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Silent Scream

stay alive untill I save you
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi,

Also es geht endlich es weiter,
viel Spaß dabei

LG Komplett anzeigen

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Chapter 21 - Awakening

Chapter 21 – Awakening
 

Weicher Stoff. Warme Decken. Weiße Laken.

Langsam erwachte Sanji, wo war er? Unglaublich mühsam öffnete er seine Augen, sie taten ihm weh, wie nach einer zu langen Nacht. Über ihm war eine braune Decke aus Holz, genauso wie die Wand neben ihm. Erschöpft setze er sich auf. Er saß in seinem eigenen, frischbezogenen Bett, auf der Thousand Sunny.  Neben seiner Kommode standen seine geliebten Kellnerschuhe, sein schwarzes Jackett lag sorgsam gefaltet am Fußende seines Bettes, ein ungewöhnlicher Ort und ganz gewiss nicht von ihm dort hingelegt, er selber trug noch Hemd und Hose. Warum hatte er sich denn noch nicht einmal umgezogen? Und wie war er ins Bett gekommen? Was war überhaupt passiert? Waren sie nicht gestern noch im Hotel gewesen? Warum lag er jetzt in Zoros und seiner… Er stockte.

Zoro

Plötzlich überrollten ihn die Erinnerungen des vergangenen Abends wie eine Flutwelle. Der Wolf, die Schüsse, Zoro! Sein Lächeln! Sein Kuss! Sein Tod!

Zoro war gestorben!

Bebend hob Sanji seine Hände, noch vor wenigen Stunden hatte Zoros Blut an ihnen geklebt. Sanft legte Sanji zwei Finger auf seine zitternden Lippen, noch vor wenigen Stunden hatte er gelebt. Völlig unvorbereitet trafen ihn seine eigenen Gefühle, Tränen rannen die längst vertrockneten Spuren hinab. Verzweifelt vergrub er sein Gesicht in den Armen, schrie bis er heiser war. Doch der Schmerz wollte nicht aufhören, der Schmerz über den Verlust, der Schmerz über die Einsamkeit, über die Schuld.

Unfähig sich zu bewegen, unfähig irgendetwas anderes zu fühlen als diesen unbändigen Schmerz, als diese überwältigende Trauer, verlor er sich in seiner eigenen Welt. Gefüllt von Erinnerungen. Erinnerungen, die ihn eigentlich glücklich machen sollten, doch nun nichts als Leid hinterließen. Immer und immer wieder durchlebte er sie und ertrank in ihnen, wie in einem Meer aus Gefühlen, wild und unbeugsam an der Oberfläche, doch je tiefer man hinab sank, desto ruhiger, dunkler und kälter wurde es. Doch dort war kein Raum für die Angst vor dem Ertrinken, kein Raum für Wut oder Hass. Selbst die Verzweiflung blieb an der Oberfläche zurück. Nur dieser Schmerz erfüllte ihn und begleitete ihn in die Tiefen der Dunkelheit.

Er wusste nicht, wie lange er in dieser verkrümmten Haltung auf seinem Bett gelegen hatte, doch er wollte auch nicht aufstehen, er wollte nicht aufstehen und sich überzeugen, dass er alleine war in dieser Welt. Kraftlos lag sein Gesicht auf der weichen Decke, nass von Tränen. Matt war sein leerer Blick auf die Wand gegenüber gerichtet, ohne dass er wirklich etwas sah. Es war alles egal. Zoro war tot! Einfach tot. Er konnte es nicht ändern, er hatte ihn verloren, hatte Zoro verloren. Es war seine Schuld, er hätte ihn retten müssen, irgendwie. Aber es war zu spät. Zoro war tot! Hatte ihn alleine gelassen. War in eine andere Welt zurück gekehrt. Warum war er nicht hier? Warum war er alleine? Was sollte er nur tun? Wie sollte er jetzt weiter leben? Zoro war tot!

