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Key Hiruma

Des Teufels Schwester
von

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Familienangelegenheiten

Kap. 1: Familienangelegenheit
 

Wirklich glauben konnte Jack seine gesamte Situation noch nicht. Key war seine beste Freundin, und dabei hatte er früher immer die Jungs ausgelacht, die nur mit Mädchen abhingen. Allerdings wäre es wohl falsch Key als richtiges Mädchen zu bezeichnen. Sie hatte etwas, zugegeben teilweise Vorteilhaftes, Brutales und Einschüchterndes in ihre Art. Sie wusste genau wie man Menschen nur mit einpaar knappen ruhigen Sätzen zum Ausrasten brachte, war grundsätzlich in jeder Situation überlegen und überaus intelligent. Und was zu allem Übel noch dazu kam war, dass sie ungefähr dreimal so viel Ausdauer wie er hatte. Jack konnte es sich nicht erklären, aber neben diesem Mädchen fühlte er sich wie ihr Bediensteter. Was das ganze nicht wirklich besser machte, war die Tatsache, dass sie ihn gelegentlich mit „Sklave“ ansprach und mit Pfiffen hinter sich her kommandierte. Aber eigentlich – auf jeden Fall redete sich Jack das ständig ein – war sie eine sehr liebenswerte und auch freundliche Person. Außerdem musste man an der gesamten Schule keine Angst haben, wenn man mit ihr befreundet war, selbst die Lehrer und die älteren Schüler schienen sich nicht mit ihr anlegen zu wollen. Key nannte es mit einem teuflischen Grinsen „Respekt“, das war nicht genau das Wort, welches Jack dafür einfiel. Immer wenn Key es so nannte, flüsterte er leise nur zu sich selbst seine Definition, „Angst“.

In den paar Wochen, in denen er an der Schule nun war, hatte er langsam immer mehr das Gefühl, dass er die einzige Person war, deren Meinung Key etwas bedeutete, auf jeden Fall an dieser Schule. Wenn er etwas sagte grinste sie zwar, machte sich darüber lustig und nickte es dann mit überlegendem und leicht mitleidigem Lächeln ab, aber sie hörte ihm zu und mittlerweile wusste er dass das bei Key selten war. Sie war definitiv ein schwieriger Mensch, aber ohne einen genauen Grund zu kennen, mochte Jack sie wirklich gerne. Und in den wenigen Wochen lernte er sich besser kennen. Sie war viel im Stress, dass lag am meisten an dem Football Team und ihrem Bruder. Sie stand morgens auf und machte sich fertig, dann ging sie aus dem Haus und hetzte zur Schule zu Frühtraining. Danach beeilte sie sich wieder nach Hause zu kommen, um ihren Bruder zu wecken, ihm Frühstück zu machen und nach dem er fertig war ihn zur Schule zu bringen, da diese aber leider ein ganzes Stück von ihrer Schule entfernt war, musste sie wenn sie ihn dort abgesetzt hatte zur Schule rennen; sie kam eigentlich immer in der letzten Sekunde zur Tür rein. An drei Nachmittagen trainierte das Football Team am Nachmittag, was Key an den anderen Nachmittagen machte wusste Jack nicht. Er hatte sie nicht gefragt, obwohl er darauf beharrte, dass er noch keine Zeit hatte und nicht dass ihm der Mut fehlte.
 

Heute war ein sonniger Tag, und an diesem Nachmittag hatte das Team kein Training, also sammelte Jack all seinen Mut zusammen und fragte Key das, was ihn am Klügsten in dieser Situation vorkam. „Ich will deinen Bruder kennen lernen.“ Als er das ausgesprochen hatte, lachte sie plötzlich los. Verwirrt sah er ihr dabei zu, und bemerkte, dass ein fröhliches ausgelassenes Lachen ihr irgendwie nicht stand und sehr beängstigend war. „Was ist daran so lustig?“

„Der ist echt gut! Der beste Witz meines Lebens!“, brachte sie unter ihre Belustigung hervor.

Jack fühlte sich beinahe gekränkt, das war weder ein Scherz gewesen, noch war es nicht sein Ernst gewesen; er wollte ihren Bruder wirklich kennen lernen!

