Zum Inhalt der Seite

Fun Fair

Ein Jahrmarktsbesuch mit Folgen [Seto x Duke]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Yay, ich hab's tatsächlich noch in diesem Leben geschafft, mit der Story fertig zu werden!
*Pompoms schwing*
Eigentlich sollte das hier ja was Kleines, Humoriges für Zwischendurch sein, mit nicht mehr als 5.000 Wörtern. Na ja, erstens kommt es anders ...
Was passiert, wenn meine Charaktere mal wieder der Meinung sind, nicht das tun zu wollen, was ich will, sondern ihren eigenen Kopf durchsetzen müssen, seht ihr hier. Ich hoffe, es gefällt.
^____^

Enjoy reading!

Karma
Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Fun Fair

"Das ist doch lächerlich." Grummelnd und nicht gerade in bester Stimmung ließ Seto seinen Blick über den mit Jahrmarktsbuden und Attraktionen aller Arten und Größen vollgestellten Platz schweifen, auf den zu gehen er gezwungen worden war. Und das nicht einmal, wie man vielleicht hätte vermuten können, von seinem kleinen Bruder Mokuba, sondern von einem anderen Schwarzhaarigen. Von einem seiner Klassenkameraden, also jemandem in seiner eigenen Altersklasse. Duke Devlin, um genau zu sein. Eigentlich, dachte Seto schlecht gelaunt, sollte man meinen, dass er mit fast achtzehn Jahren schon zu alt für so einen Kinderkram ist. Aber da habe ich mich wohl geirrt. Und er hatte Devlin immer für zumindest einigermaßen intelligent gehalten. So konnte man sich in einem anderen Menschen täuschen.
 

"Warum genau tue ich mir das hier noch mal an?" Seto machte sich nicht die Mühe, so zu tun, als hielte er diesen Tag hier nicht für eine komplette Zeitverschwendung. Warum auch? Immerhin war es in seinen Augen ganz genau das. "Weil Du gestern unsere Wette verloren hast und das Dein Einsatz war, Kaiba. Ein ganzer Nachmittag ohne Deine öde, langweilige Arbeit. Nur Du, ich und jede Menge Spaß", konterte Duke fröhlich grinsend und Seto runzelte die Stirn, bevor er abgrundtief seufzte. Wenn er vorher geahnt hätte, was genau Devlin sich im Fall eines Wettgewinns wünschen würde, hätte er diese ganze schwachsinnige Wette gleich von vornherein dankend abgelehnt. Aber wer hätte denn auch ahnen können, dass dieser perverse kleine Nervzwerg Muto tatsächlich ...
 

Schnell schüttelte der Brünette den Kopf. Nein, das wollte er sich nun wirklich um keinen Preis der Welt bildhaft vorstellen. Danke, aber danke, nein. Es gab Dinge, die wollte er einfach nicht wissen. Dumm nur, dass er dieses Wissen ganz bestimmt nicht mehr vergessen würde. Manchmal war ein fotografisches Gedächtnis doch eindeutig eher ein Fluch als ein Segen.
 

"Aber warum schleifst Du mich ausgerechnet hierher?" So sehr Seto sich auch bemühte, den Sinn dieser Unternehmung zu begreifen, ihm wollte einfach keine logische Begründung dafür einfallen. Warum in aller Welt war Devlin ausgerechnet auf die unglaublich dämliche Idee gekommen, mit ihm auf einen Jahrmarkt gehen zu wollen? "Ich hätte den heutigen Tag wesentlich produktiver in meinem Büro verbringen können."
 

Duke, dem diese Beschwerde nicht entging – was von seinem Begleiter durchaus beabsichtigt gewesen war –, schüttelte seufzend den Kopf. "Ich wusste ja schon vor unserer Wette, dass Du ein verdammt schlechter Verlierer bist, aber ich hätte Dich wirklich nicht für so einen elenden Jammerlappen gehalten", murmelte er leise wie zu sich selbst, aber seine Stimme war dennoch gerade laut genug, dass der Angesprochene seine Worte noch verstehen konnte. "Es wird Dich schon nicht umbringen, wenn Du Dich mal einen Tag lang nicht in Deinem geheiligten Büro hinter Deinem heißgeliebten Computer und Deinen Bilanzen und Statistiken verschanzen kannst."
 

"Gut, dann gehen wir eben auf diesen dämlichen Jahrmarkt." Innerlich grummelnd, äußerlich allerdings bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, dass er sich über die Bemerkung ärgerte – er hatte schließlich einen gewissen Ruf zu verlieren – setzte Seto sich in Bewegung und stürzte sich mit wahrer Todesverachtung ins Getümmel, ohne das versteckte Schmunzeln seines Klassenkameraden hinter seinem Rücken zu bemerken. Er musste sich von Devlin doch nicht sagen lassen, dass er ein elender Jammerlappen war, der nichts anderes konnte, als in seinem Büro zu sitzen und zu arbeiten! Zufällig war Arbeiten nun mal seine Definition von Spaß. Wo lag hier bitteschön das Problem?
 

Schweigend – ungewöhnlich für seine Verhältnisse, das musste Seto zugeben –, aber scheinbar trotzdem in guter Stimmung – kein Wunder, schließlich hatte er ja bekommen, was er wollte – heftete Devlin sich an seine Fersen und schlenderte gemütlich neben ihm her. In diesem Gedränge und bei den vielen Leuten – Halbwüchsige und Eltern mit Kindern sämtlicher Altersklassen, die seiner Meinung nach unerträglich laut herumlärmten und rücksichtslos durch die Menge tobten – war der Brünette wieder einmal sehr froh darüber, dass kein Mensch lebensmüde genug war, sich ihm in den Weg zu stellen, wenn er schlecht gelaunt war. Er war zwar heute ausnahmsweise ohne seinen Mantel und sein übliches Styling unterwegs – etwas, wofür sein kleiner Bruder gesorgt hatte –, aber ein furchterregender Blick aus eisblauen Augen reichte dennoch in den meisten Fällen aus, damit die Menschen ihm Platz machten.
 

Innerlich seufzend warf Seto im Vorbeigehen einen Blick auf sein Spiegelbild, als er gemeinsam mit seinem schwarzhaarigen Anhängsel an einem mit Spiegelfolie beklebten Schaustellerwagen vorbeikam. Er wusste nicht mehr, wie Mokuba es geschafft hatte, ihn dazu zu überreden, sich wie ein ganz normaler Teenager zu kleiden, aber er musste zugeben, dass diese Verkleidung tatsächlich etwas für sich hatte. Nicht auszudenken, was die Presse wieder schreiben würde, wenn sie Wind davon bekäme, dass Seto Kaiba sich auf einem stinknormalen Jahrmarkt 'amüsierte' – und das auch noch in Begleitung eines anderen Jungen. Nein, auf diese Schlagzeile konnte er wirklich verdammt gut verzichten. Trotzdem kam der Brünette nicht umhin, festzustellen, dass diese Zivilkleidung – eine dunkelblaue Jeans, ein einfaches weißes Shirt und, was am allerschlimmsten daran war, simple Turnschuhe, die Mokuba ihm für den heutigen Tag herausgesucht hatte – wirklich nicht unbedingt zu seinem Wohlbefinden beitrug.
 

Während er sich durch die lärmende, johlende und schwitzende Menge drängte – es war ein warmer Sommertag, also eigentlich noch ein Grund mehr, sich einen Besuch auf einer Kirmes zu sparen –, ging Seto mental seine Termine der nächsten Tage durch und plante schon mal ein paar zukünftig anstehende Projekte im Voraus in groben Zügen. Der einzige Grund, erinnerte er sich bei dieser Gelegenheit seufzend, warum er sich überhaupt auf diese dumme Wette mit Devlin eingelassen hatte, war, dass er bei einem dieser Projekte die Unterstützung des Schwarzhaarigen hätte gebrauchen können. Nicht, dass er nicht selbst qualifiziertes Personal gehabt hätte, aber Seto hatte im Kunstunterricht zufällig einige der Zeichnungen seines Klassenkameraden gesehen und sich eingestehen müssen, dass dieser im Gegensatz zu einigen der Idioten in seiner eigenen Grafikabteilung wirklich Talent besaß. Nicht, dass er das dem Jüngeren gegenüber jemals erwähnen würde. Das verstand sich ja wohl von selbst.
 

Dumm nur, dass ich diese dämliche Wette verloren habe. Hätte Muto nicht diesen perversen kleinen Fetisch, dann würde Devlin jetzt in meinem Büro sitzen und die Entwürfe für mich zeichnen, um die ich mit ihm gewettet habe. Unentgeltlich, natürlich. Jetzt würde er den Schwarzhaarigen wohl tatsächlich dafür bezahlen müssen, wenn er wollte, dass dieser die Zeichnungen trotzdem machte. Oder ich muss den Pfeifen in meiner Grafikabteilung Dampf machen. Seto seufzte abgrundtief. Seiner Meinung nach waren beide Alternativen nicht unbedingt das Nonplusultra.
 

