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Incomplete - Bis(s) in den Tod

The Bella & Edward Story geht in die dritte Runde!
von

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Einsichten

Musiktipps:

Immensities - Elizabeth The Golden Age OST http://www.youtube.com/watch?v=IIuTPvTpoi0

Done all wrong - Black Rebel Motorcycle Club http://www.youtube.com/watch?v=fCmwIuIplsA

Trees - Keiko Matsui http://www.youtube.com/watch?v=VBgGBzWfB0k

Heute hab ich für euch einen sehr bunten Mix… ^^ ich fand, dass in dem Kap iwie so viele kurze Atmosphären bzw. viele verschiedene Szene mit andere „Gefühlsmixen“ sind, dass ich mich nicht recht entscheide wollte und auch glaubte, dass ihr verschiedene Stimmungen daraus lest, sodass ich noch ein Lied dazugepackt hab (was ein Satz-.-^^).

Hoffe ich euch sagt ein Lied zu ^^

(Zugegeben, das letzte Lied hat etwas von Entspannungsmusik, aber iwie fand/finde ich es trotzdem reizvoll ^^)
 

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Langsam hob ich die schwachen Lider und blinzelte ins Licht. Ich lag seitlich an Edward gekuschelt. Zwischen uns eine Wolldecke und über uns eine weitere. Mein linker Arm auf seinem Oberkörper, die Hand in der Seinigen. Ich hatte mal in einem Roman gelesen, dass das Schönste am Sex das Aufwachen danach war. Hatte dieser Autor vielleicht nicht ganz Unrecht?, ging es mir fast noch im Halbschlaf durch den Kopf. Ich hob den Kopf zu ihm. Er sah zärtlich zu mir herab und küsste mein Haar.

Vielleicht… Ich musste grinsen.

„Guten Morgen, meine Schöne.“

„Morgen.“ Ich verzog die Lippen zu einem Lächeln und legte die Gesichtshälfte wieder an ihn. Ich schloss die Augen und rief mir die Bilder der letzten Nacht wieder in den Sinn. Ich könnte Jahrtausende mit ihm zusammenleben und es würde, in dieser Sicht, niemals eintönig oder langweilig werden. Der Sex war immer anders, besser, intensiver… auch immer überraschender, unerwarteter. Ich lernte immer wieder etwas an ihm – an uns – neu kennen, was ich nicht gekannt hatte. Es war allzeit etwas ganz besonderes. Ich spürte das Prickeln auf meiner Haut immer noch.

„Woran denkst du?“, wollte Edward wissen. Ich blieb eine Sekunde lang reglos liegen und robbte dann zu ihm hoch, sodass mein Gesicht über seinem verweilte. Ich küsste seine Lippen.

„Du bist so gut“, flüsterte ich und ließ mich seinem Kusse hingeben. Edwards Mundwinkeln hoben sich zu einem Grinsen. Wir mussten lachen.

„Und du hattest Recht“, ergänzte ich. „Es war eine gute Idee das Haus zu behalten und nicht zu verkaufen.“

„Finde ich auch.“ Anstelle eines Kusses malte er mit der Zunge meine Lippen nach. Ich kicherte leise in mich hinein und strich selbst mit der Zunge noch mal über meinen Mund.

Augenblicklich forderte Lion unweit von uns Aufmerksamkeit. Ich saß sofort aufrecht und sah zur Wiege und dann wieder zu Edward, als mir etwas einfiel: „Hat er gestern Nacht gar nicht geschrieen?“ Er konnte unmöglich durchgeschlafen haben, beantwortete ich mir die Frage nahezu selbst.

„Doch, er ist wach geworden-“

„Und du hast mich nicht geweckt?!“, fuhr ich Edward an und wickelte eine der beiden Wolldecken um mich.

„Bella, es ist alles in Ordnung, es geht ihm gut“, versicherte Edward mir ruhig. Ich tapste mittlerweile schon zur Wiege.

„Guten Morgen mein Schatz“, sagte ich zärtlich und nahm ihn hoch, er krakelte weiter. „Warum bin ich denn so dreckig?“, fiel mir auf, als ich meine mit Dreck und Sand verklebten Arme bemerkte.

Edward lachte etwas steif. „Wir haben die Deko etwas auseinander genommen, ähm, demoliert.“ Er deutete hinter sich. Vieles war umgestoßen, verdreckt, verwüstet.

„Oh“, machte ich nur. Dann schien die Feuchtigkeit meiner Haare auch nicht ausschließlich von meinem Schweiß herzurühren, vermutete ich. Ich legte Lion ein Tuch aus der Wiege um und nahm ihn mit zu Edward, welcher sich bereits aufgerichtet hatte.

„Kannst du ihn kurz halten? Ich würde mir kurz den Dreck abwaschen“, sagte ich und reichte Edward Lion. Lions Schreien hielt an und ich betete, dass es wirklich nur deswegen war, weil er Hunger hatte – und nicht wegen Edward.

Ich hastete zur Küchenspüle und wischte mit Wasser an mir herum, ehe ich es mit der Decke abtrocknete und rasch wieder zu Lion eilte. Edwards gut zureden hatte wenig genützt. Ich setzte mich zu Edward, lehnte mich mit dem Rücken leicht an ihn an und nahm Lion entgegen, dem ich dann die Brust gab. Edward strich mir die zerzausten Haare über den Kopf aus dem Gesicht.

„Besser“, murmelte ich zu dem kleinen still nuckelnden Wesen in meinen Armen und legte die Fingerkuppe des Zeigefingers in sein kleines Händchen. Er umfasste mich mit aller Kraft.

„Du bist das Beste, was mir je passiert ist, hörst du?“, flüsterte ich und stupste mit der Nase an seine Stirn. Edward beugte sich hinab zu mir und sagte leise von der Seite: „Das bist du auch, weißt du das?“

Ich lächelte ihn an und nahm seinen Kuss nur zu gern entgegen.

„Ich kann es gar nicht glauben, dass ich wirklich mein Leben mit ihm verbringen darf, dass ich jede Sekunde mit ihm teilen darf, immer, wann ich möchte…“, gab ich meine Gedanken preis.

Edward küsste mein Haar zustimmend. Stumm betrachteten wir unser Kind beim Trinken, bis es satt war und ich mich an Edward wand: „Kannst du ihn nehmen? Ich spring mal schnell unter die Dusche. Ich glaub, ich hab überall Sand und Lehm und ich weiß nicht was kleben…“ Ich musterte Edward, während ich mit Lion im Arm aufstand. „Na ja ist ja kein Wunder, scheinbar hab ich alles abbekommen“, grummelte ich mit einem gespielten Schmollmund.

