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Incomplete - Bis(s) in den Tod

The Bella & Edward Story geht in die dritte Runde!
von

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Ein vampirisches Vergehen

Musiktipps:

Hans Zimmer - Chevaliers de Sangreal http://www.youtube.com/watch?v=u5FyRZbqfeM

Alanis Morissette - My Humps http://www.youtube.com/watch?v=AgMG8icjoNU
 

(Muse - Hysteria http://www.youtube.com/watch?v=tObT4p4CH-A']KLICK[/color])

Wichtiges zu den Liedern: Also die ersten beiden Lieder sind zu dem Kap, das dritte könnte ich nmir auch vorstellen bzw hab ich dabei auch gehört, aber das hab ich ja schon mal gepostet gehabt ^^ Das erste Lied passt zum Anfang zu Nelas Teil (eigentlich sind beide Lieder eher "Nela-Lieder"), zu ihren Gedanken hinsichtlich ihrer Mum. Das zweite Lied LIEBE ich. Das ist SOOOOO klasse. Das ist ein Cover des Black Eyed Peas-Songs, das bestimmt viele von euch kennen, aber diese Version von Alanis Morissette hat eine ganz andere Note. Nicht diesen Unterhaltungs/Rap-Faktor, sondern irgendwie nachdenklich und melancholisch, obwohl es der selbe tex ist... ich bin immer wieder begeistert^^ (mehr zu der Interpretation nach dem Kap). Das Lied passt zum zweiten Nela-Teil.
 

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Nela
 

Pfff.

Es tut mir leid, Nela. Ja mir auch.

Ich wollte das nicht… ich wollte dich nicht verletzen oder so… Hast du aber. Tu doch einfach, was du willst und nicht, was du nicht willst.

Kannst du mir verzeihen? Trotzdem? Bitte? Nein. Danke.

Ich weiß, ich habe dir sehr wehgetan. Das weißt du also? Dann weißt du mehr als ich.

Du bist mir wichtig. Das warst du mir immer schon. Gut zu wissen.

Glaube mir, ich werde alles tun, um das wieder gut zu machen. Versprochen. Ich bin gespannt.

Ich seufzte laut, als ich mich immer weiter von Hinton entfernte und den spärlichen Dialog von eben mit meiner Mutter gedanklich durchging. Ich musste auch unweigerlich ein bisschen über mich schmunzeln. Ich verhielt mich etwas vorpubertär. Der Unterschied war aber: Ich hatte Recht.

Natürlich hatte ich mich gefreut, sie zu sehen und die Entschuldigung über ihre Lippen zu hören. Es war auch angenehm zu sehen, dass sie einmalig mich Lion vorgezogen hatte… aber damit war nicht alles gut; es war damit nicht getan. Mit einem einfachen „tut mir leid, kommt nicht wieder vor“ war die Sache nicht gegessen. Mein Bauchgefühl wollte sich auch nicht dazu äußern, wie es die angestrebte Unternehmung morgen mit ihr finden sollte… Desaster oder Chance. Es konnte alles werden.

Ich steckte das Thema „Mutter“ in eine untere Schublade – so gut es ging – und dachte über den angebrochenen Tag nach.

Mein Plan war simpel: Erst besorge ich mir etwas Geeignetes zum Zeitvertreib und danach suchte ich mir irgendeine Party zum feiern. Das ging auch alles ohne Emmett, sagte ich mir.
 

Zunächst kaufte ich an derselben Tankstelle wie damals ein paar Flaschen Alkohol (ich steckte den Betrag, den ich letztes Mal geklaut hatte, ebenso unauffällig in die Kasse) und begab mich dann durch den Wald, über einen Umweg, auf den Nachhauseweg. Ich beeilte mich nicht und machte noch einen Abstecher im besagten Park in St. Albert. Als ich dort ankam, hatte die Dämmerung längst eingesetzt und als ich den Ort verließ und Edmonton immer näher kam, wurde es zunehmend dunkler.

Ich hatte es nicht eilig. Eine gute Party stieg nicht um neun oder zehn, sondern erst mit Mitternacht. Solange würde ich es mir in der Wohnung gemütlich und mich fertig machen.

Mein Wohnblock war merkwürdig ruhig, gar unbelebt. Hatte ich irgendeine wichtige Erstsemesterparty oder ein anderes Event verpasst? Unberührt stiefelte ich hoch zu meiner Wohnung. Einer war natürlich da: Jason. Ich lauschte dem Tippen auf seine Tastatur. Fleißig wie immer. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich mal hier gewesen war und er nicht gelesen oder geschrieben hatte (ganz zu schweigen von dem, was ich nicht hörte).

Mein Blick fiel zuerst auf meine Klamotten, die ich auf dem Weg zum Schlafzimmer verstreut hatte – die Sachen aus Mikes Wohnung.

Schlagartig überkam mich die Erinnerung an Emmett und es machte mich traurig. Nicht, dass ich mich schuldig fühlte, aber das war alles andere als schön verlaufen.

Ich machte es mir auf der Couch gemütlich und trank den ersten Schluck direkt aus der Flasche. Und er fehlte mir…

Ich versuchte gar nicht daran zu denken und leerte flugs die erste Flasche. Er war lieber bei meiner Mum. Wenn ich mir vorstelle, dass auch er sie mal geküsst hatte… aus Trost…

Ich wusste nicht, was genau das in mir auslöste, was für eine Empfindung, aber es schürte seltsamerweise die Verachtung für meine „ach so tolle“ Mutter.

Mich überkam die plötzliche Unlust hinsichtlich weggehend und wollte lieber träge hier bleiben. Nichts zu tun. Ich verspürte kein gesteigertes Interesse mich hübsch zu machen und dann ins Getümmel irgendeiner beliebigen Party zu stürzen.

