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Our Heartbeats

von

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Rebirth — II

Für LOA & Donald, einfach weil ♥

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REBIRTH — II
 

WORDS ARE VERY UNNECESSARY THEY CAN ONLY DO HARM
 

Ich bekam fast die Krise, als ich Will sah. Was zum Teufel machte er denn hier? Für einen Moment hatte ich vergessen, weswegen ich eigentlich hier war, denn in diesem blinden Moment hatte ich das dringende Bedürfnis ihn aus dem Garten zu schleifen und ihn zum Mond zu schießen. Aber das hier war Dions Geburtstag, Will war sein Gast — dafür würde ich Bambi aber noch zur Rechenschaft ziehen — und ich war in erster Linie hier, um mich bei Dion zu entschuldigen. Es war nicht ganz einfach, sich auf diesen Fakt zu konzentrieren, wenn Will hier war, ein weiterer Störfaktor meines Lebens. Ich hatte nie erwartet, wie sehr es mich doch stören würde, dass Dion schon mal einen Freund gehabt hatte.
 

Ich wollte mich gerade auf die Suche nach Bambi begeben, als mir Wills Shirt auffiel. Es war schlicht schwarz und er trug eine offene Jacke drüber, aber der Schriftzug blieb unverborgen: Blink, if you want me. Ich zwang mich, einmal durchzuatmen, rief mir wieder den eigentlichen Grund meines Erscheinens in Erinnerung und wandte mich dann zähneknirschend von Will ab, ehe mein Verstand sich verabschieden konnte und ich mich noch tiefer in die Scheiße ritt. Trotzdem grollte ich lautlos vor mich hin. Was dachte dieser Penner sich eigentlich, hier einfach so aufzutauchen und dann auch noch so ein Shirt zu tragen? Der war doch nicht ganz dicht. Er konnte froh sein, dass es hier so viele Zeugen gab, dass er Dions Gast war und mir nicht allein begegnete, denn sonst … Ich schnaubte.
 

Ausschau haltend schlängelte ich mich zwischen den Leuten durch und kam mir langsam aber sicher ziemlich bescheuert vor mit dem Bund Luftballons in der Hand. Ich konnte Bambi in der Menschenmenge nicht finden, also bahnte ich mir den Weg wieder zur Terrasse — und erspähte Dion neben Will. Bambi schien bestens gelaunt zu sein, er lächelte und strahlte und sah so verboten gut aus, dass ich ihn am liebsten von seinem Ex weggeholt hätte. Vermutlich malte Will sich auch schon aus, wie es wäre, Dion zu verführen. Es wäre mir sogar lieber gewesen, wenn Dion und Will sich gehasst hätten, dann würde ich mich jetzt nicht mit Bambis Exfreund konfrontiert sehen. Aber nein, sie verstanden sich, kamen gut miteinander aus — gut genug, dass Dion Will zu seinem Geburtstag einlud.
 

Seufzend drehte ich mich um und band die Fäden der Luftballons an der Brüstung, die um die Terrasse lief, fest. Dann ging ich zurück ins Haus, streifte im Flur die Schuhe ab und ging nach oben. Das Haus war mir mittlerweile so vertraut, dass ich vermutlich auch im Dunkeln ohne zu stolpern überall hingefunden hätte. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich gleich zurück in meine Wohnung gegangen wäre, aber ich wollte irgendwo sein, wo so viel von Dions Präsenz lungerte, dass ich ihn nicht vermissen musste.
 

Meine Laune war im Moment sowieso nicht gerade auf der Spitze des Empire State Buildings, als war es sicherlich besser, wenn ich die Stimmung seiner Feier mit meiner vergiftete — oder ihn damit konfrontierte. Es war sein Geburtstag und mir ging es Scheiße. Das passte nicht zusammen. Ich wäre egoistisch gewesen, wenn ich ihm von den aktuellsten Ereignissen und meinem Innenleben berichtet hätte. Auch wenn ich Bambi in diesem Augenblick lieber bei mir gehabt hätte, nur für mich und am besten so weit weg von Will wie nur möglich.
 

