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23 days - L's Last Note

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Taten

VORWORT
 

Menschen. Geschöpfe mit Gefühlen, Stärken und Schwächen. Letztere habe ich am ehesten in Erfahrung bringen müssen. Sie scheinen schier ihren gesamten Lebensablauf zu bestimmen. So jedenfalls war es bei Marti der Fall - "meinem" Menschen, den ich "hatte". Dem Menschen, der sich als mein Schicksal erkoren hatte. Ihr gegenüber wurde ich unweigerlich meiner Berufung gerecht, die ich mir selber letzten Endes gesetzt hatte, und ich tat mein Bestmöglichstes. Scheinbar jedoch war dies nicht ausreichend oder einfach unmöglich. Ich weiß es nicht ...
 

Marti war eine junge, durchschnittlich hübsche Frau von 26 Jahren; Martina Sakamoto, alleinlebend in einem Appartment in Tokyo, Japan. Sie war schon immer ein Großstadtmensch gewesen. Sie war geprägt von Fantasie und einer hohen Vielfalt an Einfallsreichtum. Zu ihren großen Stärken zählte die Fähigkeit, nahezu alles Erdenkliche ins Illustrative umzusetzen. Ich kann mich noch gut daran erinnern wie sie manchmal Abende lang damit verbrachte, gewisse Auftragsbilder fertig zu stellen, die dann gegen ein spärliches Taschengeld an interessierte Abnehmer gingen. Ich hielt viel auf Martis Talent und sie konnte wirklich was draus machen. Zu schade, dass sie die Chance nicht ergreifen konnte, weil sie gejagt wurde von ihren stetigen Schwächen. Sie holten sie täglich ein und ließen die eigentlich recht standfeste, einst lebensfrohe, etwas schrill gepolte junge Frau nahezu hernieder fallen. Von diesen Schwächen werdet Ihr erfahren während und nachdem ich euch alle Umstände ihrer Geschichte erzählt habe. Denn alles ist zu komplex und zu tiefgehend um es in einem einzigen Schritt auf den Punkt zu bringen ...
 

KAPITEL 1 - Taten
 

- Prolog -
 

Martina Chista Sakamoto, 26 Jahre alt, lebend in Tokyo, Japan, freiberufliche Auftragszeichnerin. So beschrieb man die junge brünette Japanerin, die in der Lotusgasse 127 lebte. Ein etwas abgelegenes Stadtviertel henseits der stark belebten Innenstadt Tokyos, in der Tag ein Tag aus riesige Menschenmassen einher gingen und die erfüllt war von den höchsten Wolkenkratzern. Auch Marti (so nannte man sie) war da nicht anders. Morgens verließ sie ihre Wohnung (ein 2-Zimmer-Appartment), ging ihrer schlecht bezahlten mickrigen Arbeit nach, kam abends wieder, ging dann entweder noch in ihrem Stamm-Fitnesscenter trainieren oder ließ sich von ihrem gleichaltrigen Freund Akiba aushalten und bevormunden. Marti war einst munter, lustig und selbstsicher. Leider jedoch war sie ebenso schon immer sehr naiv gewesen - bis heute! Sie geriet bisher nur an jene Männer, die ihr anfangs die schönsten Augen machten, sie aber letztlich, sobald sie meinte, nicht mehr von ihnen lassen zu können, mit Vorlieben ausnutzten, ihr alles vorschrieben und, ja, sie halt ganz und gar zu besitzen meinten. Und Marti war zeitlebends eine naive Seele, die das Alleinsein fürchtete. Darum erduldete sie stets alle Demütigungen, Vorwürfe und Vorschriften als sich entgültig loszureißen und selbst zu behaupten. Ja, sie war, was das anging, eine sehr schwache Person und schlichtweg beklagenswert. Mit Akiba hatte es sie nun besonders schwer getroffen: Er hatte die vollste Kontrolle über ihr Leben. Nach dem Tod ihrer Eltern vor einigen Jahren konnte sie sich ein Leben ganz ohne ihren Partner nicht mehr vorstellen und war der größten Überzeugung, sich umzubringen, sollte es doch dazu kommen. Daher tat sie alles daran, Akiba bei sich zu halten, auch wenn ihre Beziehung schon seit einer Ewigkeit unglücklich war. Dies wusste der junge Mann, ausgebildeter Medientechniker, gut verdienend, mit Studiumsabschluss, entsprechend hoch gebildet und mit einem nahezu peinlichen Fimmel für Ordnung und Struktur, bestens auszunutzen. Er wusste, von seiner Marti würde er alles bekommen. Kam sie abends nach Hause, musste sie ihn erst noch "bedienen", indem sie ihn bekochte, ihm stets Neues zu trinken brachte, seine Sachen auf- und wegräumte und für ihn zu waschen hatte. Natürlich war es ihr nicht gestattet, großartig was für sich selbst zu tun. Sie durfte kein fernsehen, keinen ihrer Freunde sehen, ja, nicht einmal mit ihnen telefonieren oder gar chatten. In ihrem Leben hatte es nur IHN zu geben. Wehrte sie sich doch mal dagegen oder tat sie all die ersehnten Dinge heimlich und es kam früher oder später raus, so war der Ärger natürlich umso größer. Er machte sie fertig bis ihr alles schließlich leid tat und sie um Gnade winselte. Er erniedrigte sie, warf ihr die schlimmsten Dinge vor, beleidigte sie und drückte sie auch gern schon mal körperlich nieder, wenn sie daraufhin einen Tobsuchtsanfall bekam, weil ihre eh schon stark strapazierten Nerven entgültig zu zerreißen drohten. So war ihr regulärer Alltag geprägt. Ihre einst so schönen, blauen Augen hatten mit all der Zeit eine trübe, glasige Leere erhalten mit ganz leichten Fältchen darunter, die durch ihre zahllosen Weinkrämpfe entstanden waren. Sie wirkte zunehmend älter als sie es eigentlich war. Im Laufe der ganzen letzten Jahre war sie still, nachdenklich und depressiv geworden; konnte nur noch selten lachen ... Sie war froh, wenn sie wenigstens durch ihre Zeichenaufträge und eigenen Bilder, die sie in eine komplett andere Welt entführten, für eine Weile abgelenkt wurde. Doch dies war auch nur von kurzer Dauer und oftmals fühlte sie sich aufgrund ihrer Depressionen nicht einmal dazu in der Lage und musste ihre Sachen häufiger vernachlässigen ...
 

