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Color of Twilight

Time of Death and Rebirth
von

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Der Name des Ruins

Nanashi nannte diese Welt den Idealen Stamm. Ein Ort mitten im Zentrum des Zeitbaums, an dem alle Stränge zusammenliefen und von dem aus sämtliche Dinge mittels Datenübertragung geregelt werden konnten.

Zetsu interessierte sich allerdings nicht dafür. Alles, was er wollte, war, die verwaltenden Götter zu finden und diese endlich zur Rechenschaft zu ziehen. Er zweifelte nicht mehr daran, dass er das konnte, es war nur noch eine Frage, wie schnell er das schaffen würde.

Ungeduldig hetzte er über die Inseln, die ihn zur Mitte führen sollten. Von einer verschneiten Ebene über eine wundervoll üppige Vegetation, zu einer Wüste und schließlich einer erneuten Grasfläche kam er schließlich im Zentrum an.

Bis dorthin hielt er kein einziges Mal inne, um sich die Umgebung zu betrachten, jede Sekunde, die verstrich, brachte er weitere Schritte hinter sich, bis er schließlich am Zielort angekommen war.

Da er nirgends mehr hingehen konnte, blieb er stehen und wartete. Die Pflanzen, die hier wuchsen, hatte er bislang in keiner anderen Welt gesehen und auch ihre Größe verwunderte ihn.

Neugierig griff er nach einer Pflanze. Sie fühlte sich leblos an, offenbar war sie nicht echt, sondern diente nur der Dekoration. Möglicherweise fühlten sich die Götter sonst schlecht, weil sie diese Welt nicht verlassen konnte.

Wut stieg wieder in Zetsu auf, als er daran dachte und seinen Blick über die verschiedenen Plattformen streifte, die von hier oben aus überblickbar waren. Egal welches Szenario die Götter wollten, sie konnten jedes haben. Wurde es ihnen zu kalt, besuchten sie einfach die Wüste, wurde es zu heiß, konnten sie die verschneite Plattform besuchen – und dann gab es noch die Plattform mit enorm viel Wasser und jene mit einer frühlingshaften Vegetation. Und eben dieses Zentrum mit den unnatürlichen Pflanzen.

Sie hatten all das und dennoch schienen sie anderen diese Freiheit nicht zu gönnen und zerstörten mal eben Welten wie es ihnen gefiel. Wütend ballte er seine Hände zu Fäusten. Niemals würde er ihnen vergeben, niemals...

Ein leises Lachen ließ ihn zusammenzucken.

„Es scheint, als hätten wir Besuch“, erklang eine spöttische Stimme.

Alarmiert griff Zetsu an den Griff seines Schwertes, aufmerksam sah er sich nach allen Seiten um. Kurz darauf erschien vor ihm ein alter Mann mit brauner trockener Haut, das Alter hatte tiefe Spuren in sein Gesicht gegraben, auf seinen Schultern trug er einen schwer aussehenden Panzer, der seinen Oberkörper nach unten drückte. Er hielt die Hände vor sich gefaltet, direkt davor schwebte eine violette Energiekugel, in dessen Inneren sich ein weit aufgerissenes Auge befand.

„Es ist eine Weile her, seit wir so jungen Besuch bekamen“, sagte der Alte.

Es war dieselbe Stimme wie gerade eben. Zetsu schwieg dazu nur.

Im nächsten Moment erschien eine weitere Person. Obwohl sich Zetsu nicht sicher war, ob man diese Gestalt wirklich als Person bezeichnen konnte. Von seiner Haut war, aufgrund seiner pompösen Kleidung, abgesehen von seinem Gesicht nicht sonderlich viel zu sehen. Aber das Auffallendste an ihm waren ohnehin die Hörner auf seinem Kopf. Seine Stimme war dunkel und ernst, anders als die des ersten Mannes: „Möglicherweise sollten wir ihn fragen, was er von uns will, Etle. Nicht oft verirrt sich jemand zu uns.“

„Eine gute Idee, Edega“, stimmt der Alte zu.

