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Xemnas' Aufzeichnungen

...und so schrieb ich nieder, was mir die Nerven raubte...
von

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Eine Woche Ruhe - Das hält man doch im Kopf nicht aus!

Vorweg:

Das ist (bis jetzt noch XD) eins meiner Lieblingskapitel. Bitte entschuldigt die Länge und vor allem die OoCness!
 

Eine ganze Woche Ruhe – das hält man doch im Kopf nicht aus!
 

Nachdem Schlichten der Eskalation – ich sperrte sie mit der Hilfe von Lexaeus, Saïx und Xaldin in Einzelzellen – war es wieder wunderbar ruhig.

Natürlich hielt das nicht lange an. Natürlich. „Chef! Chef – ich – i-ich – puh, Scheiße – ich hab – hab, hab gesehen – nein gehört – oh mein Gott - “ Das wunderbare Beispiel für Schnappatmung brach nach einem lauten Krachen ab. Abgesehen davon, dass es ganz logisch war, dass Demyx umkippte, war es auch ganz normal für ihn. Vorsichtig stupste ich ihm mit der Fußspitze in die Seite. Keine Regung. „Äh... Zexion?“, rief ich ganz leise. „Na, was soll’s.“, meinte ich, mit den Schultern zuckend, „Ich hab getan, was ich konnte.“

Uninteressiert ging ich weiter.

Im Verließ studierte ich wie immer erst die Liste. Buchführung war eben nötig. Neben den neusten Errungenschaften wie Grandmaster Flip und Miss Marple hatten uns auch ein paar verlassen. Schade, schade, der Hustinetten Bär war nicht länger unser Gast.

Man hatte unsere drei Streithähne ziemlich weit auseinander gelegt, soweit es möglich war. Die unglaublich spannende Langeweile hier unten, ohne auch nur die leiseste Beschäftigungsmöglichkeit – außer natürlich, man hatte einen Zellennachbarn, bastelte aus Dreck gerne Männchen oder kratzte denselbigen gerne mit Fingernägeln aus den Backsteinfugen – hätte selbst Zexion fertig gemacht. Wobei dieser, wie ich einst hörte – ich geb es ja zu. Es war Luxord, der mir das erzählte – mal drei Tage lang still gesessen habe, ohne zu zucken, abgesehen von atmen und zwinkern.

„Was ist?“, grunzte Lexaeus, mitten im Flur auf einem viel zu kleinem, klobigen Holzstuhl sitzend, und wie erwartet Tetris spielend. „Seit wann haben wir Hobbitstühle?“, fragte ich erhaben. Lexaeus überlegte eine Weile. „Ist schon gut. Du brauchst nicht antworten.“ Etwas verwirrt tätschelte ich ihm die Schulter und zog an ihm vorbei.

Eigentlich lagen die drei Zellen von Vexen, Marluxia und Luxord trotzdem nah beieinander. Alles andere war doch tatsächlich belegt. Neben Luxord saß Marluxia fest, ihm gegenüber Vexen. Neben Vexen wieder hockte, wegen Verlegung, ein kleines, dickes Kind mit Brille. Und einem unmöglichem Haarschnitt. „'CheyYo!“, brüllte es mir zu. Das Kind ignorierend wandte ich mich Marluxia zu. „Na, schon was daraus gelernt?“, fragte ich, hämisch grinsend. „Ja...“, wimmerte er, auf der Pritsche liegend, mir die Füße entgegenreckend. „Und das wäre?“, trällerte ich. „Das Vexen ein Arschloch ist. Mir ist kotzübel.“ „Ihm war auch schon wortwörtlich kotzübel. Hier riecht es auch ganz streng, je näher man dran geht.“, kommentierte Luxord. „Sei leise! Was ist denn? Sind dir die Maunzer ausgegangen?“, fragte ich bemitleidend. Weil es darauf keine Antwort gab, ging ich weiter zu Vexen.

„Und? Kann man das, was du da so braust und mischst, eigentlich auch kaufen? Ich hätte da sehr gerne was von.“, griente ich. Anstatt einer Antwort drehte sich Vexen beleidigt zur Seite.

