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Der Zweck heiligt die Mittel

HP/DM
von

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Hallo, ihr Lieben und willkommen zum siebten Kapitel! =)
 

Zuerst aber möchte ich mich bei den Lesern bedanken, dass ihr so lange durchgehalten habt! o.O Ihr seid toll! <3
 

So, jetzt geht es aber los! ^-^
 

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Kapitel 7
 

Debonair saß mit missmutig verschränkten Armen auf einem Sessel im Wohnzimmer und blickte betrübt in die Flammen im Kamin. Er hatte zwar mit einer Abfuhr seitens Harry berechnet, sie aber dann wirklich zu kassieren, war viel schlimmer gewesen, als er sich das vorgestellt hatte. Zudem fragte er sich, warum Malfoy so plötzlich an Harry interessiert war. Nicht, dass er das nicht völlig nachvollziehen konnte, der kleine Werwolf war aber auch einfach nur – unwiderstehlich. Aber auf allen Neujahrsfeiern, auf denen sie sich begegnet waren, hatte der Blonde immer eine ganze Hasstriade gegen den Schwarzhaarigen vom Zaun gerufen, dass man denken könnte, der Junge hatte dem blonden Reinblut sein ganzes Erbe vor der Nase weggeschnappt.
 

Dann musste Harry für ein paar Wochen in Malfoy Manor bleiben, weil er ein Werwolf geworden war, was nebenbei gesagt noch schlimmer in der Vorstellung der Reinblüter als ein Schlammblut war, und schwupps! Schon beanspruchte der Blonde Harry für sich? Da KONNTE etwas nicht stimmen! Handelte Malfoy vielleicht im Auftrag des Dunklen Lords, um den Werwolf auch emotional an ihre Seite zu binden? Immerhin war allgemein bekannt, dass Harry es nicht zuließ, dass jemand, der ihm etwas bedeutete, verletzt würde. Und gegen jemanden, den er liebte, würde er nicht einmal dann den Zauberstab erheben, wenn sein Leben davon anhinge.
 

Das würde zumindest Sinn ergeben. Er würde Malfoy im Auge behalten und ihn beobachten, um herauszufinden, ob seine Theorie der Wahrheit entsprach oder ob Malfoy tatsächlich etwas für den kleinen Werwolf empfand.
 

„Ich geh mal nachsehen, wo sie bleiben.“, gab er bekannt und wollte sich aus den Polstern erheben, doch Hermine schüttelte ablehnend den Kopf.
 

„Kommt nicht in Frage! Du bleibst schon hier.“
 

„Hey! Das ist immerhin mein Zimmer, was sie da okkupieren!“, protestierte Debonair verstimmt.
 

Hermine verdrehte die Augen und stand auf. „Wenn du so dringend ins Bett willst, werde ich nachsehen, was da los ist. - Remus, pass bitte auf, dass er hierbleibt.“, bat sie den Werwolf und verschwand nach oben, nur um ein paar Augenblicke später hochrot wieder hinunterzustolpern. „Ähm... Ich glaube, das dauert noch eine Weile.“, stammelte sie und räusperte sich, bevor sie sich in einem Buch verbuddelte, das aber nicht in der Lage war, ihr noch immer tief rotes Gesicht zu verbergen.
 

Debonair starrte er sie fassungslos an, dann wanderte sein Blick kurz zur Decke, als könnte er hindurchsehen, bevor er sich wieder an Hermine wandte. „Du meinst, sie vögeln gerade in MEINEM Zimmer?!“
 

„Debonair!“, ermahnte seine Mutter ihn schief grinsend. „Du kannst dich gewählter ausdrücken, das weiß ich. - Außerdem sind sie unsere Gäste.“
 

Er glubschte sie an. „Muss ich ihnen etwa noch ganz Gastgeber-like Kondome und Gleitmittel anbieten?“, fragte er sarkastisch und machte damit fast Draco alle Ehre.
 

„Sei nicht albern.“, gluckste die Frau. „Aber sei wenigstens so höflich und platze nicht dazwischen. Es wird den beiden eh noch unangenehm genug sein, denke ich.“ Damit schwirrte sie ab, um schon einmal frisches Bettzeug für ihren Sohn herauszusuchen.
 

Noch immer fassungslos ließ sich Debonair tiefer in die Polster plumpsen. „Ich glaub das nicht. Die vögeln in meinem Zimmer! Dabei hatte ich Harry eigentlich nicht so eingeschätzt, dass er gleich nach dem ersten Kuss mit jemandem in die Kiste springt.“
 

Hermine lugte über ihren Buchrand. „So ist er eigentlich auch nicht. Aber die beiden sind auch wirklich lange genug umeinander herum geschlichen. Es wurde langsam Zeit, dass sich mal was tut.“
 

„Mag ja sein, aber deswegen müssen sie es doch nicht gleich TUN!“, widersprach Debonair energisch.
 

„Ich denke auch nicht, dass Harry bewusst den ersten Schritt in diese Richtung gemacht hat.“, mischte sich nun Remus ein, wobei er nachdenklich nach oben blickte. „Ich glaube vielmehr, dass sein Wolf dafür verantwortlich ist.“
 

Debonair schnaubte. „Na super! Danke für die Info. Jetzt weiß ich, dass sie es treiben wie die Tiere... Jippieh!“
 

Hermine errötete wieder bis zu den Haarspitzen. Das, was sie gesehen hatte, gab dem, was Remus gesagt hatte, Substanz. Harry schien wirklich nicht ganz er selbst gewesen zu sein. Ihre Gedanken suchten fieberhaft nach einem Thema, bei dem sie nicht rot zu werden brauchte, und fanden schließlich sogar etwas. „Es gibt da etwas, das mich die ganze über schon wundert.“, murmelte sie und runzelte die Stirn. „In Hogwarts war Harry wirklich wütend, aber es passierte nichts.“
 

Debonair, verwundert über den plötzlichen Themenwechsel, zog verständnislos die Augenbrauen zusammen. „Was hätte auch passieren sollen?“
 

„Normalerweise, wenn er extrem wütend ist, bricht seine Magie aus. Aber dieses Mal war es vollkommen ruhig um ihn herum.“ Dann leuchteten ihre Augen auf einmal. „Kann es nicht sein, dass seine Magie deswegen nicht ausgebrochen ist, weil sie sich auf die bevorstehende Verwandlung konzentriert hat?“
 

„Was für eine Verwandlung?“, wollte Debonair wissen, immerhin war er bei der Schlacht nicht dabei gewesen.
 

„Harry hat sich in einen Wolf verwandelt.“
 

„Achso... Ja und?“ Der Junge zuckte leicht mit den Schultern.
 

Hermine stutzte. „Das überrascht dich nicht? Ich meine, jeder in Hogwarts war darüber mehr als nur entsetzt, zumal der Wolf auch noch sehr viel größer als normal war.“
 

Debonair seufzte. „Was bringen die euch in Hogwarts eigentlich bei? Natürlich ist die Animagus-Form der Werwölfe ein riesiger Wolf, immerhin ist das die andere Hälfte ihrer Selbst. Und Animagi brauchen bekanntlich keinen Vollmond für eine Verwandlung.“, erklärte er.
 

Mit einem tiefen Seufzen fiel Hermine in die Polster. „Wir waren uns nicht sicher, ob Harry ein Animagus werden kann. Deswegen kam das alles ein wenig überraschend.“
 

„Oh man! Offenbar habt ihr keinen Schimmer von dem Potential eines Werwolfs. Euch wird offenbar nur beigebracht, dass es etwas Schlechtes ist, wenn man einer ist.“
 

Hermine schnaubte. „Wem sagst du das! So langsam bin ich echt froh, dass wir Hogwarts verlassen mussten.“
 

„Aber du meintest vorhin, seine Magie ist nicht ausgebrochen wie üblich. Was meintest du damit?“, fragte Debonair verwirrt nach. Das war das einzige an ihrer Überlegung, was ihn verwirrte. Dass Magie hin und wieder bei extremen Emotionen ausbrach, war zwar normal, aber nur bei Zauberern und Hexen, die noch keinen eigenen Zauberstab besaßen, mit dem sie ihre Magie bündeln und lenken konnten. Er hatte zwar mitbekommen, wie Harry, als er damals so reizbar wegen dem bevorstehenden Vollmond gewesen war, Batter und Dense gehörig eingeschüchtert hatte, doch da hatte Harry doch sicher einen Zauberstab in der Hand gehabt.
 

Hermine seufzte. „Bei Harry ist es normal, dass seine Magie unkontrollierbar ausbricht, wenn er wütend oder verzweifelt ist. Meistens wirbelt sie dann um ihn herum wie ein Wirbelsturm...“
 

„Du meinst wie bei kleinen Kindern?“ Debonair blickte sie mit großen Augen fassungslos an.
 

Sie runzelte kurz die Stirn. „Ich nehme an, ja. Zumindest war es bei mir das eine mal auch so, wenn auch nicht so schlimm. Das war, kurz bevor ich den Hogwarts-Brief erhalten habe.“
 

„Da siehst du es: BEVOR! Kein Zauberer, der bereits seinen eigenen Zauberstab hat, hat noch solche Magieausbrüche, wie du sie beschreibst.“, erklärte er nachdrücklich und schüttelte den Kopf. „Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass Harry bei diesen 'Ausbrüchen', wie du sie nennst, bewusst seine Magie durch seinen Zauberstab leitet.“
 

Hermine schnaubte genervt. „Denkst du wirklich, ich bin so blind und übersehe es, wenn Harry seinen Zauberstab in der Hand hält?“, fauchte sie. „Ich schwöre, er hatte in diesen Momenten keinen Stab in der Hand. Und selbst wenn, ich dachte, solche Ausbrüche wären normal, wenn man wütend ist.“
 

„Als Kind? Ja. - Als fast voll ausgebildeter Zauberer?“ Er lachte. „Nein, ganz bestimmt nicht.“
 

„Aber mir ist sowas doch auch schon mal passiert! Nicht in diesem Maße, aber...“
 

„Kapiere es endlich! Es ist nicht normal, wenn man solche Ausbrüche hat!“, unterbrach Debonair sie energisch. „Stimmt es, Mum?“, wandte er an seine Mutter, die soeben mit einem Arm voller frischer Bettwäsche am Wohnzimmer vorbei ging.
 

Sie wandte den Kopf und blickte ihn fragend an. „Stimmt was?“
 

„Magieausbrüche sind nur unter Kindern üblich, oder?“
 

„Oh, du meinst, wenn man wütend ist oder so?“ Sie nickte. „Das stimmt. Aber ich glaube einmal gelesen zu haben, dass sie hin und wieder auch später noch auftreten. Das aber meist nur bei Zauberern, die eine Affinität zur stablosen Magie haben, was sehr selten ist.“, erklärte sie nachdenklich. „Warum willst du das wissen?“
 

Hermine blickte ihn mit einem triumphierenden Lächeln an. Dass Harry eine solche Affinität besaß, hatte die kleine Figur bewiesen, die er unbewusst aus einem Stück Holz geformt hatte. Da hatte sein Zauberstab viele Meter weit weg im Haus gelegen, während er selbst draußen gewesen war. Doch sie hatte nicht gewusst, dass die beiden Dinge im Zusammenhang standen. Harrys Beispiel schien für sie Beweis genug gewesen zu sein, dass solche Magieausbrüche auch später noch normal seien. Dass der Werwolf allerdings bei allem irgendwie eine Ausnahme bildete, hatte sie dabei nicht bedacht.
 

„Soll das heißen, dass Harry, zusätzlich dazu, dass er den Todesfluch überlebt hat, die Umwandlung von halb Vampir, halb Veela überlebt hat und ein Werwolf ist, auch noch der stablosen Magie mächtig ist?“ Debonair schüttelte leicht den Kopf. „Gibt es eigentlich etwas, das er bisher ausgelassen hat an Unmöglichkeiten?“
 

Hermine gluckste. „Du hast vergessen zu erwähnen, dass er Dracos Herz erobert hat, obwohl er ein Halbblut, ein Gryffindor und ein Werwolf ist. Aber nein... Es gibt nicht viele, die er ausgelassen hat. Aber er ist noch jung. Den Rest nimmt er sicher auch noch mit.“, grinste sie.
 

„Zuzutrauen wäre es ihm.“, ergriff zum ersten Mal Remus das Wort, der bis eben einfach schweigend seinen Tee getrunken und die Unterhaltung vage amüsiert verfolgt hatte. „Du weißt aber schon, Hermine, dass du dann wahrscheinlich auch der stablosen Magie mächtig wärst?“
 

Das Mädchen blickte ihn zuerst verständnislos an, bevor sie verstand, was Remus ihr damit sagen wollte. Wenn sie ebenfalls schon einmal einen solchen Ausbruch hatte, wenn auch weniger stark, ließ sich dadurch ableiten, dass sie ebenfalls stablose Magie beherrschen könnte. Wenn auch nicht in einem solch großen Rahmen wie Harry. Verlegen senkte sie den Kopf.

