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Point of no return

Das Leben ist eine Einbahnstraße
von

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Foreplay

Autor: Seranita

Fandom: Yu Yu Hakusho

Pairing: Kurama x Hiei
 

Warnungen: Shounen-ai, Melancholie, Plotlosigkeit
 


 

Foreplay
 

„Hiei, wenn du nur eine Sache in deinem Leben ändern könntest, was wäre es?“
 

Die Frage überraschte Hiei, nicht zuletzt, weil sie vollkommen aus dem Nichts kam. Er und Kurama befanden sich schon seit Stunden in freundschaftlicher Stille in letzteres Zimmer. Kurama saß an seinem Schreibtisch, über seine Hausaufgaben gebeugt, während Hiei an die Wand gelehnt auf dem Boden saß.
 

„Warum?“, fragte er misstrauisch. Nichts, was der Fuchsdämon je sagte, hatte keinen doppelten Boden.
 

Besagter Dämon drehte seinen Stuhl nun, so dass er ihn besser in die Augen sehen konnte. „Ich musste gerade daran denken.“
 

„Du denkst zu viel.“
 

Kurama ignorierte ihn. „Es ist nur… seltsam. Mein Leben scheint so normal nach dem Makai Turnier. Ich bin Tausend Jahre alt – ich habe bereits viel verloren, darunter Leute, die mir wichtig waren und meinen Körper. Es scheint falsch, hier zu sitzen, wo ich doch so viel zu bereuen habe.“
 

Hiei gab ihm Den Blick. „Was würdest du ändern?“
 

Ein humorloses Lächeln. „Das frage ich mich auch.“
 

Hiei schnaubte und machte sich daran, sein Schwert zu polieren. Wenn Kurama darauf wartete, dass er ihm Mitleid bekundete, dann konnte er ruhig weiter warten. Das alles hatte schließlich nichts mit ihm zu tun.
 

„Aber du bist simpel“, meinte Kurama, ganz als ob er Hieis Gedanken gelesen hätte. Er grinste kurz ob des Blickes voll von Versprechen schmerzhafter Vergeltung, der ihm zugeworfen wurde. „Solange ich dich kenne warst du schon immer direkter als ich. Ich bevorzuge es, nachzudenken bevor ich handle – im Gegensatz zu dir. Darum wollte ich wissen, was du von dem Gedanken hältst.“
 

Es war immer wieder erstaunlich, wie der Fuchs ihn in einem Satz beleidigen und dennoch um etwas bitten konnte. Trotzdem antwortete Hiei: „Der Gedanke ist sinnlos. Er wird dir auch in Zukunft nicht helfen, Kurama.“
 

„Du hast natürlich Recht – aber hypothetische Situationen können reale Begebenheiten in die richtige Perspektive rücken…“ Kurama rieb sich nachdenklich am Kinn. „Aber ich bin ja nur ein seniler alter Fuchs. Ich sollte mich wohl nicht in deine Angelegenheiten einmischen.“
 

Und damit drehte er sich zurück.
 

Das Schweigen kehrte zurück, doch diesmal war es nicht in gegenseitigem Einvernehmen. Hiei versuchte es, stellte aber fest, dass er sich einfach nicht mehr auf sein Schwert konzentrieren konnte. Er wurde unruhig. Verstohlen warf er Kurama aus den Augenwinkeln einen Blick zu, doch dieser schien völlig in seinen Aufgaben aufzugehen und zollte Hiei keine Aufmerksamkeit. Nur jemand, der ihn wirklich gut kannte, würde die leichte Spannung in seinen Schultern bemerken, die Art, wie der Stift immer nur ein paar Sekunden lang über das Papier kratzte und dann wieder absetzte.

Hiei kannte ihn wirklich gut.
 

„Kurama“, sagte er schließlich, weil er diese Spannung nicht mehr aushielt.
 

„Ja, Hiei?“ Mit einem perfekt gekünstelten Lächeln wandte sich der Fuchsdämon ihm zu.
 

„Warum ist es dir so wichtig, dass ich antworte?“
 

„Wichtig? Mir? Du missverstehst mich, Hiei. Ich habe das Thema doch schon längst zurückgelassen.“
 

„Für wie dumm…“, meinte Hiei langsam, „hältst du mich eigentlich?“
 

„Du kennst die Antwort darauf selbst.“ Also was? Bei dem Fuchs wusste man nie.
 

„Vielleicht würde ich mir wünschen, dich nie getroffen zu haben“, grollte Hiei. Es war eine unbedachte Aussage – doch es war ja nicht so, als ob er und Kurama sich nie beleidigen würden. Dennoch merkte er, dass er einen Fehler gemacht hatte, als Kuramas Blick eine Spur schärfer wurde und die Spannung in seinen Schultern beinahe unmerklich zunahm.
 

„Vielleicht solltest du das.“
 

Und damit, wie es schien, war die Unterhaltung für Kurama beendet.
 

Hiei versuchte sich wieder dem Polieren seines Schwertes zuzuwenden – er versuchte es, wirklich. Aber er ertappte sich dabei, wie sein Blick wieder und wieder zu einem gewissen Rotschopf huschte. Etwas stimmte nicht mit dem Fuchs. Und es irritierte ihn. Denn verdammt noch mal, wenn jemand wissen sollte, was in dem Kopf ihres gruppeneigenen Manipulators vorging, dann sollte das er sein!
 

Wider Willen begann er, über die gestellte Frage nachzudenken. Eine Sache in seinem Leben… wo anfangen? Sein Leben war eine Reihe von Tragödien gewesen.
 

