Regenzeit
Es waren viele.Nicht ungewöhnlich viele, aber immerhin hatte Gojyo das Gefühl das es nicht weniger wurden, egal wie viele sie erledigten.
Der Kampf dauerte inzwischen länger als eine Stunde und der Halbdämon und seine Reisegefährten wurden zusehends erschöpfter.
„Sanzo?! Warum packst du nicht endlich dein Sutra aus, damit wir ins Trockene kommen?“, rief der Rotschopf erhielt jedoch keine Antwort. „Sanzo?“ Wieder nichts.
Gerade als Gojyo sich umdrehte sah er , wie ein Youkai sich über den Priester beugte.
„Whoah!“
So schnell wie möglich rannte er auf den am Boden Liegenden Sanzo zu. Angekommen erledigte
er die umstehenden Dämonen.
„Gojyo! Beeile dich! Wir müssen hier weg!“
„Alles klar Hakkai....“, murmelte Gojyo und sah zu Sanzo.
// Na super... Er ist ohnmächtig .//
Ohne weiter nachzudenken hob er den Blonden hoch und verstaute ihn auf einer Schulter.
„Uff... Mach mal ´ne Diät , Schweinepriester!“, grummelte der Halbdämon und bahnte sich einen Weg durch die Gegner.
Endlich im Gasthaus lud Gojyo Sanzo auf dem nächstbesten Bett ab.
Sofort wuselte Hakkai herbei um den Priester zu untersuchen.
„Er hat anscheinend einen Schlag auf den Hinterkopf erhalten....“, diagnostizierte der Braunhaarige.
„Huh? Sonst passt er doch besser auf sich auf.“
„Naja es waren viele Youkai und es hat geregnet.“
//Regen...//, dachte Gojyo// Jedes Mal dieselbe Ausrede , ich wetteer hat im falschen Moment den falschen Youkai den Rücken zugekehrt.//
Es klopfte an der Tür, ein ungefähr 16 Jahre alter Junge betrat das Zimmer.
„Ich habe hier Verbandszeug und Tee.“, flüsterte er beinahe schon.
Hakkai schenkte ihm ein warmherziges Lächeln und nahm das Tablett an sich. „Wie heißt du?“, fragte der Dunkelhaarige freundlich.
„Reitaro...“, gab der Gefragte schüchtern von sich.
„Dann danke ich dir, Reitaro“
Dieser nickte nur und warf einen ehrfürchtigen Seitenblick auf Sanzo
„Keine Sorge, momentan beißt der nicht.“, scherzte Gojyo.
Reitaro blinzelte leicht verwirrt und verließ anschließend mit hochrotem Kopf den Raum.
Kopfschüttelnd wandte Hakkai sich dem verletzen Priester zu.
Wenige Stunden später wachte Sanzo auf. Grummelnd richtete sich der Blonde auf und fasste sich an den Kopf.
//Shit...Mein Schädel!//
Gerade als er die Decke zurück schlug, bemerkte der Priester Gojos Anwesenheit.
„Hey, hey, Cherry-chan! Nicht so hastig.Du tust dir sonst nur wieder weh, immerhin hast du ganz schönen einen hinten drauf bekommen.“
„Tse.“, meinte Sanzo nur und stand auf. Zugegeben, er stand nicht so sicher wie sonst, die Welt schien sich zu drehen.
Der Blonde schloss die Augen, tastete nach einem sicheren Halt und fand ihn.
Es war Gojyos Arm.
Sofort ließ er diesen los und fiel zurück auf´s Bett.
„Ich bin nicht ansteckend!“
Sanzo öffnete die Augen und musterte den Halbdämonen misstrauisch.
„Was machst du hier überhaupt?“, murmelte der Priester erschöpft.
„Auf dich aufpassen...“
„Kannst du das nicht auch von draußen machen?“
Gojyo lachte.
„Damit du wie damals durchs Fenster abhaust?“.
Grummelnd drehte Sanzo dem Rotschopf den Rücken zu.
„Es hat dich da nicht gestört das ich gegangen bin.“
„Tja , das war auch ein Problem das du alleine bewältigen musstest. Jetzt gibt es kein Problem das du lösen musst, also bleibe ich hier.“, erläuterte Gojyo während er sich auf einen Stuhl neben Sanzos Bett niederließ.
Eine Weile lang schwiegen beide, nur das starke Prasseln des Regen war zu hören.
„Sag mal, Triefauge...“, begann der Halbdämon plötzlich, „Warum wirst du bei Regen immer so... so...niedergeschlagen?“
Der Blonde holte Luft um zu antworten, aber Gojyo unterbrach ihn.
„Ja, ja du wirst jetzt sagen das du dann nie deprimiert bist, doch ich weiß das du deine Gefühle hinter gesteigerter Aggressivität versteckst.“
Langsam und behutsam drehte der Rotschopf Sanzo zu sich
„Aber in deinen Augen sehe ich den Schmerz und die Trauer. Na los erzähl es mir, bitte...“
Der Priester blickte zu Boden.
„I-ich erzähle es dir, aber wehe du unterbrichst mich! Ich weiß auch gar nicht waum ich es erzähle, wahrscheinlich wegen dem Schlag auf den Hinterkopf.
Lange Zeit sah Sanzo aus dem Fenster, bis er anfing zu reden.
„Vor 10 Jahren hat es genauso geregnet wie heute. Mein...Meister hatte mich zu sich gerufen... Kurz nachdem ich zum Sanzo geweiht wurde stürmten Youkai in den Raum und...“
Er brach ab.
Geduldig wartete Gojyo bis Sanzo sich entschied weiter zu machen.
„Sie haben ihn regelrecht niedergemetzelt.“, erzählte er bitter.
„Ich konnte nichts tun, ich konnte ihm nicht helfen...ich...ich habe versagt. Den einzigen Menschen der mir je wirklich etwas bedeutet hat konnte ich nicht beschützen.
Seit der Nacht vor 10 Jahren erinnert ich das Prasseln des Regens an mein Versagen.“
Gojyo schwieg eine Weile und betrachtete seinen Gegenüber.
Still lag Sanzo da und starrte an die Decke. Der Rothaarige setzte sich neben den Priester aufs Bett.
„Oh Mann...und ich dachte immer du hasst es einfach nur nass zu werden.“, sagte Gojyo leise und strich Sanzo sanft durch die seidigen Haare.
Dieser zuckte leicht zusammen.
Plötzlich hatte Gojyo eine Idee.
„Wie wäre es wenn ich deine schlechten Erinnerungen durch gute ersetze?“
Fragend blickte Sanzo den Halbdämonen an.
„Was...meinst du damit?“
Ohne darauf einzugehen beugte Gojyo sich vor und küsste den Priester sanft. Nach kurzer Zeit löste er sich von ihm.
„Natürlich nur wenn du willst.“,grinste Gojyo.
Sanzo zögerte kein Sekunde und lehnte sich an den Rotschopf.
„Lass mich vergessen.“, flüsterte er.