Ich nahm ein Tütchen Koks aus der Hosentasche, öffnete es und kippte den Inhalt in meine linke Handfläche. Ich befeuchtete den Finger und schöpfte ein Gramm nach dem anderen in Richtung Zunge.

Meine Eltern waren wieder da. Jetzt waren alle wieder zufrieden und glücklich. Papa war stolz auf Mama, weil sie sich bei mir entschuldigt hatte und nun wieder seelenruhig Lion betüddeln konnte.

Ich streute mir das ganze Tütchen direkt in den Mund. Dieser widerwärtig beißende Geschmack war nun allgegenwärtig in meinem Mund, auf meiner Zunge, meine Kehle hinab. Ich konnte nicht abstreiten, dass es einen ungeheuren Reiz hatte, der jedoch von dem Ekel herrührte.

Sie tat Lion damit keinen gefallen. Er würde total verzogen werden. Ich hatte es nicht so leicht wie er und war auch gescheit geworden, fand ich. Papa hatte das alles erstaunlich gut geregelt bekommen, wenn ich so darüber nachdachte… wenn man auch bedachte, was Mum alles getan hatte… ihm angetan hatte… allein die Sache mit Lion…

Ich spülte einen Schluck nach.

Dass sie damit immer wieder durchkam… bei mir würde sie es nicht so leicht haben. Das schwörte ich mir.

Ich machte den Fernseher an.

Ich machte den Fernseher aus.

Ich trank einen Schluck.

Ich legte die leere Flasche zur Seite.

Ich ging auf den Balkon.

Ich ging zurück in die Wohnung.

Ich drehte Musik auf.

Ich schaltete sie wieder aus.

In mir drehte sich alles. Ich verstand gar nicht mehr, was mein Körper mir für Signale schickte, was ich fühlen und denken sollte. Von einem ins nächste, so kam es mir vor. Als rege mich jetzt dies auf und machte mich sofort danach, noch im Ausklang des ersten, etwas anderes traurig. Widerliches Spiel.

Ich nahm mein Handy in die Hand und starrte es geschlagene Sekunden an. Dann legte ich es wieder zur Seite. Wen sollte ich anrufen?

Emmett auf keinen Fall, meine Eltern noch weniger. Überhaupt niemanden meiner Familie. Aber wen hatte ich dann?

Ich nahm mein Handy und klickte das Telefonbuch durch. Die Denalis? Was würde das nützen…, dachte ich resigniert. Es war immer schön gewesen, zu ihnen gehen zu können und offene Arme erwarten zu können, aber sie waren, obgleich sie immer schon nett zu mir gewesen, nie anderer Meinung gewesen, als Papa oder Carlisle auch. Das half mir auch nicht großartig. Und andere Freunde hatte ich nicht… ich kannte niemanden außer meine Familie…

Überrascht stellte ich fest, dass mein Handy unter meinem Händedruck nachgegeben hatte. Ich schnaubte. Na dann würde mich wenigstens niemand mehr belästigen.

„Mist“, vernahm ich die Stimme von neben an.

„Kannst du laut sagen“, murmelte ich zu mir selbst und nahm noch einen Schluck.

Jason…

Ich stand sogleich auf den Füßen und eine Sekunde später vor Jasons Tür. Ich hatte nicht mal wirklich realisiert, dass ich schon geschellt hatte.

„Oh, hi“, war das erste, was er sagte.

„Kann ich reinkommen?“, fragte ich neutral.

„Ähm, ja, sicher“, antwortete er und trat einen Schritt zurück.

Ich drang weiter in der Wohnung vor, die in etwa so groß war wie meine, aber anders geschnitten, und begutachtete seinen, absolut überfüllten, Arbeitsplatz.

„Du gehst nicht oft raus, oder? Gibt es auch mal Tage an denen du vor die Tür gehst?“, wollte ich von ihm wissen, nachdem ich mich zu ihm umgedreht hatte.

Er blinzelte kurz irritiert. „Beispielsweise gestern, als ich dich getroffen hab?“

„Stimmt.“ Ich nickte. Ich verspürte eine eigenartige Atmosphäre hier bei ihm. Zwischen uns war es angespannt und krampfig, doch ich wollte seine Gesellschaft zu sehr, als dass ich jetzt einfach wieder gehen würde.

Ich ließ den Blick schweifen. Er hatte keine teuren Möbel und abgesehen von seiner Arbeitsecke war es überall sehr sauber und aufgeräumt. Allerdings fand ich auch, dass er für einen Studenten wiederum alles andere als arm wirkte-

„Machst du das öfter?“, durchschnitt Jasons Stimme meine Gedanken.

„Hm?“ Ich blickte auf.

„Gestern. Dein Nachtspaziergang.“ Er stand mittlerweile seitlich neben mir.

„Hin und wieder“, murmelte ich als Antwort. Mein Blick fiel auf seinen geöffneten Laptop. Davor lagen viele Zettel. Viele quer durchgestrichen. Scheinbar lief es nicht so, wie er wollte.

„Sag mal-“

„Das muss ein ‚p’ hin“, meinte ich unvermittelt, machte einen Schritt auf den Laptop zu und deutete auf den Bildschirm. „Da hast du dich vertippt.“

„Ah, danke.“ Wieder schwang Verwirrung in seinem Tonfall mit. Er setzte sich vor mich auf den Stuhl und korrigierte sogleich.

„Und hier, es wäre besser, wenn du das umschreibst. Der Satzbau ist nicht richtig.“ Ich neigte mich etwas näher herab. „Das Wort würde ich weglassen. Hier fehlt ‚e’“, zählte ich auf.

