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Upside Down

Leben steht Kopf
von

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Zerwürfnis

Es tut mir Leid, dass es ab jetzt immer etwas dauert, aber ich habe keine Kapitel mehr in Vorrat, die Kapis kommen on sobald sie geschrieben sind^^
 

Ich hoffe es gefällt euch^^
 

+ + + + + + +
 

Kapitel 8- Zerwürfnis
 

Es war bereits Nachmittag, als Duke sich wieder aus seinen Kissen erhob – immer noch mit leicht pochenden Kopfschmerzen – und augenreibend zur Küchenzeile stiefelte, um sich einen weiteren Kaffee zu gönnen.

Wozu brauchte ein Mensch Blut in seinem Körper, er könnte auch mit einer Infusion des bräunlichen Getränks rumlaufen. So stände ihm der Energiekick wenigstens immer bereit.

Manche Menschen mochten es für einen großen Makel halten, wenn jemand bereits Anzeichen einer Pseudo-Sucht für so etwas zeigte, doch Duke sagte sich immer wieder selber, dass es ihm lieber war, eines Tags drei Jahre früher zu sterben wegen hohem Blutdruck, als dass er, wie manch andere, die er durchaus kennengelernt hatte, auf aufputschende Substanzen aus dem Chemielabor zurückgreifen musste.

Damit verkürzte sich seines Lebensdauer nicht nur um ein bis zwei Jahre, sondern er lief erheblich mehr Gefahr, dass sein Leben ein jähes Ende fand.
 

Nachdem er sich also mit seinem Lebenselixier gestärkt hatte, und sich um des knurrenden Magens Willen auch noch zwei trockene Scheiben Toast nacheinander in den Mund geschoben hatte, griff er wieder zu seiner schwarzen, eigentlich viel zu eng anliegenden Lederjacke und zog sie sich über.

Wenn er sich recht erinnerte, dann hatte er sich gestern und heute Morgen geschworen, noch ein Hühnchen mit Yami zu rupfen. Die Zeit dafür war genau jetzt.

Schnell saß er in seinem Auto und befand sich nur wenige Minuten später auf den viel befahrenen Straßen Dominos geradewegs in das Viertel der Stadt, für das die Leute als einziges keinen richtigen Namen besaßen.

Es gab das Vergnügungsviertel, das Armenviertel, das Villenviertel, das bürgerliche Viertel doch der Teil, in dem Yami seine Wohnung im vierten Stock besaß, hatte keinen Namen, denn hier kam alles zusammen. Erschwingliche Mieten ohne die schrecklich heruntergekommene Nachbarschaft. Viele junge Leute, viele alleinstehende Leute.
 

Geprägt wurde das Bild der Passanten und Anwohner, die sich dort bewegten, von Exzentrikern, die durch ihr Aussehen auffielen. Durch Menschen, die lachten, die fluchten, die weinten. Studenten, aber auch ältere Playboys und Junggebliebene flanierten nebeneinander her, hier und dort erkannte man auch ganz deutlich die gemischten Kulturen und Nationalitäten der Anwohner. Alles in allem war es ein Fleck, an dem frischer Wind herrschte und die Zeit gleichermaßen stillzustehen schien, wie sie sich beeilte, schneller zu sein als man selbst.

Und dort, inmitten dieses Flairs, stand ein mehrstöckiges Wohnhaus mit grässlich grünen Balkons und einer quietsch-roten Haustür, an dessen viertem Klingelknopf der Name „Muto“ in fein säuberlicher Handschrift angebracht worden war.
 

Duke hatte schnell einen Parkplatz gefunden und platzierte nun seinen Finger auf eben diesem länglichen, weißen Schildchen mit integrierter Klingel.

„Wer da?“, meldete sich daraufhin eine krächzende, blechern verzerrte Stimme durch einen grob vergitterten Lautsprecher im Türrahmen. Nicht die neueste Gegensprechanalage, aber immerhin gab es eine.