Ich betrat Dions Zimmer und ließ die Tür hinter mir zufallen, ehe ich mich aufs Bett legte. Alles hier roch nach ihm. Sein Duft klärte meinen Kopf ein bisschen, als ich meine Nase in seinem Kissen vergrub. Dion war vielleicht im Moment der einzige Angelpunkt, der mich davon abhielt, irgendetwas Dummes zu tun. Nichts Selbstmord-Dummes, sondern eben … etwas Dummes. Ich umarmte das Kissen, drehte den Kopf zur Seite und schloss die Augen. Von draußen drang das durch das Fenster abgeschwächte und dumpfe Stimmgewirr in den Raum. Zu gern hätte ich Dions Geburtstag mit angemessener Laune mit ihm gefeiert. Jetzt traute ich mich nicht mal, auf Bambi zuzugehen, während er mit seinem Ex sprach. Im Normalfall hätte mich das nur angespornt, dazwischen zu gehen.
 

Ein leises Klicken der Klinke verriet mir, dass die Zimmertür geöffnet wurde.
 

»Hier bist du«, sagte Dion, ehe ich den Kopf wenden konnte, um nachzusehen, wer es war. Leise schloss er die Tür hinter sich und kam zu mir herüber. Ich drehte mich auf die Seite, um ihn anschauen zu können, als er sich auf den Bettrand setzte. Er wirkte besorgt. Und er wusste, dass ich da war.
 

»Hier bin ich«, echote ich leise. »Alles Gute zum Geburtstag.«
 

Ich klang, als hätte man mich gerade verprügelt, aber Bambi schaffte ein kleines Lächeln. Es war wohl viel zu offensichtlich, dass ich nicht in Feierlaune war, und es tat mir sehr leid, dass er das zu spüren bekam.
 

»Danke«, erwiderte er, während er mich forschend musterte. Eine Weile lang sagte niemand von uns etwas.
 

»Das mit neulich«, begann Dion schließlich langsam und kratzte sich hinter dem Ohr. »Tut mir leid. Dass ich dich so provoziert habe … und alles. Ich war ziemlich kindisch und … taktlos. Tut mir leid, wirklich. Ich hätte wissen sollen, dass ich zu weit gegangen bin. Bitte entschuldige.«
 

»Schon okay«, sagte ich und betrachtete seine verlegene Miene. »Eigentlich hattest du Recht. Ich muss mich bei dir entschuldigen. Weil ich dich blöd angemacht und rausgeschmissen habe, obwohl du dir Sorgen um mich gemacht hast und mir nur helfen wolltest.«
 

»Wollen wir den Teil auslassen, in dem wir uns gegenseitig beteuern, wie leid es uns tut?«, fragte Dion mit einem schwachen Grinsen. Ich kam nicht umhin, ebenfalls leicht zu grinsen. Klang nach einer guten Idee, also nickte ich nur.
 

Langsam legte er sich neben mich, sodass wir einander anschauten. Eigentlich sollte er nicht hier bei mir sein, sondern unten bei seinen Gästen an seinem Geburtstag … aber Bambi war hier oben bei mir. Als würde er spüren, dass etwas nicht stimmte. Als würde er wissen, dass ich nicht grundlos allein hier in seinem Zimmer war. Was würde ich nur tun, wenn Dion sich irgendwann mal keine Sorgen mehr um mich machen würde?
 

»Was ist los mit dir?«, fragte er mich ruhig. Ich sah ihn an. Ich wollte es ihm sagen, ihm alles erzählen und wissen lassen. Ihn festhalten und mich von ihm trösten lassen. Aber das konnte ich nicht tun — nicht heute, nicht jetzt. Das war sein Tag. Er hatte Gäste. Also schüttelte ich nur den Kopf.
 

»Es ist nichts. Du solltest lieber wieder raus gehen. Sie warten sicher alle auf dich«, antwortete ich matt und zwang mich zu einem heiteren Lächeln. Doch offenbar kaufte Bambi mir das nicht ab. Weder erwiderte er das Lächeln, noch machte er irgendwelche Anstalten, aufzustehen und zu gehen. Sonst war ich ein so guter Lügner, aber seitdem ich Dion kannte … bröckelte es.
 

»Lüg mich nicht wieder an, bitte«, bat er leise. Ich seufzte.
 

»Es kann warten. Ich sag’s dir morgen«, sagte ich schließlich. Warum war er so verdammt selbstlos und ich so verdorben egoistisch?
 

