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Orangenblüten

Zemyx
von

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8. Kapitel - Orangenblüten fallen

Die Dunkelheit um ihn herum war vollkommen. Er hatte eine Decke vor die Tür gelegt, eine weitere unter das Fenster, sodass nicht mal mehr der kleinste Lichtstrahl eindringen konnte. Den leuchtenden Radiowecker hatte er zerbrochen. Selbst er konnte jetzt nichts mehr sehen. Er saß in der Sicherheit der Dunkelheit auf dem Boden gegen die Wand gelehnt und starrte ins nichts und versuchte, wieder zur Ruhe zu kommen. Er war immer noch viel zu aufgewühlt.

Es war passiert. Jemand hatte es gesehen! Demyx hatte es gesehen! Zexion drückte seine Stirn in seine Handfläche. Diese Seite an ihm, die er immer versucht hatte zu verbergen. Er hatte alle Türen zu diesem Wesen verschlossen und es ausgesperrt, so viele Jahre lang erfolgreich, sogar vor sich selbst. Und jetzt kam Demyx und riss die Türen auf und warf einen Blick auf das, was niemand sehen durfte. Dieses schwache, zerbrochene, lächerliche Ding, das Zexions Seele geworden war. Zexion musste unwillkürlich Lachen, obwohl er immer noch die Tränen auf seinen Wangen fühlen konnte. Verdammt, wie erbärmlich er doch war!

Zexion war froh, dass sein Vater nicht zu Hause war. Wäre er da gewesen hätte er eine recht seltsame Vorstellung zu hören bekommen. Wann kam es schon vor, dass sich sein Sohn in seinem Zimmer die Seele aus dem Leib schrie, aus purer Verzweiflung, weil er so eine armselige Kreatur war?! Zexion lachte wieder. Warum lebte er überhaupt? Diese Frage hatte er sich schon oft gestellt, aber nie kam sie ihm so berechtigt vor wie jetzt. Womit hatte jemand, der so entsetzlich schwach war, es verdient, zu Leben? Oder war das Leben die gerechte Strafe für seine Schwäche? Wenn ja war es eine gute Strafe.

Zexion blickte hoch zur Decke, hinauf in die perfekte Dunkelheit. Er hatte es geschafft, die Tür zu seiner Seele wieder zu schließen, das unvermeidliche noch eine Weile hinauszuzögern. Aber er wusste, dass die Tür jederzeit wieder aufgehen konnte und dass er endgültig zerbrechen würde. Sein Panzer hatte Risse bekommen, der Schutz würde verschwinden und seine verstümmelte Seele würde endgültig untergehen.

Er lachte noch einmal. Demyx hatte seine Seele gesehen. Vielleicht war es zu kurz gewesen, als dass er es verstanden hätte, aber es war auf jeden Fall genug für ihn, um zu erfassen, wie erbärmlich und verachtenswürdig Zexion war. Warum nur? Wäre Demyx nicht gewesen, hätte Zexion in Ruhe sein Dasein weiterfristen können, seine dumme, kleine Seele immer schön vor der Welt verbergen können und ein normales Leben führen können, allein, wie er es immer gewesen war. Aber Demyx war anders als alle Anderen, er hatte es geschafft, sich ihm trotz seines Panzers zu nähern. Zexion hatte es nicht geschafft, ihn auszusperren. Wie armselig.

In wenigen Stunden würde er Demyx wieder sehen, wahrscheinlich zum letzten Mal. Hoffentlich würde er so lange aushalten können, dass Demyx den großen Knall nicht mitbekam, wenn er in tausend Teile zersprang und das ganze Ausmaß seiner Schwäche offenbart wurde.

Morgen um diese Zeit würde der Fluch endlich vorbei sein. Er würde nicht mehr leben.
 

