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HOLLOW II

Bad Moon Rising
von

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Trouble On The Way

So, ihr Süßen. Ich melde mich, wie versprochen, noch vor dem Wochenende mit einem neuen Kapitel zurück. Dieses Chap hat mir großen Spaß gemacht, da zum ersten Mal Kaoru und Die vorkommen & ich die beiden jetzt schon klasse finde xD
 

Das Lied, das die beiden direkt in der ersten Szene im Radio hören passt übrigens nicht nur textlich extrem gut. Es ist auch der Titelsong dieses ultra geilen, ultra trashigen Films "Amercian Werewolf in London", der mir früher als Kind ne Heidenangst einjagte, aber möglicherweise gerade deshalb dafür gesorgt hat, dass HOLLOW II einen coolen Untertitel hat xD (Übrigens lief der Song auch schon bei Supernatural im Auto von Sam und Dean. Noch ein Grund, ihn einfach cool zu finden "xD)
 

Aber wo wir schon bei London sind...
 

Die nächsten drei Wochen wird es keine neuen Kapitel geben, da ich am Wochenende wieder nach England fliege. Zwecks Freunde besuchen & kreativer Schaffenspause.

Ich hoffe ich lese euch alle gesund wieder & wünsche euch viel Spaß beim nächsten Chap!
 

Bad Moon Rising - CCR

http://www.myvideo.de/watch/6424868/CCR_Bad_Moon_Rising

(Und bitte nicht über das Video wundern xDDD Ich hab einfach kein anderes mit dem Original-Song gefunden... Bedankt euch bei der GEMA.)
 

Lyrics

http://www.lyricsfreak.com/c/creedence+clearwater+revival/bad+moon+rising_20034328.html
 

enjoy ♥
 

*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*
 

Mit quietschenden Reifen hielt der schwarze Landrover an der Zapfsäule. Der Fahrer stieß die Tür auf und sprang mit einer fließenden Bewegung aus dem, zugegebenermaßen ziemlich staubigen, Fahrzeug. Routiniert hakte er den Schlauch aus der Zapfsäule und wandte seinen Blick wenig später dem stetig steigenden Zählerstand zu. Als die kleinen Rädchen am Zähler mit einem leisen Klicken ihren Stillstand verkündeten, hängte er den Benzinschlauch zurück an seinen Platz und verschwand in dem kleinen, trostlosen Tankstellengebäude, um zu bezahlen.

Im Inneren des Wagens saß eine weitere Gestalt und sah missmutig durch die verdreckten Fenster hinaus. Die Sonne war im Begriff unter zu gehen und tauchte so die Welt in ein weiches Licht. Denn obwohl der Tag grau und regnerisch gewesen war, hatten sich die Wolken nun, gegen Abend hin, größtenteils verzogen. Trotzdem war es für diese Jahreszeit ungewöhnlich kalt.

Das Schlagen der Autotür ließ den Wartenden aufschauen.

„Wie lange wollen wir hier jetzt noch rumgurken?“, fragte er den Fahrer des Wagens, der genau in diesem Moment den Zündschlüssel herumdrehte.

„In zwei oder drei Stunden dürften wir da sein.“

„Das hast du vor einer Stunde schon gesagt.“

„Meine Güte, Daisuke. Kann ich was für die beschissene Umleitung?“

Dieser Satz beendete das Gespräch für die nächsten zwanzig Minuten. Die hatte den Kopf gegen die Fensterscheibe gelehnt. Draußen flog die Landschaft vorbei und langsam aber sicher wurde es dämmrig. Die bemerkte, dass er im Begriff war ein zu nicken und stellte kurzerhand das Radio lauter. Dort verkündeten CCR voller Enthusiasmus den bevorstehenden Weltuntergang.
 

„Don't go around tonight, well it's bound to take your life. There's a bad moon on the rise...“
 

Kaoru grinste breit als ihm die Zweideutigkeit des Liedes bewusst wurde.

„Wie passend.“, sagte er gut gelaunt und beschleunigte den Wagen um weitere zehn Stundenkilometer. Auch Die konnte sich ein müdes Lächeln nicht verkneifen.

Trotz der nun erheblich lauteren Musik fielen dem Rothaarigen die Augen zu und er dämmerte in einen unruhigen Schlaf. Kaoru warf seinem Bruder einen Seitenblick zu und ein mildes Lächeln erhellte seine Züge.