Edward legte sich verschmitzt grinsend eine Decke auf den nackten Körper und nahm mir Lion ab. Ich sah genau, dass er Lion nur an der mit Kleidung bedeckten Haut anfasste und nicht zu eng an sich hielt.

„Und dann müssen wir hier auch aufräumen, Alice wird nicht begeistert sein…“, murmelte ich mit einem Blick auf das Chaos.

„Schatz“, unterbrach mich Edward mit einem leicht strafenden Blick. Seine Mundwinkel zuckten.

„Ja ja, ich geh’ ja schon.“ Folgsam huschte ich die Treppen hoch und fand im Bad saubere Handtücher und Duschzeug vor. Ich war mir nicht sicher, ob ich das wirklich hier gelassen hatte oder ob Alice und Jasper auch dafür gesorgt hatten. Meine Duschaktion hatte zwei gute Aspekte: Nicht nur, dass ich sauber wurde, sondern auch, dass Edward Zeit für Lion und sich hatte.
 

Ich ließ mir nicht allzu viel Zeit. Duschen war unspannend, wenn man unten zwei Männer hatte, die auf einen warteten. Was würden wir heute noch machen? Würden wir noch etwas bleiben oder gleich zurück fahren? Vielleicht sollte ich mich etwas mit Nela beschäftigen… sie hatte noch nicht viel von mir gehabt und- Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Ich legte den Fön auf die Ablage und hastete in Bademantel die Treppen herunter.

„Edward! Die Denalis kommen doch heute!“, rief ich und sah mich suchend um. Er entfernte gerade die letzten Teile der Deko und warf sie in eine überdimensional große Kiste. Lion lag in der Wiege, wie ich nach einem kurzen Blick in jene feststellte. Ich stupste beiläufig das Mobile an. So war das nicht gedacht, ging es mir kurz durch den Kopf. Edward sollte nicht für mich aufräumen, sondern Zeit mit Lion verbringen. Ich wollte aufräumen.

„Ja und sie werden in ein paar Stunden auch noch da sein.“ Er kam lächelnd näher. „Entspann’ dich, es ist alles okay.“ Er strich kurz über meine Oberarme.

Ich nickte nachdenklich. „Ich geh mal hoch, schauen, ob hier was schickes zum anziehen ist.“ Eigentlich bezweifelte ich das nicht, da ich nicht mal annähernd alles nach Hinton mitgenommen hatte. „Die Frage ist nur, ob mir davon irgendetwas passt“, grummelte ich zu mir selbst, nachdem ich meine Kleidungsstücke aus dem Wohnzimmer zusammengesammelt hatte und schon an den Treppen war.

„Ich mache dir Frühstück, ja? Möchtest du etwas Bestimmtes?“, fragte Edward, der neben der Wiege stand und, zu meiner Freude, mit einer Hand darin, Lion streichelte. Ich schüttelte nur den Kopf, ehe ich die Treppen hoch gelaufen war. Ich fönte noch mal kurz über meine feuchten Haare und sah mich dann nach etwas um, was meiner Figur entsprach. Ich spürte wie ein leises unangenehmes Kribbeln im Bauch mir verriet, dass ich mich schämte, nicht so schön zu sein, wie die vielen „echten“ Vampire nachher. Ich hatte auch vorher keinen Anspruch erhoben, so hübsch wie sie zu sein, aber ich konnte wenigstens schmalere Kleidung tragen. Das entfernte mich nicht so sehr von dem Stand meiner restlichen Familie. Und wenn jetzt auch noch die bildhübschen Denalis kamen… Aber Edward hatte wohl recht, seufzte ich innerlich. Das war ganz normal, vor allem, wenn man – wie ich – eine lange Zeit nur gelegen und sich kaum bewegt hatte. Doch mein Gefühl sagte mir etwas anderes.

Ich hielt ein Designerkleid nach dem anderen in der Hand und warf jedes hinter mich. Wenn etwas in Frage kam ließ ich es im Schrank. Schnell wurde mir klar, dass ich es andersherum hätte machen sollen – der Stapel hinter mir wurde immer größer. Kleider schloss ich mittlerweile aus. Es wäre unproblematisch gewesen ein Kleid, selbst bei meinem Babyspeck, anzuziehen – allerdings nur, wenn die hier nicht alle von Alice ausgesucht wären (ca. Größe 32, schnaubte ich) und absolut figurbetont gehalten. Es blieb nicht mehr allzu viel über und ich suchte mir einen langen Pullover aus, der über den Po ging, und um die Hüfte gerafft war, sodass er etwas kaschierte. Darunter zog ich noch ein langärmliges Shirt. Unten herum griff ich zur altbewährten Hose. Ich zog erst gar keine frische Hose an, sondern nahm kurzerhand die Alte, die noch sauber war.

Okay Bella, Edward präsentiert dir wahrscheinlich ein perfektes, exklusives Frühstück, also versuchst du standhaft zu bleiben und nicht alles wie gestern Abend, in dich hineinzustopfen. Du bist nicht mehr schwanger, du isst für dich alleine und ein Viertel dessen was du vorher gegessen hast, reicht locker, motivierte ich mich und ging überzeugt herunter.

Hatte ich an ein perfektes, exklusives Frühstück gedacht? Ja, das hatte ich, aber in meinem Kopf waren wohl menschliche Maßstäbe angelegt worden. Das hier waren eindeutig vampirische. Ich seufzte, als ich all die Köstlichkeiten sah und mich an den Tisch setzte.

„Ist das ‚nichts bestimmtes’ genug?“, gluckste Edward aus der Küche und brachte einen weiteren Teller mit Rührei.

Ich nickte mit verbissenem Gesichtsausdruck – sehr witzig, dachte ich zerknirscht – und ging in Gedanken durch, was ich ganz sicher nicht essen würde und was wohl gerade so noch okay war – ich hielt mich nicht im Mindestens daran.
 

„Ich- ich setz’ mich nach hinten“, verkündete ich und machte auf der mit Einkaufstüten voll gepackten Rückband Platz für den Maxi Cosi und für mich.

„Und die Wiege?“, fiel mir ein, als ich überlegte, ob wir nichts vergessen hatten.

„Alice und Jasper haben eine zweite gekauft. Sie glauben, wir kommen öfter.“ Edward grinste und schnallte Lion an, der wach mit großen Augen die Umwelt erkundete. Ich nickte „typisch meine Lieblingsvampire“ denkend und streichelte Lions Köpfchen. Edward startete den Motor.

