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Face to Face

von

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three

Noch immer starrte Takeru auf das Bild, das sich ihm dort bot. Egal, was er erwartet hatte. Egal, wie makaber es gewesen war. DAS übertraf echt alles!
 

Dort stand ein Typ – Takeru war sich ziemlich sicher, dass es sich um Ryo aus dem dritten Jahr handelte – mit in den Kniekehlen hängender Hose. Doch das allein, hätte ihn ja nicht so erschüttert. Das Allerschlimmste – und er hoffte noch immer, dass er sich das einbildete – war der schwarzhaarige Junge, den Takeru nur allzu gut kannte, der vor ihm hockte. Und was er da tat, ließ in Takeru eine Mischung aus Verwirrung und leichtem Ekel anwachsen. Auch wenn er sich gern von genaueren hingucken abgehalten hätte, so ging es einfach nicht.

Es handelte sich bei dem Jungen hundertprozentig um Shinji, der vor diesem Kerl hockte und ihm – Takeru wollte kaum daran denken – mit Zunge und Zähnen über seine Erektion neckte.

Ein Schauer überkam Takeru, als Ryo seinen Kopf genießerisch in den Nacken legte und seine Finger in Shinjis Haaren vergrub. Wie konnte er nur so etwas...Takeru fehlten die Worte.

Er hatte viel erwartet, hatte sich die ganze Zeit gefragt, warum Shinji sich manchmal so anders benahm. Doch das gerade SOWAS der Grund dafür war, ließ ihn hart schlucken.

Er wollte es nicht zugeben, aber er hatte – wahrscheinlich durch seine frühere Klasse – starke Vorurteile gegenüber Homosexuellen. Er hatte jetzt kein direktes Problem mit ihnen, jedenfalls solange er nicht direkt etwas mit ihnen zutun hatte. Aber! Mit Shinji hatte er etwas zu tun! Und sogar verdammt viel, da ihre Eltern zusammen waren und sie unter einem Dach lebten!
 

Er biss sich auf die Unterlippe, als Shinji kurz abließ, um sich mit der Zunge über die Lippen zu fahren. Er konnte nichts dafür, aber er fand es einfach...abstoßend? Nein, dass war nicht ganz das richtige Wort. So schlimm war es nun nicht, aber eklig war es für ihn schon.

Warum stand er überhaupt hier und sah sich das mit an?! Vielleicht, weil er einfach nicht glauben konnte, dass Shinji scheinbar auf Männer stand. Deswegen hatte er sich von den Mädchen also immer ferngehalten und diesen Ryo so verstört angeblickt. Hatte er vielleicht nicht gewollt, dass Takeru das hier erfuhr. Na ja, dumm gelaufen, jetzt wusste er es.
 

Ein unterdrücktes Stöhnen riss ihn aus seinen Gedanken und er beobachtete – schlimm genug – wie Ryo seine Finger noch fester in Shinjis Haarschopf krallte und gerade scheinbar seine Erlösung fand.

Langsam legte er seine andere Hand unter Shinjis Kinn und hinderte ihn scheinbar daran, sich von seinem Glied zu lösen.

„Na na...schön schlucken, Kleiner“, säuselte er und Takeru drehte sich fast der Magen um. Shinji würde doch jetzt nicht wirklich...

Doch er tat genau das! Ein paar kurze Schluckbewegungen verrieten, dass er genau das getan hatte, was Takeru einen Ekelschauer über den Rücken jagte.

„Braves Kätzchen“, schnurrte Ryo und zog Shinji zu sich hoch, um ihn in einen Kuss zu verwickeln.

Doch nun, war für Takeru endgültig Schluss. So schnell er konnte – und das auch noch, ohne zuviel Lärm zu machen - verschwand er auf dieser Ecke und lief dann die Straße entlang, die zu ihnen nachhause führte.
 

Sein Atem ging schnell, während sein Brustkorb sich in Rekordgeschwindigkeit hob und senkte, als er die Haustür hinter sich schloss und sich geschockt daran lehnte. Seine Tasche rutschte zu Boden, während er spürte wie seine Finger zu zittern begann.

Was hatte ihn daran so erschreckt, dass er so völlig außer sich war? Es ging ihn doch gar nichts an, was Shinji für „Vorlieben“ hatte.

Vor seinen Augen erschien das Bild der beiden Jungen, als sie sich küssten und Takeru war sich sicher, es nie wieder völlig aus dem Kopf zu bekommen. Schnell schüttelte er den Kopf.

