Zum Inhalt der Seite

Abbildungsfehler

Metzelly, Fritzacker, Prequel zu 'It's Been A While'
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Disclaimer: Keine der Personen kenne ich persönlich, und ich besitze auch keinen der Jungs. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass das alles meiner Fantasie entsprungen ist und nicht der Wahrheit entspricht. Desweiteren verdiene ich kein Geld mit dieser Story.
 

~*~*~*~
 

Wieder eine schlaflose Nacht für ihn. Die wievielte weiß er nicht, hat irgendwann aufgehört, sie zu zählen. Stattdessen nimmt er sie als gegeben, als Situation, mit der er wohl oder übel wird leben müssen. Eine Lösung für sein Problem kennt er schließlich nicht, und im Moment kommt es ihm so vor, als würde er so schnell auch keine finden. Er dreht sich auf die Seite, in Richtung der Fenster und damit in Richtung des zweiten Bettes. In dem liegt nicht, wie sonst bei eigentlich allen Hotelaufenthalten, Per. Der ist zuhause geblieben diesmal, muss sich noch immer mit seinem Aufbautraining abmühen. Die Quali-Spiele jetzt kommen da einfach noch zu früh. Stattdessen teilt er sich sein Zimmer mit Christoph. Wie er zu der Ehre kommt weiß er auch nicht so genau. Vielleicht versucht Jogi damit ja mal wieder den Teamgeist zu stärken. Die Mitspieler besser kennen lernen und den Zusammenhalt fördern, jetzt, wo er eine Art Umbruch schaffen will. Junge und vielversprechende Spieler nachholen, nach und nach die Mannschaft 2010 aufbauen. Alte Strukturen auflösen. Den Abschied für einige einfacher machen.
 

Vielleicht ist es aber auch Zufall. Schließlich haben sie beide im Moment keinen Zimmerpartner. Christoph hat, zumindest in den letzten zwei Jahren, nie wirklich einen festen Nachbarn gehabt. Quasi seit Sebastian nicht mehr dabei ist, hat Per mal erzählt. Gestört hat es Christoph wohl nie so besonders, sah zumindest nie danach aus, findet er. Ihn dagegen stört es enorm. Nicht, dass er was gegen Christoph hätte, bei Gott nicht, aber geordnete Abläufe sind ihm, was so was angeht, doch eindeutig lieber. Und sich da noch mal umzugewöhnen ist ihm dann doch zu dumm. Ist ja nicht so als würde die Welt gleich für ihn untergehen, so extrem ist er dann doch nicht.
 

Während er sich wieder auf den Rücken dreht wird ihm klar, dass wohl so schnell nicht an Schlaf zu denken sein wird, also setzt er sich auf. Ein Blick auf die Uhr sagt ihm, dass es noch mitten in der Nacht und damit viel zu früh zum Aufstehen ist. Hier im Dunkeln sitzen und mit seiner Unruhe am Ende noch Christoph aufwecken will er aber auch nicht. Also doch die Beine über die Bettkante schwingen, Füße auf den kühlen Boden setzen und hoch. Im Vorbeigehen greift er sich noch die Wasserflasche, die er am Mittag zwar angebrochen, aber nichtmal zur Hälfte geleert hat, und setzt sich auf den kleinen Balkon, der zu ihrem Zimmer gehört.
 

Draußen ist es kühl geworden, kein Wunder eigentlich, schließlich war es den ganzen Tag über nicht besonders warm. Ihn stört das wenig, die frische Luft macht ihn wach und regt die Gedanken an. Vielleicht kommt er ja diese Nacht endlich dahinter, wie er aus dieser verdammten Zwickmühle wieder rauskommt, statt wieder nur stundenlang zu grübeln, irgendwann mit schwirrendem Kopf einzuschlafen, nur um dann immer wieder völlig platt aus ein und demselben Albtraum aufzuwachen. Ein Traum, von dem er sich nicht erklären kann, woher er kommt. Trotzdem macht er ihn fertig, und allmählich fragt er sich, was sein Unterbewusstsein ihm sagen will. Eine Weile sitzt er schweigend da, den Blick Richtung Stadt, und irgendwann muss er einfach lachen, leise und ein bisschen bitter. Was für eine verquere Situation geht es ihm durch den Kopf.
 

Wie lang er tatsächlich dort gesessen hat kann er im Endeffekt nicht sagen. Den Blick immer starr ins Nichts, Wahrnehmung praktisch auf Null. Erst die Hand, die sich warm und schwer auf seine Schulter legt, holt ihn ins Leben zurück.
 

