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Kätzchen

von

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~Kätzchen~
 

Aaron Truthbearer mochte keine Hunde.
 

Und der junge Mann war sich auch sehr sicher- ganz sicher!- das er niemals Hunde mögen würde. Ihm waren Katzen, diese kuscheligen, zarten und grazile Wesen viel lieber.

Viel, viel lieber als Hunde.
 

Seine leidenschaftliche, ja geradezu besessene Abneigung gegen diese Tiere rührte von einer Erinnerung aus seiner vergangenen Kindheit, damals war er als kleiner Junge von einem tollen Hund angegriffen worden, keine zwei Meter von der sicheren Scheune der Familienfarm entfernt. Die mächtigen, vor stinkenden Speichel triefenden Kiefer des Wildhundes hatten sich brutal um den dünnen Kinderarm geschlossen, Knochen knirschen und Haut zereissen lassen, ehe er ein breites Stück des zarten Fleisches herausgerissen hatte. Aaron war zurückgestolpert, hatte schrill geschrieen, gewimmert und war in blanker Panik schwach vor dem hungrigen, immer näher taumelnden Tier zurückgewichen, ehe endlich, nach viel zu langen Sekunden, sein Vater gekommen war und den Hund erschlug.

Aaron hatte kurz danach das Fieber ergriffen und er war wochenlang bettlägig gewesen, hatte den kalten Kuss des Todes, die finstere, stockdunkle Umarmung der Dunkelheit, einmal zu oft gespürt.

Vielleicht war dieses albtraumhafte Erlebnis der Grund dafür gewesen, das er den Weg des reinen Lichts, den Weg eines Paladins, gegangen war…?
 

Genauso konnte er Hunde schlecht einschätzen, sie waren ihm zuwider, gruselig, schmutzig, plump, aggressiv und einfach zu laut- allein schon ihr tiefes Knurren jagte ihm einen eisigen Schauer über den Rücken.

Würde man diese Eigenschaften auf die Wesen übertragen, die Aaron tagtäglich in Booty Bay- seid kurzem seine neue Heimat- antraf, dann…

…würden sie Tasogare gut- nein, perfekt- treffen.
 

Die Grimmwolf Ork war eine Kriegerin, kräftig gebaut und vom unbeugsamen Willen. Sie geriet schnell in Rage und wenn sie sprach, abwertend, abfällig, dann war da immer so ein merkwürdiger, kratzender Ton in ihrer rauen Stimme, ein Knurren wie das von einem Hund der bereit war zu bellen und zu beißen.

Ja, so gesehen war die Orkin ganz so wie ein grimmiger Hund oder eher ein zorniger Wolf.

Eine einsame, verbitterte Wölfin.
 

An diesem Abend rasten die tropischen Stürme über die grünen Winkel des Schlingendorntals, wühlten das Meer auf, verwandelten die sonst so smaragdgrünen Wellen in schwarze, zerstörerische Wände und die schmutzigen Gassen zwischen den Häusern von Booty Bay in sumpfige Tümpel.

Tasogare saß auf dem Fenstersims, die muskulösen Beine an den Körper gezogen, das grobe Gesicht ausdruckslos in den wütenden Sturm gerichtet.

Und Aaron, der aus dem einzigen noch verbleibenden Raum ihrer Unterkunft geflüchtet war, weil das Dach darin schon lange der geduldig anschwelenden Last des Wassers nachgegeben hatte, stand im Türrahmen und starrte die junge Frau an.
 

Er konnte sich nicht helfen, er wusste einfach nicht was da passiert war, doch wie sie da saß, den Schein der Kerze in den schwarzen Augen und dem rostbraunen, im Nacken zum Zeichen der Ehrlosigkeit abgeschnittenen Haar, schien sie nunmehr einer streunenden Katze zu gleichen. Einer wartenden Katze, die sehnsüchtig hoffte, dass der Sturm vorbei zog damit sie wieder draußen in den verwinkelten, dunklen Gassen streunen konnte.

Im Gunste des Moments schien alles Wolfsähnliche von ihr abgefallen zu sein.
 

Aaron schüttelte irritiert den Kopf, blinzelte verstört und trat etwas näher, Tasogares spitze Ohren zuckten in den dunklen Wellen ihres Haars und sie wandte sich abfällig zu der schlanken Gestalt des Paladins um, ihre schwarzen Augen verengten sich: „Was starrst du mich an, Menschlein? Hast du nichts zu tun?!“ da war wieder dieser tiefe Laut in ihrer kratzigen Stimme.

Der junge Mann blieb augenblicklich, fast erschrocken stehen und stöhnte unterdrückt, ehe er sich kurzerhand umwandte. Er hatte zugegeben besseres zu tun als sich von dieser überreizten Kriegerin anschnauzen zu lassen, viel besseres- zum Beispiel das Dach im Nebenzimmer flicken…
 

Einige Wochen später ließ der Sturm nach und zarte Sonnenstrahlen stahlen sich sacht und scheu durch die graue Decke der Wolken. Für Aaron endete damit die Zeit der Ruhe, zum einen war er froh darüber, das er nicht länger mit der Kriegerin in einem engen Raum eingepfercht war, während aus dem Nebenzimmer sich langsam ein kleiner Fluss über die Dielen stahl und die Privatsphäre immer kleiner wurde, zum anderen musste er zugeben, das die Aussichten, der ihm bevorstehenden Söldneraufträge ihn nicht wirklich froh stimmten.
 

Das änderte eine süße Entdeckung.
 

In einen der halb zugeschütteten Gassen, die vom angespülten Sand und Bootstrümmern fast schon unzugänglich war, erregte ein sanfter Laut seine Aufmerksamkeit, lockte ihn durch Knöcheltiefe Pfützen und glitschiges Gerümpel zu einem kleinem Kätzchen, das dort wohl vor dem Sturm Schutz gesucht hatte. Ihre dunklen Augen ließen des Paladins Herz sofort höher schlagen und er konnte nicht den Drang niederkämpfen das kleine Geschöpf mit zu nehmen. Die liebreizende Katze schnurrte auf dem Weg zufrieden in seinen starken Armen und kuschelte ihr weiches, rotbraunes Fell weich und flauschig gegen seine Brust.

Als er dann den miefenden Raum betrat, erblickte er zuerst Tasogares grimmiges Gesicht, das ihm finster, gar schon abwertend entgegensah, fast schon demonstrativ stapfte sie auf ihn zu, die groben Augen drohend zu schmalen Schlitzen verengt.

Aaron musste sich unglaublich zusammenreißen um nicht zurückzuweichen, wie er es einst vor dem tollen Hund getan hatte.
 

Und dann streckte die Orkin die Hand aus und streichelte durch das Fell des Streuners, wortlos, zärtlich und sanft.
 

Da war ein Ausdruck wie der von einem kleinen Kätzchen in ihren dunklen Seelenfenstern.
 

~Ende~


 


 

Bin mal gespannt ob ihr die beiden Charactere jetzt characterisieren könnt ;3



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