Ein Zupfen am Saum seines weißen Shirts riss den Brünetten aus seinen Gedanken und veranlasste ihn dazu, stehen zu bleiben und seinem Begleiter die von diesem auf so vehement nervtötende Art geforderte Aufmerksamkeit zu schenken. Seufzend verdrehte er die Augen, bevor er Devlin mit einem Blick zu erdolchen versuchte. Unglücklicherweise schien der Schwarzhaarige gegen seinen patentierten Eis- und Todesblick immun zu sein. So ein Pech aber auch.
 

Was will er denn jetzt schon wieder von mir? Reicht es vielleicht nicht, dass ich mich schon vollends zum Deppen mache, indem ich mich dazu herablasse, ihn auf diese kindische Kirmes zu begleiten? Muss er auch noch irgendwelche Ansprüche stellen? "Was denn?", fauchte der Brünette den Jüngeren geradezu an und dieser seufzte seinerseits vernehmlich, bevor er die Augen verdrehte und dem Größeren dann einen tadelnden Blick zuwarf.
 

"Hör mal, Kaiba, das hier ist kein Wettrennen. Es geht nicht darum, möglichst schnell über den ganzen Jahrmarkt zu kommen, sondern darum, so viel Spaß wie möglich zu haben. Ich kann Dir gerne buchstabieren, wie man das schreibt, falls Du das nicht wissen solltest", erklärte er ihm mühsam beherrscht. Wie ein einzelner Mensch alleine es schaffte, so stur zu sein und sich so vehement mit Händen und Füßen gegen jedes winzige bisschen Vergnügen in seinem Leben zu wehren, würde er ganz sicher nie begreifen. Was in aller Welt war denn an einem Jahrmarkt bitteschön so schlimm?
 

"Außerdem schuldest Du mir einen kompletten Nachmittag, schon vergessen?", erinnerte er den Älteren dann noch und Seto schnaubte gereizt. Wenn er ehrlich war, hatte er tatsächlich gehofft, dass Devlin die Lust an dieser ganzen Unternehmung möglichst bald vergehen und dass er ihn in Ruhe lassen würde, aber unglücklicherweise war der Schwarzhaarige ziemlich hartnäckig, wenn er etwas wollte. Gut, normalerweise begrüßte er diese Eigenschaft bei seinen Mitmenschen, aber heute störte sie ihn nur.
 

Da es allerdings ganz offenbar keinen Sinn machte, mit ihm darüber zu streiten – dieser Würfelfreak würde sich wirklich nicht beirren lassen, fürchtete er sicher nicht zu Unrecht –, nickte Seto nur. Sofort hellte sich das Gesicht des Schwarzhaarigen auf und er warf dem Brünetten ein Lächeln von der Sorte zu, für das seine Fangirls morden würden. Grüne Augen funkelten ihn fröhlich an und noch bevor Seto reagieren konnte, hing ihr Besitzer auch schon an seinem Arm – ein irritierendes Maß an Nähe für den Brünetten, der nicht wusste, was er davon halten sollte. Und was die wichtigste Frage war: Wie wurde er diese schwarzhaarige Klette am schnellsten und effektivsten wieder los?
 

"Lass uns bei der Losbude da drüben anfangen, ja?", schlug Duke vor, wartete aber keine Antwort seines 'Opfers' ab, sondern schleifte ihn gleich hinter sich her. Clevere Strategie, das musste der Neid ihm lassen. Seto wusste, er hätte sowieso Nein gesagt. Devlin war wirklich erstaunlich gut darin, das zu bekommen, was er wollte. Bevor er sich versah, stand er nämlich auch schon vor der besagten Losbude und bekam von einer jungen Frau in einer viel zu bunten, grässlich geschmacklosen Uniform einen Eimer mit lauter ebenso knallbunten Losen vor die Nase gehalten.
 

"Ich weiß zwar, dass Du Dir auch selbst Lose leisten kannst, aber die erste Runde geht trotzdem auf mich." Die Stimme seines Klassenkameraden riss Seto aus seiner Betrachtung der knalligen Papierschnipsel in dem besagten Eimer. Er zog eine Braue hoch und warf dem Anderen einen bösen Blick zu, doch dessen einzige Reaktion darauf bestand in einem auffordernden Nicken.
 

"Was ist? Traust Du Dich nicht? Lose beißen nicht, weißt Du?", neckte Duke seinen mehr als unwilligen Begleiter und drehte sich schnell zu der Losverkäuferin um, um sein Grinsen zu verstecken, als der Brünette sich tatsächlich dazu durchrang, mit einem mentalen Schulterzucken und spitzen Fingern drei Lose aus dem Eimer zu fischen. Er stand eben zu seinem Wort – ganz egal, wie kindisch und lächerlich die Forderungen seines Klassenkameraden auch sein mochten.
 

Duke hatte in der Zwischenzeit ebenfalls bereits seine ersten drei Lose gezogen und war schon dabei, die Papierschnipsel aufzureißen und auseinander zu falten. Dabei strahlte er geradezu begeistert vor sich hin und schien sehr zu Setos Unverständnis tatsächlich Spaß an diesem kindischen Unsinn zu haben. Den Kommentar des brünetten Jungunternehmers darüber, dass es eindeutig Umweltverschmutzung sei, die abgerissenen Enden der Lose auf den Boden fallen zu lassen, ignorierte der Schwarzhaarige jedenfalls ziemlich gekonnt. Stattdessen sah er nach einem kurzen Blick auf seine Lose von diesen auf und blickte den Älteren fragend an.
 

"Und? Hast Du was gewonnen?", wollte er neugierig wissen und Seto zuckte mit den Schultern. "Ich habe noch nicht nachgesehen", antwortete er und nur eine Sekunde später waren seine Lose aus seiner Hand verschwunden. "Tja, nach viel sieht's leider nicht aus", informierte Devlin ihn, nachdem er sie sich angesehen hatte. Bevor der Brünette in irgendeiner Form protestieren konnte, hatte der Jüngere sich schon sowohl seine als auch seine eigenen Lose geschnappt und war damit zu der jungen Frau gerauscht, die Seto mehr denn je an ein Knallbonbon erinnerte, je länger er sie ansah.
 

Eine knappe halbe Minute später erschien Duke plötzlich wieder neben dem Brünetten und drückte ihm kichernd etwas Kleines, Flauschiges in die Hand. Seto senkte den Blick auf das plüschige Ding und hatte Mühe, weder eine Grimasse zu ziehen noch abfällig zu schnauben. Ein Plüschwürfel? Und dann auch noch in knallgrün? Was sollte das denn bitteschön bedeuten? War das hier vielleicht eine Verschwörung oder was?
 

Grummelnd nahm der Brünette seinen Blick wieder von seinem Gewinn – der absolut lächerlich war und dieser Bezeichnung damit ganz und gar nicht gerecht wurde –, sah seinen Klassenkameraden an und für einen Sekundenbruchteil weiteten sich seine Augen, als er erkannte, was dessen Preis war. Der Schwarzhaarige, der diesen Blick durchaus bemerkte, grinste ihn breit an und zuckte dann mit den Schultern. "Tja, ich hatte eben schon immer ein Händchen für Glücksspiele. Nimm's nicht persönlich, okay?", kommentierte er seinen Gewinn – einen weißen Plüschdrachen von mindestens fünfzig Zentimetern Länge, der der Lieblingskarte seines Begleiters, dessen Namen er absichtlich nicht erwähnte, nachempfunden worden war – und klemmte sich diesen dann unter den Arm.
 

"Komm, lass uns mal endlich nachsehen, was wir hier heute noch so alles erleben können." Duke warf seinem Klassenkameraden ein gewinnendes Lächeln zu, ignorierte dessen Knurren und hakte sich mit seinem freien Arm bei dem noch immer über seinen überaus lächerlichen Gewinn grummelnden Größeren ein, um ihn mit sich zu ziehen. Es gab hier noch so viele Dinge, die er sehen und tun wollte. Und hey, wann hatte man schon mal die Gelegenheit, einen Kirmesbesuch mit Seto Kaiba zu machen?
 

Nach einem letzten abfälligen Blick auf die Losbude und die buntgekleidete Verkäuferin – die, dessen war er sich inzwischen sicher, ihr scheußliches Kostüm ebenso wie ihren grässlichen Job bei dieser miesen Abzocke redlich verdient hatte –, ließ Seto sich mehr oder weniger freiwillig durch die Menschenmenge schleifen. Es hatte ja sowieso keinen Sinn, sich wehren zu wollen, also sparte er seine Energie und durchbohrte lieber jeden, der ihm zu nahe kam, mit einem eisigen Blick – der zu seinem Leidwesen allerdings immer mehr von seiner Wirkung verlor, je voller es auf der Kirmes wurde.
 

