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Ausgeprinzt

∼ Das etwas andere Märchen ∼ SetoxJoey
von

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... der dem Drachen unterlag ...

Prinz Joey hatte sich das Ende seiner Reise auf viele Arten vorgestellt. Aber seinen eigenen Fall in die bodenlose Tiefe der Schlucht hatte er in seiner Vorstellung nicht gesehen. Ganz und gar nicht.

„Ich bin ein Prinz!“, schrie er im Fallen, in der Hoffnung, seine Worte würde den Drachen irgendwie doch noch beeindrucken und ihn dazu bewegen, ihn aufzufangen. Jedoch war der Drache bereits so weit aus seinem Sichtfeld verschwunden, dass er selbst in seiner Panik daran zweifelte, von ihm gerettet zu werden.

So hatte er sich sein Ende nicht vorgestellt!

Sein Fall verlangsamte sich unvermittelt.

„Ich hab dich, Joey!“

„Yugi!“

In der Gestalt des Falken hatte Yugi die Krallen in Joeys Kragen geschlagen und seinen Fall gedrosselt. Ihn sofort stoppen zu wollen hätte Yugi nur mit ihm gerissen. Somit wurde Joey immer langsamer, bis der Punkt erreicht war, an dem der Fall endete und sie sich langsam aber stetig nach oben bewegten.

„Yugi“, Joey standen Tränen der Erleichterung in den Augen. „Danke, Yugi. Danke! Du hast mir das Leben gerettet.“

„Dank mir nicht zu früh“, erwiderte Yugi und Joey bemerkte, wie sehr es den Magier anstrengte, zu reden. „Du bist kein Fliegengewicht.“

Der Prinz verfluchte sich für das Frühstück, dass er heute zu sich genommen hatte. Und dafür, dass er Yugi keine größere Hilfe sein konnte.

Je mehr Minuten verstrichen, desto ernüchternder wurde die Situation. Yugi konnte ihn unmöglich den ganzen Weg nach oben bringen, dafür war er nicht groß genug und seine Kräfte neigten sich dem Ende. Joey resignierte. „Yugi, lass mich einfach –“

„Ich werde nicht fallen lassen!“

„Nein. Bring mich zur Felswand. Ich werde versuchen, hochzuklettern.“

Yugi wollte protestieren, doch in dem Moment sackten sie ein Stück hinab. Yugis Kraft versiegte. Auch er erkannte, dass es Joey einzige Möglichkeit war.

„Es tut mir Leid, Joey.“

Als er nahe genug, an der Felswand der Schlucht war, suchte Joey mit den Händen und den Füßen nach Halt. „Das muss es nicht.“ Er lächelte über seine Schulter und versuchte so zuversichtlich wie möglich auszusehen. „Du hast mich vor einem unangenehmen Aufprall bewahrt. Dafür bin ich dir mehr als dankbar.“

Yugi setzte sich auf einen Felsvorsprung, ein Stück neben Joey. Er atmete schwer. „Ich werde bei dir bleiben, für den Fall das du abrutscht.“

„Danke. Komm erstmal wieder zu Luft.“ Joey begann vorsichtig seinen Aufstieg. Er war noch nie eine Felswand hinaufgeklettert – schon gar nicht mit einem schwarzen Abgrund unter sich. Er merkte schnell, dass er es ausblenden musste, um überhaupt voran zu kommen.

Nur langsam kam er voran. Der einzige Trost war Yugis Anwesenheit und seine ermunternden Worte. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war und wie wenige Meter er hinter sich gebracht hatte, als in dem Licht des Himmels weit über ihm auf einmal ein Schatten auftauchte. Ein Schatten, der schnell näher kam.

Joey verspannte sich. Der Drache!

„Yugi, versteck dich!“

„Was?“ Yugi hatte die Gestalt auch bemerkt und war in Kampfhaltung gegangen.

„Gegen den kommst du nicht an, das ist ein –“

„Hallo, Mensch.“

„Drache“, atmete Joey leise aus. Das Wesen war unmittelbar vor ihm in der Luft. Mächtige Flügelschwingen hielten den Drachen auf der gleichen Höhe wie Joey.