»Jeder einzelne da unten hat mich schon gesehen und mir gratuliert. Sie sind beschäftigt. Vermutlich es wird kaum jemandem auffallen, dass ich kurz nicht da bin. Außerdem bist du auch mein Gast und dazu der wichtigste von allen. Der ganze Tag ist nichts ohne dich. Du kannst nicht warten, Ethan, nichts von dir kann es. Und ich will dich nicht warten lassen.«
 

Er war viel zu gut zu mir. Eindeutig.
 

»Aber du hast Geburtstag«, wandte ich ein. Dion verzog die Lippen zu einem Strich. Ich hatte im Moment wirklich keine Lust auf eine Diskussion mit ihm, aber darauf lief das hier hinaus. Er schaute mich ein paar Augenblicke schweigend an, dann seufzte er tief.
 

»Meinst du, ich kann einfach ignorieren, dass du ganz offensichtlich unglücklich bist? Ich hab nächstes Jahr wieder Geburtstag. Und darauf das Jahr und das danach auch. Ich möchte nicht, dass du hier oben bist, allein und offenbar ziemlich … kaputt wegen irgendwas. An meinem Geburtstag. Also sag mir jetzt, was los ist. Dann kann ich dir vielleicht helfen«, sagte Dion und sah mir in die Augen. Er konnte mindestens so stur wie ich sein, wenn er wollte. Ich war ihm dankbar, dass er sich Zeit für mich nahm und dass er mich nicht allein ließ, obwohl er eigentlich einen guten Grund dafür gehabt hätte. Meine Probleme waren ihm nicht egal. Er wollte nicht, dass ich sie mit mir herumtrug und sie still in mich hineinfraß. Er brachte mich dazu, zu reden und nicht völlig allein damit dazustehen. Wie machte er das nur?
 

»Ich war bei Mom«, murmelte ich, während ich ihn anschaute. »Heute. Sie hat einen neuen Mann und zwei kleine Kinder … meine Halbgeschwister. Gwyneth und Terence. Wir haben geredet, sie und ich. Sie hat mir erklärt, warum sie damals gegangen ist, aber noch viel wichtiger … sie hat gesagt, dass sie nicht wortlos gegangen ist. Sie hat damals mit Dad gesprochen und ihn gebeten, mit mir zu reden.«
 

»Warum hat sie das nicht selbst gemacht?«
 

»Wenn ich geweint hätte, wäre sie geblieben«, erwiderte ich. »Sie hätte nicht gehen können, wenn sie mich so traurig gesehen hätte. Und sie meinte, es hätte uns alle nicht glücklich gemacht. Aber sie hat es Dad alles erklärt, nur hat er mir nie ein Wort gesagt. Mom hat auch Briefe und Karten und Einladungen an mich geschickt. Aber Dad hat sie abgefangen. Ich hab nie auch nur etwas davon zu Gesicht bekommen. Dad hat mich die ganze Zeit angelogen … und Mom wusste auch nichts davon.«
 

Still lagen wir nebeneinander und sahen uns an. Irgendwie war ich froh, dass Dion nicht sagte, es täte ihm leid oder dass alles gut werden würde oder irgendwas in die Richtung. Das wollte ich nicht hören. Vielleicht würde es gut werden … irgendwann, wenn ich wusste, was ich denken, fühlen oder glauben sollte.
 

»Wie geht es dir?«, wollte Bambi leise wissen. Ich konnte sehen, dass er mich anschaute, obwohl es mittlerweile dunkel im Zimmer war und nur das Licht der Lichterketten von draußen hereinfiel.
 

»Ich weiß nicht«, erwiderte ich langsam und versuchte, selbst festzustellen, wie es mir ging. »Ich will wütend sein. Auf Mom. Auf Dad. Auf Moms neuen Kerl. Aber … irgendwie bin ich nicht sauer. Ich will das alles nicht mehr wissen. Ich will es irgendwie abhaken und hinter mir lassen. Es soll vorbei sein, einfach … vorbei sein.«
 

Dion griff nach meiner Hand und ich schlang meine Finger um seine. Er rutschte dichter zu mir heran, sodass ich meine Stirn gegen sein Schlüsselbein lehnen konnte. Bambi legte seinen freien Arm behutsam um mich, sein Atem strich über meine Haare. Ich schloss die Augen, während ich seinen Duft einatmete.
 

»Kann ich hier bleiben?«, fragte ich ihn.
 

