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Vergiss-mein-nicht

Vergessen ist Gefahr und Gnade zugleich.
von

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Mein Gruftie-Ich und Ich

Zuerst einmal musste ich aus dieser Hölle fliehen, die ironischerweise Hells Pass hieß. Das Krankenhaus, in das ich eingeliefert wurde, anscheinend mit einer starken Amnesie, Gedächtnisverlust halt. Hilfe? Die konnte ich hier nicht erwarten. Ich war in der Kleinstadt South Park in Colorado, eine wirres kleines Kaff, echt. Selbst die Ärzte, die sich wie Profis zu verhalten hatten, ließen mich ohne Erinnerung einfach ziehen. Obwohl mir mein behandelnder Arzt doch ziemlich sympathisch vorkam.
 

‚Auf Sympathie kommt’s aber nicht an’, sagte ich mir selbst, schüttelte den Kopf und sah mich erstmal nach etwas zum Anziehen um. Momentan trug ich nur einen total schrägen Krankenhauskittel. Sonst nichts. Nicht einmal Unterwäsche. Aber das ließ mal meine kleinste Sorge sein.

Nach kurzem Suchen fand ich dann auch schon Sachen in meiner Größe. Ein schwarzes T-Shirt und eine blaue Jeans. Warum nicht. Als nächstes musste ich den Weg hinaus finden. Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass ich im Erdgeschoss stationiert war, also ganz schnell hinaus finden würde.

Schwupp, ich rannte durch die Tür, schlängelte mich durch die breiten Gänge an Schwestern und Ärzten vorbei und durch die Drehtür hinaus ins Glück.
 

„Freiheit!“, stieß ich erleichtert aus, als ich vor dem Krankenhaus stand, riss noch mal extra betonend meine Arme in die Höh’ und atmete tief auf. Ich fühlte mich jetzt schon viel leichter. Weiterhin ohne Gedächtnis, aber leichter.

Und kaum war ich draußen, fiel mir die bittere Kälte auf. War ich vorher auch schon nur in einem T-Shirt rumgerannt? Wenn ja, musste ich ein ganz schön masochistischer Kerl gewesen sein. Ich hatte mich vertan. Das war keine Hölle. In der Hölle wäre es warm gewesen! Mindestens das!

Aber genug von meinem Kummer. Die Kälte war es nicht wehrt, dass ich sie verabscheute. Viel mehr zogen vier Jugendlich meine Aufmerksamkeit auf sich. Sie waren allesamt schwarz gekleidet, von oben bis unten. Einer von ihnen – er hatte lockige Haare, müde Augen und war der Größte von ihnen – hielt eine Zigarette in der Hand, als ihn das Mädchen der eigentlichen Jungenbande anstieß. Sie war etwas korpulenter, doch das tat kaum etwas zur Sache.
 

„He“, war das Einzige, was ich von ihr hörte, ehe alle Vier ihre Blicke zu mir drehten und der Typ mit den Locken – der wie der Anführer schien – mich zu sich wank.

Gehorsam wie ein kleines Hündchen schritt ich auf die Vier zu, hob die Hand und musterte sie. Eindeutig Goth. Das ich da jetzt erst drauf kam…
 

„Bist du nicht dieser Typ?“, fragte der ‚Gangleader’ und musterte mich von oben bis unten. Ich schenkte ihm einen verstörten Blick, nickte und zuckte zeitgleich mit den Schultern.
 

„Ich schätze schon.“
 

„Raven“, sagte ein anderer von ihnen. Er hatte auffallende, rote Strähnen in seinen schwarzen Haaren und trug violette Schuhe.
 

Das Mädchen von ihnen kniff die Augen etwas zusammen, während sie mich musterte, nickte dann aber und tätschelte mir binnen Nanosekunden die Schulter, als wolle sie mich gar nicht anfassen.
 

„Du bist es. Und deine Seele? Wie geht es ihr...?“
 

Das Gothmädchen ließ mir einen kalten Schauer den Rücken hinab laufen. Sie hatten eiskalte und emotionslose Stimmen, fast schon wie Roboter. Und wieso? Was war´n mit meiner Seele? Doch ich hatte eine mehr schlechte als Rechte Antwort parat.
 

„M-Meine Seele? Tja. Momentan ist meine Seele leer. Frei von allen Gefühlen und frei von Schmerz. Gequält nur von Fragen…“

Und hier bin ich: Raven. Die Frage war nur, ob meine Mutter es wirklich dazu gebracht hatte, mich so zu nennen. Ich sehe das viel mehr als Synonym. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, Raven zu heißen.
 

„Du bist es wirklich“, nickte der Obergoth noch mal. Ich hatte das Gefühl, ein kurzes Lächeln zu sehen. Und direkt nach seinen Worten zog er mit seinen Freunden von dannen.

Das war eine merkwürdige Begegnung. Und sie war aufschlussreicher, als ich gedacht hatte. Wenigstens wusste ich jetzt, dass ich mal zu ihnen gehört hatte. So schien es. Die Frage war nur, wieso. Wieso wage ich es überhaupt in die Nähe der Goth? Mir schien es jedenfalls so, als ob ich irgendwo immer zu ihnen gehören würde. Zumindest nach meiner Ansprache, die in meinen Ohren – wenn ich so darüber nachdachte – ziemlich beängstigend klang.

Beängstigend, aber wahr.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Aburamegirl
2010-01-24T20:27:28+00:00 24.01.2010 21:27
Ist ja klasse geworden ^^,
ich habe noch nicht eine ff gelesen wo die goth-kids nicht nur erwähnt werden,
ich finde die sind bei dir sehr gut gelungen,
bin gespannt wer noch so alles vorkommt
vg Aburamegirl


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