„Äh, ja.“

Ich wand den Blick zur Seite, zu seinem Gesicht, dass nun auf Höhe des meinigem wahr. Konzentriert versuchte er meine Vorschläge umzusetzen. Das Licht des Bildschirms spiegelte sich in seinen Augen wider.

„Besser?“, fragte er mich und als ich nicht reagierte, drehte er den Kopf zu mir.

Kurzschluss, einfach so. Weil ich es wollte, weil ich es konnte. Ich drückte meine Lippen auf die überraschten seinigen. Sofort nahm ich sein Gesicht in beide Hände. Ich nahm den sanften Widerstand wahr – aber ich wusste, dass er mir nicht widerstehen konnte. Das nutzte ich aus. Es war mir egal, wie verwerflich das war oder nicht. Er war hier, er war gerade für mich da und alles andere kümmerte mich nicht. Jetzt, in diesem Augenblick, war es sowieso zu spät – Alice hatte es höchst wahrscheinlich schon gesehen.

Er erwiderte meine Küsse langsam. Ein erster Schritt, dachte ich, nachdem ich ihn so überrumpelt hatte. Er stand vom Stuhl auf und ich musste mich leicht auf die Zehenspitzen stellen, um an seinen Lippen haften zu bleiben.

Ich hauchte ihm gierig meinen Atem ein und presste mich an ihn. Unseren vampirischen Lockdüften konnte er nicht entgegen.

„Was-“, japste er über die Küsse, „machst-“

Ich küsste ihn inniger und tapste, mit den Lippen an den seinen klebend, nach hinten. Dieses drehen in meinem Kopf begann. Als würden meine Gedanken im Kreis verlaufen und durch Affekte ausgetauscht werden – nein, ich würde aufpassen, ich würde ihn nicht verletzten. Darauf konzentrierte ich mich jetzt, mit all meinen Sinnen.

Sanft stupste ich ihn immer wieder zurück, in Richtung Schlafzimmer. Seine Couch war nicht sehr geräumig und auf seinem Bett würde mit Sicherheit mehr Platz sein.

„Du-“

Ich legte meinen Mund auf seinen, um ihn verstummen zu lassen. Er resignierte und gab sich mir hin. Er hob mich hoch und legte mich auf dem Bett ab. Sein Atem schnellte über mir. Das Blut schoss durch seinen ganzen Körper, in jegliche Ader. Diese Geräusche waren viel lauter, als letzte Nacht mit Mike. Es dröhnte. Wie ein Zug, der direkt neben einem geräuschvoll vorbeifuhr.

Er glitt mit seinem Mund an mir herab, zu meinem Hals, zu meinem Dekolletee. Ich öffnete, die bis dahin geschlossenen Augen, um mich von meinem Hörsinn abzulenken – doch es schien, als hörte ich selbst mit den Augen. Ich krallte die Finger in seine Haare und zeitgleich entfuhr ihm ein ächzendes stöhnen, sodass ich sofort von ihm abließ. Ich spürte mich, meinen Körper, nicht mehr… aber irgendwie auch schon… eigenartig.

Ich zog ihn wieder zu mir hoch und zerrte mit gleichem Handgriff seinen Pullover vom Leibe und tat selbiges mit dem Shirt darunter. Ich berührte seinen flachen, aber nicht allzu muskulösen Oberkörper mit abgespreizten Fingern lüstern. Ich schob mich etwas herab und küsste seinen Körper vom Hals abwärts – alles, um mich nur von Hämmern in meinem Kopf abzulenken. Es schien sich auf meinen ganzen Körper auszuwirken, zu betäuben, als würde ich nur noch sein Japsen und sein erhitztes Blut wahrnehmen.

Es war mir egal.

Ich rollte mich mit ihm herum und drückte ihn in die Matratze, während ich mich meines Oberteils bis auf den BH entledigte. Er legte die Hände an meine Hüften und begutachtete mich dabei. Voller Begierde senkte ich mich zu ihm herab. Mein Gefühlszustand war unverändert, als ich seine Lippen traf. Meine Atemfrequenz erhöhte sich zunehmend, weil ich mich immer mehr zusammenreißen musste. Dieses strömende Blut… ich wollte es nicht, es roch nicht besser, als sonst auch, doch… dieses sickern, plätschern, gluckern…

Jason öffnete seine Hose und gleich darauf meine. Mit dem Gesicht fuhr er über meine Brüste. Stürmisch drängten unsere Lippen aufeinander.

Ich wusste, er würde mir nicht widerstehen…
 

***
 

Ich aß auf und ging mit Lion und Edward im Schlepptau hoch, um Lion zu Bett zu bringen. Im Bad wechselte ich Lion noch die Windel und cremte ihn genüsslich ein. Lion zappelte vergnügt, während meiner Babymassage, und strahlte mich zahnlos an, dass ich es nur erwidern konnte. Ich beugte mich herab und küsste sein Köpfchen, ehe ich ihn in den Schlafanzug steckte. Er war so weich und wärmte sofort den kuscheligen babyblauen Stoff des Schlafanzugs, unterdessen ging ich mit Edward ins Schlafzimmer. Lions Händchen fasste in mein Oberteil und umschloss es fest.

Nochmals gab ich ihm einen Kuss, diesmal auf die Wange, und reichte ihn meinem überraschten aussehenden Mann.

„Ich möchte, dass du ihn schlafen legst“, betonte ich. Das kam mir über die Lippen, doch das leise Zerren in der Magengegend kündigte Widerstand an. Ich schluckte es herunter, denn es musste sich etwas verändern. Ich musste über meinen Schatten springen, auch wenn es mir, das musste ich zugeben, schwer fiel. Es war gar nicht böswillig gegenüber Edward… es war einfach ein Gefühl…

„Bella-“ Noch immer hielt ich Edward Lion hin. Er hatte noch keine Anstalten gemacht ihn mir abzunehmen.