»Selbstverständlich.«
 

»In deinem Bett?«
 

»Nirgends sonst.«
 

»Danke.«
 

Ich musste lächeln, fühlte, wie sich ein warmes Gefühl in mir breit machte, jetzt, wo ich bei Dion war. Es tat gut, ihm alles erzählen zu können und jemanden zu haben, der zuhörte, ohne irgendwelche falschen Beteuerungen oder Vorschläge zu machen. In diesem Augenblick gab es keinen anderen Ort, an dem ich lieber gewesen wäre als hier. Tess würde vermutlich etwas Schnulziges wie »Hier ist dein Herz zu Hause« sagen, so wie ich sie kannte, aber sie hätte vielleicht auch Recht damit. Vorhin hatte ich sie im Garten gesehen, aber mich ungesehen an ihr vorbeigeschlichen, weil ich mich nicht mit ihr konfrontiert sehen wollte.
 

»Was macht eigentlich Will hier?«, fragte ich nach einer kleinen Weile. Dion regte sich nicht.
 

»Ich hab ihn eingeladen«, antwortete er nur. Ich zog die Augenbrauen zusammen. Das war mir als Antwort nicht genug. Abgesehen davon — jetzt, wo Bambi schon mal hier mit mir im Bett lag, würde ich ihn nicht mehr runtergehen lassen und schon gar nicht zurück zu Will.
 

»Hast du sein Shirt gesehen?«, wollte ich wissen. »›Blink, if you want me‹, ich glaub, ich spinne.«
 

»Das ist doch nur ein Shirt mit einem dummen Spruch. Was hat das schon zu sagen? Hast du Sallys Shirt gesehen? Sie hat zwei Handabdrücke auf über ihren Brüsten. Das ist doch auch keine Aufforderung«, meinte Dion. Er schien sich darum absolut keine Gedanken zu machen. Bambi! Sollte es mich wundern? Ich grummelte leise. Vielleicht sollte ich mich nicht so aufspielen, immerhin war Dion beinahe jeden Tag von Tess umgeben, die schließlich meine Exfreundin war. Aber das war einfach nicht dasselbe. Tess und ich hatten uns getrennt, weil es nicht geklappt hat. Weil wir einander nicht auf sexueller Ebene liebten. Dion und Will … hatten sich wegen des Umzugs getrennt und nicht, weil sie sich nicht mehr geliebt hatten.
 

Und jetzt war Will hier. Der Will, den Dion verlassen hatte, weil er umgezogen war. Was sollte ich denn bitte davon halten?
 

»Hier geht es nicht um Aufforderungen«, brummelte ich unwirsch. »Es geht darum, dass dein Ex ganz offensichtlich nach deiner Aufmerksamkeit geiert. Er hat mich auch gesehen und ich schwöre dir, er war bestimmt nicht sehr glücklich darüber, dass ich hier aufgetaucht bin.«
 

»Bist du etwa eifersüchtig?«, fragte Bambi und er klang sehr belustigt.
 

»Nein«, murrte ich kleinlaut. »Bin ich nicht.«
 

Was so viel hieß, dass ich Will vor Eifersucht am liebsten in kleine Fetzen gerissen hätte … Dion schien das auch so aufzunehmen. Er lachte leise. Ich schnaubte.
 

»Sally, Jonah, Will und ich waren nun mal immer zu viert. Außerdem hasse ich ihn doch nicht und inzwischen ist fast ein Jahr um. Will ist nicht der Typ, der jemandem ewig nachweint. So, wie ich ihn kenne, hat er sich schon jemanden angelacht. Und Sally hat auch gesagt, dass er gerade mit irgendjemandem anbandelt. Sie wird es wissen, immerhin sind die beiden verwandt«, meinte Dion amüsiert, während er mit seinen Fingern Muster auf meinen Rücken malte.
 

Ich setzte mich auf und starrte ihn an. »Sally und Will sind Verwandte?«, wiederholte ich ungläubig.
 

»Cousin und Cousine. Ich hab Will durch Sally kennengelernt«, informierte Bambi mich. Er klang nicht so, als würde ihn das groß stören. Warum zum Teufel erfuhr ich erst jetzt, dass die beiden verwandt waren?
 

»Das sagst du mir erst jetzt?«, fragte ich fassungslos und fühlte mich, als hätte mir jemand ein Brett vor den Schädel geschlagen. Dion schaute mich verwundert an, ehe er sich ebenfalls aufsetzte und die Beine kreuzte. Offenbar schien er das nicht wirklich für eine wichtige Info gehalten zu haben.
 

