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Vergiss-mein-nicht

Vergessen ist Gefahr und Gnade zugleich.
von

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Aber bitte mit DIP

Es war dunkel, es war heiß und er wollte einfach nur noch raus aus diesem Gefängnis. Ja, er durfte wortwörtlich in der Hölle schmoren, bis er goldbraun gebrannt war und die Dämonen ihn verspeisen konnten. Wäre dem nur so gewesen…
 

„Vater“, murrte der Jugendliche, verschränkte seine Arme und sah seinen alten Herrn vorwurfsvoll an. „Ich will weg hier. Ich will wieder nach oben auf die Erde, is’ da so schwer?!“
 

„Damien, du weißt, dass ich dich nicht noch mal auf die Erde schicken kann.“
 

Der Schwarzhaarige Sohn des Teufels ließ seine Fingerknöchel knacksen. Man sah ihm an, dass er zornig wurde und er riss die Hände in die Luft, um dies noch zu verdeutlichen.
 

„Mann! Ich bin hier in der Hölle gefangen und du Schwein bist auch nie da!“
 

Und das Einzige, was Damien vernahm, war ein Seufzer. Sein Vater schüttelte mit dem Kopf, knirschte etwas mit seinen Eckzähnen und winkte dann mit der Hand.
 

„Schön, du kannst gehen. Unter einer Bedingung.“
 

„Welche?“
 

„Ich nehme deine Kräfte, damit du keinen Unfug in der Welt da oben anstellen kannst. Das bleibt nämlich mir vorenthalten, verstanden?“
 

Angestrengt nachdenkend zuckte der Junge mit einer Augenbraue, er musste sich das gut überlegen. Entweder in dieser Hölle bleiben oder in die Oberwelt gehen und ohne Kräfte eine Hölle aufgetischt bekommen und das nur durch Worte und Taten von Anderen. Diese Wahl war für Damien aber eine einfache. Er war der Sohn Satans, wieso sollte er sich für die Gedanken anderer interessieren?
 

„Alles klar“, stimmte er dann zu, merkte noch, wie ihn das Höllenfeuer schürte und fiel dann in einen tiefen Schlaf, der endete, als er den kalten Schnee unter sich bemerkte und die Sonne, die ihn langsam weckte.
 

Er war jetzt auf der Erde. Alleine. Doch glücklicherweise hatte sein Vater ihn hierher gebracht: Vor die Middle- und Highschool South Parks. Er war eine Zeit an der Elementary – an der Grundschule – gewesen, aber da hat es ihm kaum gefallen. Beliebt wurde man nur, wenn man die, die am unbeliebtesten waren, schikanierte. Darauf hatte er keinen Bock mehr gehabt und spätestens, wenn es hier genauso anfangen würde, wie damals, würde er sich gegen die Masse stellen, warum auch immer.
 

Mittlerweile… war sein Vater auch nicht mehr, das was er mal war. Statt eines Gotthassenden, gefallenen Erzengels war er ein schwuler, fast tuntiger Liebhaber von Feiern und Freude. Sogar mit Gott war er mehr schlecht als Recht befreundet, wenn man das so nennen konnte. Also gab es auch keinen bösen Willen mehr, dem Damien unterjochen war, er konnte in Ruhe weiterleben und das Beste aus seinem Aufenthalt machen. Er erinnerte sich noch, das er Pips Spitznamen „Fartboy“ bekommen und dass er den kleinen Pip schließlich selbst fertig gemacht hatte, weil das seinen Ruf gesteigert hatte. Aber das hier war ja ein Neustart. Damien konnte komplett neu anfangen, was die Schule anging, was den Freundeskreis anging. Was Pip anging.
 

„Hört mal zu!“
 

Es war soweit. Die Zeit war wie im Flug vergangen und erneut wurde Damien in der Klasse vorgestellt.

Träge schlich er in die Klasse und erst als er sich neben dem Lehrer platziert hatte, um sich umzusehen. Zu seiner Missgunst stellte er fest, dass es genau die gleiche Klasse wie schon damals war.
 

„Hey, Damien!“, kicherte ein blonder Junge. Der Sohn des Fürsten der Finsternis musterte ihn. Es war Pip. Der Pip. Er winkte und deutete auf den leeren Platz neben sich.
 

„Genau, das ist Damien. Er ist neu und-…? Hä? Oh. Anscheinend scheint ihr ihn schon zu kennen. Na gut. Dann setz dich da hinten neben Phillip.“
 

Und wie ihm ‚befohlen’ setzte er sich neben den Blonden.
 

