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Melancholie

von

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Zwickmühle

Seit geraumer Zeit wanderte Fio alleine durch die Lande. Sie war ein junges Mädchen, eine junge Frau, wenn man es genau nehmen wollte. Fio gehört zu den freien Kämpferinnen des Landes, sie ist für die Menschen da, sorgt, wo sie nur kann für Gerechtigkeit und hilft den Armen. Doch nicht immer geht es so, wie man es sich vorstellt. Ihr halbes Leben lang war sie in einer Familie, die Frauen als weniger Wert ansah. Männer waren wie Götter.
 

Aus diesem Grund fing die junge Frau an, den Umgang mit Pfeil und Bogen zu lernen. Sie bemühte sich, damit man nicht sagte, sie sei unterlegen nur weil sie ein weibliches Wesen war. Um ihrer Familie nicht weiter zur Last zu fallen und den Menschen aus anderen Dörfern zur Seite zu stehen, fing sie ihre Wanderung an. Wo es nur ging, tat sie, was getan werden musste....immer mit einer Maske.

Ja, Fio zeigte nie ihr wahres Gesicht. Immer versteckte sie dieses unter einer schwarzen Maske, die ein wenig verziert war. Es diente zum Schutz, Schutz vor Fremden, Schutz vor sich selbst und Schutz ihrer Familie.
 

Bei einer ihrer vielen Reisen traf sie auf Ewan. Ewan ist Kriegen, doch er kämpft nicht direkt für die Gerechtigkeit, auch wenn es oft den Anschein hat. Nein, Ewan will Rache, Rache an den Menschen, die Schuld an dem Tod seiner Eltern sind. Dies ist sein einziges Ziel, welches ihm den Mut und die Kraft verleiht, weiter zu kämpfen, egal wie aussichtslos seine Lage ist.
 

Da beide Kämpfer nun dem gleichen Weg folgen, taten sie sich zusammen. Eigentlich war es Fio, die sich ihm anschloss, aber nie vergaß, was wichtig für sie war. Und Ewan....er war beeindruckt, dass eine Frau solch viel Mut besaß.
 

Wie an vielen Abenden schliefen Beide heute auch draußen. Das nächste Dorf war weit entfernt und ein Fußmarsch nachts durch einen Wald nicht gerade das, was man gerne machte. Außerdem konnte man in der ganzen Dunkelheit kaum seine eigene Hand vor Augen sehen. Weiter oben, wo die Baumkronen nicht gänzlich die Sicht verdeckten, sah man die Sterne und den Halbmond, der auf die Erde schien. Ein wahrlich schöner Anblick.

„Gute Nacht“, sagte Fio ruhig. Sie trat an den Baumstamm heran und kletterte diesen nach oben.

„Nacht“, erwiderte der junge Mann. Auch wenn sie schon seit einiger Zeit zusammen reisten, es war immer noch faszinierend, wie diese Frau nachts immer einen Baum mit dickem Ast suchte und auf diesem nächtigte. Er selber würde dies nicht können, so dachte er.
 

Kurz dachte Ewan darüber nach es ihr gleich zu tun, schüttelte aber schon nach kurzer Zeit den Kopf. „Das ist doch Unsinn“, murmelte er leise, blickte nach oben und sah, wie sie sich quer über den Ast legte. Fio war dünn, deswegen war es auch kein Wunder, dass der Baum sie so leicht hielt. Doch es war wirklich mehr als bemerkenswert.
 

„Fio“, nun rief er sie doch. Hastig bewegte er sich an den Baumstamm und kletterte an diesem hoch. Es war nicht so elegant wie bei seiner Begleiterin, aber irgendwann kam er schließlich halb torkelnd oben an. Langsam, wie wenn man Seiltanz machte, ohne doppelten Boden, torkelte Ewan zu ihr herüber und setzte sich auf den Ast.

„Oh...“, gab er leise von sich. Ein Kloß im Hals bildete sich und er blickte sich um. Sie waren ganz schön weit oben, viel zu hoch, wenn man ihn genauer fragte. Aber würde er sofort wieder nach unten, würde sie sicherlich sonst was von ihm denken.

„Gefällt dir die Aussicht?“, fragte Fio nach.