„Du bist hartnäckig. Ich hatte mich gewundert, deine Stimme noch hören zu können, aber jetzt sehe ich den Grund.“

„Du konntest mich hören? Auf die Distanz?“

„Meine Sinne sind nicht die eines Menschen.“

Es kostete Joey Überwindung, aber schließlich drehte er dem Drachen den Rücke wieder zu und setzte seinen Aufstieg fort. „Du hattest deine Rache. Du hast mich fallen lassen. Jetzt sind wir quitt.“

„Das bezweifle ich, Mensch.“

Joey sah über seine Schulter und funkelte den Drachen wütend an. „Wir sind mehr als quitt“, fauchte er. „Ich habe dich mit dem Schwert angegriffen und es ist zerbrochen. Du hast mich fallen gelassen und ich bekam Hilfe. Keiner von uns hat den anderen verletzt. Das sieht mir sehr nach quitt aus, Drache.“

Seine Hand tastete nach dem nächsten Felsvorsprung, doch er griff ins Leere. Wie auf ein Stichwort gab der Felsbrocken, auf dem er mit einem Fuß gestanden hatte, seine Funktion auf und brach ab.

„Wa-“, versuchte der Prinz zu sagen, spürte jedoch, ohne dass er seine Frage beenden konnte, wie er wieder fiel.

Yugi gab einen überraschten Laut von sich und wollte Joey bereits hinterher stürzen, doch der Schwanz des Drachen hatte sich um Joeys Bein geschlungen und einen tieferen Fall verhindert. Der Drache hob den Prinzen auf Augehöhe. Joeys Atem ging schnell und schwer, doch seine Lippen waren zu einem Grinsen verzogen. „Bin ich also doch zu dir durchgedrungen, dickköpfiger Drache?“

Das Wesen erwiderte die Mimik mit etwas, das einem wütenden Lächeln gleichkam. „So ungern ich es auch zugebe, Mensch, deine Argumentation ist stimmig.“

„Hat ja lange genug gedauert, bis du es gemerkt hast.“

„Vergiss nicht, in welcher Lage du dich befindest“, rief ihm der Drache genervt in Erinnerung. Der Prinz zeigte sich davon unbeeindruckt. „Wenn du mich jetzt fallen läst“, bemerkte er ernst, „dann stehst du in meiner Schuld.“

„Bloß, dass es dir nicht viel bringen wird, wenn ich dich erst fallen lasse.“

Joeys Lächeln verblasste. „Auch wieder wahr.“

Der Drache schüttelte den Kopf. „Du bist ein seltsames Exemplar, Mensch.“ Mit diesen Worten gewannen die Flügelschläge an Stärke und der gewaltige Drachenkörper begann zu steigen. Joey registrierte das alles mit einem Schaudern. Die Kraft, die diesen Körper in der Luft hielt, musste enorm sein.

Das Licht über ihm wurde zunehmend größer und schließlich ließen sie die Schlucht hinter sich. Tageslicht blendete Joey und nie hatte er sich mehr gefreut, die Sonne zu sehen. Selbst der Umstand, dass er wie ein Sack Reis unter dem Drachen hin und her baumelte störte ihn nicht, denn er wusste, dass das Wesen ihn nicht fallen lassen würde.

Sie umkreisten den höchsten Turm des Schlosses, dann setzte der Drache zur Landung an. Noch etwas mehr als einen Meter vom Boden entfernt, ließ er den Prinzen fallen. Mit einem erstickten Aufschrei machte Joey unsanfte Bekanntschaft mit dem Boden. Fluchend rappelte er sich auf. „Das wäre auch sanfter gegangen.“

Der Drache landete ohne die geringste Erschütterung des Bodens, obwohl er über sechs Meter groß war. „Das stimmt, aber sei lieber froh, dass du noch lebst.“

Obwohl Joey viele angemessene Erwiderungen auf der Zunge lagen, musste er zugeben, dass der Drache Recht hatte. Yugi war neben ihm gelandet und hatte wieder seine Menschengestalt angenommen. Joey zog den Jungen an sich. „Danke, Yugi.“

