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Color of Twilight

Time of Death and Rebirth
von

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Aufstand

Zetsu erwachte nach einem unruhigen Schlaf, als laute Stimmen durch sein Fenster drangen. So viel Unruhe war er in dieser Stadt nicht gewohnt, weswegen er neugierig aufstand, um nachzusehen, was los war.

Die Menschen liefen auf der Straße umher und schrien wild durcheinander, Zetsu konnte kein Wort der aufgebrachten Stimmen verstehen. Was ist nur los?

Er ging hinunter, um seine Tante und seinen Onkel danach zu fragen. Beide saßen ungewohnt ernst an einem Tisch, Gekkyu rauchte nicht einmal.

„Guten Morgen“, grüßte Zetsu, obwohl er inzwischen überzeugt war, dass es kein guter Morgen war. „Was ist da draußen denn los?“

Hinome sah ihn an, sie bemühte sich, zu lächeln, doch sie schaffte es nicht. „Ein Teil des Erkundungstrupps ist zurückgekehrt.“

Zetsu warf einen Blick umher, doch auch nun entdeckte er seine Eltern nicht. Fragend sah er wieder seine Tante an. „Und was ist so schlimm daran?“

Er fragte nicht, wo seine Eltern waren, mit Sicherheit würde er das noch früh genug erfahren.

„Nun...“

Hinome zögerte. Konnte sie ihm wirklich die Wahrheit sagen?

Gekkyu nahm es ihr ab: „Der Erkundungstrupp ist auf Gott getroffen und sie haben erfahren, dass unser Untergang kein Schicksal, sondern der Laune eines Gottes zu verdanken ist.“

Man sah seinem Gesicht die Abscheu und den Widerwillen an.

Zetsu sah ihn fragend an. „Ich dachte immer, Götter wären gut. Warum sollten wollen, dass die Welt untergeht? Wer betet sie dann an?“

„Anscheinend ist unsere Welt nicht die einzige, die es gibt“, antwortete Gekkyu. „Es gibt noch viele andere Welten.“

Sein Gesicht zeigte, wie schwer es ihm fiel, das alles zu glauben. Doch die Männer bestanden darauf, dass es die Wahrheit war und dass Gott es ihnen bestätigt hatte.

Zetsus Augen leuchteten. „Es gibt noch andere Welten? Dann ziehen wir doch einfach dorthin!“

Überrascht sahen die beiden Erwachsenen ihn an. „Was?“

„Na ja, die Welt hier geht doch unter. Aber wenn es noch andere Welten gibt, können wir doch einfach dorthin gehen und dort wohnen.“

Die beiden lachten angesichts dieser kindlichen Naivität. Zetsu seufzte. „Was ist so falsch daran?“

Gekkyu tätschelte ihm den Kopf. „Wir wissen doch gar nicht, ob es überhaupt möglich ist, Welten zu wechseln. Und selbst wenn... diese Welt ist unsere Heimat, egal wie verdörrt sie ist. Wir können sie nicht einfach zurücklassen.“

Zetsu legte den Kopf schräg, worauf er auch von Hinome getätschelt wurde. „Du bist noch ein wenig zu jung, um das zu verstehen. Aber irgendwann...“

Er grummelte leise. „Ich finde das idiotisch. Warum sollte ich mich an eine sterbende Welt klammern, wenn ich doch leben will? Selbst wenn es meine Heimat ist.“

Die Erwachsenen seufzten nur. Anscheinend waren sie müde, darüber zu diskutieren.

„Wann kommen Mama und Papa wieder?“, versuchte Zetsu es stattdessen.

Hinome wollte gerade darauf antworten, als die Tür aufging und Yoruna und Hidaka hereinkamen. Beide wirkten erschöpft, übernächtigt und deprimiert. Doch als sie Zetsu sahen, der fröhlich auf sie zusprang, lächelten beide wieder.

„Mama, Papa!“

Die beiden umarmten ihren Sohn erleichtert.