»Tut es denn was zur Sache?«, wollte er irritiert wissen. Ich öffnete den Mund, um ihm zu antworten, aber mir fiel nichts Gescheites ein. Natürlich, wollte ich sagen, spielte es eine Rolle. Sally saß direkt an der Quelle und konnte Fäden spinnen! Aber das blieb auf halber Strecke zwischen Sprachzentrum, Zunge und Stimmbändern stecken, weil ein Teil meines Hirns das wohl für einen ziemlich bescheuerten Einwand hielt. Also klappte ich den Mund wieder zu.
 

»Sally hat sich noch nie in die Sache zwischen Will und mir eingemischt. Als ich Will kennengelernt habe, da wusste sie selbst noch nicht, dass er auch schwul ist. Und als er und ich uns vor dem Umzug getrennt haben, da hat sie auch nichts zu gesagt. Sie hat nicht versucht, mir das ein- oder auszureden. Du brauchst also keine Angst zu haben, dass sie ihre Finger irgendwie im Spiel hat oder so. Sie hält sich da vollkommen raus«, versicherte Bambi mir mit einem milden Lächeln. Dieser Junge kannte mich einfach zu gut. Als könnte er direkt in mein Hirn sehen und wusste, was ich dachte.
 

»Hmpf«, machte ich dann nur stumpfsinnig und beugte mich vor, sodass ich mit der Stirn gegen Dions Schulter stieß. Er strich mir mit den Fingerspitzen durch den Nacken, während wir so dasaßen.
 

»Ich liebe dich. Nur dich. Ganz egal, wie viel mir die Leute da unten alle auch bedeuten, ohne dich … hätte dieser Tag nichts Besonderes. Und jeder andere auch nicht«, flüsterte Bambi mir zu. Ich schloss die Augen, während ein heißer Schauer meinen Rücken hinab lief. Wie fand er nur immer die richtigen Worte, damit ich mich besser fühlte?
 

Ich hob den Kopf und schaute ihn an.
 

Und dann küssten wir uns. So heiß und ungestüm und hemmungslos, dass ich völlig vergaß, dass es um uns herum noch so etwas wie eine Welt existierte. Dions Hände schienen überall zu sein und meine Finger suchten nach jedem Stückchen, jeder Faser von ihm. Ich fiel hinten über, ließ Dion über mich krabbeln und zog ihn dichter zu mir heran, während sich mir wieder einmal völlig neue Dimensionen von Kuss-Talenten offenbarten. Nichts fühlte sich besser an, als Bambi zu küssen. Seine Hände hatten meinen Pullover hochgeschoben und seine Fingerspitzen strichen fahrig über meinen Bauch, zu meinem Hosenbund und darunter. Ich musste mich zusammenreißen, um ihn davon abzuhalten, seine Hand in meiner Boxershorts zu versenken. Mühevoll hielt ich seine Handgelenke fest und löste mich unwillig von seinen Lippen.
 

»Du …«, ich küsste ihn wieder, »… solltest …«, wieder, »wieder«, wieder, »zu deinen«, wieder, »Gä—«
 

Dion wollte mich wohl nicht ausreden lassen, denn er drückte seine Lippen wieder auf meine, ich meinen Satz beenden konnte. Er versuchte, seine Hände zu befreien und es gelang ihm auch fast. Doch ich riss mich zusammen und schob ihn ein kleines Stückchen von mir.
 

»Geh wieder runter«, ordnete ich keuchend und völlig zugedröhnt von so viel … wie auch immer, an. Bambi verzog den Mund widerwillig und hob die Arme in einem Versuch, sich wieder loszumachen. Ich hielt ihn weiterhin fest, aber er lehnte sich gegen mich. Sein Mund traf meinen mit so einer Zielsicherheit, dass ich mich fragte, ob wir Magneten hinter den Lippen hatten.
 

»Das … läuft nicht … weg«, sagte ich gegen seine Lippen, obwohl ich mir da selbst nicht ganz sicher war. Dion seufzte, löste sich von mir und hockte sich auf meine Beine. Er sah reichlich unzufrieden aus.
 

»Du musst mir versprechen, dass wir das beenden«, wies Bambi mich trotzig an und verschränkte die Arme vor der Brust, nachdem ich sie losgelassen hatte. Ich musste grinsen. Dann beugte ich mich vor, gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund und gab ihm das Versprechen. Er lächelte offensichtlich milde gestimmt dadurch, dass ich ihm mein Wort gegeben hatte, und krabbelte vom Bett.
 