„Es....ist gewöhnungsbedürftig“, nickte der Mann. Wenn er genau war, fand er es schon schön, allerdings, das war das Problem, es war in seinen Augen viel zu gefährlich. „Wie kannst du nur...hier schlafen? Hast du keine Angst, dass du runter fällst?“

„Nein nein. Wenn man weiß, wie man sein eigenes Gleichgewicht am besten hält, dann gibt es keine Probleme“, antwortete sie ihm.

„Ich glaub ich hab keins.“

„Keins? Keine Probleme?“, fragte sie nach.

„Kein Gleichgewicht.“ Er wollte wieder runter, nicht bald, nicht gleich, sondern jetzt. „Ich mach mich dann mal wieder auf den Weg nach unten“, sprach er. Kaum hatte er sich bewegt, zog der Wind durch den Ast.

„Fioooooo!“, ein wenig ängstlich klammerte sich Ewan nun an ihr. Es hatte gar nicht stark geweht, nur ein wenig, doch das reichte ihm, um sicher zu sein, dass er nicht hier oben sein wollte.

„Ganz ruhig, das war nur der Wind“, sagte sie.

„Nur der Wind? Das sagst du so leicht. Ich wäre fast runter gefallen“, warf er ein.

„So schlimm war es doch gar nicht“, entgegnete Fio.

„Das sagt sich so leicht. Du bist daran gewöhnt hier oben zu sein“, seufzte Ewan.

„Na gut, dann helf ich dir runter, sonst fällst du noch wirklich.“
 

Langsam robbte Fio zum Baumstamm hin, während ihr Ewan dann folgte. Er würde nun alles genau so machen, wie es auch das Mädchen tat. So konnte doch nichts geschehen, oder doch?

Kaum war er fast angekommen, hatte er das Gefühl, als würde ihn nun seine letzte Kraft wieder verlassen und schon bald, hielt er sich wieder an ihr fest.
 

„Geht's?“, wollte sie wissen.

Ewan antwortete nicht.

„Ewan?“, fragte sie wieder nach.

Doch auch diesmal gab es keine Antwort. Sachte legte Ewan seine Hand an ihren Hals, fuhr ihr zu den Haaren und strich diese von den Schulterblättern. Fio war so geheimnisvoll, so unnahbar und dann immer noch mit der Maske. Langsam rückte er ein wenig näher an sie heran.
 

Nun spürte auch Fio wie ihr Herz auf einmal anfing zu klopfen. Sachte blickte sie seiner Hand zu, ehe sich diese ihren Weg nach oben bahnte. Schon bald spürte sie diese an ihrer Maske.

Ewans Hand machte alle Bewegungen von alleine, während der Mann nur in die Augen blickte, die nicht von der Maske verdeckt waren.
 

Die Maske. Sie störte doch eh nur. Es war besser, wenn diese weg war. Endlich ihr Gesicht sein, wissen, wie die Person aussah, mit der er reiste. Doch sie zwingen, dass sie ihm sein Gesicht offenbarte, war nicht seine Art gewesen. Ewan wusste, würde sie ihm genug vertrauen, würde sie von alleine die Maske ablegen.

Irgendwann.
 

Sachte schob sich diese Hand an das untere Ende der Maske. Jenes Ende, welches sich an ihrem Kinn befand.

„Nein...nicht“, wisperte Fio leise.

Doch so leicht ließ sich diese Hand nicht besänftigen. „Schhh“, gab Ewan darauf von sich und zog die Maske nach oben. Aber nicht ganz, nur so weit, bis Fios Lippen gänzlich frei gelegt waren. Der Rest blieb, wie er war.

Lippen, sanft rote Lippen sah er nun. Lippen, die anfingen leicht zu zittern und sich nicht dem bewusst waren, was auf sie zu kommen würde. Das Zittern der Lippen verteilte sich auf ihren ganzen Körper, der sich nun nur noch nach Wärme und Geborgenheit sehnte.
 

Langsam zogen sich beide Personen an, fast magisch und in Zeitlupe. Es dauerte einige Sekunden, bis sie sich so weit nahe waren, dass sie die Grenze der Begleitung überschreiben konnte. Und dann geschah es. Ihre Lippen lagen aufeinander, sanft aufeinander. Keiner tat irgendwas, nur blickten sie sich an, ehe es schließlich mit einem intensiven Kuss endete.



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