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Die Sonnenstrahlen, die sich durch ein paar leichte Wolken und den Frühnebel hindurch kämpften und durch das Fenster direkt auf sein Gesicht fielen, rissen Harry langsam aus dem Schlaf. Doch es war so herrlich warm und gemütlich, dass er gar nicht das Verlangen hatte, sich irgendwie zu bewegen. So schmiegte er sich nur noch ein wenig dichter an den Körper neben sich, den er offensichtlich als Kopfkissen missbraucht hatte, und drückte seinen Kopf weiter in die Halsbeuge hinein. Seine Hand fuhr suchend nach oben, um sich ins Shirt zu wühlen, doch als sie nichts weiter als nackte Haut ertastete, öffnete Harry doch langsam die Augen. Draco lag neben ihm, die grauen Augen noch immer friedlich geschlossen, doch sein Oberkörper war unbekleidet, ebenso wie Harrys, wie der Werwolf nur Sekunden später bemerkte. Eine verlegene Röte legte sich auf seine Wangen. Er konnte sich gar nicht daran erinnern, ins Bett gegangen zu sein.
 

Er rückte sein linkes Bein zurecht, das quer über Dracos Schenkeln lag, und strich dabei über noch mehr nackte Haut.
 

Harry erstarrte. Sie waren nackt! Warum – um Merlins Willen – waren sie nackt? Wann war das passiert?
 

Die Augen nachdenklich zusammengekniffen ließ er den letzten Abend noch einmal vor seinem inneren Auge vorbeiziehen. Debonairs Familie hatte sie aufgenommen und er hatte ein ernstes Gespräch mit dem brünetten Jungen geführt. Danach war Draco reingeplatzt und mit ihm folgte ein wesentlich kürzeres Gespräch. Sie hatten sich versöhnt und... Harry schluckte. Sie hatten sich geküsst. Das erste Mal hatten sie sich geküsst. Dann war sein Wolf mit ihm durchgegangen. Die Bilder strömten nun in sein Hirn und ließen ihn sich unwillkürlich unter der Decke verkriechen. Sie hatten Sex gehabt! In Debonairs Bett! Scheiße! Nicht, dass er es bereute, um Himmels Willen, nein! Aber sein Wolf hätte sich ein wenig zurückhalten sollen, verdammt! Das fiese Ziehen in seinem Hintern war Zeuge von seinem ersten Mal. Er hätte es ruhig ein wenig – ruhiger angehen können. Und vor allem hätte er warten können, bis sie in ihrem eigenen Bett waren! Es war der Gipfel der Taktlosigkeit, in dem Bett des Jungen, den er keine halbe Stunde vorher abgewiesen hatte, Sex mit einem anderen zu haben und dann auch noch ganz dreist bis zum Morgen darin liegenzubleiben.
 

Grummelnd öffnete Draco schließlich die Augen. „Was ist denn los, dass du hier so herum rutschst?“, wollte er wissen und festigte den Griff um die Hüfte des Werwolfs, wobei er ihm einen sanften Kuss auf die Stirn hauchte.
 

Harry bemerkte erst jetzt, dass er sich unbehaglich bewegte, und bemühte sich, still zu liegen. „Naja, das hier ist immerhin Debonairs Bett und...“ Er verstummte verlegen, als Draco leise lachte.
 

„Das fällt dir aber früh ein! Gestern Abend schien dir das noch vollkommen egal zu sein.“, neckte er ihn sanft und gab dem Werwolf einen leichten Klaps auf das bloße Hinterteil. „Dann hoch mit dir, damit wir uns anziehen können.“ Vorsichtig schob Draco ihn von sich und sprang aus dem Bett, wobei Harry verlegen den Blick abwandte. Er selbst wickelte sich die Decke fest um die Hüfte, während er aufstand und seine Sachen einsammelte. Allerdings verzog er angewidert das Gesicht, als ihm der muffige Geruch in die Nase stieg. Es roch nach altem Schweiß, Blut und Dreck und er selbst konnte eigentlich nicht besser riechen, hatte er es gestern doch nicht mehr unter die Dusche geschafft.
 

Kräftige Armen umschlangen seinen Bauch und Draco drückte sich von hinten an ihn. „Mach dir keine Gedanken.“ Er küsste seinen Nacken.
 

„Du bist gut. Du stinkst ja nicht.“, murmelte Harry, kam aber nicht umhin die sanften Berührungen zu genießen, weswegen er den Kopf nach vorn sinken ließ, um Draco so mehr Platz zu bieten.
 

Der Slytherin lachte wieder leise. „Du stinkst nicht.“, versicherte er. „Du riechst zwar nicht wie eine Blumenwiese, aber du bist weit davon entfernt zu stinken. Und ich muss es schließlich wissen.“ Er rümpfte gespielt die Nase und fuhr mit einer Hand durch die schwarzen Strähnen. „Allerdings wäre es wirklich langsam Zeit für eine Dusche, mein Lieber. Deine Haare sehen furchtbar aus.“
 

Harry stieß ihm vorsichtig mit dem Ellenbogen in die Seite. „Na, herzlichen Dank auch.“, gluckste er und befreite sich mit sanfter Gewalt aus der Umarmung.
 

Draco wurde ernst. „Bereust du es?“
 

„Das gestern?“ Doch ohne eine Antwort abzuwarten, schüttelte er den Kopf. „Nein, ich bereue nur, dass es nicht in unserem eigenen Bett passiert ist. - Und vielleicht auch ein wenig die Heftigkeit.“, fügte er hinzu, während er mit einer Hand über sein Hinterteil fuhr. Das fiese Ziehen war durch das Aufstehen noch ein wenig fieser geworden und er wollte gar nicht wissen, wie es anfühlen würde, wenn Seife an seinen Hintern käme. Doch die Dusche musste sein.
 

Draco seufzte erleichtert, musste aber gleichzeitig leicht grinsen. „Ja, du hast mich ganz schon überrascht. Aber ich nehme an, das haben wir zum Teil deinem Wolf zu verdanken, oder?“
 

Harry nickte. „Ich weiß nicht... Durch das Verwandeln als Animagus scheint es zwischen dem Wolf und mir nicht mehr wirklich eine Barriere zu geben.“ Verlegen nestelte er an der Decke, die er noch immer um sich geschlungen hielt. Irgendwie hatte er Angst, dass Draco das nicht so toll finden würde. Doch der legte ihm nur sanft eine Hand an den Hals und strich mit dem Daumen über die weiche Haut.
 

„Es ist nicht schlimm, wenn du deinen Wolf derart akzeptierst. - Im Gegenteil. Je mehr ihr beiden euch annähert, desto leichter wird es für dich zu Vollmond.“
 

„Aber ich will nicht werden wie Greyback!“, sprach Harry seine größte Angst endlich aus und schüttelte den Kopf.
 

Draco aber zwang ihn mit einem sanften Griff um das Kinn ihn anzusehen. Graue Augen blickten ernst in grüne. „Du wirst niemals werden wie Greyback. Greyback hatte schon einen verdorbenen Charakter, bevor er ein Werwolf wurde. Aber du bist nicht so und wirst es niemals sein. Ja, der Wolf wird dich ein wenig verändern, aber deinen Charakter kann er nicht über den Haufen werfen.“, versicherte er ihm eindringlich. „Du wirst vielleicht ein wenig wilder, weniger schüchtern und noch beschützender jenen gegenüber, die dir wichtig sind. Aber mehr wird da nicht verändert.“
 

„Und was ist mit den Männern, die ich zerrissen habe?“
 

Also machte er sich deswegen doch Vorwürfe, wie Hermine befürchtet hatte. „Du hättest es nicht getan, wenn nicht mein Leben in Gefahr gewesen wäre. Du hast mich nur verteidigt.“, beruhigte er ihn und nahm ihn tröstend in den Arm. „Hat dein Wolf deswegen ein schlechtes Gewissen?“
 

Harry schüttelte den Kopf.
 

„Na siehst du. Wenn es falsch gewesen wäre, würde auch dein Wolf sich deswegen schlecht fühlen. Obwohl er ein Tier ist, weiß er durch dich ganz genau, was richtig und was falsch ist.“, erklärte er und wühlte seine Hand in die schwarzen Haare. „Hast du das verstanden?“
 

Der Werwolf nickte, doch Draco schob ihn Stück von sich, um ihn ansehen zu können. „Wirklich?“
 

Harry lächelte leicht. „Wirklich. - Solange mein Wolf kein schlechtes Gewissen hat, brauche ich auch keins zu haben.“, wiederholte er noch einmal.
 

Mit skeptisch erhobener Augenbraue musterte Draco ihn. „Merk dir das. - Aber wenn du wieder solche Bedenken hast, kannst du damit jederzeit mit mir oder Granger darüber reden, okay?“
 

„Okay.“ Harry lächelte.
 

„Dann kannst du ja jetzt duschen gehen, Phelan.“
 

Etwas überrascht ließ Harry sich zur Tür schieben, doch da blieb er noch einmal kurz stehen. „Warte mal kurz. - Bevor wieder irgendwelche Missverständnisse entstehen... Wir – wir sind jetzt richtig zusammen, oder?“ Fragend blickte Harry von unten durch seine Ponysträhnen zu Draco hinauf.
 

Der lachte nur kurz. „Springst du etwa auch mit Leuten ins Bett, mit denen du nicht zusammen bist? Würde mich wundern...“
 

Schnell schüttelte Harry den Kopf und knuffte den Slytherin an den Arm. „Du weißt ganz genau, dass das mein erstes Mal war.“
 

Glucksend schlang Draco wieder die Arme um ihn. „Ich wollte dich nur ein wenig aufziehen.“
 

„Also ja?“
 

„Ja.“
 

„Sehr schön.“, grummelte Debonair auf der anderen Seite der Tür. „Da das nun geklärt ist: Darf ich dann jetzt mein Zimmer wiederhaben?“ Damit öffnete er sie und blickte die beiden mit erhobenen Augenbrauen fragend an, wobei er es vermied den Werwolf direkt anzusehen.
 

Harry senkte verlegen den Kopf, während Draco nur wortlos schnaubte.
 

„Das nächste Mal sucht ihr euch BITTE ein anderes Zimmer zum Vögeln, okay?!“, knurrte Debonair.
 

Draco warf ihm einen hochmütigen Blick zu, antwortete jedoch nicht, sondern zog Harry lediglich schweigend aus dem Raum – Debonair rief ihnen empört hinterher, dass Harry doch gefälligst die Decke zurückgeben sollte –, um ihn zwei Türen weiter ins Bad zu schieben. „So, da“, er deutete gespielt deutlich auf die Duschkabine, „ist die Dusche und dort“, sein Finger wanderte zeigend zu einem Schrank, „sind die Handtücher. Und jetzt: Decke weg und waschen!“
 

Augenblicklich lief Harry noch röter an und verstärkte den Griff um das Daunenteil unbewusst.
 

Seufzend legte Draco eine Hand auf den nackten Arm des Werwolfs. „Hey, du brauchst vor mir keine Scham mehr zu haben... Nicht nach letzter Nacht.“, fügte er neckend hinzu. „Ich habe bereits alles gesehen, was es bei dir zu sehen gibt.“ Er stellte sich vor Harry und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. Als sich ihre Blicke ineinander verschränkten, hob Draco eine Hand an Harrys Wange und strich mit dem Daumen sanft über seine Lippen, die sich automatisch ein wenig öffneten. „Lass dir von deinem Wolf zeigen, wie das geht.“, flüsterte er.
 

„Das Bad bleibt ebenfalls sexfrei!“, brüllte Debonair von draußen dazwischen.
 

Unwillkürlich musste Harry grinsen und schüttelte leicht den Kopf. Die knisternde Atmosphäre von eben war zerstört.
 

Er wusste auch nicht, warum er sich noch unsicher in Dracos Gegenwart fühlte. Eigentlich hatte er nun wirklich keinen Grund dazu. „Wenn ich mir von meinem Wolf etwas zeigen lasse, endet das garantiert wieder wie gestern Abend.“, antwortete er amüsiert. „Und Deb wünscht keinen Sex in seinem Bad.“ Damit löste er sich von dem Blonden, wobei er ihm einen frechen Blick zuwarf, und ließ entgegen seiner Worte die Decke zu Boden fallen. Er stieg in die Duschkabine und zog die milchige Glaswand zu. „Magst du mir ein Handtuch raus suchen?“
 

Draco blinzelte verwirrt, rief sich dann aber selbst zur Ordnung. Wortlos öffnete er die Schranktür und griff sich eines der flauschigen Stoffteile. „Soll ich draußen warten?“, fragte er über das Wasserrauschen hinweg.
 

Die Duschwand öffnete sich einen Spalt breit. Dampf waberte hinaus und Harry steckte seinen grinsenden Kopf hindurch. „Du kannst auch gerne bleiben und mir den Rücken waschen.“
 

Draco erwiderte das Grinsen. „Denkst wirklich, dass es eine so gute Idee ist?“
 

Harry zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht. Aber es ist eine Idee... Besser als tatenlos herumzustehen, meinst du nicht?“ Er zwinkerte ihm frech zu, bevor er wieder in der Dusche verschwand.
 

