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Nachtlektüre

OS-Sammlung zu I/S
von

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Eiskaffee

Genre: Shounen-Ai, Romantik
 

Summary: Es war so ein schöner Tag, durch und durch, geplant bis ins kleinste Detail und jedes einzelne von ihnen hatte Takuma auch umsetzen wollen. Es war jedoch nicht eingeplant gewesen, auf eine kleine Fantruppe des geliebten Models zu treffen, die an demselben ein besonderes Interesse haben.
 

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Natürlich war es in gewissen Maßen seine eigene Schuld, immerhin hatte er ja die ach so glorreiche Idee gehabt, überhaupt seinen Shiki zu begleiten, ein einziges Mal – zumindest für den Anfang, irgendein Argument brauchte er ja, um Shiki zu überzeugen – hinter die Kulissen zu blicken. Das hübsche und bemalet Gesicht zu sehen, bevor es schön verpackt aufs Papier kam, war ein kleiner Traum, den er sich endlich zu erfüllen gedachte.

Deswegen hatte er diesen Tag bestens vorbereitet, alles geplant, was es zu planen galt: Die Managerin angerufen und den Abholdienst gechancelt, den er mit seinem eigenen Fahrdienst ersetzen wollte und absolute Pünktlichkeit garantierte. Ein strahlendes Lächeln und überzeugendster Charme, der selbst durchs Telefon seine volle Wirkung tat, war alles, was er brauchte und die Frau fraß ihm aus der Hand. Alles war bestens. Und Kaname, der ach so liebe Hausvorstand, erlöste ihn für den einen Tag von jeglicher Arbeit und gönnte ihm den Spaß. Warum auch immer er in so einer großzügigen Laune war, Takuma nahm es so hin und freute sich seit knapp einer Woche auf diesen einen Tag.

Shiki hatte nichts dagegen gesagt, als er von ihm bereits gegen 12 Uhr zum Auto gezerrt wurde, das Strahlen der Sonne von den finsteren Wolken verdeckt, in Takumas Gesicht jedoch voller Vorfreude auf das Glück, das der Tag versprach, erblühend.

Ein Tag mit Shiki.

Ein Tag mit seinem Shiki.

Ganz allein. Nur sie beide.

Ein Tag mit Shiki.

Ein ganzer Tag mit seinem Shiki.

Die Worte hatten sich immer wiederholt in einem kindischen, wirklich überglücklichen Singsang seit Tagen, seit Stunden, ununterbrochen. Man sah es ihm an, doch während alle anderen genervt davon wirkten, hatte Shiki selbst es einfach nur hingenommen und war genauso oft an seiner Seite.

Ob er sich ebenso freute?

Dem Guten sah man ja nichts an, wenn nicht genau hinsah und er fühlte sich unwohl dabei, seinem dringendsten Wunsch nachzukommen und Shiki einfach stundenlang anzustarren. Dieser selbst hatte nichts dagegen, das war ihm klar, aber all die anderen … er konnte sich doch nicht so ablenken lassen. Nicht als Vizehausvorstand.

Doch heute, heute galt seine ganze, ungeteilte Aufmerksamkeit nur seinem Shiki.

Der Unterricht war früh beendet worden und so hatte er Shiki und sich selbst direkt ins Bett geschickt, um wenigstens etwas Schlaf für den Tag zu haben.

Wie er es genossen hatte, dass Shiki mit einem schwachen Lächeln sofort gehorcht und sich schlafen gelegt hatte. Er wusste, wenn er das einem anderen Vampir der Night Class gesagt hätte, hätte er sich vermutlich Jammereien und Beschwerden anhören dürfen.

Und dann am Morgen … er hatte gelesen, als Shiki aufgestanden war, ihm diesen wunderbar verschlafenen Blick geschenkt hatte, wortlos die Frage stellend, warum der Wecker jetzt bereits klingelte und dann – das stumme Verständnis, als das strahlendste Lächeln Antwort genug gewesen war.

Was war es für ein köstlicher Genuss, welch unbekannte Delikatesse, als Shiki aus seinem Bett krabbelte – und das wortwörtlich – und duschen ging. Welch Geruch wehte zu ihm herüber und er vergaß das ach so spannende Buch bei der Vorstellung, dass seine Nase den ganzen Tag von ihm umschmeichelt sein würde.