Die letzten Wochen waren hart gewesen, besonders für Die. Ihm bekam die weite Reise nicht wirklich und das obwohl er einen Großteil der Zeit lediglich auf dem Beifahrersitz verbracht hatte.

Der Mond stand schon hoch am Himmel, als Kaoru den Wagen endlich auf einen unbeleuchteten Parkplatz lenkte. Er stellte den Motor ab und ließ den Kopf an die Rücklehne des schwarzen Sitzes kippen. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen.

Dann griff er nach Dies Arm und rüttelte vorsichtig daran.

„Aufwachen, wir sind da.“

Der Jüngere schreckte auf.

„Was?“, nuschelte er verschlafen und rieb sich die Augen.

„Wir sind am Hotel angekommen. Schnapp dir deine Tasche und komm mit einchecken. Dann kannst du oben weiterschlafen.“

Die nickte und tat wie ihm geheißen.

Auch Kaoru griff nach seiner Tasche, die nur das Nötigste für die heutige Nacht enthielt. Die Koffer konnten auch Morgen noch ihren Platz wechseln. Die beiden Brüder betraten das grau in grau gehaltene Foyer und mussten feststellen, dass es sich eher um eine Absteige als um ein Hotel zu handeln schien. Kaoru brauchte nur wenige Worte um der gelangweilten, übermüdeten Aushilfe hinter der Rezeption die Situation zu erklären. Das Mädchen drückte ihm einen einzelnen Schlüssel in die Hand und zeigte mit dem Finger auf eine Tür zu ihrer rechten.

„Da durch, Treppe hoch, dritte links.“

Kaoru bedankte sich und schlug, dicht gefolgt von Die, eben diesen Weg ein.

Das Zimmer erwies sich, wie erwartet, als spartanisch ausgestattetes Wohnklo und beinhaltete neben einem Doppelbett einen Tisch und ein speckiges Sofa. Die Tapeten schimmerten olivgrün und es roch ein wenig muffig.

Kaoru hob eine Augenbraue.

„Wie ich es hasse.“, sagte er tonlos und warf seine Tasche auf das Sofa.

Die hingegen nahm augenblicklich das Bett in Beschlag und rollte sich auf der abgegriffenen Decke zusammen. Er machte sich nicht mehr die Mühe, gegen die übermächtige Müdigkeit anzukämpfen und schlief innerhalb weniger Sekunden ein.

Im Gegensatz zu Die schaffte Kaoru es immerhin, sich Schuhe und Hose auszuziehen, bevor er sich vollkommen übermüdet in die Kissen fallen ließ. Er löschte das Licht und schloss die Augen.

Eine ruhige Nacht hatte er nach den vergangenen Geschehnissen bitter nötig.
 


 

Zur gleichen Zeit ...
 

Die dünne Mondsichel warf nur spärliches Licht auf den Asphalt. Genau aus diesem Grund stand Tsukasa unter der Straßenlaterne. Es war lausig kalt, windig und eigentlich viel zu spät zum rauchen. Trotzdem stand er nun schon seit einer geschlagenen halben Stunde unter dieser ewig flackernden Laterne und sah zu, wie die bläulichen Rauchschwaden, die er ausstieß, sich in Luft auflösten. Sein Blick richtete sich seit geraumer Zeit entweder starr geradeaus, oder suchte den Boden nach möglichen Unebenheiten ab.

Plötzlich vernahm er ein leises Geräusch, das ihn dazu veranlasste, den Kopf zu heben. Auf der anderen Straßenseite konnte Tsukasa eine schemenhafte Gestalt ausmachen, die sich ihm zu näheren schien. Als die Gestalt den äußersten Lichtkreis der Laterne durchschritt, entwich Tsukasa ein angespanntes Seufzen.

„Was suchst du denn hier?“

„Meine Wohnung. Und du?“

Karyu musterte ihn mit einem leichten Grinsen.

