Die Neue
Wieder einmal musste ich in eine neue Stadt ziehen. Viel zu lange war ich bereits in der alten Stadt geblieben. Wäre ich nicht bald von dannen gezogen, dann wäre mein Geheimnis wohl gelüftet geworden. In der Regel wandere ich von Stadt zu Stadt alle drei bis fünf Jahre. Was mich so lange in der alten gehalten hat? Wenn ich nun darüber nachdenke, dann weiß ich es nicht. Denn die Gegend war so gesehen nicht wirklich die beste. Sie hatte keinen guten Ruf und sah so an sich auch nicht gerade einladend aus. Dennoch blieb ich dort viel zu lange. Lag es vielleicht daran, dass ich dort immer die Möglichkeit hatte mich mit Jugendlichen anlegen zu können? Lag es daran, dass ich dort meine Fähigkeiten immer ziemlich gut unter Beweis stellen konnte? Ich weiß es nicht. Aber eins, dass weiß ich und zwar, dass so viel fest steht: Ich bin froh, dass ich dort nicht mehr bin.
Denn meine neue Stadt ist so viel schöner, auch wenn ich nicht in der besten Gegend lebe. Meine Wohnung ist schlicht und einfach gehalten. Nichts besonderes. Was nützt mir auch eine Wohnung, die mit den teuersten Sachen ausgestattet ist, wenn ich sowieso fast nie zu Hause bin? Richtig. Nichts. Da behalte ich lieber mein Geld und gebe es für andere Sachen aus, auch wenn ich eigentlich keine besonderen Vorlieben habe. Aber wer weiß schon, für was ich es später gebrauchen könnte.
Wie gesagt, meine Wohnung ist einfach gehalten und zusätzlich auch nicht gerade die größte. Aber für mich reicht es vollkommen. Ich habe ein kleines Wohnzimmer mit einem weißen Sofa, ein kleines Badezimmer, Küche und ein Schlafzimmer. Brauch der Mensch etwa mehr? Eigentlich doch nicht, vor allem, wenn man alleine lebt. Und somit gebe ich mich mit dem zufrieden, was ich habe. Und es reicht mir vollkommen.
Die Sommerferien waren gerade vorüber und das neue Schuljahr fing gerade erst an. Zur Zeit gehe ich aufs Gymnasium in die 11. Klasse der Oberstufe. Und ich muss sagen, dass ganze gibt mir rein gar nichts. Liegt vielleicht auch daran, dass ich es nicht zum ersten mal mache und das mich das ganze eh nicht interessiert. Aber das ist nun wieder eine andere Geschichte, zu der man später vielleicht noch kommen wird...
Montag Morgen. Der schlimmste Tag in der Woche jedes Schülers. Immer dieses frühe aufstehen, sich aus dem Bett quälen und dann auch noch in die Schule zu müssen. Dabei waren die Ferien doch gerade erst so schön gewesen. Und wie immer natürlich viel zu kurz. Wer kennt es auch nicht? Ferien können gar nicht lang genug sein. Gerade haben sie angefangen, so sind sie auch gleich wieder um.