„Takeru? Bist du es?“

Verwirrt sah er auf und suchte nach der Person, die ihn soeben aus seinen Gedanken gerissen hatte.

Masaki stand am anderen Ende des Ganges und blinzelte irritiert, als sie Takerus zitternde Gestallt erkannte.

„Ist alles okay, Takeru?“, wollte sie wissen. Der strich sich mit einem diffusen Lächeln ein paar Haarsträhnen hinter sein Ohr.

„Alles okay, ich bin nur etwas außer Atem, weil ich so schnell gelaufen bin“, erklärte er und hob nun seine Tasche vom Boden auf um in Richtung Treppe zu gehen.

„Warum rennst du auch bis hier her?“, wollte Masaki verwirrt wissen, doch Takeru lächelte nur.

„Ich wollte nur wissen, ob ich mich vielleicht beim Leichtathletik-Klub der Schule anmelden sollte, weil ich so aus der Übung bin.“

Er lachte gestellt. So eine dumme Ausrede, konnte ja nur ihm einfallen. Schnell drehte er sich zur Treppe und lief schnell die Stufen nach oben, wohl wissend, dass Masaki ihm besorgt hinterher sah.
 

In seinem Zimmer angekommen, drehte er schnell den Schlüssel im Schloss herum und ließ sich erleichtert auf dem Boden nieder.

Er war so unglaublich erschrocken. Nicht nur über das, was er gesehen hatte, sondern vor allem darüber, dass er nun Shinjis Blicke meinte deuten zu können. Wie er Takeru letzte Woche im Bad angesehen hatte. Nun machte es alles irgendwie Sinn. Er hatte die Handtücher wegen Takeru fallen lassen, das war keine normale Reaktion auf den nackten Körper eines anderen Jungen. Es hätte ihm klar sein müssen.

Takeru schüttelte den Kopf. Wie konnte einem so was denn klar sein? Selten hatte Takeru Schwule kennen gelernt, wie sollte er dann bitte eine solche Reaktion deuten können?

Es war zum verrückt werden! Er hatte Shinji so nett gefunden, seine ganze Art war hilfsbereit und ehrlich. Und jetzt? Daran mochte sich nichts geändert haben, an der Einstellung Takerus dem anderen Jungen gegenüber jedoch so einiges. Er wusste nicht wie er Shinji gegenüber treten sollte.

Sollte er so sein wie immer? Aber das würde ihm nicht gelingen – nicht nach dem, was er gesehen hatte.

Ihn vielleicht ignorieren? Das würde Auffallen, dann konnte er ihm ja gleich sagen, was er beobachtet hatte.

Takeru überlegte

Mit ihm drüber reden? Vielleicht würde es dadurch noch schlimmer werden. Oder aber es klärte sich irgendwie auf. Irgendwie? Aufklären? Was denn? Shinji war schwul, oder zumindest bi, aber selbst das konnte Takeru nicht mit Bestimmtheit sagen. Vielleicht sollte er doch mit ihm reden?

Das Problem war wohl, dass Takeru nicht der geduldigste und ruhigste Mensch war. Gerade Homosexuellen, war er immer mit bösen Vorurteilen gegenübergetreten. In seiner früheren Klasse, wurde sogar mal ein Schüler deswegen von ihm und seinen Freunden ziemlich gemobbt. Warum sollte das bei Shinji anders sein? Er für seinen Teil, hatte sich nie die Mühe gemacht, diese Art zu - konnte man es „Lieben“ bezeichnen? – zu verstehen. Warum auch? Bis jetzt kam er mit Mädchen ziemlich gut aus. Er wollte Shinji gegenüber nicht gemein werden, aber das war nun mal seine Art. Dingen gegenüber, die er nicht verstand, war er mehr als misstrauisch und wollte auch gar nichts darüber wissen. Seine Mutter hatte immer gesagt, dass das eine sehr dumme Einstellung von ihm war, aber er konnte sie sich auch nicht abgewöhnen. So schützte er sich davor, seinen Alltag durcheinander zu bringen. Wobei er den hier nicht wirklich hatte.
 

Ein Knacken holte ihn aus seinen Gedanken. Jemand schien die Treppe hinaufzukommen. Langsam stand Takeru auf und ging zu seiner Tür. Sollte er nachsehen?

