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Immer wieder, noch einmal.

[TAITO & JOMATO]
von

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Der Junge und die Rosen

Nach zwei Jahren des Zusammenlebens gewöhnte man sich an so ziemlich alles. Man brauchte kein Chamäleon zu sein, um sich gut anpassen zu können! Der Mensch war von Natur aus ein Gewöhnungstier und passte sich an die aktuellen Umstände, je nach Belieben, an oder eben nicht. So einfach war das.

Yamato hatte sich im Laufe der letzten zwei Jahre angepasst! Oder sollte man eher sagen: Er hatte gelernt Jõs nervtötenden Wecker zu ignorieren. So lebten sie zusammen, ein Arzt mit Frühschichten und ein angehender Autor, der sich seine Arbeitszeiten selber einteilen konnte. Sie lebten gut miteinander.
 

„Viel Spaß.“, hörte sich Yamato leise in die Kissen nuscheln, als Jõ ihm einen Kuss auf den

blonden Schopf drückte und sich anschließend entfernte. Irgendwann am Anfang ihres Zusammenlebens war Yamato regelmäßig vom nervigen Piepton des Weckers aufgewacht und hatte kein Auge mehr schließen können, aber inzwischen schlief er entweder einfach weiter oder wenn es ihn eben doch einmal aus dem Schlaf riss, verabschiedete er seinen Partner eben noch kurz, ehe er sich einfach auf die andere Seite rollte und weiter schlief. Niemand konnte ihm mehr seinen heiligen Schönheitsschlaf nehmen. Absolut niemand.
 

Das hatte der junge Mann zumindest so lange geglaubt, bis ihn zwei Stunden später die

Türklingel ein weiteres mal aus seinen süßen Träumen riss und auch nach guten fünf Minuten der trotzigen Ignoranz Yamatos nicht verebben wollte.
 

„Ja, ja... Ist ja gut!“ Natürlich konnte ihn keiner hören, wie er da so muffelig vor sich hin

murmelte, während er die müden Knochen aus dem großen Doppelbett hievte und sie gen Wohnungstür manövrierte. Schließlich hatte es ja unten an der Haustür geklingelt.

Es bedurfte ihm etwas Feingefühl, um den Knopf der Gegensprechanlage direkt zu erwischen, doch sobald er ihn erwischt hatte, erklang auch schon die gesenkte und undeutliche Stimme eines Mannes.

„Einen wunderschönen guten Morgen, wünsche ich Ihnen. O-hana Lieferservice. Ich habe eine Blumenlieferung für eine Frau Ishida?“
 

Eine Blumenlieferung um acht Uhr morgens, an eine Frau Ishida? Fast automatisch löste der

blonde Mann seinen Finger von dem kleinen Knopf. Wenn dies ein schlechter Scherz war, würde definitiv irgendjemand dafür bluten müssen und da Jõ viel zu bedacht und besorgt um ihn war, würde er ihn niemals um seinen Schlaf bringen und fiel somit als Übeltäter schon einmal raus. Da blieb wohl nur noch Mimi. Die Person, die sich seine beste Busenfreundin schrie und der er durchaus einen kleinen lustigen Scherz dieser Art zutrauen würde!
 

Er war gerade dabei, auf dem Absatz kehrt zu machen und den Lieferanten einfach stehen zu

lassen, als dessen Worte sich wie von selbst noch einmal in seinem Kopf wiederholten. Eine Blumenlieferung an Frau Ishida?

Also wenn sich Mimi nicht den nächstbesten Stricher geschnappt und ihn mit dieser dummen

Anmache zu ihm geschickt hatte, dann fiel ihm beim besten Willen keine Möglichkeit ein, wie

er die Situation als Scherz verpacken konnte!

Sofort stand Yamato wieder bei der Gegensprechanlage und drückte nebenbei den zweiten

Knopf, der die Haustür, zusammen mit einem lauten Surren, öffnete. „Kommen Sie bitte hoch. Ehm... dritter Stock!“
 

Er verstand definitiv die Welt nicht mehr, als er keine fünf Minuten später einem

Blumenlieferanten, nur in seine Shorts und einen Bademantel gekleidet, einen riesigen Strauß roter Rosen abnahm und diesem dabei erklärte, dass seine Frau zum Glück noch nicht wieder von ihrer Dienstreise zurückgekehrt war und sie somit auch von ihrem Strauß Rosen

erwartet werden konnte. Wie sehr es ihn doch freute, die Überraschung doch noch

rechtzeitig eingefädelt zu haben!

Er bedankte sich überfreundlich und schloss rasch die Tür, nur um sich schließlich von Innen

gegen diese zu lehnen und auf die Rosen in seiner Hand zu starren. Wie viele es waren, konnte Yamato nicht auf einen Blick hin sagen, aber er schätze sie etwa auf 25 an der Zahl! 25 New Yorker Edelrosen, welche mit einem dicken, roten Seidenband zusammen gebunden waren und an denen eine kleine, weiße Karte baumelte.

Neugierig beäugte Yamato das kleine Kärtchen und hätte den teuren Strauß beinahe fallen gelassen, nachdem er die wenigen Worte, die in einer geschwungenen, goldenen Schrift auf der Karte prangten, ein drittes Mal durchgelesen und nun erst realisiert hatte.

2009-06-24

Für Yamato. In Liebe – seit vier Jahren.

Für immer. Jõ

Etwas in Yamatos Magen zog sich schmerzhaft zusammen, so dass er sich vorsichtshalber eine Hand auf den Mund presste, aus Angst, sich übergeben zu müssen. Ihm wurde sicherlich nicht schlecht von den liebevollen und romantischen Worten, die Jõ auf die Karte hatte schreiben lassen. Sicherlich nicht!

Viel eher versetzte ihm das ebenfalls genannte Datum einige Stiche in die Magen- und Brustregion. Himmel, er hatte doch nicht wirklich ihren Jahrestag vergessen, oder doch? War er wirklich einer dieser Männer?

Zwar hatte Yamato nie einen wirklichen Hang zur Romantik und Sinnlichkeit des Wirs entwickeln können und dies Jõ auch oft genug spüren lassen, dennoch empfand er es als Unding, den eigenen Jahrestag einfach so vergessen zu haben! Das gehörte sich nicht. So etwas sollte man einfach nicht geschehen lassen, hatte man sich erst einmal für eine feste Beziehung entschieden. Immerhin hatte ihn ja niemand dazu gezwungen, sich wirklich an Jõ zu binden und somit auch gewisse Pflichten auf sich zu nehmen. Es war seine eigene freie Entscheidung gewesen und bislang hatte er sie nie bereut. Wieso also konnte er nicht einfach sein Ich einmal hinter ihr Wir stellen?

Immer noch blickte Yamato wie in Trance auf die schönen Blüten, die einen besonders süßen Duft abzusondern schienen. Sie waren so wunderschön, rein... eben einfach perfekt! Sie waren Jõ und er? Nun vielleicht konnte er sich selbst gerade noch so mit einem abgeknickten Grashalm vergleichen, wenn ihm überhaupt ein lebender Vergleich zuteil kommen durfte!
 

Im Moment fühlte er sich zumindest eher wie ein Haufen Abschaum und das nicht einmal nur, weil er das dumme Datum ihres Jahrestags nun bereits das vierte Mal in Folge von Neuem lernte. Nein, irgendwie konnte er dieses Missgeschick ja noch auf sein löchriges Erinnerungsvermögen schieben und sich aus der Situation rausreden. Aber konnte er wirklich der Tatsache entkommen, keinen einzigen Funken des Interesses aufbringen zu können? Yamato wusste selber nicht genau wieso, aber es kümmerte ihn einfach nicht, inzwischen vier Jahre, von diversen kurzzeitigen Trennungen einmal abgesehen, mit Jõ liiert zu sein! Kein bisschen, eben genauso wenig, wie ihn die Beziehung von Angelina Jolie und Brad Pitt interessierte! Sie waren eben ein Paar, schön und gut, und weiter?