Langsam machte ich gegen sieben Uhr meine Augen auf, wie immer hatte ich mich die halbe Nacht in der Stadt herum getrieben und habe Ausschau nach etwas neuem gehalten. Doch leider hatte ich nichts gefunden. Zumindest nichts relevantes. Quälend und völligst lustlos hievte ich mich aus meinem warmen und gemütlichen Bett, um mich in aller Ruhe anzuziehen. Immerhin war es nun gerade mal kurz nach Sieben und ich hatte doch noch bis acht Uhr zeit. Und außerdem brauchte ich doch eh nur eine gute dreiviertel Stunde bis zur Schule. Ja, das war typisch ich. Bloß nie zu früh dran sein, lieber zu spät. Wie heißt es doch auch so schön: Besser spät als nie. Ja, das war mein Motto. Danach lebte ich. Nachdem ich es doch irgendwann einmal endlich geschafft hatte machte ich mich auch auf dem Weg. Und spätestens als ich draußen war, wäre ich am liebsten wieder rückwärts gelaufen. Super Wetter. Wie ich es doch hasse. Und dazu auch noch diese Sonne. In meinen Augen gab es nichts schlimmeres. Es dauerte einige Zeit, ehe sich meine Augen daran gewöhnt hatten. Und so machte ich mich dann 'endlich' auf den Weg zur Schule. Nachdem ich den tollen Fußmarsch hinter mir hatte, konnte ich auch gleich hinein gehen. Nicht einmal mehr die Zeit um noch eine rauchen zu können hatte ich. Und darüber hätte ich mich auch schon wieder aufregen können. Ich meine, wer hat es bitte erfunden, dass Schule um acht Uhr Morgens anfangen muss. Ich sicherlich nicht. Und so viel stand fest. Der, der das erfunden hatte, wurde bestimmt gehängt, vielleicht auch gesteinigt. Doch das war noch nicht meine Zeit. Von daher kann ich es leider nicht beurteilen. Was ganz eventuell sogar für die betroffene Person besser war...
Unsere Schule ist nicht gerade die kleinste, denn immerhin lebe ich nun, im Vergleich zu vorher in einer Großstadt vergleichbar mit Tokio. Die Schule fasst insgesamt an die 2000 Schüler, sollte ich mich recht erinnern, wo es eigentlich nicht gerade leicht ist von allen gekannt zu sein. Anders ist das bei mir. Mich kennt und fürchtet die ganze Schule. Viele vermeiden es mir dumm zu kommen, was für sie wirklich besser ist. Warum mich alle kennen? Nun, wenn man dort seinen ersten Tag hatte und sich gleich mit einer der Schulgangs in den Haaren hat und den Kampf auch noch gewinnt, dann ist das eigentlich ein Kinderspiel. Über Nacht kennt dich dann jeder auf der Schule und geht dir, so gut es irgendwie möglich ist, aus dem Weg. Auf diese Weise kann man wirklich bekannter werden, als manch andere Leute.
Ich blickte auf eine der Uhren an der Wand. Unglaublich, ich hatte sogar noch ein paar Minuten Zeit. Um genau zu sein: Es waren zwei. Ich sah mich kurz in der Eingangshalle um, um herauszufinden, in welchen Raum ich nun musste. Und schnell stellte ich fest, dass der Direktor allem Anschein nach tierische Langeweile in den Sommerferien hatte. Anstatt, dass die ganze Schule noch grau in grau war, waren die Wände bald kunterbunt angemalt. Schrecklich. Hier ein paar Bilder, die wahrscheinlich einer der Kunstkurse gemalt hat und ansonsten erstahlten die Wände in einem weiß. Fast kam ich mir vor wie in einem Krankenhaus. Ja, diese Schule erweckte nun wirklich den Eindruck davon. Ich schüttelte meinen Kopf und machte mich auf die Suche nach dem schwarzen Brett. Dort angekommen warf ich nur einen schnellen Blick über die Zettel, welche dort hangen, ehe ich dann auch schon meinen Raum gefunden hatte. Warum musste ich bitte im obernsten Stockwerk Unterricht haben? Die Welt war sowas von ungerecht. Seufzend ging ich im Treppenhaus die Stufen nach oben. Anfangs wollte ich erst anfangen die einzelnen Stufen, aus reiner Neugierde, zu zählen. Doch das verkniff ich mir dann gerade eben noch so.