Es mochte gut ein halber Tag vergangen sein, ehe seine körperlichen Bedürfnisse ihn dazu brachten sich zu bewegen. Schwerfällig kroch er aus den Laken hervor, war kaum in der Lage zu stehen. Immer wieder holten ihn seine Gedanken, seine Gefühle, seine Erinnerungen ein, drohten ihn zu erdrücken, ihn in die Tiefe zu ziehen, wie die unbarmherzigen Strudel der Meere. Es dauerte lange ehe er im Badezimmer angekommen war, er fühlte sich so trostlos, so leer.

Ein rational denkender Teil in seinem abgestumpften Gehirn fragte sich, ob dieses Band, zwischen ihnen noch bestand. Er glaubte nicht, je so einen Schmerz erlebt zu haben und doch, der körperliche Schmerz, den er sonst immer gefühlt hatte, wenn Zoro ihn verlassen hatte, sich wieder in einen Wolf verwandelt hatte, fehlte. Ein gebrochenes Aufschluchzen rang aus seiner Kehle. Wie hatte er ihm das antun können? Wie hatte er dieses Band, ihr Band, einfach zerstören können?

Dieses Wissen tat ihm beinahe mehr weh, als das, was jener Schmerz ihm hätte antun können. Das Wissen, dass seine einzige Verbindung zum Schwertkämpfer zerrissen worden war, von niemand anderem als Zoro selber. Dieses Wissen drohte ihn zu zerbrechen. Kraftlos sackte er an der gefliesten Wand zu Boden. Weinen konnte er nicht mehr. Das reine Atmen brannte in seinem Hals, immer wieder erschütterte ihn seine Einsamkeit, seine Trauer, Zoro war tot, sie hatten ihn umgebracht!

Das war der erste Moment, wo er an jemanden anderen dachte, als an Zoro und an sich: die anderen Crewmitglieder. Verzweiflung machte sich in ihm breit. Und Angst. Er wusste nicht, wie lange er hier gelegen hatte, ohnmächtig. Dass sie ihn hierhergebracht haben, war offensichtlich, doch was würden sie denken? Musste es ihnen nicht genauso furchtbar gehen, wie ihm? Mussten sie nicht noch mehr leiden als er, da sie nicht gewusst haben konnten, was passiert war?

Er fragte sich, ob Robin es ihnen erklärt hatte, fragte sich, wie es ihr ging, ob sie jetzt wohl in der Bücherei saß und leise vor sich hin weinte. Wie musste es Lyssop wohl gehen? Zu sehen, dass das Monster, dass ihn angegriffen und beinahe getötet hatte niemand anderes war, als Zoro, den Lyssop immer ehrfurchtsvoll respektiert hatte, und dann zu begreifen, dass er an seinem Tod mit Schuld trug. Und Chopper! Zoro hatte sich immer um ihn gekümmert, wie um einen kleinen Bruder. Nicht selten war Nachts die Türe zu ihrer Kajüte quietschend aufgegangen, und während Sanji fast schon genervt aus seinen Träumen aufwachen musste, hatte er gesehen, wie sich das kleine Rentier in Zoros Bett kuschelte, und der sonst so eiskalte Schwertkämpfer seine großen Arme bereitwillig um den kleinen Freund legte. Zu wem könnte der Kleine jetzt gehen, wenn er Alpträume hatte?

Und was war mit Ruffy?

Längst verbrauchte Tränen glitten erneut seine Wangen hinunter, als ihm bewusst wurde, wie hilflos sie alle ohne Zoro waren. Wie hilflos er ohne Zoro war. Was sollte er nur tun wenn er Ruffy gegenüberstehen würde? Er wusste doch auch nicht, was er tun sollte, wie sollte er dann ihn beschützen?

Er hatte doch schon bei Zoro versagt!