„Hier ist der einzige Kerl, mit dem du ständig zusammen bist und mit dem du noch nicht geschlafen hast!“, trällerte Duke durch das Mikrophon zurück und grinste breit, gleichwohl ihn Yami ja nicht sehen konnte.

Ohne eine Erwiderung ertönte plötzlich der Summer und die Tür ließ sich kinderleicht öffnen – vorausgesetzt man war ein sehr schweres und sehr kräftiges Kind, denn bisweilen klemmten die Scharniere der Tür und man musste sich mit ganzem Gewicht dagegen stemmen, um sie zu öffnen.
 

Mit leichten Schritten eilte Duke die Treppe hinauf, so etwas wie einen Aufzug besaß dieses Haus nicht, bis er schließlich vor der geöffneten, ebenfalls in einer knalligen Farbe gestrichenen Tür stand, in deren Rahmen bereits ein zähneknirschender Bunthaariger stand, die Arme abweisend vor der Brust verschränkt.

„Das müsste ja wohl eher anders lauten. Ich bin der einzige Kerl, den du bisher nicht ins Bett gekriegt hast!“

Damit wurde er begrüßt und bekam erst Einlass, als er sich Yami mit einem obligatorischen Begrüßungs- und Versöhnungsumarmen aufdrängte. Seine Arme um einen schmollenden Yami zu legen, war in etwa so, als umarmte man einen Klotz Beton. Härte und Anschmiegsamkeit näherten sich mit einer gegen Null tendierenden Differenz an.
 

Duke betrat die Wohnung und hörte, wie sich die Tür hinter ihm schloss.

Er ließ seinen Blick über das ihm nur zu vertraute Mobiliar schweifen. Hier traf sich Moderne mit Baustelle, abstrakter Kunst und klassischen Formen.

Mitten in einem unförmig eckigen Raum, der als Wohnzimmer genutzt wurde stand ein Fernseher schräg zu jeglichem anderen Möbelstück, von den Wänden erst gar nicht zu reden.

In einer Ecke lud ein Sofa in einem schwarzweißen Zebrastreifenmuster, voll belegt mit roten Samtkissen mit Goldstickereien, zum Ausruhen und Fallen lassen ein.

An der Decke hing keineswegs eine edel designte Lampe, sondern vielmehr baumelten an mehreren losen, aus der Decke hängenden Kabeln mehrere Glühbirnen. Einige davon farbig, manche gleißend weiß. Kein Lampenschirm, kein Metallgerüst, dafür aber ein sich wild verrenkendes Muster in Schwarz-Silber an der Decke, an jeder Stelle, an der eins dieser losen Kabel aus dem Putz hervor lugte.

Mehrere Regale, einige vollgestopft bis unter den Rand, andere fast leer und mit schön drapierten, zur Schau gestellten Bildbänden über Fotografie standen nicht etwa an den Wänden, sondern praktisch mitten im Raum und bildeten fast eine Art Flur durch einen Teil des Raumes. Sie vermittelten ein herrliches Gefühl zwischen pingeliger Ordnung und planlosem Chaos.
 

Der Fußboden war mit hellem Laminat belegt, allerdings nur das mittlere Quadrat des Raumes, die sonstige Fläche am Rand war gefliest, jedoch mit Schieferfliesen, dass man eher glaubte, sich draußen aufzuhalten, als wirklich in einem Raum drin zu stehen. Allerdings hob der dunkle Stein den hellen Holzersatz noch mehr hervor, dass dieser wie eine winzige Tanzfläche im Raum lag.

Die Wände waren ursprünglich einmal weiß gewesen und hier und dort erkannte man den Wandanstrich auch noch, doch an den meisten Stellen hingen in Postergröße Schwarzweißfotografien. Von Straßenzügen und Häuserblöcken, von Park- und Gartenanlagen oder Wolkenformationen, doch ein Bild, größer noch als alle anderen, war der echte und einzigartige Blickfang des Raumes. In Hochglanz und aus einem schlichten überdimensionalen Silberrahmen schauten drei männliche Gesichter den Betrachter an. Doch nicht etwa alle gleich mit einer Miene, die den verzweifelten Versuch von Erotik versuchte zu transportieren. Nein, jedes der drei war in einer anderen extremen Gefühlswallung. Wutverzerrt, vor Schreck erstarrt oder mit geschlossenen Augen in Ekstase. Was einen dort anschaute, waren nicht abgebildete Gefühle, es waren Gefühle für sich selber.