Sich die Schläfen massierend, schüttelte Draco leicht den Kopf. „Dieser Kerl macht mich wahnsinnig. Wie kann man von einem Augenblick zum nächsten von extrem schüchtern zu frech wechseln?“
 

„Das ist der Wolf, Dray!“, flötete Harry lachend, da er jedes Wort genau gehört hatte, obwohl Draco nur flüsternd gesprochen hatte. „Besseres Gehör, weißt du noch?“, lieferte er ihm auch anschließend ungefragt die Erklärung.
 

Der Blonde lachte leise, während er sich aus seiner Kleidung schälte. Harry hatte die Duschkabine nicht wieder vollständig geschlossen, sodass Draco sie problemlos ein Stück weiter öffnen und hineinschlüpfen konnte.
 

Harry stand mit dem Rücken zu ihm und verteilte gerade Seife auf seinem Oberkörper, die schäumend über seine nasse Haut glitt. Wortlos schnappte Draco sich das Stück Seife, rieb es zwischen seinen Händen, bis dichter Schaum entstanden war. Dann legte er es wieder weg und seine Hände auf Harrys Rücken. Der Werwolf warf ihm über die Schulter hinweg ein sanftes Lächeln zu und lehnte sich mit einem zufriedenen Seufzen in die Berührung.

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Debonair verfolgte missmutig, wie die beiden zusammen im Bad verschwanden und es keine Anzeichen dafür gab, dass einer von ihnen wieder heraus kommen würde. Nach ein paar Minuten rief er hinein, dass er keinen Sex in seinem Bad wünschte. Dieser Malfoy besaß aber auch keinen Anstand! Zuerst ließ er zu, dass Harry und er in Debonairs Zimmer Sex miteinander hatten und dann gingen sie auch noch zusammen duschen. In SEINEM Haus!
 

Harry konnte er keine Vorwürfe machen. Er konnte sich denken, dass der Wolf in ihm schwer zu kontrollieren war. Besonders jetzt zu Anfang noch. Und das Tier nahm keine Rücksicht auf seine Umwelt, wenn es darum ging, sein Anrecht bei jemandem zu markieren. Und dass er Malfoy markiert hatte, war deutlich zu sehen gewesen. Die Knutschflecke an dessen Hals hatten ihn quasi herausfordernd angeleuchtet und er wollte gar nicht wissen, wo genau Harry sich sonst noch verewigt hatte.
 

Er hatte Malfoy ja schon früher nicht sonderlich gemocht, doch jetzt ging ihm der Blonde ganz gewaltig gegen den Strich. Aber er wurde höflich bleiben. Es würde ihm nur Minuspunkte bei Harry einbringen, wenn er seine Antipathie offen gegen Malfoy ausleben würde.
 

Seufzend machte er sich daran, die Bettwäsche abzuziehen. Frische hatte er mitgebracht und lag nun abwartend auf seinem Schreibtischstuhl. Das Laken warf er mit spitzen Fingern in die Ecke. Beim Abziehen des Kissens aber bildete er sich ein, Harry riechen zu können. Hmm... Harry und Malfoy... Also weg damit! Der Stoff landete bei seinem Leidensgenossen in der Ecke. Nur seine Decke fehlte...
 

Zehn Minuten später hatte er sein Bett neu bezogen und trug die alte Wäsche zum Wäschekorb in den Keller, wo sie zum Reinigen abgeholt werden würde. Zurück in seinem Zimmer warf er sich mit einem Seufzen in die frischen Laken, verschränkte die Arme unter dem Kopf und blickte an die Decke. Den jungen Werwolf würde er sich wohl endgültig abschminken können. Doch er wollte auf jeden Fall mit ihm befreundet bleiben, selbst wenn es am Anfang bestimmt schmerzlich werden würde.
 

Außerdem musste er Malfoy im Auge behalten. Vielleicht sollte er noch Granger mit in seine Befürchtungen einweihen. Immerhin wollte sie ebenso wenig wie er, dass Malfoy den Werwolf nur ausnutzte. Zudem schien sie sehr aufmerksam zu sein und sich nicht so täuschen zu lassen. Und Lupin?
 

Debonair schüttelte den Kopf. Der ältere Werwolf war zwar intelligent und aufmerksam, aber leider auch blind und taub, wenn es um Harrys Beziehung zu Malfoy ging.
 

Entschlossen rappelte er sich auf und verließ sein Zimmer, um Hermine zu suchen. Das Mädchen saß im Wohnzimmer und blätterte in einem Buch. „Granger? Kann ich dich kurz unter vier Augen sprechen?“
 

Hermine blickte überrascht auf, nickte dann aber. Sie klemmte ein Stück Pergament zwischen die Seiten, bevor sie das Buch zuschlug, und folgte dem brünetten Jungen in dessen Zimmer. „Was gibt’s?“ Mit verschränkten Armen lehnte sie sich an den Schreibtisch und blickte Debonair abwartend ab.
 

„Ich wollte mit dir über Malfoy sprechen.“
 

Sie seufzte. „Versuch bitte nicht, mich gegen ihn aufzuhetzen.“
 

„Will ich nicht.“, wehrte er ab. „Aber ich bitte dich, ihn im Auge zu behalten.“
 

„Warum das?“
 

Debonair fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. „Ich hab einfach kein gutes Gefühl bei ihm.“
 

„Kein Wunder.“, grinste sie. „Du bist ja auch eifersüchtig.“
 

Er machte eine wegwerfende Geste. „Darum geht es nicht. Aber ich denke einfach, dass Malfoy es nicht ernst mit ihm meinen...“
 

„Oh bitte!“, unterbrach Hermine ihn. „Sieh dir die beiden doch mal genauer an! Wenn Draco nicht bis über beide Ohren in Harry verliebt ist, verbrenne ich meine Bücher.“
 

Debonair schnaubte. „Vielleicht tut er auch nur so.“
 

Ihr Gewicht von einem Bein auf das andere verlagernd hob Hermine skeptisch eine Augenbraue.
 

„Komm schon! Denk nach! Das macht Sinn! Wenn Harry sich emotional an Draco bindet, der ja bewiesenermaßen auf der Seite des Dunklen Lords steht, dann ist Harry ebenfalls emotional an sie gebunden! Meinst du, er würde gegen jemanden kämpfen, den er zu lieben glaubt?“, erklärte er energisch.
 

„Du denkst also, dass Draco all das nur vortäuscht, um zu verhindern, dass Harry doch noch Muffensausen bekommt und die Seiten wechselt?“, fasste sie zusammen und schüttelte den Kopf. „Harry ist durch das Dunkle Mal unwiderbringlich an den Dunklen Lord gebunden...“
 

„Als wenn noch niemand mit diesem Mal die Seiten gewechselt hat.“, schnaubte Debonair.
 

„Harry hat dem Dunklen Lord geschworen! Und er würde niemals einen Schwur brechen.“
 

Der brünette Junge hob die Augenbrauen. „Ach? Dann nehme ich also an, dass er Dumbledore nicht geschworen hat, den Tod der Potters zu rächen und den Dunklen Lord zu stürzen?“
 

„Davon weiß ich nichts.“, meinte sie nur schulterzuckend. „Er nie einen derartigen Schwur erwähnt.“ Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. „Außerdem: Selbst wenn er so etwas geschworen hätte, er hat ja nicht nur aus einer Laune heraus die Seiten gewechselt, sondern weil Dumbledore ihn um sein Leben betrogen hat. - Ich finde, das ist ein ziemlich guter Grund.“
 

Debonair seufzte. „Na schön. Nehmen wir mal an, es stimmt. Aber der Dunkle Lord wird auf Nummer sicher gehen wollen. Was, wenn er Malfoy wirklich darauf angesetzt hat?“
 

„Ich bezweifle es.“, meinte sie, seufzte dann aber. „Aber wenn dir soviel daran liegt, kann ich ein Auge auf ihn haben, in Ordnung?“
 

„Danke!“ Der Junge war wirklich erleichtert, sein Ziel erreicht zu haben. „Aber du darfst Harry nichts davon sagen.“
 

„Er hasst es, wenn man Geheimnisse vor ihm hat.“, widersprach sie kopfschüttelnd.
 

„Aber wenn du es ihm sagst, wird er es Malfoy stecken und dann können wir uns das abschminken!“
 

Hermine schloss die Augen und massierte sich mit den Fingerspitzen den Nasenrücken. Ihre Augenbrauen waren nachdenklich zusammengezogen. Mehr zu sich selbst als zu Debonair murmelte sie: „Das wird sowas von nach hinten losgehen...“ Seufzend blickte sie den Brünetten schließlich an. „Also schön!“, schnappte sie augenverdrehend. „Kein Wort zu Harry! Aber nur, dass dir eines klar ist“, sie hielt ihm drohend einen Finger vor die Nase, „wenn Harry auch nur irgendwie Verdacht schöpfen sollte oder nachfragt, werde ich ihn nicht anlügen!“
 

„Abgemacht!“, nickte er und lächelte erleichtert, während Hermine aussah, als wäre sie für die nächsten zehn Jahre zur Privatsekretärin von Umbridge ernannt worden.

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Mit ineinander verschränkten Fingern tapsten Harry und Draco die Treppe hinunter. Im Wohnzimmer fanden sie Hermine, Debonair und Remus, der allerdings noch sehr müde aussah und mit halb geschlossenen Augen ausgestreckt auf dem Sofa lag.
 

„Guten Morgen, ihr beiden!“, flötete Hermine und zuckte vielsagend mit den Augenbrauen, während sie selbst ein wenig rot wurde. „Ich nehme an, nach gestern Abend habt ihr gut geschlafen?“
 

Draco grinste sie frech an. „Ja, haben wir. Danke der Nachfrage.“ Etwas überrascht ließ er sich von Harry vor das Sofa auf den Teppich ziehen. Es wären zwar noch Sessel frei gewesen, aber diese boten nur Platz für eine einzige Person und Harry war nicht gewillt, sich so schnell wieder von dem Blonden zu lösen. So setzten sie sich an das Sofa gelehnt, auf dem Remus döste, dicht nebeneinander auf den Boden.
 

Harry überlegte zwar für einen kurzen Moment, ob sie nicht ein wenig Rücksicht auf Debonair nehmen sollten, doch der Gedanke verschwand so schnell, wie er aufgetaucht war. Er wollte keine Minute länger als nötig von Draco getrennt sein. Statt sich also ein wenig zurückzuhalten, streckte Harry sich einfach neben dem Blonden auf dem Boden aus und legte seinen Kopf in dessen Schoß, um sich von diesem streicheln zu lassen. Draco quittierte das mit einem leisen, sanften Lachen und begann auch sofort mit den Fingern durch Harrys dichten, noch etwas feuchten Schopf zu streichen.
 

Hermine warf dem blonden Slytherin einen prüfenden Blick zu, um zu sehen, ob Debonairs Vermutungen vielleicht doch der Wahrheit entsprechen konnten. Doch sie fand nichts, was darauf hinwies. Die grauen Augen waren unentwegt mit einem liebevollen Ausdruck auf Harry gerichtet, ein sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen und seine Finger fuhren sehr zärtlich durch die schwarzen Strähnen. Aber obwohl sie keine Anzeichen für Falschheit finden konnte, würde sie ihn noch eine Weile beobachten, wenn er mit den kleinen Werwolf zusammen war.
 

Wenn sie ehrlich war, hatte sie zu Anfang auch genau diesen Verdacht gehabt. Sie konnte sich gar nicht mehr erinnern, wann genau sie ihn hat fallen lassen. Wahrscheinlich, als sie die ersten sicheren Anzeichen dafür entdeckt hatte, dass Harry begann, tiefere Gefühle für den Slytherin zu entwickeln. Seine Instinkte warnten ihn eigentlich sehr verlässlich, wenn jemand es nicht ernst mit ihm meinte, sodass sie sich unbewusst darauf verlassen hatte. Wenn Harry dem Blonden glaubte, dann meinte dieser es auch ernst. Doch Debonair hatte es geschafft, dass sie erneut ein wenig zweifelte.
 

Harry bemerkte von den Gedanken seiner Freundin nichts. Vielmehr genoss er mit geschlossenen Augen die sanften Streicheleinheiten seines blonden Freundes und fuhr seinerseits mit den Fingern sacht über dessen Schenkel.
 

„Wo ist eigentlich der Dunkle Lord?“, wollte Draco schließlich wissen, da ihm aufgefallen war, dass dieser fehlte.
 

„Unterwegs...“, brummte Remus und richtete sich mit einem verschlafenen Geräusch auf. Dann beugte er sich hinunter, um seinem Welpen kurz durch die wirren Haare zu fahren. „Guten Morgen, Kleiner, Draco.“
 

„Morgen, Remus!“, grinste Harry gut gelaunt und rieb seinen Kopf an der Hand seines Leitwolfs.
 

Der ältere Werwolf runzelte lächelnd die Stirn. Das Verhalten seines Welpen erinnerte im Moment mehr an einen äußerst zufriedenen und anhänglichen Wolf als an einen Menschen. Wie er da neben dem Blonden auf dem Boden lag, dicht an ihn geschmiegt und den Kopf an seine Hand drückend.
 