„Sorry“, murmelte Damien und sah zur anderen Seite weg. Doch statt Groll zu hegen, lächelte Pip nur. Der kleine Brite schüttelte den Kopf und schon war ihm alles verziehen. Wahrscheinlich, weil Damien sozusagen, wenn auch nur für wenige Minuten, sein einziger Freund gewesen war. Und zu allem Überfluss hatte Pip keine Eltern, also musste er sich damals an den recht kompetenten Mr. Mackey wenden. Der Schulpsychologe an dieser Schule war zwar auch ganz nett, aber man musste sich an alles gewöhnen.
 

„Schon gut, Damien.“
 

Nach einer Stunde Schulstress klingelte es dann zur Mittagspause. Die Klasse stürmte hinaus und Pip hängte sich an Damiens Arm. Der Brite war ziemlich anhänglich wie er feststellen musste, doch das tat jetzt nichts zur Sache. Und gegen Jungs hatte er im Allgemeinen auch nichts. Musste von seinem Vater stammen.

Und unten an der Kantine angekommen ging es los, genauso wie die beiden vermutet hatten.
 

„Hahaha, seht euch das an! Der Franzose ist ne Schwuchtel!“, kam es von Cartman. Von wem auch sonst? Ironischerweise setzte sich auch noch Butters beim Essen zu ihnen, die allein an einem Tisch saßen. Er hatte sich schon längst geoutet und war dadurch nur noch mehr zu Cartmans Opfer geworden. Doch anscheinend genoss er es – mehr oder weniger.
 

„Bist du nich’ Engländer?“, fragte Damien in den Raum hinein, um die Stille zu Brechen.
 

„Brite.“
 

„Ah.“
 

Butters grinste die beiden an, er schnappte sich sein Tablett und gesellte sich dann doch lieber zu den anderen Jungs, die ganz andere Probleme hatten, als das sie sich um ihn kümmern wollten.

Pip hing immer noch an Damiens Arm. Er wollte gar nicht mehr loslassen, bis es ihm zu viel wurde und er etwas mit dem Arm schlackerte, sodass der blonde Junge wegrutschte und sich endlich mal seinem Essen widmete.

Damals hatte er Pip noch in Flammen gen Himmel geschickt, um sich bei den Arschlöchern ein paar Tische weiter beliebt zu machen. Heute würde er sich selbst ohrfeigen, wenn sozusagen die einzige Person, mit der er sich befreunden könnte, zur Hölle schickte. Ironie des Schicksals.


 

Nach der Mittagspause beschloss Damien, zum Schulpsychologen zu gehen, um mit ihm zu reden.
 

„Sag mir, was mit dir los ist.“

Der Mann klang beruhigend. Damien wusste ja schon von Mr. Mackey, das man solchen Leuten vertrauen konnte. Sie waren wie gute Freunde, nur das sie dafür Geld von einem bekamen. Aber besser so als gar nicht.
 

„Alle hassen mich“, sagte er in dem gleichen Ton, wie schon damals, als er zum Psychologen ging. Und er bekam genau die gleiche Antwort, nämlich, dass es dem kleinen Pip genauso erging und der auch immer zu ihm kommen würde.

„Und was kann ich Ihrer Meinung dagegen tun?“
 

„Freunde dich doch mit Phillip an, er wird dich verstehen.“
 

Und er hatte ja Recht. Pip war genauso wie Damien. Sie beide wurden gehasst. Pip, weil er sich nicht wehrte und man ihn gut verarschen konnte und Damien… Damien wurde fertig gemacht, weil er sich mit seiner Art unbeliebt gemacht hatte. Aber Stan hatte Recht gehabt. Eltern sollten sich um ihre Kinder kümmern.

Wenigstens hatte Satan den ersten Schritt gemacht und Damien seine Kräfte genommen, sodass er sich nicht noch unbeliebter machen konnte.
 

„Danke… is’ okay für heute“, seufzte er schließlich, stand auf und ging aus dem Zimmer. Er sah zu Craig, der ebenfalls jetzt zum Psychologen musste. In dem Moment, als er herüber sah, hob Craig angewidert den Mittelfinger, stieß Damien zur Seite und trat in das Zimmer ein. In jenem Moment sprang Pip auf Damien zu, knuddelte ihn und kuschelte sich an ihn.
 

„Pip? Pip! Was machst du da?! Zur Hölle!“
 

Etwas erschrocken machte er einen Satz zurück, kicherte Damien an und zog in an einem Arm mit nach draußen, fast. Damien zog seinen Arm weg, er ergriff die Initiative, und schliff ihn mit nach draußen, allerdings hinter die Schule, damit sie Niemand sah, obwohl es den beiden mittlerweile egal war, wer - oder ob man - über sie urteilte.
 