Gefühlte 500 Stufen später war ich dann auch endlich oben angekommen und ging, dieses mal etwas schneller, zu meinem Klassenraum. Denn immerhin hatte ich nun schon weitere zehn Minuten vergeudet. Ergo: Ein Anschiss war vorprogrammiert. Aber was interessierte mich das? Nichts. Genau so sieht es aus. Ich sah es auch nicht ein anzuklopfen. Stattdessen griff ich nur nach der Türklinke und trat hinein. "Sorry für die Verspätung..Ich habe verschlafen", meinte ich nur ohne meinen Klassenlehrer anzusehen, geschweige denn ihn zu begrüßen. Ich sah mich nur schnell in der Klasse um und was ein Glück, ein Platz ganz hinten an der Wand war noch frei. Nein, nicht nur einer, daneben war noch einer frei. Hatte das etwas zu bedeuten? Ich wusste es nicht und ging durch den Gang zu meinem Platz um mich zu setzen. "Guten Morgen heißt das!", maulte der Lehrer auf einmal los. Wahrscheinlich war er wohl auch noch am schlafen gewesen. "Eins muss man dir ja lassen, Sasuke. Kaum fängt das neue Schuljahr an, bist du wieder zu spät. Warum sollte sich über die Ferien auch etwas geändert haben... Willst du dich eigentlich jemals ändern? Oder dich mal anstrengen?" Ich verdrehte nur die Augen. Das konnte doch nicht wahr sein. Gerade der erste Tag, dann auch noch so früh am Morgen und was ist? Man bekommt auf der Stelle einen Fussel an die Backe gelabert. Es gibt doch nichts schlimmeres. Doch so viel stand fest, bald würde ich eines besseren belehrt werden. "Ich soll mich ändern? Tut mir ja leid. Aber bei mir sind Hopfen und Malz verloren. Da gibt es keine Hoffnung mehr. Und außerdem ist es dazu auch schon ein paar Jahre zu spät!", raunte ich ihm nur entgegen, lehnte mich genüßlich zurück und starrte an die Decke. Was ich nur noch vom Lehrer sah, war, dass er mit dem Kopf schüttelte. Die typische Bewegung der Lehrer, wenn es um mich ging. Das war bestimmt eine Krankheit und hoch ansteckend... "Sie wissen doch, dass das bei Sasuke normal ist. Warum regen sie sich eigentlich noch darüber auf?", ertönte auf einmal eine Mädchenstimme. Ino. Na super. Wie sehr hatte ich dieses Gör eigentlich vermisst? Ich musste kurz überlegen. Gar nicht, genau, dass war es. So etwas wie sie kann man auch nicht vermissen. Solch eine krächzende Stimme und immer dieses Auftreten... Nein, dafür fehlen sogar mir die Worte. Ich meine, so an sich sieht sie ja wirklich gut aus. Ich meine, welcher Kerl würde bei so einem Körper nicht "Nein" sagen? Aber dennoch ließ ich die Finger von ihr und dies hatte verschiedene Gründe.
1. Was will ich mit einer, die eh dumm wie Brot ist?
2. Würde sie dann auch viel zu gefährlich leben.
3. Brauch ich niemanden an meiner Seite.
"Genau", ertönte es aus einer anderen Ecke, "Warum ignorieren sie ihn nicht so, wie die ganzen anderen Lehrer auch? Ich meine, es ist doch sein Problem, wenn er deswegen schlechte Noten bekommt. Und uns erspart es sicherlich eine Menge Nerven!"
Shikamaru. Es konnte doch wirklich nur von diesem Streber kommen. Wer hätte es auch anders erwartet? Wahrscheinlich niemand. Er war immer einer, der seinen Senf zu allem dazu geben musste und nicht ein einziges mal seinen Mund halten konnte.
Aber es gab noch einen Menschen in meiner Klasse, den ich noch weniger leiden konnte. Und dieses war Naruto. Ich meine wir alle waren im Schnitt zwischen 17 und 19 Jahre alt. Doch dieser Junger verhielt sich, zumindest noch im letzten Schuljahr, wie ein Kleinkind. Er war derjenige, der bestimmt öfters vom Lehrer ermahnt wurde als ich, da er nur eines konnte und zwar den Unterricht stören. Doch erst jetzt bemerkte ich, als ich zu ihm rüber sah, dass er sich doch ziemlich verändert hatte. Irgendwie, so schien es mir, war er nicht mehr der Naruto, den ich noch vor den Sommerferien kannte. Seine Haltung und Mimik hatte sich vollkommen verändert. Er wirkte so viel ernster und nachdenklicher. Na sowas, es geschehen wohl doch noch Wunder. Und dennoch sah er auf der anderen Seite umso mitgenommener aus. Naja, was solls, was ging es mich an? Ich für meinen Teil halte mich da lieber raus. Ist eh seine Sache, was er tut und was nicht. Und wenn ich wirklich wollte, dann würde ich auch dahinter kommen...