Vor seinem inneren Auge sah er Zoro und Ruffy. Wie die beiden lachten, stritten, kämpften, feierten. Er sah Ruffy, wie er Zoro aus seinen dunklen Gedanken riss. Er sah Zoro, wie er Ruffy in seinen Pflichten als Kapitän unterstützte. Worte konnten ihre Freundschaft nicht beschreiben; die Loyalität und das Vertrauen über jeden Zweifel erhaben. Und jetzt war Zoro weg. Einfach fort.

Langsam stand Sanji auf, sah sein eigenes verweintes Gesicht, rot und aufgequollen vom Weinen, vom Schreien. Er musste stark sein, er wusste nicht wie, aber irgendwie musste er stark sein, für Zoro, für die anderen. So wie Zoro jetzt stark wäre. Er musste jetzt Ruffy beistehen, irgendwie. Dieser nervige rationale Teil in seinem Kopf,  der einzige Teil der noch vernünftig arbeitete, noch nicht gelähmt war von dem schrecklichen Verlust, sagte ihm immer wieder, dass das gut so war. Zoro war nicht wirklich tot, er war zwar gestorben aber nur, um in seine eigene Welt zu gehen, um Heim zugehen. Immer wieder sagte ihm die Vernunft, dass er sich für Zoro freuen sollte, vielleicht hatte er nie in diese Welt gehört, vielleicht war es besser so.

Aber die Vernunft konnte ihn mal kreuzweise! Das alles änderte nichts daran, dass er in ihrer Welt gestorben war, einen qualvollen, schmerzhaften Tod, und das, bevor er seinen Traum verwirklichen konnte. Zoro war tot!

Das kalte Nass schoss aus dem Wasserhahn, doch brachte es ihm nicht die erhoffte Ruhe, nicht die ersehnte Klarheit. Immer noch war sein Kopf dumpf und schwer, gefangen von seinen eigenen Gefühlen. Seine Glieder taten ihm weh, schmerzten wie unter einer großen Last. Mühsam schleppte er sich zurück ins Zimmer, welches nun ihm alleine gehörte, was für ein grausamer Gedanke. Er erinnerte sich daran, wie er das erste Mal in dieses Zimmer gegangen war und zu seinem Entsetzen festgestellt hatte, dass er es mit dem Spinatschädel teilen sollte. Die ersten Tage waren furchtbar gewesen, Zoro ignorierte die Regeln die Sanji aufgestellt hatte rigoros, kam und ging wie es ihm passte, achtete nicht darauf, welche Handtücher er benutzte und hatte sich am Anfang auch oft aus Versehen in Sanjis Bett gelegt. Nie hätte Sanji damals glauben können, dass der Schwertkämpfer sich als der ideale Mitbewohner herausstellen würde. Erst mit der Zeit hatte er es gelernt. Zoro war selten im Zimmer, verbrachte viel Zeit in seinem Trainingsraum, auch viele Nächte war er nicht da, wenn er Nachtwache hatte, und auch manche andere kam er nicht ins Zimmer. Falls er doch einmal spät zu Bett ging, war er meist so leise, dass der Koch, der sehr früh aufstehen musste, ihn nicht einmal hörte, es sei denn er lief im Dunkeln gegen einen Bettpfosten. Andersherum hatte der Schwertkämpfer sich nie beschwert, zumindest nicht im Bezug auf das Zimmer, und hatte keinen Aufstand gemacht, als der andere nach mehr Platz für seine Sachen fragte. Da Zoro wenige Besitztümer hatte, konnte der Smutje fast dreiviertel des Einbauschrankes für sich benutzen, auch ähnlich sah es im Badezimmer aus. Ja, es war immer sehr angenehm gewesen.

Fast schon lächelnd schüttelte der Koch den Kopf, während er sein frisches Hemd zuknöpfte, wie konnte er nur jetzt über so etwas Sinnloses nachdenken? Doch irgendwie half es, es half diese unglaubliche Benommenheit des Schmerzes auszuhalten, zumindest ein bisschen, zumindest für einen kurzen Augenblick. Einen Moment lang blieb er in diesem Raum stehen, schöpfte Kraft, Kraft für einen schwierigen Tag, jetzt wo er nicht mehr schweigen brauchte, würde er viele Fragen beantworten müssen. Dann öffnete er die Tür und trat in das Sonnenlicht.