Leise drehte er den Schlüssel im Schloss herum und öffnete die Tür leicht, um in den Flur zu schauen. Und tatsächlich, er hätte die Tür geschlossen lassen sollen. Shinji war gerade dabei die letzten Stufen zu passieren, als er Takeru bemerkt.

Er lächelte.

„Na, hast du es doch allein hergeschafft?“, fragte er, auf seine übliche scherzhafte Art und Weiße, doch Takeru konnte seine ausgelassene Art nicht erwidern.

„Ja, ging auch ganz schnell“, meinte er und verschwand dann wieder in seinem Zimmer, warf die Tür hinter sich zu und rutschte an der Tür herab.

Er musste mit ihm reden.

So konnte er Shinji – der mit Sicherheit noch immer verwirrt auf Takerus Tür starrte – einfach nicht gegenüber treten.
 

Und wie er mit Shinji reden musste! Denn ganzen Freitagabend und Samstagmittag hatte er kein Wort, mit dem Jungen, den er gestern in flagranti mit dem Typen erwischt hatte, gewechselt.

Takeru war völlig durch den Wind. Selbst wenn der Andere ihn nur nach irgendwas banalem fragte, wich er so gut wie möglich aus. Shinji schien längst bemerkt zu haben, dass irgendwas nicht stimmt. Er wirkte so, als wollte er Takeru sogar darauf ansprechen. Doch er tat es nicht. Wusste ja nicht einmal, warum der plötzlich so komisch war.

Irgendwie plagte Takeru das Bedürfnis, Shinji anschreien zu wollen, weil er ihn – ohne es zu merken - so aus dem Konzept gebracht hatte.
 

Als Takeru am Samstagnachmittag die Treppe zum ersten Stock nach oben ging, sah er, dass Shinjis Zimmertür offen stand. Es war für April ungewöhnlich warm, demnach standen im ganzen Haus die Fenster offen. Außer bei Shinji. Der mochte es nicht, wenn ihm der Wind beim lernen um die Ohren zog, also öffnete er immer nur seine Tür.

Vielleicht sollte er es nun hinter sich bringen. Dann wäre es überstanden und Shinji hörte auf darüber zu grübeln, wo Takerus Problem lag. Vielleicht fingen damit auch erst die Schwierigkeiten an. Er wusste es nicht, aber er wollte mit Shinji reden und zwar jetzt!
 

Langsam ging er in Richtung Shinjis Zimmer und sah kurz hinein.

Der Schwarzhaarige saß an seinem Schreibtisch und schien zu lernen. Sie hatten Montag einen Mathetest und nach eigener Aussage war Shinji in diesem Fach nicht sonderlich gut. Also lernte er bereits zwei Tage vorher.

Wahrscheinlich würde er denken, Takeru würde ihm helfen wollen. Aber das würde er im Augenblick ohnehin nicht können. Sein Kopf war viel zu voll.

Er stellte sich mit verschränkten Armen in den Türrahmen und beobachtete den Jungen, wie er sich leicht am Kopf kratzte, da er die Aufgabe wohl wieder nicht verstand. Er war doch eigentlich ganz normal, oder? Warum machte Takeru nur so einen Unterschied daraus? Vielleicht hatte er einfach schon zu viele Witze über Schwule gerissen, sie schlecht behandelt und ausgelacht, als das er sich nicht von seinem Ekel beherrschen lassen konnte.

„Shinji?“, begann er leise, worauf der andere verwirrt blinzelte und in Richtung Tür sah. Dann holte er Luft und lächelte leicht.

„Was gibt es denn? Mir qualmt vielleicht der Kopf, vom lernen“, lachte er und stand auf, um sich zu strecken.

Takeru seufzte.

„Ich wollte mir der reden.“

Irgendwas schnürte ihm die Luft ab. Wut? Oder doch einfach nur Unruhe, weil er wusste, dass er sich nicht beherrschen konnte?

Shinji sah ihn verwirrt an.

„Wird aber auch mal Zeit, du gehst mir schon seit gestern aus dem Weg“, meinte er und sein Lächeln bekam nun etwas Zweifelndes. Vielleicht, weil Takerus Stimme so verdammt ernst geklungen hatte?

Ein weiteres Seufzen verlief Takerus Lippen, ehe er sein Gegenüber kühl ansah.

„Ich habe euch gesehen.“

Ein einfacher Satz, der Shinjis Gesichtszüge entgleisen ließ. Ahnte er bereits, was Takeru ihm sagen würde?