„Du bist der Papa von unserem Kleinen hier und er muss sich an dich gewöhnen, ob er will oder nicht.“ Ich zwinkerte ihm grinsend zu. „Eure Startschwierigkeiten waren denkbar schlecht, aber das wird doch wieder zu korrigieren sein…“

Edward blickte mich emotionslos, mit hängenden Mundwinkeln, an.

„Oder?“, fragte ich nach und zog die Augenbrauen hoch.

„Lion liebt Jasper, in seinen Gedanken. Besonders während unserer Urlaubszeit, hat er sehr an ihm gehangen. Er liebt ihn“, wiederholte Edward verdeutlichend. „Wenn er überhaupt jemanden von uns leiden und ich behaupten kann, dass ich seine Gedanken richtig verstehe und ich diese als Liebe oder starke Zuneigung deuten kann“, sagte Edward tonlos und es machte mich schon stutzig. Liebe? Zu Jasper? Dass er ihn mochte, okay, dass er ihn aber liebte… so weit wäre ich nicht gegangen… aber gut, ich las ja auch keine Gedanken…

„Umso wichtiger, dass er auch eine Beziehung zu dir aufbaut“, meinte ich eindringlich und wollte ihm immer noch Lion reichen.

„Ich möchte nur, dass du weißt, dass mein Verhältnis zu ihm nie das sein wird, was du dir vielleicht vorstellst und du deshalb nicht enttäuscht bist.“

Ich verdrehte die Augen und legte ihm Lion dann „wider seinem Willen“ in die Arme. Lion wand das Köpfchen zu Edwards Brust, doch rasch wieder davon weg. Er brauchte einige Sekunden, Edward und ich betrachteten es mit wachsender Neugier, bis er verstand, die Atmosphäre wahrnahm und das Gesicht verzerrte. Ich strich Lion über den Bauch und murmelte zu ihm: „Schhhh… das ist dein Papa, Lion. Den darfst du auch lieb haben. Er ist nämlich der beste Papa der Welt und das wirst du auch noch merken.“

Ich streichelte ihm mit der Nase über die Wange und trat dann bewusst einen Schritt nach hinten.

Edward atmete tief durch und schaute Lion mit einem sanften Lächeln an, die Lippen jedoch leicht aneinander gepresst.

„Gute Nacht, mein Sohn, träum schön.“

Edwards Lippen huschten kurz über Lions Stirn, ehe er ihn flugs ins Bett legte, da es so aussah, als würde er bald wieder zu weinen beginnen, und wir ihn gemeinsam zudeckten. Ich stellte noch die Spieluhr an und nahm dann Edwards Hand, um mit ihm ins Wohnzimmer zu Carlisle und Esme zu gehen.

Esme saß auf der Couch, vor ihr einen Haufen alter und neuerer Zeitschriften, und blickte uns an. Sie hatte den Kopf leicht schief gelegt, die Lippen zu einem smarten Lächeln verzogen und blinzelte leicht, als müsste sie weinen.

„Esme…“, seufzte Edward. Grinsen musste er dann allerdings doch. Ich stimmte mit ein, war aber verwirrt.

Edward zuckte mit den Schultern und wand sich zu mir. „Esme, sie-“

„Ihr zwei schafft das.“ Flugs stand sie vor uns. Sie hatte meine Hand genommen und Edwards. „Kinder können sich ihre Eltern nicht aussuchen und das sollten sie auch nicht. Denn sie könnten auf den ersten Blick gar nicht erkennen, wer ihnen wirklich gut tut. Und auch, wenn beide Kinder von euch es momentan nicht gänzlich verstehen, werden sie bald erkennen, dass ihr ihre beste und erste Wahl gewesen wärt. Ihr seid tolle Eltern und auch wenn Lion noch sehr klein ist“, sie schaute Edward an, „wird er verstehen, dass du sein Vater bist und du alles für ihn tun würdest.“

Edward strich der kleinen Frau vor ihm über den Kopf und umarmte dann seine Mum.
 

Es dauerte nicht mehr lange, bis Edward ankündigte, dass er Elisabeth kommen höre.

Ich kletterte von seiner Brust hoch, schaltete den Fernseher aus und stand strahlend auf. Ich freute mich so unglaublich sie wieder zu sehen. Ich wollte gerade einen Schritt in Richtung Wohnzimmertür machen, als sie schon in selbiger, offener, erschien.

„Elisabeth!“, rief ich und fiel ihr stürmisch in die Arme.

„Hallo Bella, wie geht es dir?“, fragte sie freundlich.

„Sehr gut. Edward und ich sind gerade von einem Urlaub zurückgekehrt. Ich freue mich dich zu sehen“, gab ich preis.

Elisabeth nickte leicht gerührt und wand sich dann zu Edward, der neben mir stand.

„Hab ich’s doch gewusst“, nuschelte er. Ein wenig steif, gab er ihr die Hand. Doch es war nicht die Geste, die mich beunruhigte (er sollte ihr ja nicht um den Hals fallen), sondern der intensive stumme Blick.

„Okay…“, meinte ich, drehte den Kopf zu Elisabeth. „Was liest er in deinen Gedanken?“

Ich würde diesen Blick von allen auf dieser Erde erkennen. Hoch konzentriert, analysierend, still, fest.

„Edward“, knirschte ich mit den Zähnen, denn ich hatte ihn in den Augenwinkeln, den Kopf schütteln gesehen. „Du hast sowieso keine andere Chance, als es mir zu sagen“, warnte ich ihn.

„Setzen wir uns doch zu Esme“, meinte Edward. Elisabeth war schon zu ihr geeilt, hatte sie und Carlisle, der kurz nach Elisabeth von oben gekommen war, begrüßt.