Bis zu dem Zeitpunkt war seine Idee noch mehr als nur glorreich, sie war die ganze Welt.

Alles drehte sich um diesem einen Tag und Shiki.

Bezaubernd.

Dann fuhren sie los, von Shiki kein Wort der Beschwerde über die relativ frühe Stunde und sie hielten in der Innenstadt, überfüllt wie an jedem anderen gewöhnlichen Tag und der Trubel war genau das, was ihre traute Zweisamkeit nur noch unterstrich. Zu weit in der Masse. Niemand unter vielen. Nur für sich.

Wunderschön, nicht?

Wie der glücklichste Mensch auf Erden sorgte er für sie beide, suchte passende Wege durch die Menschen ohne jemals den Kontakt zwischen ihnen zu unterbrechen. Ein ganzer Tag mit seinem Shiki. Sie durchforsteten ein Laden nach dem anderen, hin und wieder um eine Kleinigkeit in der Hand reicher denselben wieder verlassend. Ein schöner Tag, hinreißend durch die dunklen Wolken, den Tag frühzeitig in die geliebte Nacht verwandelnd. Wirklich wunderschön.

Takuma liebte es. Und ihn.

Das war klar und unausweichlich, eine unumstößliche Tatsache, derer er sich nicht schämte. Darum war sein Leben gewickelt, immer wieder neu danach ausgerichtet, der Mittelpunkt blieb immer der gleiche, der ihn nun durch eine dunkle Sonnenbrille ansah, die er ihm aufgesetzt hatte.

Die Brille selbst war totaler Horror, eine Modesünde, wie sie im Buche stand, doch Shiki stand sie trotzdem, wurde zum neuen Trend. Ein Model in seiner Blüte, durch und durch.

„Du hast einen schlechten Geschmack, Ichijou-san“, sagte Shiki da nur und blickte in den Spiegel, der bei dem Brillenständer dabei war. Unter den roten Haaren sah er eine Augenbraue, die sich zweifelnd hochzog und nicht recht glauben konnte, dass er ihm ausgerechnet diese Brille aufgesetzt hatte.

„Ach was“, hatte er geantwortet und mit Genuss die Brille von dem schönen Gesicht gezogen, mit den Fingern die weiche und glatte Haut gestreift. Die bezaubernsten Augen, die darunter hervorkamen, sagten ihm, dass sein Geschmack alles andere als schlecht war, egal, wie skeptisch ihr Ausdruck sein mochte.

Es war der Inbegriff puren Glücks, mit dem geliebten Vampir durch die Stadt zu wandern.

Er hatte nur Augen für ihn und Shiki selbst blickte so oft zu ihm herüber und hinauf, ein Blick durch lange Wimpern hindurch, der seinen blauen Augen einen gewissen Glanz verlieh. Nur für ihn. Von seinem Shiki nur für ihn. Mit einem Lächeln dazu. Kein Lachen, weil es einfach nicht seine Art war, aber das würde er schon noch bekommen.

Der kleine Vorfall mit der Brille war bereits über anderthalb Stunden her und der Zeitpunkt, an dem sie abgeholt werden sollten, damit sie zum Shooting fahren konnten, kam immer näher.

Shiki hatte vorgeschlagen, dass sie sich vielleicht noch ein Kaltgetränk holen sollten, etwas, in dem sich eine Bluttablette ganz gut machte, weil es ziemlich an den Nerven zog, einen ganzen Tag wach zu sein, wenn die letzten Tabletten schon mehrere Tage zurück lagen.

Takuma hatte zugestimmt, wollte er doch, dass Shiki bei bester Laune war, wenn er arbeiten musste und dieses Mal sogar extra für ihn vor der Kamera posierte. Mitunter. Zumindest in seiner Vorstellung schenkte er ihm solch ungeahnt heiße Blicke und wie genoss er es!

Doch gerade, als er nach einer Hand mit schlanken Fingern greifen wollte, war die seine bereits in derselben und zog ihn genauso zielsicher durch die Menge, wie er es selbst zuvor getan hatte. Natürlich sagte er nichts dazu, nahm hin und suchte die Läden ab, ohne den Blick von den roten Haaren abzuwenden, um herauszufinden, zu welchem Laden es ihn zog. Doch der in Betracht gezogene Kiosk wurde links liegen gelassen und Takuma lachte über seine Fehleinschätzung. Sein Shiki war wohl selbst für ihn noch ein Rätsel.