Luxord brauchte ich gar nicht ansprechen; er lag blau unter der Pritsche und malte mit einem Edding irgendetwas darunter. Überglücklich hüpfte ich regelrecht zurück zu Lexaeus. Die hatten miese Laune! Wegen mir! „Wann soll ich die drei wieder rauslassen?“ „Ich sag schon Bescheid.“, lächelte ich und sprang die Treppen hinauf.
 

Kaum war ich wieder oben, übermannten mich wieder die schlechten Gedanken, zum größten Teil wie immer, dass jeder Tag gleich aussehen würde. Aber jeden Tag, jeden verdammten Tag, spionierten wir Sora aus. Jeden verdammten Tag schickten wir jemanden. Vielleicht nicht unbedingt jeden Tag.

Aber mindestens einmal in der Woche, spätestens wenn sich etwas um Sora regte. Doch am Abend des Tages kam die berauschende Nachricht, Sora sei nicht gesichtet worden.

Auch am Tage darauf nicht.

Und darauf auch nicht.

Und darauf – ach was soll’s.

Das machte mir Angst. Und zwar große. Sehr große. Abgesehen davon, dass Tia Dalma Barbossa wieder belebt hat, tat sich auch nichts in den Welten.

Luxord, Vexen und Marluxia saßen weiter in ihren Zellen. Gar nichts tat sich.

Axel musste stillsitzen, konnte sich nicht mit Roxas beschäftigen, wegen der Halskrause.

Xigbar hielt wohl Winterschlaf,

Demyx litt anscheinend an einer Winterdepression und jeder, der sonst noch Ärger machte, oder anders gesagt, Leben in unseren grauen Alltag brachte, war irgendwie verhindert oder beschäftigt.

Das würde ich nicht mehr lange durchhalten. Denn diese Geschichte lief schon sage und schreibe eine Woche so! Normalerweise lief es nicht einmal eine Stunde ohne Verletzungen!

Die Stille begann in meinen Ohren zu schmerzen, jeder graue Fleck biss mir in den Augen und jeder eintönige Spaziergang durch das Schloss brachte mich immer und immer wieder fast um.

Bis ich es echt nicht mehr aushielt. Ich tobte schon fast. Fast hätte ich mir die Claymore geliehen.

Bis ich die leere Spüliflasche fand. Die mit dem genialsten Mechanismus, den es gab, bei Langeweile: einfach draufdrücken, dann spritzt es schon.
 

Ich hatte vor, sorgfältig in den Zimmern zu suchen. Das war gar nicht nötig. Eine große Flasche Whisky stand auf Luxords Nachttisch.

Nach einer Weile hatte ich dann alles beisammen, was man brauchte, um einen gepflegten Haushalt ordentlich auseinander zu reißen. Auf einer Art Tablett, das ich mir aus Marluxias Zimmer lieh – okay, vielleicht hätte ich es nicht nehmen sollen... ich wollte nicht wissen, wozu er ihn brauchte, vor allem gebrauchte – präsentierte ich alles, von der Spüliflasche voll Whisky, bis hin über Tabletten aus Vexens Zimmer, oder auch dem einen oder anderen Pülverchen, auch von Vexen, aber auch Xigbar.

Das Tablett stellte ich am Absatz zu den Kerkern ab und nahm die Spüli-Whisky-Flasche heraus, sowie den Flachmann und den Strohalm. Vielleicht war es mitten in der Nacht, vielleicht war ich ein klein wenig verrückt, aber verdammt, ich brauchte das jetzt einfach.
 

Lautlos schlich ich durch die Flure. Bis zu den Zellen von Nummer vier, zehn und elf unserer Mannschaft. Vor Luxords blieb ich stehen. Leise öffnete ich die Tür, zu der nur ich und Lexaeus den Schlüssel besaßen. Hinter mir lehnte ich sie leise an.

Luxord schlief auf der Pritsche, „Luxord...“, weckte ich ihn leise an der Schulter rüttelnd. „Superior?“, nuschelte er. „Luxord, wach auf...“, flüsterte ich.

Vorsichtig setzte er sich auf. „Was ist denn, Superior? Irgendwas von Sora?“, murmelte er schlaftrunken. „Das nicht, aber ich sehe doch, wie du dich hier abkämpfst...“, seufzte ich, betreten lächelnd. Mann, Schauspielerei, mein Leben. „Wollen Sie mich rauslassen?“, fragte Luxord sehr, sehr verwirrt und hoffnungsvoll. „Na ja, das eigentlich nicht, aber ich weiß, dass du es brauchst...“

„Was brauch ich?“, fragte er verdattert rot anlaufend, als ich mich dicht zu ihm setzte.

