18. Dezember ~ Zeitkerzen
18. Dezember
4 ½ Monate.
Das waren 137 Tage.
Das wieder rum multipliziert mit der Stundenanzahl ergab 3288 Stunden.
Das waren ganz genau gerechnet 197280 Minuten.
Und wenn man es ganz genau wissen wollte, ergab diese Summe in Sekunden umgerechnet eine Zahl von 11836800.
Sekunden wohlgemerkt und keine Tomaten.
Ein frustriertes Stöhnen entwich TenTens Lippen, als sie zum Ergebnis ihrer Rechnerei gekommen war. Seit nun 11836800 Sekunden lebte sie alleine in ihrer Wohnung und wartete seit jeher auf eine Nachricht. Ihr würde schon ein einzelnes Wort reichen, doch seit 4 ½ Monaten hatte sie kein Wort von Neji, ihrem Mitbewohner, Seelenpartner und Freund gehört, denn dieser befand sich, sie schluckte schwer, als sie wieder daran dachte, im Krieg.
Sie hatte ihn verabschiedet, im leichten Sommerkleid bekleidet, am Militärflughafen, während er schon längst in seiner Uniform steckte. Ein kurzes Lächeln, ein letzter Kuss und der Abschied war so verlaufen, wie er sich es gewünscht hatte. Keine Tränen, keine Gefühlsduseleien. Neji war auch privat sehr diszipliniert und TenTen hatte von ihm gelernt.
So trug sie immer ein Lächeln, wenn sie einkaufen ging oder sich mit Freundinnen traf, doch sobald sie zuhause war, ließ sie ihre Gefühle zu, zeigte sich selber, wie sehr sie ihn vermisste, wie sehr die Wohnung leer geworden ist ohne ihn. Keine Musik schwebte durch die hohen Räume, in ihrem Hobbyzimmer roch es nicht mehr nach Farben seit er weg war.
Als es an der Tür klingelte, blieb TenTen zuerst kurz auf dem Sofa liegen, auf welchen sie es sich bequem gemacht hatte, stand jedoch dann auf und schlurfte unmotiviert zur Tür. „Ja?“, fragte sie an der Sprechanlage. „Ein Päckchen für sie.“, erklang eine fröhlich klingende Stimme und TenTen öffnete die Tür. Ein vermummter junger Postbote stand vor ihr und während die Eiskristalle vom Schneesturm auf seiner Mütze schmolzen, hielt er ihr ein kleines Päckchen entgegen.
„Brauchen sie eine Unterschrift?“, fragte TenTen genervt, als der Postbote keine Anstalten machte, sich irgendwie zu bewegen. „Ne brauch ich nicht. Ich wollte nur ihr Gesicht sehen, wenn sie hören, dass das Päckchen einen langen Weg hinter sich hat. Am Anfang muss dem kleinen Päcken ziemlich warm gewesen sein.“, sagte der Postbote grinsend, als er TenTens erstauntes Gesicht sah. Er tippte sich gegen die Mütze und verschwand wieder im Schneesturm.
Sie schloss die Tür, überlegte kurz und riss das Päckchen auf. Es kam eine Kerze zum Vorschein, ebenso wie eine Packung Streichhölzer. Ein kleiner Zettel befand sich auch noch im Päckchen, auf welchen ein einziges Wort stand: „Entschuldigung“.
In diesem Augenblick wusste TenTen, dass sie nicht allein war und ihr wurde wieder warm ums Herz.
Die Einsamkeit, welche sie vorher noch empfunden hatte, war wie weggeblasen, als sie die Kerze anzündete und ihr warmes Licht das Wohnzimmer erhellte.