Der Fotograf dieses auch preisgekrönten Meisterwerks, niemand anderer als der Wohnungsherr persönlich.
 

Nach einer kleinen Inspektion, ob sich irgendetwas in der letzten Woche geändert hatte, und nach innerlicher Verneinung der Frage drehte sich Duke nun direkt zu dem angesäuert aus der Wäsche schauenden Yami um und musste schmunzeln.

Wieso um alles in der Welt sah der Bunthaarige nur wenig böse, geradezu niedlich aus, wenn er versuchte, absichtlich und gespielt einen in Grund und Boden zu starren?

Ja, welchen Grund hatte er eigentlich überhaupt, so sauer zu sein, schließlich war Duke zu ihm gefahren, um ihn anzumeckern und nicht umgekehrt.

Sich an diese Tatsache erinnernd, gefroren seine Gesichtszüge automatisch und er nahm ebenfalls eine Abwehrhaltung in Form von verschränkten Armen an, doch hinzu kam bei ihm eine gewisse Angriffslustigkeit im Blick.
 

„Was willst du?“, knurrte Yami ihn an. „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir verabredet gewesen wären oder dass ich dich eingeladen hätte.“

„Ich will eine Entschuldigung!“

Einen Moment sah es so aus, als ob Yami lauthals anfangen wollte zu lachen, doch da besann er sich eines besseren und schluckte jeglichen Anfall von Schmunzeln, Grinsen, Kichern und Lachen in einem würgeartigen Husten hinunter.

„Seit wann bist du denn so kindisch und pochst auf eine Entschuldigung?“, er hob provozierend eine Augenbraue und starrte unablässig in das Paar grüner Augen. Er spielte mit der Glut, ach was, mit dem Feuer und er wusste, dass er gerade Gefahr lief, Dukes Gemüt anzuzünden wie siedendes Öl und zum Löschen nichts weiter in der Hand hielt als einen Eimer Wasser. Was ihm, nebenbei gesagt, ein schönes Plätzchen Eigenheim in solider Holzbauweise einen halben Meter unter den Radieschenwurzeln sicherte.

„Was kommt als nächstes? Der große böse Yami hat dir dein Förmchen geklaut und mit der Schaufel auf den Kopf gehauen?“
 

Zisch, da war das Streichholz auf den Brennzunder gefallen. Nur wer Duke jetzt ins Gesicht sah, verstand die wahre Bedeutung des Satzes: Wenn Blicke töten könnten.

„Du gehst zu weit“, zischte er wie eine Schlange. „Seit wann erlaubst du dir eigentlich, mir etwas vorzuschreiben? Und was sollte dein Auftritt gestern Abend?“

„Vielleicht hast du es ja vergessen, aber du hast Joey einfach vor die Tür gesetzt. Wenn du von Sex und Kaffee leben kannst, ist das deine Sache, manche Menschen brauchen zum Funktionieren allerdings auch so praktische Sachen wie etwas zu essen.“ Er schnaubte mit Abscheu. „Du hast denn Jungen wie einen Bettler auf die Straße geschickt, sodass er zu mir gekommen ist, weil er nicht wusste, wo er sonst hinsollte. Anscheinend hat er keine Kreditkarte oder Tonnen von Bargeld bei sich, um sich selber zu versorgen. Hast du auch nur mal einen Gedanken daran verschwendet, bevor du wieder deinem außergewöhnlich starken Sextrieb das Oberkommando überlassen hast?“

Yami hatte sich mittlerweile aus seiner starren Haltung gelöst und war mit jedem Wort einen Schritt auf den Schwarzhaarigen zugekommen und drückte ihm nun feste und anklagend die Zeigefingerspitze gegen das Brustbein.
 