„Ich weiß, wie das ist. Du brauchst es einfach, und irgendwann ist dir egal, von wem du es kriegst.“ Langsam rückte ich noch ein Stück näher.

Was brauche? Superior!“, krächzte er.

„Jeder hat manchmal, ab und zu, das Verlangen danach. Das ist ganz normal.“ Irre grinste ich ein wenig. Leise und verwegen lächelnd zog ich ganz langsam den Reißverschluss meiner Kutte auf.

Geschockt und gebannt folgte Luxords Blick meiner Hand. Er riss die Augen immer weiter auf, je tiefer ich kam. Wie ich diesen Moment genoss...

Um seinen Qualen ein Ende zu setzen, und somit auch leider meiner Freude, griff nach dem Flachmann in der Innentasche der Kutte. Hastig steckte ich den Strohalm in die Öffnung und hielt ihn kurz hoch. „Stößchen!“, näselte ich leise und trank wenig, aber selbstsicher daraus. „Superior!“, quiekte Luxord entsetzt, immer noch mit hochrotem Kopf.

„Was?“, fragte ich. „Nein, ich darf nicht trinken. Ich werde nicht zum Knecht meiner Sucht!“ Genervt rollte ich mit den Augen, immer noch nippend. Dramatiker. Nein, eher... - doch, doch, Dramatiker. Ganz eindeutig.

„Komm schon. Gönn dir doch auch mal was.“, versuchte ich es. „Nein. Ich bleib dabei. Ich will nicht mehr trinken.“ Er versuchte, stark und fest überzeugt zu klingen. „Warum nicht? Du hast doch sonst keine Laster. Du rauchst nicht, du nimmst keine anderen Drogen, du vergreifst dich nicht an Kindern oder treibst es mit Tieren oder Leichen. Irgendwas musst du dir doch gönnen!“

Kurz überlegte er. Schüttelte dann aber langsam mit dem Kopf. „Nein.“ „Na dann...“, knurrte ich gereizt und griff wieder in die Tasche. Dann warf ich mich auf ihn, runter von der Bank. Ich saß auf ihm, die Knie über seinen Schultern, ihn hübsch einklemmend. Noch bevor er etwas sagen konnte, zog ich den Verschluss der Spüli-Whisky-Flasche auf. Wie wahnsinnig – was heißt denn bitte ‚wie’? – drückte ich die Flasche zusammen, das so nah an seinen Lippen, das es einfach keinen anderen Ausweg gab als schlucken oder durch die Nase atmen. Auf letzteres kam unser guter Luxord natürlich nicht.

Konzentriert auf den Druck auf der Flasche bemerkte ich nicht, dass ich ihm mit meinem Gewicht die Luft aus den Lungen quetschte. Allerdings fiel mir das erst auf, als er wild röchelte. Kurz hielt ich inne, Luxord atmete hustend ein und aus.

Kaum hatte er sich ein wenig beruhigt, kam die andere Hälfte der Flasche. Verdattert blieb er liegen, als ich aufstand. „Es war auch mir eine Freude, Luxord...“ Die Gittertür ließ ich offen stehen. Es war Zeit für den Nächsten.
 

Schon die ganze Zeit hatte Vexen versucht, mit Marluxia zu unterhalten, aber er ignorierte ihn. Also würde ich ihm einen Gefallen tun... nicht wahr? So leise wie schon vorhin schloss ich Vexens Zelle auf. „Nummer eins.“, machte er leise. „Du bist wach?“, fragte ich etwas erschrocken. „Ja...“ „Ist dir irgendwas in den letzten zehn Minuten aufgefallen?“, fragte ich vorsichtig. „Keine Sorge. Ich kann schweigen. Ich wird es weder Zexion, noch sonst wem sagen, der dir oder Luxord den Kopf abreißen könnte.“, murmelte Vexen ganz kalt.

„Wie?“, fragte ich verdutzt. „Ich weiß ja nicht, was ihr da getrieben habt, aber wie jeder normale Mensch habe ich Ohren.“, betonte er. Das 'Mensch' zu korrigieren war mir jetzt auch zu dumm.