Der ausgiebige Wandel ereignete sich an einem ohnehin schon sehr trüben Tag. Wieder einmal kam Marti erschöpft von ihrer Arbeit nach Hause. Als hätte sie eine gewisse Vorahnung gehabt, ging es ihr seltsamerweise bereits den ganzen Tag schon auffällig schlecht. Sie fühlte sich schwer, traurig, müde und verzweifelt; mehr denje.

Als sie sich dann an jenem Abend an ihrem Computer begab um einfach gedanklich ein wenig abzuschalten, fiel ihre Aufmerksamkeit auf eine frisch erhaltene E-Mail, die ihr bester Freund Kaito Shiva geschrieben hatte. Kaito kannte sie nun mehr seit zwei Jahren und beide besaßen sowas wie eine Seelenverwandtschaft miteinander. Sie verstanden sich nahezu ohne große Worte und doch verloren sie stets von diesen so viele aneinander; ganz einfach, weil sie sich sehr mochten und gerne beisammen saßen um ausgiebig miteinander über alles mögliche zu reden, zu lachen und zu diskutieren. Umso mehr war diese Freundschaft Akiba ein Dorn im Auge. Er interpretierte immer wieder eine "heimliche Liebesaffäre" in sie hinein, die er Marti böswillig andichtete, was auch immer wieder für die schlimmsten Auseinandersetzungen sorgte. Doch diesen Abend sollte dieser Problemfall eskalieren ...

"Wollen wir uns die Woche wieder aml treffen?" war Kaitos Frage, die er Marti schon in so vielen Mails stellte und immer wieder mit Freuden bejaht wurde. Sie sahen sich oft ohne des Wissens von Akiba. Doch diesen Abend war er schneller. Mir nichts, dir nichts drehte sich jener Zweitschlüssel von Martis Wohnung, den sie Akiba für seine dauerhaften Besuche hatte anfertigen lassen. Akiba trat ein. Er kam ebenfalls gerade von seiner Arbeit. Wie immer schloss Marti das E-Mailfenster eilig bevor er das Zimmer betrat. Er wirkte diesen Abend besonders gestresst; man sah an seinem Gesicht, dass er keine sonderlich gute Laune hatte. Marti verdrehte bei diesem Anblick schon innerlich die Augen. Sie wusste, es würde wohl gleich mal wieder "das I-Tüpfelchen" für ihren eh schon gefrusteten Tag geben.

Er grüßte sie mit einer müden Umarmung und einem schnellen, eher routinemäßigen Bussi. Dann setzte er sich an den PC und ließ sich erstmal seelenruhig fallen. Er öffnete seine täglichen Stamm-Webseiten und durchsurfte sie geistesabwesend. Er wollte sichtlich nicht gestört werden. Anscheinend war es mal wieder ein besonders stressiger Tag für ihn.

Alles war ruhig. Lediglich das ungehaltene Klicken seiner Maus war zu hören. Marti seufzte und wusste noch nicht recht, was sie jetzt mit sich anfangen sollte. Doch sie erhielt schon gleich einen Hinweis:

"Was gibt's heute zu essen?" war Akibas kalte Frage, ohne seinen Blick von dem Monitor zu wenden.

"Ich habe heute Baguettes mitgebracht!", sogleich Martis treue Antwort.

"Aha. Und sind die schon im Ofen?!" fragte Akiba, wobei dies auch gleichzeitig ein Appell war. "Und zu trinken kannst du mir gleich auch was bringen!"

Mit diesen Worten legte er seine beschuhten Füße auf den PC-Tisch und ließ sich nach seinem höllisch anstrengenden Arbeitstag gebührend gehen. Er hatte es ja selbstverständlich verdient...

Marti ging währendessen in die Küche und heizte den Backofen für die Baguettes vor. Sie bereitete schon mal das Backblech mit diesen vor und schenkte ihrem "Göttergatten" was zu trinken ein. Sie brachte es ihm und er nahm es müde dankend entgegen ohne natürlich die Schuhe vom Tisch zu nehmen. So ging Marti wieder in die Küche, lud die Baguettes auf dem Blech in den Ofen und nutzte die Wartezeit um ihre Zeichensachen auszupacken und ein wenig an ihren anstehenden Projekten weiter zu arbeiten. Ihr "Lover" schien sie ja so oder so nicht sonderlich wahrzunehmen...

Die Baguettes fingen nach guten 15 Minuten an appetitlich zu brutzeln. Marti "erlöste" sie nun aus dem Ofen und tischte sie Akiba auf. Sie stellte den Teller auf den PC-Tisch, doch seine Reaktion war, im Gegensatz zu sonst, diesmal eine überraschend andere. Er reagierte nicht drauf, sondern klickte weiterhin mit gehibener Aufmerksamkeit am PC herum. Nachdem Marti sich wunderte, fiel ihr Blick daraufhin auch schon gleich auf den Monitor ihres PCs und zugleich in jene Mail ihres besten Freundes Kaito, die sie vorhin noch mit Freuden empfangen hatte. Sie wusste genau, was nun bevorstand und erhielt sofort einen überhöhten Puls.