Etwas mürrisch, immer die letzte zu sein, die etwas erfuhr, setzte ich mich auch auf die Couch. Esme und Carlisle waren allerdings gleichermaßen gespannt.

„Nun?“, forderte ich und sah Elisabeth an. „Bist du nicht wegen des Umzugs gekommen?“

„Doch, auch. Aber meine eigene, erste Intention war eine andere“, begann sie geheimnisvoll. „Ich möchte nicht unnötig für Aufregung sorgen-“

„Es war richtig, dass du gekommen bist, um uns das mitzuteilen“, unterbrach Edward sie nickend.

„Du hast jetzt mal Sendepausen, denn noch hat sie gar niemand etwas wirklich mitgeteilt“, zischte ich. Edward schmunzelte schwach, als er meine Aufregung bemerkte. Ich wand mich wieder Elisabeth zu.

„Ich habe einen Geruch vernommen, der für euch von Bedeutung sein sollte. Er war sehr schwach und durch die vielen Winde, war keine Richtung deutbar, aber es war eindeutig, der von Rosalie, Jane und Alec.“

„Das heißt, sie sind in Amerika?“, fragte ich mit aufgerissenen Augen.

„Ja, zweifelsohne“, stimmte sie mir langsam nickend zu. „Aber ich weiß nicht wo. Deshalb wollte ich auch hierher kommen und es euch nicht am Telefon sagen, damit ich in der Umgebung nach dem Geruch Ausschau halten kann. Allerdings habe ich keinen Geruch von ihnen auf meinem Weg hierher vernommen.“

„Das riechst du über so weite Strecken?“ Ich hoffte inständig, dass es Zweifel an ihrer Fähigkeit gab.

„Jane und Alec sind mir sehr vertraut“, erklärte sie, „und bei Rosalie musste ich mich sehr konzentrieren und ich kann mich auch irren, aber in jedem Fall war ein weiterer Duft dabei, auch ein Volturi, da bin ich mir sicher.“

„Aber was wollen sie bloß hier?“, fragte ich mit dem leichten Anflug einer Panik.

„Gab es Vorkommnisse in Forks und Umgebung?“, fragte Carlisle nüchtern.

„Aber dann würden sie doch nicht Alec, Rosalie und Jane schicken!“, sagte Edward konzentriert dazwischen.

„Ich schau mal noch, ob ich irgendetwas in den USA finde, was auffällig genug für sie wäre“, überlegte Carlisle und holte sich den Laptop heran.

„Dann wüssten wir es…“, murmelte Edward mehr zu sich selbst.

„Du meinst, sie hätten die Wachen oder so geschickt? Wenn etwas geschehen wäre?“, fragte ich nach, um den Anschluss nicht zu verlieren.

„Und- und wenn sie-“, begann Esme mit zitternden Lippen, doch ihr versagte die Stimme, als Edward sich ruckartig zu ihr umdrehte.

„Wenn sie...?“, wollte ich wissen, unbehelligt von Edwards Reaktion.

„Wenn sie wegen Nela hier sind?“, fragte Esme leise. „Wenn Alec wegen ihr hier ist?“

Erschrocken sah ich sie an. „Weil- weil er sie liebt?“, brachte ich gerade so hervor. Mein Hals war schlagartig trocken geworden.

Alle sahen auf, wir schauten einander an. Ich schluckte hart.

„Das tut nichts zur Sache, Nela darf nichts von der Sache wissen“, sagte Edward bestimmt und blickte allen intensiv in die Augen.

„Wie meinst du das?“, wollte ich wissen. „Wenn er wirklich-“

„Zuerst brauchen wir Klarheit. Wir müssen wissen, was die drei hier wollen und ob sie wirklich hier in unserer Nähe sind oder kommen werden. Wir müssen mit Alice sprechen“, ging Edward durch. „Aber egal warum sie hier sind, Nela wird davon nichts erfahren.“ Sein Tonfall war fest.

Ich starrte ihn mit offenem Mund. Ich glaubte zu wissen, was er mir sagen, uns, sagen wollte: „Selbst dann nicht, wenn er wegen ihr hier ist? Selbst dann nicht?“

„Nein.“ Edwards Blick, der mir galt, war eindringlich.

„Das können wir ihr nicht antun!“, widersprach ich. Ich wusste, was für eine Gefahr Nela ausgesetzt war, wenn Alec tatsächlich wegen ihr hier war, wenn er sie liebte. Aber durften wir ihr das vorenthalten? Entzog sich das nicht wider jeglichem rationalem?

„Was sollen wir denn deiner Meinung nach tun?“, meinte Edward in strengem Tone zu mir.

„Auf keinen Fall es ihr verheimlichen!“, verdeutlichte ich. „Sie wird uns hassen! Überleg doch mal, sie war so enttäuscht, dass wir ihr das mit mir bis zu ihrem siebzehnten Geburtstag verschwiegen haben. Wie wird sie reagieren, wenn es um Alec geht?“

Edward wand sich mit seinem Körper ganz zu mir um. Sein harter Gesichtsausdruck schreckte mich etwas ab.

„Was ist denn die Option, Bella? Es gibt keine! Was wird sie tun, wenn sie das erfährt? Sich Hoffnungen machen und Alec aufsuchen! Sie begibt sich in Gefahr! Mit Rosalie und Jane an ihrer Seite-“

Er holte tief Luft und wendete den Blick ab. Die anderen schwiegen.

„Aber… das geht doch nicht…“, gab ich kleinlaut zu. „Wir müssen sie dann eben zur Vernunft bringen…“

Edward schnaubte geräuschvoll auf. Ich senke den Blick. Ich verstand seine Argumente sehr gut… nur wenn wir bei dieser Sache nicht ehrlich zu ihr waren, vertraut sie uns nie wieder…, ging es mir durch den Kopf.