»Kann ich hier oben bleiben?«, fragte ich und schaute Bambi an. »Ich bin lieber allein, als eine Spaßbremse bei deinen Gästen.«
 

»Fühl dich wie zu Hause«, meinte Dion lächelnd. Ich lächelte zurück. Das musste er mir nicht erst sagen. So fühlte sich das hier sowieso an. Er wandte sich um und verließ das Zimmer. Ich lauschte seinen Schritten im Flur und dem leisen, dumpfen Geräusch, als er die Treppe runterging. Als es wieder still war, ließ ich mich rücklings aufs Bett zurück fallen.
 

Was spielte es schon für eine Rolle, dass Dad mir nie die Wahrheit gesagt oder dass Mom eine neue Familie hatte? Ich hatte Dion. Und ich wusste, dass ich niemals an einem ultimativen Tiefpunkt sein würde, solange er bei mir war. Solange er meinen Namen sagte oder mich festhielt oder mich küsste … Solange er bei mir war, gab es nichts, was mich wirklich kaputt machen konnte.
 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war es draußen bereits mehr hell als dunkel. Ich blinzelte verschlafen, ehe ich den Kopf automatisch wandte, um nach Dion zu sehen. Er lag neben mir, bereits wach, und hatte den Kopf auf seine Hand gestützt. Lächelnd schaute er mich an. Seine Haare standen wirr in alle Richtungen ab.
 

»Morgen«, murmelte ich mit vom Schlaf belegter Stimme, bevor ich mich ausgiebig streckte und gähnte. »Wie lange bist du schon wach?«
 

»Noch nicht sehr lange«, erwiderte er leise. Es war ziemlich still. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber es musste vergleichsweise noch recht früh sein. Dion beugte sich zu mir und küsste mich flüchtig auf den Mund.
 

»Wo sind die anderen?«, wollte ich wissen. Ich rieb mir die Augen. Sally, Will und Jonah waren sicherlich noch da und nicht wieder nach Peoria zurückgeflogen.
 

»Sie schlafen im Gästezimmer«, antwortete Bambi. Wir schauten uns schweigend an. Dion sah irgendwie amüsiert aus, beinahe so, als würde ihm irgendetwas durch den Kopf gehen, dass er mir sagen wollte oder so.
 

»Was?«, fragte ich, um es aus ihm herauszukitzeln. Er grinste ein bisschen breiter.
 

»Ich denke nur an deinen Eifersuchtsanfall von gestern«, meinte er verschlagen. »Das war ziemlich … süß. Ich hab immer gedacht, es würde dich total kalt lassen und kam mir deswegen immer so schlecht vor, wenn ich daran dachte, dass du mal mit Tess zusammen warst. Aber jetzt, da ich weiß, dass du auch fuchsig wirst, wenn es um Will geht … das beruhigt mich. Weil ich weiß, dass es dir eben doch nicht egal ist. Und dass ich nicht der Einzige von uns beiden bin, der deswegen mal einen Rappel bekommt.«
 

Ich starrte ihn sprachlos an. »Ich bin nicht süß«, war das einzige, das mein Hirn ordnungsgemäß verarbeitete. Zu dem Rest fiel mir absolut nichts ein. Dion grinste.
 

»Ich weiß«, murmelte er und beugte sich wieder vor, um mich zwischen die Augenbrauen zu küssen. »Du bist rattenscharf, männlich und unwiderstehlich.«
 

»Du kannst ruhig weitermachen mit der Aufzählung«, sagte ich verwegen. Dion lachte leise. Ich setzte mich auf und schaute mich im Zimmer nach meinen Klamotten um. Zum Schlafen hatte ich mich bis auf die Unterhose ausgezogen und mein Zeug achtlos neben das Bett geworfen. Offenbar hatte Dion alles fein säuberlich zusammengelegt, denn meine Klamotten lagen auf seinem Schreibtischstuhl.
 

»Hast du die Luftballons noch?«, fragte ich Dion dann vorsichtig. Vermutlich hatte ihm schon jemand gesagt, dass ich diesen Haufen angeschleppt hatte. Er nickte vehement.
 

»An die durfte niemand ran. Sie sind alle noch da«, sagte er nachdrücklich.
 