„Weißt du“, sagte ich mit einem Blick auf die größeren Tüten um mich herum, „ich kann so langsam verstehen, warum ihr fast jedes Kleidungsstück nur einmal tragt – also gezwungener Maßen wegen Alice, aber ich kann das irgendwie nachvollziehen.“ Ich fing Edwards Blick im Rückspiegel auf. „Es gibt so viele schöne Sachen und man würde es gar nicht schaffen, die alle zu tragen, wenn man nicht jeden Tag etwas Neues anzieht. Eigentlich müsste ich Lion alle paar Stunden umziehen, damit er das alles tragen kann, was wir ihm gekauft haben.“

„Hey“, lachte er mahnend, „du wirst mir doch nicht wie Alice.“

„Ach quatsch“, schüttelte ich ebenfalls lachend den Kopf. „An Alice kommt doch sowieso keiner heran.“

„Übrigens finde ich, dass du toll aussiehst.“ Edward sah musternd durch den Rückspiegel.

„Ein Kleid wäre sicherlich hübscher“, entgegnete ich mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Ansichtssache“, meinte Edward.

„Eben“, murmelte ich stur. Edward kicherte.

Mir fiel eine kleinere Tüte zu meinen Füßen auf, als ich einen Hauch verlegen hinab geblickt hatte. Ich nahm sie und griff gezielt nach dem grauen Elefanten, an den ich mich dann wieder erinnerte.

„Schau mal, Schatz“, flötete ich und legte Lion das Plüschtier in die Arme. Er strich mit den zierlichen Händen darüber und griff danach. Seine dunkelbraunen Augen glänzten. Ich spiegelte mich darin.

„Hatte er nach der Geburt auch braune Augen? Oder blaue und sie sind danach dunkler geworden?“, wollte ich spontan wissen.

Edward schwieg. Ich konnte sein Gesicht im Rückspiegel nicht erkennen. Ich überlegte verdutzt, ob ich etwas Falsches gesagt hatte oder meine Frage missverständlich war. Ich fand keinen doppelten Boden. Lion strampelte neben mir, als ich einen Blick auf ihn warf. Ich schnallte mich ab – wenn ein Vampir fuhr, drohte, das musste ich mir einfach eingestehen, nie Gefahr – und beugte mich zwischen die Sitze, um sein Gesicht zu erkennen. Es war nichts sagend, obgleich dadurch viel sagend. Er verbarg so geschickt seine Gefühle, dass ich genau wusste, dass er das tat.

„Edward, ich- wenn ich was Falsches-“

„Bella.“ Edward hatte den Kopf ruckartig zu mir gewand. Sein harter Blick ließ mich verstummen. Ein Hauch Schmerz schien durch seine Maske. „Ich kann dir nicht viel von ihm berichten. Ich weiß genau genommen nicht mehr als du. Alles was ich dir von der Zeit vor deinem Erwachen erzählen kann, sind überwiegend Gedanken oder Bilder aus den Köpfen der anderen. Du tätest besser daran sie zu fragen. Es tut mir leid.“

„Edward.“ Ich schlang die Arme von hinten um seinen Hals, während er wieder nach vorne schaute. Ich hatte nicht erwartet, dass er so empfindlich darauf reagiert. „Ich verstehe dich doch. Glaubst du, wenn es anders herum gewesen wäre, hätte ich von Anfang so mit Lion umgehen können? Ich mach dir keine Vorwürfe, niemand macht dir Vorwürfe, also bitte mach du dir auch keine“, bat ich und küsste seinen Wangenknochen.

„Danke“, flüsterte er.

„Wofür? Ich müsste mich tausendmal bedanken, doch du hast mir gesagt, dass du mir verziehen hast. Unsere Zeit ist zu kostbar für trübe Gedanken, findest du nicht?“

Ich war verblüfft von mir selbst – und Edward, so wie ich sein Gesicht deutete, auch. Schließlich war es normalerweise er, der mir helfen und mich aufmuntern musste. Er lachte leise schnaubend auf und das warme Gold seiner Augen umhüllte mich, doch die Wehmut war unverkennbar.

Ich kraxelte weiter vor, um den Kopf vor ihn zu neigen und seine Lippen zu treffen. Er kam meinem Wunsch nach und streichelte seidig meine Lippen. Um kein Übergewicht nach vorn zu bekommen, kletterte ich wieder ein Stück zurück, wo ich besseren Halt hatte. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf mich im Rückspiegel.

„Huch? Warum hab ich den so ein rotes Gesicht?“, entfuhr es mir unwillkürlich.

„Du hast vorhin heiß geduscht“, entgegnete Edward matt und erblickte meine roten Wangen.

Ich wand mich hin und her, die Zähne auf die Unterlippe gebissen, während ich mich im Spiegel begutachtete. „Hm, na ja… nicht, dass sie denken…, dass-“

„Dass wir das tun, was alle Paare machen, wenn sie einen Abend für sich alleine in einem tollen, großen Haus haben?“

Ich senkte peinlich berührt den Blick und presste die Lippen zu einem kleinen Lächeln zusammen.

„Du bist süß, wenn du verlegen bist“, gluckste Edward und legte die Lippen an meine Wange. Mit geöffnetem Mund fuhr er an meiner linken Gesichtshälfte auf und ab.

„Ich kann mich halt nicht so schnell daran gewöhnen… du hattest immerhin über hundert Jahre Zeit“, witzelte ich besserwisserisch.

„Ich sage dir Bescheid, wenn sie etwas Unanständiges denken“, neckte Edward mich.

Ich grinste zwar, doch ich merkte, dass es mir nicht behagte. Das zwischen Edward und mir war so intim – es kam mir manchmal so unwirklich wundervoll vor –, dass ich es schlagartig als unangenehm empfand, wenn die Anderen über uns nachdenken und sich uns so vorstellen würden – denn ihre Gedanken könnten nicht annähernd das erfassen, was zwischen uns war, war ich arrogant der festen Überzeugung.

„Er hatte direkt braune Augen, genau wie Nela Grüne“, kam Edward auf meine Ausgangsfrage zurück, als er meinen nachdenklichen Gesichtsausdruck sah. „Wider jeglichem Normalem.“

„Das ist ja mal etwas ganz Neues“, kicherte ich in sein Ohr und schmiegte den Kopf an seine Wange.

„Deine braunen Augen und deine braunen Haare.“

„Daran glaub ich noch nicht“, widersprach ich. „Schau dir unsere Tochter an.“

„Willst du wetten?“, scherzte Edward. Ich war stolz auf mich, dass es mir gelungen war, dieses eine Mal ihn aufzumuntern. Natürlich wusste ich, dass sein Schmerz nicht von jetzt auf gleich versiegte und doch war Humor ein erster Schritt, den ich auch beherzigen wollte.