Er seufzte einmal schwer und stieß sich dabei von der weißen Wohnungstür ab.

Die Wohnungstür war wieder eine dieser edlen Gesten des Älteren gewesen, die ihn in diesem Moment besonders zu verfolgen schienen.

Yamato erinnerte sich noch an den Tag, an dem Jõ ihm die Schlüssel für eben diese Tür gegeben hatte, als wäre es gestern gewesen. Sie waren damals noch keine zwei Monate wirklich fest zusammen gewesen und dennoch hatte Jõ auf diesen Ersatzschlüssel für Yamato bestanden, damit dieser länger ausschlafen konnte, musste er selber schon früh in die Uni oder auch später zur Schicht. Von diesem Zeitpunkt an hatte Yamato noch knappe zwei Jahre gebraucht, die Beziehung zu festigen. Zwei Jahre, in denen er peu à peu in Jõs Wohnung eingezogen war, indem er immer wieder neuen Kram von sich angeschleppt hatte. Zu erst waren es nur eine Zahnbürste und sein Haarshampoo gewesen. Zweites nicht etwa, weil Jõ nicht über eines selber verfügte und ihm geliehen hätte, aber das Billigzeugs, was sich der Ältere in die Haare schmierte, hatte Yamato nur ein einziges Mal an seine geliebte Mähne kommen lassen!
 

Und eben mit dieser läppischen Begründung hatte der Umzug begonnen. Gefolgt waren den zwei Objekten einige Kleidungsstücke – damit er immer etwas zum Wechseln vor Ort hatte – anschließend dann auch sein Mac und sein Aschenbecher – um auch bei Jõ schreiben zu können, musste dieser lernen – und der Rest hatte sich dann von selber ergeben. Sie hatten nie wirklich über das ‚Wir leben zusammen‘-Gruselthema gesprochen, sondern einfach nur eine Menge Zeit miteinander verbracht. Immer mehr und mehr Zeit und irgendwann hatte Yamato seine schreckliche Einzimmerwohnung, zwischen dem Rotlichtdistrikt und dem Drogenmilieu, wo er per Du mit dem Straßenstrich vor Ort gewesen war, gekündigt und sich ummelden lassen. Seit dem hing unter dem Namen Kido auch noch der Name Ishida, eingraviert in ein goldenes Metallschildchen.
 

Das war ihr Wir, zwei verschiedene Nachnamen an einer weiß gestrichenen Haustür, durch welche ab und an rote Rosen gingen.
 

Er hatte sich inzwischen zurück in ihr Wohnzimmer bequemt und sogar die Rosen in einer geeigneten Vase untergebracht. Seiner Vase, wollte man es genauer nehmen, war er schließlich der Einzige, der Blumen erhielt und auch ab und an mal selber anschaffte, um der kargen Junggesellenwohnung mal ein wenig Farbe einzuhauchen. Für gewöhnlich genoss er den Anblick schöner Blumen in ihrer Wohnung und erfreute sich an ihm jedes Mal, wenn er an ihnen vorbei lief.

Nur dieses Mal war dem nicht so. Der Duft der Rosen schien ihn ins Bad zu verfolgen, als er eine Dusche nahm und auch ins Schlafzimmer, in welchem er sich in eine frische Hose und ein Hemd warf. Eben überall hin und ihr Bild wich nicht aus seinem Kopf. Dieses Bild, Jõs Liebe zu ihm – eben ihr Wir – und ebenso Yamatos dominantes Ich, das er einfach nicht loszuwerden schien. Niemals
 

-
 

„Ich krieg sie einfach nicht aus dem Kopf! Sie... sie verfolgen mich!“, aufgebracht schüttelte Yamato seinen Kopf und nahm einen tiefen Schluck seines Starbucks ‚Café Latte-low fat-drei Shots-Venti‘.

Er war letzten Endes einfach aus der Wohnung geflohen, um irgendwie wieder einen klaren Gedanken fassen zu können.

„Es sind nur Rosen. Wunderschöne und teure Rosen, um es genau zu sagen, Yama! Du stellst dich wirklich an.“

Manchmal war es nicht der beste Weg, die Einsamkeit zu suchen, wollte man auf andere Gedanken kommen. Bei Yamato war dies zumindest so und deswegen suchte er das genaue Gegenteil der Einsamkeit: Ein Treffen mit seiner besten Freundin Mimi, die alles konnte, nur nicht still sein!

„Ich stelle mich nicht an.“ , versuchte er sich trotzig zu verteidigen, auch wenn er wusste, dass Mimi recht hatte. Sie kannte ihn zudem noch besser, als irgendwer sonst auf diesem Planeten und egal, wie oft er sich selbst belügen konnte, bei ihr war er mit der Verleugnungstechnik noch nie sehr weit gekommen.

„Doch du stellst dich an! Sehr sogar!“ Sie wusste eben immer genau, was in seinem Kopf los war, noch ehe Yamato selber auch nur eine Vorahnung hegen konnte. „Das Problem ist nicht der Überschuss an Jõs romantischen Gesten, sondern der Mangel an deinem Verständnis für Romantik! Nein, halt! Lass mich das anders formulieren: Dein mangelndes Verständnis in Sachen Liebe, Beziehung, Treue – soll ich die Liste fortführen, oder reicht dir das?!“
 

Yamato schenkte ihr einen ‚Ach was, ehrlich?!‘-Blick und legte dabei seine Stirn leicht in Falten. Das Problem sollte sein winziges Liebesvokabular sein? Also wenn Mimi das wunderte und erst jetzt bemerkte, dann kannte sie ihn vielleicht doch nicht so gut, wie Yamato geglaubt hatte! Ein Mensch, der nie in der Lage gewesen war, eine wirkliche Beziehung wenigstens relativ anständig führen zu können, konnte selbst bei einem Jõ nicht plötzlich Verständnis für Liebe entwickeln. Das ging einfach nicht!

Yamato hatte niemals an die Liebe geglaubt, an keinen Märchenprinzen, auf einem weißen Pferd, in einer goldenen Rüstung und an eine Prinzessin schon gar nicht! Wieso erwartete man nun also von ihm, dass sich seine gesamte Lebenseinstellung veränderte?
 

„Naja, du hast es dir doch selber ausgesucht, mit Jõ etwas Ernstes anzufangen! Du hättest ihn damals auch einfach sitzen lassen können! Aber nein, der feine Herr wollte ja unbedingt seine Prinzipien über Bord werfen und das obwohl ich dich gewarnt habe! Mehrmals!“

Yamato schnaubte laut. „Ich habe keine Zeit für Prinzipien! Ob nun gegen die wahre Liebe, oder für sie! Mir egal. Mein Problem steht zu Hause auf dem neuen Glastisch!“
 

Er ignorierte Mimis gekichertes „Ihr habt jetzt einen spießigen Glastisch im Wohnzimmer? Neben der Durchreiche zur Küche und vor der Ledercouch? Direkt vor dem Flatscreen mit Teppichvorleger?“ einfach und marschierte weiter, dabei laut seinen Latte schlürfend. Was interessierte ihn jetzt gerade Jõs Geschmack bezüglich ihrer Inneneinrichtung? Dieser war gewiss ihr kleinstes Problem.

„Yama, wie ich schon sagte: Das Problem sind nicht die Rosen.“ So weit waren sie doch vor der Glastischdiskussion schon gewesen, oder hatte er da etwas verpasst? Diese ganze Unterhaltung führte doch zu nichts... Zumindest dachte Yamato dies so lange, bis Mimi mit der harten und unverblümten Wahrheit herausrückte, sie ihm einfach so vor den Latz knallte und das, obwohl sie doch genau wusste, wie er selber mit ihr umzugehen pflegte – nämlich gar nicht! Er ignorierte sie einfach.