„Was machste um die Zeit draußen?“ Er sieht ihn noch immer nicht an. Warum auch, ändert nichts.
 

„Im Ernst, morgen steht das Spiel an, Leg dich schlafen, man.“ Seine Stimme klingt nicht genervt, aber auch nicht besorgt. Beteiligt, ja, müde. Aber da ist noch was anderes, leise, im Hintergrund, und absolut unkenntlich für ihn, aber da. Nur, den Nerv dafür, sich jetzt auch noch damit auseinanderzusetzen, hat er definitiv nicht. Außerdem ist es ja nicht so, als hätte er nicht genügend Dinge über die er nachdenken kann. Sonst würde er wohl kaum hier sitzen, statt, wie ein vernünftiger Mensch, in seinem Bett zu liegen und zu schlafen.
 

Die Wasserflasche in seinen Händen wird schwer, zu schwer, zumindest für eine dämliche Flasche. Er sitzt wohl doch schon länger hier ohne sich zu bewegen. Um irgendwas zu tun dreht er die Flasche auf. Durst hat er zwar nicht, aber wenigstens das Gefühl, die Flasche nicht völlig umsonst mitgeschleppt zu haben. Also doch ein paar Schlucke trinken. Und im Absetzen bemerkt er endlich, dass Christoph doch noch da ist. Scheint ihm also tatsächlich etwas daran zu liegen, dass er endlich von diesem Balkon runter kommt. Warum auch immer.
 

Christoph sitzt ihm gegenüber, Wasserflasche in der Hand, die braunen Augen auf ihn gerichtet. Ein bisschen erinnert ihn das an jemanden, der sich auf ein Kunstwerk konzentriert um dessen Aussage zu finden. Nur das er definitiv kein Kunstwerk ist.
 

„Was is’ los? So schlimm kann’s doch gar nich’ sein, dass du lieber auf einem Hotelbalkon hockst als zu schlafen.“ In der Stimme liegt kein Spott, aber die Wut kommt trotzdem.
 

„Was weißt du schon davon? Du mit deinem spanischen Traum…“
 

Standartsatz, wird ihm plötzlich klar, wie aus einem dieser schrecklichen Groschenromane, die Constanze und Jenny ständig verschlungen haben. Aber es ist genau das, was er in diesem Moment denkt. Was versteht er schon davon, der Weiberheld in Spanien, der, den nichts aus der Bahn wirft. Der, der sich immer durchsetzt, der, der Probleme scheinbar einfach wegwischt. Was macht schon eine Verletzung oder zwei, wird schon alles passen, irgendwann. Kein Stammplatz im Verein? Kein Problem, schließlich ist der in der Nationalelf sozusagen für in reserviert.
 

Frustriert beginnt er am Etikett seiner Wasserflasche zu pulen. Immer weiter, immer dieselbe Ecke, solange bis er fast das halbe Schild aufgerollt hat. Wenn seine Nägel auf das Glas treffen entsteht dieser Ton zwischen Klicken und Kratzen der einem die Nackenhaare aufstellt. Dann wieder in die andere Richtung, wieder alles auf Anfang. In seinem Kopf drehen sich die Gedanken im Kreis. Da will ihm dieser perfekte Typ ernsthaft erzählen, wie er sich verhalten soll, was er tun muss. Ausgerechnet der Typ, der Einsamkeit und Liebeskummer doch eh nur vom Hörensagen kennt, der will ihm doch tatsächlich erzählen, dass er sich öffnen muss. Als wenn das so einfach wäre. Schließlich wacht er ja nicht jede Nacht auf. Wirre Sätze, Gefühle, und immer wieder dieses eine Gesicht in seinem Kopf. Seine Finger werden hektischer, rollen das Etikett erst auf und dann wieder ab, immer wieder, bis sich die Ecke schließlich ganz von der Flasche löst. Nur die eine Ecke, rechts unten. Die Anspannung wird größer, ein verkniffener Zug legt sich um seinen Mund. Was weiß der schon. Lacht sich innerlich wahrscheinlich tot über den Deppen, der statt zu schlafen nachts auf einem Hotelbalkon hockt und sich den Kopf zermartert, ohne auch nur einen Gedanken an das Spiel zu verschwenden. Ja, garantiert wird er ihn ansehen aus seinen braunen Augen, Natürlich verstehe ich dich, aber sie werden eine andere Sprache sprechen.
 