„Wie war eure Begegnung mit Gott?“

Sofort verfinsterten sich die Gesichter wieder. „Man weiß es hier also bereits?“

Gekkyu nickte. „Die ganze Stadt weiß es schon. Alle sind ganz aus dem Häuschen, es liegt etwas in der Luft... und es ist nichts Gutes.“

Hidaka fuhr seinem Sohn durch das Haar. Zetsu hob den Blick. „Papa! Warum können wir nicht einfach auf eine andere Welt ziehen?“

Vielleicht funktionierte es bei den beiden ja. Doch auch seine Eltern schüttelten ihre Köpfe. „Das können wir nicht tun, Zetsu.“

Eingeschnappt senkte er den Kopf wieder. „Dann nicht.“

Er war sich sicher, dass es einen Weg gab, andere Welten zu sehen, man musste diesen nur finden. Doch seine Eltern, seine Tante und sein Onkel versuchten es ja nicht einmal.

Wenn alle Erwachsenen so waren, dann würde er nie erwachsen werden wollen.
 

Die Tage vergingen und Gekkyus Prophezeiung schien sich zu bewahrheiten.

Während Zetsu sich meist in seinem Zimmer befand und davon träumte, andere Welten zu besuchen, wurden die Zustände draußen immer schlimmer.

Jeden Tag wurden die Stimmen lauter, immer wieder kam es zu Schlägereien, sogar zu Einbrüchen und Plündereien war es bereits gekommen. Jeder versuchte, vor seinem Tod noch ein Stück Reichtum für sich selbst einzuheimsen, ungeachtet der Tatsache, dass es bald nichts mehr bringen würde.

Zetsu erkannte die Menschen, die ihn geliebt und wie einen Schatz behandelt hatten, nicht wieder.

Was machte die Verzweiflung nur aus ihnen?

Der Junge beobachtete das Spektakel von seinem Fenster aus und schüttelte immer wieder seinen Kopf. Er konnte nicht verstehen, warum die Menschen sich so verhielten, statt vernünftig und logisch nach einer Alternative zu suchen.

Aber seine Eltern, die er bewundert hatte, waren genauso. Seit ihrer Rückkehr saßen sie nur apathisch im Wohnzimmer, gemeinsam mit Hinome und Gekkyu und warteten auf das Ende.

Zetsu knurrte leise, wenn er daran dachte. Wie konnten sich Menschen im Angesicht des Todes nur so aufführen?

Seufzend stand er schließlich auf, um ebenfalls hinunterzugehen. Er wollte jedenfalls nicht einfach auf sein Ende warten, egal wann es kommen würde.

„Was machen wir heute?“

Es war inzwischen zu einer obligatorischen Frage geworden – und zu einer rhetorischen, denn es antwortete ihm inzwischen auch niemand mehr darauf.

Auch an diesem Tag herrschte Schweigen, kaum, dass er die Frage gestellt hatte. Es war fast so als wären die Vier bereits tot und Zetsu wusste es nur noch nicht.

Gelangweilt setzte er sich zu ihnen, stemmte den Ellenbogen auf den Tisch und stützte sein Kinn auf der Hand ab. „Ist es wirklich okay, einfach so rumzusitzen, während draußen alles drunter und drüber geht?“

Yoruna sah ihren Sohn lächelnd an. „Es ist besser, wenn wir uns da heraushalten. Bestimmt beruhigen die anderen sich bald wieder.“

Zetsu zweifelte daran, sagte aber nichts dazu. Bestimmt würde man ihm aufgrund seines Alters ohnehin nicht ernst nehmen. Es war wirklich nicht einfach, ein Kind zu sein.

Plötzlich hämmerte jemand gegen die Tür. Yoruna und Hidaka sahen sofort auf.

„Wer kann das sein?“, murmelte Hinome.

Gekkyu stand auf und öffnete die Tür. Sofort wurde er beiseite gestoßen. Die anderen Stadtbewohner strömten herein.

Hinome sprang auf und griff nach Zetsu, den sie sofort mit sich zur Treppe zog.

„Nein!“, rief er. „Lass mich! Ich will das sehen!“

Er versuchte sich zu wehren, was dazu führte, dass sie am Fuß der Treppe wieder stehenblieb.