„Jõ liebt dich abgöttisch! Er legt dir die Welt zu Füßen und du... Naja, du vergisst euren Jahrestag und vögelst fremd.“
 

Yamato war mitten im Schritt stehen geblieben und starrte Mimis perfekt gestylten Hinterkopf mit einem Blick, der irgendetwas zwischen Entsetzen und schlechtem Gewissen widerspiegelte, hinterher.

Sie lief einfach unberührt weiter, winkte nur mit einer Hand, über ihre Schulter, nach hinten zu ihm. „Darling, kommst du? Und tu nicht so erschrocken. Das ist nichts Neues.“

Natürlich war es nichts Neues, aber nicht einmal, wenn er ihr seine neusten Fehltritte beichtete, sprach er seine Taten wirklich aus, verlieh ihnen Worte und somit auch das passende Bild. Das Bild des kalten, hässlichen und ignoranten Ichs.
 

„Himmel, musst du das so sagen?“ Und wenn auch nur irgendein Besserwisser der Welt erklären wollte, Verleugnung brachte niemanden weiter, dann war das eine ganz klare Lüge! Verleugnung, Verdrängung und Ignoranz hatten noch so manche Beziehung aufrecht erhalten können! Sogar relativ glücklich, halt mit dem ganz normalen Maß an Hass und Abscheu gegenüber des Partners!

Es stimmte ja, das konnte nicht einmal ein Yamato Ishida irgendwie gerade biegen! Er hatte Jõ betrogen und das nicht nur ein oder zwei mal. Es geschah ab und an mal, wenn er alleine unterwegs war und auf den einen oder anderen netten Mann traf. Meistens handelte es sich dabei um große, starke Männer, die etwas Wildes und Unzähmbares ausstrahlten. Männer, die ihn packten und ohne das kleinste Wort oder einen Hauch von Zärtlichkeit, gegen die nächste Wand fickten.

Alleine der Gedanke, die eigene Wahl der Worte, jagte ihm einige kalte und heiße Schauer über den Rücken.

„Ja, ficken stimmt schon...“ Er holte wieder zu Mimi auf und knuffte ihr in den schlanken Oberarm, was ihm nur ein Stirnrunzeln einbrachte.

„Also wenn es nur der Sex ist, der dich langweilt“, murmelte seine beste Freundin nachdenklich. „dann sprich doch einfach mal mit Jõ! Ich wette, dass er für dich auch mal Tarzan aus dem Jungle mimen würde.“
 

Sein Jõ und Tarzan aus dem Jungle? Nein, niemals. Jõ war der Ritter auf dem Pferd, mit der goldenen Rüstung und allem drum und dran. Eben der, der seine Prinzessin nicht aus dem Schlaf reißen will und deswegen auch nur dann küsst, wenn sie schon wach ist und sie nur zärtlich zu bemannen gedenkt. Aber eigentlich war dieses zärtliche Liebesspiel ja nichts Verwerfliches und Yamato hatte sich nie beschweren können. So die Theorie.
 

„Es ist nicht nur der Sex. Und hör mir auf mit Tarzan. Wer will schon Tarzan? Affenlaute beim Sex, nicht doch.“

„Naja komm. Wir wollen jetzt nicht plötzlich so tun, als hätten wir Ansprüche, ja? Das geht wirklich zu weit. Als ob dich ein muskulöser Mann, in einem Lederlendenschurz nicht anmachen würde.“ Und auch wenn sie irgendwie leicht vom Thema abgewichen waren, so wusste Yamato doch, wie es sie noch immer beschäftigte. Vielleicht war das der Grund für das Schweigen, was nun folgte und sich noch bis zur nächsten Straßenecke hinziehen sollte.
 

Hier waren sie, zwei von 40% der Mitte-Zwanziger Tokios, die sich in einer Beziehung befanden. Mimi, die gedachte, ihren Langzeitverlobten vielleicht noch innerhalb der nächsten zehn Jahre zu ehelichen, die aber ansonsten sehr glücklich mit ihrem ganz persönlichen Wir war. Und auf der anderen Seite Yamato. Er war glücklich mit seinem perfekten Freund, sehr glücklich sogar – zumindest oberflächlich gesehen. Zwar fiel ihm nichts, aber auch gar nichts ein, was er an ihrer Beziehung bemängeln konnte und doch fand er sich viel zu oft in den Armen fremder Männer wieder. Männer, die ihm vielleicht für wenige Stunden, wenn nicht sogar weniger, ein wenig Lust und Befriedigung verschafften und dann sofort wieder aus seinem Leben wichen. Waren ein paar Stunden der Leidenschaft es wirklich wert, die perfekte Liebe aufs Spiel zu setzen? Und wenn diese Liebe so perfekt war, wieso verschwendete er dann überhaupt einen einzigen Gedanken an diese besagte Leidenschaft?

War er so glücklich mit Jõ, wie er dachte? Denn wenn er es wäre, würde er den Älteren nicht betrügen!
 

„Und ich hätte den verdammten Jahrestag nicht vergessen. Sicherlich hat Jõ schon irgendetwas für heute Abend geplant. Ohje, ich hoffe nur, dass er sich nicht extra früher frei genommen hat und jetzt zu Hause sitzt und sich wundert wo ich bin.“
 

Er spürte Mimis Hand an seinem Arm, ignorierte sie aber. Irgendwie fühlte er sich gerade nicht danach, seine Gedanken mit ihr zu teilen und hoffte einfach, sie würde ihn – wie so ziemlich immer – ohne seine Worte, einfach lesen können. – So wie Jõ es ebenso immer tat. Jõ las ihn wie ein offenes Buch, jeden Zweifel, alle Sorgen und ebenso auch Glücksempfindungen. Aber auch wenn sein Partner somit immer genau wusste, wie es in ihm drin aussah und das Yamato sich vielleicht niemals wirklich ihm gegenüber öffnen würde, so hatte Jõ niemals etwas gesagt. Er hatte sich nie beschwert, ihn nie kritisiert oder belehren wollen.
 

Als Yamato ihn das erste Mal hintergangen hatte, hatten sie das Frühstück in Schweigen zu sich genommen und die folgende Nacht am jeweiligen äußeren Rand des Bettes geschlafen, jedoch war am nächsten Tag schon wieder alles in Ordnung gewesen. Yamato hatte nicht über seinen Fehler gesprochen und Jõ hatte keine Fragen gestellt.

Inzwischen fiel sogar das Schweigen aus. Jõ würde nur lächeln, wenn Yamato am frühen Morgen oder Vormittag verkatert nach Hause kam und sich ins Bett fallen ließ, oder sich auf einen Kaffee zu ihm gesellte. Dann würde er ihn zu sich ziehen und ihm einen Kuss auf die Stirn drücken.

Sie sprachen vielleicht nicht darüber, aber sie verschwiegen es auch nicht wirklich. Yamato wusste es, Jõ wusste es und niemand von ihnen fragte nach einem Warum.
 

Vielleicht gab es einen wirklichen Grund ja auch gar nicht? Es sollten ja angeblich auch solche Menschen existieren, die eben einfach nicht monogam leben konnten und auch solche, die ein solches Verhalten einfach akzeptierten. Jõ hatte ihn nie anders kennen gelernt, war er doch früher geradezu für seine sprunghafte Art bekannt gewesen.
 