Remus war stolz auf seinen Welpen, denn dieser hatte es geschafft, seinen Wolf völlig zu akzeptieren, etwas, das er selbst wohl nie schaffen würde, dafür lebte er schon zu lange in Angst vor seinem inneren Tier.
 

„Wollt ihr frühstücken?“ Debonairs Mutter erschien im Wohnzimmer und lächelte fröhlich in die Runde. Wie auf Kommando meldeten sich Harrys und Remus' Mägen lautstark, was ihre Besitzer ein wenig verlegen machte, die anderen aber amüsierte. „Würde es euch etwas ausmachen, wenn wir hier essen? Hier ist es – finde gemütlicher.“, fragte sie mit einem schiefen Lächeln.
 

Harry setzte sich etwas widerwillig auf, blickte die Frau aber aufmerksam an. „Haben Sie auch Fleisch?“
 

Hermine lachte. „Du bist so ein Vielfraß, Phelan!“
 

„Hey, ich muss noch wachsen!“, protestierte er heftig, aber mit einem versteckten Grinsen.
 

„Ja, Kleiner, nach vorne, nach hinten und in die Breite.“, prustete das Mädchen.
 

Harry aber grinste nur frech und hob beide Augenbrauen. „An welcher Stelle genau?“, wollte er schnurrend wissen.
 

Debonair verdrehte die Augen, während Hermine nur wieder ein wenig rot wurde, sich dann aber empört an Draco wandte. „Hey, Malfoy! Wie wäre es, wenn du Harry nicht so verdirbst?! Unschuldig war er viel niedlicher!“
 

„Es kann ja nicht jeder den Rest seines Lebens Jungfrau bleiben.“, näselte er gespielt arrogant und strich seinem Freund sanft über den Rücken.
 

„Können wir bitte das Thema wechseln?“, mischte sich Debonair genervt ein. Er war nicht wirklich daran interessiert, mit den anderen über Harrys und Dracos Sexualleben zu diskutieren.
 

„Frühstück!“ Harry streckte voller Elan seine Faust in die Luft und erntete damit allgemeines Gelächter, bevor Debonairs Mutter alles Nötige per Zauber in das Wohnzimmer schweben ließ. Der kleine, niedrige Tisch reichte zwar bei weitem nicht aus, um alles aufzunehmen, doch auch dafür es praktische Zauber.
 

Während Harry erbarmungslos die Hähnchenbrust verputzte und nur ein Stück für Remus übrig ließ, wandte sich Hermine an Debonairs Mutter. „Misses Just...“
 

„Oh bitte“, unterbrach sie das Mädchen, „nennt mich doch Calantha. - Sonst fühle ich mich so alt.“, erklärte sie zwinkernd.
 

Hermine nickte lächelnd. „Calantha, ein schöner Name.“
 

„Meine Mutter hat ihn ausgesucht. Er bedeutet 'schöne Blüte'.“ Sie lachte verlegen. „Naja, sie war schon immer ein wenig eigen. - Entschuldige, was wolltest du sagen?“
 

„Warum waren Sie bereit uns aufzunehmen, obwohl doch klar war, dass wir Anhänger des Dunklen Lords sind? Ich meine, das bringt doch einiges Risiko mit sich.“
 

Da horchte sogar Harry neugierig auf. Er schluckte den Bissen, den er gerade im Mund hatte, hinunter und blickte die Frau aufmerksam an. Auch Draco und Remus hoben die Köpfe von ihrem Frühstück.
 

„Nun“, begann Calantha zu erklären, „zum einen ist das Risiko sehr gering, da wir niemals auch nur annähernd im Verdacht gestanden haben, mit dem Dunklen Lord zu sympathisieren. Weswegen also sollte man uns dann verdächtigen, flüchtige Todesser aufzunehmen? Zum anderen hat mein Sohn mich darum gebeten.“ Sie warf Debonair, der seine Augen stur auf den Tisch gerichtet hielt, einen flüchtigen Blick zu. „Er hatte Angst, dass du“, sie nickte Harry zu, der die Augenbrauen hob, „durch deine Berühmtheit keinen anderen Platz finden könntest, an dem du dich verstecken könntest. Außerdem wollte er sich davon überzeugen, dass du den Angriff auf Hogwarts unverletzt überstanden hast.“
 

„Mum!“, knurrte Debonair verlegen.
 

Harry grinste. „Naja, ganz unverletzt ist wohl keiner davon gekommen. Aber es war auch nicht sonderlich schlimm.“, zuckte er mit den Schultern und griff nach der Salami, um sich eine extrem dicke Scheibe davon abzuschneiden und diese dann Stück für Stück abzuknabbern.
 

Draco, Hermine und Remus schnaubten synchron, doch sie schwiegen. Denn sie wollten ihre beiden Gastgeber nicht unnötig beunruhigen. Immerhin war die Wunde auf Harrys Brust noch immer nicht ganz verheilt und er trug noch immer ein großes Pflaster darüber.
 

Debonair aber bemerkte, dass der junge Werwolf nicht ganz die Wahrheit gesagt hatte. Zumindest, wenn man den Reaktionen der drei anderen Glauben schenken wollte. Wahrscheinlich fand Harry selbst es nicht so schlimm, doch er wusste selbst nach dieser kurzen Zeit, in der Debonair ihn nun schon kannte, dass der Schwarzhaarige in diesem Punkt gerne alles herunterspielte. Doch vor seiner Mutter würde er das nicht hinterfragen.
 

„Wo ist eigentlich dein Vater, Deb?“, wandte Harry nicht neugierig an den brünetten Jungen.
 

Der schnaubte. „Dad schiebt im Ministerium Überstunden. Der Angriff auf Hogwarts hat dort alles in helle Aufruhr versetzt.“, erzählte er mit einem selbstironischen Lächeln.
 

Harry senkte den Kopf. „Tut mir leid.“
 

„Du kannst doch nichts dafür!“, widersprach Debonair kopfschüttelnd.
 

„In welcher Abteilung arbeitet er denn?“
 

„Magische Strafverfolgung.“, antwortete er knapp. „Die geschnappten Todesser halten ihn fast Tag und Nacht auf Trapp.“
 

Draco wurde still. Unter den geschnappten Todessern war sein Vater – schon wieder! Bereits beim Angriff auf die Ministeriumsabteilung war Lucius derart unachtsam gewesen. Allerdings war er damals in der Lage gewesen, sich relativ schnell freizukaufen. Ob es ihm dieses Mal wieder gelingen konnte?
 

Aufmerksame grüne Augen beobachteten den Blonden. Harry stupste ihn leicht mit der Schulter an und legte ihm eine Hand auf das Bein, um beruhigend darüber zu streicheln. „Dein Vater packt das schon.“, raunte er ihm ins Ohr und schmiegte seine Lippen an die Stelle knapp unter dessen Kieferknochen. „Lucius hat bis jetzt für jedes Problem eine Lösung gefunden.“
 

Leicht lächelnd wühlte Draco seine Hand in Harrys Schopf. „Für alles bis auf eines... Aber das ist nun auch keines mehr.“
 

„Hm?“, brummte der Werwolf fragend.
 

„Bei dir wusste er damals nicht weiter. Du hast jeden seiner Pläne zunichte gemacht.“, erklärte Draco leise.
 

„Also bin ich wieder die berühmte Ausnahme?“ Harry gluckste amüsiert.
 

„Die bist du immer, Phelan!“ Hermine kicherte leise und musste sich sehr zurückhalten, um nicht alle ihre Manieren zu vergessen und ihren Freund mit einem Stück Obst zu bewerfen.
 

Harry streckte ihr die Zunge raus. „Aber zum Glück bin ich manchmal nicht allein damit!“ Er warf ihr einen bezeichnenden Blick zu, der ganz kurz zu ihrem Unterarm zuckte, damit das Mädchen wusste, worauf er anspielte.
 

„Gewöhne dich nicht daran!“ Sie warf gespielt arrogant den Kopf zurück, was von Draco mit einem abwertenden Schnauben quittiert wurde.
 

„Das kannst du nicht, Granger. Überlasse das lieber denjenigen, die es beherrschen.“, schnarrte er überheblich und reckte das Kinn hoch.
 

Harry lachte leise und gab einen wohligen, brummenden Laut von sich, während Dracos Hand weiter über seinen Rücken strich und mit den Fingerspitzen die Wirbelsäule entlang fuhr. Doch er war sich bewusst, dass Draco seine Sorgen für den Moment nur zurückdrängte. Er befürchtete, dass der Blonden im Stillen vor Sorge um Lucius fast umkam. Zumindest würde es ihm selbst so gehen, wenn Remus geschnappt worden wäre. Harry musste bei diesem Gedanken ein ängstliches Beben unterdrücken und sein Blick wanderte wie von selbst kurz zu seinem Leitwolf. Er wollte sich gar nicht vorstellen, ihn zu verlieren. Remus war alles an Familie, die er noch hatte. Vielleicht sollte er den Dunklen Lord bitten, den älteren Werwolf nicht mehr in den Kampf zu schicken? Kaum hatte er das gedacht, schüttelte er auch schon mental den Kopf. Remus würde seinen Welpen niemals ohne ihn in den Kampf ziehen lassen.
 

„Alles okay?“, erkundigte sich Draco flüsternd. Er hatte bemerkt, dass der Werwolf still geworden war.
 

Harry schenkte ihm ein leichtes, beruhigendes Lächeln. „Ja, alles in Ordnung. Ich – war nur in Gedanken.“
 

Obwohl es offensichtlich war, dass Draco ihm nicht ganz glaubte, ließ er es darauf beruhen. Er wollte den kleineren Werwolf auf keinen Fall zu etwas drängen. Außerdem konnte er sich denken, was diesem durch den Kopf gegangen war. Nachdem er miterlebt hatte, wie schnell Lucius in die Hände des Ministeriums gefallen war, war es nur natürlich, dass Harry sich nun auch Gedanken um Remus machte. So beschränkte er sich darauf, ihn zu streicheln, um sowohl Harry als auch sich selber zu beruhigen. Zudem drückte er ihn behutsam nach hinten, sodass der Schwarzhaarige mit dem Rücken gegen Remus' Beine lehnte. So konnte der jüngere Werwolf spüren, dass es seinem Leitwolf gut ging und bei ihm war.
 

Remus balancierte seinen Teller auf den Knien, während er mit einer Hand weiter aß und mit der anderen sanft durch Harrys Haare fuhr.
 

Hermine schmunzelte. Es war ein tolles Bild, wie Harry da zwischen seinem Geliebten und seinem Leitwolf saß und langsam an seinem Brötchen knabberte. Am liebsten würde sie davon ein Foto machen und es ihrem Freund zu Weihnachten schenken, obwohl dieses Fest schon vorbei war. Zum Feiern waren sie aufgrund ihrer Flucht bisher ja noch nicht gekommen. Aber ein Bild seiner kleinen Familie würde Harry bestimmt freuen.
 

Dann aber wandte sie sich besorgt an Calantha und Debonair. „Wenn dein Vater in der Abteilung für magische Strafverfolgung arbeitet, dann sollten wir nicht hier sein. Ich meine, immerhin stehen wir auf der Fahndungsliste. Wenn er uns also hier erwischt, sitzen wir schneller in Asbakan, als wir 'Quidditch' sagen können.“
 

Calantha lächelte wehmütig und schüttelte den Kopf. „Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Mein Mann arbeitet bis tief in die Nacht hinein und haut schon vor Sonnenaufgang wieder ab. Solange ihr nachts in den Gästezimmern bleibt, wird er euch hier nicht entdecken.“

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Calantha und ihr Sohn ließen nicht davon abhalten, eine Neujahrsfeier zu planen. Neujahr war als Fest bei den meisten Reinblütern noch immer wichtiger als Weihnachten, da letzteres auf einer Muggelreligion beruhte. Sie schmückten das Haus und wiesen ihren einzigen Hauselfen an, ein Festmal vorzubereiten.
 

Harry saß im Gästezimmer, das er zusammen mit Draco bewohnte, am Fenster und bewunderte den schneebedeckten Garten. Es hatte über Nacht das erste Mal richtig dicke Flocken geschneit, sodass draußen alles von einer weichen, weißen Schicht bedeckt war. Draco saß auf dem Bett mit einem Buch in der Hand. Konzentriert flogen seine Augen über die Worte, nur hin und wieder hob er seinen Blick kurz zu seinem Freund. Der Werwolf sah so nachdenklich aus, dass der Blonde sich langsam Sorgen machte. Doch bevor er sich dazu entschließen konnte, das Wort zu ergreifen, klopfte es an der Tür und Calantha trat ein. In ihrer Hand lag ein kleines Päckchen.
 

„Entschuldigt bitte die Störung, aber ich habe gerade einen Brief von Mister Beacon erhalten.“
 

Harrys Kopf ruckte hoch beim Erwähnen seines neues Schulleiters. Auch Draco wurde hellhörig.
 