"Sag mal, was soll das?" kräckzte Akiba entgeistert: "Warum betrügst du mich?"

"Wie oft denn noch", entgegnete Marti sofort: "da ist nix! Er ist'n guter Freund und Kumpel - mehr net! Warum darf ich keine Freunde haben?"

Akiba sah Marti darauf nur wütend an und schnauzte: "Niemand verbietet dir hier was, aber ich hasse es, wenn du dich hinter meinem Rücken dauernd mit irgendwelchen perversen Kerlen triffst! Dir kann ich eh nicht vertrauen!!"

"Bitte, wenn du mir nicht glauben kannst, dann ist es halt so..." versuchte Marti noch einigermaßen selbstnewusst rüberzukommen, bemerkte aber schon jetzt, wie sonst auch immer, dass sie es nicht mehr lange aushielt und schnell wieder in ihr typisches "sich selbst" zurück zu fallen drohte.

Akiba begann nun aml wieder auch alle anderen von Marti gesendeten Mails durchzugucken. Unter denen waren natürlich noch einige weitere Verabredungen mit Kaito-san und auch einpaar anderen guten Freunden von Marti. So z.B. auch Yukozuna Mattori, der in einer Nachbarstadt wohnte und mit dem sich Marti auch hin und wieder gern aml traf; wenn auch seltener. All diese Treffen musste sie stets bewusst vor Akiba geheim halten, weil sie es von ihm zu gut kannte, immerzu aufs Neue eine Standpauke wegen dieser Kontakte zu erhalten. Sie durfte einfach gar nichts! Durfte schon gar nicht "Gefahr laufen", sich bei anderen Menschen wohl oder sogar wohler zu fühlen!

"Bist mich wohl permanent am bescheißen, was?!" motzte Akiba. Marti schmollte: "Wenn das deine Ansicht ist, dann back dir doch 'n Eis!!!"

Dieser Spruch reizte Akiba erst recht und er stand von seinem Stuhl auf um sich nun dominant vor Marti aufzubäumen, was diese ziemlich erstaunte, weil das nämlich sonst nie seine Art war. Meistens blieb er stumm hocken und ignorierte sie für den Rest des Abends wenn sie mal wieder einen ihrer ja so zahlreichen Fehler begangen hatte...

Diesmal jedoch schien Akiba wirklich absolut gereizt und provoziert zu sein. Seine dunklen großen Augen blitzten Marti wütend an.

"Mir reicht's jetzt mit dir!" schrie er sie plötzlich an: "Du meinst, du kannst hier mit mir machen, was du willst, was?! Ich schufte mich tagtäglich von morgens bis spät abends kaputt, nur damit es uns beiden einigermaßen gut geht und das ist dein Dank! Immer! Die ganze Zeit!"

Nun fühlte sich aber auch Marti völlig zu Unrecht beschuldigt und sie knatschte zurück: "Was hab ich denn gemacht? Was bitte ist schon wieder alles falsch an meinem Verhalten?"

"Wenn du das nicht weißt, dann ist dir echt nicht mehr zu helfen..." meinte Akiba nur mit seinem typischen rechthaberischen Tonfall, der immerzu auf seine Ansicht schließen ließ, stets im absoluten Recht zu sein, weil er sich ja als so viel gebildeter und vernünftiger empfand als es Marti jemals hätte sein können mit ihrem mickrigen Minijob. Weshalb also sollte sie je etwas zu melden haben?! Sie hatte nach seiner Pfeife zu tanzen und zu denken - nichts anderes!

Da riss auch nun bei ihr der Geduldsfaden. In einem Gemisch aus packendster Wut und gleichzeitig auch Angst, bebte sie ihren Partner an: "So lasse ich nicht mit mir umspringen!! Halt, verdammt nochmal, endlich dein scheiß freches Maul und lass mich tun, was ich will!!!" >:-(

Da ergriff Akiba schließlich wieder zu seiner "altbewährten Technik", die bislang immer ein fragloser Erfolg war wenn es darum ging, Marti wieder "zur Vernunft" zu bringen: Er ließ sie links liegen und wich aus dem Zimmer, mit den Worten: "Nagut, dann lass ich dich eben in Ruhe!"

Schon war Marti wieder in ihre krankhafte Angst verfallen, ihn zu verlieren; eben einfach deshalb, weil sie panische Sorgen vor dem Alleinsein hatte. So eilte sie ihm also sogleich wieder wie ein untergebenes, winselndes Schoßhündchen hinterher und verlangte nach einem klärenden Gespräch, welches Akiba natürlich wieder bewusst ablehnte. Dies ließ sie nur noch panischer werden und sie hoppste ängstlich und flehend um ihn herum. Ja, sie war schlichtweg eine kranke, verzweifelte Seele ohne jede Spur von Selbstachtung mehr! Nachdem Akiba darauf sichtlich immer sturer reagierte und sie immer mehr abzuwimmeln versuchte, erlitt Marti schließlich einen erneuten, wutgeprägten Tobsuchtsanfall. Sie fing an, körperlich gegen Akiba vorzugehen, indem sie wutentbrannt auf ihn einschlug. So weit ging sie bisher noch nie; aus Angst vor den Folgen, ihn wahrscheinlich wirklich nie mehr wieder zu bekommen. Doch diesmal war sie nervlich so am Ende, dass sie gar nicht mehr nachdachte, sondern nur noch handelte. Diese Maßnahme versetzte Akiba ins Staunen, ja, er war richtig geschockt. Jedoch handelte darauf auch er blitzschnell im bloßen Affekt seiner eiskalten Wut: Er holte aus und verpasste Marti einen kräftigen Schlag ins Gesicht, gefolgt von wüsten Schubsereien, in deren Folge er sie barsch zu Boden drückte und so stark festhielt, dass sie schier keine Luft mehr zu bekommen drohte. Beinahe hätte er sie erstickt, hätte sie ihn nicht noch mit letzter Kraft durch einen Tritt mit dem Knie in seinen Bauch außer Gefecht gesetzt. Schnell rannte sie aus ihrer Wohnung; ohne Schlüssel, ohne Jacke, ohne irgendwas!