Doch der Schwarzhaarige schien bemüht, seine vorige Fassade aufrecht zu erhalten. Mit einem nun mehr als aufgesetzten Lächeln antwortete er:

„Gesehen? Wen? Wovon sprichst du?“

Takeru knirschte mit den Zähnen. Da war ja jemand geschickt ausgewichen.

„Ich rede von dir und diesem Ryo, aus dem dritten Jahr. Am Freitag, nach der Schule habe ich euch gesehen“, erklärte er und ging nun ein paar Schritte weiter in den Raum hinein. Sie standen sich nun gegenüber.

Shinji biss sich fast unbemerkt auf die Unterlippe. Tat aber weiter unwissend, indem er verwirrt die Stirn kraus zog.

„Was soll mit Ryo sein? Den hab ich seit Anfang der Woche nicht mehr gesehen.“

Shinji streckte sich erneut. Takeru wusste genau, dass es nur Ablenkung war. Er wusste genau worum es ging.

„Hör auf mich für dumm zu verkaufen!“, fauchte Takeru nun und jetzt wusste er, dass sein Geduldsfaden nah am reißen war. Er hatte sich schon immer schlecht unter Kontrolle gehabt.

„Ich rede davon, dass ich euch hinter der Sporthalle gesehen habe! Wie du dem Kerl einen...“, weiter kam er nicht. Während er beobachtet hatte, wie Shinjis Augen immer größer geworden waren und er hektisch in Richtung Tür gestarrt hatte, war der bereits zu dieser gerannt und hatte sie mit Schwung zugeschlagen.

Shinji holte Luft, während seine Hand noch immer das Holz der Tür berührte. Dann drehte er sich mit einem Blick zu Takeru um, denn der nur von der morgendlichen, schlechten Laune Shinjis kannte.

„Geht’s vielleicht noch lauter, Idiot?!“, knurrte er angrifflustig und drehte nun der Tür den Rücken zu, während er einen Arm in die Hüfte stemmte.

Takeru grummelte. Irgendwie war es ihm klar gewesen, dass er diesen Satz nicht in dieser Lautstärke beenden konnte.

„Du weißt ja doch worüber ich spreche“, stichelte Takeru gnadenlos weiter, doch anders als erwartet, starrte Shinji nun völlig kühl zurück.

„Lass uns mal eben sortieren. Du hast mich mit Ryo hinter der Halle gesehen? Und wahrscheinlich auch herausbekommen oder dir zusammengereimt, warum wir da waren beziehungsweiße was wir gemacht haben“, meinte der Schwarzhaarige und verschränkte nun seinerseits die Arme vor der Brust. Takeru war innerlich etwas erstaunt. Er hatte es schon mit ein paar Schwulen zutun gehabt und meistens reagierten die sogar etwas sensibel darauf, dass sie sich outen mussten. So waren sie ja Anfeindungen ausgesetzt.

„Könnte man so sagen“, meinte Takeru und zuckte mit den Schultern.

Shinji grinste kalt.

„Also weißt du jetzt, warum mich die Mädchen in der Klasse nicht interessieren, ja?“, fragte er weiter und brachte Takeru zum knurren. Es war wirklich sehr unbefriedigend, wenn sich jemand auf das Spielchen nicht einließ. Sich nicht in die Enge treiben ließ, so wie es Takeru gewöhnt war. Eigentlich war er immer ein wenig mies gewesen.

„Ja, weil du schwul bist!“, warf er Shinji regelrecht vor, der sich zischend einen Finger auf die Lippen legte.

„Nicht so laut! Das muss weder meine Mutter, noch Katsumi wissen“, warnte er und wirkte gar nicht so, als wäre ihm klar, dass Takeru das ganz und gar nicht akzeptierte.

„Tzz! Das hättest du dir aber früher überlegen können.“

Takeru murrte, als Shinji leise pfiff und sich durch die Haare strich.

„Na schau mal einer an, du scheinst ziemlich homophob zu sein, kann das sein? Aber gib dir keine Mühe, keine Anfeindung wird etwas an meiner Gesinnung ändern“, würgte Shinji Takerus Plan im Grund ab. Und brachte diesen schwer in erstaunen.