Überrascht sah er sich um, die Sonne hatte noch nicht einmal den Zenit erreicht, es war noch nicht einmal Mittag, dabei hätte er schwören können, dass es später wäre. Wann er wohl aufgewacht war und wie lange er sich wohl in seinem Zimmer versteckt hatte. Ein großer Kloß lag ihm im Hals, doch es waren keine Träne mehr da, die geweint werden konnten. Mit schweren Schritten ging er an den einen Ort, wo er sich immer wohl gefühlt hatte, die Kombüse. Wie erwartet, war sie menschenleer.

Er wusste nicht, warum er hierhin gegangen war, oder was er hier wollte, doch bevor er sich versah, hatten seine Hände schon von alleine begonnen, eine große Gruppenmahlzeit herbeizuzaubern. Er konnte sich nicht erinnern, wann er angefangen hatte in der Küche zu kochen, und er wusste auch gar nicht, was er grade vorbereitete, er ließ seinen Körper einfach arbeiten, es tat gut, nicht nachdenken zu müssen, sich nicht konzentrieren zu müssen.

Er konnte spüren, wie in seinem Rücken die Tür aufging, doch er drehte sich nicht um, tat so, als wäre er tief in seine Arbeit versunken. Er konnte Lyssop und Chopper hinter sich aufgeregt reden hören, leise aber sehr aufgeregt. Sie grüßten ihn, doch waren zu sehr ins Gespräch vertieft, als dass sie wirklich mit ihm sprachen, und ihm war das ganz recht so. Er wollte nicht wissen, was von den vergangenen Geschehnissen Thema ihres Gespräches war. Nahm den Schwall an Worten kaum war, nicht mehr als ein dumpfes Dröhnen in seinen Ohren, zumindest redete er sich das ein. Doch mit der Zeit spürte er eine Wut in sich aufkommen, wie konnten sie am Küchentisch Karten spielen, lachen und sich unterhalten, wo doch gerade einer von ihnen gestorben war?

Mit einem Ruck drehte er sich um, starrte sie entgeistert an. Vergaß für einen Moment, dass er ja wieder sprechen konnte, so viele Wochen hatte er geschwiegen „Sanji, was ist denn? Du siehst ja ganz furchtbar aus.“ Chopper klang besorgt und sah ihn aufmerksam an. Er wusste gar nicht, was er sagen sollte, drei Teller in der Hand haltend, stand er da, spürte wie die Emotionen seinen Körper durchwühlten. „Wie… wie könnt ihr nur?“ Der Kloß war wieder da, heißer war seine Stimme, seine Augen brannten, wie konnten sie so glücklich sein? Hatten sie Zoro schon der Vergangenheit zugeschrieben? Ihn als böse und als tot abgehakt? Wie konnten sie nur? „Was meinst du?“ Auch Lyssop schien ihn nun besorgt zu mustern „Was ist denn los?“ Sein Herz raste „Was los ist? Was los ist?! Wie könnt ihr nur so glücklich sein, wie könnt ihr nur so lachen?!“ Mit jedem Wort stieg seine Lautstärke an, und seine Verzweiflung auch. „Habt ihr ihn etwa vergessen?!“  Er spürte wie seine zittrige Stimme zu brechen drohte.

Jetzt blickten ihn seine Crewmitglieder einfach nur noch fassungslos an „Wovon redest du?“ Er wusste nicht, was er tun sollte. „ Er ist für uns gestorben! Er ist tot! Und ihr sitzt hier rum und lacht!“ Lyssop war aufgestanden „Sanji, von wem redest du? Wer ist tot? Sanji was ist los?“  „ZORO! Zoro ist tot! Verdammte Scheiße. Zoro ist tot!“ Die Tränen nahmen ihren Lauf, längst versiegte Bahnen fuhren sie hinab, er hatte ihn verlassen. „Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber ich fühle mich relativ lebendig.“

Die Welt erstarrte.