Ich hätte mich von Mokuba doch nicht dazu überreden lassen dürfen, mich praktisch zu verkleiden, grummelte der Brünette innerlich und wäre um ein Haar in seinen Begleiter hineingerannt, als dieser urplötzlich stehen blieb. "Lass uns da reingehen!", erklang die Stimme des Schwarzhaarigen und der Enthusiasmus, der in ihr mitschwang, ließ Seto schon mal die Augen verdrehen, bevor er sich überhaupt die Mühe machte, sich anzusehen, was für einen Unsinn der Jüngere jetzt schon wieder ausgeheckt hatte.
 

"Eine Geisterbahn?", entfuhr es ihm ungläubig, nachdem er sich schließlich doch dazu herabgelassen hatte, einen Blick auf die billige Pappmaché-Aufmachung des Gebäudes zu werfen. Die Monster, die dort gezeigt wurden und die Besucher zum Gruseln bringen sollten, waren allenfalls lächerlich zu nennen, aber daran schien sein schwarzhaariger Begleiter sich nicht im Geringsten zu stören. "Ganz genau, mein Lieber. Vergiss nicht, Du bist mir heute den ganzen Nachmittag schuldig", erinnerte er Seto und dieser schnaubte, ergab sich aber dennoch in sein Schicksal. Ein Kaiba stand nun mal zu seinem Wort – auch, wenn das bedeutete, sich auf einer kindischen Kirmes zum Idioten zu machen. Zum Glück würde ihn in dieser Aufmachung wenigstens niemand erkennen. Vielleicht hatte Mokuba die Taschengelderhöhung, um die er schon seit Wochen bettelte, für diese schwachsinnige Verkleidung ja doch verdient.
 

Da von seinem gerade noch so unwilligen Begleiter keinerlei Protest mehr kam, schnappte Duke sich wieder den Arm des Größeren und stellte sich mit diesem in der Schlange an – was, dem Benehmen des Brünetten nach zu urteilen, eine völlig neue Erfahrung für diesen war. Ist ja auch kein Wunder, sinnierte der Schwarzhaarige und wechselte seinen Plüschdrachen auf den anderen Arm – natürlich ohne seinen Begleiter loszulassen, denn dieser sah aus, als würde er sich davonmachen, sobald er nur genügend Freiraum bekam. Im Kaiba-Land muss er sich bestimmt nie anstellen. Wer würde es da auch wagen, den Chef Schlange stehe zu lassen? Nein, überlegte Duke, es war definitiv besser gewesen, auf eine normale Kirmes zu bestehen. Es wurde höchste Zeit, dass Kaiba mal lernte, wie normale Menschen ihre Freizeit verbrachten und sich amüsierten.
 

Seto, der von diesen Gedanken seines Begleiters nichts ahnte, stieß diesen an, als sie den Anfang der Schlange erreicht hatten. "Träum nicht, lauf lieber. Wir sind dran." Wenn er diesen Kinderkram schon tatsächlich mitmachen musste, dachte der Brünette, dann würde er es wenigstens so schnell – und vor allem so würdevoll – wie irgend möglich hinter sich bringen. Und wenn er erst einmal wieder zu Hause in der wunderbaren Ruhe seiner Villa war, würde er einfach vergessen, dass es diesen vollkommen verkorksten und verschwendeten Nachmittag überhaupt gegeben hatte.
 

Duke grinste den Größeren als Antwort auf dessen Aufforderung einfach nur an, stieg in den Wagen und wartete dann, bis sein Begleiter sich neben ihn gequetscht hatte – was erwartungsgemäß natürlich nicht ohne eine weitere Beschwerde über die hygienischen Zustände und das unhöfliche Personal hier vonstatten ging. "Du bist so ein Miesepeter", ließ der Schwarzhaarige sich nicht nehmen, den Anderen zu necken, und störte sich auch nicht an dem eisigen Schweigen, das seinen Worten folgte, denn dafür war seine Laune einfach viel zu gut. Die Sonne schien, die Menschen um sie herum waren gut drauf und ihm selbst war es tatsächlich gelungen, dem größten Workaholic der Welt einen ganzen Nachmittag abzutrotzen. Wie konnte er sich da von ein bisschen schlechter Laune und ein wenig Schweigen seines Begleiters den Tag verderben lassen?
 

Das Verhalten seines Begleiters begann erst gute zwei Stunden später, den Schwarzhaarigen wirklich zu nerven. In der Zwischenzeit hatten sie schon einige weitere Attraktionen hinter sich gebracht, aber Kaiba hatte sich noch immer nicht dazu herabgelassen, wieder mit ihm zu sprechen. Und so langsam, das musste Duke sich widerwillig eingestehen, schlug dieses Schweigen ihm doch auf die Stimmung. Aus diesem Grund zog er den Größeren schließlich auch zum Riesenrad hinüber und organisierte dort sogar eine Kabine, in der sie gänzlich ungestört und unter sich waren.
 

Sobald das Gefährt sich in Bewegung gesetzt hatte, platzierte der Schwarzhaarige seinen Plüschdrachen neben sich auf der Bank und warf seinem Begleiter, der demonstrativ die Arme vor seiner Brust verschränkt hatte und desinteressiert aus dem Fenster sah, einen vorwurfsvollen Blick zu. "Ist das Deine Definition von Spaß, Kaiba?", erkundigte er sich entnervt und nun endlich bequemte dieser sich, den Jüngeren doch wieder eines Blickes zu würdigen.
 

"Alleine in meinem Büro hätte ich wesentlich mehr Spaß als hier mit Dir, Devlin", gab er kalt zurück und registrierte zu seinem Erstaunen, dass der Schwarzhaarige das Gesicht abwandte. "Bei Dir ist echt Hopfen und Malz verloren", seufzte dieser nach einer Minute des Schweigens und sah nun seinerseits aus dem Fenster. "Du arbeitest wirklich permanent und machst nie mal einfach was, nur weil es Dir Freude macht. Wenn Du nicht zwischendurch mal essen oder schlafen müsstest, würdest Du wahrscheinlich sogar rund um die Uhr in Deinem Büro sitzen und arbeiten. Echt, ich verstehe Dich nicht. Wie kann man so durchs Leben gehen? Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob Du wirklich erst achtzehn bist", fügte er leise hinzu und seufzte erneut, bevor er den Größeren wieder ansah.
 

"Ist es denn wirklich zu viel verlangt, wenn Du einen einzigen Tag im Jahr mal nicht in Deinem Büro sitzt und Dich hinter Deiner Arbeit verschanzt? Ich verstehe durchaus, dass Dir Deine Arbeit am Herzen liegt. Kuck mich nicht so ungläubig an, Kaiba, ich verstehe das wirklich. Meine Arbeit ist mir auch wichtig, aber das ist doch noch längst nicht alles, was das Leben ausmacht. Gibt es denn wirklich gar nichts, was Dir außer Deiner Arbeit und Duellieren sonst noch Spaß macht?", wollte er wissen und Seto konnte sich des unbestimmten Gefühls nicht erwehren, dass der Schwarzhaarige eigentlich etwas ganz anderes gemeint hatte. Seine unausgesprochene Frage – "Ist es Dir denn wirklich so zuwider, ein paar Stunden Deiner kostbaren Zeit mit mir zu verbringen?" – hing so deutlich in der Luft, als hätte er die Worte tatsächlich laut gesagt.
 

"Vielleicht sollten wir das Ganze einfach vergessen." Duke war sich durchaus bewusst, dass er seinem Begleiter damit genau das anbot, was dieser von Anfang an gewollt hatte – seine Ruhe –, aber das war ihm egal. Was machte es für einen Sinn, jemandem etwas Spaß näher bringen zu wollen, wenn derjenige sich mit Händen und Füßen dagegen wehrte? Immerhin hatte Kaiba ja die ganze Zeit über nichts Besseres zu tun gehabt als zu meckern und auf hundert verschiedene Arten deutlich zu machen, wie sehr er diesen Nachmittag hasste und was für eine Zeitverschwendung diese wenigen Stunden für ihn darstellten. Eigentlich, dachte der Schwarzhaarige seufzend, war aufgeben zwar ganz und gar nicht seine Art, aber was brachte es, weiter auf dem Gewinn seiner Wette zu bestehen, wenn keiner von ihnen beiden sich wirklich amüsierte?
 