Sie wollte nur noch vor diesem Ungeheuer flüchten. Egal wohin! Es regnete draußen in Strömen und es herrschte obendrein ein höllischer Sturm.

Marti schrie und wusste einfach nicht, was sie tat und was sie noch amchen sollte. Krank, wie sie war, wollte sie sogar im selben Moment erst noch wieder bei ihrer Wohnung anklingeln und Akiba anflehen, sie wieder rein zu lassen, doch davor hatte sie nun Angst! Weniger vor Akibas gewaltsame Wut, sondern eher davor, ihn nun für immer "verspielt" zu haben und das durch seine kalte Abfuhr zu erfahren.

Sie sackte vor ihrer Wohnungstür draußen im Regen völlig entkräftet und heulend zusammen. Sie wollte am liebsten nur noch sterben. Sie wälzte sich regelrecht auf dem nassen, verregneten Bürgersteig in den Fützen herum.
 

Wie viele Stunden nach diesem Zusammenbruch vergangen waren, konnte Marti nicht einschätzen als sie irgendwann wieder zu sich kam. Der Regen schien nun aufgehört zu haben. Es war stockdunkel und tiefste Nacht. Kalter Wind bließ durch Martis klitschnasses Haar und ihre ebenso nasse Kleidung. Sie fröstelte stark, doch war sie ganz klar bei Besinnung. Sie wusste, weshalb sie nun hier draußen war und jede Einzelheit des sich zugetragenen Geschehnisses. Sie fühlte einen sehr tiefen Schmerz in ihrer Seele und auch körperlich tat ihr der Nacken weh, aufgrund des wüsten Herniederdrückens Seitens von Akiba. Auch behielt sie spürbar ein Veilchen im Gesicht zurück durch seinen kräftigen Schlag. Dies war das erste Mal von all ihren schlimmen Auseinandersetzungen, dass es dermaßen eskaliert war und sogar zu körperlicher Gewalt überging.

Müheselig wollte Marti sich von dem nassen Boden aufrichten als ihr zu ihrer linken Seite auf einmal etwas Seltsames ins Auge sprang. Neben ihr lag plötzlich ein Buch. Sogleich schossen ihr Gedanken durch den Kopf, wie viele Passanten, die selbst zu so später Stunde noch unterwegs waren, sie in ihrem Elend wohl gesehen haben mussten, und sie ging davona us, dass jemand von ihnen wohl versehentlich dieses Buch verloren haben musste. Warum so auffällig? Wahrscheinlich weil sich dieser gewisse Passant wohl besonders neugierig über ihren qualvoll darliegenden Körper gebeugt hatte und dabei alles andere vergaß; selbst sein Notizbuch, welches ihm aus seiner Tasche entglitten war... Eigentlich war Marti stets davor abgeneigt, Dinge anzufassen, die auf der Straße herum lagen. Erst recht wenn diese bereits auch noch durch Regen aufgeweicht waren, wie es bei diesem Buch auch bereits der Fall war. Es musste anscheinend schon ein Weilchen hier auf dem durchnässten Bürgersteig neben Marti gelegen haben. Neugierig nahm sie es nun trotzdem an sich. Es war ein schwarzes Notizbuch des Formates A5 und mit etwa 40 linierten Seiten, die jedoch allesamt unbeschrieben waren.

"Hat sich das wohl grad erst gekauft..." meinte Marti zerfressen und war schon im Begriff, diese nasse, eklig aufgeweichte Teil wieder zurück in die nächste Fütze zu werfen als sich vor ihr auf einmal eine riesige Gestalt auftat, in deren leuchtend helle Augen sie sofort blickte und sich erschrocken abwandte. Marti war ganz perplex und wusste gar nicht, was sie nun glauben sollte. War's etwa real oder lag sie noch immer bewusstlos da und hatte grad einen wüsten Traum? Sie blickte in zwei völlig weiß gefüllte, scheinwerferartige Augäpfel, ohne jene Form von Pupillen, die die völlig erschrockene Marti in einer blendend hellen Stärke anstrahlten. Gleichzeitig fiel ihr direkt das Gesicht auf, zu dem diese Augen gehörten: Eine völlig leblos dreinblickende Miene, deren Elemente denen eines fast vermoderten Schädels glichen. Lediglich einpaar graue Muskelstränge zierten sich noch um das Gesicht, die jene Ansätze von Nase, Wangen und Mund zuließen. Man sah bereits die Zähne ein wenig hervorlugen und ihre nur noch halbwegs erkennbaren Lippen zierte ein kräftiger purpurner Lippenstift. Ansonsten wirkte ihr Antlitz nahezu wie ein Totenschädel.