Beide wandten sich ihm zu.

„Was führt dich zu uns, Zetsu Akatsuki?“, fragte Etle.

Zetsu runzelte seine Stirn. „Woher kennt ihr meinen Namen?“

„Wir wissen alles über dich“, antwortete Edega. „Immerhin sind wir die verwaltenden Götter.“

Der Silberhaarige schmunzelte. „Dann wisst ihr ja mit Sicherheit auch, warum ich hier bin.“

Die beiden lachten einstimmig. Zetsu wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Keiner der beiden Götter schien auch nur im Mindesten Furcht zu haben, dafür flößten sie ihm diese ein, was ihm ganz und gar nicht gefiel.

In Edegas Hand erschien ein Stab. Trotz der Entfernung spürte Zetsu die ungeheure Macht, die von dieser Waffe ausging, sie ließ seinen Körper zittern und seinen Geist in Panik verfallen. Er musste alle Konzentration zusammentrommeln, die er aufbringen konnte, um nicht einfach wegzulaufen.

Etle zog keinerlei Waffe, aber das Auge in der Energiekugel begann aufgeregt innerhalb eben dieser zu hüpfen. Plötzlich ging auch davon eine ungeheure Kraft aus, die Zetsu beinahe um den Verstand brachte. Alles verschwamm vor seinen Augen, er musste mehrmals angestrengt blinzeln, um wieder einen klaren Blick zu bekommen.

„Dann wollen wir ihn mal spüren lassen, dass man mit Göttern nicht spaßt“, brummte Edega.

Zetsu konnte im allerletzten Moment ein Schild aufbauen, an dem der Angriff des Gottes abprallte. Er hatte den Angriff nicht einmal kommen sehen. Niemals hätte er bei diesen alten Männern eine solche Geschwindigkeit erwartet – dabei war es nur verständlich, immerhin waren sie Götter.

Wie hatte er sie nur so unterschätzen können? Aber für Reue oder Bedenken war es zu spät.

Unter einem heftigen Zauber von Etle zerbrach Zetsus Schild. Krämpfe schüttelten seinen Körper, als der Zauber ihn traf, es war als ob er in Flammen stehen würde. Noch nie zuvor hatte er solche Schmerzen verspürt wie in diesem Moment. Lediglich seine eigene Willenskraft hielt ihn davon ab, laut aufzuschreien.

Den beiden Göttern schien das zu gefallen, denn als der Zauber und auch der Schmerz nachließ, konnte er sie wieder amüsiert lachen hören. Erneut stieg Wut in ihm empor.

Zetsu zog sein Shinken und rannte auf Etle zu. Er hatte gerade zum richtigen Angriff angesetzt, als der Alte vor ihm verschwand und mehrere Meter entfernt wieder auftauchte. Im nächsten Augenblick spürte Zetsu einen stechenden Schmerz in seiner Brust, der von dieser violetten Kugel herrührte, die sich gleich darauf wieder zu ihrem Besitzer zurückzog.

Noch bevor er sich von diesem Angriff erholen konnte, bekam er einen heftigen Schlag in den Rücken, der ihn taumeln ließ. Für einen kurzen Moment verlor er sämtliches Gefühl in seinem Körper, doch sein Wille half ihm auch diesmal. Er griff sein Shinken fester und wirbelte herum, doch Edega war bereits wieder mehrere Meter von ihm entfernt.

Wie können die beiden nur so schnell sein? Wie können sie teleportieren?

Als er sah wie Edega einen neuen Zauber wirkte, baute er wieder ein Schutzschild auf – nur um erneut zusehen zu müssen, wie es zerbrach. Mit einem Schrei ging er in die Knie, Wellen von Schmerz fuhren immer wieder durch seinen Körper und ließen ihn fast das Bewusstsein verlieren.

Etle lachte amüsiert, während er zusah, wie der Silberhaarige sich wand.