„Ich hab Alice auf meiner Seite“, entgegnete ich.

„Und ich das Wissen, dass sich diesmal deine Gene durchsetzen.“ Seine Wangen formten sich an meinem Gesicht zu einem Grinsen.

Ich lachte. „Wir werden sehen.“
 

„Ich glaube, er mag den Elefanten.“ Ich kitzelte Lion mit den Fingern am Bauch, er strahlte mich zahnlos an, während ich es erwiderte. Den Elefanten stets fest umschlossen. „Schau mal, wie er- Edward was tust du?!“, fiel ich mir selbst ins Wort, als Edward ohne sichtlichen Grund urplötzlich rechts ran fuhr. Bei seiner Geschwindigkeit dürften wir in wenigen Minuten zu Hause sein. Edward saß wie versteinert auf dem Fahrersitz. Die Hände an das Lenkrad gepresst. Sein Gesicht war nicht erkennbar. Ich stand auf und wollte mich wieder zwischen den Lehnen zu ihm beugen, doch er klopfte mit einer schnellen Bewegung auf den Sitz neben sich. Ich glitt zurück, drückte Lion den Schnuller in den Mund und wechselte den Platz. Die Angst, die in mir hoch gepocht war, wurde sofort erstickt als ich seinen Gesichtsausdruck sah. Er wirkte konzentriert und angespannt, aber nicht so angsterfüllt, dass Gefahr drohte. Ich atmete heimlich auf. Es schien, als lauschte er angestrengt. Ich warte.

Nachdem er tief ein- und ausgeatmet hatte, wand er sich mit dem Oberkörper zu mir um. „Ich möchte, dass du darauf vorbereitet bist und dich nicht überfahren fühlst. Ich höre, dass die Denalis da sind.“

Ich war irritiert. Das hatte ich erwartet. Es war immerhin schon Mittag. Ich war davon ausgegangen, dass sie da sein würden. Was daran jetzt so erschreckend war, dass er anhalten musste, mochte mir nicht in den Sinn kommen. Edward sagte nichts. Er schaute mit fernem Blick nach unten. Ich richtete den Blick abwartend geradeaus. Wir waren, gemessen an der Meterentfernung, jedoch noch relativ weit weg.

„Du hörst sie jetzt schon?“

Edward nickte abwesend. „Hören nicht im Sinne von Hörsinn, sondern das Hören der Gedanken unserer Familie. Die der Denalis nicht so deutlich und tiefgehend, sie sind mir ja nicht so nah wie Esme und die Anderen.“ Er redete mechanisch, ohne Betonung. Matt und karg. Ich nickte und schürzte die Lippen.

„Sie sind alle da, Bella.“

Ich riss den Kopf herum. „Meinst du mit ‚alle’ auch… Tanya?“, fragte ich vorsichtig und mir dämmerte, warum er mir das sagen wollte, bevor wir ankamen. Tanya konnte mich nicht ausstehen.

„Eleazar, Carmen, Tanya, Irina und Kate – alle.“ Edward musterte meinen Gesichtsausdruck ausgiebig. Doch ehrlich gesagt wusste ich gar nicht wie ich reagieren sollte…

„Aber warum? Tanya hasst mich und Irina… na ja, sie war auf Tanyas Seite. Warum sollte sie mitkommen wollen? Warum ist Tanya mitgekommen?“

„Das weiß ich nicht“, gestand Edward. „Noch nicht. Vielleicht, nun ja das wäre wünschenswert, möchte sie sich mit dir vertragen… und mit mir.“

Ich nickte zu mir selbst. Edward ließ den Motor an. Ich warf einen raschen Blick auf Lion, der ruhig nuckelnd hinten saß und aus dem Fenster schaute. Es ist okay, wenn ich zwei Minuten mal nicht direkt bei ihm war, sagte ich mir und musste augenblicklich wieder an Tanya denken. Mir war mulmig zumute, schließlich war es noch gar nicht so lange her, dass sie einen Zettel fahrlässig hatte liegen lassen, mit dem sie beinahe alles aufgedeckt und Nela somit in Gefahr gebracht hätte. Sie hatte damit nur noch mehr demonstriert, dass sie über die Sache noch nicht hinweg war. Ich war ihr nicht böse, denn mein Verhalten ihr gegenüber nach Nelas Geburt war nicht angebracht gewesen.

Wir kamen den Haus schlagartig näher. Ich beobachtete Edward im Augenwinkel. Er zeigte keine erkennbare Veränderung, obgleich er die Denalis schon längst hören müsste. Da das Haus jedoch nun in Sichtweite war und wir kurz darauf parkten, alle Vampire demnach meine Worte hören würden, sprach ich Edward nicht mehr darauf an. Wenn er neue Erkenntnisse gewonnen hätte, dringende Erkenntnisse, hätte er sie mir mitgeteilt.

Ich stieg aus, ging ums Auto herum, wo Edward mir unseren dick eingemummelten Sohn gab. Edward nahm die vielen Einkaufstüten aus dem Auto. Ich ging absichtlich langsam, damit er mich überholte. Bei solchen Angelegenheiten mochte ich es nicht, als erste hereinzuplatzen. Ich hatte dann immer das Bedürfnis mich hinter Edward zu verstecken, um erst einmal die Situation kennen zu lernen und mich ihr dann gefasster zu stellen. Edward tat mir, mit einem kleinen Grinsen in den Mundwinkeln, den Gefallen. Natürlich spürte er meine Nervosität. Ich nestelte an Lions Plüschtier herum und verbot es mir sogleich. Ich wollte meine Gefühlslage nicht auf ihn projizieren. Nachdem ich meine Winterjacke abgelegt hatte, schritt Edward vor mir durch die Wohnzimmertür. Die Tüten hatte er vorher, im Flur, abgelegt. Ich lugte an ihm vorbei um einen ersten Eindruck zu gewinnen, den Maxi Cosi fest im Arm. Alle hatten sich um die Couchecke herum verteilt. Entweder auf jener, daneben, davor oder dahinter.

Kaum einen Wimpernschlag später stand Carmen vor mir und umarmte mich stürmisch.

„Bella Liebes, oh ich bin so froh. Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Tut mir leid, dass wir nicht vorbei gekommen sind oder angerufen haben, aber sie waren der Meinung, dass du schon genug Stress hast“, redete sie in einem durch. Mit „sie“ konnte explizit nur Edward gemeint sein, schoss es mir durch den Kopf.