„Ich denke, ich werde dann mal wieder nach Hause gehen. Ich hab noch eine Deadline warten.“ Yamato warf den leeren Kaffeebecher in den Mülleimer, der vor der Ampel, an der Straßenecke angebracht war und drückte Mimi anschließend einen Kuss auf jeweils eine Wange. „Danke für alles, Mim. Ich rufe sicherlich spätestens morgen früh noch einmal an und erzähle dir, wie das Desaster weiterging.“
 

Sie schenkte ihm ein Grinsen und ein Nicken und kehrte ihm dann den Rücken zu, um um die Ecke zu biegen und die Straße hinab zu gehen. Wie Yamato die Menschen doch Leid taten, die wirklich zu festen Zeiten zu ihrer Arbeit mussten, auch wenn er selber zu Hause auch wieder einige Stunden mit seinem Mac verbringen musste! Die Heimarbeit war doch bestimmt noch immer angenehmer, als das Dasein einer Bekleidungsfachverkäuferin, oder nicht?

Es sei denn natürlich, man wurde die ganze Zeit von einem Strauß New Yorker Rosen angestarrt, die regelrecht ‚Betrüger‘ zu schreien schienen.

„Ich beginne wirklich Blumen zu hassen! Oder ich entwickle einfach nur einen ausgewachsenen Verfolgungswahn!“, murmelte Yamato seufzend und ließ dabei den blonden Schopf hängen.

Sollte er wirklich zum ersten Mal in seinem Leben ein leicht schlechtes Gewissen entwickeln?
 

-

Die Liebe verleitet uns manchmal dazu, sehr seltsam und schwer nachvollziehbar zu handeln. Ja, manchmal vielleicht sogar unberechenbar und dumm. Aber wie weit kann dieser Wahn der Liebe wirklich gehen? Etwa auch so weit, dass man seinem Partner ein stetiges Fremdgehen einfach so nachsieht? Kann die Liebe wirklich so weit gehen und uns jeglichen Stolz vergessen lassen?

Und wenn: Reicht diese Liebe wirklich zum Leben aus?
 

Wenn man sich selber doch über seinen Partner so sehr vergisst und keinerlei Ansprüche an ihn stellt, kann man vielleicht nicht mehr von der wahren Liebe sprechen. Hier grenzt dieses Gefühl, welches wir blauäugig als Liebe empfinden, eigentlich schon an eine Form von Wahn. Wahn und Furcht vor der Einsamkeit. Man kettet sich selber an einen Menschen, der die eigenen Gefühle vielleicht niemals erwidern können wird, sperrt sich in einen Käfig und verpasst dabei vielleicht die Chance auf das wirkliche Glück – denn dieses ist ja bekanntlich ein Schnellzug, der an einem vorbeizieht, wenn man auch nur eine Minute zu lange das Cover der neusten Tageszeitung angesehen hat!
 

Dies alles sagt uns zumindest unser klarer Menschenverstand. Er sagt uns deutlich, alles als wahnsinnig abzustempeln, was wir nicht sofort nachvollziehen können, was in unseren Augen eben irrational und naiv wirkt.

Aber was ist, wenn manche von uns wirklich in der Lage sind, so sehr zu lieben, dass sie alleine mit diesem eigenen Gefühl dermaßen ausgelastet sind und nichts mehr weiter benötigen, als die Luft , die sie atmen?
 

Oder vielleicht...

-
 

Oder vielleicht wusste Jõ auch einfach nur genau, dass Yamato ihn liebte, diese Art von Gefühle niemals zuvor für Jemanden empfunden hatte, und fühlte sich somit nicht von irgendwelchen One-Night-Stands bedroht? Aber wenn dem so wäre, wie konnte der Ältere sich seiner Gefühle so sicher sein, wenn nicht einmal Yamato so recht wusste, was sich in seinem Herzen abspielte?

Natürlich liebte er Jõ, aber dann widerum fühlte sich ihr Wir einfach nicht so an, wie er glaubte, müsste sich die wahre Liebe anfühlen! Er fand keine Mängel, aber eben auch kein Feuerwerk, keine tausend Schmetterlinge...

Bei Jõ fand er einfach nur endlose Freiheit und Ruhe. War dies die Gestalt, in der sich ihm die Liebe zeigte? Irgendwie konnte Yamato das nicht glauben.

Es musste noch viel mehr geben. Irgendwo, mit irgendwem und vielleicht irgendwann einmal?
 

Am Ende bleibt nur noch die Frage: War das wirklich schon alles?
 

„Yama? Bist du nicht zu Hause?“

Auch wenn Yamato sich der Zimmertür zu wandte, so reagierte er dennoch nicht auf Jõs Rufen, wusste er noch nicht so recht um sein Verhalten dem Anderen gegenüber. Jõ war doch nicht wirklich viel früher nach Hause gekommen und so hatte der blonde Mann die meiste Zeit nur recht untätig vor seinem Mac gesessen und, etwa mit einem Wort pro Stunde, seinen Artikel fortgesetzt.

Etwas zögerlich antwortete der blonde Mann seinem Lebensgefährten schließlich „Im Arbeitszimmer.“ Und beendete dabei das Schreibprogramm vor sich. Manchmal fragte er sich ja sowieso, ob Jõ seine Artikel in der Zeitung las und die Parallelen zu ihrem Leben zu ziehen wusste. Eigentlich war der Ältere der Intelligentere von ihnen und somit wohl auch durchaus in der Lage, eins und eins zusammenzuzählen.
 

Es dauerte noch einige Minuten, bis Jõ leise die Tür öffnete und zu ihm trat. Er kommentierte die Haltung des Jüngeren nicht, der ihm den Rücken zugedreht behielt und inzwischen mit der Maus kleine Kästchen auf dem Desktop zog. Er wollte nicht wirklich abweisend reagieren noch sich in irgendeiner Hinsicht so verhalten, aber gegen seine eigene Körpersprache konnte man bekanntlicher Weise ja nicht sehr viel machen. Manchmal handelte der Körper eben auch einfach instinktiv. Und so tat es auch Yamatos Körper, indem er sich versteifte, als sich zwei Arme, von hinten um ihn schlangen.
 

Er konnte sich gerade noch soweit zusammenreißen sein Gesicht nicht wegzuziehen, als sein Partner ihm einen Kuss auf die Wange und einen auf den blonden Schopf drückte. Wieso konnte er sich denn auch nicht einfach verstellen? Jõ etwas vorgaukeln, lügen...irgendetwas?! Wenn anderen Menschen – vor allem Männern – dies doch so einfach fiel, wieso ihm dann nicht? Gut, manche pflegten wohl die Wahrheit einer Lüge vorzuziehen, aber manchmal sehnte sich Yamato einfach danach, etwas weniger ehrlich zu sein und dafür Jõ etwas mehr erlogene Zuneigung zu schenken. Wenn Jemand auf dieser Welt Zuneigung und Liebe verdiente, dann war es einfach dieser Mann hinter ihm, der ihn nun losließ und nur noch einmal sanft übers Haar streichelte. Seine Frage danach, ob er Yamato etwas zu trinken bringen konnte, gab diesem fast schon den Rest.
 

Am liebsten wollte er sich selbst schlagen, anschreien und beleidigen, einfach nur, weil Jõ eben dies alles nicht tat. Nein, stattdessen wollte er ihn bedienen und wies ihn liebevoll darauf hin, eine Pause einzulegen, um einer Verspannung seines Nackens vorbeugen zu können.

Wenn Jemand auf dieser Welt diese Zuneigung nicht verdiente, war es definitiv Yamato! Der Mann, der sich nun erhob und sein MacBook dabei schloss, das Stromkabel aus der Steckdose zog. Er musste einfach raus, weg von Jõ und ihrer Wohnung. Weit weg, ehe er sich noch komplett verlieren würde.
 

Wortlos drückte Yamato seinem Freund einen Kuss auf die Lippen, ehe er das Zimmer verließ und den Flur anpeilte, um sich seine Schuhe und eine Jacke überziehen zu können. Seine kleine Tasche stand noch immer fertig gepackt neben dem Paar Schuhe, welches er am Vormittag, bei seinem Treffen mit Mimi, getragen hatte und erleichterte ihm somit den Abgang, musste er schließlich nicht erst noch eine halbe Ewigkeit durch die Wohnung tigern und seinen Kram zusammensuchen!