Edega beendete seinen Zauber abrupt, aber der Schmerz in Zetsus Körper klang nur langsam wieder ab. Keuchend schnappte er nach Luft. Fast noch mehr schmerzte aber die Erkenntnis, dass dieser Kampf vorbei zu sein schien, bevor er richtig angefangen hatte.

Aber das konnte er nicht zulassen. Er trommelte seine letzten Kraftreserven zusammen und stand wieder auf. Seine Knie knickten unter ihm weg, aber er richtete sich erneut auf. Er war endlich am Ziel, er konnte nicht so einfach aufgeben.

Mit einem entschlossenen Schrei stürzte er sich erneut auf Edega. Seine Augen weiteten sich erstaunt, als sein Shinken auf das fremde Schild traf – und nichts weiter geschah.

Wütend griff er weiter an, doch jeder Schlag traf nur erneut auf das Schutzschild, das um keinen Grad schwächer zu werden schien.

Erschöpft atmend ging Zetsu erneut in die Knie. „Das... kann nicht... sein...“

Edega lächelte nur müde, als er den zusammengesunkenen Silberhaarigen vor sich sah. „Du musst sehr viel Mut besitzen, einen Gott einfach so anzugreifen. Mut oder Dummheit. Was von beiden ist es wohl, Zetsu Akatsuki?“

Der Gefragte antwortete nicht. Er stützte sich schwer atmend auf sein Shinken und starrte auf den Boden. Egal wie sehr er es sich wünschte, er konnte nicht gegen die beiden angehen, nicht einmal im Mindesten. Cain und Bahadur waren nichts im Vergleich dazu gewesen.

„Sollen wir ihm den Gnadenstoß geben?“, fragte Etle amüsiert.

Edega beantwortete die Frage nicht sofort, stattdessen sah er weiter auf Zetsu hinunter. Für den Besiegten schien es Stunden zu dauern, bis der Gott endlich antwortete: „Nein.“

In Zetsus Ohren klang es wie der pure Hohn. Er war haushoch besiegt worden, aber dennoch sollte er am Leben gelassen werden. Das konnte sein Feind ihm einfach nicht antun!

Doch bevor er Einspruch erheben konnte, lachte Etle plötzlich wieder. „Du hast recht. Das ist natürlich noch viel besser.“

Zetsu wollte fragen, was das sein sollte, als er plötzlich einen brennenden Schmerz an seinem Arm mit dem Orichalcum-Namen spürte. Aber noch bevor er den Ansatz zu einem Schrei machen konnte, war das Brennen wieder verschwunden. Zurück blieb nur ein leicht stechender Schmerz wie von einem frischen Nadelstich, den er leicht ignorieren konnte, obwohl er sich ihm langsam und stetig in sein Gehirn einprägte.

Aber was war das nur?

Etwa eine Fähigkeit, die seinen Orichalcum-Namen auflösen würde, so wie jene, von der Nanashi ihm einmal erzählt hatte?

Nein, sie sagte doch, es gab nur eine und die war in dieser leblosen Welt gefangen.

Andererseits waren dies die verwaltenden Götter. Möglicherweise kannten sie mehr als nur diese eine Fähigkeit.

Etle lachte noch einmal, ein Lachen wie es nur von einem alten Mann kommen konnte. „Das ist der Name des Ruins, Zetsu Akatsuki. Er wird dich nicht sofort töten, aber immerhin Schritt für Schritt und das sehr effektiv.“

Fragend sah Zetsu zwischen den beiden Göttern hin und her, bis sich Edega zu einer Antwort bequemte: „Der Name des Ruins überschreibt deinen Orichalcum-Namen, der deine Identität festlegt. Mit der Zeit löst er den Orichalcum-Namen auf – und damit auch deinen Körper.“

Zetsu riss erschrocken seine Augen auf. „Was!?“

Etle kicherte vergnügt. „Die schönste Art jemanden umzubringen ist langsam und schmerzhaft. Das funktioniert damit am besten. Je mehr Energie du benutzen wirst, um dich selbst zu retten desto schneller wird dein Untergang voranschreiten.“

Zetsu schüttelte nur leicht den Kopf. Diese Worte machten ihn sprachlos.