Entgegen seiner Erwartung war Seto keineswegs erleichtert oder erfreut, als er diese Worte hörte. Stattdessen fühlte er eine unbestimmte Enttäuschung, als sein Blick auf dem Profil seines Gegenübers ruhte. Devlin machte einen wirklich niedergeschlagenen Eindruck und der Brünette wusste ganz genau, dass das an ihm lag. Immerhin hatte er die Unternehmung 'Jahrmarktbesuch' wirklich von Beginn an torpediert in der Hoffnung, möglichst doch noch in sein Büro zu kommen und ein paar der liegengebliebenen Sachen aufarbeiten zu können. Jetzt erschien ihm diese Aussicht allerdings gar nicht mehr so verlockend wie noch vor einer Stunde – was, wie er bei näherem Nachdenken erstaunt feststellen musste, daran lag, dass sein schlechtes Gewissen sich regte. Sein Klassenkamerad hatte sich trotz seines bockigen Verhaltens die ganze Zeit über wirklich redlich bemüht, ihn mit einzubinden, aber er hatte alle Bemühungen von vornherein abgeblockt.
 

Seltsam, dass diese ganze Sache Devlin so sehr mitnimmt. Warum, fragte Seto sich, war es dem Schwarzhaarigen eigentlich so unheimlich wichtig gewesen, ihn zu diesem Kirmesbesuch zu bewegen? Er hätte eigentlich alles mögliche haben können, aber anstatt beispielsweise Geld oder etwas in der Art zu fordern, hatte er sich dafür entschieden, einfach ein paar Stunden Zeit gemeinsam zu verbringen. Anfangs hatte Devlin, erinnerte der Brünette sich, nicht einmal wirklich mit der Sprache herausrücken wollen, was er im Fall eines Wettgewinns haben wollte. Er hatte einfach nur angedeutet, dass er nichts Schlimmes verlangen würde. "Ich werde Dir weder beruflich noch sonst irgendwie schaden, Kaiba", hatte er versprochen und ihm schmunzelnd zugezwinkert. "Und es wird Dich auch nicht viel kosten – nur ein paar Stunden Deiner Zeit."
 

"Seit wann gibst Du denn so schnell auf, Devlin?" Verwundert ob der Frage blickte Duke auf und fand sich mit eisblauen Augen konfrontiert, die ihn durchdringend musterten. "Wolltest Du nicht einen ganzen Nachmittag mit mir verbringen? Wenn mich meine Uhr nicht täuscht, dann endet der Nachmittag frühestens in zwei Stunden", fuhr der Brünette fort und der Jüngere blinzelte irritiert. Hatte Seto Kaiba ihm tatsächlich gerade noch zwei weitere Stunden zugestanden – zwei weitere Stunden, in denen er sich nicht mehr dagegen sträuben würde, ein bisschen Spaß zu haben?
 

Beinahe noch schneller als erwartet kehrte das Grinsen auf die Lippen des Schwarzhaarigen zurück und als dessen grüne Augen vorfreudig zu funkeln begannen, lehnte Seto sich zufrieden zurück und nickte kaum merklich. Ganz genau so musste Devlin aussehen. Dieser geknickte Blick von eben war ja kein Zustand. Das passte einfach ganz und gar nicht zu jemandem, der sich sonst immer so fröhlich und lebenslustig gab wie Devlin. Außerdem, fand Seto, steht ein Lächeln ihm wirklich wesentlich besser zu Gesicht.
 

Bevor er die Gelegenheit bekam, sich näher mit dem Ursprung dieses seltsamen Gedankens zu befassen, hielt das Riesenrad und der Brünette wurde von einem mehr als enthusiastischen Duke aus der Gondel gezogen. "Ich weiß auch schon ganz genau, was wir jetzt unbedingt als Nächstes machen müssen!", verkündete dieser dabei und Seto schüttelte seufzend den Kopf. "Womit habe ich das bloß verdient?", fragte er, doch dieses Mal schwang in seiner Stimme ein kaum wahrnehmbarer, aber dennoch mit viel Wohlwollen als amüsiert auslegbarer Unterton mit – etwas, das dem Schwarzhaarigen keineswegs entging.
 

"Das hast Du Dir selbst zuzuschreiben", antwortete er daher fröhlich und lachte, was auch dem Älteren ein sekundenlanges Grinsen entlockte. Vielleicht, überlegte Seto bei sich, sollte er sich einfach weniger auf diese verkorksten Möchtegern-Attraktionen hier auf diesem Jahrmarkt konzentrieren und stattdessen mehr auf die Reaktionen seines Begleiters achten. Devlin schien an der ganzen Sache hier so viel Spaß zu haben, dass es ganz sicher für sie beide reichte.
 

Abgelenkt von seinen Gedanken bemerkte Seto erst, wohin der Schwarzhaarige ihn geschleift hatte, als er ein paar Wassertropfen abbekam. "Das ist doch wohl nicht Dein Ernst, oder?", erkundigte er sich daraufhin, doch das enthusiastische Nicken, das er zur Antwort bekam, bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen: Devlin war wirklich wahnsinnig genug, ihn in die Wildwasserbahn schleppen zu wollen.
 

"Und was tust Du, wenn ich jetzt Nein sage?", fragte der Brünette wenig hoffnungsvoll und Duke schüttelte sofort den Kopf. Dabei wollte das Grinsen einfach nicht von seinen Lippen verschwinden, denn obwohl sein Begleiter sich schon wieder beschwerte, machte er dieses Mal wenigstens keine Anstalten, einfach so zu gehen – was ja wohl bedeutete, dass er sich zumindest annähernd mit seinem Schicksal abgefunden hatte. Wenn das kein Fortschritt war, was war es dann?
 

"Vergiss es!" Eine andere Antwort hatte Seto zugegebenermaßen nicht wirklich erwartet, deshalb seufzte er einfach nur resigniert und ließ sich ergeben weiter mitziehen, als die Schlange sich vorwärtsbewegte. Er hatte zwar nicht unbedingt große Lust darauf, nass zu werden, aber es war ja noch immer recht warm, also würde das bisschen Wasser sicher schnell wieder getrocknet sein. Blieb nur zu hoffen, dass er sich nicht trotzdem eine Erkältung holte. Ausgerechnet im Sommer krank im Bett zu liegen war wirklich das Letzte, was er gebrauchen konnte. Immerhin standen für den Rest der Woche noch ein paar wichtige Termine an, die er nicht einfach so aufschieben konnte und wollte.
 

"Ein Nein akzeptiere ich nicht, Seto." Der Brünette blinzelte irritiert. Hatte er sich verhört oder hatte sein schwarzhaariger Klassenkamerad ihn gerade tatsächlich einfach ungefragt mit seinem Vornamen angesprochen? Devlin war wohl doch wesentlich lebensmüder, als er angenommen hatte. "Jetzt kuck nicht so", zischte dieser Lebensmüde ihm zu und ließ seinen Blick kurz über die Menschenmenge schweifen, bevor er wieder zu dem Größeren aufsah.
 

"Meinst Du nicht, dass es wesentlich mehr auffällt, wenn ich Dich hier 'Kaiba' nenne? Was glaubst Du, wie schnell wir von den Massen überrannt werden, wenn irgendjemand hier spitzkriegt, wer Du bist? Es grenzt ja schon fast an ein Wunder, dass wir es bis jetzt geschafft haben, unerkannt zu bleiben", erklärte er im Flüsterton seine Wahnsinnstat – niemand außer Mokuba hatte das Recht, ihn Seto zu nennen – und der Brünette schnaubte zwar, fand allerdings keine Argumente, mit denen er die Logik dieser Aussage entkräften konnte.
 

"Also schön. Wenn es denn wirklich unbedingt sein muss, bitte. Aber damit das gleich klar ist, Duke: Das gilt nur für heute", ließ er es sich dennoch nicht nehmen, dem Schwarzhaarigen dessen Frechheit umgehend mit gleicher Münze zurückzuzahlen – was diesen, dem förmlich in seinem Gesicht klebenden Grinsen nach zu urteilen, allerdings in keinster Weise zu stören schien. Im Gegenteil, er wirkte ganz so, als würde es ihm sogar gefallen – beinahe, stellte Seto missmutig fest, als hätte er es schon die ganze Zeit nur darauf angelegt.
 

"Was immer Du sagst", konterte Duke gut gelaunt und drückte einem der für die Aufbewahrung der Wertgegenstände der Fahrgäste zuständigen Angestellten der Wildwasserbahn grinsend seinen weißen Plüschdrachen in die Arme. "Schön drauf aufpassen. Den brauch ich noch", informierte er den vollkommen verdatterten Mann, dann schnappte er sich die Hand seines Begleiters und ehe dieser sich versah, fand er sich auch schon gleich neben dem Schwarzhaarigen in einem der künstlichen Baumstämme wieder.
 