„Oh... nicht gut. Egal. Willst du zu Marluxia?“ Einen Moment wog Vexen die Situation ab. „Okay. Aber... Bist du betrunken?“ „Nur ein ganz kleines bisschen.“, gab ich zu und stand auf. Ich hatte eben ausprobiert, ob das mit der Spüliflasche so funktionierte!

Vexen folgte mir aus der Zelle und beäugte Marluxia haargenau. Grinsend schloss ich auf. „Willst du noch was mitnehmen?“ „Wieso?“, fragte er skeptisch. „Das werte ich mal als Nein.“

Hinterhältig schlug ich ihm heftig auf den Rücken, sodass er rudernd in die Zelle stolperte. Hinter ihm schloss ich die Tür wieder ab. „Viel Spaß... Quäl Marluxia ruhig. Dein Hintern wird dir danken, wenn er sich rächt.“, griente ich und stolzierte mit einem süßen Gefühl des Triumphs wieder in Richtung Treppe. Dort nahm ich das Tablett wieder an mich und suchte nach dem nächsten Kandidaten.
 

Eingefrorener Kuchen schmeckte zwar nicht so gut wie frischer, aber dennoch war es eine wunderbare Idee gewesen, das Stück Torte in eine Schachtel, ursprünglich von Tiefkühlgemüse, zu stecken und weit hinten im Gefrierschrank zu lagern.

Ambrosiatorte... kurz zusammengefasst hießen die Bestandteile in etwa zehn Teile Zucker, zwei Teile Mehl, einen Teil Marzipan und drei Teile Schlagsahne. Natürlich kam noch die ganze Dekoration dazu, die auch noch mal um die zwei Kilo Zucker ausmachte.

Davon hatte ich nun ein großes Stück vor mir liegen. Während sie auftaute, überlegte ich, wen ich als nächstes aufschrecken könnte.
 

Etwas verloren streifte ich durch die Flure. An dem, wo die Zimmer lagen, schweifte mein Blick über alle Türen, auf der jeweils immer die römische Zahl aufgemalt war. Etwas zweifelnd, ob ich heute noch viel zustande bringen würde, blieb mein Blick an der Tür mit der neun hängen. Drei davon entfernt die der zwölf. Bliebe nur noch die Frage, wie...

Aus Vorfreude fing ich an, zu kichern. Und fing ich einmal an, zu kichern, hörte ich so schnell nicht damit auf.

Banaler Weise riss ich einfach die Tür von Demyx auf. Dieser schlief aber wie ein Stein weiter.

Vorsichtig schlich ich mich weiter in den Raum und stellte das Tablett ab. Langsam fing ich an zu staunen, wie fest er schlief. „Larxene, was machst du denn hier?!“, schrie ich lauthals und verdammt panisch.

Zwar stand sie nicht hier, aber dafür richtete sich Demyx schreiend kerzengrade auf und ging direkt in Abwehrhaltung. „Was sollte das denn?!“, quiekte er an mich gerichtet. „Anders hab ich dich nicht wach gekriegt.“, murmelte ich entschuldigend. Ich hatte nichts anderes versucht, aber er war jetzt schließlich wach.

„Xemnas, bist du betrunken?“, fragte Demyx, als er wieder richtig Luft bekam. „Ein wenig, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Hast du Lust auf ´ne kleine Mutprobe?“, grinste ich, mich zu ihm setzend. Mit einem leicht angeekelten und leicht zweifelnden Ausdruck rückte er ab.

„Mit welchem Einsatz?“ „Was du willst.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Eine Mission fällt flach für mich. Ich will eine weniger als die anderen. Fragt sich nur, was du dafür haben willst.“, meinte er kalt. Ich grinste immer breiter.

„Ich will, dass du was tust.“ Ich kam etwas näher. Er wich weiter zurück und schlang seine Bettdecke enger um sich. „Was denn? Eigentlich stehe ich nicht auf Mutproben.“, bellte er. Traurig fragte ich mich, ob er mein irres Grinsen in der Dunkelheit überhaupt sehen konnte. Wenn er es tat, dann hatte er wahrscheinlich eine Heidenangst. „Tust du’s trotzdem?“, fragte ich leise.