Derselbe drehte sich um, als er sein Lachen hörte, doch Takuma winkte bloß ab, sei nicht so wichtig, und legte den Arm, an dem Shiki ihn zuvor durch die Menschen gezogen hatte, um dessen Schultern. Wie zuvor auch schon sagte das Model nichts dazu, sondern ging einfach weiter, ließ sich näher an den Blonden heranziehen und steuerte gezielt auf ein kleines Café zu, nichts bedeutendes, nichts besonders auffälliges, aber doch genau seinem Geschmack entsprechend. Die Innenausstattung und das Design wirkten gemütlich, aber nicht wirklich viel versprechend, warme Farben sorgten für eine wunderbar erträgliche Stimmung, nahezu vertraut bei dem finsteren Wetter draußen.

Und das schienen sich genug andere auch gedacht zu haben, so dass das kleine Café mit Laufkundschaft, ein Coffee-to-go und wieder weg, überfüllt war. Die wenigen Tische waren allesamt besetzt und Geplauder erfüllte den Raum.

Takuma gefiel es hier. Kein großer Luxus oder desgleichen, der vielleicht seinem sonstigen Lebensstil entsprach – in bescheidenen und stilvollen Maßen verstand sich –, sondern einfach nur völlige Normalität. Perfekt und mit bezauberndem Charme, genauso wie der bisherige Tag.

Allerdings … wollte Shiki nicht ein Kaltgetränk holen? Für die Bluttablette? Der Kleinere bemerkte den fragenden Blick und ein fast schon herausforderndes Funkeln trat in die sonst so emotionsarmen Augen.

„Die Tablette noch nie in Eiskaffee getrunken?“

Fast schon misstrauisch schüttelte er den Kopf. Wie um alles in der Welt sollte man auf solche Ideen kommen? Doch Shikis Gesichtsausdruck stellte eher die Frage, wie man auf diese Frage nicht kommen konnte. Spielerisch stieß er ihm sanft mit den Ellbogen in die Seite, an die Takuma ihn immer noch gedrückt hielt: „Dann zeig ich dir mal, wie dieses olle Ding richtig genießbar wird. Warte hier auf mich.“

Und schon hatte Shiki sich mit einer flüssigen und zugleich doch so zögernden Bewegung von ihm gelöst und sich auf in Richtung Theke gemacht um ihre Getränke zu bestellen.

Und genau jetzt war er wieder bei dem Punkt angelegt, warum er sich für diese glorreiche Idee selbst die Schuld zuschob, ein so fürchterlich negativer Begriff für einen so schönen Tag.

Shiki war gegangen, stand in der Reihe bereits ziemlich weit vorne, auf seinem Gesicht keinerlei Spur von Ungeduld, obwohl die Frau hinter der Theke entweder eine absolute Anfängerin war oder einfach nur einen schlechten Tag hatte. Vielleicht war die Schlange deswegen so lang und es lag gar nicht an dem Café selbst … nichtsdestotrotz war Takuma seit ein paar Minuten etwas anderes aufgefallen, der zuvor noch von derselben Geduld erfüllt war.

Eine kleine Truppe von vielleicht drei, vier Leutchen, jungen Männern, aber dennoch nur Menschen, wenn auch welche, die seinen Shiki aufs Genauste musterten und über ihn sprachen. Er hörte sie trotz der Entfernung und Lautstärke darüber diskutieren, ob es wirklich der Shiki Senri sei, das heiße Coverbild, obwohl vollständig in Klamotten eingehüllt, eines … eines Schwulenmagazins!?

Takuma glaubte definitiv nicht richtig zu hören. Shiki, sein kleiner Liebling, posierte für ein Schwulenmagazin? Reichte es nicht, wenn er den bezaubernden Anblick des Models mit den hungrigen Augen der Frauenwelt teilen musste? Musste sein eigenes Geschlecht jetzt auch noch dazu gehören?