"Du bist eindeutig vollkommen verrückt geworden", konstatierte Seto, doch das interessierte seinen Sitznachbarn augenscheinlich überhaupt nicht. Eher sogar im Gegenteil, denn der Jüngere lachte nur und nickte dann, so als wäre die Feststellung des Brünetten einfach nur ein guter Witz und nicht mehr. Entweder, dachte Seto bei sich, registrierte Devlin wirklich nicht, dass er sich gerade auf verdammt dünnem Eis bewegte, oder aber – und das hielt der Brünette für wesentlich wahrscheinlicher – er wusste es zwar, aber es war ihm schlicht und ergreifend egal. So viel Dreistigkeit war fast schon wieder bewundernswert. Aber auch nur fast.
 

Mit einem Ruckeln setzte der Baumstamm sich in Bewegung und Seto stellte mit hochgezogener Braue fest, dass das Grinsen im Gesicht seines Begleiters immer breiter wurde. Ganz offenbar hatte Devlin an diesem Kinderkram wirklich eine Menge Spaß. Und obwohl er selbst wirklich nicht wusste, was daran so lustig sein sollte, sich erst in die Höhe schleppen zu lassen, nur um gleich danach mit diesem schlechten Baumimitat aus billigem Plastik – die Fahrgeschäfte im Kaiba-Land waren wesentlich hochwertiger, das war nicht zu leugnen – wieder in die Tiefe zu sausen und dabei von oben bis unten durchnässt zu werden, konnte er nicht umhin, ein winziges bisschen zu schmunzeln. Irgendwie war es ja schon interessant mit anzusehen, wie sehr sein schwarzhaariger Begleiter sich amüsierte.
 

Fünf Minuten, mehrere Steilabfälle in die Tiefe und jeweils einen Satz patschnasser Kleidung später fanden die beiden jungen Männer sich wieder neben der Wildwasserbahn ein und Seto beobachtete mit einem unübersehbar schadenfrohen Grinsen, wie Devlin fluchend das Haargummi aus seinen ebenfalls triefendnassen Haaren zog. Auf das rotschwarzkarierte Stirnband, das beinahe schon so etwas wie ein Markenzeichen war, hatte er heute zwar ausnahmsweise verzichtet, aber weder auf seinen Zopf noch auf den auffälligen Kajalstrich, den er – aus welchem Grund auch immer – eigentlich ständig unter seinem linken Auge zu tragen pflegte.
 

Seinen Plüschdrachen hatte der Schwarzhaarige während seines Kampfes mit seinem widerspenstigen Haargummi zwischen seine Beine geklemmt und obwohl der Ältere diese Position für sein Lieblingsmonster – auch wenn es nur aus Plüsch war – doch etwas entwürdigend fand, konnte er nicht umhin zuzugeben, dass er sich in diesem Augenblick zum ersten Mal an diesem Nachmittag wirklich amüsierte. Devlins Gezappel und seine Flüche waren zwar längst keine vollständige Entschädigung für die Geisterbahn, das Spiegelkabinett oder all die anderen Fahrgeschäfte und 'Attraktionen', die zu besuchen er bereits gezwungen worden war, aber trotzdem war es unleugbar komisch, seinem Klassenkameraden dabei zuzusehen, wie dieser grummelnd seine langen schwarzen Haare auszuwringen versuchte.
 

"Daran hättest Du vielleicht vorher denken sollen, Duke", konnte Seto sich nicht verkneifen, den Anderen etwas zu ärgern. Dabei wunderte er sich kurzzeitig darüber, wie leicht ihm der Vorname des Jüngeren über die Lippen kam. Vielleicht war an dieser ganzen Freizeit-Sache ja doch etwas dran. Man brauchte offenbar einfach nur die passende Begleitung, um einen freien Nachmittag wirklich richtig geniessen zu können. Und aus irgendeinem Grund, der dem Brünetten vollkommen schleierhaft war, schien Devlin für ihn diese passende Begleitung zu sein.
 

Um nicht weiter darüber nachdenken zu müssen, warum es ihm auf einmal fast nichts mehr ausmachte, seine Zeit mit seinem Klassenkameraden anstatt in seinem Büro in der Kaiba Corporation zu verbringen, machte Seto sich daran, zumindest schon mal einen Teil des Wassers aus seinem Shirt zu drücken. So musste er den Schwarzhaarigen, dessen vollkommen schwarze Kleidung – scheinbar schaffte er es auch dann, wenn er wie heute eigentlich inkognito unterwegs war, einfach nicht, auf seine Lieblingsfarbe zu verzichten – wegen der Nässe förmlich an seinem schlanken Körper festklebte, wenigstens zeitweilig nicht mehr ansehen.
 

"Hätte ich wohl", konterte Duke mit einem Achselzucken, nachdem er seine Haare wenigstens einigermaßen gebändigt hatte. Da es allerdings, wie er aus leidvoller Erfahrung wusste, in einer Katastrophe enden würde, wenn er jetzt versuchte, sie wieder zusammenzubinden – er hatte keinen Kamm dabei und war nun wirklich nicht scharf auf Knoten –, beschloss er, für den Rest des Tages eben auf das Haargummi zu verzichten und seine Haare ebenso wie seine Kleidung einfach von der Sonne und dem angenehm warmen Wind trocknen lassen.
 

"Ist ja auch egal." Diese Äußerung seines Begleiters ließ Seto wieder aufsehen. Sekundenlang starrte er den Anderen einfach nur an, dann schüttelte er innerlich über sich selbst und seine Reaktion den Kopf. Dann sah er selbst Devlin jetzt eben zum ersten Mal, seit er ihn kannte, mit offenen Haaren. Na und? Das war nun wirklich absolut kein Grund, ihn anzustarren, als hätte er ihn noch nie zuvor gesehen. Das war doch vollkommen albern!
 

Allerdings, stellte der Brünette fest, hatte er sich zumindest in einer Hinsicht ganz gewaltig getäuscht: Devlin sah entgegen seiner Erwartung keineswegs wie ein Mädchen aus, wenn er seine Haare nicht zu einem Zopf gebunden trug. Er war noch immer unverkennbar Devlin, aber dennoch waren die feuchten schwarzen Locken, die sich um sein Gesicht ringelten und seine grünen Augen noch mehr betonten, als sie es ohnehin schon taten, eine ebenso interessante wie reizvolle Veränderung seines Äußeren – ein Gedanke, der den Brünetten ungemein irritierte. Seit wann dachte er denn solche seltsamen Dinge über einen seiner – männlichen – Klassenkameraden?
 

"Dein Make-up ist verschmiert", war der erste halbwegs intelligente – und vor allem nicht wie ein Kompliment klingende – Kommentar, der Seto zu diesem Anblick einfiel. "Na toll", grummelte Duke daraufhin, drückte dem Älteren seinen mittlerweile auch etwas feucht gewordenen Plüschdrachen in die Arme und sprintete nach einem "Bin gleich wieder da" in Richtung von einem der strategisch günstig überall verteilten Toilettenwagen.
 

Ohne zu Murren bezahlte er dort den geforderten Betrag und ging dann schnurstracks zum ersten Waschbecken, um sich den Kajal aus dem Gesicht zu waschen. Unglücklicherweise hatte er vergessen, diesen einzupacken – und das, obwohl die Wildwasserbahn durchaus auf seiner Liste für den heutigen Tag gestanden hatte –, also musste er wohl oder übel ungeschminkt wieder zu seinem Begleiter zurückgehen. Aber so schlimm war es auch wieder nicht, einen Tag lang mal darauf verzichten zu müssen – jedenfalls nicht, wenn man bedachte, mit wem er sich gerade hier auf der Kirmes befand.
 

Seto blickte von dem Plüschdrachen in seinen Händen – mit dem er sich erstaunlicherweise nur halb so lächerlich vorkam, wie es der Fall sein sollte – auf, als sein Klassenkamerad nach kaum zwei Minuten schon wieder zu ihm zurückgesprintet kam. "Steht Dir", kommentierte dieser das Plüschtier und lachte, als er es gleich darauf wieder förmlich in die Arme gedrückt bekam. "Gleichfalls", bekam er dabei zu hören und schenkte dem Anderen einen verwunderten Blick, denn er hatte keine Ahnung, worauf genau dieser mit seinen Worten eigentlich anspielte.
 

"Ich meine das fehlende Geschmier in Deinem Gesicht", ließ der Brünette sich nach ein paar Sekunden zu einer Erklärung herab und Duke hob fragend eine Braue. "Findest Du?", wollte er wissen und auf seine Lippen schlich sich ein Lächeln, als der Ältere nickte. "Allerdings. Dieses Anmalen ist doch albern. Jetzt siehst Du wenigstens nicht mehr aus wie ein Clown", beeilte er sich, hinterher zu schieben, und aus dem Lächeln des Schwarzhaarigen wurde ein Grinsen.
 