Nur zu deutlich spürte er Jõs Blicke in seinem Rücken, konnte sich gut vorstellen, wie der Andere an der Wand des Flurs lehnte und ihn beobachtete, dabei besorgt und verwirrt dreinschauend. Er kannte dieses Verhalten und brauchte sich dafür nicht noch einmal umzudrehen, ebenso wenig, wie die leise gestellte Frage: „Gehst du noch aus?“

Ja, er ging noch aus. An ihrem Jahrestag, den er nicht einmal erwähnt und an dem er sich nicht für die wunderschönen Rosen im Wohnzimmer bedankt hatte. Er ging aus – alleine.
 

„Warte nicht auf mich.“ Yamato hatte sich regelrecht zu diesen Worten durchringen müssen, wollte er Jõ nicht die Chance geben, irgendetwas aus seinem Verhalten herauslesen zu können. Hinterher würde er seinen Freund nur noch mehr beunruhigen, als er es eh schon tat und das wollte Yamato nicht. Himmel, eigentlich wollte er Jõ gar nichts anderes bescheren, als Glücksgefühle und überschwängliche Liebe! Eben das, was sich der andere Mann auch redlich verdient hatte! Aber das war eben nicht er – würde es vielleicht auch niemals sein!
 

Gehörte er wirklich zu einem dieser beziehungsunfähigen Menschen? Und würde er sich dies auch dann irgendwann eingestehen können und Jõ ziehen lassen? Schließlich quälte er sie somit doch nur beide.

Nur einen kurzen Moment zögerte er an der Tür, gedachte noch irgendetwas zu sagen oder Jõ ein Lächeln zu schenken, aber schließlich verließ er die Wohnung doch ohne ein weiteres Wort. Ohne eine einzige Regung seiner Zuneigung, die definitiv irgendwo in ihm ruhte und die ihn davon abhielt, ihrer Glastisch-Spießerwohnung und den zwei Nachnamen auf der weißen Tür einfach für immer den Rücken zuzukehren.
 

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Ist die wahre Liebe wirklich immer zwangsweise mit Schmetterlingen im Bauch und völliger Irrsinnigkeit verbunden? Kann es nicht auch sein, dass eine richtige und echte Liebe – die perfekte Beziehung – auch dann existieren kann, wenn keinerlei dieser märchenhaften Gefühle im Spiel sind, dafür aber weder Streit noch Eifersucht oder andere Probleme in der Luft liegen?
 

Viele Paare lieben sich abgöttisch und empfinden so gut wie jedes Mal, wenn sie sich sehen, eine Art Explosion nahe ihres Herzens, aber liegen sich dafür nach fünf Minuten auch immer genauso schnell wieder in den Haaren oder werden aufgrund dieser Liebe von Eifersucht und blinder Gier geradezu zerfressen. Manche Hindernisse kann selbst die größte Liebe einfach nicht überwinden und um das zu wissen, muss man nicht unbedingt ein Freud oder auch Goethe sein.
 

Alle wissen es und doch sprechen sie von diesen übermenschlichen Gefühlen als die einzig wahre Liebe. Eben die, die man zu suchen hat, da das Leben sonst niemals wirklich erfüllt sein wird.

Aber sollte man sich mit einem Mindestmaß an Gefühlen und einem perfekten Zusammenspiel beider Liebenden nicht einfach zufrieden sein, auch wenn eben kein Schwefelgeruch des Gefühlfeuerwerks in der Luft liegt?
 

Wenn man so eine perfekte Beziehung zu einem anderem Menschen an der Hand hat, sollte man sie wirklich so mir nichts dir nichts hinschmeißen, nur weil man noch immer nach mehr sucht?

Die Menschheit grübelt immer über das Suchen und Finden der wahren Liebe, von welcher sie eine sehr spezielle Vorstellung hat. Niemand zieht in Erwägung, dass es im Normalfall vielleicht so eine Fantasie gar nicht existiert und das richtige Glück dafür zum Greifen nah ist.


 

-
 

Die Nacht war mild und lebhaft. Andauernd wurde Yamato von irgendwelchen Passanten angerempelt, während er durch die Straßen zog, nicht wirklich wissend, wohin er eigentlich wollte. Es war eigentlich noch lange nicht spät genug, um sich in Ruhe in eine Bar zurückzuziehen und betrinken zu können, aber eine wirkliche Alternative fiel dem jungen Mann so spontan auch nicht ein. Er wollte ja nur nicht mehr nachdenken und sich selbst verurteilen müssen, da wirkte Alkohol im Blut also immer als ein guter und einfacher Ausweg. So weit war es ja eigentlich noch nicht, dass Yamato Ishida bereits tagsüber oder aber am frühen Abend, in eine Bar ging und sich mit den gebrochenen Herzen und Jobversagern Tokios betrank, doch wen kümmerten schon irgendwelche Ansichten? Was interessierte gerade ihn das Geschwätz, welches in der Gesellschaft über die traurigen Trunkenboldgestalten kursierte?
 

Jeder von ihnen erreichte irgendwann im Leben, ob nun einmal oder mehrmals, den Punkt, an dem er einfach schon um 12 Uhr vormittags die nächstbeste Kneipe stürmte und sich mit Scotch, Wodka oder Rum die Lichter ausblies.

Mit einer gewissen Ratlosigkeit im Blick, blieb Yamato vor seiner Stammbar stehen und betrachtete sich den Eingang, welcher noch arg verschlossen wirkte.

Nun, dann würde er eben etwas Aufmerksamkeit auf seine Gefühlswelt erregen und den Inhaber der Bar, der schließlich ein guter Bekannter seiner selbst war, dazu bewegen, ihn schon vor der normalen Öffnungszeit einzulassen und mit Hochprozentigem zu versorgen.
 

Yamato klopfte einige Male gegen die Scheibe, die mittig die große, schwere Tür zierte und trat anschließend wieder einige Schritte zurück. Er wusste ganz genau, um die Arbeitszeiten Takuros und somit auch, dass der Verlobte seiner besten Freundin ihm sicherlich gleich öffnen würde. Ja, es handelte sich bei dem Besitzer seiner Stammbar wirklich um das zweite Ich, was schließlich Mimis Wir ausmachte, schließlich hatten die beiden sich ja über Yamato kennengelernt! Einerseits war dies durchaus etwas, was Yamato freute und ihm auch so viele Freigetränke einbrachte, die er sich zuzuführen gedachte, allerdings immer mit dem Resultat, Mimis Allwissenheit weiter auszubauen. Takuro war meistens die ganze Nacht in seiner Bar , wusste auch immer um alles, was in seinem kleinen Reich geschah und gab natürlich alle interessanten Informationen immer an die Mitbewohnerin seines modern eingerichteten Lofts, mit den schreiend pinken Vorhängen vor den Fenstern, weitergab.
 

Demnach musste sich Yamato am nächsten Tag auch immer auf eine Menge Fragen und meistens auch eine Belehrung nach der anderen gefasst machen.

Aber gut, darauf konnte er jetzt gerade keine Rücksicht nehmen, schrie die verwirrte Gedankenwelt in seinem Kopf schließlich nach einem ordentlich Erdbeben oder dem Einschlug eines Kometen. Eben irgendetwas, was sie mal ordentlich durchrütteln und anschließend für eine gewisse Zeit mal stilllegen würde!
 

„Yamato?“

So in Gedanken versunken, hatte der Angesprochene gar nicht bemerkt, wie sich die Tür inzwischen geöffnet hatte und Takuro vor ihn getreten war. Anscheinend stand der ältere Mann schon eine Weile auf der Schwelle vor der Bar, hatte er schließlich schon, wie Yamato schnell bemerkte, das ‚Closed‘ Schild umgedreht und die äußere Dekoration der Bar noch einmal überarbeitet.