„Bisschen spät zum rauchen, findest du nicht?“

„Wir sind Vampire. Rein naturwissenschaftlich betrachtet sollten wir unser Dasein nur während dieser Tageszeit fristen.“

„Wow, Tsukasa. So was aus deinem Mund?“ Karyu lehnte sich neben dem Kleineren an die Hauswand und warf einen kurzen Blick zum Nachthimmel. „Gibst du mir auch eine?“

Er deutete mit dem Kinn zu Tsukasas Hand, die schon seit geraumer Zeit ein hoffnungslos zerbeultes Kippenpäckchen umklammerte. Der Jüngere runzelte die Stirn.

„Seit wann rauchst du?“

„Gar nicht.“

Tsukasa hob eine Augenbraue, reichte Karyu dann jedoch eine Zigarette. Der nahm sie dankend an und zauberte ein Feuerzeug aus seiner Manteltasche hervor.

„Du warst noch nicht drinnen, kann das sein?“, fragte der Blonde, während er den ersten Schub Nikotin in seine Lungen beförderte.

Tsukasa verneinte.

„Dachte ich mir fast.“

Nach diesen Worten schwieg Karyu und rauchte versonnen vor sich hin. Von Zeit zu Zeit betrachtete er den Himmel. Leicht genervt drehte Tsukasa sich zu seinem Nebenmann.

„Worauf willst du hinaus, Karyu?“

„Ich will darauf hinaus, dass du dich besser um dein Brüderchen kümmern solltest. Heute musste ich diese Aufgabe wohl oder übel für dich übernehmen.“ Er warf Tsukasa einen intensiven Blick zu, den dieser jedoch nicht genau deuten konnte.

„Was hast du mit ihm gemacht?“, hakte Tsukasa augenblicklich nach. Ihm schwante Übles.

„Er dürfte eine kleine Platzwunde am Kopf haben.“

„Er dürfte was?!“

Eine Zigarette fiel zu Boden und verglühte im Straßenstaub. Tsukasas Hand schoss nach vorn und packte Karyu am Mantelkragen.

„Was hast du gemacht, du Arschloch?“, fauchte der Brünette und zog seinen Gegenüber gewaltsam ein Stück zu sich nach unten. Der schien im ersten Moment ernsthaft überrumpelt zu sein, dann jedoch grinste er etwas verächtlich.

„Reg dich ab und hör mir zu, ok?“

Er griff nach Tsukasas knochigem Handgelenk und drückte es von sich, bog ihm dabei gleichzeitig mit der anderen Hand die Finger auseinander. Wütend, aber ohne größere Gegenwehr, wartete der ehemalige Vampirjäger auf die versprochenen Antworten.

„Dein kleiner Bruder hat sich heute mit Hizumi getroffen. Auf dem verdammten Hausdach.“

Er nickte mit dem Kopf schräg nach oben. Tsukasas Blick folgte dieser Geste unnötigerweise.

„Keine Ahnung ob es Zufall oder Absicht war. Hizumi wollte nämlich eigentlich zu mir. Weiß der Teufel, was er auf dem Dach zu suchen gehabt hat. Fakt ist, dass er dort deinen Bruder getroffen hat. Natürlich ist das ganze, wie zu erwarten, in ein neues, unnützes Drama ausgeartet. So was kann hier keiner von uns gebrauchen, verstehst du das?“

Tsukasa nickte mechanisch, durchbohrte Karyu aber trotzdem weiterhin mit einem Todesblick erster Güte.

„Wie du wissen müsstest, habe ich Saga vor ein paar Jahren gewarnt. Er weiß, dass ich ein massives Problem damit habe, wenn er sich, nach allem was geschehen ist, in Hizumis Nähe aufhält.“, fuhr Karyu betont lässig fort. „In diesem Fall habe ich also nochmal Gnade vor Recht ergehen lassen und ihm lediglich verdeutlicht, dass ich das nächste Mal ernst machen werde. Ich kann auch nichts dafür, dass dein Bruder keinen intakten Gleichgewichtssinn zu haben scheint. Er hat sich aufs Maul gelegt und dabei den Kopf angeschlagen. Hat sich sozusagen selbst ausgeknockt. Mittlerweile müsste die Wunde schon längst wieder verheilt sein.“

Während Karyu sprach, verfinsterte sich der Gesichtsausdruck des zweiten Vampirs zusehends. Karyu mutmaßte, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis Tsukasa ihm buchstäblich an die Kehle sprang. Ein winziges Grinsen umspielte seine Mundwinkel, denn der Gedanke amüsierte ihn.