»Du musst sie steigen lassen«, meinte ich. »Und dir etwas wünschen.«
 

»Nur, wenn du dabei bist«, meinte Dion, während er die Decke zurückschlug. Ich grinste.
 

Wir zogen uns schnell an und putzten uns die Zähne. Dion hatte extra eine Zahnbürste für mich besorgt, damit ich meine nicht immer mitnehmen musste, wenn ich mal bei ihm schlief. Danach schlichen wir uns durch das stille Haus. Bambis Katzen streunten draußen herum, als wir auf die Terrasse traten. Der Bund Luftballons war immer noch festgemacht an der Brüstung.
 

Es war inzwischen hell draußen und warmes Sonnenlicht strahlte. Ein paar einzelne, größere Wolken zogen über den Himmel ohne dabei bedrohlich zu wirken oder die Sonne zu verdrängen. Dion löste vorsichtig die Fäden und hielt die Luftballons fest.
 

»Jeder Ballon ist ein Wunsch«, meinte ich, doch Dion schüttelte nur lächelnd den Kopf.
 

»Nicht nur. Einige sind Wünsche, einige sind Pläne, einige sind Facetten von uns«, widersprach er mir milde, bevor er seine Finger mit meinen verschränkte. »Aber sie alle pflastern den Weg nach vorn, denkst du nicht auch?«
 

Ich schaute von meinem Freund zu den Luftballons, die über unseren Köpfen schwebten. Damit hatte er vermutlich Recht.
 

»Dann auf den Weg nach vorn«, stimmte ich Bambi lächelnd zu. Er schmiegte sich an mich.
 

»Auf uns«, fügte er hinzu, ehe er die Fäden losließ.
 

Die Luftballons stiegen schnell in die milde Aprilluft hinauf zu den Wolken und schlugen unbekannte Pfade ein. Der Wind trug sie höher, weiter. Der Himmel war erfüllt von bunten Tupfern, die sich davon tragen ließen. Die Sonne warf ihr warmes Licht auf die verschiedenfarbigen Ballons.
 

Und jeder von ihnen war ein Wunsch, ein Plan, eine Facette, ein Moment, eine Erinnerung, ein Herzschlag. Von Dion und mir. Von uns.
 

WHEN ALL OF THIS SURROUNDS YOU, YOU’LL STILL BE MINE
 

___

END



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Kommentare zu diesem Kapitel (20)
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Von:  SweetDesire
2011-07-26T07:40:41+00:00 26.07.2011 09:40
*macht das 20. Review* ICh bin gut daran zu nullen xD
Aber Spaß beiseite, hier gehts um deine Story und joah, ich fang mal an.

Hach ... hach ... hach *schwärm*
*seufz* ... hach ja
Ich bin sprachlos und total im Schwärmfieber. Merkt man aber nicht, oder? xD
Ach ne, ich liebe die beiden und ich bin total fasziniert von den beiden.

Und um ehrlich zu sein wundert es mich, dass ich beide Teile gelesen hab, weil ich normalerweise - wenn ich Slash lese - Yaoi lese und kein Shonen ai. Aber ... das war so süß und ich konnte einfach nicht aufhören zu lesen und und und *ist total begeistert* Und man kann sich auch nicht beschweren, dass da keine detaillierte Erotik drin ist und ehrlich? Es würde auch iwie gar nicht rein passen, aber egal ^-^

Ich könnte die beiden Teil glatt nochmal lesen *grübel* und vielleicht mach ich das auch :D Aber nicht jetzt, später.

Hab ich schon erwähnt, dass ich mich in die beiden verliebt hab? Ich glaub gestern bei dem ersten Teil. Aber egal, so was kann man nicht oft genug sagen ;)

Ich hoffe wirklich inständig - nach dem du mir gestern deinen Plan erzählt hast - das du es schnell in die Realität umsetzt. Ich bin wirklich gespannt darauf.