„Ist das wahr?“, fragte sie ihn ungläubig, als sie bemerkte, dass er auf ihrer Reaktion nur gekränkt guckt. „Warum solltest du meinen Bruder kennen lernen wollen? Seine eigene Grundschulklasse will ihn nicht kennen!“

Jack sah sie ernst an, während sie sich auch langsam wieder einkriegte. „Ich möchte den Jungen kennen lernen, der dir anscheinend so viel bedeutet, dass du alles für ihn tun würdest. Und sag nicht, dass das nicht stimmt, ich höre dir dann das es so ist!“ Eindringlich sah er sie an. Da entdeckte er eine ganz andere Seite von ihr, eine Seite, die er an ihr nie vermutet hatte, eine Verletzliche. Sie wich seinem Blick aus. „Es ist alles ein bisschen schwieriger in meiner Familie…“, flüsterte sie kraftlos.

„Du tust alles dir mögliche für ihn! Warum kann dein Vater oder deine Mutter ihn nie einmal von der Grundschule abholen, warum muss er immer auf dich warten?“, fragte Jack weiter. Bei den Worten „Vater“ und „Mutter“ zuckte Key jedes Mal zusammen. Besorgt sah er sie an, so kannte er sie nicht, sie sah beinahe hilflos aus. Das hatte er definitiv nicht gewollte, allerdings hatte er auch nie geglaubt, dass so etwas möglich war. Dieses Mädchen, das für ihn die stärkste Person war, der er jemals begegnet war, zitterte am ganzen Körper und sah auf einmal so zerbrechlich aus.

„Jack…Wir haben keine Eltern mehr…“, sie sah ihn immer noch nicht an. Er verspürte den Drang sie zu umarmen und sie zu trösten, doch er konnte kaum länger als 30 Sekunden über dieses merkwürdige Gefühl nachdenken, da hob sie den Kopf und sah ihn mit einer erschreckenden Kälte im Blick an. „Willst du ihn wirklich kennen lernen? Dann verrate ich dir vorher wie viel er mir genau bedeutet: Er ist der einzige Grund, warum ich noch nicht aufgegeben habe! Mein ganzes Leben, war er das einzige, was mich am Leben hielt, als unsere Eltern noch lebten, so wie nachdem sie gestorben sind.“

Erschocken sah er sie an. „E-es tut mir leid…das wusste ich nicht…“, flüsterte er bedrückt, und war wegen seiner Frage wütend auf sich selbst.

„macht nichts, das konntest du auch nicht wissen, aber unsere Familie ist…schwierig. Ich kümmere mich alleine um Yoichi. Deshalb arbeite ich nachmittags auch meist, mehr allerdings am Wochenende“, meinte sie und ging vor. Er folgte ihr schweigend.

„Wenn ich dir irgendwie helfen kann…“, setze er an, doch sie lachte.

„Ich habe es die letzten 1 ½ Jahre geschafft, es ist in Ordnung“, winkte sie lächelnd ab.

„Sie sind also noch nicht lange tot…“, dachte er sich und verfluchte seine Neugier.

Key blickte ihn von der Seite an. Er konnte nichts dafür, dass sie eben so ausgerastet war, aber die Erinnerung konnte sie nicht kontrollieren, egal wie sehr sie sich dafür hasste. „Wenn du wüsstest…“, dachte sie und sah den Jungen an, dessen Emotionen man ihm am Gesicht ablesen konnte. „Es ist wirklich alles gut“, sagte sie noch einmal.

„Was ist mit deinem Bruder?“, fragte er und dachte daran, wie schwer er es verkraft hatte, dass seine Eltern nie mehr zurückkamen. Yoichi war nur ein knappes Jahr älter als er damals, er konnte verstehen, was das für ein Schmerz war, den er spüren musste.

„Es geht ihm gut…Wir haben lange darüber gesprochen. Er ist nicht so traurig wie du ihn dir wahrscheinlich vorstellst“, sagte sie knapp.

„Aber…“, er fand keine Worte, doch er verstand das nicht. „Nicht so traurig, wie du ihn dir wahrscheinlich vorstellst“, hallte es in seinem Kopf wieder. Wieso sollte es so sein? Er konnte das alles doch wohl gut nachvollziehen, oder war noch etwas vorgefallen? Er fragte nicht, es waren schon zu viele unangenehme Fragen für diesen Tag gewesen.