Klirrend fielen die Teller zu Boden, zerbrachen in tausend Scherben. Ungläubig drehte er sich um.

Im Türrahmen stand Zoro!

Ein leichtes Grinsen auf den Lippen, arroganten Schalk in den grünen Augen. Das kurze Gras auf seinem Kopf war noch Nass, ein Handtuch um den Nacken, die braungebrannte Haut versteckt unter schwarzer Hose und weißem Hemd. Mit nackten Füßen ging er auf Sanji zu, genau auf ihn zu, lies ihn keine Sekunde aus den Augen, musterte ihn, und dann, dann ging er einfach an ihm vorbei, beachtete weder ihn noch die Scherben auf dem Boden, und ging in die Vorratskammer.

Einen Moment lang setzte sein Herz aus, dieser kurzer Augenblick, wo Zoro ihn angesehen hat, hatte er gehofft, gelebt, gebetet, doch dann, dann war etwas zerbrochen, als der Schwertkämpfer einfach an ihm vorbeigegangen war, als wäre er nichts weiter,  als einer von vielen. Hatte der andere das Geschehene etwa vergessen? Warum war er Sanji so abweisend gegenüber. Der Blondschopf wusste es nicht und blickte fassungslos auf die Scherben zu seinen Füßen. Er stand immer noch da, als der Schwertkämpfer wiederkam, eine Flasche Sake in der Hand, und ging. „Nicht einschlafen, Kartoffelschäler, da brennt was.“

Mit einem Ruck war alles vergessen. Mit schnellen Bewegungen ließ der Koch die Scherben verschwinden. Eilte zum Herd hinüber und erstickte Flammen. Für wenige Sekunden herrschte große Hektik in der Kombüse, hauptsächlich durch Lyssops Gekreische. Dann wurde es ruhig. Einige Minuten vergingen, in denen Sanji das späte Frühstück herrichtete. Die Blicke der beiden anderen ignorierend, ging er hinaus, die übrigen Crewmitglieder holen. Immer noch verwirrt, nicht verstehend, was hatte er verpasst? Wieso benahmen sich alle so seltsam, als hätte der vergangene Abend nie stattgefunden? Unruhig sammelte er seine restlichen Kameraden ein und kehrte mit ihnen zurück an den beinahe unberührten Frühstückstisch, nur Chopper hatte sich schon über die Schüssel mit den Erdbeeren hergemacht.

Das Frühstück war wie immer laut, wild und lustig. Wie so oft saß Robin da und las ein Buch, weichte geschickt den fliegenden Wurfgeschossen Frankys und Lyssops aus. Brook und Ruffy kämpften um die letzte Teigtasche. Nami studierte halb abwesend eine alte Karte, zwischendurch knallte sie eine Faust fest genug auf den Tisch, damit dieser erbebte, und erbat sich einen Moment Ruhe. Und wie immer saß Zoro an seinem Platz neben Ruffy, ignorierte das Getümmel um sich herum, schaufelte sich das Essen fast so schnell in den Mund wie sein Käpt’n und trank dabei am Morgen schon Sake. Sein Blick war ruhig aber auch etwas genervt, so wie immer.

Plötzlich blickte er auf und sah ihn an „Is‘ was?“ Schnell schüttelte Sanji den Kopf und eilte zum Kühlschrank um den Damen noch frischen Orangensaft zu bringen, fiel dabei beinahe über das kleine Rentier, das ebenfalls versuchte sein Glas wieder aufzufüllen, jedoch nicht an die Glaskaraffe herankam.