Doch es erklärte immerhin auch die Blicke der anderen Männer, so intim, begehrend, fast wortwörtlich schon ausziehend. Und es gefiel Takuma nicht. Tief in seinem Inneren, in seinem Bauch anfangend, war da Wut. Eifersucht. Aggressivität eher weniger, weil es nicht seine Art war, unschuldige Menschen einfach anzugreifen, aber dennoch … vielleicht könnte er sich vergessen, wenn er noch die wahren Gedanken hinter den Blicken kannte, die er jetzt nur erahnen konnte.

Die Männer der kleinen Gruppe bemerkten seine Blicke und er sah das Verständnis. Sie wussten genau, dass das begehrte Model ganz vorne in der Schlange in seinen Armen in das Café gekommen war. Vielleicht hegten sie Hoffnungen …?! Fast schon verzweifelt wandte er den Blick zurück zu Shiki, der in seiner unendlichen Geduld jetzt seine Bestellung aufhab, ein einziges Mal zu der neugierigen Gruppe schaute, obwohl er sie definitiv hören konnte. Und natürlich konnte man ihm nicht im Geringsten ansehen, was er davon hielt, ob ein mögliches Interesse an ihnen bestand. Ja, Interesse. An Menschen. An Männern.

Ein Punkt, der Takuma reichlich wenig störte; sein Shiki war auch ein Mann – und was für einer!

Doch er war seiner!

Eine Stimme unterbrach seine Gedanken, höflich, das dazu gehörende Erscheinungsbild eher durchschnittlich, doch an Selbstvertrauen mangelte es ihm definitiv nicht: „Entschuldigung, du bist doch gerade mit Shiki Senri rein gekommen, nicht?“

Die selbstverständliche Annahme, die Gleichsetzung der beiden ärgerte ihn, das ach so vertraute „Du“ störte ihn fürchterlich. Für eine Sekunde überlegte er, mit nein zu antworten, doch die Lüge wäre zu offensichtlich gewesen.

Stattdessen antwortete er knapp und unterkühlt: „Ja.“

Das große Ego des anderen schien nicht wirklich davon abgeschreckt zu werden, wirkte eher genauso aufgeblasen wie vorher, von der vampirischen Ausstrahlung nach außen hin kein bisschen eingeschüchtert. Diese erste Frage nur ein offensichtlicher Fakt, um dieses Gespräch zu beginnen. Ein schleimiges Grinsen.

„Kennst du ihn gut?“

Gut?

„Ich mein, so richtig gut?“

Worauf wollte er hinaus? Vielleicht ein wenig eingebildet, vielleicht gemeiner als der andere es überhaupt verdiente, sagte er: „ Ja, natürlich!“, als wäre es eine fürchterliche Beleidigung, irgendetwas anderes anzunehmen.

Er verdrängte die Erinnerung an seine Fehleinschätzung von Shikis Entscheidung, was den Laden betraf. So etwas Außergewöhnliches hatte er ihm einfach nicht zugetraut, hatte den Vampir an sich schon für besonders genug gehalten.

„Hat er eine Freundin?“

Völlig ungeniert, direkt, der Tonfall drängender als zuvor und Takuma fühlt sich noch genervter von ihm, auch nur den Gedanken zu hegen, sich an seinen Shiki ranzumachen, während er direkt dabei stand.

„So ein gut aussehender junger Mann … in keinem einzigen Artikel steht etwas über sein Liebesleben – vielleicht weißt du ja etwas als guter Freund von ihm …“

Takuma wandte die Augen von ihm ab und Shiki zu, der gerade zu zahlen gedachte. Seine Gedanken wanderten zu Rima … nur um sie von ihm fern zu halten, wäre die Antwort „Ja, hat er. Und sie ist fürchterlich eifersüchtig!“ es wert? Oder wäre das mit der Eifersucht zu dick aufgetrauen? Zumal er nicht einmal wusste, ob Rima überhaupt eifersüchtig war. Vielleicht zeigte sie in solchen Situationen auch völliges Desinteresse. Möglich wär’s.

Aber andersrum gesehen wusste er auch nicht, ob ein Ja überhaupt ausreichend war, um sie von Shiki zu vertreiben oder war da sehr viel mehr von Nöten? Wenn er das noch nur wüsste! Ein Seitenblick, weiterhin ungerecht kalt, blieb einfach nicht genug, um den anderen mit dem großen Ego einzuschätzen.