„Was zur Hölle ist eigentlich dein Problem, Karyu?“

„Mein Problem?“ Verdutzt hob Karyu die Augenbrauen und deutete mit dem Zeigefinger auf sich selbst. Dann lachte er. „Ist nicht dein Ernst, oder?“

„Doch, ist es.“

„Mein Problem ist, dass dein Bruder die alleinige Schuld an Hizumis Selbstmordversuch trägt. Das ist mein Problem.“ Er machte einen Schritt auf Tsukasa zu und wirkte mit einem Mal ziemlich bedrohlich. „Nicht zu vergessen die drei gebrochenen Rippen, die ausgerenkte Schulter und das angeknackste Jochbein. Diverse Blutergüsse und Prellungen sind ja nicht der Rede wert. Was das alles mit Hizumis Psyche angestellt hat wohl auch nicht.“

Mit einem zunehmend mulmigen Gefühl in der Magengrube wich Tsukasa einen Schritt zurück. Karyu erschien in diesem Moment noch größer als er ohnehin schon war und trotz der Dunkelheit erkannte Tsukasa, dass seine Augen sich hell färbten. Der junge Vampir fuhr sich nervös mit der Zunge über seine spröden Lippen.

„Er hat das nicht absichtlich getan.“, versucht er seinen Bruder zu verteidigen. „Es war ein Ausrutscher.“

Offenbar ließ Karyu das nicht gelten, denn er lachte kurz und trocken auf.

„Es ist mir scheißegal, ob das ein Ausrutscher war oder nicht. Wenn es einer war, dann wird das nicht sein letzter gewesen sein. Es braucht Jahrhunderte, bis er sich komplett im Griff hat. Und solange hat er sich gefälligst von Hizumi fern zu halten!“

„Wieso lässt du Hizumi das nicht selbst entscheiden? Er ist alt genug, oder?“

„Weil Hizumi was Gefühlsangelegenheiten betrifft ein kompletter Idiot ist. Mir ist vollkommen klar, dass er noch immer nicht über Saga hinweg ist. Und er wird nie über ihn hinweg kommen, sofern noch eine Chance darauf besteht, dass die beiden wieder ein Paar werden. Und solange das der Fall ist, macht er sich selbst fertig. Und mit fertig machenmeine ich nicht nur depressives Gejammer oder vollgeheulte Kopfkissen.“

Stirnrunzelnd musterte Tsukasa den Älteren. Ein Großteil der Wut war nun aus Karyus Augen gewichen und an ihre Stelle trat etwas, das man mit viel Fantasie als Sorge bezeichnen konnte.

„Wieso ist er dir so wichtig?“ Diese Frage stellte Tsukasa sich schon, seit er das erste Mal von Hizumi erfahren hatte. Nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem es ihm sinnvoll erschien, diese Frage laut zu äußern. „Hizumi meine ich.“

Irritiert hob Karyu die Augenbrauen. Er zuckte, wohl unbewusst, die Schultern und ließ sich zurück an die Hauswand sinken. Offenbar dachte er nach.

„Ich bezweifle, dass du das verstehen kannst.“, antwortete er schließlich. Diesmal klang seine Stimme wie gewohnt ruhig und sein Tonfall war gefasst. Insgeheim schickte Tsukasa ein kurzes Dankesgebet an die dafür zuständige Institution. Ob es sich dabei nun um Himmel oder Hölle handeln mochte war pure Spekulation.

„Du könntest wenigstens versuchen es mir zu erklären. Vielleicht würde das auch das Bedürfnis, dir in die Fresse zu hauen, mildern.“, gab Tsukasa zu bedenken.

Wieder schwieg Karyu eine Weile, dann seufzte er lautlos und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ach... was soll ich dazu groß sagen?“

Scheinbar hatte ihn noch nie jemand offen darauf angesprochen, dachte Tsukasa strinrunzelnd. Das war natürlich ein Faktor, der seine Neugierde noch zusätzlich schürte. Bevor er Karyu jedoch erneut zum Reden animieren konnte, fuhr dieser von selbst fort.

„Ich kenne Hizumi schon über zweihundert Jahre. Das ist eine Zeitspanne, die du dir noch überhaupt nicht vorstellen kannst. Ich war derjenige, der ihn damals zum Vampir gemacht hat.“

Als Tsukasa darauf hin empört die Lippen schürzte, fiel Karyu ihm ins Wort.