Duke schnappte hörbar nach Luft, anscheinend kurz nach einer möglichen Erwiderung suchend.

„Der Junge geht mir am Arsch vorbei!“ Er hatte seine Stimme wieder beruhigt, doch man hörte immer noch deutlich den still vor sich hin brodelnden Zorn. „Ich habe nie darum gebeten, den Big Daddy spielen zu dürfen. Das sieht meiner Schwester wieder ähnlich, mir selbst nach ihrem Tod noch Probleme zu bereiten, indem sie mir ihren Sohn aufdrückt.“

Duke war sich vielleicht gar nicht bewusst, wie hart und herzlos die Worte waren, die er gerade ausgesprochen hatte, doch Yami fielen fast die Augen und Ohren ab. Zwar kannte er den Schwarzhaarigen bereits eine Ewigkeit zu nennende Weile und wusste, dass Gefühlsdinge nie sein Spezialgebiet gewesen waren, doch nun musste der Bunthaarige erst einmal kräftig schlucken. Welch ein Segen, dass sie bei ihm waren und nicht Gefahr liefen, dass Joey ihnen irgendwo zuhörte, denn so verletzende Worte hatte der Blonde in Yamis Augen, trotz seiner bisweilen nervigen Anwesenheit, nicht verdient.
 

„Dann übergib ihn dem Jugendamt, ignorier das Testament und leb dein eigenes, ignorantes Leben weiter!“, schnaubte er und wandte sich ab, da er fürchtete, doch noch auszurasten, wenn er auch nur eine Sekunde länger in die Augen seines Gegenübers starren musste.

Der Fotograf war schockiert und versuchte seine innere Aufgewühltheit geschickt zu verbergen, indem er ganz schnell das Thema wechselte.

„Ich nehm an, der braunhaarige Kerl gestern Abend bei dir war dieser Sportlehrer?“, zwar hatte er eigentlich die Bestätigung erhalten, als Joey den Brünetten als seinen ehemaligen Lehrer Taylor identifiziert hatte, doch schließlich brauchte jedes Thema eine Einführung und etwas besseres als diese dämliche Frage fiel ihm gerade nicht ein.
 

„Ja, eigentlich hatten wir den Abend ein wenig anders geplant. Mehr Gestöhne, mehr Sex und vor allem keine Anwesenden unter der Volljährigkeit!“, giftete er schnippisch. „Aber das war ja wohl ein totaler Reinfall.“

Im ersten Moment war er überrascht, dass Yami so schnell das Thema wechselte, doch generell war es ihm sogar mehr als lieb, denn er wusste, wie schnell der Bunthaarige zum Teufel mutieren konnte, wenn er nur einen Grund dafür sah.

„Ich nehme an, du bist ihm dann nach und ihr habt euch bei ihm weiter vergnügt“, er hob fragend eine Augenbraue. Er kannte Duke einfach schon zu gut, um zu wissen, dass dieser bestimmt nicht die Nacht über Däumchen drehend auf seiner Couch gesessen hatte und einfach mal das gemacht hatte, was normale Menschen bisweilen zu tun pflegten. Fernsehen, ein Buch lesen oder nichts tun.

Nein, das war einfach nicht der Stil des Schwarzhaarigen, er brauchte immer Action, immer Gesellschaft und vor allem immer Sex. Sex, Sex und sonst nichts!

Wie sehr es Yami doch manches Mal anödete.

So gerne er für Erotik zu begeistern war, so gerne er Sex hatte und so gerne er sich auch anregende Ideen von seinem besten Freund holte, zuweilen langweilte ihn dieses ewige Thema etwas.
 

„Ach was. Die Sache war gelaufen.“ Immer noch ein wenig verwirrt von dem Gesprächsthemawechsel und vor allem von Yamis abweisendem Blick, der ihm nicht mehr an die Gurgel zu springen schien, dafür aber mindestens drei Fußballfelder Distanz zwischen ihnen aufbaute. „Ich war im Poison und hab mir was Besseres für die Nacht gesucht.“

Und schon wieder war Yami froh, dass sie alleine waren, ohne Zuhörer, denn nach dem Ausdruck, der gestern Abend in den Augen des Braunhaarigen gelegen hatte, wäre dieser sicherlich auch mehr als gekränkt, wenn er hörte, dass Duke auch noch mit Besseren – allein dieses Wort war eine Ohrfeige wert gewesen – rumgemacht hatte.