„Er schrieb, dass ich versuchen solle mit euch in Verbindung zu treten. Ihr könnt am dritten Januar zusammen mit Debonair normal zur Schule gehen. Da das Ministerium keine Ahnung davon hat, dass die Schule von Lucius Malfoy gesponsert wird, ist sie auch nicht in Verdacht geraten. - Außerdem geht wohl keiner der Ministeriums-Angestellten davon aus, dass ihr beide ganz normal eine Schule besuchen würdet.“, teilte sie ihnen mit und wandte sich an Draco. „Damit bist auch du gemeint. Der Sohn von Lucius Malfoy ist auf seiner Schule herzlich willkommen.“
 

Dann schien sie sich an das Päckchen zu erinnern. „Oh – und dieses Päckchen wurde gerade von einem Hauselfen gebracht. Er meinte, es wäre für Harry.“ Sie überreichte das kleine Paket an den Werwolf. „Es scheint von Misses Malfoy zu kommen.“ Sie nickten den beiden noch einmal lächelnd zu, bevor sie den Raum wieder verließ, um die beiden allein zu lassen.
 

Harry betrachtete das kleine Päckchen verwundert. Warum sollte Narzissa ihm etwas schicken, ihrem Sohn aber nicht?
 

„Du musst es schon öffnen.“, meinte Draco amüsiert.
 

Etwas ungeschickt löste Harry schließlich die kleinen Fäden und klappte den Deckel auf. Gut geschützt durch ein paar Stofffetzen lag darin die kleine Holzfigur, die er Draco zu Weihnachten hatte schenken wollen.
 

„Und?“ Draco blickte neugierig an.
 

Lächelnd schloss Harry den Deckel wieder und hielt ihm das Päckchen entgegen. „Es war eigentlich als Weihnachtsgeschenk für dich geplant. Aber da wir Weihnachten auf der Flucht waren...“ Er unterbrach den Satz schulterzuckend. „Es ist lieb von deiner Mum, dass sie mir das geschickt hat, damit ich es dir doch noch geben kann.“
 

Mit erstaunt gehobenen Augenbrauen nahm der Blonde das kleine Paket vorsichtig an, öffnete es und hob die Holzfigur sehr behutsam heraus. Mit vor Staunen geweiteten Augen betrachtete er den Wolf und die kleine Katze, die so friedlich miteinander schmusten, und fühlte sein Herz so heftig schlagen, als wollte es Harry direkt um den Hals fallen. „Wie...? Woher...?“ Er schluckte und fuhr sehr vorsichtig mit einer Fingerspitze über die beiden kleinen Tiere.
 

Harry grinste schief und zuckte wieder mit den Schultern. „Mir wollte partout kein geeignetes Geschenk für dich einfallen und da meinte meine Magie wohl, dass sie sich einmischen müsste, während ich an einem kleinen Ast gefummelt habe. - Naja, das ist dabei herausgekommen.“
 

Draco hob endlich den Blick von der Holzfigur, um seinen Freund anzusehen. In seinen Augen spiegelten sich die verschiedensten Gefühle wider: Erstaunen über Harrys unbewusst genutzte Magie; Rührung über dieses doch sehr persönliche Geschenk, das die Gefühle des Werwolfs für den Blonden darstellte; Freude und noch ein anderes, viel stärkeres Gefühl, das Draco dazu brachte, die Beine aus dem Bett zu schwingen, die kleine Figur vorsichtig auf den Nachtisch zu legen und den schwarzhaarigen Werwolf zu einem innigen Kuss zu sich zu ziehen. Eine Hand in Harrys Nacken, die andere an dessen Hüfte, verschlang er Harry beinahe. Erst viele Minuten später trennte er sich schwer atmend wieder von seinem Geliebten. „Merlin! Ich liebe dich, weißt du das?“
 

Grüne Augen blickten erst überrascht, dann glücklich in silbergraue. Harry hauchte ihm noch einen sanften Kuss auf die Lippen, bevor er seine Stirn an Dracos lehnte, ihm so aus unmittelbarer Nähe in die Augen sah und ihm mit den Fingerknöcheln sanft über die Wange strich. „Ich liebe dich auch, Dray.“ Dann zuckte ein Grinsen in seinen Mundwinkeln. „Und du kannst mich ruhig Harry nennen.“
 

Draco blinzelte verwirrt, bis er dem Werwolf einen Schlag gegen die Schulter verpasste. „Du bist doof, Potter!“ Grinsend drückte er seine Lippen auf Harrys. „Entschuldige, dass ich nichts für dich habe.“, raunte er dann, doch der Schwarzhaarige schüttelte lächelnd den Kopf.
 

„Das macht doch nichts. Ich weiß doch, dass deine Familie kein Weihnachten feiert. - Außerdem“, er stupste Dracos Nase mit seiner an, „bist du Geschenk genug.“

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Wenige Stunden vor dem Jahreswechsel saßen Harry, Draco, Hermine und Remus oben in einem der Gästezimmer. Das Festessen war bereits beendet und jeden Moment konnte der Herr des Hauses – Debonairs Vater – heimkommen.
 

Remus war besorgt gewesen, als er herausgefunden hatte, dass der Mann im Ministerium angestellt war und für die Verurteilung von Todessern verantwortlich war. Calantha musste sich schrecklich fühlen, ihren Mann derartig hintergehen zu müssen, um Freunde ihres Sohnes schützen zu können.
 

Doch sie hatte nur abgewunken. Die Beziehung zwischen ihr und ihrem Mann wäre schon lange nicht mehr das, was sie einmal gewesen war. Eigentlich war sie nur Gewohnheit. Deswegen hatte sie auch kein schlechtes Gewissen.
 

Ein Hauself hatten ihnen ein bisschen was zu knabbern gebracht, doch nur Harry und Remus griffen gelegentlich zu. Das Essen war zwar überaus sättigend und äußerst lecker gewesen, doch ihre Mägen leerten sich durch ihren höheren Energieverbrauch auch wesentlich schneller.
 

Im Moment lag Harry eingerollt neben seinem Leitwolf, sein Kopf in dessen Schoß, seine Beine mit Dracos verknotet. Und um seine beste Freundin aus ihrem Kuschelkreis nicht ausschließen zu müssen, hatte der junge Werwolf sie zu sich gewunken, sodass sie nun an seine Vorderseite gekuschelt dalag. Ihr brauner Schopf lag ebenfalls auf Remus' Bein, während sie ihre Beine eng an sich gezogen hatte.
 

Remus wechselte sich damit, mal durch Harrys und mal durch Hermines dichte Haare zu fahren. Durch die gemeinsame Flucht vor den Auroren hatten sich ihre Beziehungen untereinander intensiviert, sodass nicht nur Harry zu Remus' kleinem Rudel gehörte, sondern inzwischen auch Hermine und Draco. Als der Älteste unter ihnen hatte der Werwolf die beiden Schüler quasi adoptiert und obwohl er sich ein wenig nach der Wärme einer echten Beziehung sehnte, wie sein Welpe und Draco sie miteinander teilten, und Hermine sich zu einer hübschen und selbstbewussten Hexe entwickelt hatte, war sie für ihn doch mehr eine Tochter als alles andere. Anders sah es dagegen bei Calantha aus. Die dunkelblonde Frau, deren Beziehung mit ihrem Mann eigentlich nicht mehr vorhanden war, rief diese Sehnsucht in ihm wach.
 

Sie beide hatten in den letzten Tagen oft miteinander gesprochen. Zuerst nur, um nicht die ganze Zeit wie Anstandswölfe hinter den Jugendlichen zu stehen. Doch ihre Unterhaltungen waren interessant und ihre Diskussionen äußerst anregend. Sie genossen die Gesellschaft des anderen mehr und mehr und heute Abend hatte Remus sich beherrschen müssen, um Calantha nicht beim Essen die ganze Zeit über anzusehen.
 

Sie war verheiratet, um Merlins Willen!, rief er sich immer wieder ins Gedächtnis, während er das köstliche Mahl genoss.
 

Doch sie hatte selbst gesagt, dass da kaum noch etwas war!, schien der Wolf in ihm knurrend zu protestieren.
 

Da Remus mit seinem inneren Tier aber nicht so verbunden war wie sein Welpe mit seinem, schob er die Meinung des Wolfes einfach resolut beiseite. Es konnte nichts Gutes dabei herauskommen, wenn er dem wilden Tier in sich nachgeben sollte. Er hatte einfach zu viel Angst vor ihm, als dass er es zulassen würde.
 

Abwesend strich er seinem Welpen durch das dichte schwarze Haar.
 

Draco runzelte die Stirn. Er hatte die verstohlenen Blicke von dem älteren Werwolf zu Calantha bemerkt und war schlau genug, um sich denken zu können, was sie zu bedeuten hatten.
 

Das empfindliche Gespür des Wolfs in ihm spürte die merkwürdige Atmosphäre, sodass Harry seinem blonden Freund einen fragenden und zugleich besorgten Blick zuwarf. Doch dieser gab ihm zu verstehen, dass sie später darüber reden würden und dass der Schwarzhaarige sich keine Sorgen machen brauchte.
 

Darauf nickte Harry unmerklich und kuschelte sich wieder an seinen Leitwolf, während er mit einer Hand nach der Hand seines blonden Freundes griff. Ihre Finger verschränkten sich ineinander und Draco hauchte ihm einen leichten Kuss auf den Innenfläche, bevor er beide wieder sinken ließ.
 

Ein leises Klopfen an der Tür etwa eine Stunde später riss die vier aus ihrem leichten Dämmerzustand. Debonair steckte den Kopf ins Zimmer, zog aufgrund des Bildes, das sich ihm bot, verwirrt die Augenbrauen zusammen, bevor ihm wieder einfiel, weswegen er gekommen war. „Dad hat uns soeben bescheid gegeben, dass er heute wohl doch nicht mehr kommen wird. Die Arbeit häuft sich selbst an Feiertagen.“, gab er bekannt und zuckte leicht mit den Schultern. „Er hat sich übrigens darüber aufgeregt, dass Lucius Malfoy schon wieder einer Verurteilung entgangen ist.“
 

Draco hob hellhörig den Kopf. „Wie das?“
 

„Ganz einfach: Er hat es tatsächlich geschafft, zu flüchten. Mitten aus dem am besten bewachten Teil des Ministeriums.“
 

Harry kicherte. „Das macht den Auroren bestimmt zu schaffen, was? Erst denken sie, niemand würde es je schaffen, aus Askaban auszubrechen, bis Sirius es geschafft hat, und dann denken sie, das Ministerium wäre ein noch sicherer Ort und schwupps! Lucius Malfoy ist geflohen!“ Er drehte sich zu seinem blonden Freund und lächelte ihn an. „Siehst du? Ich sagte doch, ihm würde schon etwas einfallen.“
 

Draco grinste schief. „Nicht ganz so elegant, wie sich freizukaufen und andere Leute zu bestechen, aber fast ebenso effektiv.“
 

Hermine runzelte die Stirn. „Mit dem Unterschied, dass er nun, im Gegensatz zum letzten Mal, immer noch ein gesuchter, flüchtiger Todesser ist.“
 

„Also“, ergriff Debonair wieder das Wort, „wollt ihr zu uns runter kommen und den Jahreswechsel richtig feiern?“
 

Draco warf einen Blick zu Remus und nickte schnell. „Klar! Wir kommen gleich.“
 

Umständlich befreiten sie sich aus dem Knoten und kletterten einer nach dem anderen vom Bett. Harry war zwar nicht begeistert darüber, seine drei Wärmequellen zu verlieren, doch vielleicht würde er unten zumindest mit Draco weiter kuscheln können.
 

Also stiefelten sie zu vier die Treppe hinunter, um Debonair und seiner Mutter Gesellschaft zu leisten. Doch bevor Harry das Wohnzimmer betreten konnte, hielt Draco ihn sanft zurück. „Warte kurz.“
 

Harry blickte ihn fragend an, ließ sich aber bereitwillig zur Seite ziehen. „Was ist?“
 

Nun zweifelte Draco daran, ob es so eine gute Idee wäre, seinem Freund von Remus' Interesse an Calantha zu erzählen. Vielleicht würde er sich dann irgendwie verlassen fühlen. Doch einen Rückzieher konnte er nun nicht mehr machen. „Naja, ich habe irgendwie das Gefühl, dass Lup- ähm – Remus vielleicht Interesse an – naja – Calantha haben könnte.“
 

Harry senkte nachdenklich den Blick. „Ich weiß nicht. Sie ist immerhin verheiratet.“
 

„Sie hat aber auch selbst gesagt, dass sie und ihr Mann nur noch nebeneinander her leben. Würde sie ihn sonst verraten, indem sie flüchtige Todesser in ihrem Haus versteckt?“
 

Der Werwolf scharrte mit einem Fuß über den Teppich und lächelte leicht. „Wenn es so wäre und es auf Gegenseitigkeit beruht, dann freue ich mich für ihn und drück ihm alle Daumen, dass es klappt. - Verdient hätte er es.“, fügte er dann noch etwas leiser hinzu. „Er hat immerhin alles aufgegeben, um mir zu helfen. Ein bisschen Glück sollte ihm da doch wohl vergönnt sein, oder?“
 

Draco entspannte sich. In Harrys Stimme war nichts Negatives zu hören gewesen. Er schien sich ehrlich für seinen Leitwolf zu freuen. „Aber wir mischen uns da trotzdem nicht ein, okay?“, bestimmte er nachdrücklich, als ein freches Glitzern in den grünen Augen aufblitzte. Sofort verzog Harry das Gesicht, als würde man einem kleinen Kind verbieten, auf den tollen Spielplatz zu gehen, der direkt vor dessen Nase war. „Versprich es mir, Harry. Keine Einmischung!“ Unnachgiebig blickte er dem Werwolf in die Augen, sodass dieser schließlich mit einem theatralischen Seufzen nachgab.
 