"Dafür, dass ich Deiner Meinung nach bis gerade noch aussah wie ein Clown, hast Du aber verdammt wenig gelacht heute", konterte er und Seto schnaubte abfällig. "Ich kann mich nicht erinnern, irgendwann einmal behauptet zu haben, dass ich Clowns lustig finden würde", gab er etwas von oben herab zurück. "Aber ich verstehe sowieso nicht, warum Du Dein Gesicht ständig so anmalen musst. Mit dieser ganzen Farbe im Gesicht fällt es schwer, Dich wirklich ernst zu nehmen." Mal ganz davon abgesehen, dass man die intensiven grünen Augen des Schwarzhaarigen sowieso nicht ignorieren konnte und es daher auch eigentlich vollkommen überflüssig war, dass dieser sie so betonte. Aber das, beschloss der Brünette, würde er seinem Begleiter ganz bestimmt nicht auf die Nase binden. Devlin musste schließlich noch lange nicht alles wissen.
 

Das leise Kichern, das die Bemerkung über Clowns Duke entlockt hatte, erstarb bei den weiteren Worten des Älteren fast augenblicklich. "Ich habe meine Gründe dafür, dass ich mich schminke", erwiderte er kurz angebunden, wandte sich ab, nachdem er sich seinen Plüschdrachen wieder unter den Arm geklemmt hatte, und ging voraus, Seto mit dem Gefühl zurücklassend, dass er unabsichtlich etwas vollkommen Falsches gesagt und dem Schwarzhaarigen damit schon wieder die Stimmung verdorben hatte – etwas, das er wirklich gut zu können schien, war es doch jetzt schon das zweite Mal, dass er den Jüngeren mit seinen Worten tiefer getroffen hatte, als es beabsichtigt gewesen war.
 

Einen Moment lang blieb der Brünette unschlüssig stehen, dann gab er sich einen Ruck und machte sich an die Verfolgung des Anderen. "Und was wäre das für ein Grund?", erkundigte er sich, sobald er ihn eingeholt hatte, dabei die Tatsache ignorierend, dass der Jüngere vielleicht gar nicht über diese Gründe sprechen wollte. Aber viel schlimmer als das, was er ohnehin schon gesagt hatte, konnte diese Frage auch nicht sein. Was machte ein Fauxpas mehr oder weniger da schon aus?
 

Etwas verdutzt – mit dieser Frage hatte er ganz und gar nicht gerechnet – blieb Duke stehen und blickte den Größeren von unten herauf an. Wollte Kaiba – Seto – den Grund etwa wirklich wissen? Nun, sein fragender Blick ließ jedenfalls darauf schließen, deshalb seufzte der Schwarzhaarige und winkte den Anderen etwas näher zu sich. "Das hier ist mein Grund", erklärte er dann und deutete auf die feine, kaum sichtbare Narbe unterhalb seines linken Auges, die er üblicherweise mit seinem Kajalstrich zu überdecken pflegte.
 

"Ich verstehe", war Setos einzige Antwort darauf und er trat eilig wieder einen Schritt zurück. Die plötzliche Nähe zu dem Kleineren hatte ihn verwirrt und er war sich nicht sicher, ob ihm dieses Gefühl gefiel. Für einen Sekundenbruchteil hatte er tatsächlich den seltsamen – und auch gefährlichen – Impuls verspürt, mit dem Daumen über die Wange des Anderen zu streichen, um zu fühlen, ob der schmale, helle Strich dort tatsächlich nicht wegzuwischen war. Selbstverständlich hatte er diesen Impuls gleich unterdrückt und verdrängt, aber dennoch fühlte er sich seltsam schuldig. Es war offensichtlich, dass es seinem Begleiter unangenehm war, über diese Narbe zu sprechen, deshalb ließ er das Thema auch gleich wieder fallen – obwohl ihm die Frage, woher diese Narbe kam, ungemein unter den Nägeln brannte.
 

"Was hältst Du von Zuckerwatte?", schwenkte der Schwarzhaarige auf ein anderes Thema um und Seto nickte, obwohl er diesem klebrig-süßen Zeug eigentlich so gar nichts abgewinnen konnte – ganz im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder, der sich mit Freuden nur davon und von anderem Süßkram ernähren würde, wenn niemand dafür Sorge trüge, dass er es nicht tat. So erwachsen Mokuba sich manchmal auch gab, er war trotz allem immer noch ein Kind.
 

"Ich zahle", hörte Duke seinen Begleiter zu seiner Überraschung sagen und noch ehe er in irgendeiner Form darauf eingehen oder reagieren konnte, stand er auch schon alleine mit seinem Plüschdrachen da und konnte dem Größeren nur noch nachblicken, als dieser sich zum nächstgelegenen Zuckerwattestand durchkämpfte. Soll das etwa so was wie eine Entschuldigung sein?, fragte der Schwarzhaarige sich selbst, konnte diese Frage allerdings nur mit einem Achselzucken beantworten. Manchmal, sinnierte er, war es wirklich verdammt schwer, aus dem Verhalten seines brünetten Klassenkameraden schlau zu werden.
 

Besagter Brünetter war sich selbst nicht ganz sicher, was ihn zu dieser Aktion bewogen hatte, aber solange sie half, das unangenehme Thema zu beenden und Devlins Stimmung wieder zu heben, war es das wert. Ernst oder – noch schlimmer – Traurigkeit in den grünen Augen zu sehen war einfach etwas, das ihm ganz und gar nicht gefiel. Seto wusste nicht, warum das so war – und er war sich auch nicht sicher, ob er es wirklich wissen wollte –, aber vor sich selbst argumentierte er damit, dass es ja wohl nur gerechtfertigt war, wenn er, nachdem er die Stimmung wieder einmal torpediert hatte, sie auch wieder hob.
 

Als er nach ein paar Minuten des Wartens zu seinem Begleiter zurückkehrte, bewaffnet mit zwei Holzstielen mit klebrigen, bläulich eingefärbten Zuckerfäden, begrüßte ihn ein strahlendes Lächeln, das ihn unwillkürlich aufatmen ließ. Ganz offenbar ging es Devlin inzwischen wieder besser. Was für ein Glück, dachte Seto, dass der Schwarzhaarige von seinem ganzen Wesen her kein bisschen nachtragend war. Den Nachmittag jetzt schon zu beenden, nur weil er es unabsichtlich geschafft hatte, dem Anderen den Spaß zu verderben, wäre ihm ungemein gegen den Strich gegangen – was für ihn selbst zugegebenermaßen die größte Überraschung war. Noch vor zwei Stunden hätte er nichts lieber getan als in die Firma zu fahren und zu arbeiten, aber inzwischen hatte er dazu gar keine rechte Lust mehr – trotz seiner noch immer nassen Kleidung.
 

Dieser Nachmittag, gestand der Brünette sich widerwillig ein, war doch bei weitem nicht so schlimm, wie er selbst am Anfang gedacht hatte. Eigentlich war es sogar recht angenehm, Zeit mit Devlin zu verbringen. Von seinen selbsternannten Freunden, die er selbst niemals auch nur in irgendeiner Weise ermutigt hatte, sich als solche zu bezeichnen, war der Schwarzhaarige wirklich bei weitem der Erträglichste – was vielleicht auch einfach nur daran lag, dass er Mutos Kindergartentruppe Einiges voraushatte. Devlin mochte vielleicht ein unerklärliches Faible für kindische Jahrmärkte haben, aber er war auch der Einzige aus Mutos 'Gefolge', der sich jetzt schon ernsthaft um seine Zukunft kümmerte. Dungeon Dice Monsters war zwar bei weitem noch lange nicht so erfolgreich wie Duel Monsters, aber das Konzept war durchaus ausbaufähig und konnte mit etwas mehr Arbeit sicher noch einigen Gewinn abwerfen.
 

"Du denkst schon wieder ans Arbeiten", riss die Stimme seines Begleiters Seto aus seinen Gedanken und als er vollkommen automatisch nickte, warf der Schwarzhaarige ihm einen tadelnden Blick zu. "Unsere Abmachung hieß: Keine Arbeit heute, sondern nur Du, ich und jede Menge Spaß. Vergiss das nicht, Seto", ermahnte er den Größeren, schmunzelte dabei allerdings und machte so deutlich, dass er gar nicht wirklich böse war. "Aber ich kann wohl nicht verlangen, dass Du Deine Arbeit vollkommen vergisst. Das schaffst Du doch gar nicht. Dafür bist Du viel zu süchtig danach."
 