Aber naja. Du hast mich fasziniert, wirklich ^-^ Also mach weiter so und liebe Grüße, Sweetü :)

Ps: Hab deine Storys auch bei ff.de unter den Favos, wenn du da noch ein Rev magst, sag bescheid und du wirst es kriegen ;)
Von:  Luca191
2011-01-10T07:28:05+00:00 10.01.2011 08:28
Tolle Fortsetzung.
Hat mir sehr gefallen, das bei den Beiden noch bissl was passiert ist.
Gab zwar 1-2 Dinge die ich gern noch gewusst hätte (Will und Dion, und was nun mit Graces Mutter bzw Vater wird) aber ansonsten echt schön. Danke für den FF.
LG Luca
Von:  Midnight
2010-08-19T01:48:05+00:00 19.08.2010 03:48
Waaaahhh, endlich habe ich auch mal die letzten beiden Kapitel gelesen *__*~
Das war alles so rührend, zum heulen schön.
Ich bin froh, das sie sich wieder vertragen haben, das alles so weit geklärt ist. Es ist fast ein bisschen schade, das die Story nun ein Ende hat. Sicher könnte man noch ewig weiter erzählen, wie es danach weiterging und so...aber so wie das Ende ist, so ist es gut.
Sie sind zusammen und sie sind glücklich zusammen. Ich glaube es gibt nichts Schöners als wahre Liebe.

Die Idee mit den Ballons war einfach wunderschön. Auch die Idee mit der Vielfältigkeit ihrer Bedeutung.

"Und jeder von ihnen war ein Wunsch, ein Plan, eine Facette, ein Moment, eine Erinnerung, ein Herzschlag. Von Dion und mir. Von uns."

Ich liebe diese Zeilen =D Ich kann es mir wahrlich vorstellen, wie die Beiden dort stehen, Hand in Hand, aneinander gelehnt. Das hat was sehr romantisches.

Ein wunderschöner Abschluss. Ich liebe diese FF. (Your Smile und Our Heartbeat)

LG Midnight<3
Von:  Samrachi
2010-08-08T14:42:38+00:00 08.08.2010 16:42
schönes ende :)
dass die beiden die luftballons steigen ließen war eine tolle idee, und was diese dann auch noch verkörperten: ♥

Our Heartbeats war wirklich immer wieder schön zu lesen, grace und din sind mir so dermaßen ans herz gewachsen, das ist ja schon schlimm O.o

lg samra ^^
Von:  Curryschaf
2010-08-08T03:17:19+00:00 08.08.2010 05:17
hey..
also, ich hab die geschichte gerade in einem rutsch gelesen und wollte nur sagen, dass ich sie echt toll finde. du beschreibst grace's gefühle wirklich gut, so dass man richtig mitfühlen kann und er hat es ja auch nicht leicht. ich hätt mir zwar noch gewünscht, dass er mit seinem vater darüber redet, dass er ihn angelogen hat, aber vielleicht macht er das ja noch nach dem ende der erzählung. ^^ jedenfalls bin ich froh über das happy end <3
lg
Von:  chaos-kao
2010-08-07T14:18:20+00:00 07.08.2010 16:18
Sooo schön ... ich wünschte, es gäbe noch mehr Kapitel oder noch eine Geschichte mit den beiden ... ;___;
Es ist einfach zu schön um schon zu Ende zu sein!
Von:  XxSnowDropxX
2010-08-06T20:18:43+00:00 06.08.2010 22:18
oh jetzt muss ich weinen, das ende ist ja sooooo schön <3
irgendwie schade das es jetzt schon das ende ist aber es ist ein wunderschönes ende...

lg
Von:  Inan
2010-08-05T23:26:23+00:00 06.08.2010 01:26
Ethan ist so süß, wenn er eifersüchtig ist :DDD
Total süßes Ende, die Luftballons, die am Himmel verschwinden, sind so schön symbolisch <3
Tolle Fanfic, schade, dass sie jetzt vorbei ist~ *-*
Von:  kabocha_sora
2010-08-04T17:46:39+00:00 04.08.2010 19:46
wie schon der erste teil einfach schön ^^

besonders das ende mit den luftballons ;3
super süß^^
Von:  MarukaHazmierski
2010-08-04T09:44:54+00:00 04.08.2010 11:44
echt ein superschönes ende *________*
aber leider muss ich sagen ich bin stinksauer >_______<
MEINE ABSOLUTE LIEBLINGS FF UND NUN SOLLS VORBEI SEIN?!?!?!?! TT_________TT
DAS LEBEN IS NICHT FAIR Q__________Q
grace ist für mich sowas wie ein richtig super guter freund geworden- ich werde ihn soooooooo doll vermissen Q____Q
naja genug gejammert- vll. bekommst du ja doch irgendwann nochmal lust nen dritten teil zu schreiben^^
wenns soweit kommt bin ich zur stelle ;)

lg haruka


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