„Also schön. Ich mische mich nicht ein. Versprochen!“, grummelte er augenrollend. „Aber dafür will ich einen Kuss von dir. Und wage es ja nicht, dich dabei zurückzuhalten!“
 

Ein Grinsen huschte über Dracos Lippen, bevor er sie heftig auf Harrys presste. Dieser öffnete sie sofort, um mit seiner Zunge in Dracos Mund einzudringen. Dabei wanderten seine Hände unkontrolliert über den Körper des Blonden und wühlten sich schließlich sogar unter das Shirt und hinten in die Hose. In den festen Hintern kneifend drückte Harry seinen Freund gegen die Wand und rieb sich an ihm, stöhnend den Mund des anderen plündernd.
 

Keuchend ließ Draco es mit sich geschehen und strich seinerseits über Harrys Haut, wobei er ihm ungeduldig das Hemd aus der Hose zog. Ein Bein drapierte er so zwischen Harrys Beinen, dass sein Schenkel gegen dessen Schritt drückte. Deutlich konnte er so die wachsende Erregung spüren und bewegte sein Bein etwas.
 

Harry knurrte wohlig und ließ seine Zunge über die Halsschlagader gleiten, bevor er sich in Dracos Nacken an der Haut festsaugte. Stöhnend warf Draco den Kopf zurück und schob eine Hand zwischen ihren Körpern nach unten, um ungeschickt an der Hose herumzufummeln.
 

Hermine stand knallrot geworden, aber grinsend im Türrahmen und hoffte, dass die beiden sie bemerkten, bevor es richtig zur Sache ging. „Chrm, chrm.“, räusperte sie sich, um auf sich aufmerksam zu machen.
 

Widerwillig und mit einem missgelaunten Knurren löste Harry sich weit genug von seinem Freund, um seine beste Freundin böse anzusehen.
 

„Diese Tätigkeit solltet ihr vielleicht ins Zimmer verlegen und nicht mitten im Korridor übereinander herfallen.“
 

Grinsend ließ Harry seinen Kopf auf Dracos Schulter fallen. „Warum nicht? Ich find's überaus bequem hier.“ Damit schob er kurz seine Hüfte vor, sodass sich ihre Erektionen aneinander drückten, was Draco ein leises Ächzen entlockte.
 

Sich mit zwei Fingern den Nasenrücken massierend stemmte das Mädchen eine Hand in die Hüfte und schüttelte langsam den Kopf. „Harry, so gern ich dich habe, aber du wirst mir langsam unheimlich. Noch vor nicht allzu langer Zeit wärst du in so einer Situation vor Scham im Boden versunken.“
 

Draco gluckste leise, während er seine Hände in Harrys hintere Hosentaschen schob. „Das war, bevor sein Wolf etwas zu melden hatte. - Außerdem weiß ich gar nicht, was du hast. Mir gefällt es jedenfalls sehr gut.“
 

„Das war klar.“, murmelte sie seufzend. „Warum haben Kerle eigentlich nur das eine im Kopf?“
 

„Wenn ich nur das eine im Kopf hätte, Mine“, meldete sich der junge Werwolf, während er unter Dracos Shirt über dessen Seiten strich, „dann könnte ich nicht so mit dir kuscheln, wie wir es vorhin getan haben, oder? - Immerhin war das gänzlich unschuldig.“
 

Hermine bedachte ihn mit einem bösen Blick, weswegen Harry sich mit einem bedauernden Seufzen von seinem Freund löste. „In Ordnung. Wir verschieben das auf später, okay?“, fragte er ihn lächelnd und hauchte ihm einen keuchen Kuss auf die Lippen, bevor er zwei Schritte zurücktrat und seine Kleidung ordnete. Draco tat es ihm gleich. Danach folgten sie dem Mädchen ins Wohnzimmer, wo die anderen mit verlegenen Gesichtern warteten. Nur Debonair sah ein wenig gequält aus.
 

Als Harry an ihm vorbei zu einem freien Platz ging, roch er auch, wieso: Die Geräusche, die sie beide von sich gegeben hatten, hatten den brünetten Jungen erregt. Lächelnd kuschelte sich der Werwolf an seinen Freund , nachdem sie vor dem Kamin platz genommen hatten.
 

Aufmerksam beobachtete der junge Werwolf, wie Remus und Calantha dem jeweils anderen immer wieder verstohlene Blicke zuwarfen und sich verlegen abwandten, wenn es bemerkt wurde.
 

„Wie wäre es mit einem Spiel?“, schlug Debonair schließlich vor. „Bis Mitternacht ist es noch etwas Zeit und es ist allemal besser, als hier nur herumzusitzen.“
 

„An was hattest du gedacht?“, wollte Hermine wissen und blickte ihn neugierig an.
 

Doch anstatt zu antworten, wandte er sich erst einmal an seine Mutter. „Mum? Hast du noch eine Flasche von dem Elfenwein?“
 

Die Frau lachte leise. „Wenn ich das denke, was du denkst, dann würde Feuerwhiskey besser passen. - Elfenwein ist dafür zu harmlos. Außerdem seid ihr ja inzwischen alle volljährig.“ Sie wies den Hauselfen an, die Flasche aus dem Keller zu holen und dazu für jeden ein kleines Glas zu bringen. Alles wurde dem kleinen Tisch abgestellt.
 

Hermine sah ein wenig empört darüber aus, dass eine Mutter zuließ, dass ihr Sohn Feuerwhiskey trank. Doch sie biss sich auf die Unterlippe und schien sich damit zu beruhigen, dass Calantha Recht hatte. Alle Anwesenden waren volljährig, zumindest in der magischen Welt.
 

Harry legte neugierig den Kopf schief. „Und was bitte spielt man mit Feuerwhiskey?“
 

„Veritas aut Officium!“, gab Debonair grinsend bekannt, doch nur Draco schien damit etwas anfangen zu können. Hermine runzelte nachdenklich die Stirn, während sie in ihrem Kopf die Bedeutung dieser Worte suchte, und Harry blinzelte einfach.
 

„Wie genau funktioniert das?“, wollte er mit einer vagen Geste wissen.
 

Debonair starrte ihn an. „Sag bloß, du hast das noch nie gespielt!“
 

Etwas unbehaglich zuckte Harry mit den Schultern. „Jedenfalls nicht, dass ich wüsste.“
 

„Also, es funktioniert folgendermaßen: Einer...“, begann er zu erklären, doch Hermine unterbrach ihn erstaunt.
 

„Wahrheit oder Pflicht?“ Sie schien also die Worte in ihrem hirneigenen Wörterbuch gefunden zu haben.
 

Debonair blickte sie von der Seite an. „Übersetzt heißt das wohl so.“, überlegte er laut.
 

Hermine grinste zufrieden. „Dann weiß ich, wie das funktioniert.“ Sie runzelte die Stirn. „Zumindest wie es in der Muggelwelt funktioniert.“
 

„Dann wäre es, glaub ich, besser, wenn du die Regeln noch einmal erklärst.“, lächelte Remus. Er hatte einen vagen Verdacht, was dieses Spiel betraf, hatte es selbst aber nie gespielt.
 

Debonair, scheinbar ganz in seinem Element, zog begeistert seinen Zauberstab. „Also, zuerst muss man den Zauber für das Spiel sprechen, daher hat es auch seinen Namen. Man muss jeden mit dem Zauberstab antippen, der mitspielt. Dann geht es eigentlich auch schon los. Der Zauber bestimmt, wer die Aufgabe stellt und wer sie ausführen muss. Zudem bestimmt der Zauber auch, welche Art es ist... Also, ob derjenige eine Frage wahrheitsgemäß beantworten muss oder etwas erledigen muss.“
 

„Der Zauber akzeptiert übrigens nur Aufgaben, mit der die anderen Spieler auch einverstanden ist.“, warf Calantha lächelnd ein. „Nur der Betroffene hat da leider nichts zu sagen. Also ist immer ganz gut, wenn jeder einen sehr guten Freund dabei hat, der sich für einen einsetzen kann.“
 

Debonair grinste und rieb sich die Hände. „Also, dann wollen wir mal!“ Er hob den Zauberstab. „Veritas aut Officium!“ Die Spitze begann lila zu leuchten. Er berührte erst Hermine, dann Remus, Harry, Draco, Calantha und schließlich auch sich selbst. Nach einer leuchten Drehung mit dem Stab erlosch das Licht. „So, ab jetzt ist keines eurer Geheimnisse mehr sicher.“, gab er mit tiefer Stimme bekannt.
 

Harry blickte sich in der kleinen Runde um, doch dann erschienen über den Köpfen von Hermine und Calantha strahlend weiße Lichterwolken, doch die von dem brünetten Mädchen leuchtete intensiver.
 

„Ah, das heißt, dass Mum dir eine Frage stellen wird, die du nur wahrheitsgemäß beantworten kannst.“, erklärte Debonair.
 

Hermine runzelte die Stirn. „Und wozu der Feuerwhiskey?“, wollte sie mit einem Blick auf die noch immer geschlossene Flasche wissen.
 

Calantha grinste. „An sich geht es ohne, aber mit Alkohol wird es meist viel lustiger und vor allem kreativer.“ Damit öffnete sie das Gefäß, goss in jedes Glas zwei Fingerbreit hinein und verteilte diese an alle. Sie selbst hob das Glas kurz zum Prost und nahm dann einen Schluck. „Also, da ich dir nun als erste eine Frage stellen kann, fange ich harmlos an.“ Sie grinste leicht. „Hast du jemals mehr als nur Freundschaft für Harry empfunden?“
 

Hermine wurde wie auf Knopfdruck knallrot und stürzte ihren Feuerwhiskey hinunter, wobei sie danach erst einmal ein wenig husten musste. Es brannte doch ein wenig in der Kehle.
 

Harry hingegen hob die Augenbrauen. Kamen sie so rüber, als wären sie mehr als Freunde, dass die Frau solch eine Frage stellte? Aber die Antwort interessierte ihn schon sehr. Und wie an der festeren Umarmung seines Freundes merkte, wollte auch Draco sie gerne hören.
 

„Ähm... Naja...“ Hermine starrte auf das Glas in ihren Händen. „Es gab da tatsächlich eine Zeit, wo ich gerne mehr gewesen wäre, aber das ist lange vorbei. - Das war damals im vierten Schuljahr. Wie gesagt, es ist lange her und war auch schnell vorbei.“, versicherte sie schnell mit hochrotem Kopf.
 

Harry warf ihr ein sanftes Lächeln zu.
 

„Oh man.“ Draco lehnte sich an ihn. „Wenn sie das als harmlos bezeichnet, möchte ich nicht wissen, was sie sich später einfallen lassen.“
 

Die weißen Wolken über den Köpfen verschwanden, stattdessen leuchteten über Harry und Debonair rote Lichter auf. Letzter sollte die Aufgabe ausführen, die der Werwolf ihm aufgeben würde.
 

Harry grinste und Debonair ahnte Böses, weswegen er zu seinem Glas griff und ebenfalls einen Schluck des Hochprozentigen nahm. „Also...“ Genüsslich zog der Werwolf das Wort in die Länge. „Ich will, dass du für die nächsten drei Runden mit Hermine kuschelst.“
 

„Was?“ Hermine starrte ihn geschockt an.
 

Harry setzte seinen besten Hundeblick auf. „Komm schon, Mine. Bitte!“
 

Sie verengte die Augen, gab dann aber seufzend nach. „Na schön. Aber ich weiß, was du vorhast und es wird nicht funktionieren!“ So ließ sie sich sanft von dem Brünetten in die Arme nehmen, der von dieser Aufgabe ebenso wenig begeistert war wie sie selbst.
 

Das Licht über Harry erlosch, doch Debonairs schwächte sich nur ein wenig ab.
 

„Das bedeutet, dass er keine andere Aufgabe erhalten kann, solange diese noch nicht vollständig ausgeführt wurde.“, erklärte Calantha lächelnd und warf ihrem Sohn einen zufriedenen Blick zu.
 

Noch immer grinsend trank Harry einen Schluck des Whiskeys, doch der Geruch davon stach ihm so fürchterlich in der Nase, dass er sein Glas schnell wieder wegstellte. Manchmal störten diese verbesserten Sinne einfach nur tierisch.
 

Als nächstes wählte der Zauber Draco und Remus, wobei der Blonde die Frage stellen sollte. An sich flog ihm auch schon eine durch den Kopf, doch die wollte er lieber nicht aussprechen. Also suchte er eine andere. Grübelnd runzelte er die Stirn. „Hast du Harry eigentlich schon immer als deinen Welpen gesehen?“ Es war zwar keine spektakuläre Frage, aber das war etwas, das er wissen wollte.
 