"Soll das etwa eine Herausforderung sein?", erkundigte der Brünette sich mit hochgezogener Braue und Duke schob sich erst noch etwas von seiner Zuckerwatte, die in der Zwischenzeit bereits beträchtlich geschrumpft war, in den Mund, bevor er den Kopf schief legte und den Älteren fragend ansah. "Denkst Du denn, Du wärst so einer Herausforderung gewachsen?", wollte er dann wissen und nun war es an Seto, nachdenklich die Stirn zu runzeln.
 

Wenn er es realistisch betrachtete, war es für ihn tatsächlich so gut wie unmöglich, einmal einen Tag lang ganz und gar nicht an seine Arbeit zu denken, dessen war er sich durchaus bewusst. Dafür war die Kaiba Corporation einfach schon ein viel zu großer – und auch ein viel zu wichtiger – Teil seines Lebens. "Wahrscheinlich nicht", gab er daher widerwillig zu und wurde dafür mit einem Grinsen belohnt, das die grünen Augen seines Gegenübers zum Leuchten brachte.
 

"Na, wenigstens bist Du ehrlich, Seto", neckte der Schwarzhaarige ihn und der Größere schnaubte kurz, bevor er sich selbst ebenfalls seiner Zuckerwatte widmete. So wirklich würde er sich mit diesem süßen Zeug wohl nie anfreunden können – deshalb hatte er es schließlich auch schon seit Jahren nicht mehr gegessen –, aber erstaunlicherweise schmeckte es in Begleitung weniger schlecht, als er es in Erinnerung hatte. Aber ich werde Mokuba trotzdem nicht erlauben, sich nach Lust und Laune damit vollzustopfen, nahm er sich dennoch vor. Das ist viel zu ungesund.
 

"Und was planst Du jetzt als Nächstes?", erkundigte Seto sich, nachdem sowohl der Schwarzhaarige als auch er ihre Zuckerwatte erfolgreich vernichtet hatten. "Natürlich den Rest der Kirmes auch noch in Angriff nehmen. Was denn sonst?", fragte Duke zurück und lachte leise, als sein Begleiter abgrundtief seufzend die Augen verdrehte. "Gut, dann lass uns schnell gehen. Je eher wir anfangen, desto eher haben wir es hinter uns", erwiderte dieser seiner nonverbalen Beschwerde zum Trotz und das Lachen des Jüngeren wurde noch etwas lauter.
 

"Auf in den Kampf!", kommandierte Duke fröhlich, nachdem er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, und hakte sich wieder bei dem Brünetten ein, der sich kopfschüttelnd mitschleifen ließ. Woher der Andere die ganze Energie hatte, die er heute an den Tag legte, wollte er lieber gar nicht wissen. Wahrscheinlich war das mit der Zuckerwatte keine besonders gute Idee, schoss es ihm durch den Kopf, aber er protestierte trotzdem nicht dagegen, denn zum Einen machte das sowieso keinen Sinn und zum Anderen empfand er es auch gar nicht mehr als so unangenehm, wenn der Jüngere an seinem Arm hing und ihn mit seiner Begeisterung für all die Kleinigkeiten, die es hier zu sehen und zu tun gab, anzustecken versuchte.
 

Es war beinahe wie ein Ausflug mit Mokuba, versuchte Seto sich einzureden – aber irgendwie war es auch ein ganz kleines bisschen anders, denn der Schwarzhaarige, der jetzt schon wieder wie eine Klette an ihm klebte, verursachte ein seltsames Flattern in seiner Magengegend, das er bei Unternehmungen mit seinem kleinen Bruder definitiv nicht verspürte. Die Erforschung des Grundes, der ihn Devlins Nähe so intensiv und auch als derart angenehm wahrnehmen ließ, würde er allerdings auf später verschieben, beschloss Seto. So wahnsinnig wichtig war die Antwort auf diese Frage im Augenblick schließlich auch wieder nicht.
 

Es kostete den Brünetten noch beinahe zweieinhalb Stunden Geduld – um die er zwischenzeitlich zugegebenermaßen wirklich hart kämpfen musste –, doch dann blieb sein Begleiter, der in den vergangenen Stunden eindeutig mehr mit einem Folterknecht gemeinsam gehabt hatte als mit einem Klassenkameraden, stehen und streckte sich erst einmal ausgiebig. "Ich denke, wir sind durch", verkündete er und Seto konnte sich ein erleichtertes Aufatmen nicht verkneifen – eine Sekunde zu früh, wie er gleich darauf belehrt wurde, als der Schwarzhaarige ihn mit einem wahrhaft unheilverkündenden Grinsen ansah.
 

"Es gibt eigentlich nur eine einzige Sache, die wir beide heute noch nicht gemacht haben", klärte Duke den Älteren auf und sein Grinsen wuchs noch etwas in die Breite, als er den misstrauischen Blick seines Begleiters sah. "Aber die letzte Attraktion willst Du ganz bestimmt lieber überspringen – was ich sogar verstehen könnte. Das wäre Dir sicher zu peinlich", fuhr er fort und unterdrückte heldenhaft ein Lachen, als eine Braue des Brünetten mit jedem seiner Worte ein Stückchen weiter nach oben wanderte.
 

"Willst Du damit etwa andeuten, ich wäre feige, Duke?", wollte Seto die Aussage des Jüngeren präzisiert haben und schnaubte, als dieser mit seiner Antwort eine Sekunde zu lange zögerte. "Ich bin keineswegs feige", stellte er klar und dem Schwarzhaarigen entfuhr ein leises Kichern. "Oh, das habe ich auch gar nicht behauptet. Das hast Du mir in den Mund gelegt, Seto. Ich habe nichts dergleichen gesagt", verteidigte er sich selbst und schüttelte den Kopf. "Ich habe nur gesagt, dass ich mir nicht einfach vorstellen kann, dass Du das Einzige, was wir bis jetzt noch nicht gemacht haben, wirklich noch machen willst", fuhr er fort und der Größere schnaubte erneut.
 

"Wenn wir schon mal hier sind, können wir genauso gut auch noch die letzte dieser Möchtegern-Attraktionen mitnehmen, bevor wir gehen." Schließlich sollte ihm niemand unterstellen können, dass er kurz vor dem Ende des Tages doch noch den Schwanz einkniff und sich zu drücken versuchte. Ein solches Verhalten war eines Seto Kaiba einfach nicht würdig. Außerdem verlängerte jedes weitere Fahrgeschäft seine gemeinsame Zeit mit seinem schwarzhaarigen Begleiter noch ein bisschen – etwas, das dem Brünetten aus einem Grund, über den er lieber nicht näher nachdenken wollte, nur recht war.
 

Ihm stand, das musste er zugeben, einfach noch nicht der Sinn danach, noch ins Büro oder, wie er mit einem Blick auf den sich langsam dunkler färbenden Himmel feststellte, doch lieber gleich nach Hause zu fahren. Immerhin hatte er keine Ahnung, wann er das nächste Mal die Gelegenheit haben würde, wieder ungestört etwas Zeit mit Devlin zu verbringen. Während der Pausen in der Schule war der Schwarzhaarige schließlich – leider – meistens mit Mutos Kindergartentruppe zusammen und sich zu dieser zu gesellen war nun wirklich nicht unbedingt etwas, was Seto auch nur annähernd in Erwägung zog. Es gab nun einmal Dinge, die er schon aus Prinzip ganz einfach nicht tat – weder freiwillig noch gezwungenermaßen –, und sich näher mit Muto und seinem Anhang zu beschäftigen gehörte eindeutig in diese Kategorie.
 

"Bist Du Dir absolut sicher, dass Du das auch wirklich tun willst, Seto?", riss Dukes Stimme den Brünetten aus seinem Bedauern darüber, dass sich seine Kommunikation mit dem Jüngeren nach diesem Nachmittag wahrscheinlich wieder auf gelegentliche belanglose Gespräche über den Unterrichtsstoff beschränken würde. Ob es, fragte Seto sich, nicht vielleicht doch eine Möglichkeit gab, vielleicht mal öfter etwas mit Devlin zu unternehmen? Verdammt, warum hatte er bloß diese dumme Wette annehmen – und dann auch noch verlieren – müssen?
 

"Wie ich Dir vorhin bereits sagte, Duke: Wenn wir schon hier sind, dann können wir von mir aus auch jeder dieser albernen Attraktionen einen Besuch abstatten, wenn Du so viel Spaß daran hast", wiederholte Seto seine Zusage noch einmal, bereute diese Worte jedoch gleich, als er das Kichern des Schwarzhaarigen hörte. Irgendwie hatte er das Gefühl, gerade in eine Falle seines Klassenkameraden getappt zu sein. Aber was konnte Devlin ihm schon großartig antun, das den Nachmittag auf der Kirmes noch überbot?
 