Yugi erwiderte die Umarmung. „Das machen Freunde, Joey. Du hättest dasselbe für mich getan.“

„Na ja, ohne das Verwandeln und Fliegen“, bemerkte Joey mit einem Lächeln. „Aber so in der Art schon.“

„Joey, Yugi!“

Sie standen vor dem Schloss und die Flügeltüren ins Innere waren geöffnet. Tristan, Duke, Marik und Bakura eilten auf sie zu. Tristans erleichterter Ausdruck wich blankem Entsetzen, als er den Drachen erblickte.

„Pass auf, Joey, hinter dir!“

Joey folgte seinem Blick, dann winkte er ab. „Beruhige dich Tristan, er wird uns nichts tun. Wirst du nicht, oder?“, richtete er sich direkt an den Drachen, dessen Ausdruck sich angesichts der nahenden Gesellschaft zunehmend verdüstert hatte.

„Ich wäge die Optionen ab. Momentan steht alles dafür, Mensch.“ Saphirblaue Augen richteten sich auf Joey. Dieser seufzte. „Wir haben nicht vor, dir irgendwas anzutun. Ich habe aus meinem Fehler gelernt, weißt du?“

„Deckung, Joey!“ Jemand packte ihn und riss ihn zu Boden. Schützend baute Tristan sich vor ihm auf, Pfeil und Bogen gezückt und auf den Drachen gerichtet. „Bleib dem Prinzen fern, du Ungeheuer!“

Knurrend stellte Bakura sich neben Tristan, zum Angriff bereit, und auch Marik hielt einen Dolch in der Hand.

Joey, der von Duke zu Boden gerissen worden war, versuchte sich aus dem festen Griff des Mannes zu befreien. „Lass mich los, Duke!“ Nur mit viel Kraft schaffte er es und Duke versuchte sofort, ihn wieder zurück zu ziehen. „Tristan, hör auf! Lass ihn, er wird uns nichts tun.“

Der Drache spreizte die Schwingen und stellte sich auf die Hinterbeine. „Ich revidiere meine Aussage, Mensch“, sagte er kalt. „Wir sind nicht mehr quitt.“

Joey stolperte zu Tristan und packte den Bogen, riss ihm seinen Freund aus der Hand. Tristan starrte ihn entsetzt an. „Was ist in dich gefahren? Er wird uns umbringen, wenn wir ihn nicht so schnell wie möglich –“

„Das wird er nicht“, fuhr Joey ihm dazwischen und wusste nicht, woher er die Sicherheit nahm. Der Drache wirkte mehr als nur angriffslustig angesichts der Bedrohung. „Wenn wir ihm nicht drohen, dann greift er uns nicht an.“

„Er hat dich entführt“, warf Bakura dazwischen, das Nackenfell gesträubt. „Und dich durch die Luft gewirbelt, wie einen Stein.“

„Er hatte seine Gründe, aber jetzt haben wir Waffenstillstand.“ Joey trat vor seine Freunde, sodass er zwischen ihnen und dem Drachen stand. „Es sei denn, ihr provoziert ihn.“

„Es stimmt, was Joey sagt“, pflichtete Yugi ihm bei und trat neben ihn. „Ich bin sein Zeuge.“

Nur langsam ließ Marik den Dolch sinken und auch Bakura entspannte sich nicht, gab aber die Kampfhaltung auf. Tristans Blick wanderte skeptisch von dem Drachen zu Joey und wieder zurück.

„Bist du dir sicher, Joey? Du weißt, warum wir hierher gekommen sind? Ist dir bewusst, was du sagst?“

Der Prinz nickte. „Das bin ich. Wir greifen ihn nicht an.“

Der Drache schnaubte. „Ihr hättet ohnehin keine Chance. Hör auf das, was dein Prinz sagt“, sagte er spöttisch.

„Er spricht“, entfuhr es Tristan, ähnlich wie Joey als er den Drachen zum ersten Mal hatte sprechen hören.