In seiner früheren Schule, mit seinem früheren Freundeskreis, war er mit Menschen - die seiner Meinung nach „anders“ waren - immer sehr rabiat umgegangen. Den Jungen aus ihrer Klasse hatten sie vor der ganzen Klasse bloß gestellt, der Andere aus der Stufe über ihnen, war ebenfalls den Anfeindungen zum Opfer gefallen. Und den Mann aus dem Haus einer seiner Freunde, hatten sie ziemlich unschöne Briefe ohne Absender geschickt. Nie hatte sich jemand gewehrt oder zurückgeschlagen. Weil sie trotz allem Angst, vor dem hatten, was die Gesellschaft in ihnen sah.

Shinji war anderes. Er stand Takeru stoisch gegenüber. Kümmerte sich nicht um die spöttischen, kalten Blick oder die merkbaren Andeutungen. Vielleicht musste Takeru noch direkter werden?

„Mag schon sein, aber ich habe allen Grund es zu sein, bei dem was ich mir gestern da antun musste“, murrte er mit verekeltem Unterton weiter und brachte Shinji doch tatsächlich zum lachen.

Es war irritierend, wo sich Shinji doch solche Mühe gegeben hatte, Takeru nichts merken zu lassen. Nun war es ihm scheinbar auch egal.

Mit einem Grinsen, leckte er sich plötzlich über Mittel- und Zeigfinger und zwinkerte Takeru aufreizend zu. Der ging einen Schritt zurück und zuckte etwas mit der Oberlippe. DAS war jetzt wirklich eklig! Wohl weil es an ihn gerichtet war.

„Spanner“, säuselte Shinji nur und legte den Kopf etwas schräg. „Ihm hats gefallen.“

Takeru verzog angeekelt das Gesicht.

„Das wollte ich gar nicht wissen!“, rief er und verkniff es sich, die Stimme noch weiter zu heben. Er war so verflucht wütend! Es wäre ihm besser gegangen, wäre Shinji angesprungen. Aber nein! Der Kerl machte seine ganz eigenen Regeln!

Doch nun kehrte die Ernsthaftigkeit in Shinjis Gesicht zurück, als er Takeru am Kragen packte.

„Ich sagte, du sollst nicht so schreien“, zischte er. „Sollten meine Mutter und dein Vater auch nur ein Wort erfahren, mach ich dir das Leben hier zur Hölle. Dieser Warnung darfst du gern ernst nehmen“

Takeru knurrte leise. Er hatte nicht einmal vorgehabt, den beiden etwas zu sagen. Er wollte hier schließlich noch wohnen.

„Finger weg, Schwuchtel“, warnte er nun seinerseits, worauf Shinji nur grinste.

„Schwuchtel also, ja? Komisch, die Schwuchtel hat dir bis jetzt, aber sehr geholfen, kann ich mich erinnern.“

Und genau in diesem Moment flaute Takerus Wut jäh ab. Was zum Teufel hatte er getan? Er war so gut mit Shinji klar gekommen, weil der ihm immer geholfen hatte. Sonst hätte er sich niemals hier zurecht gefunden. Spürte er gerade Reue?

Er sah in Shinjis dunkle Augen, der ihn nun losließ und seine Hand ausschüttelte, als wäre sie beschmutzt. Der drehte den Spieß einfach um!

„Also gut, Hete. Such dir aus, was du nun machen willst. Entweder kommst du mit mir klar und akzeptierst, dass ich anders bin. Oder du wirst wohl auf der Straße übernachten müssen oder zurück nach Sapporo fahren. Du hast die Wahl, ich für meinen Teil mach rum mit wem ich will, wann ich und wo ich es will“, erklärte Shinji und setzte sich wieder auf seinen Stuhl, um die Beine zu überschlagen.

Takeru zuckte zurück. Soviel Konter hatte er noch nie bekommen. Shinji sprach genau die Dinge aus, die Takeru störten. Ganz so, als könne er in seinen Kopf gucken. Kein Klischee schien er nicht zu kennen und genau das, machte ihn so selbstbewusst.

Er senkte den Kopf und kam sich um ersten Mal selbst blöd vor. Nicht wegen der Warnungen, nicht, weil Shinji ihn scheinbar durchschaute – sondern, weil er nie bemerkt hatte, wie dumm er selbst dastand, wenn jemand zurück geschlagen hätte.

Langsam sah er zu Shinji rüber, der seinen Kopf nun auf seinem Handrücken abgestützt hatte. Er wirkte nicht so, als wäre er wütend, auf Takerus kleinen Ausbruch und das Unverständnis, das ihm entgegen gekommen war.