„Auf eigenen Wunsch. Bevor du hier wieder anfängst zu meckern.“

Offenbar hatte er hiermit richtig gelegen, denn der Brünette stieß die, für mindestens einen Vorwurf notwendige, Luft mit einem leisen Zischen wieder aus und erinnerte so ein wenig an einen alten Luftballon.

„Wir haben schon einigen Mist zusammen durchgemacht, glaub mir. Selbst Zero hat die meisten dieser Geschehnisse nicht miterlebt. Einfach weil ich ihn nicht einmal halb so lange kenne wie Hizumi.“ Karyu machte eine Pause und schien den Mond zu betrachten. „So bescheuert es auch klingen mag... Hizumi ist die einzige Familie die ich je hatte.“

Karyu schien seine Erzählung hiermit beendet zu haben, denn er machte keine Anstalten weiter zu sprechen, sondern schaute nur wieder nachdenklich zum Himmel hinauf. Im Dämmerlicht der Straßenlaterne wirkten Karyus Züge plötzlich viel weicher als sonst und in ihnen lag ein Ausdruck, der Tsukasa vollkommen fremd war.

„Also ich finde das gar nicht bescheuert.“, sagte er schließlich leise.

Diese Worte schienen Karyu aus seinen Gedanken zu reißen und innerhalb von Sekunden war er wieder der Alte.

„Was soll's.“ Er stieß sich mit dem Fuß von der Hauswand ab und knackte geräuschvoll mit den Nackenwirbeln. „Ich für meinen Teil hab jetzt genug hier draußen rumgestanden. Langsam wird mir der Arsch zu kalt.“

Gerade wollte Tsukasa nicken, als Karyu innehielt.

„Moment. Bevor ich's vergesse.“ Er sah wie gewohnt auf Tsukasa herab und rieb sich auf höchst intellektuelle Art und Weise das Kinn.

„Was suchst du eigentlich um diese Uhrzeit hier draußen?“

„Ich wüsste nicht was dich das angeht.“

Ein etwas manisches Grinsen umspielte Karyus Lippen.

„Ah-Ah.“ Er wedelte mit dem Zeigefinger vor Tsukasas Gesicht herum.

„So nicht. Quid pro quo, mein Süßer.“

„Ich kann kein Italienisch.“

„Das war Latein, du Intelligenzbolzen.“

„Oh... Und was bitte schön soll das heißen?“

„Naja, das heißt ganz einfach, dass du.“ Karyu piekte einen knochigen Spinnenfinger in Tsukasas Brust. „mir jetzt auch eine Erklärung schuldest. Nachdem ich ja so großmütig etwas von mir preisgegeben habe. Das ist nur fair.“

Tsukasa schlug Karyus Hand unsanft weg.

„Seit wann interessiert dich Fairness?“

„Seit heute Mittag um zwölf.“, gab Karyu schlagfertig zurück und ignorierte Tsukasas sich in den Höhlen verdrehende Augen.

„Also gut, du gibst ja sowieso keine Ruhe.“, antwortete der schließlich mit einem nicht zu überhörenden, entnervten Unterton in der Stimme. „Mir geht’s scheiße, ok? Ich komm nicht klar auf dieses verdammte Vampir-Leben. Das ist mir in der letzten Zeit bewusst geworden.“ Er sah starr zu Boden. „Wer weiß ob ich den Mist hier noch durchziehen würde, wenn Saga nicht wäre. Wahrscheinlich hätte ich mir schon die Kugel gegeben.“ Er schwieg einen Moment, dann sah er auf und blickte Karyu direkt in die Augen. „Wie hältst du das aus?“

Ganz wider Tsukasas Erwarten, gab Karyu keinen dummen Spruch von sich, sondern schien sich wirklich Gedanken über diese Frage zu machen.

„Ich kenne es nicht anders. Ich wurde schon so geboren, ich war nie Mensch.“

Diese Antwort versetzte Tsukasa einen leichten Stich in der Magengegend. Er hatte vollkommen vergessen, dass Karyu ein Native war. Aus Scham über seine unsinnige Frage und aus Frustration über die verwährte Antwort, verschränkte Tsukasa die Arme vor der Brust und starrte auf seine Schuhe. Der andere schien das zu bemerken, denn fast augenblicklich schoben sich zwei Finger unter sein Kinn und drückten es vorsichtig nach oben.