„Dann scheinst du ja doch noch bekommen zu haben, was du wolltest.“

„Du weißt doch, ich bekomme immer alles, was ich will!“ Der Schwarzhaare grinste anzüglich und leckte sich scherzhaft über die Lippen. „Und das, was ich gestern wollte, war eine hemmungslose Nacht, deren Endergebnis ein zerwühltes Bett war. Nebenbei, er hatte ein richtig schön großes Bett, eine kleine Spielwiese.“ Zu dem Grinsen kam nun auch noch der gewisse Glanz in den Augen, der verriet, wie sehr Duke wieder einmal in Gedanken schwelgte. „Das Bett war auch nicht das einzig große bei ihm!“
 

„Oh, so spät schön!“, überging Yami den letzten Kommentar galant und schaute demonstrativ auf seine Armbanduhr. „Tja, schade, da müssen wir unseren Smalltalk wohl beenden für heute.“ Er ging auf Duke zu und drängte ihn förmlich Richtung Tür. „Schade, wirklich schade!“

„Moment, stopp!“, hob Angesprochener abwehrend die Hände. „Nur damit ich das mal geklärt habe, schmeißt du mich gerade raus?“

„Aber nein. Tut mir Leid, aber ich muss arbeiten!“ Nur halbherzig mit der Antwort beschäftigt, griff der Bunthaarige an Dukes Hüfte vorbei den Türgriff und öffnete sie mit ein wenig Schwung hinter dem Rücken des anderen.

„Es ist Samstagmittag und du erzählst mir was von Arbeit?“

„Die Zeit, die mich Joey gestern gekostet hat, muss ich jetzt nachholen, mein Lieber, ich bekomme schließlich auch nichts geschenkt!“ Noch ein gekünsteltes Lächeln und einen liebreizenden Kussmund bei dem Wort „Lieber“ und schon fand sich Duke verdattert auf dem Flur wieder und bekam die Tür vor der Nase zugeklatscht.
 

Hätte er noch fünf Sekunden länger da gestanden, hätte er Yamis abgrundtiefen Seufzer gehört und das unangenehme Quietschen, das unweigerlich entstand, wenn man mit seinen Klamotten, darunter einem breiten Ledergürtel, an der Tür entlang in die Hocke rutschte.

Doch die Demütigung, vor der Tür zu stehen wie ein begossener Pudel vor der seines Herrchens, wollte der Schwarzhaarige sich keine Sekunde lang gefallen lassen.

Egal was für Drogen sein Freund geschluckt hatte, er sollte besser weniger nehmen, denn bei Yami schienen sie alle zu einem übermäßigen Moralapostelkomplex zu führen!

Dass der Bunthaarige im selben Moment ähnliche Gedanken hatte, aber zu einem anderen Ergebnis kam, konnte er nicht ahnen.
 

Nachdem Yami die Tür zugeschlagen hatte, atmete er erst einmal tief durch. Ein und aus, ein …und wieder aus, ruhig und gleichmäßig, sonst konnte es passieren, dass er doch noch explodieren würde. Er war viel gewohnt, doch heute hatte er die Spitze des Eisberges erklommen und festgestellt, dass man ihm auf dem Weg Mütze, Handschuhe und Schal geklaut hatte.

Als sich sein Puls wieder in normalen Bahnen bewegte, lehnte er sich gegen die geschlossene Tür und rutschte langsam, aber gewollt, an ihr herunter, bis sein Hintern den Boden berührt und er mit angewinkelten Beinen dasaß.
 