„Ich denke, solange wir nicht wissen, ob der Besuch der drei mit uns in Verbindung zu bringen ist, sollten wir ihr nichts erzählen“, schlug Carlisle nüchtern vor.

„Das sehe ich auch so“, stimmte Elisabeth zu. „Ich glaube, das ist das Beste.“

Ich nickte langsam und doch hatte ich ein ungutes Gefühle. Nicht nur, wegen des Verschweigens Nela gegenüber, sondern auch…

„Sind sie wegen Lion hier?“, sprach ich den Gedanken prompt aus und sah allen vieren direkt in die Augen.

„Nein. Unmöglich“, meinte Edward mehr zu sich selbst. Er schaute mich nicht an.

„Bella, was nützt den Volturi euer Sohn?“, richtete Carlisle das Wort bedächtig an mich. „Die Volturi wollen wohl kaum ein Kind aufziehen. Er ist in solch jungem Alter für sie nicht interessant. Er hat keine Fähigkeit, die sie nutzen könnten“, argumentierte er sicher.

„Dann Nela“, formten meine Lippen traurig. Die Erkenntnis ließ mich innerlich dumpf aufstoßen. Es musste mit Nela zusammenhängen. Oder wenigstens mit uns. Lion war, laut Carlisle, außen vor, größere Ereignisse, die Rosalie, Jane und Alec forderten, gab es nicht und etwas anderes fiel uns nicht ein.

Irgendwo vernahm ich das Vibrieren eines Handys, das in die Stille hinein, sehr laut und durchdringend erklang.

„Alice“, sagte Carlisle, der am nächsten am Handy war und stellte es auf Lautsprecher, bevor er es auf den Couchtisch legte.

„Hallo Alice, hier ist Carlisle. Wir können dich alle hören.“

„Edward?“, schrillte ihre Stimme. Zitternd, nicht glockenhell, sondern durchbohrend hoch.

„Ja, Alice, was ist?“ Er sagte es neben mir in Neugier, Angst und auch Wut, dass er das, was sie mitteilen wollte, nicht schon längst gesagt hatte.

„Oh, oh es ist- Nela-“, Alice holte stockend Luft. „Sie- sie schläft mit jemand und- und- oh es ist so undeutlich, ich weiß nicht- sie- sie-“
 

Nela
 

Egal, wo ich ihn berührte, überall erfühlte ich die Adern, das sich verteilende Blut…

Wie ein Rausch… und es erforderte all die Selbstbeherrschung, die ich eigentlich nicht besaß, woher auch?

Ich brauchte mich bislang nie zusammenreißen. Und genau deshalb forderte es alles von mir, verlange mir alles ab.

Zitternd berührten meine Hände seinen Hals. Nicht, weil ich mich nicht traute – mein Verlangen war zu groß, als dass ich es unterbinden konnte –, sondern, weil ich Angst hatte ihn hinterher auch grün und blau vorzufinden.

Er bemerkte mein Zögern und deutete es als Schüchternheit oder Nervosität. Ich legte die Finger an seinen Hals und wollte mich gerade hinabbeugen, doch ganz langsam zog er mir einen BH-träger über die Schulter. Ich grinste leicht schief, aber schwach. Ich wusste gar nicht mehr auf welche Wahrnehmung ich gedanklich eingehen sollte, denn- denn- ja, es waren zu viele. Ich konnte es selbst nicht glauben, doch ich bekam die Eindrücke nicht mehr sortiert. Es schmerzte mir im Kopf… dieses laute… etwas. Dieses Geräusch, das Rauschen… es benebelte mich. Lag das an den Drogen?, fragte ich mich kurzzeitig, doch ich verharrte nicht lang, sondern suchte sofort wieder seine Lippen. Meine Zunge fuhr über seinen Kieferknochen herab. Mit den Lippen liebkoste ich seinen Hals, von dem ausgehend das Tosen in meinem Kopf am gravierendsten war.

Er legte die Hände langsam, gar vorsichtig, auf meinen Po, dann fester. Mit den Daumen glitt er unter den Rand meines Slips und zog ihn sanft herab. Sanfter, als ich es bei seiner Erregung unter mir erwartet hätte.

Wie ein Sog erfasste es mich. Berauscht, der Sinne entledigt, zog es mich in einen undurchbrechbaren, unkontrollierten Strudel aus wirrsten Gedanken und drängensten Handlungsappellen. Ich hatte keine Chance mehr, dem zu entkommen, sobald ich mich dem einmal hingegeben hatte.

Ich biss zu. Ich riss seinen Kopf nach hinten – es knackte vernehmbar – und stieß meine Zähne durch seine Haut, hindurch zu Blutadern. Heiß, brennend ergoss es sich in meiner Kehle. Es schmeckte nicht besser als sonst auch, stellte ich fest, als ich es kostete. Es war kein Genuss, doch die Tat an sich war es.

Ich stöhnte auf. Das Pulsieren… es übertrug sich auf meinen Körper, belebend, neu, anders.

Ich schlug die Augen auf. Sprang mit einem Satz zurück und krachte unbeholfen gegen das Regal, das laut scheppernd in sich zusammenfiel.

Sekunden verstrichen, in denen ich keine Regung zeigte. Blut tröpfelte von meiner Lippe herab. Ich starrte gerade aus. Kahl und weiß lag er da. Steif, den Kopf in einem merkwürdigen Winkel vom Körper abgespreizt. Das Bild prägte sich in mir ein, wie heißes Eisen in die Haut. Ich schritt, ohne die Füße anzuheben, auf ihn zu.