„So wir sind da“, sagte sie lächelnd und betrat das Schulgelände, der kleinen Grundschule.

„Key?“, ihm brannte doch noch etwas auf dem Herzen.

„Meine Schulgebühren sind vollständig bezahlt!“, sagte sie in ruhigem Ton.

„Woher?“, verwirrt starrte er sie an.

„Ich konnte es mir denken, immerhin ist es keine günstige Schule, die wir besuchen.“

Da war es wieder, diese Provokation, mit gezielten Betonungen und einer überlegenen Haltung, und vor etwa sechs bis sieben Minuten hatte er tatsächlich überlegt, ob er sie trösten sollte, sie! Er hatte keinen Zweifel daran, dass dieses Mädchen, vielleicht sollte er besser Frau denken, alles im Griff hatte. Sie war zu bewundern, jetzt erst recht!

„Key!“, riss eine fröhliche Jungenstimme Jack aus seinen Gedanken. Er sah ein breites Grinsen auf Keys Lippen, anscheinend hatte er ziemlich dämlich ausgesehen, als er die Gedanken versucht hatte abzuschütteln. Dann drehte sie ihm den Rücken zu und er sah einen Jungen mit schwarzen abstehenden Haaren auf sie zu laufen. Lächelnd schloss Key ihn in die Arme. „Na wie war dein Tag?“, begrüßte sie ihn und strich ihm durchs Haar.

„Ganz okay …Ich hab da einen Zettel von meiner Lehrerin…“, stotterte er verlegen.

Sie seufzte. „Hast du schon wieder irgendwelche Kinder mit der Waffe bedroht? Ich hätte dir das blöde Spielzeug nicht schenken sollen. Von wem hast du nur solche Manieren?“, sie klang wie eine liebende Mutter zu ihren ungezogenen Kind.

Jack sah sie verwundert an. Hatte das Mädchen, das Jungs verprügelte, mit Waffen spielte und drohte, gerade wirklich gefragt, woher ihr Bruder so etwas hatte?

„Nein, diesmal hab’ ich aber gar nichts gemacht! Versprochen!“

„Lass uns erstmal nach Hause gehen!“, schlug Key vor und er nickte.

„Und wer ist das?“, fragte Yoichi dann und zeigte auf Jack.

Dieser wurde rot. „Ich bin Jack, ein Mitschüler deiner Schwester. Vielleicht hat sie dir ja schon mal von mir erzählt?“, fragte er dann lächelnd.

„Nein!“, sagte er knapp und sah ihn nicht einmal an.

„Diese Provokation in der Stimme muss in der Familie liegen“, dachte er wütend.

Key kicherte: „Gut, auf jeden Fall ist er ein guter Freund von mir, also Yoichi sei nicht ganz so gemein zu ihm.“

Irgendwie fühlte Jack sich so, als müsse er seine Männlichkeit verteidigen. „Also Key, als ob ein kleines Kind zu mir gemein sein könnte“, meinte er locker.

Yoichi sah ihn an. „Ich glaube sie hat dich doch mal erwähnt, bist du der Trottel der die Footballregeln als Amerikaner nicht konnte?“, fragte er grinsend.

Jack sah ihn beleidigt an. Key grinste. „Gut, dein Bruder ist gemein!“, meinte er schmollend.

„Ich hab dich gewarnt“, lachte sie.
 

Als sie bei Key am Haus ankamen, drehte sie sich Jack. „Also, es ist nicht unbedingt aufgeräumt, ich habe meine eigene Ordnung“, meinte sie und schloss auf. Noch etwas verwirrt trat Jack ein, aber er merkte sofort, was Key gemeint hatte.