Remus legte den Kopf schief und sah seinen Welpen einen Moment lang lächelnd an. „Seit ich ihn das erste Mal richtig gesehen habe, ja. Leider hat man mir zur Zeit seiner Geburt nicht genug vertraut, als dass man mich zu ihm gelassen hätte. Ich habe nur von Sirius erfahren, dass Lilys Kind ein Junge ist und Harry heißen soll. Gesehen habe ich ihn dann das erste Mal in Hogwarts, als ich dort als Lehrer angefangen habe. Aber das war dann auch der Moment, wo ich ihn quasi mental adoptiert habe.“, antwortete er ausführlich.
 

Harry hob überrascht die Augenbrauen. Er hatte eigentlich gedacht, dass Remus ihn schon als Baby gekannt hatte, doch dass seine Eltern ihm nicht genug vertraut hatten, um ihm ihren Sohn zu zeigen, erschreckte ihn. Ihm selbst würde außer Hermine und Draco niemand anderer einfallen, dem er mehr vertrauen konnte als Remus.
 

Kurzerhand befreite er sich aus der Umarmung, kletterte auf Remus' Schoß, schlang diesem die Arme um den Hals und schmiegte seinen Kopf an dessen Schulter. „Ich vertraue dir – blind!“, versprach er.
 

Gerührt strich der Werwolf seinem Welpen durch die Haare. „Das weiß ich, Harry. Und ich würde dieses Vertrauen niemals enttäuschen.“
 

Harry schnaubte und löste sich weit genug von ihm, um ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen anzusehen. „Natürlich würdest du das nicht! Wer käme auch auf die Idee, so etwas zu behaupten?“
 

„Niemand, Phelan!“ Hermine gluckste und zupfte an seiner Hose. „Aber du bist jetzt dran mit Frage beantworten.“ Sie deutete grinsend über seinen Kopf, wo ein helles weißes Licht leuchtete. Das Gegenstück dazu fand sich über Calantha.
 

„Warum nennst du ihn nicht 'Dad'?“, wollte die Frau mit schief gelegtem Kopf wissen. „Ich meine, ihr scheint euch so nah zu stehen, wie Vater und Sohn es nur sein können.“
 

Harry spürte regelrecht, wie er von allen angesehen wurde. Offensichtlich war das eine Frage, die sie sich entweder schon einmal selbst gefragt hatten oder deren Antwort sie wahnsinnig interessierte. „Ehrlich gesagt hab ich noch nie darüber nachgedacht. Ich meine, ich hatte bis vor kurzem niemanden, den ich so hätte nennen können, und dann ist einfach zu viel auf einmal passiert.“ Er zuckte unentschlossen mit den Schultern und wandte sich an Remus, der ihn ebenfalls neugierig, wenn auch ein wenig verlegen ansah. „Du weißt, dass du für mich wie ein Vater bist. Dennoch fühle ich mich bei der Vorstellung, dich auch so zu nennen - Ich weiß nicht..."
 

„Ist okay, Harry!“, unterbrach Remus ihn lächelnd.
 

„Wirklich?“, hakte der Schwarzhaarige zweifelnd nach. Er wollte nicht, dass sein Leitwolf sich deswegen schlecht fühlte.
 

Doch der gluckste nur. „Ich versteh dich, Welpe! So gern ich dich habe und so sehr ich dich auch als Sohn sehe, dein einziger Vater wird immer James bleiben.“
 

„Aber du bist mein Leitwolf.“, bestimmte Harry unnachgiebig. „Und als dieser hast du die Ersatz-Vater-Rolle übernommen.“
 

„Richtig.“ Remus grinste seinen Welpen an und wuschelte ihm dann durch die Haare, was sie in noch größere Unordnung brachte.
 

Es würde also alles beim Alten bleiben. Hermine war zwar ein klitzeklein wenig enttäuscht darüber, doch sie konnte ihren Freund verstehen. Abgesehen davon war so etwas zwischen den beiden gar nicht mehr nötig. Sie wussten, wie wichtig sie einander waren. Ob Harry seinen Leitwolf nun 'Dad' nannte oder nicht, würde keinen Unterschied machen.
 

Über Calanthas Kopf erschien eine helle rote Wolke. Sie war dran, eine Aufgabe zu erfüllen. Und Draco sollte sie stellen.
 

Ein Blick zu dem Blonden genügte Harry, um zu wissen, was jetzt kam. Vorsorglich kletterte er also vom Sofa, um sich neben seinem Freund niederzulassen und damit Remus mehr Platz zu geben. Die auch nötig war. „Also, Calantha“, Draco genoss diesen Moment sichtlich, „ich will, dass du Remus küsst, wenn dein Gewissen deinem Mann gegenüber das zulässt.“
 

Harry war dankbar für diese Einschränkung. Er wüsste nicht, was er machen würde, wenn bei diesem jemand von ihm verlangen würde, jemand anderen als Draco zu küssen. Aber dafür spielte sein Freund ja mit. Solange er protestierte, brauchte Harry eine solche Aufgabe nicht erfüllen. Er hoffte nur, dass Debonair ihnen jetzt nicht alles vermasselte. Doch es sah nicht so als, als wolle er widersprechen.
 

Calantha und Remus sahen sich dagegen umso überraschter an. Doch der Werwolf wandte gleich darauf verlegen den Blick ab. Harry grinste, als er den frechen Blick der Frau bemerkte. Offensichtlich war sie mit allen Wassern gewaschen und bei weitem nicht so brav, wie es zuerst den Anschein hatte. Obwohl... welche Frau gab ihrem gerade erst volljährigen Sohn freiwillig Feuerwhiskey zu trinken?
 

Er stellte sich Molly Weasley in einer solchen Situation vor und kam schaudernd zu dem Schluss, dass diese Frau so etwas erst geschehen lassen würde, wenn die Hölle gefroren wäre. Und die Standpauke, die sie ihren Kindern nach einer solchen Bitte höchst wahrscheinlich halten würde, ließ ihn so schon halb taub werden.
 

Calantha erhob sich ächzend, mit leise knackenden Gelenken aus ihrem Sessel und trat zu Remus, der den Blick noch immer verlegen abgewandt hatte. „Ich hätte nie gedacht, dass Werwölfe schüchtern sind.“, neckte sie ihn lachend, drehte seinen Kopf zu sich und drückte ihre Lippen auf seine. Riesige bernsteinfarbene Augen starrten sie an, während sie ihre halb geschlossen hatte. Ein Hauch von Feuerwhiskey haftete noch an ihrem Mund. Es war nur ein sehr unschuldiger, keuscher Kuss, doch er brachte Remus völlig aus dem Konzept.
 

Feixend versteckte Harry seine Nase in Dracos Nacken, um den Geruch der Erregung loszuwerden, der von seinem Leitwolf ausging. Der arme Werwolf hatte aber auch lange auf diese Art der Nähe verzichten müssen.
 

Da ist kein Wunder, dass es nur einer Kleinigkeit bedarf, um ihn – ja – scharf zu machen, dachte Harry grinsend und leckte über die weiche Haut seines Freundes. Dass Dracos Atem dabei kurz stockte und sich sein Herzschlag ein wenig beschleunigte, löste in seinem Unterleib ein angenehmes Kribbeln aus.
 

Plötzlich hörte er etwas, das er nicht erwartet hat: Schritte auf dem Weg draußen, das Klimpern von Schlüsseln und schließlich das Öffnen der Haustür. „Ich konnte mir doch früher losreißen, Schatz!“, rief Debonairs Vater hinein.
 

Flucht war im Moment völlig sinnlos. Gesehen wurde sie so oder so. Vielleicht war es das Beste und vor allem am wenigsten verdächtigend, wenn sie einfach ruhig sitzen blieben und so taten, als wäre es völlig normal.
 

Harry warf einen Blick zu anderen. Er hatte gespürt, dass Draco vollkommen erstarrt war, auch die anderen war vor Schreck wie eingefroren. Einzig Calantha zog sich noch schnell von Remus zurück und ging ihrem Mann entgegen. Dabei warf sie ihnen einen bedeutenden Blick zu, der bedeutete: Vielleicht kann ich ihn lange genug ablenken und vielleicht sogar nach oben locken, damit ihr abhauen könnt.
 

Es war nur noch eine Stunde bis Mitternacht.
 

Calantha schaffte es für einen Moment, die Aufmerksamkeit ihres Mannes zu fesseln. Doch es war nicht einmal genügend Zeit, um lautlos aufzustehen, als er auch schon verkündete: „Ich bin geschafft. Ich will mich nur noch an den Kamin setzen, mit dir und unserem Sohn ein Glas Elfenwein trinken und den Jahreswechsel feiern.“
 

„Ähm... Wie wäre es, wenn du erst einmal hoch gehst, dich umziehst und frisch machst, während ich hier unten den Elfenwein bereitstelle?“
 

Der Mann trat in ihr Sichtfeld, stand aber noch mit dem Rücken von Wohnzimmer, wo die vier noch immer so lautlos wie möglich versuchten, sich unsichtbar zu machen. Er hatte seinen Umhang abgelegt und löste nun den Knoten der Krawatte. „Bitte, Cally. Ich möchte mich einfach nur ausruhen.“ Er nahm seinen Zauberstab zur Hand, schwang ihn kurz und stand dann nur noch in einem lockeren Hausanzug da. „Diese Todesser können einem auch jeden Feiertag ruinieren.“, fluchte er, drehte sich um und erstarrte, als er vier fremde Personen in seinem Wohnzimmer stehen sah, die alle den Eindruck machten, als würden sie am liebsten flüchten wollen. Er kannte keinen von ihnen, doch Draco hatte leider zu viel von seinem Vater geerbt, als dass man ihn nicht auf den ersten Blick als Malfoy erkennen würde.
 

Für ein paar Sekunden schien die Zeit einfach stillzustehen. Dann regte Harry sich, indem er seinen Zauberstab zog, und löste damit das Chaos aus.
 

„Malfoy?!“, schrie der Mann erschrocken und entsetzt zugleich. Zeitgleich richtete er den Zauberstab auf den Blonden und schoss einen Fluch ab, den Harry aber rechtzeitig knurrend abblockte. Inzwischen hatten auch Hermine, Remus und Draco ihre Stäbe gezogen, doch Debonair ging dazwischen.
 

„Dad, bitte! Sie sind keine Bedrohung!“
 

Sein Vater blinzelte verwirrt, bevor er wütend die Augenbrauen zusammenzog und seinen Sohn fixierte. „Keine Bedrohung?“, wiederholte er bedrohlich leise. „Dieser Todesser dort“, er deutete auf Draco, „hat beim Angriff auf Hogwarts mehrere Auroren verletzt und du sagst mir, er ist keine Bedrohung?“
 

„Wir wollen wirklich niemandem wehtun.“ Harry wollte ihn beruhigen, doch seine Aussage ging völlig nach hinten los, denn nun hatte er die Aufmerksamkeit auf sich gezogen und wer aus der magischen Welt erkannte Harry Potter nicht?
 

Der Mann ging einen Schritt auf ihn zu und hob erneut seinen Stab. „Ah! Der falsche Potter! Ich habe gehört, du hast mehrere Auroren getötet.“
 

Harry zuckte zurück, obwohl er diesbezüglich kein schlechtes Gewissen mehr hatte. „Ich hab nur das verteidigt, was mir wichtig ist.“, erklärte er grimmig. Noch war kein weiterer Zauber gesprochen worden, doch er wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war.
 

„Deswegen musstet du nicht einen von ihnen verkrüppeln und in einen verdammten Werwolf verwandeln!“, brüllte der Mann und wollte einen neuen Fluch abfeuern, doch bevor er auch nur mit der Wimper zucken konnte, fiel er bewegungsunfähig um. Calantha hatte ihn von hinten getroffen.
 

Erstaunt sahen die anderen sie an. Es war das eine, Todesser vor ihrem Mann zu verstecken, aber ihn dann auch noch tätlich anzugreifen, um ihnen die Flucht zu ermöglichen, war etwas völlig anderes.
 

Calantha ging in die Knie und sah ihren Mann an. „Tut mir leid, Kenneth. Aber ich kann nicht zulassen, dass du sie auslieferst.“ Beinahe zärtlich strich sie ihm eine Strähne aus den Augen. „Unsere Ehe ist schon lange am Ende, das weißt du. Jetzt werde ich den Schlussstrich ziehen.“ Sie erhob sich und wandte sich an ihren Sohn. Fragend blickte sie ihn an. Er musste nicht mitkommen. Sie wünschte ihm kein Leben auf der Flucht und hoffte, dass er so vernünftig war und bleiben würde.
 

Debonair trat an seinen Vater und blickte auf ihn herab. „Denke nicht, dass ich ein Todesser bin, aber diese vier haben sehr gute Gründe für ihr Handeln. Richte nicht über sie, wenn du die Umstände überhaupt nicht kennst.“, belehrte er ihn ruhig und wandte sich dann an die anderen. „Packen wir unsere Sachen und hauen ab.“ Damit drehte er sich um und rauschte die Treppe hinauf in sein Zimmer, um ein paar seiner Sachen einzupacken.
 