„Ich freue mich euch wieder zu sehen“, sagte ich etwas steif, obgleich es die Wahrheit darstellte.

„Herzlichen Glückwunsch zu dem Kleinen. Ich kann es gar nicht glauben, was alles passiert ist.“ Sie warf einen Blick auf Lion seitlich neben mir. Strahlend sah sie dann zu mir auf und zog mich an der Hand zur Couch. Ich senkte den Blick. Mir waren so viel Aufmerksamkeit und die vielen auf mich gerichteten Augenpaare, die jeden meiner Schritte und Handlung nur allzu genau unter die Lupe nahmen, unangenehm. Ich hatte Tanya am rechten Rand des Sofas schemenhaft wahrgenommen.

„Bitte verzeih mir“, erhob Esme das Wort, „dass ich mit Carmen in Kontakt stand. Ich wollte das nicht hinter deinem Rücken machen, denn es ist deine Angelegenheit. Carmen wäre durchs Telefon gesprungen, wenn ich ihr jegliche Information untersagt hätte.“ Sie lächelte entschuldigend. „Und wir wollten dir das neben Gabriel und Elisabeth nicht auch noch zumuten.“

„Ich- nein, das ist vollkommen okay, ich meine- danke“, stotterte ich. Oh Gott war mir das alles peinlich. Wenn ich nicht schon mit rotem Gesicht hier rein gekommen war, dann hatte ich es spätestens jetzt. Ich biss mir von innen auf die Lippe. Jetzt beruhige dich Bella, es ist alles halb so wild, sagte ich mir. Ich war mir nicht sicher, ob Edwards Vorwarnung sich positiv ausgewirkt hatte. Ich hatte zu viel Zeit gehabt nervös zu werden. Andererseits hätte mich das alles sonst auch erschlagen… vermutlich hätte ich Tanya erst mal minutenlang angestarrt. Und auch wenn Jasper sich Mühe gab die Stimmung positiv zu beeinflussen, und ich bemerkte es auch, verschwand das klamme Magengefühl nicht.

Zu allem Überschluss fing genau in diesem Moment Lion an zu schreien. Ich zuckte zusammen und pfriemelte sofort an seinem Gurt herum. Mit einem schnellen Handgriff hatte Edward den Gurt gelöst. Bevor ich Lion herausnehmen konnte, legte Edward die Hand auf meine und strich langsam über den Handrücken. Ich spürte seinen Blick auf meine Wange brennen – nicht nur seinen. Alle Augenpaare schienen auf mich gerichtet zu sein. Ich jedoch starrte nur Lion an, dessen Stimme sirenenartig durch die stille Umgebung hallte. Ich nahm ihn heraus und legte ihm mir an die Schulter. Ich schuckelte ihn leise murmelnd. Vermutlich mochte er diese drückende Stimmung auch nicht. Durch die drei Wochen schien er sehr empfindsam geworden zu sein.

Doch er beruhigte sich weder mit schuckeln, noch mit Schnuller, noch mit gut zureden. Seine Windel konnte auch nicht voll sein.

„Ich mach ihm mal ein Fläschchen“, ließ Alice heiter verlauten. Ich wand nichts ein. Es war mir nicht peinlich ihn hier zu stillen, nicht, weil ich dann nackt war, aber… Ich nahm ihn von meiner Schulter und legte ihn mir in den Arm. Stillen war etwas Schönes und in dieser Atmosphäre wurde mir schlecht, wenn ich nur daran dachte, jetzt stillen zu müssen…

Carmen fuhr mit dem Zeigefinger sachte über seiner zur Faust geballten Hand und umfasste dann seine Hand. Lion schrie merklich lauter. Carmen zog ihre Hand zurück. Ihr Seitenblick verriet mir Verwirrung.

„Er- er mag Vampire nicht besonders, also richtige Vampire“, erklärte ich peinlich berührt. „Die- die Kälte-“

„Jap, dann ist er hier ja genau richtig“, kam es schneidend von Emmett. „Aber man kann sich seine Eltern ja nicht aussuchen, ne?“ Er stieß Edward grinsend in die Seite, welcher ihn neckend zurück boxte. Wie die Kleinkinder, dachte ich kopfschüttelnd, konnte mir aber kein Lächeln abgewinnen. Alice reichte mir die Flasche, die ich Lion gab. Er verstummte sogleich zufrieden. Ich atmete innerlich auf – äußerlich scheinbar auch, denn Edward legte leise lachend einen Arm um mich und küsste meine Schläfe. Die Lippen zu einem Schmunzeln verzogen.

„Was haltet ihr davon, wenn wir euch mal unseren Herden zeigen?“, sprang Nela für mich in Bresche. Ich war ihr so unendlich dankbar.

„Gute Idee.“ Natürlich war Emmett der erste, der begeistert war und aufsprang. Mit einer flinken Bewegung hob er Nela an der Hüfte hoch und trug sie über Kopf aus dem Raum, während sie lachend „Lass mich runter“ schrie und ihm auf den Rücken trommelte. Ich liebte die beiden für ihre Munterkeit und Leichtigkeit so sehr und ihr Talent diese auch zu verbreiten. Sie wirkten so einfach und ausgelassen auf mich. Als könnte nichts und niemand ihnen die Freude nehmen.

Ich atmete ruhiger und bemerkte, wie alle anderen nach und nach aufstanden und den beiden folgten. In so Momenten wie eben fühlte ich mich immer wie ein kleines Mädchen bei vielen starken, mächtigen Erwachsenen – schüchtern und schutzbedürftig. Nela hatte sich ganz anders in diese Vampirwelt integriert, auch schon vor ihrer Verwandlung. Gerade zu den Denalis, besonders zu Carmen und Eleazar, hatte sie ein inniges Verhältnis. Ich war mir sicher, dass sie so etwas wie eine Ersatzfamilie für sie dargestellt hatten. Ein Fluchtort, obgleich sie dort keine anderen Regeln erfahren hatte. Sie hatte allerdings immer fort gekonnt und ich wusste, wie befriedigend eine Flucht manchmal, obwohl man damit in den seltensten Fällen etwas besser machte, war. Auch das wusste ich nur zu gut.

Ich spürte wie das Beklemmungsgefühl langsam abnahm. Edward neben mir streichelte über meinen Rücken, als ich Tanyas Stimme vernahm. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sie noch hier war.

„Können wir reden?“, fragte sie knapp und tonlos. Ich hob den Kopf und sah, dass sie uns beide anblickte. Edward und mich.