„Sag mal findest du irgendetwas, was du suchst?“, fragte er verwundert und betrachtete die rumliegenden Zettel und Zeitschriften. Eigentlich hatte er geglaubt, dass sie ordentlich war, in der Schule auf jeden Fall war sie es, alle Hefter sauber und vorschriftsmäßig sortiert. Aber dieses Haus war dagegen das reinste Chaos; Bücher lagen auf den Boden, Terminkalender (Key behauptete, sie bekäme die Dinger ständig geschenkt), Stifte und was Jack sehr beunruhigte waren die Waffen. „Nur Spielzeug, bestimmt alles nur Spielzeug“, dachte er leicht hysterisch, „Sie lässt mit einem kleinen Kind keine Waffen auf dem Boden liegen, nein!“

„Du solltest an deiner Mimik arbeiten“, grinste Key ihn an, „Ich kennen niemandem, dem man seine Emotionen deutlicher ansieht.“ Sie beantwortete seine gedachte Vermutung nicht, aber er wusste, dass sie es sich bei seiner Panik denken konnte, trotzdem schwieg sie. „Du wolltest mich zu Hause besuchen“, meinte sie unschuldig und ging in einen Raum, den Jack von dem was er sah als Küche bezeichnete. Unsicher folgte er ihr, auf alles, was ihn dort begegnen könnte gefasst, nur nicht auf das, was er tatsächlich fand. „Das sind ja zwei verschiedenen Welten!“, bestaunte er die aufgeräumte Küche, „Bist du hier nie drin?“

„Sind wird heute lebensmüde? Ich überhöre das jetzt einfach. Also nein, ich koche oft, aber hier ist mir Ordnung und in meinem Stress kann ich nur in einem Raum Ordnung halten!“, sagte sie und drehte sich dem Herd zu, auf dem sie schon einen Topf stehen hatte. Nach ihrer Erklärung machte sich in Jack der unbändige Wunsch breit, das Badzimmer nie betreten zu müssen. Seine Gedanken wurden unterbrochen als das Telefon klingelte. Es lag auf dem Küchentisch zwei Schritte von Key entfernt, aber die schien das Telefon vollständig zu ignorieren. Also griff ihr kleiner Bruder danach und nahm ab. Jack hielt das für nichts besonderes, wahrscheinlich war Key gerade zu beschäftigt, immerhin sah er nur ihren Rücken und nicht was sie machte.

„Hiruma?“, meldete sich Yoichi. Jack sah ihn an und beobachtete, wie dem kleinen Jungen die Gesichtszüge entglitten, plötzlich zitterte und ihm fiel das Telefon aus der Hand. Er starrte ins Leere, als würde er einen Geist vor sich sehen. Key drehte sich ruckartig um und sah ihren Bruder besorgt an.

„Geht es dir gut?“, fragte Jack ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter, Yoichi zuckte sofort zusammen. „Ganz ruhig“, sagte er und Key kniete sich direkt in sein Blickfeld. Sanft strich sie ihm durchs Haar. Das Telefon am Boden, aus dem man Geschrei vom anderen Ende hören konnte, wurde ignoriert. Langsam löste sich die Spannung aus dem Körper des Jungen und er blickte sich mit einer Mischung aus Angst und Verwirrung um. „Alles gut?“, fragte Key ihn, er nickte. Sie warf dem Telefon einen bösen Blick zu und hob es dann auf. Seufzend richtete sie sich auf. „Ja?“, fragte sie eiskalt. Einige Zeit lang hörte sie ihrem Gesprächsteilnehmer zu, dann so schien es unterbrach sie ihn. „Das reicht jetzt! Es ist aus, das habe ich Ihnen gesagt!“, sagte sie tonlos, ein paar Sekunden war sie still, dann sprach sie mit leichtem Zorn in der Stimme. „Seinen Sie still und nennen Sie mich nie wieder so! Das bin ich nicht mehr! Ich warne Sie, wagen Sie es nicht noch einmal hier anzurufen!“ Dann legte sie auf und warf das Telefon wütend in die Ecke. Nach einem tiefen Durchatmen beugte sie sich zu ihrem Bruder herunter. „Yoichi, tu mir einen Gefallen und geh nicht mehr ans Telefon, okay?“, sagte sie sanft. Er nickte, nun wieder ganz normal. „Gut, geh’ noch einwenig in dein Zimmer, ich rufe dich zum Essen“, meinte sie und richtete sich erneut auf. Er nickte und verschwand. Key seufzte und lehnte sich erschöpft gegen die Tischplatte. „Ich hatte gehofft, dass er die Nummer nicht so schnell raus findet, oder sein Gewissen wenigsten so kalt ist, dass er hier nie anrufen will“, murmelte sie vor sich hin und ballte die Hände zu Fäusten.