Der Tag verlief wie ein jeder anderer, doch immer wieder lugte der Koch durch das kleine Fenster seiner Kombüse hinaus, nur um sicher zu gehen, dass Zoro noch da am Mast saß und schlief. Es war wie ein Wunder, Zoro war da, Zoro lebte, ihm ging es gut, er war gesund. Sanji wusste gar nicht, wie das sein konnte, doch traute er sich nicht zu fragen, Chopper hatte ihn in den vergangenen Stunden mehrmals gefragt, ob es ihn gutging und als er ihn auf die vergangenen Inseln angesprochen hatte, hatte das kleine Rentier noch nicht einmal gewusst, wovon er sprach „ Sanji, wovon redest du denn? Erinnerst du dich nicht an gestern? Wir waren in diesem Pub auf dieser Frühlingsinsel. Erinnerst du dich? Du hast ziemlich viel getrunken und bist mit Zoro viel länger geblieben als wir anderen. Deswegen haben wir dich heute ausschlafen lassen.“

Sanji hatte keine Ahnung, wovon der kleine Arzt gesprochen hatte, war er nicht mitten in der Nacht aufgewacht, und warum war Zoro nicht im Zimmer gewesen? Konnte das alles ein Traum gewesen sein? Konnten die letzten Monate nichts weiter als ein Traum gewesen sein? Das konnte nicht sein!

Doch auch Zoros Verhalten sprach dafür, nicht dass sie heute schon viel miteinander gesprochen hatten, doch wenn, klang er genervt und kühl, wie so oft. Wie hätte er ihn fragen sollen?

Das Abendessen war noch lauter als sonst. Brook spielte weltbekannte Piratenlieder wie Bin‘s Sake und viele Stimmen grölten mit. Selbst Nami und Robin stimmten mit ein. Und nach einigen Minuten der Quengelei ließ sich sogar Zoro von seinem Kapitän dazu überreden mitzusingen, sein dunkler Bass ließ Sanjis Herz erbeben, seinen Körper zittern. Hatte er doch geglaubt ihn nie wieder zu hören.

Je später die Stunde wurde, desto mehr Alkohol floss und desto lauter wurde gesungen. Irgendwann verschwand Robin mit einem entschuldigenden Lächeln, kurz darauf schon gefolgt von Lyssop und Nami. Nun wurde es langsam wieder ruhiger. Sanji sah zu, wie Chopper auf dem Tisch einschlief, wie Brook seine Gitarre wegpackte. Nach und nach gingen sie alle, während er begann aufzuräumen. Natürlich hätte er auch bis zum nächsten Tag warten können, aber das behagte ihm nicht. Es machte ihm nichts aus, noch ein bisschen Zeit in der Kombüse zu verbringen, auch wenn das alleinige Aufräumen nach einem schönen gemeinsamen Abend oft den leichten Nachgeschmack der Einsamkeit mit sich brachte. Aus dem Augenwinkel sah er, wie der Schwertkämpfer den jungen Arzt hochhob und wegtrug, ein sanftes Lächeln erhellte seine sonst so harten Züge. Ja so herzlos war Zoro gar nicht, zumindest nicht gegenüber Chopper.

Beim Abwasch dachte Sanji darüber nach, was er jetzt tun sollte. Er sollte glücklich sein, feiern. Zoro lebte!  Verdammt noch mal Zoro lebte! All diese schrecklichen Erfahrungen waren nur ein Traum gewesen, zum Glück, oder? Das Problem war nur, das eben alles ein Traum gewesen war. Nicht nur die schrecklichen Dinge, sondern auch die schönen. Und das machte es unglaublich schwer.