Sein Blick hebt sich, geht in seine Richtung. Aber er findet nicht das, was er erwartet hat. Da sitzt nicht der ewige Junggeselle mit dem strahlenden Lächeln. Nicht der Athlet, der sich gegen Ärzte, Kritiker und seinen eigenen Körper durchgesetzt hat. Nicht der Spaßvogel, der alle mit seinen absurden Wetten und kindischen Ideen zum Schmunzeln bringt. Und auch nicht der Mann, der sich mit allem, was er hat für seine Ideale einsetzt. Ihm gegenüber sitzt ein gebrochener Mann. Die Schultern fallen nach vorn, das Gesicht müde und abgespannt. Die Augen blitzen nicht auf, zeigen keine Emotion, nichts. Er scheint um Fassung bemüht.
 

„Was ich davon weiß, Clemens? Mehr als du denkst. Viel mehr...“ Ein trockenes Lachen, dann wieder Schweigen. In dem Moment, in dem er Christoph in die Augen schaut, verraucht seine Wut.
 

„Chris, ich wollte nicht-„
 

„Schon okay“, wird er unterbrochen „woher sollst du auch von dem Mist wissen, den ich gebaut hab?“ Der Ausdruck auf Christophs Gesicht wird noch eine Spur bitterer. Das Licht aus ihrem Zimmer wirft durch die dünnen Vorhänge bizarre Schatten auf ihre Körper. Er sieht es auf seinen Händen, den Fingern, kann Christoph wieder nicht ansehen. Nimmt seine Beschäftigung wieder auf, unten links diesmal. Fragen schwirren durch seinen Kopf, wieder, alte und neue, drehen sich im Kreis, jagen sich, werden zu einer grauen, trägen Masse. Er ist sich sicher, noch nie ein so verbittertes Lächeln wie Christophs gesehen zu haben. Gleichzeitig, wird im klar, sieht sein eigenes wohl nicht anders aus. Verzweifelter, frischer, nicht so tief eingegraben und resigniert zwar, aber nicht weniger bitter.
 

„Tu dir selbst einen Gefallen und sprich mit den Menschen, die dir wichtig sind. Du kannst damit gar nicht so viel kaputt machen. Und am besten sprichst du jetzt mit ihnen und nicht erst, wenn alles gelaufen ist. Glaub mal, zwei Sätze in der Zeitung reichen aus, um dann alles kaputt zu kriegen. Hab ich selbst erlebt. Mein großer Traum von Spanien…Pah, kann ich drauf verzichten! Wer braucht schon Real…“
 

Er kann nichts darauf antworten, ist zu überrascht. Schließlich hat er mit allem gerechnet, aber nicht mit diesem Geständnis. Jedenfalls nicht von Christoph, der ja immer betont, wie viel ihm sein Vertrag bei Real, diese große Chance, bedeutet. Sicher, er hat ein Seuchenjahr hinter sich, aber, da ist er sich sicher, das kann nicht alles sein. Und dann diese Andeutungen. Er wird doch wohl nicht…?
 

„Hat mich alles gekostet, der Drecksverein. Den verdammt wichtigsten Menschen überhaupt. Und das nur, weil ich Depp die Zähne nicht auseinander gekriegt hab. Hat ja alles noch Zeit, is’ ja noch kein Vertrag aufgesetzt. Und was hat’s mir gebracht? Verdammte Zeitung, ich hab immer noch keine Ahnung, wie die das so schnell rausgekriegt haben. Noch bevor überhaupt irgendwas wirklich fest war. Und natürlich schaff’ ich es noch nicht mal dann, endlich den Mund aufzumachen. Verbockt hab ich es, ganz einfach verbockt.“
 

Er blickt auf, wieder in Christophs Richtung, von der Gewalt der Worte überrascht. Aber der Körper ihm gegenüber zeigt kein Zeichen von Wut, nur die Hände klammern sich um die Flasche, stellt er fest. Aber ansonsten ist da nichts, zumindest nichts Äußerliches. Ihn selbst zerreißt es bald. Wie muss es dann in Christoph aussehen? Christoph, der aussieht als bräuchte er im Moment nichts dringender als eine Schulter zum Anlehnen, starke Arme, die ihn festhalten und einen breiten Rücken, der alles Übel von ihm fernhält, wenigstens für ein paar Stunden. Trotzdem kann er nicht aufstehen und die paar Schritte zu ihm gehen. Ihm ist klar, ihnen beiden ist klar, dass es sinnlos wäre.
 