So sehr es ihn auch erschüttert hatte, Duke in diesem Maße gleichgültig zu erleben, der Schwarzhaarige war immerhin sein bester Freund und er konnte ihn ja nicht so ins offene Messer laufen lassen, denn es war, als besäße der Bunthaarige hellseherische Fähigkeiten, irgendetwas in ihm sagte ihm, dass genau diese Einstellung, die Duke an den Tag legte, ihm noch eine Menge Probleme bereiten würde in nächster Zeit.

Nicht zuletzt, weil ihm vielleicht das Jugendamt wegen der Vernachlässigung von Joey aufs Dach stieg.

Auch dieser Tristan könnte sich zu etwas entwickeln, das dem Schwarzhaarigen über den Kopf wachsen würde, wenn dieser wirklich etwas ernsteres von Duke erwartete, der aber nichts besseres zu tun hatte, als jede Minute mit Eindruck zu beweisen, dass ihm die meisten anderen Menschen nichts bedeuteten, wenn sie nicht mehr Vorteile für ihn bargen. Vorteile wie beispielsweise sexuelle Befriedigung, Spaß, Ablenkung, Kurzlebigkeit.
 

Demonstrativ schüttelte er den Kopf. Wenn er Duke nicht dadurch ein bisschen zügelte, dass er ihm als guter Freund ab und an Gewissensanstöße ins Ohr flüsterte, wer würde ihn dann davon abhalten, sich in die Missgunst der Leute zu manövrieren?

Die Liste derer, die sich für diesen Job sonst noch anboten, war schnell geschrieben. An erster Stelle stand natürlich sein eigener Name, an zweiter Stelle, nun die Liste hörte nach dem betitelten Punkt „erstens“ einfach auf.
 

~*~
 

Es war bereits später Nachmittag und die Sonne stand nur noch tief am Himmel, als Duke seinen Wagen endlich wieder vor seiner Wohnung parkte.

Nach dem Streit mit Yami hatte er erst einmal ein bisschen Ablenkung gebraucht, war grundlos durch die Straßen der Stadt gefahren und hatte dabei mehr als einmal eine Ampel überfahren, die auch mit Engelszungen nicht mehr als dunkelstes Gelb hätte deklariert werden können.

Was kümmerte es ihn, wo kein Kläger war, war auch kein Richter, oder besser gesagt, wo die Polizei ihr wachendes Auge gerade nicht hatte, kratzte ihn so ein Verkehrsdelikt wenig.

Was ihm allerdings schwer im Magen lag, waren die Anschuldigungen und Kommentare, die ihm der Fotograf an den Kopf geschmissen hatte
 

Es regte ihn unsagbar auf, dass Yami meinte, ihm ins Gewissen reden zu müssen, das hatte er nun wirklich nicht nötig und das musste er sich nicht bieten lassen.

Doch irgendwo, tief in ihm drin, zwischen seinen Hirnwindungen, den verschiedenen Rechenzentren in seiner Kommandozentrale, dem ganzen rationalen Egotrip sagte ein kleines Stimmchen – und es war wirklich ein Stimmchen, eins von dieser nervigen, piepsigen Sorte, dem man am liebsten einen Maulkorb verpassen würde –, dass die Kritik vielleicht ihre Daseinsberechtigung hatte.

Allerdings war er noch nicht an dem Punkt angekommen, dass er das auch laut zugeben würde.
 

Leichtfüßig stieg er die Stufen zu seinem Apartment hoch, als er fast über den am Boden sitzenden, blonden Teenager stolperte, der zusammengekauert und leicht mit den Zähnen klappernd auf dem letzten Absatz hockte und aufblickte, als er Duke hörte.

Es war zugig im Treppenhaus, da ein kleines Fenster geöffnet war und es draußen mittlerweile doch reichlich abgekühlt war.

Joey hatte den Kragen seiner Jacke hochgeschlagen und die Ärmel so weit es ging über seine Hände gezogen, doch es half alles nichts gegen die schleichende Kälte, die in ihm hochkroch. Schon die letzten Stunden, in denen er hier auf den Stufen auf seinen Onkel gewartet hatte, schließlich hatte der Teenager keinen Schlüssel für die Wohnung.
 

