigen Leuten bekannt und auch sogleich akzeptiert, da sie offensichtlich nicht nur eine neue Flamme des Chefarztes war. Sie kannte alle Probleme, denen sich ihr Chef zurzeit stellte, sie kannte so manche lustige Geschichte und zuletzt hatte sie ein riesiges Wissen über die moderne Herzchirugie. Sie führte stundenlang angeregte Gespräche über neue Methoden und diskutierte mit großen, japanischen und europäischen Ärzten über die Rede von Kaiki Nagoja. Es hätte ein wichtiger Abend in ihrer Karriere werden können, denn auch die Presse schien sich für diesen neuen Stern am Arzthimmel zu interessieren, der zudem auch Gesprächsstoff in Sachen Schönheit, Mode und mögliche Liebesgeschichten bieten könnte. Doch es kam anders, denn am nächsten Tag war die Schlagzeile nicht „Ein neuer Star in der Nagojaklinik!“ sondern „Die neue Nachfolgerin von Jeanne, der Kamikaze Diebin, hat zugeschlagen!“

Ich stand im Schatten der Gesellschaft und betrachtete mein Opfer. Es war eine junge Frau, die wie eine Wölfin darauf achtete, dass niemand ihre Kette auch nur von nahem sah. Es war eine schwarze Perlenkette, mit einem Onyx in der Mitte. Und nur ich sah die lila-schwarzen Schatten die um sie herum flimmerten. Dieser arme Mensch war schon fast vollkommen vom Dämon besessen. Nicht mehr lange und ihre Seele wäre verloren und nur noch der leere, dunkle Leib würde übrig bleiben. Und solange ich noch einen Hauch von Gottes Atem spürte, würde ich weiter diese Menschen befreien.

Vor einigen Jahren war es beinahe dazu gekommen, dass Gott zu schwach war, um uns Menschen zu erfüllen. Jeanne hatte damals uns alle wieder einmal errettet. Und doch, tat mir das Herz weh, wenn ich an Jeanne dachte. Sie war schuld, dass ich heute hier stand. Sie war Schuld, dass ich immer noch auf Erden wandelte. Ohne sie, wäre ich erlöst worden. Doch nun kämpfe ich weiter und niemals wieder werde ich die Chance haben, endlich mit meiner Familie vereint zu sein.

Und so machte ich mich bereit, um mir hier in Japan einen gebührenden Einstand zu geben. Ich schlich hinüber zu dem Raum mit der Elektrizität und öffnete ihn mit meiner Haarspange um unbemerkt hinein zu schlüpfen. Zum Glück befand sich momentan niemand hier. Alle waren damit beschäftigt, das Abschlussfeuerwerk vorzubereiten. Das war mein Moment. Ich nahm mein Kreuz aus meiner kleinen Handtasche und hielt es an mein Herz.

„Gib mir die Kraft, der Wind Gottes zu sein!“ Ein starker Wind kam auf und umwehte mich. Mich in einen Wirbelsturm einschließend, hob mich der Wind ein wenig an und wirbelte mich herum. Meine Kleider lösten sich auf und an ihre Stelle traten nun Federn, die sich langsam in ein Oberteil und einen Rock aus hellblauem Stoff verwandelten. Eine lange Feder legte sich in meine Hand, andere landeten auf meinem Haar, wodurch es bodenlang verlängert wurde und sich blau verfärbte. Sich wild um mich legend, und mir noch kleine Windströme als Armbänder gebend, verschwamm der Wind zu einer mich um kreisende Böe. L´air de paix, war erschienen, um den Menschen Gottes Frieden zu bringen.

Ich wand mich an die Regler der Halle und schaltete das Licht aus, bis auf einen Spot, der jetzt noch auf das Podium zeigte. Zusätzlich drehte ich die Musik lauter und stellte sie so ein, dass sie, wenn ich oben stand, anfangen würde, den Walküren Ritt von Wagner spielen würde. Treffend.

Kaiki Nagoja stand gerade an der Bar und wollte sich und Animor einen Drink holen. Sie war sehr beindruckt von seiner Rede gewesen, und er wiederrum von ihrem Wissen und den interessierten Fragen, die Animor stellte. Als er zwei Champagner für sich und Animor in der Hand hatte und sich nach ihr umsah, ging das Licht aus. Es zeigte vielmehr nur noch ein Spot auf die Bühne und das Podium. Komischerweise wusste der Blauhaarige gar nichts von einer weiteren Rede. Gespannt schaute er auf die Bühne. Da setzte die Musik ein. Der Scheinwerfer schwenkte durch einen Windstoß um und zeigte nun auf den oberen Hallenteil, auf die Aufhängung des Vorhanges. Dort stand eine Frau. War das etwa Jeanne?