Allerdings besaß diese fremde Gestalt noch auffallend fülliges Haar, welches ihr ziemlich struwwelig über ihren ovalen Kopf wehte. Es schien gerner recht trocken zu sein. Die Gestalt hatte einen breiten Körperbau. Ihre Brustmitte zierte ein Kreuz, welches sich mit seiner Spitze bis zu ihrem Kinn erstreckte. Ihre Arme waren lang und klapprig dürr. Sie besaß eine erkennbare Oberweite, was darauf schloss, dass sie weiblich sein musste. Ihr ganzer Körper war ledern schwarz mit einigen silbernen Nieten dran befestigt. Ihre ebenfalls arg dürren Beine waren abwechselnd ledern und weiß gekringelt gestreift. Eine Strähne ihrer spröden aber fülligen, blonden Haarpracht hing ihr im Gesicht. Ausdruckslos blitzte sie Marti an ohne etwas zu sagen. Konnte sie überhaupt sprechen? Marti stand völlig starr vor Schreck dar und wusste gar nichts zu machen, denn wer wusste ob jede ihrer Regungen dieses seltsame Monster nicht hätten verärgern können? Ein Monster?... aber gab es solche überhaupt? Das konnte doch nicht sein, war sich Marti sicher und doch wurde ihr mit einem Mal ganz unbehaglich. Die "Unbekannte" ergriff plötzlich eine dunkelgläserne Brille aus ihrem ledernen Seitengestrüpp und setzte sie sich auf ihre kleine angedeutete Nase. Ihre scheinwerferartig leuchtenden Augen erloschen daraufhin; das Licht wurde durch die Brille angenehm gedämpft, dass diese nur noch ein angenehm bläuliches Glühen zuließ.

"Du hast es gefunden, Mensch?!" sprach die mysteriöse Gestalt mit einer kratzigen weiblichen Stimme, die stark an Bonnie Tyler erinnern ließ.

Marti blickte die fragwürdige "Person" nur weiterhin erschrocken an. Sie wusste erst gar nicht ob sie ihr antworten sollte, entschied sich aber, es doch zu tun: "W-was denn?"

Sie fragte dies ziemlich leise und zaghaft.

"Mein Death Note", krächzte die Fremde und griff nach dem Buch, welches Marti immernoch in ihrer Hand hielt. Natürlich überließ sie es ihr gleich.

"Danke!" sagte das fremde Wesen und nahm das Buch an sich. Sie stand gekrümmt dar und durchblätterte das Buch nun prüfend.

"Wie ich es nur fertig bringe, es andauernd zu verlieren?!" murmelte das Wesen kopfschüttelnd: "Ich bin wohl einfach nachlässig, unachtsam ..."

Dann schaute es Marti wieder ins Gesicht: "Jedenfalls... danke nochmals! Ich sollte künftig wohl einfach vorsichtiger sein!"

Marti verstand noch immer rein gar nichts. Sie sah das fremde Wesen fragend an.

"Noch was?" ging dieses auf ihren ziemlich dumm dreinblickenden Gesichtsausdruck ein. Es merkte, dass dieses "Menschlein" offenbar reichlich verwirrt war und das alles nur seinetwegen. Das Wesen fühlte sich nun schuldig, Marti wohl doch lieber ein Stückchen aufzuklären.

"Na, mein Death Note..." krächzte es etwas barsch und genervt: "Sag mal, guckstu eigentlich nie Nachrichten, oder so?"

Nun wurde Marti noch verwirrter. Schließlich stellte sie jene Frage, die ihr von Anfang an auf der Seele brannte: "Wer oder was, um Himmels Willen, bist du?

"Muse! Ich bin Muse und ein Shinigami!" antwortete das Wesen knapp und bevorzugte es nun lieber schnellstmöglich wieder aufzubrechen, denn ihr wurde es sichtlich unangenehm, einen weiteren Menschen über die Existenz ihrer Art wissen zu lassen. Es war seit den vergangenen Geschehnissen der letzten Jahre zwar ohnehin viel zu spät, aber wie es aussah, schien es immernoch einige Menschen zu geben, die es nicht mitbekommen hatten. Oder war Marti bloß eine vereinzelte Ausnahme? Jedenfalls verstand diese auch weiterhin rein gar nichts und hakte nach: "Ein Shini-was? Du-du bist also wirklich r-real?!?"

Sie erschauderte. Das fremde Wesen hatte auf sie eine sehr beängstigende Wirkung. Immerhin war sich Marti immernoch nicht sicher ob es in guten oder in bösen Absichten erschienen war.

Muse seufzte etwas genervt: "Hach... ein Shinigami! Wir sind Todesgötter! Wir leben in einer eigenen Welt jenseits von dieser und existieren einfach vor uns hin. Wir wachen allezeit abseits über euch, mischen uns aber eigentlich zu keiner Zeit in eure Dinge ein. Das ist bei uns tabu!"

"Dann... bin ich also... TOT? Bist du zu meiner Erlösung gekommen??" Marti schluckte erschrocken.

Muse konnte nicht anders und schlug sich mit einer Hand an ihre Stirn. Marti wusste offenbar rein gar nichts.

"Mensch", begang sie: "stell dich doch bitte nicht so trottelig an! Das tut doch verdammt weh, ey! Nein, du lebst und bist natürlich immernoch im Diesseits! Du hast weder etwas falsch gemacht, noch habe ich auch nur irgendetwas mit dir zu tun! Ich bin lediglich gekommen um mein Death Note zurück zu holen, welches ich versehentlich habe in diese Welt fallen lassen; an dieser Stelle halt zufällig! Das kann halt passieren! War einem anderen von uns damals auch mal passiert, nur hatte dies verheerende Folgen. Dieses Buch ist nichts für euch Menschen! Ihr seid dafür einfach zu charakterschwach; ihr verfallt zu schnell in Gier und Habsucht! Das kann ich nicht auch noch verantworten. Es reicht schon, was Ryuk für dieses unsägliche Versehen alles zu büßen hatte ...!"