„Und er nervt“, fügte Joey mit einem belustigten Blick auf das Wesen hinzu. „Ganz wie ein Mensch.“

„Vergleiche mich nicht mit euch“, knurrte der Drache und ließ sich wieder auf alle Viere hinab, faltete dabei die Flügel. Nun war er nicht mehr ganz so monströs, aber immer noch respekteinflößend. „Ich teile keine Eigenschaft der Menschen.“

„Ach so, dann bist du also nur reptilienhaft nervig, Echse?“

Der Blick des Drachen verfinsterte sich. „Wie hast du mich genannt?“

„Echse.“

Der Kopf des Drachen war nun dicht vor Joeys Gesicht. „Ich an deiner Stelle wäre vorsichtig, Mensch. Nur, weil ich dich jetzt nicht angreife, heißt das nicht, dass ich meine Meinung nicht noch einmal überdenke.“

„Das wirst du nicht.“

„Woher nimmst du die Sicherheit?“

„Ich hab es im Gefühl, Echse.“ Ein Knurren erklang aus den Untriefen des Drachenmauls.

„Joey“, mahnte Tristan ihn von hinten, doch der Prinz blieb unbeeindruckt. „Ich höre auf, dich so zu nennen, wenn du mir deinen Namen verrätst.“

Der Drache gab widerwillig nach. „Mein Name ist Seto.“

Joeys Gesichtszüge hellten sich auf. „Seto. Mein Name ist Joey.“

„Das sagtest du bereits, Mensch. Es interessiert mich in keinster Weise.“

„Möchtest du uns nicht rein bitten?“

„Nein.“

„Ach komm schon.“

„Nein.“

„Seto.“

„Habe ich dir erlaubt, mich bei meinem Namen zu nennen?“

„Du hast ihn mir genannt. Das ist mir Erlaubnis genug.“

„Du nervst, Mensch.“

„Dann bitte uns in dein Schloss.“

„Du hast es bereits unerlaubt betreten. Warum legst du jetzt so einen Wert auf meine Einladung?“

„Weil wir jetzt einander vorgestellt wurden.“

Der Drache seufzte tief. „Jemandem wie dir bin ich noch nicht begegnet.“

Duke beugte sich zu Tristan. „Joey redet mit dem Drachen wie mit einem alten Freund.“

Tristan nickte abwesend, konnte dem Gespräch bis jetzt nur mit offenem Mund lauschen. „Was ist in ihn gefahren?“

Yugi lächelte bloß stumm.
 

oOo
 

„Es gibt hier keine Prinzessin.“

Prinz Joey hatte bereits damit gerechnet. Er wusste nicht wieso, aber in dem Moment, in dem der Drache sich ihm offenbart hatte, hatte er diese Vorahnung gehabt. Dass er Seto trotzdem angegriffen hatte, war auf die unvorhergesehene Situation zurückzuführen. Er hatte aus Reflex gehandelt, hatte lediglich das tun können, was er wochenlang immer und immer wieder im Kopf durchgegangen war.

Doch jetzt, im Nachhinein, konnte er ehrlich sagen, dass er geahnt hatte, dass es keine Prinzessin gab. Es wäre ja auch zu einfach gewesen ...

„Bist du sicher?“, harkte Tristan mit ernster Miene nach. Joey musste bei diesen Worte lächeln. Wenn Tristan nicht gewesen wäre, hätte er die Reise bis heute nicht überstanden. Auch jetzt zeigte sein bester Freund wieder, wie viel ihm an seinem Wohl lag.

Die Augen des Drachen richteten sich auf Tristan. Er schien beinahe wieder spöttisch zu lächeln. „Glaube mir, ich wüsste es, wenn ich eine Prinzessin entführt hätte.“ Er schnaubte. „Außerdem wäre es der Mühe nicht wert.“

„Was meinst du damit?“, fragte Joey neugierig.

Seto streckte sich. „Glaubst du, es wurde nicht schon getan? Natürlich haben Drachen bereits Menschenfrauen entführt. Nicht immer waren es Prinzessinnen.“ Er sprach das Wort auf eine Art aus, als würde es ihn anwidern. „Doch die Bemühungen sind es nicht wert.“

„Aber wieso?“, fragte nun Duke.