Yoruna und Hidaka waren inzwischen ebenfalls aufgestanden.

„Was ist hier los!?“, fragte er mit herrischer Stimme.

Die anderen zeigten auf ihn. „Euch beiden verdanken wir dieses grauenvolle Wissen! Dafür müsst ihr zahlen!“

„Wolltet ihr lieber weiterhin denken, dass es Schicksal war?!“, fragte Hidaka wütend. „Wolltet ihr weiterhin einen Gott anbeten, der euch aus einer Laune heraus in den Tod schickt!?“

„Es nicht zu wissen war um einiges besser!“, fauchte eine Frau.

Yoruna schüttelte heftig mit dem Kopf. „Das ist doch nicht wahr! Wissen ist viel besser! Wenn man etwas weiß, kann man dagegen kämpfen! Unwissenheit dagegen ist der Verlust von Kontrolle!“

„Und was hilft uns dieses Wissen?“, fragte ein Mann. „Wir werden sterben, ohne dass wir etwas dagegen tun können!“

„Genau dasselbe wäre gewesen, wenn wir es nicht erfahren hätten“, sagte Hidaka. „So sterben wir wenigstens in vollem Bewusstsein dessen, was uns die Götter angetan haben und dass unsere Welt nicht die einzige ist.“

„Und was soll uns das bringen?“, fragte ein weiterer Mann.

Zetsu starrte auf die wütende Menge, er konnte die ersten Messer aufblitzen sehen. Yoruna bemerkte das ebenfalls und drängte sich dichter an ihren Mann.

Hidaka wusste nicht, was er darauf antworten sollte, also schwieg er und presste die Lippen aufeinander.

Die anderen starrten wie gebannt auf den schweigenden Mann, von dem sie sich offensichtlich mehr als das versprochen hatten. So wie Zetsu sie kannte, war von Hidaka erwartet worden, dass er die Lösung für ihr Problem bereits parat hielt, doch die Erkenntnis, dass all die Hoffnung umsonst war, fachte die Verzweiflung noch um einiges mehr an.

Die folgenden Ereignisse geschahen so schnell, dass Zetsu nicht begriff, in welcher Reihenfolge sie geschahen.

Plötzlich gab es von hinten einen lauten Schrei, der dafür sorgte, dass das Leben in die vorderen Reihen zurückkehrte. Erneut blitzte Metall und im nächsten Moment stürzten erst Hidaka und dann Yoruna blutend zu Boden. Die klebrige, rote Flüssigkeit breitete unter den beiden rasch zu einer Pfütze aus.

„Mama! Papa!“

Mit einem heftigen Ruck riss Zetsu sich von Hinome los, die schockiert und bleich auf die Gefallenen starrte. Ungläubig kniete der Junge sich neben seine Eltern, die anderen Leute wichen ehrfürchtig zurück. Sein Vater reagierte bereits nicht mehr, aber seine Mutter hob angestrengt den Kopf. „Z-Zetsu...“

„Mama! Mama, nicht sterben!“

Unkontrolliert liefen Tränen über sein Gesicht, ein scharfer Schmerz zuckte durch seinen rechten Arm. „Mama...“

In einem Versuch, ihn zu trösten, strich Yoruna ihrem Sohn mit einer Hand über seine Wange, wobei sie eine rote Spur hinterließ. „Sei nicht... traurig. Es ist okay... Es ist Schicksal...“

Immer wieder schüttelte er schluchzend seinen Kopf. „Nein... nein...“

Sie lächelte noch einmal, ihre Hand und ihr Kopf sanken wieder auf den Boden. „Bleib immer... so brav und neugierig, mein kleiner... Liebling...“

Ihr Oberkörper hob und senkte sich noch einige Male, dann lag sie still, der Glanz verließ ihre Augen.

Ungläubig starrte Zetsu auf den Körper und wartete darauf, dass er sich wieder zu bewegen begann.

Noch vor wenigen Tagen war er der Schatz für diese Menschen gewesen und nun hatten sie seine Eltern, das für ihn Wertvollste in seinem Leben umgebracht.

Das konnte nicht sein!