„Ich hab schon alles verloren, Clemens, jetzt mach’ du nich’ denselben Fehler wie ich. Einmal reicht vollkommen.“
 

Wieder wird es still um sie. Er dreht sich ein Stück, dreht den Kopf, dreht seinen Blick. Einzelne Lichter, die sich im Meer spiegeln. Geräusche, die von den vielen Häusern zurückspringen. Fetzen fremder Leben, die ihn nicht erreichen. Zu viele Konflikte in ihm, die ihn nichts anderes mehr aufnehmen lassen. Wünsche und Gedanken, die aufeinander prallen, sich gegenseitig ausschalten und bestärken. Und eigentlich ist er keinen Schritt weiter als vorher. Eigentlich.
 

„Und jetz’ geh endlich ins Bett, ich will nich’ dafür verantwortlich sein, wenn du morgen lieber schnarchst als deine Seite sauber zu halten. Sonst machst du Per und mir noch die Titel in der BILD streitig.“ Der strenge Ton und das Lächeln sind gespielt und gezwungen, aber er versteht die Aussage trotzdem so, wie sie gemeint war. Langsam steht er auf, die Flasche in der einen Hand, die andere an der Brüstung des Balkons. Er sieht ihn noch einen Moment an, den Mann, dessen Mauern heute vor ihm zusammengefallen sind wie ein Kartenhaus im Wind.
 

„Du solltest es auch noch mal mit dem Reden versuchen, Chris. Vielleicht kannste ja doch noch was retten.“ Dann ist er endgültig vom Balkon verschwunden und lässt Christoph allein mit seinem eigenen Ratschlag.
 

*****
 

Der nächste Morgen bringt nicht viel Neues, so scheint es ihm. Seine Probleme sind noch dieselben wie gestern, und eine Lösung ist genauso weit weg, aber trotzdem hat er das Gefühl, als wäre etwas anders als vorher. Was es ist, kann er nicht sagen, nur, dass da etwas in ihm ist, was da gestern noch nicht war. Immer wieder finden seine Hände das Handy in seiner Tasche, nur, sobald er es dann festhält, die Finger schon über den Tasten, verlässt ihn wieder der Mut. Warum er sich nicht traut, weiß er auch nicht, schließlich ist es ja nicht so, als ob seine Unsicherheit in jeder Silbe mitschwingen würde, zumindest hofft er das. Außerdem ist Per sein bester Freund in Bremen, und eigentlich ist er sich sicher, dass Per ihn verstehen und ihm helfen wird. Allerdings macht sich immer dann, wenn er die Nummer schon fast eingegeben hat, der Gedanke in ihm breit, er könnte doch irgendwas Falsches sagen, und lässt ihn sein Handy wieder einstecken. Zum fünften Mal mittlerweile, und frustriert lässt er den Kopf in die Hände sinken.
 

Er sitzt in der Lobby, das erste Training ist vorbei, und bis zum Mittag haben sie Zeit für sich bekommen. Wäre er jetzt zuhause, würde er wohl Musik anmachen und so laut aufdrehen, dass seine Nachbarn nach höchstens fünf Minuten Sturm schellen würden. Seine Gedanken allerdings würden in den lauten Klängen untergehen. So bleibt ihm nichts als immer und immer wieder denselben Gedanken nachzuhängen. Er schließt die Augen und geht nochmal alles durch. Die Angebote aus dem Ausland würden ihn schon locken. Valencia, Arsenal, Tottenham, Celtic. Dazu das von den Bayern, das für ihn zwar nicht in Frage kommt, schließlich weiß er, was mit Marcell passiert ist. Und ihm ist auch klar, dass er wohl kaum an Lucio und Philipp vorbei kommen wird, aber schmeicheln tut es ihm trotzdem.
 

Und Werder. Der neue Vertrag wäre eine Verbesserung gegenüber dem alten. Wohl fühlt er sich auch, hat sich fast sofort heimisch gefühlt, in der Stadt und in der Mannschaft. Was für ihn für eine Verlängerung eigentlich schon reichen würde. Nur, die Stimme die ihm immer wieder sagt, dass das wohl seine letzte Chance auf einen Wechsel ins Ausland sein könnte, die kann er auch nicht ignorieren. Dazu noch die Tatsache, dass er mit noch niemandem wirklich geredet hat. René ist zu weit weg, genau wie Marco, und insgeheim hat der auch genug mit der Situation in Nürnberg zutun. Und den anderen aus der Mannschaft steht er nicht nah genug um über sowas zu reden. Sicher geht man mal zusammen ein Bier trinken oder trifft sich abends, aber wirklich Wichtiges wird nie besprochen. Außerdem hat er Angst, dass zuviel an die Öffentlichkeit kommt. Natürlich ist ihm bewusst, dass so oder so alle wissen, dass er mit Werder verhandelt, und die Spekulationen um andere Vereine und vermeintlich schon unterschriebene Vorverträge kann er schon vor sich sehen, aber das Theater, das Torsten und Miro damals verursacht haben, das will er nicht nochmal erleben. Weder ihm selbst, noch der Mannschaft will er das zumuten. Damals hat es sie die Meisterschaft gekostet, und diesmal will er die nicht schon so früh verspielen. Dass seine Leistungen schon unter der Situation leiden ignoriert er. Wenn er wenigstens mit Per darüber reden könnte...
 