Plötzlich tauchte eine Hand neben den in Gedanken versunkenen Sanji auf und nahm ihm den Teller aus seiner Hand. Zoro. Ohne was zu sagen arbeiteten sie ruhig nebeneinander her. Doch Sanjis Herz raste, es schlug so laut, dass der Schwertkämpfer es hören musste. Zoro jedoch blieb stumm und ging seiner Arbeit nach. Sah den Koch noch nicht einmal an. Der Koch jedoch musterte ihn stillschweigend und heimlich. Immer wieder versuchte sein Kopf den Mann neben ihm mit seiner letzten Erinnerung an ihn zu vergleichen. Der Zoro aus seinen Gedanken hatte keine sonnengebräunte, glatte Haut. Seine Augen hatten nicht mehr diesen inneren Glanz. Die grünen Haare waren nicht mehr so kurz. Der Körper nicht mehr so muskulös und wohlgeformt.  Das Bild des Schwertkämpfers in seinem Kopf war das eines Gejagten, eines Jägers, eines Wilden. Die Haut aufgeschürft und vernarbt von tagelangen Zügen durch die Wildnis. Die Augen verdunkelt durch den ewigen Kampf gegen den Tod. Die Haare, lang und verfilzt, versuchten zu verbergen was nicht zu verbergen war, die gräuliche Haut durch die raue Kälte und den fehlenden Schlaf. Der Körper abgemagert und sehnig durch die fehlende Nahrung. Es war unmöglich. Kein Wundermittel der Welt hätte die Spuren des Wolfes in Zoro innerhalb so kurzer Zeit heilen können. Von den tödlichen Verletzungen während des Kampfes ganz zu Schweigen. Dies sagte der Koch sich immer wieder. Doch etwas in ihm wollte dies einfach nicht wahrhaben.

So vergingen einige Minuten. „Ein Traum also…“ Es war das erste Mal, seit Sanji sich erinnern konnte, dass Zoro die Konversation zwischen ihnen begann. Er nickte nur. „Schien ja sehr real zu sein.“ „Zu real.“ Seine eigene Stimme war nur ein Flüstern, während er Zoro einen Teller nach dem anderen gab. „Ich kann kaum glauben, dass das alles nicht passiert ist.“ Wie so oft konnte er von der Seite her sehen, wie Zoro den Kopf leicht schräg legte, überlegend. Dann lachte er leise, nicht arrogant, nicht höhnisch „Naja, es war ja nur ein Traum.“ Bevor er weiter arbeitete. Sanji sah ihn an. „Es war mehr als ein Traum!“ Der andere ließ die Hände sinken. „Es war alles so echt, die Leute, die Tage, die Stimmen, das Blut…“ „Blut?“ Fast schon neugierig hob sich eine Augenbraue Zoros „Mein Blut?“ Sanji nickte.

Einen Moment lang wurde es ruhig zwischen den beiden. „In deinem sehr real wirkenden Traum bin ich also gestorben?“ Wieder nickte Sanji nur, blickte den Schwertkämpfer nicht an, starrte stur auf die aufsteigenden Seifenblasen. Plötzlich spürte er das starke Klopfen von Zoros riesiger Pranke auf seinem Rücken, hörte das übertriebene, fast schon gestellte, Grinsen „Ich weiß gar nicht, warum du dich so anstellst. Du kannst mich doch eh nicht leiden, also ein Problem weniger.“ Er wusste, dass es als Scherz gemeint war, doch es tat so weh, ohne Nachzudenken schlug er Zoros Hand weg „Sag so etwas nie wieder!“ Hart traf Blau auf Grün „Sag so etwas nie nie wieder! Ich will so etwas nie wieder hören, klar?! Du bist wichtig für diese Crew, vergiss das nicht, ja? Du gehörst zur Familie, also wenn du das nächste Mal dein Leben opfern willst wie auf Thriller Bark, denke daran, wen du zurück lässt, kapiert?!“

Noch bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte, schlug er sich selber die Hand auf den Mund. Sie hatten nie darüber gesprochen, was damals geschehen war. Zoros Gesichtszüge wurde hart und kalt „Es ist meine Entscheidung, wofür ich mein Leben gebe, Koch. Das geht dich nichts an!“ „Tut es sehr wohl!“ Er packte Zoros Arm, unterschwellig erleichtert, wie warm dieser war „Das geht uns alle hier etwas an! Also hör auf, den tragischen Helden zu spielen!“ „Und das kommt gerade von dir.“ „Ich würde mir nie die Füße abhacken nur um zu kämpfen, was für eine schwachsinnige Idee!“ „Du würdest also lieber eine Wachsfigur werden?“ „Nein! Ich hätte mir etwas Besseres einfallen lassen.“ „Etwas Besseres? Willst du mich verarschen? Du hast doch kaum diese CP9-Schnäpfe überlebt.“ „Sagt der, der sich freiwillig köpfen lassen wollte!“ „Wolltest du doch auch!“ „Aber…“  Für einen Moment starrten sie sich zornig an, die Muskeln angespannt, die Augen blitzend, bereit zum Kampf.