„Aber auch wenn ich es nie selbst erlebt habe, hab ich es oft genug bei anderen miterlebt. Und Fakt ist, dass solche Phasen vollkommen normal sind. Es wird besser, glaub mir. Irgendwann kommt der Punkt, an dem du es akzeptieren kannst.“

Tsukasa blinzelte Karyu verblüfft an. Er wusste nicht, was ihm erschreckender vorkommen sollte. Diese Hand unter seinem Kinn, oder dass Karyu wohl tatsächlich versuchte ihm Mut zu machen.

„Lass den Scheiß.“, knurrte er und schüttelte Karyus Hand ab, indem er den Kopf ruckartig zur Seite bewegte. Diese Reaktion entlockte Karyu ein leises Lachen.

„Denk drüber nach.“, sagte der Blonde schließlich und strich sich eine Haarsträhne aus dem bleichen Gesicht. „Ich verschwinde. Gute Nacht, Tsukasa.“

Mit diesen Worten drehte er sich um und ließ einen sichtlich verstörten Tsukasa draußen zurück.
 


 

Tsukasas POV
 

Er ließ mich einfach stehen und verschwand ohne ein weiteres Wort im Hauseingang.

Ich ließ die vergangenen zwanzig Minuten revue passieren und kam zu dem Schluss, dass Karyu irgendeine psychische Störung haben musste. Es war nicht normal, dass sich eine Persönlichkeit innerhalb von so kurzer Zeit so drastisch verändern konnte. Als ich so darüber nachdachte, bemerkte ich zu meiner Verwunderung, dass meine anfängliche Wut auf Karyu verflogen war. Ich kniff mich kurz aber heftig in den Arm.

Blöde Idee, denn der Schmerz fühlte sich wirklich fies an.

Dann wartete ich genau drei Sekunden und dachte noch einmal über Karyu nach.

Noch immer keine Wut. Die übliche Abscheu, ja. Die eigentlich angebrachte Wut, nein.

Möglicherweise lag es daran, dass ich ihn auf eine, zugegeben oberflächliche, Art und Weise verstehen konnte. Es hatte keinen Sinn Sagas Kontrollverluste schön zu reden, das begriff selbst ich. Ich nahm an, dass ich in gleicher Weise reagiert hätte, wäre die Situation umgekehrt gewesen.

Vielleicht waren all diese Gefühle von Verständnis und Verstand aber auch nur müdigkeitsbedingte Hirngespinste.

Der morgige Tag würde es zeigen.

Ich stieß einen tiefen Seufzer aus und kramte in der Hosentasche nach meinem Handy, um dort die Uhrzeit abzulesen.

Das Neondisplay zeigte 02.13 an.

Soviel zum Thema Müdigkeit.

Es half ja doch nichts. Ich konnte nicht für immer hier draußen in der Kälte herumstehen. Also machte ich mich wohl oder übel auf den Rückweg in meine Wohnung. Vor der Tür verharrte ich eine Weile und lauschte in die Dunkelheit. Vollkommene Stille umgab mich.

Ich drehte den Schlüssel und betrat die Wohnung. Hier bot sich mir das gleiche Bild wie draußen im Flur. Als die Tür ins Schloss fiel, tastete ich blind nach dem Lichtschalter.

Schließlich klickte es vielversprechend und die Deckenlampe flutete den Raum mit Licht. Ich kniff unweigerlich die Augen zusammen. Wenn es etwas gab, das mir bereits nach kurzer Zeit in den Reihen der Untoten aufgefallen war, dann, dass Licht und Vampirpupillen sich nicht wirklich gut vertrugen. Endlich gewöhnten sich meine Augen an die Helligkeit.

Ich zog die Schuhe aus und ging durch den winzigen Flur hinüber ins Wohnzimmer. Das dunkle Bündel auf dem Sofa fiel mir direkt ins Auge.

Im gleichen Augenblick überkam mich ein schlechtes Gewissen erster Güte. Saga hatte auf mich gewartet. Wie lange, konnte ich nur schätzen. Ich hockte mich neben das Sofa und strich meinem Bruder vorsichtig über den Rücken. Er schien tief und fest geschlafen zu haben, doch schon diese sanfte Berührung brachte schleichend Leben in seinen Körper. Ächzend rappelte er sich auf und rieb sich die Augen.

