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Irgendwo in dieser Welt

von

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Die Mutprobe

Aufgrund der von Nozomu und Sorluska angesetzten Mutprobe verzichtete ich darauf, Baila an diesem Abend auszufragen. Stattdessen starrte ich an die Decke und versuchte, nicht einzuschlafen. Baila schlief bereits wenige Minuten, nachdem sie ins Bett gegangen war, ein. Beneidenswert... so schnell war ich noch nie eingeschlafen.

Ich verwarf den Gedanken und konzentrierte mich dafür auf Nelias Schritte, die auf dem Gang zu hören waren. In regelmäßigen Abständen lief sie den Gang auf die andere Station hinunter.

Die andere Station war nur durch eine Glastür von dieser getrennt. Soweit ich weiß, war das die geschlossene psychiatrische Klinik, während diese hier die offene war.

Es hörte sich wirklich bescheuert an, aber na ja... solange ich nicht dorthin musste, konnte mir das egal sein.

Wenn ich die Geräusche richtig deutete, betrat Nelia die andere Station. Vermutlich könnte ich diese Situation ausnutzen, um ins Treppenhaus und von dort nach unten zu kommen.

Ich musste es wohl oder übel ausprobieren.

Als die Schritte erneut an der Zimmertür vorbeigingen, stand ich auf. Ich wartete einen Moment, bis ich hörte, wie die Glastür hinter Nelia zufiel, dann verließ ich das Zimmer und ging auf den Gang hinaus.

Doch statt direkt ins Treppenhaus zu laufen, ging ich zuerst in den Gruppenraum, wo ich mich neben das Aquarium kauerte und innerlich betete, dass Nelia nicht hereinsehen würde. Ich wollte nicht erleben, was geschah, wenn sie wütend wurde.

Kaum saß ich da, hörte ich erneut, wie die Glastür zufiel und Nelia den Gang entlanglief. Also war meine Einschätzung der Zeitspanne richtig gewesen. So hätte ich es nie unauffällig ins Treppenhaus geschafft. Mit Sicherheit wäre ich noch an der Tür erwischt worden.

Unwillkürlich hielt ich die Luft an.

Am anderen Ende des Ganges hielt sie wie üblich inne, fuhr schließlich herum und ging wieder in die andere Richtung davon.

Warum musste sie so viel herumlaufen? Konnte sie nicht wie Jatzieta einfach nur im Schwesternzimmer herumlungern?

Kurz bevor die Tür wieder zufiel, sprang ich erneut auf und lief auf den Gang hinaus. Ich öffnete die Tür zum Treppenhaus vorsichtig und schloss sie genauso vorsichtig wieder, bevor ich die Treppe hinunter huschte. Zum Umsehen blieb mir keine Zeit, aber anscheinend hatte ich es geschafft.

Am unteren Absatz entdeckte ich tatsächlich Nozomu und Sorluska.

„Wie seid ihr hier runtergekommen?“, zischte ich.

Es war mir entgangen, wie die beiden sich rausgeschlichen hatten. Dabei hätte ich es eigentlich mitbekommen müssen, während ich Nelias Muster erforscht hatte.

Die beiden Jungen sahen mich schmunzelnd an.

„Das ist unser Geheimnis“, erwiderte Nozomu. „Es wundert mich allerdings, wie du hier runterkommen konntest.“

Ich musste mich stark zurückhalten, den beiden eine Grimasse zu schneiden. Wofür hielten die beiden mich denn?

Sorluska grinste darauf. „Wollen wir dann mal? Euch anzicken könnt ihr auch später noch.“

Ich folgte den beiden zu einer metallenen Tür, die mir vorhin nicht aufgefallen war. Davor blieben die beiden wieder stehen, Nozomu kramte in seiner Tasche nach etwas.

„Wo hast du den Schlüssel her?“, fragte ich, als er diesen hervorzog.

„Das wüsstest du gern, was?“

Ja, das wüsste ich wirklich gern. Aber natürlich sagte er es mir nicht.