„Hey“, antwortete er verspätet und richtete sich einmal die Frisur. „Ich hab keine Ahnung, wie spät es ist, aber kann ich schon rein?“
 

Takuro schenkte ihm ein kleines Grinsen, trat dabei zur Seite, um ihn eintreten zu lassen.

„Du siehst ganz schön fertig aus! Stress gehabt?“ Nun, wenn man es denn so bezeichnen wollte. So sicher war sich Yamato da nicht. Also ließ er sich kommentarlos auf einen der Barhocker sinken und stellte die Tasche neben sich ab, wartete darauf, dass sich sein ‚Schwager der Herzen‘ bald an seinen rechtmäßigen Platz, hinter der Bar, bewegen würde.

„Das Übliche... und bitte keine Fragen.“
 

„Du bist ungesprächig, wie eh und je... Naja, zumindest so lange, wie du noch nüchtern bist.“

Jeder wusste um seine aufgeschlossenere und vielleicht etwas zu wilde Art, wenn er betrunken war! Musste Takuro es also immer und immer wieder aufs Neues ansprechen? Und das seit Jahren?

„Jaja, darüber kannst du dich später lustig machen. Erzähl mir was, was ich noch nicht weiß und jetzt“, es wurde zweimal auf das Holz der Theke geklopft. „Hopp hopp, bitte! Sonst schicke ich eine schlechte Kritik an die nächstbeste Restaurant- und Bartester Zeitschrift!“
 

Sein Gegenüber schenkte ihm einen leicht genervten Blick, während er sich daran machte, ihm seinen Whiskey on the rocks vorzubereiten. „Wie lange willst du diesen Artikel noch dazu benutzen, von mir bevorzugt behandelt zu werden!“
 

Er erntete von Yamato nur ein desinteressiertes Schulterzucken. Sie wussten wohl beide um Yamatos Ass im Ärmel, welches er immer dann gegen Takuro ausspielte, wenn ihm ansonsten jegliche Argumente ausgegangen waren. Der junge Autor hatte vor einer geraumen Zeit, nachdem er den Namen der Bar des Öfteren in seinen Artikeln erwähnt hatte, einen Bericht über eben diesen Ort, für ein Fachmagazin der Gastronomie verfasst, seit welchem der Laden deutlich besser lief, als zuvor! Yamato war der festen Überzeugung, der Bar würde es alles andere als gut tun, würde er einmal etwas Negatives über sie verbreiten und so nutzte er dies gerne als Drohung, deutete der Ältere an, die Geschehnisse der Nacht an seine Verlobte weiterzugeben. Dies tat er nämlich gerne, um Yamato eins auszuwischen, wusste er nur zu gut wie nervtötend Mimi sein konnte, wenn sie mal eine neue Sensation gewittert hatte... Sie war eben durchaus eine Klatschtante, obwohl Yamato sich diesbezüglich selber ja auch nicht mit Ruhm bekleckern konnte. Wenn er sich nur mal an ihre vergangenen Jahre zurückerinnerte, in denen sie zusammen, als Single, um die Häuser gezogen und die ein oder andere Bekanntschaft gemacht hatten. Damals waren nicht nur sie in aller Munde gewesen, sondern hatten sich selber einen Spaß daraus gemacht, die willkürlichsten Gerüchte, die der menschlichen Kreativität nur entspringen konnten, in die Welt zu setzen und sich somit einen verhassten Ruf zu kreieren. Ja, das waren noch Zeiten gewesen.
 

Yamatos Blick glitt zu Takuro auf, als dieser das schwere Glas Whiskey vor ihm, auf einen kleinen Asahi Bierdeckel abstellte.

Mimi und er waren noch immer sehr gut befreundet und sahen sich nicht gerade selten, jedoch ging es eben an keiner Freundschaft vorbei, befanden sich die involvierten Personen nebenbei in einer festen Beziehung, für welche sie ja irgendwo auch noch eine gewisse Zeit und diverse Anstrengungen aufbringen mussten. Dazu kam nur noch der Job und die Nacht, in der man wenigstens einige Stunden des Schlafes ersuchte. Natürlich also reduzierte sich die Zeit, die man mit seinem besten Freund, oder seiner besten Freundin verbringen konnte, um einiges, hatte man erst einmal diese Phase seines Lebens erreicht.
 

Wie also würde es erst einmal werden, wenn Mimi und Takuro wirklich irgendwann einander ehelichen würden? Vielleicht sogar noch planten die Stadt zu verlassen, um eine richtige Familie gründen zu können? Irgendwie drehte sich Yamato bei diesen Gedanken alleine schon der Magen um 180°. Da konnte seine beste Freundin diese spießigen Zukunftspläne so lange abstreiten wie sie wollte, so wirklich abkaufen konnte Yamato ihr die Abneigung gegen die Ehe und Kinder einfach nicht. Mimi war nie eine Karrieregeile Frau gewesen, die keine Kinder mochte und es nicht auf die große Liebe und eine passende Ehe abgesehen hatte! Nein, nie. Viel eher träumte sie von einer riesigen Hochzeit, in weiß und mit einer Menge Trara, gefolgt von einer ebenso großen Babyfeier und schließlich dem ersten Geburtstag des Kindes... und so weiter und so fort. Sie war schon immer der eher sesshafte Mensch gewesen, egal wie viele Feten sie völlig betrunken gestürmt oder in wie vielen Clubs sie die Damentoilette vollgekotzt hatte. Wenn man sie erst einmal etwas genauer kennengelernt hatte, konnte man ziemlich leicht hinter diese taffe Fassade blicken und die kleine Prinzessin finden, die nur auf den Kniefall ihres Prinzen wartete. So war es nun einmal und Yamato betrachtete sich selber als den letzten Menschen, der über ihre Träume irgendwie zu urteilen hatte. Nur, weil er nicht in der Lage war, mit seinem Partner glücklich zu werden und sich endlich beziehungstechnisch zur Ruhe zu setzen, musste er das nicht von denen, die ihn umgaben, ebenfalls erwarten.
 

„Was ist, habe ich etwas im Gesicht?“, Takuro riss ihn ein weiteres Mal aus seinen Gedanken und schaute etwas fragend drein. Er schien sich deutlich über den Blick und das kleine Schmunzeln zu wundern, welche Yamato ihm nun zu Teil werden ließ.

"Wirst du Mimi bald einen Termin für die Hochzeit vorschlagen?" Er hatte sich diese Frage nicht mehr verkneifen können und die Röte im Gesicht des schwarzhaarigen Mannes verriet ihn direkt. Mimi und Takuro waren zwar schon seit einer halben Ewigkeit miteinander verlobt, hatten sich jedoch nie gewagt, einen endgültigen Termin festzulegen. Rausreden können würde er sich definitiv nicht mehr, auch wenn er nun etwas verneinend vor sich hin brabbelte.
 

Yamato unterbrach ihn, lachte leise auf. „Also ja, wusste ich es doch! Hast du schon einen Ring?“

Dieses Mal fiel es ihm leicht. Was er vor Jõ nicht bewerkstelligen konnte, nämlich sich zu verstellen und Freude vorzugaukeln, klappte vor einem guten Freund, wie Takuro es für ihn war, nur allzu gut. Vielleicht, Yamato war sich diesbezüglich nicht ganz sicher, lag diese Leichtigkeit, mit welcher die Worte seinen Mund verließen, an der Wahrheit, die irgendwo hinter der Lüge versteckt lag. Oberflächlich gesehen störte er sich natürlich an dem Gedanken, Mimi vielleicht an die Ehe verlieren zu können, aber in der Tiefe seines Herzens, freute er sich natürlich auch ernst für die beiden, hatten sie einander, sowie das Glück selbst, schließlich verdient. Sie hatten nicht weniger hart dafür gearbeitet und darauf gewartet, wie jeder andere Mensch.
 