„Sitzt du schon lange hier?“, fragte Duke ziemlich unnötig und machte einen großen Schritt über Joeys ausgestreckte Beine, während dieser sich räkelte, um das Blut zurück in die Zehen zu pumpen.

Den Schlüssel im Schloss drehend, schaute der Schwarzhaarige sich nicht ein einziges Mal um zu dem Teenager, geschweige denn, dass er ihm die Hand anbot, um ihm aufzuhelfen. Wo kam er denn dahin? Joey war schließlich noch jung, der musste das auch alleine schaffen, immerhin hatte er ja zwei gesunde Beine, keinen Bandscheibenvorfall und auch keine sonstigen Knochendeformierungen. So war Dukes Logik, schon immer gewesen. Nächstenliebe war eine schwachsinnige Erfindung, und wenn man darauf pochen musste, war sich jeder eben doch selbst der Nächste.
 

„Seit ein paar Stunden. Wenn ich einen Schlüssel hätte, bräuchte ich nicht warten …“, die Stimme des Blonden klang kleinlaut und hatte viel an ihrer Energie gebüßt. Was nutze es ihm für den heutigen Tag denn noch, wenn er Duke schon wieder zu einem Streit provozierte? Zwar gab es in seinem Wortschatz keine Steigerung für „scheiße“ aber dennoch wollte er sein Glück nicht herausfordern, es reichte, wenn der Tag scheiße gewesen war, da musste es nicht noch schlimmer enden.

Vielleicht konnte Duke sich ja doch mit ihm arrangieren, wenn er selber nicht mehr den kleinen jugendlichen Rebell raushängen ließ, sondern sich ein wenig versöhnlich zeigte.

Zwar kamen ihm die Erfolgschancen gering vor, doch einen Versuch war es wert, was hatte er denn schon noch zu verlieren, außer ein Zuhause, das er nie gehabt hatte.

Immerhin gab es einen Lichtblick. Wenn alles so lief wie abgesprochen und geplant, würde er Mai morgen wiedersehen.
 

+ + + + + + +
 

Hand hoch, wer von euch mag Duke jetzt noch?

Wahrscheinlich die wenigstens, aber ich verspreche er bleibt nicht so^^
 

LG trinithy



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  jyorie
2012-12-01T20:38:30+00:00 01.12.2012 21:38
Hey :D

Yami ist ein guter Freund, wenn er sich Gedanken macht und „ohne
Rücksicht auf Verluste“ Duke die Meinung sagt, weil er sieht, dass es
so nicht weiter geht. Würde er ihn nicht mögen, wäre es ihm doch gerade
mal egal, wohinein sich der Schwarzhaarige reitet.

Joey ist wirklich immer mehr am einknicken, hat Duke den gar kein Herz?
Auch wenn es unbequem sein mag, aber so fies ist doch niemand wirklich?
Na ja, es ist ja jetzt ungefähr die Hälfte und du hast gemeint, das sich Duke
ändert XD Bin gespannt was noch kommt :D

CuCu Jyorie

Von: abgemeldet
2010-02-04T13:57:22+00:00 04.02.2010 14:57
Echt klasse FF! Irgendwie finde ich Duke ALS totalen Egoisten ziemlich amüsant - ich hoffe mal, er wird bald mal so richtig böse, bittere Gewissensbisse bekommen, solche, die so richtig weh tun. Ein bisschen leiden tät ihm echt mal gut. Wäre nur schade, wenn er sich danach zu einem Ritter des Rechts verwandelt (siehe Yami), denn so ein bisschen Egoismus und Arschloch steht ihm echt gut zu Gesicht. *grins*
Das du die Charaktere so unterschiedlich alt gemacht hast, ist echt gut. Es war zwar erst ein bisschen strainge, das ausgerechnet Mai nur so alt sein sollte wie Joey, wo sie doch in der Serie irgendwie immer als die Ältere rüber kommt, aber da sie bisher noch nicht wirklich aktiv auftreten ist, stört mich das bisher auch noch nicht.
Das Konzept der Story finde wirklich ausgesprochen gut. Ich hoffe, es bleibt weiter so komplex. Kannst du mich benachrichtigen, wenn du ein neues Kapitel raus hast? Wäre super, danke. Ich warte wirklich darauf, wie es weitergehen wird.