Er war so weit gekommen, nur um jetzt zu sterben?

Das konnte nicht sein! Er musste doch irgendetwas tun können.

Doch der stechende Schmerz in seinem Arm sagte ihm, dass es nichts gab, was er tun konnte. Er war am Ende und das musste er akzeptieren, auch wenn es ihm nicht gefiel und auch nicht seiner Natur entsprach, so kurz vor dem Ziel aufzugeben.

„Aber wir wollen gnädig sein“, sprach Edega. „Du darfst deinen letzten Tage bei uns verbringen, damit du zumindest ein paar schöne Erinnerungen an dein Leben behältst.“

Unter anderen Umständen hätte Zetsu eine trockene Erwiderung dazu abgeliefert, aber so sah er die beiden Götter nur schweigend an.

„Aber vielleicht“, meinte Etle, „wirst du auch vorher sterben. Wenn wir erst einmal Jiruols Macht haben, wird von allen Shinkenträgern nicht mehr viel übrigbleiben. Und die Bringer des Lichts sind schon seinem Tenseitai auf den Fersen.“

Zetsu registrierte die Worte, reagierte aber nicht darauf. Zu sehr war er im Moment damit beschäftigt, sich Vorwürfe zu machen und sich zu bemitleiden.

Die Götter lächelten zufrieden und verschwanden genauso schnell wie sie gekommen waren.

Zetsu blieb allein zurück. Verwirrt, verzweifelt und von sich selbst enttäuscht.
 

Die beiden Götter beobachteten Zetsu aus einiger Entfernung. Sie genossen, wie er langsam immer tiefer in die Verzweiflung sank, obwohl inzwischen sein Shinjuu erschienen war, um ihn wieder aufzubauen.

Etle schmunzelte. „Ich wusste doch, dass er so reagieren würde. Menschen sind so berechenbar, auch wenn sie immer behaupten, sie wären es nicht.“

„Warst du nicht selbst einmal ein Mensch?“, erwiderte Edega, worauf er wieder ein Lachen als Antwort bekam: „Diese Zeit ist schon so lange her. Ich erinnere mich kaum noch daran.“

Edega nickte zustimmend. Auch er erinnerte sich nicht mehr an die Zeit, bevor er zu einem Gott in diesem Zeitbaum geworden war. Was immer er in seinem Leben zuvor getan hatte, er erinnerte sich nicht mehr daran und dementsprechend vermisste er auch nichts. Genausowenig wie Etle oder der dritte verwaltende Gott, der inzwischen...

Das Lachen einer Frau beendete ihre Zweisamkeit. Beide Götter fuhren herum, um ihren Neuankömmling zu begrüßen. Es war eine grünhaarige Frau mit äußerst knapper orientalisch wirkender Kleidung. Sie lächelte sanft. „Lange nicht gesehen, Etle, Edega.“

Die Götter erwiderten das Lächeln gleichermaßen. „Schön, dich wiederzusehen, Evolia. Willkommen zurück.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LeanaCole
2009-12-22T18:56:02+00:00 22.12.2009 19:56
Ich hatte den Namen des Ruins schon vollkommen vergessen. Armer Zetsu T______T
Etle und Edega sind solche *piep*!
Wie kann man so alt sein und trotzdem so stark? Okay, sie sind Götter und haben mächtige Shinken, aber trotzdem XDDDDD

Ich finde die Welt des Idealen Stamms sehr interessant. Die ist wirklich... vielseitig. Also ich kanns mir Dank deiner Beschreibung sehr gut vorstellen :3
Und die Techniken, die die beiden Götter eingesetzt haben, fand ich auch gut beschrieben. Du wirst wirklich besser darin ^^

Oh man. Bald ist es schon wieder vorbei T____T


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