„Wer war das?“, fragte Jack verunsichert.

„Dad“, die Antwort war einsilbig und so knapp, wie sie nur sein konnte.

„Aber ich dachte-“, setzte er verwirrt an.

„Lass uns nicht mehr darüber reden“, meinte sie kalt und drehte ihm den Rücken zu.

„Du hast ihn gesiezt. Deinen eigenen Vater. Was ist passiert?“, fragte er sie. Es war keine Neugier, das spürte er, Neugier fühlte sich anders an, er wollte ihr helfen.

„Er ist nicht mehr mein Vater!“, sagte sie kurz angebunden.

„Aber warum?“, fragte er weiter, „Key, ich will dir helfen!“

„Du musst mir nicht helfen! Es ist alles gut!“, wehrte sie ab.

„Das klang eben aber anders, und vorhin auch!“, behaarte er.

„Familienangelegenheit!“, meinte sie einzig.

„Ich würde es gerne wissen, aber du vertraust mir anscheinend nicht genug. Aber vielleicht tust du das irgendwann…“, murmelte er traurig.

„Jack…Es tut mir leid, aber das ist alles ein bisschen schwieriger und wir kennen uns erst seit einpaar Wochen.“

Er musste ihr Recht geben, er konnte nicht erwarten, dass sie ihm ihr ganzes Leben ausschüttete, also wechselte er das Thema. „Wie verdienst du Geld?“

„Als Babysitter und Nachhilfelehrer, willst du mitkommen?“, ihr Ton klang normal, wie er sie kennen gelernt hatte.

„Gerne. Lässt du Yoichi zu Hause?“

„Manchmal, manchmal geht er auch zu seinem Freund. Es geht leider nicht anders“, meinte sie und klang niedergeschlagen und schuldbewusst.

Er trat näher an sie heran und legte die Hand auf ihrer Schulter. „Ich glaube er hat dich sehr lieb“, sagte er und sah von der Seite ein Lächeln auf ihren Lippen. „Auch wenn er mich wohl nicht mag“, fügte er grinsend zu.

Sie lachte auf die Weise, wie sie immer lachte, auf diese spöttische, aufregende Weise.
 

„Wie heißt der Junge?“, fragte Jack als sie vor dem Haus standen.

„Sakuraba Haruto“, meinte Key lächeln, sie war wieder ganz die Alte mit der leichten Provokation in der Stimme, „Er hat noch einen Bruder, aber der ist nie zu Hause, seine Eltern scheint das allerdings nicht zu interessieren.“ Sie klopfte und eine Frau mittleren Alters öffnete die Tür.

„Ah Key, da bist du ja“, murmelte sie, drehte sich kurz um und rief ins Haus, „Sakuraba, mein Schatz, Mami geht jetzt Arbeiten, sei schön lieb!“ Als dem Haus kam eine typische Kleinenjungenstimme: „Ja, Mami!“ Und schon war die Frau verschwunden.

„Sie hat mich nicht einmal bemerkt…“, murmelte Jack. Key lachte und trat einfach ins Haus. „Sag mal, ist der Kleine so wie Yoichi?“, fragte ihr Begleiter sie ängstlich. Darauf musste sie kichern. „Nein, keine Angst, Sakuraba ist ein kleines Engelchen“, meinte sie liebevoll und steuerte zielstrebig auf ein Zimmer zu.