Nozomu schloss die Tür auf und ging gemeinsam mit Sorluska hinein. Ich folgte den beiden und sah mich interessiert um. Doch schon nach wenigen Sekunden runzelte ich meine Stirn. Von Süßigkeiten war hier nichts zu sehen, lediglich Heizungsrohre und eine alte Heizanlage. Ein lautes Stampfen, das von der Maschine kam, erfüllte den feuchten Keller. Licht spendete einzig und allein eine rote Glühbirne, die eine bedrohliche Atmosphäre verbreitete.

Es war wie in diesem Film, äh, Nightmare on Elm Street, genau. Es hätte mich nicht gewundert, wenn Freddy Krueger gleich hervorgesprungen wäre.

„Ist das ein mieser Scherz?“, fragte ich schlecht gelaunt.

„Natürlich nicht“, erwiderte Nozomu. „Der Süßkram ist weiter hinten im zweiten Raum.“

Er deutete in eine Ecke, die ich von meinem Standort aus nicht einsehen konnte.

Misstrauisch warf ich den beiden einen Blick zu, dann ging ich weiter in den Raum hinein, während die beiden Jungen an der Tür stehenblieben.

Weiter drinnen blieb ich wieder stehen und sah mich um. Außer Rohren und einer brummenden Maschine gab es nichts, nicht einmal eine Tür in einen anderen Raum. Mit einem genervten Seufzen fuhr ich herum. Ich setzte gerade an, um etwas zu sagen – und sah nur noch, wie die Tür zufiel. Im nächsten Moment hörte ich, wie jemand den Schlüssel herumdrehte.

„Hey!“

Ich hastete zur Tür hinüber und versuchte diese zu öffnen. Aber sie war bereits abgeschlossen.

Wütend hämmerte ich dagegen. „Verdammt! Lasst mich raus!“

Die Jungen auf der anderen Seite lachten. „Morgen vielleicht.“

Während ich weiter gegen die Tür hämmerte, stieß ich den beiden alle wüste Beschimpfungen entgegen, die ich kannte.

Doch als Ergebnis hörte ich lediglich wie das Lachen der beiden sich entfernte.

Nur langsam hörte ich auf, gegen die Tür zu schlagen. Meine Hand schmerzte bereits, aber meine Panik übernahm die Oberhand und ließ mich den Schmerz ignorieren.

Erneut versuchte ich, an der Klinke zu rütteln, aber die Tür gab nicht einen Millimeter nach.

„Verdammt!“

Ich trat gegen die Tür – nun tat auch noch mein Fuß weh.

Fluchend sah ich mich im Raum um. Dabei versuchte ich, tief durchzuatmen, um nicht in Panik zu geraten. Plötzlich schien das Schnaufen der Heizung noch lauter als zuvor zu sein und die Lautstärke nahm stetig zu. Mit einem leisen Schrei legte ich die Hände auf meine Ohren und ging in die Knie. Alles in mir betete darum, dass es endlich aufhören möge oder tatsächlich noch eine Tür in einen anderen Raum erscheinen würde.

Doch meine Hoffnung schien (natürlich) nicht einzutreten.

Ich schluchzte leise, die ersten Tränen liefen über mein Gesicht. Erneut kam ich mir wie ein kleines Kind vor, das in einem furchterregenden Raum gefangen war.

Ja, es erinnerte mich wirklich daran, wie mich damals aus Versehen selbst in den Keller gesperrt hatte. Ich war nur von ausgestopften, angsteinflößenden Tieren, Spinnen und anderen Insekten umgeben gewesen – und meine Eltern hatten über zwölf Stunden nicht gemerkt, dass ich nicht da war.

Erst am Morgen darauf waren sie auf die Idee gekommen, mich zu suchen – und selbst dann hatten sie mich erst am Nachmittag im Keller gefunden.

Danach war ich nie wieder dort hinunter gegangen. Allein schon bei dem Gedanken daran war mir der kalte Schweiß ausgebrochen. Aber natürlich hatten weder meine Mutter noch mein Vater meine Angst ernst genommen. Was auch sonst?

Ob es diesmal wieder so lange dauern würde?