War er nur so, weil er nicht genau wusste, ob Shiki eine Freundin hatte? Aber warum fragte er nach einer Freundin, wenn das Model auf einem Schwulenmagazin abgebildet war?

Shiki steckte sein Geld weg, kam auf ihn zu, gemächlich; das Funkeln von vorhin, das schlagartig erlosch, als er den aufdringlichen Typen neben ihm sah und statt dessen ein völlig anderes Gefühl in den schönsten Augen zu erkennen war, dem seinen gar nicht mal so unähnlich. Ihm kam ihm eine Idee. Die beste des Tages. Glich den ganzen Schulgedanken von gerade wieder aus.

Die Frage, ob Takuma ihn gut kannte, nein, „so richtig“ gut, sollte nur hinterfragen, ob er um dessen Vorliebe in sexueller Hinsicht wusste … was er im Nachhinein eigentlich mit „Nein“ hätte beantworten müssen. Eigentlich. In seiner kleinen Welt brauchte er solche Gewissheit nicht. Für Vampire war so etwas völlig egal, nur von Bedeutung an menschlichen Maßstäben gemessen.

Die Frage nach der Freundin nur beabsichtigend, den Grund, sich keine Hoffnungen machen zu können, zu verringern. Immerhin hatte er ja selbst gesagt, dass nichts sicher war, Shiki hatte sich dazu einfach noch nie geäußert. Warum war ihm jetzt gleich.

Shiki war besonders, war außergewöhnlich.

Und seins.

All jene bösen Gedanken schienen vergessen und mit einem seiner freundlichsten Lächeln, dem größten Strahlen wandte er sich dem anderen zu, wartete noch einen Augenblick, in dem Shiki ihm nahe genug kommen konnte, damit selbst ein schwächliches menschliches Gehör ihn verstehen konnte, und sagte: „Nein, er hat keine Freundin …“

Ließ das letzte Wort absichtlich unbetont, ein Flohlocken in der Stimme, als könnte diese Tatsache keine Schönere sein. Es war gemein, aber er hoffte, der andere würde es falsch verstehen, sich Hoffnungen machen, damit er sie jetzt zerstören konnte. Jeder Vampir war wohl irgendwo ein Monster.

Sein freundlichstes Lächeln wurde zu einem herausforderndem Grinsen, mit dem er zurück zu Shiki blickte, der nun direkt vor ihm stand und die anderen abschätzend ansah, sofern sein gefühlskarger Charakter Fremden gegenüber dies zuließ. Eine quälend sanfte Bewegung, mit der er seine Hand zu dem schönen Gesicht hob, gerade nur ein Hauch von Druck, den er auf die Wange ausübte, nicht einmal eine wirkliche Berührung, doch genug, damit das Gesicht sich drehte und zu ihm aufschaute.

„ … aber einen Freund“, vollendete er seinen Satz und ohne auch nur einen Augenblick des Zögerns beugte er sich hinunter.

Seins. Ganz allein seins.

Kein hauchzarter Kuss, sanft wie eines Falters Flügel, wie der erste in seinen zuckersüßen Vorstellungen immer aussah. Keine wortlose Frage, kein noch so minimales Stocken, um die Situation einzuschätzen, stumm um Erlaubnis für das Wagnis zu bitten. Statt all diesem eine selbstverständliche, ungeahnt intime Berührung, knisternd erotisch, obwohl völlig überraschend. Eine vollständige Einheit, kein Kampf um die Oberhand. Sein kleiner Shiki gab sich ihm gänzlich hin, schmolz unter seinen Lippen dahin und ihm selbst erging es nicht anders.

Widerwillig und langsam, ohne es wirklich unterbrechen zu wollen, löste er sich in ihm, ein letzter heißer Blick für den Geliebten, bevor er zu den anderen schaute, denen er diese vielleicht ein wenig zu direkte Antwort gegeben hatte.

Endlich schien er dem übergroßen Selbstbewusstsein einen deutlichen Riss zugefügt zu haben und es freute ihn unendlich. Der kleine Rest der Truppe schien auch mehr als nur enttäuscht zu sein.