„Ich habe noch keinen.“ Diese Aussage wurde von Yamato mit einem Nicken kommentiert. Er nahm einen Schluck seines Drinks und sah sich kurz in der, noch leeren, Bar um. Sie war sehr gemütlich, mit ihren schweren, roten Ledersesseln und den tiefen Holztischchen, den verhangenen Decken und der kleinen Bühne, am Ende des Raumes, auf welcher meistens etwas Live-Musik gespielt wurde. Nichts destotrotz handelte es sich bei dieser Bar eben keinesfalls um einen der berühmten Nachtclubs, mit denen sich einige Männer eine goldene Nase verdienten. Takuro war vielleicht nicht arm, aber eben auch nicht reich und so, wie Yamato ihn einschätzte, wollte er seiner Verlobten einen anständigen Ehering schenken, der auch ihren Ansprüchen zur Genüge kommen konnte.
 

Lächelnd strich sich Yamato eine wirre, goldene Strähne aus den Augen und pinnte sie, zusammen mit dem Rest seiner langen Ponysträhnen, hinter sein rechtes Ohr.

„Ich gehe einen mit dir aussuchen, wenn du willst.“, bot er Takuro schließlich an. Er kannte Mimi besser, als jeder andere Mensch auf diesem Planeten und wusste somit genau, was ihr gefallen würde – von welchem Ring sie träumen würde! Und immerhin war es für ihn um einiges einfacher, sich mit den Problemen und dem Leben der Beiden zu beschäftigen, als mit dem, was ihn in seiner Wohnung erwartete. Die Rosen und seinen verleugneten Jahrestag hätte er ja beinahe wieder vergessen gehabt.

Sofort war die Laune des blonden Mannes wieder gekippt, weswegen er mit einem großen Schluck das Glas leerte und einen neuen Drink einforderte. Takuros fragende Blicke ignorierte er dabei völlig. Er wollte jetzt mit niemandem über sich und sein Leben diskutieren, keine Ratschläge und Weisungen hören müssen. Was sollte ihm auch irgendwer sagen können, was er selber noch nicht wusste? Man musste absolut kein Fachmann sein, um sein Dilemma erkennen zu können. Niemand konnte es beschönigen, dass Yamato sich wie der letzte Arsch der Nation verhielt. Dem war er sich selbst so bewusst... so bewusst konnte einem das eigene Verhalten eigentlich gar nicht mehr sein!
 

Die folgenden Stunden versuchte Yamato alle Gedanken, die sich auch nur annähernd um das Thema Jõ und Beziehung drehten, zu ignorieren und sich lediglich mit Whiskey, seinen Zigaretten und Takuro zu beschäftigen. Natürlich war der Inhaber deutlich beschäftigter, je später es wurde und je mehr sich dabei die Bar füllte, jedoch unterhielt er seinen alten Freund wenigstens ab und zu mit einigen mahnenden Blicken und der völlig unnützen Geste des Kopfschüttelns, welche Yamato immer dann zu Teil wurde, wenn er sich von Takuro, oder aber den anderen Mitarbeitern neuen Alkohol orderte. Er ignorierte sie einfach völlig. Wenn er sich betrinken wollte, dann betrank er sich und schließlich hatte er, egal in welchem Zustand er sich auch befunden hatte, noch nie die Bar seines Freundes in irgendeiner Art und Weise befleckt! Ein Yamato Ishida übergab sich nicht in der Öffentlichkeit. Nein, viel lieber schwankte er völlig daneben in die nächste Seitengasse oder aber er schleppte sich nach Hause und verbrachte die nächsten Stunden über der schönen Willeroy & Boch Kloschüssel. Wenn er schon in den Abgrund des Alkohol stürzte, dann doch wenigstens mit Stil und ohne sich dabei irgendwie einzusauen!
 

Etwas ermüdet fuhr Yamato sich durchs Haar und drehte sich auf seinem Barhocker etwas, um das Treiben in der Bar mal genauer unter die Lupe nehmen zu können. Inzwischen hatte sich der Raum so sehr gefüllt, man konnte kaum noch einen Weg, zwischen den sitzenden und stehenden Gästen, ausmachen. Überall trank und feierte man. Kurz gesagt war er von fröhlichen Gestalten umgeben und Yamato kam nicht drum herum sich zu fragen, wo die üblichen Depressionstrinker hin waren.

Takuro schien seinen forschenden und verwirrten Blick bemerkt zu haben, denn er ließ für einen Moment seine Gläser einmal Gläser sein und stützte sich neben ihn auf die Theke, beugte sich dabei zu ihm rüber, um seinem Ohr näher zu sein. Aufgrund der spielenden Jazzband und den lauten Gesprächsfetzen, die von überall her zu kommen und auf Yamato einfallen zu schienen, hätte er seinen Freund sonst auch wohl gar nicht verstehen können.
 

„Junggesellenabend.“, entnahm er Takuros Stimme nun dumpf an seinem Ohr und blickte automatisch in die Richtung, in die nun der Finger, neben ihm deutete. Einer der Männer, die im Moment nahe der Bühne standen und andauernd abwechselnd mit Tequila Shootern und Bierflaschen anstießen und zu denen etwa 90 Prozent der anwesenden Meute zu gehören schien, trug eine Art Kuhkostüm und lallte am lautesten vor sich hin. Anscheinend handelte es sich bei ihm um den zukünftigen Bräutigam, wurde er auch eindeutig von seinen Begleitern andauernd mit neuem Alkohol abgefüllt.
 

Einige Minuten beobachtete Yamato die Szenerie interessiert, schmunzelte sogar etwas, als man dem jungen Mann eine Flasche Wodka direkt zwischen die Lippen schob, während zwei weitere Männer ihn von hinten im Schwitzkasten hatten. Da konnte man wohl sagen was man wollte, aber Junggesellenabende waren doch mit Abstand das Beste an der ganzen Hochzeitsgeschichte, oder nicht? Yamato und Mimi hatten zumindest für eine Nacht, die arg von der Wirkung eines selbst aufgesetzten Fruchtschnapses und romantischen Teeniekomödien beeinflusst worden war, mit dem Gedanken gespielt, nur zu heiraten, um jeweils einen Junggesellenabend und einen Jungesellinnenabend feiern zu können. Erst am folgenden Tag, als sie sich schweren Kopfes nach den Kosten einer Scheidung erkundigt hatten, war der Plan wieder verworfen worden.

Nun, vielleicht würde er ja wenigstens auf Takuros Abschiedsabend etwas von dem Spaß teilen können, wenn er denn schon niemals einen eigenen erleben würde. Wieso durften zwei Männer in Japan auch einfach nicht heiraten? Er wollte sich eben nicht nur der Ehe wegen an eine Frau binden.

So wirklich hatte Yamato noch nie seine Zeit damit verschwendet, wirkliche Gründe für seine Neigungen zu finden und aufzureihen, jedoch würden sie – da war er sich sicher – letzten Endes auch so simpel und plump in Erscheinung treten, dass er zu seiner gewohnten Antwort zurückkehren würde, fragte ihn denn jemand danach, was an dem eigenem Geschlecht, es ihm denn nun so angetan hatte: ‚Manche Dinge sind einfach so, wie sie eben sind.‘
 

Mit dieser Antwort hatte er sich noch jegliche Fragereien vom Leibe halten können und dies auch immer genossen, dabei war es im Prinzip wirklich einfach, seine sexuelle Ausrichtung zu begründen. Immerhin stand die wohl treffendste Erklärung just in diesem Moment keine drei Meter von ihm entfernt und orderte sich von Takuro etwas zu trinken.