Demyx saß neben Zexion am Tisch und klebte das letzte Stück Papier auf ihr Plakat. Jetzt waren sie fertig, fast einen ganzen Tag vor dem Abgabetermin, es hatte noch nicht einmal zur Mittagspause geklingelt. Jetzt packten sie die Materialien zum letzten Mal weg und falteten das Plakat zusammen, um es besser transportieren zu können. Während der gesamten Aktion war Zexions Blick auf den Tisch gerichtet, als wolle er ihn zum schweben bringen. Es machte Demyx wahnsinnig!

Seit sie sich heute morgen vor der Schule getroffen hatten, hatte Zexion kein einziges Wort gesagt, Demyx nicht einmal auch nur angesehen! Er hatte es geschafft, stundenlang nicht hochzuschauen und Demyx Worte so perfekt zu ignorieren, als sei dieser gar nicht da. Demyx spürte heiße Wut in sich hochkochen, die er nur mühsam unterdrückte. Dieser Junge würde ihn noch in die Klapsmühle bringen! Wie konnte man nur so verdammt stur sein?!

Demyx hatte ein paar Mal versucht, über das zu reden, was am Abend zuvor passiert war. Ein leichtes Zusammenzucken und noch konzentrierteres Tisch-Hypnotisieren waren die einzige Reaktion gewesen. Wie schaffte er es nur, sich so lange so zu verhalten, als sei er taub?!

Demyx verstand Zexion einfach nicht. Was hatte er ihm denn getan, dass er ihn so permanent abwies? Was hatte er bloß gegen ihn? Demyx fühlte sich tief verletzt, es tat wirklich fast weh. Warum war es so viel zu viel verlangt, Zexion nur nahe kommen zu wollen? Was machte er nur falsch? Warum hasste Zexion ihn nur so sehr?

Niedergeschlagen vor sich hin starrend saß er auf seinem Stuhl und beobachtete Zexion aus den Augenwinkeln. Er stand am Fenster und sah hinaus, schien jedoch nicht wirklich etwas zu sehen. Seine Arme waren wieder um seinen Körper geschlungen, als müsste er sich vor irgendetwas abschirmen.

Das Gefühl, ihn beschützen zu müssen, wurde übermächtig. Demyx stand auf, ging zu ihm hin und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

Die Reaktion hätte eindeutiger nicht sein können. Zexion zuckte zusammen, sog scharf die Luft ein, drehte sich um und entfernte sich schnell rückwärts ein paar Schritte von Demyx. Dabei hatte er ihn nicht ein einziges Mal angesehen!

Das war der Moment, in dem Demyx explodierte.

“Du verdammter Idiot!” Er machte wütend einen Schritt auf Zexion zu, der weiter zurückwich. “Du dummer, verdammter Idiot!” Mit jedem Schritt den Demyx machte, wich Zexion weiter zurück, bis er irgendwann mit dem Rücken an der Wand stand. “Was fällt dir eigentlich ein, so auf den Gefühlen anderer Leute rumzutrampeln?! Hast du kein Herz?! Kannst du nicht reden?!” Er stand jetzt direkt vor Zexion, der verzweifelt versuchte, ein wenig Abstand zu gewinnen, indem er seine Hände abwehrend hob, ohne Erfolg. Demyx konnte ihn durch den Tränenschleier nicht mal richtig erkennen. “Kannst du mich nicht wenigstens ansehen?! Du ignorierst mich, als ob ich ein verfluchter Stein wäre! Ich halt das nicht mehr aus!” Und er schlug Zexion mit voller Kraft mitten ins Gesicht.

Einen Sekundenbruchteil lang weiteten sich Demyx’ Augen geschockt. Was hatte er da gerade getan?! Dann drehte er sich um und rannte weg.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  PhantomOphelia
2009-10-20T15:25:27+00:00 20.10.2009 17:25
Ich weiß nicht... was ich schreiben soll...
ich freu mich, dass es weitergeht, aber irgendwie...
fehlen mir die Worte!
Ich will weiterlesen... gaaanz schnell ^^


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