"Wahrscheinlich habt ihr recht!", kam es nach geraumer Zeit von dem Lehrer als Antwort, "Wird wohl wirklich besser sein, wenn wir unsere kostbare Zeit nicht damit verschwenden uns über andere Leute aufzuregen!" Während er dieses sagte, schwenke er seinen Blick zu mir herüber und versuchte allem Anschein nach wohl, mir einen etwas finsteren Blick rüber zu werfen. Uih, mir schlottern ja schon die Knie. Innerlich verdrehte ich nur die Augen. Wollte er sich absichtlich lächerlich machen? Wahrscheinlich.
Es entstand wieder eine kurze Pause, ehe er dann mal endlich fort fuhr. Denn wir alle im Raum wussten, war er noch lange nicht fertig. Denn dieser Lehrer hatte diese komische Eigenschaft immer so anzuhalten, dass man davon ausgehen konnte, er wäre fertig. Wo jeder normale Mensch nicht fertig wäre, so wäre er es auf jeden Fall.
"Was ich euch allen noch mitteilen wollte ist, dass wir eine neue Schülerin bekommen. Und tut mir bitte einen Gefallen und seit so nett wie möglich zu ihr!", sein Blick galt der ganzen Klasse, "Sie ist nicht gerade eine der reichsten und dieses sieht man ihr auch an. Von daher haltet euch einfach ausnahmsweise ein klein wenig zurück!"
"Na super!", ertönte es aus einer anderen Ecke des Raumes.
Ich muss sagen, dass die Begeisterung bei allem ziemlich in Grenzen lag. Keiner schien sonderlich davon angetan zu sein. Na gut, warum auch? Eigentlich kamen alle hier in der Klasse gut miteinander aus. Wie gesagt, eigentlich. Es gab immer den ein oder anderen der natürlich aus der Reihe springen musste und im Moment war das, allen Anschein nach Naruto gewesen.
"Wie gesagt, seit nett. Wenn man neu in eine Klasse kommt, ist das keine leichte Situation!", murmelte der Lehrer vorne nur noch in sich hinein.
Was war nun denn los? Hatte es ihm die Sprache verschlagen? Ich schüttelte nur kurz den Kopf und damit war die Sache in meinen Augen auch schon erledigt.
"Ja ja..ist ja schon in Ordnung. Wir werden sicherlich ganz lieb sein! Aber mal eine Frage, wann soll die hier eigentlich auftauchen?", meinte Ino nur noch mit einem fiesen Grinsen im Gesicht, weswegen einige anfangen mussten zu lachen. Denn jeder wusste, was sie meinte und das war ganz bestimmt nicht das, was sie gerade sagte. Ich für meinen Teil hielt mich daraus, denn ich hatte mit den meisten hier eh nichts zu tun, worüber ich auch ziemlich froh war.
"In den nächsten paar Minuten sollte sie eigentlich hier sein, da ihr noch die Schule gezeigt wird."
Kurz ging noch ein allgemeines Gemurmel durch den Raum, ehe dieses dann auch aufhörte.
Es verstrichen noch ein paar Minuten, ehe dann auch die Tür aufging und der Direktor mit der kleinen hinein kam: "So, hier ist deine Klasse. Viel Spaß dann noch." Sie nickte nur und sah sich flüchtig in der Klasse um. Also wirklich super sah sie ja wirklich nicht aus. Es gibt hier ja viele Schüler, die kein Geld haben, aber die haben immerhin noch darauf geachtet, dass es nicht so auffällt, doch bei ihr? Nun, da konnte man es schon von einer Meile Entfernung sehen, dass sie mehr als nur arm war. Ihre Haare waren rosa und ziemlich zottelig, ihr Klamotten welche sie trug, waren sicherlich schon einige Jahre alt und hatten auch schon einiges miterlebt, da hier und da auch schon ziemlich viele Löcher in der Hose waren.