„Bonjour Mesdames et Monsieurs. Je suis l´air de paix.” Mit diesen Worten verbeugte sich die junge Frau vor ihrem neuem Publikum. Da dieses die Frau für einen Showakt hielten, applaudierten sie heftig. Und ich grinste. Wenn sie nicht ahnten, was ich vorhatte, konnte ich ihre Ahnungslosigkeit doch auch ausnutzen. Ich nahm mir ein Seil, welches am Vorhang hin und ließ mich daran in kleinen Kreisen und Schwingungen herunter. Untern angekommen, fing ich an, Räder und Purzelbäume zu schlagen, mich mit Saltos und Handlauf fortzubewegen und mit einem kleinen Windschleiertanz, durch den Raum zu schleichen. Dabei flirtete ich mit den Männern und erntete vereinzelt Applaus und Bewunderung. Ich näherte mich Kunststück um Kunststück meinem Ziel.

Als ich vor der Frau stand, stieg der Dämon aus der Kette heraus und versuchte mich mit seinen Krallen zu packen. Da nur ich ihn sah, musste ich mir nun meine Tarnung auffliegen lassen. Ich sah der Frau in die schwarztriefenden Augen und sah unter dem Dämon die Verzweiflung. „Keine Angst, ich helfe dir.“ Flüsterte ich ihr zu, bevor ich mit einem weiteren Saltorückwärts vor dem Dämon in Sicherheit brachte. Ich streckte die Arme zur Seite und sammelte an meinen Händen kleine Wirbelstürme. Meine Hände zusammen klatschend, flogen die beiden Wirbelstürme auf den Dämon zu und fingen ihn ein. Er wirbelte herum und war in dem Windgefängnis eingesperrt. Ich riss meine Arme nach oben und blickte gen Himmel. „Mein Gott, Mon Dieu, my God. Erhöre deine treue Dienerin und banne diesen Dämon, dass er deine Schöpfung nicht mehr gefährde.“ Der Sturm zwängt das Ungeheuer ein, und wurde kleiner, bis er vollständig verpuffte. Und die Kette der Frau wurde ihr vom Hals gewischt, wurde zu einer Engelsfigur und fiel vor der Frau zur Erde. Um meinen Auftritt nicht als geistesgestört zu bezeichnen, wischte ich mit meinem Arm um mich herum, wodurch ich in einen Nebel gehüllt wurde und mich niemand mehr sehen konnte. Dann glitt ich wieder, unter den lautstarken Rufen nach der Polizei und dem Sicherheitsdienst, zum Elektrizitätsraum und nahm mein Kreuz ab. Die Wolken um mich herum verschwanden, mein Haar entfärbte sich und ich es erschien wieder mein Abendkleid. Ich verließ den Raum und machte mich auf den Weg nach Hause.

„Was war das denn nun?“ Animor blickte in Kaikis Augen. „Ich habe keine Ahnung.“ Beide nahmen einen Schluck aus ihrem Champagnerglas und Animor hackte sich bei ihrem Begleiter ein. „Ob wir jetzt auf die Polizei warten müssen? Ich meine um eine Aussage zu machen?“ „Ich vermute es. Naja, dann lassen sie uns mal wieder an unseren Platz begeben, denn solange will ich ja nun nicht stehen.“ Also gingen die Beiden wieder an ihren Tisch und fingen eine angeregte Unterhaltung an, bei der Kaiki zwar mehr redete als Animor, diese aber geduldig zu hörte.

Als die Polizei eintraf, mussten alle dreihundert eine Aussage aufnehmen lassen, wodurch Kaiki und Animor erst am frühen Morgen an Animors Wohnung ankamen. „Trotz des … anstrengenden Endes, fand ich den Abend doch ganz angenehm. Was ist mit ihnen?“ Animor zog sich ihre Jacke noch etwas fester um die Schultern und klammerte sich an ihre kleine Handtasche. „Ich fand ihn auch schön. Guten Nacht, oder eher Guten Morgen, Sensei Nagoja.“ Damit drehte Animor sich um und verschwand im Gebäude. Kaiki, der ein wenig enttäuscht war, da er auf einen Kuss gehofft hatte, drehte sich zu seinem Wagen um und lächelte seinen alten Freund am Steuer traurig an. „Dann beim nächsten Mal.“



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