„Ein verlockendes Angebot. Und wenn ich damit einer weiteren Gehirnerschütterung weichen kann, dann gehe ich den Pakt mit dem Teufel eben ein.“ Abschätzend musterte er mich „Geschworen?“ Die Augenbrauen in die Höhe reckend hielt ich ihm die Hand zum Einverständnis hin. „Heißt das nicht ‚versprochen’?“ „Eigentlich schon. Aber es klingt irgendwie...“, murmelte ich. „Geschwollener.“ Ruckartig meinen Satz beendend schlug er ein.

„Was soll ich tun?“, keifte er wenig später. Mein krankes Kichern war unaufhaltsam. Innerlich lachte ich wieder manisch (ich mag die Taschenlampe einfach...). „Oh Gott.“, machte er erschrocken. „Mir hätte doch sofort klar sein müssen, dass das eine Kamikazemission ist.“, murmelte er leise.

Ich stand auf und reckte mich kurz. „Komm schon, von wem werde ich heute vergewaltigt?“, fragte er kalt und lustlos. Seine launische Seite mochte ich nicht. Seine quiekende genauso wenig.

„Eine Mutprobe, nichts weiter... Hol irgendwas aus Larxenes Kleiderschrank.“ Ein wenig überlegte er. Dann stand er auf.

Lachend griff ich nach dem zweiten Flachmann, der sich sieben Tage die Woche in meiner Kutte befand. „Cheers.“, murmelte ich. Doch Demyx nahm ihn mir einfach weg. „Reine Vorbereitung.“, seufzte er und nahm ihn an sich.

Eine Weile wartete ich noch, dann schlich ich hinüber zu Larxenes Zimmer und lauschte. Ich brauchte mich gar nicht anstrengen. Demyx schrie laut genug.
 

Inzwischen war das Stück Ambrosiatorte aufgetaut, und was mich freute, noch da. Es stand tatsächlich noch genauso da, wie ich es hingestellt hatte. Fröhlich pfeifend hob ich es auf einen Teller und kloppte noch ordentlich Schlagsahne und Puderzucker oben drauf.

Strahlend lächelnd brachte ich es nach oben, hinauf zum Zimmer unseres Sechsten. Leise klopfte ich an. „Zexion“, trällerte ich glockenhell, „Schau mal, was ich dir mitgebracht habe...!“

Genervt öffnete er ein Auge. „Superior, es ist mitten in der Nacht.“, murrte er in seinem Bett. „Ich weiß!“, kicherte ich, nicht weniger irre als sonst.

„Sind Sie betrunken?“ Ich stellte mich an seine Bettkante. „Ein bisschen... Lust auf Kuchen?“ Freudig reckte ich ihm den Teller entgegen. Wie im Zeitraffer wurden seine Augen größer und er begann, irgendwie fröhlich auszuschauen.

„Kuchen? Kuchen?! Für mich?!“, fragte er mit erhöhter Stimme. Zwar quiekte er nicht wie Demyx es zu tun pflegte, aber immerhin zeigte er Reaktion. „Kuchen, allein für dich.“, strahlte ich zurück. Hastig entriss er mir den Teller, samt Gabel. Vorsichtig beäugte er es aber dann.

„Was ist damit passiert?“ „Ich hab es gefunden, im Kühlschrank. Und dann hab ich’s dir gebracht.“, antwortete ich perplex. Zaghaft probierte er. Haute dann aber richtig rein. Bis jetzt hatte ich Zexion nur einmal mit einer Überdosis Zucker erlebt, und das war schon lange her, aber dies sollte sich bald ändern...
 

Zurück zu Demyx Zimmer gehend, wo noch mein Tablett stand, lauschte ich vergnügt den Schmerzens- und Verzweiflungsschreien von Demyx und pfiff dazu mein unrhythmisches Liedchen weiter.

Mit einem plötzlichen Gedankenblitz schoss ich noch einmal unten in die Küche, die eher einer Abstellkammer glich als alles anderem. Ich konnte meinem eigenen Gedankenfang nicht recht folgen.

Lange, sehr lange suchte ich. Doch fand ich, was ich suchte: Klebstoff und eine alte, rotbraune Plüschkatze. Wo die wohl her kam...? Rasch schnitt ich ihr den Schwanz ab, ließ darum herum aber noch ein Stückchen Fell stehen. Mit dem Teil der Katze und einer kleinen Tube Sekundenkleber bewaffnet stieg ich wieder die Treppen hoch.