"Und was ist dieses Buch... dieses Death Note...?" Marti wollte einfach alles wissen. Je mehr Muse erzählte, umso vertraut menschlicher kam sie ihr plötzlich vor. Muse war drauf und dran, lieber ihren Mund zu halten und Marti wortlos allein zurück zu lassen, jedoch hinderte sie irgendwas daran. Sie tat sich schwer darin, einfach so loszuziehen. Sie hatte das Gefühl, dass das einfach nicht richtig war, egal weshalb und warum. Allerdings fragte sie sich ebenso, ob es denn wiederum richtig war, Marti wirklich von dem Buch zu erzählen. Sie musste wieder an die damaligen Ereignisse denken, die ursprünglich auch nur entstanden waren, weil einer ihrer Artgenossen sein Buch versehentlich in die Menschenwelt hatte fallen lassen, worauf dieses, wie es das Schicksal leider zum Schlechten hin wollte, von dem falschen Menschen gefunden worden war. Dies zog, im Laufe der Zeit, ein schweres Blutbad mit sich und noch mehr... Sollte Muse der völlig perplexen Marti also tatsächlich alles erzählen? - Nein! Muse wendete sich ab.

Dabei vergrub sie ihr Gesicht schützend in ihrer spröden Haarmähne, die ihr locker durch den nassen Wind wehte. "Tut mir leid, aber es ist besser, ich gehe jetzt!"

"Warum? Was stimmt denn nicht mit diesem Buch?" wollte Marti aufgeregt wissen.

"Mit dem Buch stimmt alles, aber weitere Einzelheiten gehen einen Menschen nun mal nichts an!" setzte Muse nun ganz klar die Grenze. Doch Marti erhielt ihre hartnäckige Ader. Wenn einmal ihre Neugier geweckt worden war, konnte sie nichts mehr aufhalten und sie tat alles daran, alles zu erfahren. So nun auch jetzt!

"Bitte, erzähl's mir!" verlangte sie frech.

Muse zischte sie genervt an: "'Nein, hab ich gesagt und dabei bleibt es!!!"

"Was kann denn so schlimm daran sein, mir kurz und knapp zu erklären, was ein Death Note ist?!" meinte Marti verständnislos. Sie hob skeptisch eine Augenbraue. Schließlich wendete sich Muse ihr nochmal zu. Sie musterte Marti einen Moment lang schweigend, was ihr wiederum Hoffnung gab, dass sie ihr doch dieses scheinbare "Geheimnis" um das seltsame Notizbuch verraten würde. Wieder seufzte Muse: "Nun... du siehst eigentlich nicht so aus als wärst du habgierig und danach gesinnt, alles nach deinem Ordnungssinn anzupassen. Du wirkst stattdessen eher gequält... wenn ich mir dich nun näher betrachte...!?"

Sie deutete auf martis klätschnasse Kleidung und ihr Veilchen im Gesicht. Ferner erkannte Muse eine deutliche Erschöpfung in ihrer Gestik und Mimik. Scheinbar sehnte sich Marti nach Hilfe bzw. sie brauchte sie dringend.

"Martina Sakamoto." sagte Muse schließlich und Marti erschrak.

"Woher weißt du meinen Namen??"

"Steht da über dir...!" antwortete Muse gelangweilt: "Wir Shinigami können über euren Köpfen sowohl eure vollen Namen als auch eure noch verbleibende Lebenszeit sehen!"

Marti wurde wieder ganz unheimlich zumute. Das klang schon alles sehr gruselig. Sie traute sich gar nicht zu fragen, wollte jedoch dazu ansetzen, da sagte Muse gleich:

"Nein, ich verrate dir deine restliche Lebenszeit nicht, vergiss es! Jetzt sag du mir lieber mal, was mit dir abgeht oder besser gesagt abgegangen ist!"

Sie musterte Marti dabei wieder eindringlicher.

"Ach, bei mir und meinem 'Freund' geht doch jeden Tag etwas ab und damit meine ich nicht im Bett..." antwortete Marti in einem äußerst gereizten Tonfall.

Muse blickte etwas verwirrt auf: "Ach ja?"

"So ist es! Tag ein, Tag aus nur Qualen, Demütigungen, Motzereien, Sklavereien, Hetzereien... schlichtweg einfach die Hölle...!" Marti hatte schon wieder Mühe, mit den Tränen zu kämpfen.

"Was du nicht sagst..." Muse wurde nachdenklich: "So, und deshalb hockst du hier bei der Kälte vor der Tür und hebst nasse Notizbücher auf?"

"Du hast ja keine Ahnung, was vorhin vorgefallen war..." Marti schniefte und erlitt schließlich einen neuen Heulkrampf. "Tut mir leid, aber..."

Sie konnte nicht mehr weiterreden.

Muse stand nur weiterhin regungslos da ohne einen Hauch von einer Emotion in ihrem Gesicht. Da sagte sie schließlich: "Du bist also unglücklich?!?"

"Ach nee", weinte Marti nur sarkastisch.