Bei dem Wort „Engelchen“ warfen sich in Jacks Kopf viele Fragen auf. Was Key wohl unter Engelchen verstand? Es war bestimmt nicht die Definition, den der Rest der Welt auch hatte. Als sie den Raum betraten stand da ein kleiner blonder Junge, der fröhlich lächelte. Key kam auf ihn zu beugte sich zu ihm runter. „Na, Mami muss heute wieder arbeiten?“, fragte sie mit einen liebevollen Lächeln. Jack erschrak, das war definitiv ein Gesicht von Key, das ihm Angst machte. Der Junge nickte, dann zweigte er auf Jack. „Wer ist das?“, fragte er mit seinem fröhlichen Kinderstimmchen. „Ein Freund von mir, er heißt Jack. Keine Sorge, er ist ganz lieb, und wenn nicht schimpfe ich mit ihm“, lachte sie, richtete sich auf und klopfte Jack gegen den Rücken. Dieser war völlig verwirrt, Key ähnelte sich gar nicht mehr, aber er hatte die schlimme Befürchtung, dass das eine perfekte Maske war, und er dafür später büßen müsste, dass er sie so gesehen hatte. „Jacky? Bist du noch unter uns?“, sie fuchtelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum und er hörte Sakuraba lachen. Hilflos sah Jack Key an. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte, was erwiderte man auch auf so eine Frage? Das Mädchen lachte und sah dann wieder Sakuraba an. „Was willst du denn spielen?“, meinte sie mit diesem völlig untypischen freundlichen warmen Lachen. „Football!“, jubelte der Kleine und Jack glaubte sich verhört zu haben. „Ich muss ins falsche Flugzeug gestiegen sein, ich kann nicht in Japan sein. Ich bin noch irgendwo in Amerika…“, murmelte er vor sich hin. „Also mein Nachhilfeschüler ist schlimmer“, meinte Key mit teuflischem Grinsen leise zu ihm, was ihn sofort wieder an ihr wahres Ich erinnerte…
 

„Ich habe für immer ein anderes Bild von dir“, lachte Jack, als er am Abend mit Key zusammen nach Hause ging. Er sah zu ihr und war einem Herzinfarkt nahe, als er plötzlich ihr dunkles, dreckiges Grinsen sah und realisierte, dass sie ein wunderschönes Maschinengewehr in der Hand hatte. „Ach wirklich?“, fragte sie provokant und kicherte wie eine wahnsinnige Massenmörderin. „Sagte ich etwa für immer?“, fragte er nervös, „Eigentlich meinte ich für die nächsten zehn Sekunden…Oh, die sind ja schon vorbei…“ Unsicher lachte er. Sie musste lächeln.

„Ich muss dir ein Kompliment aussprechen Jack. So lange war ich noch nie mit jemandem befreundet“, meinte sie nach einiger Zeit nachdenklich.

„Ich glaube ich habe eine Idee, woran das liegen könnte“, meinte er schmunzelnd.

„Sind wir heute lebensmüde?“, fragte sie grinsend. Er lachte. „Auf jeden Fall, wollte ich mal Danke sagen.“ Sein Lachen verstummte und er sah sie verwundert an. „Und wenn du jetzt anfängst zu heulen, dann schlag ich dich zu Brei!“, setzte sie dazu.

Er sah sie lächelnd an. „Du bist ein…besonderer Mensch, Key“, meinte er.

Sie schwieg und sah nach vorn. Er hatte darauf auch keine Antwort erwartet. „Ich würde dich gerne irgendwann noch mal begleiten, es war ein ereignisreicher Tag“, grinste er.

„Du kennst viele verschiedene positive Vokabeln für ‚verrück’“, meinte sie lächelnd, „Aber meinetwegen kannst du immer mitkommen, am Wochenende, muss ich als nächstes zu meinem Nachhilfeschüler, ich bin gespannt, was du zu dem sagst.“ Dabei begann sie leicht auf unheimliche Weise zu kichern.

„Ist er so schlimm oder dumm?“, wunderte sich Jack.

„Nein, aber sein Vater!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2009-07-31T19:08:56+00:00 31.07.2009 21:08
du kannst so toll schreiben^^ ich weiß gar nicht was ich hier alles hin soll...


Von:  Purrgatory
2009-07-08T17:55:18+00:00 08.07.2009 19:55
klein hiruma ist soo süß!
wieder ein sehr gelungenes kapi!
hdgdl SInje
Von:  Kureimeiji
2009-07-07T16:52:17+00:00 07.07.2009 18:52
Ach ja und: "Respekt...immer wenn Key es so nannte bekam Jack es mit der Angst zu tun" Ich lese diesen Satz und lache mich noch minuten später schlapp darüber XD

MEHR!!!!
Von:  Kureimeiji
2009-07-07T16:48:04+00:00 07.07.2009 18:48
Ich liebe es^^ "Yoichi hast du wieder Mitschüler bedroht?" zu lustig^^ Armer Jack XD wo ist er da bloß rein geraten?^^

Luv ya Riro-chan


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