Wild kichernd betrat ich den Flur. Roxas kam mir entgegen.

„Äh... Sie haben nichts gesehen, wenn ich nichts gesehen habe, einverstanden?“, fragte er fiebernd. Betreten und erwischt musterten wir uns gegenseitig. Ich, den Rücken ein wenig krumm gebogen (siehe Igor), wild kichernd und mit Katze und Sekundenkleber.

Er in einer Art Kostüm. Er trug ein schwarzes Kleid mit weißer Spitze, das ihm noch nicht mal bis zur Hälfte der Oberschenkel ging. Ausgekämmte, glatte Haare. High Heels. Armstulpen. Eine kleine, weiße Schürze und schwarz lackierte Fingernägel. Das alles verwirrte mich gehörig. „Darf ich trotzdem fragen, was Sie vorhaben?“, fragte er leise. „Ähm, eigentlich will ich das hier“, ich hielt das Katzenende ein Stück hoch, „an Lexaeus kleben. Und du?“, fragte ich interessiert. „Ich spiel Krankenschwester.“ Damit stieß er die Tür Axels auf.
 

Ganz leise öffnete ich die Tür von Lexaeus. Er schlief. Auf der Nase. Den Rücken nach oben gewand lag er da, die Arme flach neben sich und die Nase fest auf die Matratze gedrückt.

Ich stellte mich so nah, wie es ging, an ihn. Vorsichtig, ganz vorsichtig drehte ich die Klebstofftube auf und schmierte eine ordentliche Portion auf die blanke Seite des Stücks Katzenhinterns. Der Farbton war aufgezeichnet, fast genau der von Lexaeus’ Haaren. Eifrig drückte ich ihm das Katzenteil an den Hinterkopf. Ich zitterte vor Freude, dass er nicht aufwachte. Leise verweilte ich einen Moment, auf das er nicht plötzlich aufsprang und mir mit blanken Händen den Kopf von den Schultern riss.

Damit wäre Nummer fünf auch abgehakt. Roxas und Axel fielen sowieso aus. Erstens waren sie beschäftigt, sodass sie wahrscheinlich nicht gestört werden wollten, zweitens wollte ich sie auch nicht freiwillig stören. Ich bin einfach kein Freund von Kinderpornographie. Jedenfalls wenn ich es direkt sehen, beziehungsweise praktizieren muss.

Wer blieb denn sonst noch... Saïx, Xaldin und Xigbar. Saïx könnte ich die Claymore umgestalten. Irgendwo war der rosa Sprühlack, und irgendwo auch die rosa Haarfarbe. Blieb bloß wieder die Frage wo.

Hals über Kopf stürmte ich wieder nach unten und durchwühlte die Küchenschränke. Bald würde es dämmern. Und ich musste doch fertig werden! Also riss ich die Schränke praktisch auseinander.

Und fand, was ich suchte, und noch mehr: rosa Sprühlack, rosa Haarfärbemittel und eine Druckhupe. Oder Druckhorn.

Mit den Utensilien ging ich zu x-ten Mal wieder zu dem Flur, durch sämtliches Gerümpel in der Küche watend. Dort kippte ich den größten Teil von Saïx’ Haarspülung – Welcher Kerl benutzt denn bitte eine Haarspülung? Haarkuren? Kein Wunder, dass er bei uns war - aus und ersetzte ihn durch Haarfarbe.

Nächster Schritt wäre, die Claymore zu holen. Würde ich ein einen Betäubungspfeil samt Blasrohr brauchen, um an die Waffe zu kommen?

Leise stolperte ich in das Zimmer von Saïx. Auch er schlief, wie alle anderen selig – und wie Zexion hinter einem Vorhang von Haaren. Leise schaute ich mich in dem Zimmer um. An einem Stuhl lehnte der Berserkerhammer. Grinsend griff ich danach. Ich hob sie an und schleifte sie mehr oder weniger aus dem Raum.

Bedacht, keinen Lärm zu machen, schloss ich die Tür hinter mir und lehnte die Waffe an die Wand daneben. Den silbernen Teil ließ ich silbern, doch goldgelbes und blaues, sowie die zwei Stellen in der Mitte lackierte ich rosa. Beidseitig. Eine halbe Stunde, dann würde die Farbe trocken sein. Die Zeit konnte ich auch nicht mit der Druckhupe spielen...!