„Na weil es sinnlos ist“, gab Seto zurück. „Glaubt ihr, sie lassen das einfach so mit sich machen? Ihr Menschen.“ Er verdrehte die Augen. „Verherrlicht die Geschichten, obwohl es nichts Glorreiches daran gibt. Ein Drache entführt eine Prinzessin und hält sie gefangen, bis ein Ritter kommt, um sie zu retten. Die Mädchen, die von den liebestollen Drachen verschleppt wurden, haben das nicht gemocht. Ganz und gar nicht. Sie waren nicht in der Stimmung, jahrelang ihres Retters zu harren – in der Gesellschaft eines von Liebe verblendeten Drachens. Und sie hatten auch keine Lust, um des Drachens willen in dem Schloss zu bleiben.“

„Ist es denn nie vorgekommen, dass die Liebe eines Drachens erwidert wurde?“

Setos Blick verdüsterte sich. „Nein.“

„Das klingt traurig“, sagte Yugi leise.

„Es ist keine Überraschung“, entgegnete Seto kalt. „Die Drachen wurden von ihren Gefühlen übermannt und verschleppen die Menschenfrauen. Sie vergaßen, welchen Eindruck das erweckt und nicht wenige Drachen wurden von Rittern erlegt, die nicht danach gefragt haben, ob sie den Frauen schaden wollten oder nicht. Es hat niemanden interessiert.“ Ihnen entging nicht der bittere Ausdruck in den Augen des Drachen.

„Freunde von dir?“, fragte Joey schließlich.

Der Ausdruck in den blauen Augen verschwand. „Das ist unwesentlich. Sie waren naiv genug, anzunehmen, ihre Gefühle würden erwidert werden. Sie sind selbst schuld.“

„Du klingst, als würdest du aus Erfahrung sprechen.“

„Verwechsele mich nicht mit einem einfältigen Drachen. Ich bin nicht so dumm, mich einer von vornherein zum Scheitern verurteilten Liebe hinzugeben.“

„Hm.“ Joey lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, die Arme verschränkt. „Das erklärt nicht, wie das Gerücht entstand, in dieser Burg würde sich eine Prinzessin befinden.“

„Das spielt keine Rolle. Hier befindet sich keine Prinzessin. Ihr könnt wieder umkehren.“

„Nicht wirklich“, seufzte der Prinz. „Ohne Prinzessin kann ich nicht zurückkehren.“

„Hier wirst du jedenfalls keine finden, Mensch.“ Seto blickte nach draußen. „Ihr müsst woanders suchen.“

„Das stimmt nicht ganz.“

Alle Blicke richteten sich auf Bakura, der bis dahin geschwiegen hatte. Der Wolf fixierte den Drachen.

Seto verengte die Augen. „Was willst du damit sagen?“

„Es hat mich schon die ganze Zeit gestört.“ Bakura bleckte die Zähne. „Aber in der Luft liegt noch ein anderer Geruch. Deinen erkenne ich, Drache, denn er ist unmissverständlich. Aber dieser andere Geruch“, Bakura legte die Ohren an und verzog das Maul, „ist eindeutig menschlich.“

Ein Grollen erfüllte den Raum, als der Drache sich erhob. „Und was willst du damit sagen? Hast du vergessen, dass ihr durch mein Schloss gestreift seid?“

„Der Geruch passt zu keinem von uns. Außerdem traue ich dir nicht, Drache. Woher wissen wir, dass du uns nicht anlügst und in dem höchsten Turm des Schlosses eine Prinzessin gefangen hältst?“

„Ich sagte bereits –“

„Dein Wort ist mir nichts wert. Darum sieht Marik auch gerade nach.“

Erst jetzt bemerkten sie, dass Marik nicht mehr da war. Seto richtete sich zu seiner vollen Größe auf, das Grollen schwoll an. Dann wirbelte er herum und verließ den Raum. Der Boden erbebte unter seinen schnellen Schritten.

