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Orangenblüten

Zemyx
von

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Prolog

Komplette Finsternis hüllte den Raum ein wie ein dunkler Vorhang. Kein Lichtschein fiel unter der Tür hindurch in den Flur, die Fenster waren geschlossen, die Jalousien heruntergelassen. Die einzige Lichtquelle war ein kleiner Radiowecker, der beharrlich mit seinen neongrünen Ziffern die Uhrzeit verkündete: 3:21 Uhr nachts. Ab und zu hörte man draußen ein Auto vorbeifahren oder die Bäume, die sich im Wind bewegten, die Vögel würden erst viel später erwachen und mit ihrem Konzert die Stadt zu neuem Leben erwecken. Aber momentan war es noch Nacht, eine tote Zeit, gefühllos und abweisend aber gleichzeitig auch entspannend ruhig. Sie machte alles gleich, die Häuser, die Bäume, die Menschen, hüllte alles gleichermaßen in eine Stille, die der des Todes wohl näher kam als jede andere.

Niemand würde vermuten, dass sich in diesem Moment eine einzelne Person von der Masse abhob, nicht vom Nebel der Nacht verschluckt wurde, ein einzelnes geöffnetes Augenpaar unter den tausend schlafenden einer Großstadt.

Dunkelblaue Augen, im schwachen Licht schwarz erscheinend, wanderten ruhig durch den vertrauten Raum, trotz der schlechten Lichtverhältnisse erstaunlich klar sehend. Sie streiften zuerst die Bettdecke, dann den Stuhl, auf dem ein unförmiger Haufen kaum als die Kleider vom Vortag auszumachen war, dann den Tisch mit haufenweise weißen Blättern, die sich kontrastreich von dem grauschwarz des Raumes abhoben. Seine Augen waren an Dunkelheit gewöhnt, er saß oft nächtelang im Dunkeln ohne eine einzige Lichtquelle und so hatten er sich der Finsternis angepasst und gelernt, mit ihr zu leben. Er wusste genau, dass er später einmal Probleme mit seinen Augen bekommen würde, aber momentan war ihm das relativ gleichgültig. Es zählte nur, die Stunden bis zum Morgen herumzukriegen, in denen er nicht schlief, und das waren viele. Es war nicht seine Schuld, er war hoffnungslos schlafgestört. Aber er spürte den Schlafmangel auch nicht, er wurde nie müde. Kein Wunder, dass ihn die Anderen langsam für einen Außerirdischen hielten, er schlief nicht, aß so gut wie nichts… also normal war das wirklich nicht!

Langsam stand er aus dem Bett auf, vorsichtig, um bloß keinen Lärm zu machen. Sollte sein Vater ihn hören würde er seine Glühbirne weitere drei Wochen weggenommen bekommen und im Dunkeln sitzen müssen und das war gerade jetzt, wo die Tage langsam aber sicher immer kürzer wurden, nicht sehr angenehm. Er seufzte lautlos. Die Bestrafung mit dem Licht war -direkt nach den Schlägen- die Lieblingsbestrafung seines Vaters. Sie war ihm in den Sinn gekommen, als er bemerkt hatte, dass Stubenarrest ihm kaum etwas ausmachte, er verbrachte die Zeit sowieso lieber drinnen. Und sein Vater benutzte sie immer öfter, praktisch jedes Mal wenn ihm etwas an seinem Sohn nicht gefiel -und das war ständig-, und er Angst hatte, die blauen Flecke und Narben würden in der Schule auffallen. Denn das war die größte Angst seines Vaters: es könne bekannt werden, wie er seinen verhassten Sohn behandelte und er würde als Verbrecher abgestempelt werden.

Ja, sein Vater hasste ihn wirklich, dessen war sich Zexion durchaus bewusst, er bekam das schließlich jeden Tag mindestens dreimal zu hören. Aber dumm war sein Vater nicht. Er quälte ihn, misshandelte ihn, aber immer nur so sehr, dass niemand es mitbekam. Er erlaubte ihm nichts, außer den Dingen, die mit der Schule zu tun hatten um seinen Notendurchschnitt aufrecht zu erhalten, damit ja niemand etwas merkte. Und das funktionierte. Schon seit siebzehn Jahren.

Geräuschlos ging er durch den Raum, ohne zu zögern -er stolperte längst nicht mehr im Dunkeln- auf das große Bücherregal zu, das Heiligtum seines Zimmers. Das Lesen war seine absolute Lieblingsbeschäftigung, nicht allein, weil es die einzige Beschäftigung war die sein Vater ihm erlaubte. Er liebte es, in andere Welten einzutauchen, die heller waren als seine eigene oder auch dunkler, je nachdem, in welcher Stimmung er gerade war. Hauptsache er konnte seiner eigenen Realität für einige Stunden entfliehen. Hätte er diese Beschäftigung nicht, wäre er bestimmt längst an seiner Situation verzweifelt. So aber schien es ihm, als ob die Bücher ihm Mut machen wollten, ihn unterstützten. Sie hatten ihn gelehrt, mit der perfekten Rationalität und Logik, die die Buchstaben verkörperten, zu denken und zu handeln, sie auf das tägliche Leben zu übertragen. So überstand er auch den Schulalltag, den er fast ebenso sehr hasste wie sein sogenanntes “Zuhause” oder seine Familie.

Fast zärtlich strich Zexion über den Rücken eines schon viel zu oft gelesenen Buches und zog es vorsichtig heraus. Ohne ein Geräusch zu machen setzte er sich auf den Boden und begann zu lesen. Die Buchstaben vertrieben -wie so oft- die Schatten der Nacht, so lange, bis vor den Fenstern die Vögel ihr Konzert begannen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  RoXXasSoRa
2009-08-01T08:37:30+00:00 01.08.2009 10:37
Ui, ich hab grad die FF gefunden, und finde sie klasse! Total supi :D
Zex' Vater ist voll das Arschloch... Ich mag ihn nicht :(
Aber wer tut das schon ^^

Na ja, wie schon gesagt ich finde die FF toll! Schreib BITTE schnell weiter! *Keks geb* =D
Von:  Naib
2009-07-30T19:08:56+00:00 30.07.2009 21:08
ich hab sie schon gelesen[wären du meine mangas sortiert hastXD] und ich liebe liebe liebe sie, das weißt du ja!
*plüüüüüüüsch*
nochmal viiiiiiiiiiiielen dank!!!
Die ff ist so so so so so so so so so so so so so so so so so so so so so so so so so so so so so so so so so so so so so toll!!!
Und die Charas sind so toll dargestellt!!!
Und...ALLES!!!
Ich liebe es!
Vielen dank*plüsch*
liebe!
...
p.s. ich will meine fortsetzung und ...Zekus Vater, nein nein!!!


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