Langsam, fast so, als bewegte ich mich gar nicht, streckte ich die Hand nach ihm aus.

„Jason?“, krächzte meine Stimme piepsig und kaum vernehmbar.

Ich berührte mit der Hand sein Gesicht. Seine Wange. Regungslos. Ich riss die Augen auf. Kein- kein- kein-

„Jason?!“, schrie ich und rüttelte an seinem Körper.

Ich hörte seinen Herzschlag nicht. Ich spürte wie mein Verstand aus dem Nebel heraus messerscharf wurde und ihn anblickte – nicht mal des Blinzelns war ich mächtig: Er war tot.

Im selben Moment, wie mein Geist das dachte, reagierte mein Körper widerständisch und legte ihn mir über die Arme. Ich trat die Balkontür gewaltsam auf und sprang mit ihm, im Lichte des Laptops, welches als einziges aus der Wohnung erstrahlte, vom Balkon aus auf den Hinterhof. Geschützt von der Dunkelheit huschte ich geschickt, aber völlig in Trance durch die Schatten, raus aus der Stadt.

Er war nicht tot.

Ich starrte einfach nur gerade aus, während meine Reflexe das Fortkommen gestalteten.

Papa…, rief es in mir klagend. Er war nicht tot, nicht wahr?

Doch alles in mir wusste, dass mir mein Vater dieses Mal nicht helfen konnte…
 

Die Dunkelheit waberte um mich herum verschwörerisch, während ich mit Jason über den Armen hindurch lief. Mein Kopf war verlassen. Stille herrschte in mir. Eisig, unterdrückend. Ich hatte jegliche Empfindung auf meinen Instinkt zurückgeschraubt. Ich spürte mich selbst mit mehr richtig – allerdings anders als eben. Es war, als sähe ich zu, wie ich hier durch den Wald rannte.

Ich hörte ihn. Sie beide. Papa und Carlisle.

„Carlisle! Hilf’ ihm!“, rief ich, als er in mein Sichtfeld drang. „Bitte hilf’ ihm…“, wisperte ich, blieb stehen und glitt mit Jason auf die Knie. Vor mir hockten augenblicklich Papa und Carlisle. Meine Hand fuhr über Jasons Kopf, durch sein Haar.

„Nela-“

„ER IST NICHT TOT!“, schrie ich Carlisle an. „WAS HAT ER?! HILF’ IHM GEFÄLLIGST!!“

Meine Stimme klang rau und schmerzend. Ich bemerkte erst jetzt, dass Alice und Jasper erschienen waren.

„Ich kann nichts mehr für ihn tun“, sprach Carlisle ruhig zu mir. „Genickbruch und blutleer.“

Ich starrte ihn an, die Augen langsam aufreißend. Mein Mund öffnete sich zum Widerspruch, doch Carlisles Gesicht war eindeutig.

Er war tot?

Ich blickte leer geradeaus. „Das kann nicht sein“, formten meine Lippen ohne Töne zu produzieren.

„Geh zurück ins Haus. Wir erledigen das“, vernahm ich Papas Stimme. Nicht so ruhig wie Carlisles, nicht so gefasst, nicht so beruhigend. Er war ehrlicher im Tonfall.

Ich schüttelte schneller atmend den Kopf. Sie würden nichts „erledigen“, denn es war nichts „zu erledigen“.

„Aber er- er-“ Meine Gesichtszüge entglitten mir. Ich ließ von Jason ab und legte die Hände aufs verzerrte Gesicht.

Ich spürte, wie Jasons Gewicht von meinen Beinen genommen wurde. Schritte entfernten sich.

„Liebes?“

Ich hörte zwar Esmes Stimme, doch ich reagierte nicht. Auch nicht, als sie Finger an meinen Arm legte, der auf meinen Knien abgestützt war.

„Bitte komm mit mir. Die Anderen kümmern sich darum“, sagte Esme gewählt.

Ich hob langsam den Kopf. „Sie kümmern sich um seine Beerdigung? Sein Verschwinden? Sein Vertuschen?!?!“, wurde meine Stimme immer lauter.

Esme hatte meine Hand genommen und war aufgestanden. „Lass uns ins Haus gehen.“

Ich folgte ihr widerwillig und kniff das Gesicht zusammen. Ich hatte… ich…

Ich versuchte klarer zu denken, überhaupt zu denken, zu rekonstruieren – unmöglich. Ich konnte es nicht denken. Nicht schon jetzt.

Wir kamen im Haus an. Dann im Wohnzimmer. Meine Mutter saß mit geschocktem Ausdruck auf der Couch, obwohl mehr traurig, wenn ich darüber nachdachte. Emmett stand in Mitten des Zimmers. Etwas breitbeinig, die Hände in den Taschen, die er dann herausnahm und einfach neben seiner Hüfte verweilen ließ.

Esme ließ meine Hand los, blieb jedoch neben mir stehen. Im Tunnelblick schaute ich Emmett unentwegt an. Fast kriechend ging ich auf ihn zu. Ich stellte mich ganz nah vor ihn, bis es nicht mal eine halbe Armlänge war. Er blickte zu mir herab. Ich senkte den Blick auf sein Hemd und hob zögerlich die Arme, ehe ich die Hände in sein Hemd krallte und dann das Gesicht, wie zum weinen, verzog.

„Ich habe ihn umgebracht. Einfach so. Getötet.“ Ich starrte Emmetts khakifarbenes Hemd an, das hier und da leicht mitgenommen aussah und sich feucht anfühlte. Ohne darüber nachzudenken hämmerte ich mit den Fäusten auf seinen Oberkörper ein.