„Ich werde mich nicht entschuldigen“, meinte Takeru dann leise und brachte Shinji erneut leise zum lachen.

„Das würde ich auch nie erwarten. Meinetwegen denk was du willst über mich. Du sollst mich ja nicht verstehen, nur akzeptieren. Aber, halt die Klappe. Sollte jemand erfahren, was du weißt, dann wird er es wohl von dir haben“, erklärte Shinji und sah Takeru dann zynisch an. „Sollte das so sein, ich bin ein Ekel, auch wenn ich nicht so aussehe, Takeru.“

Der schreckte auf.

Die Art wie Shinji seinen Namen ausgesprochen hatte, war mehr als er ertragen konnte. Das war die reinste Drohung. Genau das gesagt, was gesagt werden musste. Dieser Junge kannte keine Umwege, er war einfach so und musste sich nicht erklären. Genau in diesem Moment, hatte er eine Seite an Shinji kennen gelernt, die wohl nicht sonderlich viele Menschen kannten.

Er war ein Biest.

Und kein besonders freundliches.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2010-07-16T21:04:54+00:00 16.07.2010 23:04
Tag °-°,
ich hab auch mal Zeit und Gelegenheit deine FFs zu lesen (bin kein Am_pc-Leser, das ist das einzige Problem =_=) und zieh mir grad ein Kapitel nach dem anderen rein ^^
Weil das bis jetzt für mich so ne Art Schlüsselszene ist, in der das wahre Gesicht beider Charaktere "auf den Tisch kommt" geb ich an dieser Stelle mal meinen Senf dazu: (ich erinnere mich, dass du ernst gemeinte und ausformulierte Kritik wünschst, also bitte ^^):

Du kriegst wohl nicht zum ersten Mal gesagt dass dein Schreibstil erste Sahne ist <3 Sehr bildhaft, nie langweilig und lebendig. Man kann sich die Personen in jeder Szene bildlich vorstellen, so bekommt man einen tollen Bezug ^^
Die bisherige Entwicklung der Charaktere von Best Friends zu "Was geht denn mit dir?!" ist echt interessant - du weißt wie du deine Leser fesselst!
An manchen Stellen würde ich mir ein paar Verben mehr wünschen, das macht die Sätze länger und erhält den Fluss. xD' *Pseudo-intellektueller-Blick*

Ich finds einsame Spitze wie Shinji den Spieß umgedreht hat xD Schon fast lustig obwohl ich mir fast dachte "Eigentlich eine Schande dass er sich überhaupt so behaupten MUSS" uú
Auf jeden Fall bin ich froh dass Takeru mit seiner (bisherigen) Homophobie auch eine Schwäche hat er schien mir schon fast zu perfekt zu sein ^^'

Ich les die nächsten Tage weiter und werde auch wieder Kommis da lassen wenn du es nicht unterbindest indem du sagst "Halt die Fresse" xD

Baiki <3
Bine ♥


Von:  oOHikariOo
2010-03-02T20:32:13+00:00 02.03.2010 21:32
woohoooo shinji is ja so hammergeil X3333333 *völlig entzückt is* der nimmt takeru echt voll den wind aus den segeln XD
Von:  Yuichi
2009-11-13T17:55:17+00:00 13.11.2009 18:55
eh nyo ich mag das biest, so wie er ist XD
weiter ihr beiden, ihr seit n klasse paar *wegbrech*
Von:  ReinaDoreen
2009-09-21T18:27:57+00:00 21.09.2009 20:27
Warum ist Takeru nur so intolerant. Shinji will doch nur, das er es akzeptiert, das er anders ist.
Scheint so als würde dieses Wissen die anfängliche Freundschaft total zerstören.
Reni
Von:  yukken
2009-09-20T19:40:06+00:00 20.09.2009 21:40
so wenig kommentare bisher.. versteh ich nicht oO
ich mag die geschichte und besonders im letzten kapitel jetzt shinji XD zwei seiten hat der gut an sich °_°" und ich bin gespannt wie das weitergehen soll Oo"" ich hab so gar keine vermutungen XD

aber weißt, was mich stört? die namen XD takeru, shinji, ryo... lassen nun doch an JRocker denken und wenn es schon was eigenes ist, dann vllt auch namen, die man nicht so leicht damit in verbindung bringt oO
is meine meinung..

ansonsten, wie gesagt, ich mags und freue mich auf weiteres =3

liebste grüße =D


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