„Lass uns ma reden.“
 

„Reden? Worüber?“
 

Der Schwarzhaarige musste sich zurückhalten. Dieses freche Lächeln, das gar nicht frech sein sollte. Doch er sah es als unverschämt an, denn er konnte diese Fröhlichkeit jetzt überhaupt nicht gebrauchen.
 

„Ich bin keinen Tag hier“, zischte er und tippte seinem Gegenüber dabei gegen die Brust. „Und du meinst, den verliebten spielen zu müssen?“
 

Ein harsches Lachen von Pip, so wie es Damien niemals gehört hatte… oder geglaubt, es jemals so hören zu können. Er lachte ihn aus.
 

„Verliebt?“
 

„Wie nennst du das sonst?!“. Man merkte, wie schnell die Luft dünner wurde und wie sehr Damien in Rage geriet. Er griff Pips Kragen, riss und rüttelte an diesem herum. Mit Gewalt funktionierte eben alles. Die Gesellschaft, Dominanz. Alles war irgendwie mit Gewalt verbunden.

Nichtsdestotrotz schwieg Pip an dieser Stelle. Damien hatte ganz richtig gelegen. Er war verliebt, aber so ganz erklären konnten sie’s beide nicht.
 

„Siehste“, sagte Damien schließlich. In seiner Stimme war dieser triumphierende Ton, rechthaberisch und… übertrieben halt. Für so eine kleine Sache.. übertrieben.
 

„Bist du sicher?“
 

„Sicher bin ich sicher und jetzt halt die Klappe, Franzose.“
 

Irgendwo fühlte er sich doch besser. Es war das erste Mal, dass er so etwas fühlte. Und das war momentan nicht die Liebe, sondern Macht. Zwar nur über einen einzelnen Menschen, aber desto niederer Pip war, desto angesehener war er und desto besser fühlte sich Damien. Das war der Kreis des Lebens. Den einen ging es gut, sie waren die, die die kleinen am meisten schikanierte, sich so den größten Freundeskreis ansammelten und auf immer größeren Opfern herumtrampeln konnten. Pip war nur eines von ihnen und Damien gehörte eigentlich auch dazu. - Mehr oder weniger.
 

„Aber…-“
 

„War nur ein Scherz.“
 

Er konnte sich das neckische Grinsen nicht mehr verkneifen. Pip dagegen sah nur unterwürfig zu ihm, da sich der Ältere immer mehr näherte, ihm schließlich bei den Handgelenken packte und ihn gegen die Mauer der Schule drückte.
 

„Jetzt lach doch mal“, hauchte er, biss sich auf die Unterlippe und betrachtete sein Opfer genüsslich. Pip wagte nicht, sich zu wehren. Er verengte nur seine Augen ein bisschen, ängstlich vor dem, was noch passieren könnte. Sein Herz raste immer schneller, er hatte das Gefühl, es würde ihm aus der Brust springen. Und nun lächelte er schwach. Er konnte sich vorstellen, dass sich der Schwarzhaarige das Herz geschnappt hätte, seinen Namen reingeritzt hätte und es ihm wieder eingequetscht hätte. Widerlich, aber irgendwie auch süß.
 

„Na geht doch.“

Nur Schade, dass Pip nicht über Damiens kleinen Scherz lächelte. Er überblickte die Lage gar nicht mehr. Erst als er plötzlich Damiens Lippen auf den Seinen spürte, realisierte er die Lage. Er wollte sich dagegen wehren, doch dann sah er ein, dass er keine Chance gehabt hätte. Und so nahm er still hin, was der Größere mit ihm machte, erwiderte den Kuss sogar und befreite seine Hände. Er schlang sie um seinen Hals, während Damien sich mit dem Handgelenk an der Mauer abstützte, den Kuss löste und Pip in seine blauen Augen starrte. Es war falsch, was sie gemacht hatten, so aus Pips Sicht. In Damiens Augen war das richtig, es fühlte sich gut an und es befreite ihn von seinen Sorgen, von seiner Schuld und vor allem befreite es ihn von seiner Last. Seiner Last, Pip Pirrup, den kleinen Briten, den jeder hasste, nicht mehr hassen zu müssen, um Jemand zu sein, der er nicht war. Lieber ein Außenseiter, als Jemand, der alles leugnete.
 

„Ich liebe dich“, flüsterte Pip noch mit piepsiger Stimme. Er konnte nicht glauben, dass er das gesagt hatte. Und das zu dem Sohn Satans. Aber sicher würde das auch Vorteile mit sich ziehen, auch wenn die Nebensächlich und Pip eigentlich total egal waren.
 

„Heißt das, wir sind jetzt zusammen?“
 

Und auf die Frage nickte Phillip nur höflich.



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