"Also meine Lieben, das hier ist Sakura Haruno." Von ihr ertönte nur ein leises "Hi", ehe sie dann auch wieder auf den Boden sah und auf die nächste Anweisung von dem Lehrer wartete.
"Dort hinten ist noch ein Platz frei. Bitte setz dich dort, da wir endlich mal mit dem Unterricht fortfahren können."
Das durfte doch jetzt nicht wahr sein oder?
Warum mussten wir bitte eine Neue bekommen? Und noch viel eher, warum muss die unbedingt neben mir sitzen? Ich schnaufte nur auf und sackte weiter am Stuhl runter. Dabei hatte ich doch immer so gut dafür Sorge getragen, dass nie jemand neben mir sitzt. Und nun? Nun war alles für die Katz. Langsam setzte sie sich auf den Stuhl und blickte flüchtig zu mir herüber. Aus dem Augenwinkel warf ich ihr nur einen kurzen Blick herüber, der schon alles sagte: Ich will nichts mit dir zu tun haben.
Warum sollte ich auch? Also ich hab ja schon wirklich vieles auf der Welt gesehen, aber so etwas? Wie herunter gekommen konnte ein Mensch eigentlich sein? Oder wie armselig? Gut, wahrscheinlich konnte sie da nichts zu, aber dennoch. Ich würde doch zusehen, dass es nicht ganz so offentsichtlich ist, wie es die anderen auch machen. Ich kam nicht darüber hinweg.
Immer mal wieder blickte sie zu mir herüber und genauso schnell auch wieder von mir weg. Das sollte mal einer verstehen. Ich seufzte nur kurz und starrte wieder vor mir her, wie immer. Ich hatte nicht einmal mehr mitbekommen, dass der Lehrer bereits mit dem Unterricht angefangen hatte, was mir ehrlich gesagt auch ziemlich egal war, aber immerhin hatte ich das gerade noch so feststellen können, ehe ich auch wieder in meinen Gedanken versunken war.
Ich war ziemlich fasziniert, dass die Zeit doch so schnell umging. Sogar sehr viel schneller, als ich es sonst immer in Erinnerung hatte. Diese schreckliche Klingel weckte mich aus meinen Träumen und seufzend rappelte ich mich langsam auf und warf noch mal einen Blick zu dieser Sakura. Auf ihrer Hälfte des Tisches lag offen ihr Collegeblock herum und schnell stellte ich fest, dass sie wohl wirklich ein zeichnerisches Talent hatte. Zwar wusste ich nicht, ob sie es in dieser Stunde gezeichnet hatte, oder aber schon zu Hause irgendwann einmal, auf jeden Fall sprach dieses Bild bald schon Bände. Ich war mir zwar nicht sicher, wen es darstellen sollte, doch hätte ich gut mein Hemd darauf verwetten können, dass sie es sein sollte. Zusammengekauert an einer Wand angelehnt und um ihr herum war alles dunkel. Was das zu bedeuten hatte? Keine Ahnung. Und es war mir eigentlich auch ziemlich egal. Denn warum sollte ich auch ein Interesse an so einer Person hegen? Außer vielleicht an Mitleid. Aber da ich da nicht der Typ zu war, fiel das auch wieder weg. Schnellen Schrittes sah ich zu, so schnell wie möglich nach draußen zu gelangen. Denn wenn ich jetzt eins wollte, dann war es Nikotin. Einfach nur um runter zu kommen, auch wenn ich mich eigentlich nicht sonderlich aufgeregt habe. Aber es ging mir nun nur ums Prinzip.