Und dann fingen sie beide an zu lachen, herzlich und warm. Diese Wärme begleitete sie noch bis sie mit dem Aufräumen fertig waren, während sie sich immer noch neckten und über sich selbst lachten. Dann wandte sich der Schwertkämpfer zum gehen „Ich hab heut Nachtwache, du kannst also ruhig schlafen gehen.“  Sanjis Herz schlug wieder härter als gewollt „Warte Zoro.“ Überrascht blickte der Andere ihn über die Schulter hinweg an „Was ist denn noch?“ „Ich… Ich hab noch eine Frage.“ „Aha…“ Zoro drehte sich langsam um, den Blick ernst, den Kopf leicht schräg, wie so oft „Und was?“

Unwohl kratze der Koch sich am Hinterkopf, während er nach den richtigen Worten suchte. „Weißt du, ich bin mir nicht mehr so sicher, was ich alles geträumt habe und was nicht. In meinem Traum haben wir uns wieder mal gestritten, ziemlich übel sogar und ich habe ein paar Dinge über dich und die Crew gesagt, die nicht hätten gesagt werden dürfen. Ich bin zu weit gegangen.“ Als er aufblickte, wusste er sofort, dass dies nicht im Traum geschehen war. Zoro presste den Kiefer zusammen, und die kühle Distanz war wieder in seine Augen gestiegen. Sanji seufzte „Es war also kein Traum.“ „Nein.“  Hart hallte Zoros Aussage zwischen ihnen. „Das tut mir leid.“ „Mir auch.“ Langsam sah Sanji zu ihm auf „Nun ja, wenn du das wissen wolltest, kann ich ja jetzt…“ „Nein warte. Zoro! Es tut mir wirklich leid. Ich hätte sowas nie sagen sollen. Das war nichts weiter als eine große Lüge.“ „Ich weiß.“  Ein leichter Hoffnungsschimmer erfüllte den Koch „Aber ich verstehe immer noch nicht, warum du eine solche Lüge sagen musstest.“ Und damit ging er. Ließ den  Koch einfach da stehen. Hart schlug die Tür zu „Weil ich dich liebe…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  LittleMarimo
2015-02-27T14:34:00+00:00 27.02.2015 15:34
Yeeeeesssssssssssss er lebt doch! Ich bin so happy ich heul gleich :3
Es muss unbedingt weiter gehen!
Sanji muss es ihm ins Gesicht sagen!
Und das das alles ein Traum war is irgendwie voll krank xDD
Oder war es keiner... Immerhin hat... Solar ja gemeint ruffy kann nicht beide retten..
Es soll ein traum gewesen sein!
Und jetz soll zwischen Zorro und Sanji alles gut und lieblich besser werden!
Das bestimm ich jetz einfach!
Ich lieeeebe deinen Schreibstil.
:3
Alles liebe
LittleMarimo
Von:  MC-T
2014-09-20T16:09:09+00:00 20.09.2014 18:09
Q_____________Q
NOIN! Ich hab fats geheult bis dann *herzinfaktmäßig* Zorro auftauchte und dann so...SO ein Ende!!!!!!! D:
DAS MUSS WEITER GEHEN!!! BITTEEEEEE!!!!

(und mal wieder sehr geil geschrieben!!!!! ;) mag dein schfreibstil. er lässt sich sehr gut lesen und es macht sau viel spaß :))


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