Joey sprang auf und eilte Seto hinterher. Der Drache hatte die Eingangshalle durchquert und sie durch die Portaltür verlassen. Als Joey ins Freie lief, flog ein Schatten über ihn hinweg. Seto hatte sich in die Lüfte erhoben und steuerte den höchsten Turm des Schlosses an.

„Joey, was sollen wir tun?“ Tristan und die anderen waren ihm gefolgt.

Joey wirbelte zu Bakura herum. „Warum habt ihr das gemacht?“

„Wir können dem Drachen nicht trauen.“

„Doch, das können wir“, fuhr Joey den Wolf an. Er war aufgebracht. „Jetzt hat er jeden Grund uns zu misstrauen!“

„Das hat er vorher schon getan.“

„Aber jetzt haben wir ihn uns endgültig zum Fein gemacht!“ Der Prinz verspürte den unbändigen Wunsch, den Wolf zu würgen. „Du hast alles ruiniert, Bakura!“

„Krieg dich wieder ein, kleiner Prinz“, knurrte der Wolf.

„Zeig mir den Weg“, befahl Joey und seine Stimme duldete keinen Widerspruch.

Bakura gehorchte widerwillig und wies ihnen die Richtung. Sie eilten die Treppen hinauf, schlugen die Richtung zum westlichen Flügel des Schlosses ein und stießen schließlich auf eine Wendeltreppe, die den Turm hinaufführte. Joey rannte an Bakura vorbei die Stufen hinauf und nach einer Unendlichkeit – die anderen waren nach und nach zurückgefallen – stand er vor einer schweren Holztür. Sie war angelehnt.

Er stieß sie auf. „Marik!“

„Ich habe deine Prinzessin gefunden, Joey.“ Marik lächelte ihn an und deutete auf ein von halbdurchsichtigen Vorhängen umgebenes Bett.

„Marik, komm da weg!“ Joey winkte den Mann zu sich, doch als ein Beben den Turm erfasste, wusste er, dass es zu spät war. Staub und kleine Steinbrocken rieselten von der Decke und ein Knacken ging durch das Gebälk des Daches. Ein Brüllen durchbrach die Luft.

„Was zum –“ Marik taumelte und Joey klammerte sich an den Türgriff. „Verdammt“, fluchte er.

Hinter dem Vorhang bewegte sich eine Gestalt. Ihre Umrisse waren schemenhaft zu erkennen.

„Joey, wir müssen sie hier raus bringen!“, rief Marik über den Lärm hinweg und machte Anstalten, die Vorhänge beiseite zu ziehen.

Die Scheiben des Raumes barsten. Der Schwanz des Drachen verfehlte Marik, der im letzten Moment zurücksprang, nur knapp. Setos Kopf erschien in einem anderen Fenster, das Maul geöffnet und die messerscharfen Zähne gebleckt. „Tritt zurück, Mensch!“

„Seto“, setzte Joey an, „wir wollten nie –“

„Wir lassen nicht zu, dass du sie hier gegen ihren Willen gefangen hältst“, entgegnete Marik und packte die Vorhänge. Seto schnappte nach ihm, doch Marik war flink genug, auszuweichen.

„Wage es nicht“, grollte der Drache und Joey wusste, er hätte Feuer gespiehen, wenn nicht die Gefahr bestanden hätte, das Mädchen zu verletzen.

Unbeeindruckt von den Worten riss Marik an den Vorhängen. Flatternd fielen sie zu Boden. Der Drache brüllte. „Fass ihn nicht an!“

„Seto?“

Sämtliche Bewegungen kamen zum Erliegen, als die ängstliche Stimme erklang. Hätte Joey sich nicht am Türrahmen festgehalten, wäre er spätestens jetzt vor Überraschung hinten über gefallen. Auch Marik wirkte, als könnte er sich nur mit Mühe auf den Beinen halten.

Hinter den Vorhängen zum Vorschein gekommen war keine Prinzessin.

Schritte näherten sich ihnen und Joey wusste, dass die anderen zu ihnen aufgeschlossen hatten. Er hörte, wie sie scharf die Luft einzogen.

