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Ich bereue nichts

Nicht einen Augenblick
von

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03 - Fay

„Komm, das schaffen wir!“

Ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals. Er schnürt alles ab und ich kriege kaum Luft, ich kann kein Wort mehr sagen, ich bekomme nichts mehr raus. Ich sehe, wie er kämpft und es zerreißt mir das Herz und ich weiß wieder, wofür ich ihn liebe. Er ist ein Kämpfer und sein Herz ist es auch. Er ist mein Schützer, mein Lebensinhalt, er ist mein Held und mein Herz.

Dieses Mal greife ich nach seiner Hand und ziehe ihn wieder auf die Beine. Ich kann nicht mehr. Aber ich will, dass er weiter kämpft. Und das tut er. Er steht auf und wieder hält er meine Hand fest, als wenn er sie braucht. Ein verzweifeltes Lächeln legt sich auf meine Lippen. Wenn ich ihn nicht schon lieben würde, dann hätte ich mich genau jetzt in ihn verliebt. Denn er hofft dann, wenn die Hoffnung aller anderen schon lang gestorben ist. Ich lasse mich von ihm mitziehen und wir rennen die Treppen hinab. Das Blech der Gitterstufen wackelt unter unserem Gewicht und schließlich lässt er meine Hand los und springt die letzten Stufen hinunter. Er bleibt stehen und ich sehe, wie er zu mir hoch schaut. Seine Arme strecken sich vor und ich weiß, ich kann ihm vertrauen. Ich betrachte sein Gesicht und beobachte, wie seine Mundwinkel sich leicht hoch ziehen.
 

Und ich bereue nichts, nicht einen Schritt, nicht einen Augenblick davon.
 

Mein Herz flattert. Er lächelt mich an und seine Arme rufen nach mir. Ich erwidere sein Lächeln. So etwas haben wir bisher nur ein Mal gemacht. Doch da waren wir nicht auf der Flucht gewesen. Wir hatten unseren Spaß gehabt und ich war ihm in die Arme gesprungen. Er hatte mich aufgefangen und in diesem Moment hatte die Welt so unglaublich heil gewirkt.

Ich atme tief durch und nehme einen kleinen Anlauf. Meine Füße stoßen meinen Körper vom Boden ab und ich schließe die Augen und gebe mich dem freien Fall hin.

14 Sekunden.

Ich spüre keinen Aufprall, ich höre keinen Knall, nichts. Ich blende alles aus und alles, was ich dann sehe, ist er. Ganz nah bei mir. Und ganz langsam hebt sich der Boden, um sich wieder an meine Schuhsohlen zu schmiegen. Ich sehe nichts anderes, ich sehe nur seine Augen, die mich anschauen. Sehe ich da Glück? Ist er glücklich? Seine Hände lassen mich los und eine von ihnen streckt sich mir anbietend entgegen.
 

Auch wenn es verloren ist, auch wenn es für uns nicht reicht
 

Ich hebe eine Hand und lege sie in die seine und beobachte, wie sie gleichzeitig zugreifen, um sich aneinander fest zu halten. Es ist, als wenn sich Sensoren unter unserer Haut befinden, die den jeweils anderen identifizieren, um nach ihm zu greifen. Wir ziehen uns an. Er zieht mich an. Es ist der Mensch, auf den ich so lang gewartet habe. Mit dem ich mein Leben nun geteilt habe und ich bereue es nicht. Wir haben es zusammen gelebt. Und ich teile auch diesen Moment nun gern mit ihm. Denn auch diese Hölle der Angst entwickelt sich für mich durch ihn plötzlich zu einem Paradies, in dem es nur uns beide und unsere Nähe zueinander gibt.
 

Es war doch nichts umsonst.
 

Doch diese Idylle hält nicht lang an. Das tut sie nie. Nicht in dieser Welt. Selbst in meinen Träumen nicht. Denn immer wieder, wenn ich die Gelegenheit finde, in seinen Armen zu liegen und einfach nur bei ihm zu sein, kommt es so, wie es kommen muss.

Dann wird Stahl blank gezogen. Dann klickt die Sicherung einer Pistole. Dann knarrt die Spannschnur einer Armbrust. Irgendetwas. Und dieses Mal, dieses Mal ist es ein Ticken. Wir sind uns nah und die Bombe tickt. Und ihr Ticken ist brutal laut. Sie verrät uns, wie viel Zeit wir noch haben und es ist nicht mehr viel.

Es sind noch 13 Sekunden.
 

Bereue nichts davon.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  BabyTunNinjaDrac
2009-10-11T15:53:15+00:00 11.10.2009 17:53
Und schon wieder ich :D
In diesem Kapitel gefällt mir sehr gut, wie du die Liedtexte eingebaut hast - bei den anderen Kapiteln passen sie auch gut, aber hier merkt man es besonders gut.
Fais Gefühle sind ein bisschen wechselhaft, zumindest scheint es mir so, aber ansonsten wieder wunderbar beschrieben! :D
Nur noch ein kleiner Kritikpunkt: Manchmal wechselt du die Zeit etwas unpassend.... aber sonst alles wundervoll <3


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