Beide verstummten einige Sekunden lang. Muse dachte erneut nach. Sie war wirklich hin und her gerissen. Einerseits empfand sie schon einen klitzekleinen wenig Mitleid mit Marti, andererseits sollte sie lieber schleunigst empor kehren, zurück in ihre Welt ins Reich der Totengötter, denn sie war sich sicher, dass es niemals gut gehen würde, die Menschen erneut mit dem Death Note zu konfrontieren. Martis Anblick war allerdings zu erbärmlich; Muse war von Natur aus kein übler Shinigami. Sie ließ sich häufig zu leicht um den Finger wickeln, was all ihre bisherigen männlichen Bekanntschaften stets nur auf üble Weise ausnutzten und sie daher selbst nur allzu gut wusste, was es hieß, von einem Typen aufs Erbärmlichste misshandelt zu werden. Sie spürte, ganz tief in ihrem Inneren, dass sie mit Marti etwas gemeinsam hatte - etwas sehr Bedeutungsvolles! Diese Erkenntnis, eher aus der reinen Seele ausgelöst, hinderte sie daran, Marti einfach allein zu lassen. Muse fühlte sich mit ihr auf einer sehr mysteriösen Art verbunden, obwohl sie sich grad eben erst vor einpaar Minuten kennen gelernt hatten. Scheinbar wollte es jenes Schicksal so, dem man sich eh nicht zur Wehr setzen konnte. Muse ließ trübselig den Kopf hängen während sie dabei in ihrer starren Haltung verharrte. Sie erkannte, wie dringend Marti Hilfe nötig hatte; dass sie einen Menschen kannte, an welchem sie auf einer unwünschenswerten Weise gebunden, nein, gefesselt war und nun einfach nicht los konnte. In ihren Augen schien Marti nur noch als gequältes Opfer zu existieren ohne jede Form von Selbstrespekt und Ehre. Das erkannte Muse ohne vieler großen Worte...

Mit einem letzten leidigen Schnauben beugte sie sich zu der immer noch kläglichst weinenden Marti hinunter und hielt ihr das geheimnisvolle Buch entgegen. Marti registrierte dies zuerst gar nicht, denn sie konnte vor lauter Tränen ohnehin kaum mehr aus ihren Augen gucken. Erst als Muse sie mit dem Buch leicht anstupste, schaut sie das Buch an und daraufhin gleich einen fragenden Blick zu Muse. Dabei wischte sie sich die Tränen aus den Augen.

"Nimm es!" forderte Muse sie auf: "Nimm das Buch an dich und schreibe den Namen jener Person hinein, die dein Leben zu der Hölle gemacht hat, in der du jetzt steckst!"

Marti sah Muse nur entgeistert an: "Ich soll... aber was bringt das? Willst du ihn dann aufsuchen und töten?"

"Hör mir zu!" forderte Muse, zögerte ein letztes Mal, erklärte aber dann: "Es ist so:

Dies ist ein Death Note, ein Notizbuch aus unserem Reich der Todesgötter! Es ist kein gewöhnliches Buch wie es dir vielleicht erscheinen mag! Jeder, dessen Vor- und Nachname in dieses Buch eingetragen wird und dessen Antlitz du gesehen hast, stirbt, und das unweigerlich nach 40 Sekunden und zwar an einem Herzinfakt. Allerdings steht es dir frei, die Todesart und den Todeszeitpunkt selbst zu bestimmen, sofern dieser nicht über ein Jahr hinaus geht. Dies kannst du innerhalb der nächsten 30 Sekunden nach Eintragung des Namens noch mit reinschreiben und festlegen. Jede Person, deren Name jemals in ein Death Note vollständig eingetragen worden ist, ist ihrem Schicksal rückzugslos ausgeliefert!"

Marti hielt schockiert inne. Ein lauter, ohrenbetäubender Donner, in Begleitung eines leuchtend hellen Blitzes, wütete auf und erhellte Muses unheilvolles Antlitz, welches Marti wie ein totes, skelettiertes Gerippe anstirrte. Die Worte dieses Shinigami klangen so unheimlich wie unglaublich.

"Das... ist doch nicht möglich!" meinte Marti naserümpfend: "Wie kann denn..."

"Ihr Menschen seid eben ungläubige und naive Volldeppen!" schnauzte Muse: "Also entweder tu es und nimm mein Hilfsangebot an oder ich nehm's halt wieder und zieh endlich Leine hier! Liegt halt an dir! Du musst entscheiden, was für dich besser ist..."

Marti überlegte:"Und wenn ich es mache, gehe ich dann einen Pakt mit dir ein? Was verlangst du als Gegenleistung? Das Ganze hat doch bestimmt noch einen Harken!?"

"Süße", seufzte Muse langsam nur noch genervt: "Deine Zögereien machen mich krank und ich bin wirklich schon alles mögliche gewohnt, aber du schaffst selbst einen Shinigami wie mich..."

Marti schwieg. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so gezögert wie in diesem Moment, der ihr wie eine Ewigkeit vorkam nach welcher sich alles entscheiden würde. Andererseits war sie sich nicht mal sicher ob sie die Sache überhaupt glauben sollte. Dennoch hatte sie große Furcht, denn immerhin schien ja auch dieses Wesen mehr als realistisch. Marti senkte den Kopf. Dann blickte sie wieder fragend zu Muse.