Der Prinz schloss aufstöhnend die Augen. „Als ob es nicht schon kompliziert genug wäre.“
 

Es war ein kleiner Junge.



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von:  lilac
2013-10-10T19:09:41+00:00 10.10.2013 21:09
Die dialoge sind dir sehr gelungen.
Die ganze story liest sich bis jetzt super gut.
Ach ...und die scene mit dem stachel vom vorherigen Kapitel ist so süß, hab ich vergessen zuerwähnen.
Von: abgemeldet
2009-11-28T19:49:01+00:00 28.11.2009 20:49
SO um auch endlich mal meinen Senf dazuzugeben:
Ich HASSE Märchen! ><...allerdings gefällt mir dieses
hier sehr viel besser, als die vielen, vielen die
ich im Rahmen meiner Abschlussarbeit lesen musste XD.

Nein mal ernsthaft, die Story ist klasse XD Am Anfang war ich
etwas skeptisch, weil es ziemlich schleppend angefangen hat und
das ist ja eigentlich nicht deine Art, aber spätestens ab dem
Moment wo der Drache als Figur aufgetaucht ist, las es sich,
als wärs eine einzelne Seite gewesen. Das mit der
"Prinzessin" im Turm kam jetzt nicht wirklich überraschend, ich
hatte aber eigentlich schon im Wald bei den zwei "Verirrten Kindern"
mit Mokuba gerechnet XD, aber amüsant waren die Reaktionen trotz
allem. Mh die weiteren Charaktere wundern auch nicht wirklich,
auch wenn mir die Frage aufkommt, ob du zu Marik und Bakura noch
ein paar schöne Andeutungen machst. Die beiden sind immer seeeeehr
unterhaltsam XD. Grade bei dir.
*Erinnert sich an "A Dogs Life"*
Haaaaach das waren noch Zeiten...schade, dass die FF beendet ist XD
aber du schaffst ja anständiger Weise immer gleich Nachschub, wenn
du etwas beendest, sehr löblich ^.~.

Bis jetzt hats mir also ausgezeichnet gefallen und ich frei mich
auf das nächste Kapitel sehr. ^^

deine Schatten
Von:  Venu
2009-11-16T12:49:00+00:00 16.11.2009 13:49
Hier ist auch mal ein Kommi fällig seh ich grad... ich hab heute so meinen Tag: Alle Lieblings FFs überprüfen und nachsehen, ob ich schon ein Kommi geschrieben hab! xD
Das heißt, du musst heute dran glauben! xD Zwei Kommis hab ich schon, fehlt nur noch dieses ^_^

Zu aller erst mal... ist das nicht total anstrengend, soviele FFs gleichzeitig laufen zu haben und dabei nicht den Überblick zu verlieren? Ich finde es ja schon stressig, nur eine zu Ende zu bringen! ^^"
Wahrscheinlich dauert es deshalb immer so lange mit deinen Kappis, aber das ist vertretbar, denn sie entschädigen die lange Wartezeit =)

Deine neue FF hier ist echt lustig, auf was für Ideen du immer kommst! xD Seto als Drache, das muss man sich erst mal rein ziehen *g* Aber ich hab ihn direkt erkannt, was aber auch nicht schwer war. Wer Kaiba kennt, bemerkt sowas einfach, diese kühle Austrahlung ist unverwechselbar ^^
Ich hab wieder so eine Vermutung, was es mit Seto als Drachen auf sich haben könnte, aber ich sag lieber nix... aufeinmal hab ich noch recht und spoilere.. oder ich lieg komplett daneben und mach mich zum volldeppen ^^
Jedenfalls hast du auch die anderen Charas echt passend dargestellt ^^ Bakura als Wolf... ja das konnte ich mir echt gut vorstellen xD Und Yugi als Magier, diese Rolle ist wie für ihn gemacht ^^
Ich bin ja mal gespannt jetzt, wie Joey es schafft, dass der Drache sie nicht in Stücke reißt, sicher keine leichte Aufgabe =)
Aber süß, dass du den kleinen Moki eingebaut hast, der darf in einer waschechten Kaiba story nicht fehlen! ^^

Freu mich auf jeden Fall aufs nächste Kappi, mach weiter so!
*Dickes Lob geb und dir Schokokeks hinhalt*

Lg Venu
Von:  kia-chan23
2009-11-04T20:40:47+00:00 04.11.2009 21:40
Das ist der absolute Knaller. Der, der mit dem Drachen tanzt! Joey ist der Hammer, so wie der mit dem Drachen umgeht. Respekt!