Übrig blieben also noch Xigbar und Xaldin. Xigbar hielt eigentlich Winterschlaf. Also würde er das Opfer der Druckhupe werden. Ich liebte diese Teile!

Blieb noch Xaldin. Xaldin... war sehr reizbar, sehr launisch, sehr aggressiv und sehr gemein. Grübelnd setzte ich mich neben die Claymore. Und ehe ich es bemerkte, war sie schon trocken.

Leise schleifte ich sie wieder in Saïx’ Zimmer.
 

Bevor noch irgendjemand aufstand, huschte ich, die Druckhupe im Anschlag, hinein in Xigbars Zimmer – und erstarrte.

Dort lag er keinesfalls allein. Beinahe ließ ich die Druckhupe fallen. Beinahe.

Geschockt zuckte mein linkes Auge. Das tat es normalerweise immer nur kurz vor einem meiner gelegentlichen Schreikrämpfe. Doch ich war zu fertig, um zu schreien.

Xigbar war ein richtiger Kerl, mit den Narben, der Augenklappe und dem komischen Grinsen.

Xaldin war auch ein richtiger Kerl, mit den Rastalocken, den Kotletten und den Aggressionen. Die beiden aber nebeneinander liegen zu sehen, friedlich – friedlich! Sonst waren die beiden nicht ansatzweise so! – schlafend... irgendwie traumatisierte mich das ein wenig.

Wie lange stand ich da und starrte die beiden an?

Das war mir aber egal, als der kleine Part in mir, der für die manische Lache zuständig war, sich wieder beruhigt hatte und ich ordentlich und sehr laut hupte.

Jetzt hieß es laufen. Laufen wie der Teufel selbst. Sonst würde ich den Sonnenaufgang nicht mehr erleben.
 

Ich stürmte aus dem Raum und hastete die Treppen hinauf, nahm bestimmt sechs Stufen auf einmal. Ab in mein Büro. Da hinter lag mein Schlafzimmer. Dort sprang ich regelrecht ins Bett, riss mit praktisch die Kutte vom Leibe und deckte mich zu. Einmal ordentlich die Haare zerzausen und so tun, als ob man schliefe reichte schon.

Bald würden sieben Leute schreiend und keifend an meiner Tür stehen und die Scheibe aus der Glastür kloppen. Aber wenigstens würden sie sich dann wieder benehmen wie mein Sauhaufen.

Auch wenn ich sie anbellte und anschrie, ich mochte sie so. Aufgeweckt, aufgekratzt und immer dumme Ideen. Heute mochte ‚angepisst’ noch dazukommen. Aber so mochte ich sie einfach. Meine eigene, von mir geleitete, Organisation von Vollpfosten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Skomia
2010-07-19T14:11:44+00:00 19.07.2010 16:11
Gott! das ist einfach zu genial!
ich erinnere mich nicht mehr, so gelacht zu haben!
Wirklich ein gelungenes kapitel!
Von: abgemeldet
2010-03-03T06:11:15+00:00 03.03.2010 07:11
Mein Gott! Ein wirklich gelungenes Kapitel.
Ich habe schon lange nicht mehr so gelacht, dabei sollte ich eigentlich für meine Prüfungen lernen...

Woher du diese Ideen bekommst ist mir schleierhaft.

Mach schnell weiter, ja?!
freu mich schon,
Lethia
Von: abgemeldet
2010-02-28T17:03:19+00:00 28.02.2010 18:03
Hey kleines dickes Kind mit Brille und unmöglichem Haarschnitt! XD

Spüliflaschen 4ever!
Und Druckhupen... *rot anlauf*
Bist du betrunken?
- Ein bisschen!

Aber du hast irgendwo ein Fehler mit dem [ i ] gemacht. Bei der Sache mit dem Kuchen, kurz vor Ende des Absatzes.
Aber ich hab' nichts gesehen wenn du nichts gesehen hast...

So, sonst habe ich eigentlich nichts zu meckern.
Eins meiner Lieblingskapitel!
HDL
Syndrömchen


Von:  without_a_heart
2010-02-26T20:45:31+00:00 26.02.2010 21:45
Das Kapitel ist ja meeeeeeeeeegggaaaaaaaaaa geil! xD


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