„Ach so. Verstehe.“, und als letztes Wort eine knappe Verabschiedung, bevor er zu den anderen zurückkehrte.

Takuma und Shiki gingen an ihnen vorbei, dabei jeweils zwei kleine Tabletten in die Becher werfend, als wäre das Geschehene das natürlichste auf der Welt.

Doch sein Herz, sein erhöhter Puls erzählten eine ganz andere Geschichte.

„Ichijou-san“, fing Shiki an, der langsam durch die Menschenmassen ging, die sich nach wie vor in der Innenstadt herumtrieben, völlig ohne zu zögern an dem Getränk in seiner Hand nippte; es folgte keinerlei Beschwerde über den faden Geschmack der Tablette.

„Worum ging es?“

„Hast du nicht zugehört?“ Die Antwort war ausweichend und alles andere als ausreichend.

„Doch, schon … aber warum hast du das gerade getan?“

Wieder trödelte er mit der Antwort. Takuma schielte zu Shiki herunter, konnte aus seinem Gesicht nicht lesen, was er von dem Ereignis gerade hielt. Was wollte er schon sagen?

Vorsichtig roch er an dem Getränk, der Geruch von Eiskaffee stieg ihm in die Nase, stark, aromatisch, völlig unberührt von den ungewöhnlichen Zusatzstoffen. Bedächtig trank er sogar einen Schluck, auf seiner Zunge jedoch nichts anderes als der Geschmack des Kaffees. Und trotzdem dieselbe Wirkung: Den Blutdurst zügelnd, unterdrückend ohne wirklich Befriedigung zu verschaffen.

Mit einem Lächeln nahm er einen weiteren großen Schluck.

Wirklich außergewöhnlich.

Er selbst wäre nie auf die Idee gekommen, wäre fest in dem Glauben verfahren geblieben, die Tabletten wirkten nur vollständig mit Wasser.

Sein Shiki, sein Senri war wirklich außer- und ungewöhnlich, das hatte er heute Morgen noch nicht so sicher sagen können.

Und eben das gab ihm die Antwort auf seine Frage.

Wie zuvor legte er seinen Arm um Shikis Schulter, drückte ihn ganz fest an sich und küsste ihn aufs Haar, auf die Schläfe, auf die Wange, auf die Mundwinkel, zu einem schüchternen Lächeln verzogen.

Es bestätigte ihn nur.

„Weil es doch stimmt, nicht wahr, Senri?“

Der schönste und süßeste Ausdruck in den Augen, als er diese Worte hörte, ein Strahlen, außerordentlich glücklich, ein Gefühl, das er bei seinem geliebten, geliebten Senri noch nie gesehen hatte. Nickend stimmte dieser zu, griff mit seiner linken Hand hinter Takumas Kopf um ihn zu sich herunter zu ziehen, ihm beim Gehen ein ebenso knisternder Kuss zu geben, wie der erste war.

Doch dieser hier war zart und liebevoll zugleich, auffordernd und verlangend, die geöffneten Lippen und der heiße Atem eine kleine Vorprobe dessen gebend, was sie erleben könnten.

Takuma erwiderte den Kuss, Senri genau das spürend lassend, was er für ihn empfand.

Es war egal, dass sie mitten in der Stadt waren. Sie waren niemand unter all diesen Menschen.
 

Er liebte diesen Tag, unendlich. Und er hatte noch den ganzen restlichen Tag vor sich.

Ein ganzer Tag mit seinem Senri.

Ja, er liebte diesen Tag. Und seinen Senri noch so viel mehr.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  dexdexgirl
2009-11-28T20:32:25+00:00 28.11.2009 21:32
fand das war ein sehr schönes kapitel :)
die café-szene war echt kuffig xDDD
bin ja mals gespannd wie es weiter gehen wird ^-^
also mach schnell weiter
wäre nett wenn du mir dann ne ens schreiben würdest :D
Von:  RaspberryDevil
2009-11-06T19:12:18+00:00 06.11.2009 20:12
schönes Kappi *-*

Du hast Takumas gefühle schön beschrieben^^
Aber Takuma war auch zu geil^^ XD

Shiki war aber auch niedlich ^^

Mach weiter so ^o^




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