Endlich taucht Moki auf, hab mir schon Sorgen gemacht, wo er abgeblieben ist. Ein Seto ist nichts ohne Moki!


Von:  mu_chan
2009-11-03T18:24:36+00:00 03.11.2009 19:24
tolles kapitel!!!
der junge is doch garantiert moki!!!^^
ach mensch ich find die fic echt klasse!!!
freu mich schon wenn es weiter geht!!!!
lg mu_chan
Von:  Shanti
2009-11-03T15:01:28+00:00 03.11.2009 16:01
jaaaaaaaaaaaa und der junge ist bestimmt mokuba. ich hoffffffeeeeeeeeeeeee das seto und joey zusammen kommen . das wäre sp geil xD. freu mich schon aufs nächtste kappi bis dann

^^
lg
shanti
Von:  kuestenfee1
2009-11-03T13:51:31+00:00 03.11.2009 14:51
So. Jetzt ist es raus.
Es gibt keine Prinzessin, sondern nur einen kleinen Jungen.
Ich denke mal, dass es sich dabei um Mokuba handelt. Oder liege ich
falsch?
Ich glaube, Seto liebt den Jungen sehr.Sonst wäre er nicht so ängstlich/besorgt um ihn. Aber was ist mit dem Jungen? Schläft er nur tief und fest, oder fehlt ihm etwas? Immerhin schein er nicht wach zu sein.
Ich frage mich, ob Joey je wieder das Vertrauen von Seto erlangen kann, nachdem sich seine Weggefährten so daneben benommen haben. Und wird Seto jetzt angreifen, oder nicht, weil er ja den Jungen in Gefahr bringen könnte.
Und welche Geschichte hat Mokuba?
Ist er freiwillig bei Seto? Ich glaube ja, Auch wenn es keine Liebe in diesem Sinne ist, werden sich Seto und Mokuba wohl sehr mögen.

Freue mich schon auf des nächste Kapitel.

Liebe Grüße
kuestenfee
Von:  Dragon1
2009-11-03T13:46:14+00:00 03.11.2009 14:46
Ich hab jetzt endlich mal die Zeit gefunden, alles zu lesen^^"
Und lass mich eines sagen: Ich liebe diese Geschichte!!!!!!!!!!!!!^____________^
Seto ist als Drache sowas von genial!!!
Und lass mich raten, wer denn die "Prinzessin" ist : MOKIIIIIII *kawaaaii*
Freu mich schon tierisch auf das nächste Kapitel!!!!!!!
Mach bitte schnell schnell schnell weiter!!!!
Von:  blacki
2009-11-03T12:27:21+00:00 03.11.2009 13:27
uwwwwwww XDDD ich rate: mokiiiiiiiii XDDD das kapitel ist dir echt sehr gut gelungen XDD und ich mag seto soooo... und joey is auch cool XDD obwohl er irgentwie.. son weichei is ^^ also manchmal XP nich pös gemaint >.< aber tolles pitel XDDD hoffe du findest die zeit bald weiter zu schreiben XD würde mich sehr freun ^^

greetz
dat blacki
Von:  MaiRaike
2009-11-02T20:33:09+00:00 02.11.2009 21:33
Mokubaaaaa!!!!

Ich finde Seto-Drache ungemein sympatisch.
Ich frage mich nur wie eine Liebesbeziehung zwischen Mensch und Drache funktionieren soll.
Den Größenunterschied stelle ich mir als Schwierigkeit vor.

Aber ähnliche Fragen stelle ich mir auch bei Shrek und da scheint es ja geklappt zu haben. Auf jedenfall sind supersüße Drachenesel entstanden.

Lg


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