Auf jeden Fall würden Nozomu und Sorluska meine Rache zu spüren bekommen – selbst wenn ich hier sterben sollte. Obwohl ich hoffte, dass das nicht eintreten würde.

Ich weiß nicht, wie lange ich so dasaß und immer nur vor- und zurückwippte, als ich plötzlich wieder Schritte hören konnte. Zögernd nahm ich die Hände von den Ohren und presste die Lippen aufeinander. Wenn das Sorluska und Nozomu waren, würde ich ihnen nicht den Triumph bieten, mich wie ein kleines Kind schluchzen zu hören.

Vor der Tür hielten die Schritte wieder inne. Hastig stand ich auf und strich mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich drehte mich zur Tür um. Sobald sie reinkommen würden, würde ich ihnen einen unangenehmen Empfang bereiten. Nie wieder würden sie mir so einen Streich spielen, dafür würde ich sorgen.

Der Schlüssel wurde im Schloss gedreht, die Tür öffnete sich. Noch bevor ich sehen konnte, wer dort stand, stürzte ich mich mit einem Schrei auf die Person.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-11-17T15:44:49+00:00 17.11.2009 16:44
XDD
Die Vorstellung ist ja mal echt cool, Lea. X)

Die Aktion, Leana im Keller einzusperren hätte ich von Sorluska niemals erwartet. o.Ô'' (vermutlich, weil ich ihn noch nicht so gut kenne?)
Bei Nozomu war so eine Aktion irgendwie klar. XD
Ich wünsche den beiden, das sie von Nelia erwischt werden. *Muahaha*
Zum einen, weil ich wissen will, was sie dann mit ihnen anstellt und zum anderen, weil sie es verdient haben... sowas ist echt fies. ~__~''

Hoffe, es ist nicht schlimm, wenn ich jetzt zwei Kommis geschrieben habe? Aber das wollte ich noch loswerden. ^-^
Von:  LeanaCole
2009-11-17T12:49:50+00:00 17.11.2009 13:49
Nicht so aggressiv, Lea. Der Neuankömmling wird dir sicher gefallen *kicher*

Das war wirklich fies von Noz und Sor *die beiden nicht mehr mag*
Ich stelle mir das echt schrecklich vor nachts in einem fremden Keller eingesperrt zu sein, welches auch noch so fürchterliche Geräusche von sich gibt. Nebenbei noch die Angst erwischt zu werden und dann Ärger zu bekommen. Und dann auch noch an ein schlimmes Ereignis aus der Kindheit erinnert werden. Das nenne ich echt hart.
Aber leider sind solche fiesen Streiche heutzutage keine Seltenheit -.-
Ich bin mal gespannt, ob sich die beiden Jungs noch mehr fiese Sachen einfallen lassen.

Ich muss Ciela im Bezug auf Nelia zustimmen. Die läuft da echt wie ne Soldatin rum XD
Eben musste ich mir vorstellen, wie die plötzlich in Sorluskas Zimmer stürmt, ihn aus dem Bett holt und ihn anfaucht: Wie definiert ein Soldat Nachtruhe!?
So wie in dem Sechserpack-Sketch XD
Von: abgemeldet
2009-11-12T12:27:48+00:00 12.11.2009 13:27
Baila ist WIRKLICH zu beneiden... ich brauche immer eine Stunde zum einschlafen. XD
Nach wie vor liebe ich deinen Schreibstil, der lässt sich richtig gut lesen (auch wenn ich das wohl schon mal erwähnt habe? XD).
Arme Lea! So was gemeines von den Jungs. -.- Ich habe eine Vermutung, wer da jetzt reinkommt... bin gespannt, ob ich damit richtig liege. ^-^
Nelia ist lustig... läuft ihre feste Route wie eine knallharte Soldatin, die macht mir Angst. o.Ô'' Will sie wirklich nie sauer erleben...
...die Anspielung auf Freddy Krüger war wieder mal genial. XD
Ich hoffe für Lea, das da kein unerwünschter Besuch kommt. =)
Weiter so! X3


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