Wieder holt er das Handy aus der Hosentasche, tippt die Nummer fast blind, zögert. Kommt sich selbst ein bisschen lächerlich dabei vor. Es reißt ihm ja keiner den Kopf ab, und schon gar nicht Per. Der denkt ja insgeheim auch an Arsenal, Chelsea und ManU. Weiß jeder. Ist auch kein Problem. Trotzdem kann er sich nicht so recht überwinden. Hat die irrationale Angst, allein der ausgesprochene Gedanke an einen Wechsel könnte ihn ihre Freundschaft kosten. Der Preis scheint ihm einfach zu hoch. Nur an Pers enttäuschtes Gesicht zu denken, Du denkst wirklich daran zu gehen?, und sein Magen zieht sich zusammen, dass es schmerzt. Noch mehr, als er sich vorstellt, ihn endgültig zu verlieren. Nie mehr mit ihm einen dieser saudämlichen Horrorfilme anzusehen, nur um nach 10 Minuten lachend auf der Couch zu liegen. Nie mehr ein Hotelzimmer zu teilen und ihn mit seinem fürchterlichen Hang zum Chaos in den Wahnsinn zu treiben. Nie mehr mit ihm über irgendeinen Unsinn zu streiten und sich danach solange anzuschweigen, bis es ihm Leid tut und er ihm eine Tafel seiner Lieblingsschokolade in die Trainingstasche schmuggelt. Wie er die Albereien beim Training vermissen würde, oder die Nachmittage während der Länderspielreisen, wenn sie Poldi und Schweini Konkurrenz machen könnten mit ihren flachen Witzen. Aber auch ihre ernsten Gespräche, über alles und irgendwie auch nichts zu reden und sich danach auch ohne Lösung besser zu fühlen. Einfach jemanden zu haben mit dem man durch dick und dünn geht. Der wirklich immer da ist.
 

Dann kommt wieder das schlechte Gewissen. Christophs braune Augen vor seinen, Ich hab schon alles verloren, Clemens, jetzt mach’ du nich‘ denselben Fehler, ein gebrochener Mann. Zwei Leben, eine Geschichte. Denn eigentlich, muss er sich eingestehen, eigentlich macht er gerade denselben Fehler. Beschwört seine Ängste herauf, indem er versucht, sie zu umgehen. Macht den größten Fehler aus der Furcht heraus, einen Fehler zu machen. Will er das wirklich? Will er wirklich denselben Fehler machen wie Christoph? Auch ein gebrochener Mann sein, mit der Gewissheit, den eigenen Zweifeln mehr vertraut zu haben als seinem Herz?
 

Ehe es ihm überhaupt wirklich bewusst ist, steht er auch schon, die Nummer gewählt, das ewig gleiche Geräusch einer freien Leitung im Ohr. Und noch während er die Lobby in Richtung der Gartenanlage verlässt zaubert im ein leises Knacken, dann eine vertraute Stimme, Hey, Clemens. Was gibt’s?, ein kleines Lächeln ins Gesicht.
 

„Hast du Zeit? Ich brauch‘ wen zum Reden...“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Konnichi
2009-08-06T19:39:59+00:00 06.08.2009 21:39
Wow ...
Wow.
Ich hab selten sowas Emotionales und Fesselndes und Tolles gelesen.
Du hast einen wunderschönen Schreibstil und man kann die Personen und die Situation in der sie sich befinden praktisch vor sich sehen, während man das liest. Also, echt. Ich kam mir vor als würd ich mit ihnen da auf dem Balkon sitzen ^^ Und die Gedankengänge sind voll und ganz nachvollziehbar.
Hm. Würd gern was Konstruktiveres schreiben aber ich bin grad voll *wusch* oder so.

LG, K.



Zurück