Er dachte, wie er es gedroht hatte, was passiert wäre, wenn er Kurama nie getroffen hätte, doch verwarf dies schnell. Ohne Kurama wäre er an jenem Tag gegen Yatsume gefallen.
 

Als Kurama ihn verraten hatte? Nein… denn Kurama hatte Recht gehabt, so sehr es ihn auch schmerzte zuzugeben. Mit Kurama hätte Yuusuke ihn nie erwischt und Kurama wäre an dem Spiegel gestorben. Und wer hätte ihn dann aus seiner Reikai Zelle geholt? (In der er, wie er zähneknirschend zugeben musste, früher oder später gelandet wäre)
 

Der Kampf mit Shigure? Nein… Hiei hatte noch nie zu jenen Personen gehört, die vergangenen Aktionen nachhingen. Der „Selbstmord“, wie andere Leute dazu stets referierten hatte Sinn gemacht und ihm das Portal zu einer neuen Lebensweise geöffnet. Nur dadurch konnte er sich und seinen Freunden wieder eine Chance geben.
 

Wie ironisch. All diese Fehlschläge hatten ihn dorthin gebracht, wo er heute war.
 

Und wenn er nie geboren worden wäre? Wenn er bei der Geburt gestorben worden wäre?

Yukina wäre nie ausgezogen und hätte im Gletscher nie Glück gefunden, Kurama hätte wahrscheinlich ein Mädchen zur Freundin genommen und wäre dann bei der Rettung seiner Mutter am Spiegel gestorben. Mukuro wäre ihre Fesseln nie losgeworden.
 

Diese Erkenntnis überraschte ihn selbst.
 

„Ich…“, begann er, brach aber ab, weil er nicht wusste, wie er sich ausdrücken sollte. Kurama richtete sich erneut auf, mit offensichtlicher Überraschung. „Ich weiß nicht, was ich ändern würde, Fuchs.“
 

„Du hast so viel, dass du bereust?“, fragte Kurama leise. Er hatte es nun aufgegeben, so zu tun, als würde er Hausaufgaben machen und ließ sich neben Hiei nieder.
 

Hiei hob milde überrascht die Augenbrauen. „Nein. Ich weiß nicht, was ich ändern würde… weil ich mag, wo ich gerade bin.“ Das scharfe Lufteinziehen, das er hörte, verriet ihm schließlich, was schon die ganze Zeit das Problem war.
 

Kurama war nicht wie Hiei. Kurama hing stets in der Vergangenheit. Während sie ihm Wissen, Kraft und mächtige Verbündete gebracht hatte, verzehrte sie ihn auch innerlich mit Schuldgefühlen. Kurama mochte auch, wo er war… aber er konnte nicht akzeptieren, dass er durch all dieses Leid dorthin gekommen war. Er würde ebenfalls nicht wissen, was er ändern sollte… weil er zu viel ändern wollte.
 

Sie saßen so eine Weile, an die Wand gelehnt, einander nicht berührend. Hiei hatte sein Schwert inzwischen neben sich gelehnt und ließ Kurama ein wenig in seinen Gedanken treiben; er hatte bemerkt, dass die Spannung aus seinem Kameraden gewichen war. Seine Gedanken wanderten zurück zu seinen eigenen Begründungen, warum er nichts ändern würde.
 

Wie ironisch… es lief doch alles immer wieder auf diesen rothaarigen Fuchsdämon hinaus.
 

„Fuchs“, sagte Hiei plötzlich und Kuramas Kopf fuhr aufgeschreckt zu ihm herum. „Ich weiß, was ich ändern würde.“
 

„Tatsächlich“, fasziniert faltete Kurama die Hände vor seinem Körper und wandte sich Hiei mit Interesse zu. „Lass mich an deinen Gedanken teilhaben.“
 

Hiei näherte sich ihm langsam mit einer Raubtier haften Anmut und hielt nur wenige Zentimeter vor dem Rothaarigen. „Ich wünschte“, sagte er feierlich. „Ich könnte deine Reaktion ändern.“ Und damit beugte er sich vor und küsste Kurama.
 

Der Fuchsdämon blieb regungslos, die Augen fixiert auf Hieis Gesicht, doch dieser erwiderte seinen Blick nicht. Der Kuss – wenn man es denn so nennen konnte, waren beide Teilnehmer doch mit ganz anderen Dingen beschäftigt – hielt nur wenige Sekunden an. Dann trat Hiei einen Schritt zurück. Er blickte Kurama an und, als ob er eine Frage beantwortet bekommen hätte, nickte er wie in Gedanken und verschwand in einem verschwommenen Schwarz.
 

Kurama blieb weiter sitzen, unverändert, die düsteren Gedanken von zuvor völlig verschwunden. Erst als er Hieis Energie nicht mehr in seinem Bewusstsein spüren konnte, erlaubte er sich, sich aufzurichten.
 

So, dachte er unbeteiligt, das war es also, worauf er gezielt hatte. Er blinzelte und sein Mund verzog sich langsam zu einem subtilen Lächeln. Wenn der Yokai spielen wollte, das konnte er haben. Kurama war nicht in der Gewohnheit, zu verlieren.
 

„Hiei sollte besser wissen, als sich mit einem Fuchs anzulegen“, dachte er amüsiert.
 

Er lehnte sich zurück gegen die Wand und achtete darauf, ob Hieis Energie zurückkehren würde.
 

Und plante.



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