„Er ist tot, er ist tot, er kommt nicht mehr wieder!!“, kreischte ich. „Und das ist meine Schuld, ganz allein meine…“

Emmett regte sich nicht. Ich ließ von ihm ab und lehnte mich mit dem Kopf, einer Wangenseite, an seine breite, kräftige Brust. Die Arme hingen schlapp an mir herab. Wie in Zeitlupe hob Emmett die seinigen und legte sie zaghaft und vorsichtig, dann fest und druckvoll um mich. Ein sicherndes, schönes Gefühl… Sicherheit, die ich Jason nicht gegeben hatte. Ich schluchzte nahezu stumm. Nein, ich hatte ihn umgebracht.

„Irgendwann“, begann Emmett tonlos, „ist immer das erste Mal. Auch bei dir.“

Ich weinte laut auf, so wie wir zu weinen verdammt waren und schlang die Arme um seine Mitte – er ließ es zu.

Ich hatte… ihn umgebracht. Getötet. Ein Leben. Weil ich frustriert war… weil- weil- Er war tot… und dabei hatte er noch sein ganzes Leben vor sich… Ich hatte es beendet, obwohl ich kein Recht dazu hatte. Er war wegen mir gestorben, wegen all dem, was ich angerichtet hatte; weil ich vergessen wollte.

Langsam beruhigte sich mein Körper, der unter meiner seelischen Last litt. Mein Atem flachte ab, mein Gesicht glättete sich und meine Stimme blieb still. Einen Moment später, ging ich einen Schritt von Emmett weg, den Blick gesenkt.

Esme und Mama verweilten teilnehmend auf der Couch, wie ich im Augenwinkel erspähte. Ich wand mich um und ging annähernd schleichend aus dem Raum, aus dem Haus, meine Augenfarbe korrigieren.

Ich hatte grundlos gemordet. Aus einem Rausch heraus. Tod, einem Unschuldigen, der mir geholfen hatte und nett zu mir war. Stets freundlich und aufmerksam, die wenigen Male, die ich ihn sah. Er war ein guter Mensch. Und dass ich „war“ sagte, war meine Schuld.
 

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Noch mal zu dem Humps-Lied ^^ Gedacht war es zu dem Teil, wo Nela mit dem Typ "schläft" und ihn dann umbringt. Ich mag es, dass bei dem Lied der Text völlig gegenteilig zu der Melodie und der Traurigkeit in dem Song. Genauso gegenteilig sehe ich Nela auch momentan, hinsichtlich was sie will, was sie tut, was sie denkt und preisgibt.
 

Freue mich auf Kommis ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  jennalynn
2011-10-21T11:01:46+00:00 21.10.2011 13:01
WOW was für ein geiles Kapitel.
OH NELA ich hoffe du bist jetzt wach gerüttelt.
Gott das war wirklich MIR FEHLEN DIE WORTE.
Das war einfach spannend.
Jetzt hat sie ihren ersten Mord begonnen und das Monster in ihr raus gelassen.
Wenn sie jetzt noch erfährt das Alec in der Nähe ist, OG Gott ich will nicht wissen was dann mit ihr passiert.
Ich finde Bella hat ausnahmsweise mal recht. Sie sollten es ihr nicht verheimlichen.
Das geht nie im Leben gut
Von:  Miriam86
2010-09-09T08:43:34+00:00 09.09.2010 10:43
Echt klasse kapitel! die arme Nela, was die alles durchmachen muss!

Schreib weiter so! find deine Story echt hammer!^^
Von:  Yuki_Salvatore
2010-09-05T19:10:46+00:00 05.09.2010 21:10
Sooo nach schier unendlich langer zeit gebe ich auch mal wieder ein kommi ab XD und ich muss sagen....DER HAMMER!!! die ganzen entwicklungen und das alles...darüber hab ich in der zeit ohne i-net öfter nachgedacht muss ich sagen O.o jaja deine story lässt mich halt nich los xD
und wie das alles so gekommen is....krasse sache...besonders grade das letzte kapi v.v
man man nela....sie hat verdammt viel durchgemacht und jetzt auch noch das. und das die volturi da i-wo rumschleichen...find ich nicht gut muss ich sagen. das kann ja nur probleme geben...die sie jetzt schon genügend hat.

joar und die kapitel davor hätte ich bella öfter ma eine klatschen können muss ich sagen XD besonders wie sie ihr verhalten noch völlig abgestritten hat. nur gut das die einsicht dann doch noch kam und sie sich wenigstens auch entschuldigt hat.
also auf jeden fall liebe ich deine geschichte so sehr und bin so froh endlich wieter lesen zu können *-* xD

bis zum nächsten kapi dann ^^
Grüßchen Yuki_Cullen
Von: abgemeldet
2010-09-04T09:04:22+00:00 04.09.2010 11:04
wow das is mal krass aber du kannst so schön schreiben. Mach weiter
Von:  vamgirly89
2010-09-03T16:20:42+00:00 03.09.2010 18:20
Tolles Kapitel. Freue mich schon auf dein nächstes. Lass dir nicht mehr so viel Zeit mit den Kapiteln.
Von: abgemeldet
2010-09-03T11:23:45+00:00 03.09.2010 13:23
echt klasse kapi
freu mich schon sehr aufs nächste


Von:  Twilight-Nicki
2010-09-02T20:33:53+00:00 02.09.2010 22:33
Ok, ich habe sowas kommen sehen.
Das mit Nela konnte nicht lange gut gehen und jetzt ist es passiert!!!
Oh man, die Arme.
Gut, irgendwann ist wirklich immer das erste Mal für einen Vampir.
Aber das war schon heftig!!!!!

Und dann die Nachricht von Elisabeth.
Junge Junge, ich glaube da kommt noch einiges auf uns zu!!!
Tolles Kapitel, freu mich auf mehr!!!


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