„Du solltest nicht auf der Couch schlafen, das ist scheiße für den Rücken.“, sagte ich und versuchte ein gekünsteltes Lächeln.

„Wo warst du?“

Natürlich. Musste ja kommen. Was sollte ich sagen?

Die Wahrheit brachte ich nicht über die Lippen, denn ich wusste, dass Saga sich deswegen Sorgen machen würde. So ungern ich meinen kleinen Bruder anlog, in diesem Fall war es besser für ihn.

„Überall und nirgends. Ich bin rumgelaufen, mehr nicht.“

Er runzelte die Stirn und gähnte.

„Was ist los mit dir in letzter Zeit?“

„Nichts.“

Schon wieder gelogen.

„Aber mal eine Gegenfrage.“, sagte ich hastig, bevor Saga auf die Idee kam, noch weitere Fragen zu stellen. „Was ist das da an deiner Stirn?“ Ich deutete auf einen etwa münzgroßen, roten Fleck an seiner Schläfe, den ich wahrscheinlich, ohne Karyus Hinweis, nie im Leben bemerkt hätte.

Hastig schüttelte er sich das Haar ins Gesicht.

„Nichts.“

„Lüg mich nicht an.“

Er schaute mir kurz in die Augen, dann senkte er den Blick und begann mir seine Version des Geschehenen zu berichten. Ich war ernsthaft überrascht, dass sie sich zum größten Teil mit Karyus Aussage deckte. Offensichtlich hatte er mich nicht belogen.

Als Saga geendet hatte sah er mich erwartungsvoll an.

„Was erwartest du jetzt von mir?“

Er zuckte mit den Schultern.

„So ungern ich es auch zugebe, ich bin der gleichen Meinung wie Karyu. Du solltest es gut sein lassen, was Hizumi betrifft.“

Diese Aussage wirkte auf Saga wie ein Schlag ins Gesicht. Er biss sich auf die Lippe und ließ den Kopf hängen.

„Vielleicht hast du Recht.“, murmelte er „Es ist besser für ihn.“

„Vor allem ist es besser für dich.“

Bis heute fragte ich mich, was Saga an diesem dürren, depressiven Kerl gefunden hatte und offenbar immer noch fand. Es war kein direkter Hass, aber ich musste zugeben, dass ich seit unserer ersten Begegnung eine tiefe Abneigung gegen Hizumi hegte. Möglicherweise lag das daran, dass er mir damals, bei dem Anschlag auf seine Familie, als einziger durch die Lappen gegangen war.

Meine Verachtung konnte natürlich auch daher rühren, dass er Schuld an diesem ganzen Schlamassel hier trug. Ohne Hizumis Einwirken wäre garantiert keiner von uns beiden verreckt, nur um kurz danach erneut zum Leben zu erwachen.

Berücksichtigte man allein diese Punkte, dann war es, wie ich persönlich fand, verständlich, dass ich den Blutsauger nicht sonderlich gut leiden konnte.

„Das ist Ansichtssache.“, antwortete Saga und stand auf. „Ich geh ins Bett.“

Schon wieder wurde ich stehen, oder viel mehr sitzen gelassen.

Seufzend richtete ich mich schließlich auf. Meine Kniescheiben gaben ein eigentümliches Knacken von sich.

Grandios.

Jetzt wurde dieser tote Körper in dem ich mein Dasein verbrachte auch noch morsch.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Trashxbaby
2011-06-13T12:55:30+00:00 13.06.2011 14:55
Karyu und Tsukasa....*____* Ohgott...ich LIEBE die Beiden >D Wurd ja mal Zeit für ein bisschen rumgeschwuchtel xD ♥

Kaoru und Die kamen nur ziemlich kurz vor...hmmm....ich kann noch nicht genau sagen wie ich die Beiden finde xD Aber bisher scheinen sie ganz okay zu sein ^~^

Das mit Hizumi & Saga check ich noch immer nicht wirklich...aber Hizumi tut mir derbe leid T______T
Von:  Rizuloid
2010-10-28T15:45:58+00:00 28.10.2010 17:45
Ich versteh die ganze Sache mit Saga und Hizu immer noch nicht =3=
Da kann man viel zu viel reininterpretieren.