Hermine deutete ihren Freunden, dass sie es ihm nachtun sollten und so eilten auch sie zu ihren Zimmern. Remus machte es sich leicht, denn er rief einfach seine wenigen Habseligkeiten per Zauber zu sich, damit er auf den Mann aufpassen konnte, während Calantha sich ebenfalls auf ihre Flucht vorbereiten konnte. Ihr war bewusst, dass sie ab diesem Zeitpunkt ein Leben unter Todessern führen und sich wahrscheinlich sogar der dunklen Seite abschließen musste, um zu überleben. Doch die wenigen Tage mit den vier Flüchtlingen zusammen hatten ihr die Augen geöffnet. Die Beziehung zwischen Harry und Draco hatte ihr gezeigt, dass es mehr gab als das, was zwischen ihr und ihrem Mann existierte.
 

Es dauerte nicht lange, bis sich alle wieder im Wohnzimmer eingefunden hatten. Debonair hatten jedem eine kleine Tasche gegeben, in denen sie ihre Sachen hatten verstauen können. Doch bevor sie das Haus verließen, kniete Harry sich noch einmal zu dem bewegungsunfähigen Mann. „Ich weiß, Sie halten mich für einen bösen Todesser, deswegen erwarte ich auch gar nicht, dass Sie mir glauben. Aber ich sage es Ihnen trotzdem.“ Er senkte seine Stimme etwas und hielt den Blick des Mannes, der ihn mit einer Mischung aus Trotz und Angst ansah. „Ich schwöre, ich sage die Wahrheit, wenn ich Ihnen sage, dass ich der echte Harry Potter bin. Ich habe die Seiten gewechselt, weil Dumbledore mich von vorne bis hinten belogen und betrogen hat.“ Er lächelte schief. „Ich wette, Sie hätten an meiner Stelle auch nicht anders gehandelt. - Aber bitte, folgen Sie den Aussagen der Leute nicht blind, sondern hinterfragen. Allein das lässt vieles bereits Unglaubwürdig erscheinen.“ Er richtete sich wieder auf und wollte sich gerade abwenden, als ihm noch etwas einfiel. „Ach, und wenn Sie Dumbledore sehen, sagen Sie ihm doch bitte, dass er tot ist, sobald er mir das nächste Mal über den Weg läuft, ja?“
 

Sie verließen das Haus etwa zwanzig Minuten vor Mitternacht. Obwohl es ein Zaubererdorf war, waren die Straßen wie leergefegt, sodass niemand bemerkte, wie flüchtige Todesser aus dem Haus der Justs kamen und disapparierten, sobald sie den kleinen Garten verlassen hatten. Mit ihrem Verschwinden ließ auch der Lähmungszauber nach, der auf dem Herrn des Hauses gelegen hatte. Doch er rührte sich lange Zeit nicht, sondern blieb auf dem Boden liegen. Er konnte nicht glauben, dass seine Familie ihn verraten hatte. Er konnte nicht glauben, dass seine Ehe zuende sein sollte. Und er konnte nicht glauben, dass sein Sohn ihn ebenfalls hintergangen hatte, dass sein Sohn auf Seiten der Todesser sein sollte. Dabei hatte er ihn extra auf eine Privatschule geschickt. Die meisten Todesser-Familien schickten ihre Kinder doch nach Hogwarts. Wie also war Debonair auf ihre Seite gezogen worden?
 

Was er nicht wusste war, dass diese Privatschule von dunklen Kreaturen nur so überquoll. Denn DAS hatte Calantha ihm wohlweislich verschwiegen.

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Etliche Kilometer weiter weg materialisierten sich die Flüchtlinge wieder. Sie waren in der Nähe von Hogsmeade, nur wenige Meter von der Heulenden Hütte entfernt. Dort würde sich niemand in der Nacht hinwagen, also war es zumindest im Moment dort sicher.
 

Doch dann schnappten Harry und Remus ein Geräusch auf, weswegen ihre Köpfe gleichzietig herumruckten und ihre Augen das heruntergekommene Gebäude betrachteten. „Ich denke, da ist jemand drin.“, flüsterte Harry grimmig.
 

Remus nickte zustimmend. „Sie werden den Geheimgang nach Hogwarts bewachen. Dumbledore ist leider nicht blöd.“, erwiderte er in derselben Lautstärke.
 

„Schade“, Harry lachte humorlos, „das würde vieles so viel leichter machen.“
 

Hermine zupfte an ihren Ärmeln. „Lasst uns lieber von hier verschwinden, bevor sie uns noch bemerken.“
 

„Und wohin?“ Debonair blickte sich unbehaglich um und zog seinen Umhang enger um sich. „Ich wüsste keinen Ort, an dem wir sicher wären.“
 

Draco aber schien plötzlich eine Idee zu haben. „Wie wäre es mit eurer Schule?“, fragte er nach. „Der Schulleiter meinte doch, es wäre dort sicher für uns.“
 

Remus blickte ihn lächelnd an. „Einen Versuch wäre es wert.“
 

Calantha nickte zufrieden. „Normalerweise kommt man nur durch das Flohnetzwerk in die Schule, aber die Eltern kennen für Notfälle eine kleine Lücke im Schild, sodass sie auch hineinapparieren können. Ich werde euch also nacheinander mitnehmen müssen.“ Sie legte eine Hand auf Harrys Schulter, ihren Zauberstabarm schlang sie um ihren Sohn, bevor die drei verschwanden. Keine zwei Minuten später holte sie Hermine und Draco und Remus als letztes – gerade noch rechtzeitig, da die Geräusche des Disapparierens die Wache in der Heulenden Hütte geweckt hatte. Das Licht war in dem Moment aufgeflackert, als die beiden Erwachsenen zusammen verschwanden.
 

Sie fanden sich in einem Raum wieder, der von der Größe her ein Klassenraum sein könnte, doch standen hier weder Tische noch Stühle. Auch befanden sich keine Fenster hier, sondern nur Wände aus Stein. Auf dem Boden war ein großer Kreis aufgemalt, der mit einigen Runen versehen war, und noch ganz schwach glühte.
 

„Wir sind im Untergeschoss des Gebäudes. Wenn ich richtig informiert bin, dann müsste er hier sogar Aufenthaltsräume für Notfälle geben.“ Calantha übernahm die Führung und zusammen schlichen sie durch die leeren Korridore. Es gingen nur wenige Türen davon ab und die führten alle zu alten Lagerräumen. Erst ganz am Ende des langen Ganges fanden sie einen Raum, in denen ein paar Betten standen – von denen aber eines bereits belegt war!
 

Sofort zogen alle ihre Zauberstäbe. Remus und Harry streckten ihre Nase in die Luft, um den Geruch dieser Person aufzunehmen, um vielleicht herausfinden zu können, um wen es sich handeln könnte. Doch ihr Gegenüber hatte sie ebenfalls bemerkt und richtete sich nun langsam auf. Langes, silberblondes Haar reflektierte das Licht der Fackeln.
 

„Dad!“ Draco ließ augenblicklich den Zauberstab sinken, lief zu ihm und umarmte ihn erleichtert. „Ich bin so froh, dass du entkommen bist.“
 

Lucius blickte erstaunt auf seinen Sohn hinab, als könnte er nicht glauben, dass er tatsächlich hier war. Anfangs etwas zögerlich, doch als er realisierte, dass er nicht träumte, sehr enthusiastisch erwiderte er die Umarmung.
 

Harry lächelte. Er war froh, dass es Dracos Vater soweit gut zu gehen scheint. So distanziert, wie er mit Lucius auch umging, er wollte unter keinen Umständen, dass ihm etwas passierte. Denn das würde bedeuten, dass Draco seinen Vater verlieren würde. Und den Verlust eines Elternteils wünschte er niemandem.
 

„Schön, dich zu sehen, Lucius.“, begrüßte Calantha den Mann und lächelte ihn freundlich an.
 

„Calantha!“ Mit erhobenen Augenbrauen sah er die Frau an, die dicht neben Remus stand. „Was tust du hier? Solltest du nicht mit deiner Familie des Jahreswechsel feiern?“
 

Sie schnaubte. „Ich denke nicht. Mein Mann würde mich wahrscheinlich eher den Auroren aushändigen, als mit mir zu feiern. Immerhin habe ich ein paar flüchtige Todesser in unserem Haus versteckt und ihn mit einem Fluch belegt, um uns die Flucht zu ermöglichen.“, erklärte sie im Plauderton, als würde sie gerade über das Wetter reden.
 

„Du hast was?“ Doch in dem Moment, in dem er diese Frage aussprach, machte er eine Geste, die sagte, dass er die Antwort eigentlich gar nicht hören wollte. „Schon gut.“
 

„Wie ist es dir ergangen?“, wollte Draco wissen und blickte seinen Vater neugierig und besorgt an. Er löste sich von ihm und setzte sich neben ihn auf die Matratze.
 

Lucius lachte kurz humorlos auf. „Nachdem ich – offensichtlich – beim Kampf in Hogwarts bewusstlos geschlagen worden war, wachte ich in einer Zelle im Ministerium wieder auf. In dem Raum war zwar kein anderer, doch ich konnte hören, dass noch viele andere Gefolgsleute des Dunklen Lords dort waren. Greyback war am deutlichsten herauszuhören.“ Er warf einen Blick zu Harry, doch der schnaubte nur und murmelte etwas von „Was anderes hatte ich von dem nicht erwartet“. „Die sind übrigens extrem hinter dir her, Potter.“, informierte er ihn. „Du hast immerhin...“
 

„Ja, ich weiß. Mehrere Auroren k.o. geschlagen, einen gekillt und einen zu einem verkrüppelten Werwolf gemacht. - Ein Hoch auf mich!“, fügte er sehr sarkastisch hinzu und ließ sich auf dem nächsten Bett nieder, wo er die Beine unter den Körper zog.
 

„Durchaus beeindruckend, Potter!“, lobte Lucius neutral.
 

Harry schnaubte. „Lassen wir das. Nochmal will ich niemanden beißen müssen. Es schmeckt einfach fürchterlich.“
 

Über sein Bein streichend ließ sich Hermine neben ihm nieder. Sie sagte zwar nichts, unterbrach ihre Tätigkeit aber auch nicht.
 

Debonair hatte sich ebenfalls auf eines der leeren Betten gesetzt und beobachtete die anderen. Dann aber fiel ihm auf, dass sich über Dracos Kopf ein leichtes weißes Glühen entwickelte. Das Spiel! Sie hatten es nicht beendet!
 

Hoffend warf er einen Blick über sich und lächelte, als er bei sich ebenfalls dieses Glühen entdeckte, nur schwächer als bei dem Blonden. Jetzt bekam er die Gelegenheit, die Wahrheit zu erfahren.
 

„Draco, hast Harry dein Interesse an ihm nur vorgespielt, als du dich um ihn bemüht hast?“
 

Der Angesprochene wandte sich stirnrunzelnd an Debonair. Doch als er das leichte weiße Glühen über dessen Kopf bemerkte, warf er ebenfalls einen Blick über sich und schloss kurz die Augen.
 

„Debonair, was...?“
 

„Harry, bitte! Lass ihn antworten!“, unterbrach der brünette Junge des Werwolf und sah Draco entschlossen an.
 

„Das werde ich ganz sicher nicht! Du und deine...“
 

„Harry, ist schon gut.“ Draco zuckte leicht mit den Mundwinkeln und senkte den Kopf. „Es ist eine berechtigte Frage und zeigt doch nur, dass er sich um dich sorgt.“
 

„Draco...“ Der junge Werwolf blickte seinen Freund verwirrt an.
 

Draco erwiderte den Blick nicht, sondern sah hinunter auf seine Hände. „Nach dem Tag, an dem du zu uns gekommen bist, um von Dunklen Lord Hilfe zu erbitten, da hat er mich zu sich gerufen.“ Er atmete einmal tief durch. „Er gab mir den Auftrag, dafür zu sorgen, dass du unter keinen Umständen mehr die Seiten wechseln würdest. Deine Liebe zu gewinnen war die effektivste Methode gewesen. - Ich gebe zu, am Anfang hat mir das einfach nur Spaß gemacht. Aber je besser ich dich kennengelernt hatte, desto mehr mochte ich dich.“ Nun hob er doch den Kopf und sah offen Harry an, der ihn schockiert und verletzt anstarrte. „Es war nicht gelogen, als ich sagte, dass ich dich liebe. Ich habe dein Herz gewinnen wollen und habe meines dabei an dich verloren.“
 

tbc...
 

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Die Fortsetzung folgt nächste Woche. :3



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kagomee16
2012-01-17T14:35:06+00:00 17.01.2012 15:35
oh wei...
schreib schnell weiter^^
will unbedingt wissen wie es weiter gent^^

lg kagomee16
Von:  Omama63
2012-01-13T16:24:20+00:00 13.01.2012 17:24
Ein super Kapitel.
Draco hatte also tatsächlich einen Auftrag vom Lord. Ich glaube ihm aber, dass er Harry jetzt liebt.
Bin schon gespannt, wie es weiter geht und was Harry dazu sagt.


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