„Ähm“, ich warf einen kurzen zögerlichen Blick zu Edward, „klar.“

„Kann ich kurz alleine mit dir reden? Draußen?“, fragte Edward. Die blonde Schönheit nickte kaum merklich, gerade mal mit den Augenlidern, und glitt aus dem Zimmer.

Edward küsste meine Wange und senkte sein Haupt dann zu Lion herab. Er wischte die Tränen in Lions Augenwinkeln fort, schneller als dass Lion negativ auf seine Berührung reagieren könnte, und drückte seine Lippen ebenso rasch auf sein Köpfchen.

„Möchtest du nachher mit ihr alleine reden oder soll ich dabei sein?“, fragte er mich, nachdem er sich vor mir gestellt hatte.

Ich überlegte, während ich Lion beobachtete, und kam zu dem Schluss, dass ich da alleine durchmusste. Ich konnte mich nicht immer hinter Edward verstecken, wie gern ich dazu auch neigte, weshalb ich mitteilte: „Nein, ist schon okay. Ich rede allein mit ihr.“

Edwards Lippen berührten sachte meine Stirn, ehe er verschwand. Ich war nun zwar ausgeglichener, aber ich verspürte in mir einen undefinierbaren Druck. Wenn ich an das Gespräch mit Tanya dachte, wurde mir übel – warum eigentlich? Ja vielleicht gerade deshalb, weil ich nicht wusste, was auf mich zukam, was sie mir sagen wollte. Angenehm würde es jedoch keinesfalls werden.

Ich legte das leere Fläschchen auf den Couchtisch und nahm Lion auf die Schulter, damit er ein Bäuerchen machen konnte. Ich kuschelte mich an ihn und drückte die Lider, ohne die Augen zusammenzukneifen, aufeinander. Ich versuchte mich Lions Atem anzupassen, der nun sehr beschaulich ging.

Ich fuhr mit dem Kopf hoch, als es an der Tür – geöffneten Tür wohl gemerkt – klopfte. Tanya stand dort. Ich hatte sie weder bemerkt, noch wusste ich, wie lange sie dort verweilt hatte. Sie kam auf mich zu. Ich empfand ihr Gesicht als unergründlich. Ich legte mir Lion in den Arm, der langsam die Augen schloss. Ich wiegte ihn etwas und sah, dass Tanya sich schräg links neben mich setzte. Sie saß, etwas nach vorne gebeugt da, die Ellenbogen abgelegt, die Finger ineinander verschränkt. Ihr Kopf hob sich etwas.

„Glückwunsch übrigens“, sagte sie mit schwerem Unterton. Es wirkte nicht falsch oder heuchlerisch.

„Danke schön“, sagte ich ehrlich und schaute sie an. In ihren Augen erkannte, wie schwierig das alles für sie zu sein schien.

Sie räusperte sich kurz – überflüssigerweise. „Du hast wirklich großes Glück Edward zu haben“, begann sie. Ich zog unwillkürlich die Augenbrauen hoch. So einen Anfang hatte ich nun nicht erwartet. Sie fuhr fort, auf ihre Hände blickend: „Er sorgt sich sehr um dich. Er ist ein toller Mann...“

Was sollte ich darauf sagen? „Ja und er gehört mir“? „Vielen Dank, aber das musst du ihm sagen“? „Ja, ich weiß“? Ich wusste nicht, warum mir gerade so eklige Gedanken kamen. Schließlich war sie mir gegenüber scheinbar nicht negativ eingestimmt – worüber ich mich wundern sollte. Doch ich schwieg.

„Ich…“, ich merkte ihr an, dass jetzt ein schwieriger Part zu kommen schien, „ich hätte das damals auch gerne gehabt.“

Ich fürchtete, dass dies eine sehr einseitige Konversation werden würde. Sollte ich überhaupt etwas sagen? Wollte sie das? Ich schwieg weiterhin.

„Ich hätte dir gerne dein Glück abgenommen, das du nicht haben wolltest. Siebzehn Jahre mit Edward und einem Baby…“ Sie holte Luft als hatte sie vorgehabt zu seufzen. „Das wäre zu schön gewesen. Ich wusste, dass Edward keine Gefühle für mich haben würde, das hatte er mir sehr deutlich gemacht, aber es war mir gleich. Ich hätte mir einfach vorgestellt, dass er mich wollte und vielleicht hätte er es sogar vorgespielt, wenn du es von ihm verlangt hättest. Das hätte mir gereicht. Er wäre sicher nett zu mir gewesen, weil ich mich ja um das Kind kümmern sollte-“

Sie verstummte schlagartig. Lion schlief beinahe. In diesem Augenblick wurde mir klar, wie viel ich gehabt und wie viel ich für den Kleinen in meinen Armen riskiert hatte. Nicht, dass ich es bereute, aber… ich hatte es einfach nicht gesehen.

„Als du dann zurück kamst und mich aufgefordert hast zu gehen… ich hatte mir alles schön zu Recht gelegt und dann zerstörtest du meine Hoffnung. Alles fiel wie ein Kartenhaus zusammen.“ Sie atmete tief ein und aus. „Nela kam oft zu uns. Ich sah sie immer wieder. Wenn ich es nicht aushielt, ging ich. Ich musste wegen ihr von meiner Familie weg, so fühlte es sich an. Dass Irina mitkam, war selten ein Trost. Erst nimmst du mir Edward und das Kind weg, dann auch noch meine Familie. Das habe ich gedacht und es tut immer noch weh“, gestand sie mit tiefem Ton. „Jedes Mal wenn ich Nela gesehen habe, wenn Carmen mit Esme telefoniert hat, wenn der Begriff ‚Cullen’ fiel, wenn ich eine ruhige Minute und zu viel Zeit zum Nachdenken hatte, dann… es tat weh“, gab sie schließlich zu. „Wenn ich jetzt daran denke, schmerzt es noch immer. Nicht wegen dir, sondern weil eine Hoffnung zerstört wurde und ich dann so viele Jahre nur gehasst habe. Vergeudete Jahre…“

Sie schwieg. Die Hände an der Stirn, der Körper nach vorne gebeugt. Ich war mir nicht sicher, was ich von all dem zu halten hatte.

„Warum sagst du mir das alles, Tanya?“, fragte ich offen.

