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Zersplittertes Herz

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Zersplittertes Herz

Zersplittertes Herz
 

Wände erheben sich, mächtig und dick. Gleich eines weißen Schleiers zieht sich jahrtausendlanger Frost über sie hinweg, schließt sie ein, in sein kaltes Gefängnis. Zu weißen Wölkchen gefriert der gehauchte Atem in der Luft. Runde Brocken aus unbarmherzigen Eis schmiegen sich zu einer Kuppel zusammen. Durch das Himmelfenster fallen die Boten des weißen Goldes, gleiten hinab in einen grazilen Tanz, bis der Boden ihrem anmutigen Spiel Einhalt gebietet, indem er sich in ihren Reichtum kleidet. Helles Sternenlicht bahnt sich zögernd einen Weg durch die Öffnung und taucht das Innere in ein kühles Funkeln. Von da aus spiegelt es sich facettenreich in den Eiskristallen und prunkvollen Spiegeln wieder. Wie erstarrt hängen Stalaktiten von der Decke des hohen Gewölbes, in ihrer Stummheit beschwichtigend schweigen.

Fackeln, loderndes blaues Feuer beherbergend, nehmen die Wände in ihren Besitzt. Nicht kläglich trauernd sind die unzähligen Gänge des Gemäuers vom Wind erfüllt. Er faucht spottend, seinen Hohn verteilend, und hier und da eine Flamme erzitternd flackern lassend. Gehorchend beugt sich das Feuer im Angesicht der brausenden Macht.

In der Luft schwebt Glitzerstaub, flimmert auf im Schein der blauen Flammen.

Mit Frost überzogene Treppenstufen führen zu glatten Ebenen aus Eis. Über sie hinweg wabern lichte Nebelschaden. Ein Teppich, handwerksgetreu aus silbernen Fäden geflochten, erstreckt sich auf dem Boden, als wolle er auf einen längst vergessenen Weg führen.

Und da sitzt sie, hoch aufragend, in ihrer vollkommenen Schönheit, auf den prachtvollen Thron, wie ein uralter Zauber an einen Wintertag im Dezember. Ein Wesen, außerstande Wärme zu fühlen, auch die Einsamkeit schon lange nicht mehr spürend. Augen wie Eis, kühl und starr, und doch da, ein kleiner Funke verheißenden Lebens, in ihnen aufglimmend, verborgen vor der übrigen Welt. Wimpern, bedeckt mit Frost. Weißes Haar, in Wellen über ihren Rücken hinab fließend, benetzt von einem Schleier aus Schnee und Frost. Die Haut so rein und elfenhaft.

Auf dem Haupte eine glänzende Krone aus spitzen Eiszapfen tragend.

Ein weißer Fellumhang umhüllt ihre schlanke Gestallt, darunter bedeckt von kostbarer Seide und edelen Samt. Gleichermaßen verherrlicht und gefürchtet fand sie ihr bitteres Ende.

Ihre eigene Macht hat sich schleichend gegen sie gerichtet, im richtigen Moment ihren Untergang besiegelt. Sie wurde ihr zum verhassten Feind.

Splitter, wahllos verteilt zu ihren Füßen auf dem Boden, und doch ein Mosaik bildend, nur für jenen erkennbar, dessen wache Augen es vermögen, hinter das Offensichtliche zu blicken und die Welt aus Glas zu sehen.

Ihr Herz sehen, zersplittert dort liegend, frei von jeglichen Leiden und tiefen Schmerzes.

So sitzt sie da, still für alle Zeiten, gefangen in ihren eigenen Weiten. Gekettet an eine andere Zeit, durchlebt sie die Vergangenheit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  GodOfMischief
2009-11-18T19:51:44+00:00 18.11.2009 20:51
Es ist kurz ja, fast der kürzeste Beitrag, aber er ist wirklich einer der schönsten.
Die Sätze hsat du so gut formuliert, man kann es sich deutlich vorstellen und der Text lädt auch richtig zum träumen ein. Ich muss ehrlich sagen, das ich auf dieses Stück ein wenig neidisch bin, kann dir aber auch gleichzeitig danken, weil er doch sogar inspirierend für mich ist.
Die Beschreibung der Königin finde ich sogar noch besser, als die des Schlosses. Armes Ding^^°
Aber gut, es ist auch kein Rechtschreibfehler drin, bis auf einen einzigen (im unteren Teil glaub ich irgendwo~), wobei einer eigentlich ziemlich belanglos ist.
Aber ich bin stolz auf dich Q_Q
Sehr schön gemacht.
glg
Heather


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