Er hob den Blick und starrte den Mann an, von dessen Klinge Blut tropfte. Er erwiderte den Blick, Verzweiflung lag in seinen Augen, aber keinerlei Reue.

Ein bislang unbekanntes Gefühl erfüllte mit einemmal Zetsus Inneres. Es war heiß und gleichzeitig eiskalt und angsteinflößend, es schien sich durch seinen ganzen Körper zu fressen und ließ seine Ohren klingeln. Daher war er sich nicht sicher, ob er wirklich eine Stimme hörte, doch er konnte die Worte, die sie sagte, klar und deutlich verstehen: „Du brauchst Macht.

Wie von fremder Hand geführt, hob Zetsu seinen Arm und stieß damit in die Richtung des Mörders seiner Eltern. Eine Klinge erschien in seiner Hand und durchbohrte den Körper, so dass Blut spritzte und Zetsus Haar verfärbte. Doch der Blick des Jungen verriet weder Furcht noch Abscheu, es schien als wären sämtliche Emotionen von ihm abgefallen.

Mit vor Angst geweiteten Augen starrten die anderen den durchbohrten Mann an, bis dieser sich in Mana auflöste und eins mit der leuchtenden Klinge zu werden schien.

Die Menschen wichen weiter zurück und richteten ihre Blicke nun auf Zetsu, der immer noch unverändert regungslos dasaß.

Keinerlei Gedanken oder Emotionen durchfluteten ihn, er saß einfach nur da und starrte auf die Spitze des Schwertes, als ob er gerade selbst innerlich gestorben wäre.

Die Stille im Raum, so kurz nach dem Lärm, wirkte surreal, die Zeit schien stillzustehen.

Unvermittelt lief Hinome auf Zetsu zu. Er beachtete sie nicht.

Vorsichtig kniete sie sich neben ihn und nahm ihn behutsam in den Arm. „Ganz ruhig, Zetsu. Alles ist gut...“

Zuerst schien er nicht zu reagieren, doch plötzlich ließ er das Schwert fallen und klammerte sich an seine Tante als ob jemand drohen würde, sie wegzunehmen. Er schluchzte laut auf und vergrub den Kopf in ihre Kleidung, während sein ganzer Körper immer wieder geschüttelt wurde.

Beruhigend strich sie ihm über den Rücken und sprach weiter auf ihn ein.

Doch er beruhigte sich nicht, stattdessen wurde sein Schluchzen immer hysterischer.

Die anderen starrten ihn fassungslos an. Immer noch war in keinem einzigen Gesicht Reue zu erkennen, stattdessen war da nur noch Irritation über das eben Geschehene.

Gekkyu dagegen sah nachdenklich auf die am Boden liegende Klinge. Vielleicht gab es keine Hoffnung mehr, aber...

Er beendete den Gedanken nicht.

Der kleine Körper des Jungen kam inzwischen zur Ruhe, er schien in Hinomes Armen eingeschlafen zu sein.

Wortlos trat Gekkyu zu ihr und hob den Jungen hoch, um diesen in sein Bett zu bringen.

Hinome blickte ihm für einen Moment hinterher, bevor sie auf das Schwert hinunterblickte.

Also hatte ich recht... Zetsu ist anders... Er ist etwas ganz Besonderes. Aber vielleicht nicht so wie ich es erwartet habe...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LeanaCole
2009-12-03T11:22:55+00:00 03.12.2009 12:22
Neeeeeeeein! Nicht Zetsus Eltern! *schluchz*
Gerade wo ich angefangen habe sie zu mögen, sterben sie. Gemein T____T

Ich war geschockt, als Gekkyu nicht geraucht hat XD
Obwohl das doch ein netter Grund wäre aufzuhören :D
Nein, nicht wirklich.

Also ich fand Zetsus Vorschlag doch gar net so schlecht in ne andere Welt zu gehen. Warum sind Erwachsene nur immer so doof?
Aber ich finde den kleinen Zetsu so niedlich :3
Am Liebsten würde ich ihn knuddeln~

Und ich fands gut, dass er den doofen Idioten bestraft hat, der seine Eltern umgebracht hat. Tut mir net leid -.-


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