Ein atmender, laufender und sprechender Beweggrund. Eine Erklärung, die in den verschiedensten Formen auftreten konnte, welche sich nur in gewissen Merkmalen nie zu unterscheiden pflegten. So verfügten sie zumeist über ein breites Kreuz und muskulöse Oberarme, die man unter verdeckendem Stoff, wie in dem Fall dieses Beweggrundes, eines weißen Hemdes, bereits erahnen konnte. Zudem folgten für gewöhnlich markante Gesichtszüge, tiefgründige Augen und ein Lächeln, welches einem schon die Gänsehaut über den Rücken und die Arme jagen musste!

Oh ja, ein strahlendes Lächeln, mit einem etwas mysteriösen Blick, musste es schon sein, dann vergaß Yamato auch schnell wieder, wieso er sich überhaupt Gedanken über irgendwelche Begründungen für seine Sexualität gemacht hatte!
 

Wer musste schon noch eine Sekunde über die eigenen Absichten grübeln oder gar an ihnen zweifeln, wenn einen zwei tief schokobraune Augen anblickten und dabei von einem geradezu irgendwie verwirrt erfreuten und dabei so überaus sinnlichen Lächeln unterstrichen wurden? Wie konnte irgendwer auf dem Planeten da nicht schwach werden? Spürten sie denn nicht das Kribbeln? Die Enge, die einen jeden Atemzug spüren ließ, langsam und schleichend die Sauerstoffarmut, in Form eines sanften Kribbeln und einer leichten Taubheit in den Gelenken, durch den Körper trieb. Und würde man in diesem Moment sterben müssen – Gott – es würde sich gelohnt haben!
 

-

Wenn es das Wahre, das Richtige und Einzige ist, dann weiß man es. Man spürt es.

Leute schrieben es nieder, filmten es, gaben der Fantasie Farbe, eine Form und bannten sie so für alle Suchenden, die sich nach ihr sehnen und auch für alle, die sie schon gefunden , erlebt haben und sich an den wunderbaren und dennoch unbeschreiblichen Moment zurückerinnern wollen.

Dieser Moment, die erste Begegnung, in dem die Welt still steht und nur der eigene Herzschlag zu hören ist.
 

Die meisten Menschen glauben nicht an diesen Moment – an die Fantasie der Liebe auf den ersten Blick. Sie leben in der Realität, irgendwo zwischen ihrem Job und den Sechs-Uhr-Nachrichten. Zwischen den roten Zahlen auf dem Kontoauszug, der verpassten Metro, wenn man bereits fünf Minuten zu spät ist und dem Regenschauer, der genau dann über einen herein bricht, wenn man auf dem Weg zu einem wichtigen Treffen ist und etwa eine Stunde an der verdammten Frisur gesessen hat. Eben an dieser Stelle finden sie einfach keinen Platz für einen Traum, der eigentlich weniger abwegig wird, wenn man ihn eben als das sieht, was er nun einmal ist: Eine Fantasie.

Der Begriff ‚Fantasie‘ stammt aus dem griechischen und bedeutet so viel, wie ‚Erscheinung‘ oder ‚Vorstellung‘.
 

Wenn die Liebe auf den ersten Blick, mit all ihren Momenten der Emotionen, eben dem großen Herzklopfen und Schwindelgefühl, eine schöne Fantasie ist, dann ist sie ebenso die eigene Vorstellung.

Will man sich nicht von der Realität frei machen und sich einmal in das Wagnis stürzen zu akzeptieren, dass etwas existiert, über das der Mensch weder Kontrolle hat, noch verstehen kann, dann wird man die Liebe auf den ersten Blick auch niemals erfahren. Etwas Unerklärliches und irgendwie Seltsames wird keinem Menschen geschehen, lässt er sich nicht einfach in das Ungewisse fallen.
 

In der Realität existiert keine wahre Liebe auf den ersten Blick, aber in der Fantasie...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  LittelLina
2010-01-25T23:40:49+00:00 26.01.2010 00:40
Nuja, es is ja allgemein bekannt das ich deine FFs liebe und so ist es mit dieser hier auch.
Ganz besonders gut gefällt mir am Ende die Beschreibung von dem was da 3 Meter entfernt steht! Juhu!!!
Ich freu mich auf den nächsten Teil, hoffe er kommt bald.
LG Lina
Von:  PiuPiuThePENGUIN
2009-07-01T15:33:18+00:00 01.07.2009 17:33
Sweetheart... You know I love it <3
Das Kapitel is tollig <33~
Ich hatte ja das Vergnügen, deine Beta-leserin zu sein und ich bin froh nun endlich das Kapitel online zu sehen! Taichi, mein babeeeeee~, ist nun endlich auf der Bühne erschienen und ich freue mich sehr auf sein weiteres Auftreten ^^
Das Konzept zum Titelbild is bereits entworfen und das Storyboard ist am Entwickeln! Mir is jetz aber leider aufgefallen, wie anstrengend deine Geschichte umzusetzen ist, weil du so viel inneren Monolog hast xD
Mal schaun, mal schaun :3
Fleißlig weiterschreiben!

Madame Penguuuiiiinnnnn <3
Von:  GeezKatsu
2009-06-25T20:59:51+00:00 25.06.2009 22:59
Na, ich hatte ja gehoft das nach diesem tollen anfang ein besseres erstes Cap kommt und ich wurde nicht enttäuscht ;)
Wieder einmal habe ich mich selbst hierdurch besser kennen gelernt xD Es sind einige Sachen mit bei, die man schon wusste, aber dennoch einen Verblüffen, weil sie so sehr ins Schwarze treffen.
Zuerst dachte ich, das Taichi der kleine Blumenstraußträger ist, aber dann schüttelte ich wieder den Kopf, denn es war zu dem Zeitpunkt zu früh und äußerst unpassent. Aber "Frau" Ishida... *lach* da hat wohl die nette Dame im Blumenladen nicht genau aufgepasst. Das typische Vorurteilbild wenn ein Mann Rosen verschicken will.
Aber dieses Cap hat mir auch gezeigt, das Yama bewusst ein Schwein sein kann. Er will es nicht, kann aber an seinen Handlungen nichts ändern. Das hast du wirklich klasse beschrieben. Auch deine kleinen Texte, die ein Ich und Wir auseinander nehmen und mit einem Wort namens Liebe zusammen setzten.
Es ist nichts Außergewöhnliches, aber deine Schreibart und Ausführlichkeit macht es zu einem außergewöhnlichen Individium.

Wenn das wirklich die wahre Liebe ist, die Yama in der Bar gespührt hatte und es zu trifft, was du so schön im nach hinein beschrieben hast, wird sich Yama bald mit einem neuen Problem namens Wir auseinander setzten müssen.
ich bin echt auf das nächste Cap gespannt.

Bleib am Ball xD
Von: abgemeldet
2009-06-25T18:34:21+00:00 25.06.2009 20:34
Juhu, neues Kapitel. :) Und endlich Zeit es zu lesen.

Schönes langes Kapitel. Mir gefällt es einfach. Vor allem die immer wieder eingestreuten "Artikel", die so schön philosophisch und gleichzeitig direkt mit der Handlung verbunden sind.

Und endlich - Taichi. <3 Zumindest hoffe ich doch schwer, dass es sich um ihn handelt, die Sterne stehen gut und Yamas Reaktion war ja ziemlich deutlich. Ich habe anfangs ja schon gedacht, dass die Rosen von einem heimlichen Verehrer mit zufälligerweise brauner Strumfrisur stammen, aber dem war dann leider nicht so. Aber gut Ding will Weile haben, und das Depressionstrinken hat mich dann dafür entschädigt. Ich will auch mal nen Barkeeper als Kumpel haben, der einen bis in die frühen Morgenstunden mit dem Zeug versorgt, das die eigene Misere eine Zeit lang erträglicher macht. Ich beneide Yama.

Nur Joey tut mir Leid, der arme Hund... Aber da kann man nix machen. Wir wollen Taito. XD

Freu mich schon auf die Fortsetzung. ^^


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