Sie brauchte ein paar Minuten, bis sie antwortete: „Damit du mir verzeihen kannst. Ich weiß, ich bin dir gegenüber distanziert und wahrscheinlich wirke ich ungläubig, aber ich will das nicht länger zwischen uns stehen lassen. Es war und ist sowieso schlimm genug. Ich habe nie das Recht gehabt, auch jetzt nicht, in irgendeiner Weise sauer auf dich zu sein. Es war dein Kind und du hattest zu bestimmen-“

„Tanya, ich hätte dich nicht für meine Phantasien benutzen dürfen“, warf ich ein. „Das war verletzend was ich getan habe und ich bin ganz sicher nicht stolz darauf. Es tut mir leid.“

Sie blickte von ihren Händen auf. Ihr Gesicht hatte etwas schmerzliches, aber nun umso dankbareres. Die Lippen formten ein ganz vorsichtiges Lächeln. „Ich werde es versuchen, ein bisschen wenigstens, wieder gut zu machen. Auch wenn es nicht ganz so ehrlich rüber kommen mag, aber ich werde nicht mehr sauer auf dich sein und bin es auch nicht mehr. Ich verhalte mich von jetzt an angemessen, versprochen.“

„Danke, das bedeutet mir sehr viel.“ Ich blinzelte in kürzeren Abständen, da mich diese Melancholie wieder mitzureißen drohte. Ich wollte Tanya nicht dazu bringen mehr zu offenbaren, als sie es sowieso schon getan hatte und sagte: „Möchtest du Lion mit mir in Bett bringen?“

Tanyas Gesicht wurde weicher. Sie nickte und stand mit mir auf.
 

Sie fragte nach Lion und wie es mir so ginge, wie Nela sich so gab und versuchte ernsthaftes Interesse zu zeigen, doch es fiel ihr sichtlich schwer. Die Gespräche waren steif und von mattem Tone – obwohl wir uns beide bemühten. So einfach wie es sich aussprach, war es nur allerdings nicht. Ich erkannte ihre gute Absicht bzw. wir hatten beide gute Absichten und das zählte. Alles andere würde sich geben.

„Darf ich noch was fragen, bevor die anderen wieder kommen?“ Ich war mir sicher, dass das nicht mehr allzu lang dauern würde.

Tanya nickte fragend.

„Was hat Edward dir vorhin gesagt?“, wollte ich wissen. Es wäre galanter gewesen ihn zu fragen, doch die Denalis würden noch eine Zeit lang bleiben und ich würde Edward nicht darauf ansprechen, wenn Tanya uns hören konnte – und nun siegte die Neugier.

Tanya schnaubte mit einem halben Lächeln. „Wir haben uns wegen unseres Streites ausgesprochen“, berichtete sie. „Und dann hat er mich noch eindringlich gewarnt“, sie grinste, „dich nicht aufzuregen oder dir Vorwürfe zu machen. Ich wisse genau, dass das nicht edel von dir war, aber gewiss nicht deine Schuld.“

Ich nickte nachdenklich und kniff dann die Augenbrauen zusammen. „Gewarnt?“

„Gebeten“, verdeutlichte sie, „aber ich wusste, wie ich das zu verstanden hatte.“

Ich öffnete den Mund um noch etwas zu sagen, doch Tanya wand den Kopf zum Fenster und murmelte: „Sie kommen.“
 

Sobald die Anderen wieder da waren, war die Stimmung prompt völlig verändert. Leichter, lebendiger. Ich nutzte das um Alice zu danken; vorhin war mir nicht danach gewesen. „Danke liebe Alice für den kleinen Garten! Du bist ein Genie!“, lobte ich und schlang die Arme um sie.

Sie machte sich härter, als sie sowieso schon war, und verschränkte die Arme. Mit gespielt beleidigtem Gesichtsausdruck thronte sie: „Das war nur zum ansehen, nicht zum anfassen.“

„Ähm, es war ja auch sehr hübsch, wirklich“, stammelte ich peinlich berührt.

„Fragt sich nur, wie lange das so war“, entgegnete Alice schlagfertig.

Alle stimmte in Alice’ Lachen ein. Die ungewohnte Offenheit, im Kontrast zur Bedrückung von eben, erfasste mich schlagartig. Die Denalis schienen zu verstehen. Na ja, sie waren schließlich schon etwas hier und… ich konnte erahnen- wer weiß was und wie ausführlich ihnen erzählt würde- ich mochte gar nicht daran denken.

„Schläft er?“, fragte Edward und legte einen Arm um meine Taille. Ich nickte, während er mich zum Sofa zog, wo schon ein paar Platz genommen hatten. Ich setzte mich neben Nela.

„Du hast richtig schöne Sachen ausgesucht“, Nela deutete mit dem Kinn zur Wohnzimmertür (sie sprach von den Einkaufstüten dahinter), „aber warum einen Elefanten?“

Nela beäugelte das Plüschtier in dem leeren Maxi Cosi zu unseren Füßen. Alice brachte gerade die Tüten aus dem Flur herein.

„Wäre ein Löwe nicht passender gewesen?“, fand Nela mit einem fragenden Lächeln.

„Vielleicht, aber deshalb hab ich den Namen nicht ausgesucht“, entgegnete ich.

„Und warum dann?“, fragte Edward, der eine Haarsträhne von mir immer wieder durch die Finger gleiten ließ.

„Ich finde, es klingt nach Licht“, antwortete ich Schultern zuckend. „Fand die Assoziation ganz hübsch.“

Edward und Nela kicherten, während Alice bereits die Einkaufstüten nacheinander durchsah. Ich sah ihr an, wie sie innerlich immer ein Kommentar dazu abgab.

„Nichts Gutes dabei?“, neckte ich sie.

„Hm“, machte sie mit angestrengtem Gesicht, „ich schätze nein. Alles blau.“ Sie seufzte theatralisch. „Nur wozu brauchst du das?“, fragte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen und hielt das Babyphone hoch.

„Ach ja!“, stieß ich hervor und nahm ihr die Packung ab, die ich nun Edward hinhielt. „Könntest du dich darum kümmern? Ich fürchte, du bist da geschickter, als ich drin…“, bat ich ihn.

Edward nahm es mir mit einem angestrengten Gesichtsausdruck nickend ab.

„Wie auch immer“, war Alice’ Kommentar. „Ich hab Fotos für Gabriel. Mal hier mal da gemacht, schau mal, ob da welche dabei sind, die dir gefallen.“

Sie reichte mir einen kleinen Stapel. Ich seufzte langsam und versuchte mein Gesicht nicht allzu traurig wirken zu lassen. Ich überflog die Bilder sehr rasch, sie waren alle rund um gelungen, und sah in die Runde.

„Möchte jemand von euch Bilder? Von Lion? Ich brauche sie nicht mehr…“

„Aber klar, gerne“, kam es von Carmen und auch die Anderen waren auch nicht abgeneigt.