"Na...?" machte diese darauf und neigte dabei erwartungsvoll ihr Haupt zur Seite. Es begann wieder zu regnen, gefolgt von weiterem Donnern und Blitzen. Marti schlug eine schwarze Seite des Buches auf; den Vorband, der noch unliniert war. Dem folgte eine weitere schwarze Seite; diesmal weiß beschrieben mit einer altdeutschen Schrift, die dem Leser Auskunft über alle Regeln des Death Notes gaben. Doch Marti war schlichtweg zu irritiert und aufgeregt um all diesen Text jetzt durchzulesen. Noch dazu, wo es grad wieder zu regnen angefangen hatte und ferner ein neuer kalter Wind die beiden Seelen durchbließ. Marti schauderte. Was sollte sie nun tun? Muse starrte sie immernoch erwartend an. Sioe war selber froh wenn das Ganze hin und her endlich vorbei und Martis Entscheidung besiedelt sein würde. Marti nahm nun den kleinen Kugelschreiber in die Hand, der sich an dem Buch befestigt in einer kleinen Halterung befand, die extra dafür gedacht war. Es handelte sich um einen solchen Kuli, er nahezu in jeder Hosentasche Platz hatte. Er war sehr dünn und gerademal an die 5 cm lang. Marti eröffnete seine kleine MInie nach außen als sie an seiner Hintersete leicht drehte. Dann blätterte sie die erste beschreibbare linierte Seite auf. Einige Regentropfen prasselten sogleich darauf hernieder. Mit diesen auch Martis letzte Tränen. Sie zögerte noch ein allerletztes Mal als ein heller Blitz, gefolgt von tobendem Donnern, die Gasse beherrschte.

"Nun entscheide dich!" drängte Muse langsam ungeduldig: "Du weißt eigentlich, was du willst, stimmt es?! Du kannst es nur nie durchsetzen!"

In diesem Moment verspürte Marti eine Energie, die ihr bisweilen völlig fremd war. Sie hatte mit einem Mal den Drang, entgültig etwas Entscheidenes zu verändern. Sie schöpfte neuen Mut, neue Kraft, und wusste zugleich, dass sie es wahrscheinlich bereuen würde und dennoch konnte sie sich diesem nicht entziehen. Sie fühlte sich dazu berufen, den Schritt nun tun zu MÜSSEN, egal was auch käme.

Plötzlich wendete sie ihr Gesicht ein letztes Mal zu Muse als sie schrie: "NEIN!! ICH KANN MICH DURCHSETZEN!!!!"

Sie nahm das Death Note verstärkt an sich, setzte den Kugelschreiber an und schrieb in gut leserlicher Schrift den Namen A K I B A C H E M I T O S H I

Die Tinte wurde sogleich von einigen Regentropfen aufgeweicht. Demonstrativ und mit rasendem Herzen schlug Marti das Buch zu.

"Sehr gut!" sagte Muse dann: "In 40 Sekunden ist all dein Leid Geschichte! Meinen Glückwunsch!"

Marti war zu aufgeregt um tatsächlich die Sekunden zählen zu können. Zugleich wurde sie nun viel mehr von einem sehr mulmigen Gefühl heimgesucht. War das jetzt wirklich richtig?, fragte sie sich in wachsender Verzweiflung. Sie verspürte den Drang, am liebsten nun doch wieder alles rückgängig zu machen. Muse bemerkte Martis Gewissensbisse natürlich und strich ihr neckend durch den Kopf.

"Du hast dich halt jetzt entschieden und ich glaube, es ist gut so!" meinte sie.
 

Die 40 entscheidenden Sekunden waren nun rum. Muse hob nun auf einmal vom Boden ab und begann zu schweben als sich aus ihrem Rücken zwei große, schwungvolle Flügel, gleichend denen eines Drachen, erstreckten. Marti zitterte aufgeregt und nahm ihr ganzes Umfeld kaum noch für voll. Wie apartisch stand sie dar und hielt das Death Note dabei fest mit beiden Händen umklammert. Den Kuli ließ sie auf den nassen Asphalt fallen. Muse drang durch das Gemäuer von Martis Wohnung hindurch. "Ich gehe jetzt gucken, ob alles geklappt hat...!"

Ihr Körper schlüpfte augenscheinlich durch alle Hindernisse wie als wenn sie ein Geist, jenseits jeglicher Materie, wäre. In gewisser Weise scheinen Shinigami dieser Eigenschaft ja gerecht zu sein!

Marti wäre beinahe ohnmächtig geworden, so dermaßen verstört hatte sie ihr eigenes Werk zu welchem sie der Shinigami angestiftet hatte. Sie wollte das Ergebnis, welches Muse gleich wohl verkünden würde, am liebsten gar nicht hören. Wie von ihrer Angst gepackt, rannte sie einfach davon; mit dem Death Note in der Hand. Den Stift ließ sie dabei außer Acht in der Fütze auf dem Bordstein liegen. Sie wollte einfach nur noch weg und hoffte bloß, dass Muse ihr nicht folgen würde. Sie wusste nicht, wohin sie nun flüchten sollte, nur irgendwo, wo man sie möglichst nicht finden sollte. Der Regen wurde stärker und stärker. Man erkannte im Zuge der Dunkelheit kaum mehr etwas von der Umgebung. Hinzu kam ein tosendes Gewitter.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  myKingdomHearts
2010-03-13T19:51:02+00:00 13.03.2010 20:51
wow deine ausdrucksweise ist echt guut!!! ich hab mich voll gefreut endlich ne geschichte zu l die wirklich gut ist hört sich auch recht spannend an!!! freu mich schon wie es weitergeht =)
Von: abgemeldet
2010-01-02T13:14:50+00:00 02.01.2010 14:14
Hallo,

als erstes muss ich sagen, dass ich deinen Ausdruck sehr gut finde.
Auch die Geschichte an sich, scheint interessant zu werden.
Es hat mich etwas irritiert, dass da steht, dass die Fanfic abgeschlossen ist - das ist sie aber nicht ne? Wie dem auch sei, ich werde es auf jeden Fall weiter verfolgen. Ich bin nämlich gespannt, was Marti noch alles damit macht und ob L ihr auf die Schliche kommt.

Bis zum nächsten Kapitel =)


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