Aber ich muss ehrlich sagen, süß dass Karyu auch so was wie Familiensinn hat. Fand ich ja schon beim vorigen Chapter toll, als er Zero umarmt hat~

Tsukasa und Karyu ftw 8D
Ich hoff seit Teil 1 immer noch, dass da irgendwann mal was läuft >D

Von Kaoru und Die noch nicht viel, aber immerhin.
Du ziehst die Spannung wiedermal schön quälend in die Länge, du Sadistin.
Immer schön weiterschreiben <3

Lg, -Snii
Von:  Zeryu
2010-10-11T08:52:04+00:00 11.10.2010 10:52
Eigentlich wollte ich noch ein bisschen warten, bis ich den 2. Teil lese, aber ich konnte mich einfach nicht zurückhalten.
Ich musste unbedingt wissen, wie das jetzt mit Zero und Toshiya weitergehen würde.
Ich liebe diese Geschichte...

Ich habe ja irgendwie das Gefühl, dass es zwischen Karyu und Tsukasa noch mal so richtig knallen wird xD (Da freue ich mich schon richtig auf den Ausgang.)

Was Saga Hizumi angetan hat.. Da ist es ja nur verständlich, dass Karyu so austickt, wenn er die Zwei zusammen auf dem Dach sieht.
Hoffentlich vertragen sich alle drei wieder.

Ich freu mich schon wahnsinnig auf nächste Kapitel und vielleicht erfährt man da ja ein bisschen mehr über Die und Kaoru.

glG und viel Spaß in London, Zeryu
Von:  LostMemory
2010-10-09T20:05:58+00:00 09.10.2010 22:05
Yaay!!
es geht weiter!!

Ich freu mich schon drauf, wenn Kao und Dai auf Karyu treffen *harharr*
Anscheinend pendelt sich das mit Karyu und Tsukatchi ja so langsam ein...
trotzdem will ich endlich wissen, was damals zwischen Saga und Hizu passiert ist *mit jedem Kapitel mehr gespannt ist*

Dein Schreibstil ist wie immer klasse und ich freu mich auch schon rieesig auf das nächste Kapitel!!

Liebe Grüße
Lost Memory
Von:  Toffelchan
2010-10-08T18:39:27+00:00 08.10.2010 20:39
ui ui ui uiii
ich mag den zweiten teil der ff <3

man im vorigen kapi dachte ich nur so 'OMG OMG OMG' als sich hizu und saga wieder begegnet sind
ich hoffe ja, dass das bei dne beiden wieder wird ;O; ich mag sie so die zwei <3 sie sind toll zusammen *schwärm*

hach jah~
ich kann wieder nur loben :3

freu mich auf das nächste kapi *O*
Von: abgemeldet
2010-10-08T14:09:28+00:00 08.10.2010 16:09
jjaaa, wie nicht anders zu erwarten, ein weiteres super kap^^ klasse, dass auch mal kao und die auftreten, freu mich schon auf mehr von den beiden. und das karyu einfach cool is, muss ich ja nicht wiederholen xD aber sein kleiner persönlichkeitswandel diesmal hat mir gefallen, er is eben auch nicht nur ein arsch xD
ich bin sehr gespannt auf mehr und wünsche dir ne tolle zeit in london ;-)

lg
Von:  _-Nick-_
2010-10-07T11:13:31+00:00 07.10.2010 13:13
Jear neues kapii
*freu*
und ich muss sagen ich bin echt gespannt wie es weiter geht, hoffe du schreibst schnell weiter, wenn du wieder kommst :3
Ich kann es ja kaum abwarten, bevor es wieder richtig spannend wird
*freu*

lg Vanna&Nick♥
Von:  Snyder
2010-10-06T16:14:05+00:00 06.10.2010 18:14
uh neues Chapter *^*

und es ist mal wieder toll geworden auch wenn ich langsam echt gespannt werde, vor allem wegen Die und Kaoru :'D
Und ich war auch total überrascht das die beiden , also Tsu und Ryu miteinander geredet haben ohne Mord xDD
Aber genau wegen sowas liebe ich deine storys =3
mach weiter so ~~^__^

Dann mal angenehme Wochen dort und hoffe du kommst gut erhalten und mit neuer energie wieder ;3

LG Abby


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