Alice blickte mich mit zusammengekniffen Augenbrauen an, doch erwiderte nichts mehr, da Carmen mit Blick auf die Fotos sagte: „Magst du uns erzählen? Wir würden alles gerne wissen.“

Die anderen nickten eifrig und stimmten zu. Ich schaute kurz in Tanyas Gesicht und es wirkte besonnen und ehrlich. Auch sie wollte es hören.

Mit Ergänzungen meiner Lieblingsvampire erzählte ich.
 

„Und zur Taufe seid ihr natürlich auch alle eingeladen“, verkündete ich am Schluss.

„Ihr lasst ihn taufen?“, fragten Kate und Irina gleichzeitig.

Ich nickte breit lächelnd. „Ja, nur wann und wo und so wissen wir noch nicht.“ Ich nahm Edwards Hand.

„Ich glaube, das hat es auch noch nie gegeben“, lachte Eleazar.

„Neee religiöse Vampire haben selbst die Volturi noch nicht erfunden“, witzelte Irina und merkte sofort, dass sie in ein Fettnäpfchen getreten war, als Emmett und Nela zusammen zuckten. Ich konnte es mir so eben verkneifen.

„Nicht wegen der Religion oder so“, sprach ich, damit es nicht allzu unangenehm wurde, „sondern weil ich finde, dass das ein schönes Ritual ist und dazugehört.“

„Aber Nela habt ihr nicht taufen lassen oder?“, wollte Kate wissen.

„Nein, ähm, wir… also damals…“, druckste ich herum.

„Ich hätte mich sowieso geweigert“, schritt Nela lachend ein. Sie rettet mich nun zum zweiten Mal aus einer sehr unangenehmen Situation.

„Ich fürchte auch“, flachste Emmett. „Sturkopf.“

Nela streckte ihm die Zunge raus.

Ich musste mitlachen. Die Zwei waren wirklich zu niedlich.
 

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Würde mich über Kommis riesig freuen
 

Zu guter letzt, hab ich auch noch ein kleines Special ^^

Ich war vor ein paar Monaten mal so frei, man macht ja sonst nix-.-, einen Trailer mir zusammen zu basteln für Incomplete ^^ den hab ich dann jetzt mal wieder ausgegraben und dann doch mal bei youtube hochgeladen. Bin kein Spezialist (ganz im Gegenteil) und das ist jetzt auch keine sonderlich bravouröse Leistung, aber ich hatte total spaß daran Sätze mit Videos und Musik zu verbinden ^^ vllt hab ihr ja auch spaß beim zusehen ^^

http://www.youtube.com/watch?v=QCZAvLJj3rk

http://www.youtube.com/user/Fane2504



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  jennalynn
2011-10-20T12:33:34+00:00 20.10.2011 14:33
Also naja irgedwie ist das alles komisch.
Bella sagt immer nur:
Unser Sohn!
Ich Edward und Lion!
Meine beiden Männer!
Jetzt hab ich Lion!
Edward Lion und die anderen!
Aber wo ist NELA.
Sie erwähnt sie nie wenn sie an ihre kleine Familie denkt.
Die in ihren Gedanken immer nur aus
EDWARD ICH UND LION besteht.
Von: abgemeldet
2010-05-21T14:54:55+00:00 21.05.2010 16:54
Eine der besten Geschichten, die ich bis jetzt von den Cullens und Bella gelesen habe.... Normal bin ich kein Fan von anderen "Twilight" Geschichten, aber die finde ich echt super und einfach toll zu lesen. Freue mich schon, wenn ein neues Kapitel kommt... LG
Von: abgemeldet
2010-05-18T14:50:53+00:00 18.05.2010 16:50
ui endlich wieder normales Familienleben soweit das bei den Cullens möglich ist.^^
Was ich von Tanja halten soll weiß ich aber noch nicht. Einfach so verzeihen? Ob ich das könnte? Ich weiß es nicht
Von: abgemeldet
2010-05-18T14:05:21+00:00 18.05.2010 16:05
Oh ha, das wird ja später sicher mal die typische Vater-Sohn Beziehung... xD Ich hoffe das bessert sich noch, und bin gespannt was noch so passiert. :)

Liebe Grüße Lolo
Von: abgemeldet
2010-05-18T13:35:44+00:00 18.05.2010 15:35
echt super kapi
freu mich schon sehr aufs näcshte
Von:  Twilight-Nicki
2010-05-18T10:52:43+00:00 18.05.2010 12:52
Das war ein tolles Kapitel.
Entweder kam es mir nur so vor oder Bella hat wirklich begriffen, das sie
nicht 24Std an Lion hängen kann.
Das war ja echt schon zuviel.
Aber wir werden sehen.
Das Tanya sich entschuldigt hat find ich grosse Klasse.

Bin nun sehr gespannt wie es weiter geht und ob Lion sich endlich besser
mit seinem Papa abfinden kann.
Also das er ihn mehr an sich ran lässt.

Bis bald
Von: abgemeldet
2010-05-18T06:10:05+00:00 18.05.2010 08:10
Also ehrlich gesagt trau ich dem Braten mit Tanya noch nicht so wirklich.Das kommt mir alles irgendwie ein bißchen zu plötzlich und dann noch dein Hinweis das Ed ihr praktisch einen Maulkorb gegeben hat.
Na ja wir werden sehen.

Ehrlich gesagt hat mich die Stelle etwas traurig gemacht wie Ed Lion schnell wieder in sein Bettchen gepackt hat. Warum nutzt er so einen Gelegenheit nicht. Aber dann muß Bella ihn auf der anderen Seite trösten das er fast nichts von ihm weiß.
Dann soll er ihn kennen lernen, verflixt und zugenäht und das kann er nicht wenn er sich nicht mit ihm beschäftigt.
Lion muß endlich spüren das er auch einen Vater hat der ihn liebt, aber im Mom frag ich mich echt ob Ed das überhaupt kann.

Ansonsten wieder ganz toll geschrieben.
GLG
nigg
Von:  Yuki_Salvatore
2010-05-17T22:43:12+00:00 18.05.2010 00:43
hach...wieder ein tolles kapi *__*
ich finds auch i-wie süß wenn bella edward mal ein bissl aufmuntert ^^ keine ahnung wieso aber das is auch wenigstens mal was anderes XDD und er muss sich da wirklich keine vorwürfe machen...ich glaub diese reaktion von ihm versteht jeder.

das gespräch mit tanja fand ich auch sehr gut ^^ hat zwar lange auf sich warten lassen aba nyooo vampire haben ja zeit xDDD

joa ansonsten habsch nix mehr zu sagen...außer das es wieder mal eine freude war zu lesen <33


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