Einen freundlichen Gruß hinterlass ^.-
Von:  Freyaria_Fire
2009-10-28T16:03:32+00:00 28.10.2009 17:03
*Hand heb*
Ich mag ihn trotzdem. ^^

Ein gut gelungenes Kapitel!
Die Beschreibung der Wohnung hat
mir außerordentlich gut gefallen.
An so einem Ort würde ich auch
gerne mal sein. ^^ Muss toll
aussehen... *-*

Na ja viel Erfolg dir beim Weiterschreiben. ;)

Freue mich auf's nächste Kapitel.

lg vom Flämmchen.
Von:  Kuchenschabe
2009-10-25T18:54:35+00:00 25.10.2009 19:54
Böser, böser Duke. Ich freue mich schon auf den Sinneswandel. Und ich rieche Turbulenzen - jedenfalls was Mai betrifft.
Bin auf jeden Fall sehr gespannt auf weitere Kapitel :D
Von:  Aschra
2009-10-22T09:56:52+00:00 22.10.2009 11:56
Ich möchte ihn einfachn nur schlagen!
Aber da mir zu kalt ist und ich dann meine Hände unter meiner Decke hervorkramen müsste lass ich es sein!
Ein sehr schönes Kapitel, ich bin echt mal gespannt wann Onkelchen merkt das er nicht der einzige Mensch auf diesem Planeten ist und vorallem wie er zu dieser Erkenntnis kommt^^
Von:  SMC_Smoker
2009-10-21T19:21:43+00:00 21.10.2009 21:21
*hand heb*
ich liebe ihn!!
duke is toll^^
okay, er ist gemin, egoistisch, etc aber er ist doch iregdnwo in sich drin gut.

yamis rede war genial!
echt!
auch wenn dukes meinungen teilweise mehr als nur fies waren.
der wird schon noch einen drauf bekommen dafür.

lg wibi
Von:  breath_less
2009-10-21T13:20:51+00:00 21.10.2009 15:20
ich findes es gut das yami sich trotz joey art
für ihn einsetzt
und duke hmm der muss noch ganzschön viel lernen ;D
mach schnell weiter
klasse kapitel
Von:  MaiRaike
2009-10-20T22:20:51+00:00 21.10.2009 00:20
Ich hab Yami lieb.

Und ich möchte Duke gerne ganz feste schütteln, so das ihm klar wird, was er durch seine Art alles verpasst!

Ich find Yamis Wohnung cool...

Oh, darf ich Yami und Seto verkuppeln? *Holzhammer rauskram*
Von:  Shanti
2009-10-20T21:55:32+00:00 20.10.2009 23:55
hihi

hab die ff gefunden und finde sie toll. duke in der rolle als onkel. oha er behandelt joey ja nicht gerade frundlich =(. ich hoffe er ändert das noch. mal sehen was sich zwischem ihm und tristan sich so entwickelt. bin schon aufs nächste kappi gespannt. sag büdde bescheid wenns weiter geht.^^

lg
shanti
Von: Karma
2009-10-20T19:48:16+00:00 20.10.2009 21:48
*Hand heb*
Aber nicht nur, um zu zeigen, dass ich Duke noch mag, sondern auch, um ihn mal gehörig zu watschen.
*Duke watsch*
Verdient hat er's. Und ich bin echt mal gespannt, wann seine "Ich brauch niemanden"-Attitüde zu bröckeln beginnt.

*Keks geb*
War wieder ein tolles Kapitel.
*____*
Und ganz ehrlich, so sehr man Duke auch hassen kann, da mein "Bad Boy"-Duke auch nicht viel anders ist, kann ich ihn einfach nicht hassen - egal, wie arschig er sich gerade aufführt. Er wird die Quittung dafür schon noch kriegen - genau wie mein Duki.
*hrrhrrhrr*
*wieder ans Schreiben wusel*

Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel!

Karma


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