Zu meiner Freude stellte ich draußen auch fest, dass das Wetter mittlerweile auch gar nicht mehr so gut war, wie es noch vor zwei Stunden war. Mittlerweile war der Himmel bedeckt und es sah sogar ziemlich nach Regen aus. Herrliches Wetter, wenn man mich fragt. Ich ging gelassen über den Schulhof, um mich dort auf eine Bank setzten zu können, von wo ich gut den ganzen Schulhof im Überblick habe. Und die Neue fiel mir auch gleich wieder auf, wie sie dort alleine in der Ecke stand und alle anderen ganz weit weg von ihr. Oh ja, sie war wirklich ein typischer Außenseiter. Passte perfekt in das Schema hinein. Umso besser für alle anderen um sie richtig fertig zu machen. Denn das würden sie so oder so. Und würde sie sich keine Leute suchen, die ihr Deckung geben würden, so würde sie hier sehr schnell ziemliche Probleme bekommen, denn sie war sicherlich nicht diejenige, die sich gut verteidigen kann. Sei es verbal oder nonverbal. Dafür sah sie viel zu schwach aus. Und bestimmt war sie noch schwächer, als sie eh schon aussah.
Nachdem die Pause dann leider auch viel zu schnell wieder vorbei war, hieß es wieder die ganzen Stufen bis in das oberste Stockwerk hoch zu gehen. Ich war mir noch nicht zu hundert Prozent sicher, aber ich hätte sicherlich nichts dagegen gehabt, wenn sie uns immer ein paar Minuten mehr geben würde. So musste man sich doch nur abhetzen, wenn man etwas machen wollte. Seufzend setzte ich mich erneut auf meinen Platz und hoffte, dass die Stunde etwas schneller umgehen würde, als die vorige. Sakura setzte sich wieder neben mich und blickte erneut zu mir herüber. Und wieder verdrehte ich nur meine Augen. Doch das war es noch nicht. "Sag ma, hast du irgendein Problem mit mir, oder warum siehst du mich in einer Tur immer so dumm an?" Sie weitete die Augen und schüttelte so schnell es ging mit dem Kopf, ehe sie woanderes hinsah. "Tut mir leid..", nuschelte sie nur verdammt leise in sich hinein.
Die restlichen Stunden über sah sie mich sogar tatsächlich nicht mehr an. Wahrscheinlich zum Glück für sie. Hatte ich vielleicht doch eine leichte Drohung in meinen Worten mitschwingen lassen? Oder war sie doch schlauer als sie aussah? Ich wusste es nicht. Doch so viel stand fest. Für sie war es alle mal besser, die Finger von mir zu lassen. Denn ich würde bestimmt für nichts garantieren, wenn sie mir richtig auf die Nerven gehen würde. Und das ist bei mir auch nicht sonderlich schwer.
Als es zur Erlösung klingelte, dauerte es auch keine zwei Minuten, ehe alle aus dem Raum verschwunden waren und sichtlich erleichtert waren, den ersten Tag überstanden zu haben. Der erste Tag war sowieso immer der schlimmste. So sagen es zumindest die meisten. Aber viele sind auch der Ansicht, das immer alle Tage schlimm sind.
Ich zündete mir eine Zigarrette an und machte mich auf den Heimweg, der leider zufällig auch auf dem gleichen Weg lag, wie der von Sakura. Langsam trottete ich ihr hinterher. Denn einen anderen Weg, ohne größeren Umweg, gab es nicht. Und schnell bemerkte ich, dass sie immer schneller wurde. Ich hob eine Augenbraue leicht an und fragte mich, was sie wohl für ein Problem hatte. War sie der Ansicht, dass ich ein Massenmörder war? Oder ein Vergewaltiger? Ich wusste es nicht, doch kam es mir wirklich so vor. Denn so schnell wie sie von dannen zog, konnte gar keiner hinterher gucken. Natürlich nur im gehobenen Sinne. Nach gut dreißig Minuten hatte ich es dann auch endlich geschafft und ich beschloss mich vorerst mal wieder etwas hinzulegen. Denn ich musste wirklich etwas Schlaf nachholen. Naja, wenn man ja auch mehr Nacht- als Tagaktiv ist, ist das wahrscheinlich auch kein Wunder...