Die Antwort auf diese Frage erhielt Seto beinahe postwendend, denn kaum hatte er sich einverstanden erklärt, den Jüngeren auch noch auf das letzte Fahrgeschäft zu begleiten, da wurde er von diesem auch schon förmlich hinterhergeschleift. "Aber vergiss nicht, dass es Deine Idee war – und dass ich Dich gewarnt habe!", mahnte Duke dabei, aber die Bedeutung dieser Worte begriff der Brünette erst, als er sich in einer ausnahmsweise mal sehr kurzen Warteschlange wiederfand. Vor ihnen befanden sich nur sechs Leute – vier Jungs und Mädchen, die ungefähr in ihrem Alter oder ein wenig jünger sein mussten; und ein Paar mittleren Alters, das dermaßen verliebt herumturtelte, dass Seto beinahe übel wurde. Wie konnte man sich in diesem Alter nur so gehen lassen – noch dazu, wenn man sich in der Öffentlichkeit befand?
 

Manche Leute haben eben einfach kein Schamgefühl, dachte Seto kopfschüttelnd, warf einen Blick auf das Gefährt, in das das erste Pärchen gerade einstieg, und erstarrte. Narrte ihn ein Spuk oder sah er wirklich das, was er zu sehen glaubte? War das, was da vor ihm lag, tatsächlich ein mit unzähligen Schnörkeln und Glitzersteinchen verzierter weißer – oder vielmehr zartrosafarbener – Schwan? Und war dieser Tunnel, den dieses grausige Gefährt gerade zu durchqueren ansetzte, wirklich herzförmig? Das war doch wohl hoffentlich eine optische Täuschung! Devlin würde doch ganz bestimmt nicht ...
 

Ein leises Kichern, das an seine Ohren drang, veranlasste Seto dazu, sich zu seinem Begleiter umzudrehen und diesen anzusehen. Sofort fand er sich mit grünen Augen konfrontiert, die ihn mit unübersehbarem Amüsement musterten. "Dein Gesicht! Einfach herrlich!", prustete Duke und im nächsten Moment blinzelte der Brünette, denn der Jüngere hatte blitzschnell die Kamera, die er für alle Fälle mitgenommen hatte und die glücklicherweise wasserdicht war, aus seiner Hosentasche gezogen und ein Foto von dem Anblick gemacht, der sich ihm geboten hatte. Dadurch hatte er zwar jetzt verraten, dass er überhaupt in der Lage war, den heutigen Ausflug in Bildern festzuhalten – etwas, das er bereits nach Kräften ausgenutzt hatte –, aber das war es ihm wert. Diesem Foto würde er einen Ehrenplatz einräumen, so viel war sicher.
 

"Ich will sämtliche Fotos, die Du heute von mir gemacht hast – selbstverständlich inklusive der Negative." Seto wusste nicht, woran es lag, aber er fühlte sich auf unbestimmte Art enttäuscht von seinem Klassenkameraden. Hatte Devlin ihm nicht versprochen, dass er ihm nicht schaden wollte? Was sollte dann dieser Unsinn mit der Kamera? Und warum, verdammt noch mal, war er selbst so unvorsichtig gewesen? Ich hätte doch damit rechnen müssen. Wie hatte er auch nur in Erwägung ziehen können, dass Devlin anders war als die Anderen? Wie hatte er so etwas wie Verständnis erwarten können? So blauäugig – im übertragenen Sinne – war er doch sonst auch nicht. Wie hatte Devlin ist geschafft, ihm so dermaßen den Verstand zu vernebeln, dass er nicht mehr die Vorsicht hatte walten lassen, die ihm schon praktisch zur zweiten Natur geworden war?
 

Duke, der dem Brünetten seine Gedankengänge förmlich ansehen konnte, schob die Kamera seufzend wieder in seine Hosentasche. Da hatte er ja was Schönes angerichtet! Und dabei war der Tag bisher – mit Ausnahme einiger unwichtiger Kleinigkeiten – doch so vielversprechend verlaufen. Ich bin doch echt ein Trottel, der seinesgleichen sucht!, bescheinigte der Schwarzhaarige sich selbst. Wie hatte er sich nur so unglaublich dämlich anstellen können – und das, wo er doch bereits vor dem heutigen Nachmittag ganz genau gewusst hatte, wie schwierig es war, auch nur ansatzweise so etwas wie Vertrauen von seinem inzwischen wieder mehr als unwilligen Begleiter zu bekommen. Hoffentlich hab ich's noch nicht total versaut.
 

"Hör zu, Seto, ich mache Dir einen Vorschlag." Einen kühlen Blick aus eisblauen Augen, mehr Reaktion bekam er nicht. Ganz offenbar, dachte Duke seufzend, war der Brünette der Meinung, dass eine verbale Antwort darauf unter seine Würde lag. Allerdings war neben unverhohlener Wut und – wie der Schwarzhaarige etwas erstaunt feststellte – Enttäuschung auch so etwas wie Neugier in den blauen Tiefen zu lesen, deshalb fuhr er gleich fort. Vielleicht konnte er den Tag ja doch noch zu einem befriedigenden Abschluss bringen – für sie beide.
 

"Du kannst die Negative haben, sobald die Bilder entwickelt sind. Die Fotos selber behalte ich, aber ..." Der Schwarzhaarige hob die Hand und gebot dem Größeren so zu schweigen, als dieser ihn unterbrechen wollte. Noch war er nicht fertig. "Dafür mache ich Dir die Entwürfe, um die wir gewettet haben – und zwar kostenlos. Außerdem gebe ich Dir mein Wort, dass ich niemandem die Fotos zeigen werde – schon gar nicht Joey, Tristan oder den Anderen. Ist das ein Angebot, mit dem Du leben kannst?"
 

Seto ließ sich den Vorschlag einen Augenblick lang durch den Kopf gehen und wägte das Für und Wider äußerst sorgfältig ab, doch schließlich nickte er. Er war zwar nicht unbedingt der Typ Mensch, der auf das Wort eines anderen vertraute, aber Devlin wusste immerhin aus eigener Erfahrung, wie es in der Geschäftswelt zuging. Er wusste, wie unschön es sein konnte, den eigenen Namen in den Klatschspalten zu lesen und permanent auf Richtigstellungen pochen zu müssen, wenn mal wieder ein neues Gerücht aufkam. Und er weiß mit Sicherheit auch, wie gut meine Anwälte sind. So dumm, sich mit mir anzulegen, ist er bestimmt nicht.
 

Außerdem war das Angebot, dass der Schwarzhaarige freiwillig die Entwürfe zeichnen wollte, um die sie gewettet hatten, auch viel zu verlockend, um es auszuschlagen, das musste der Brünette zugeben. Was seine Entscheidung aber zugegebenermaßen zu einem nicht unbeträchtlichen Teil beeinflusste, war schlicht und ergreifend die Tatsache, dass Devlins Angebot, unentgeltlich die Entwürfe für ihn zu machen, bedeutete, dass sie sich in den kommenden Wochen noch wesentlich öfter treffen und Zeit miteinander würden verbringen müssen – etwas, das Seto nach diesem Nachmittag nur allzu gelegen kam. So bekam er nicht nur die Entwürfe, die er wollte, sondern erhielt außerdem noch die Gelegenheit, herauszufinden, warum genau ihm ausgerechnet Devlins Gegenwart und seine Nähe so wenig ausmachte.
 

"Damit haben wir einen Deal." Die nüchterne, beinahe schon kühle Feststellung brachte Duke zum Grinsen. Manchmal war Kaiba zwar mehr ein Buch mit sieben Siegeln als ein Mensch, aber dafür war er in anderen Dingen geradezu erschreckend berechenbar. Nicht, dass er dem Brünetten das jemals auf die Nase binden würde. Auch ein Kaiba musste noch längst nicht alles wissen. Ein paar kleine Geheimnisse machten das Leben doch schließlich erst so richtig spannend.
 

"Okay, Deal", stimmte der Schwarzhaarige zu und der zufriedene Unterton in seiner Stimme gab Seto das Gefühl, dass der Jüngere diesen Deal keinesfalls als Belastung ansah. Ganz offenbar hatte Devlin nicht das Geringste dagegen einzuwenden, mit ihm zusammenzuarbeiten. Wenn das keine ausgesprochen befriedigende Wendung war, was war es dann?
 

"Gut. Dann lass uns jetzt noch schnell diese alberne Fahrt hinter uns bringen, damit wir die Sache mit den Entwürfen heute noch vertraglich regeln können." Mit diesen Worten nahm Seto den Arm seines Begleiters und schob diesen auf den nächsten pastellrosafarbenen Alptraum in Schwanenform zu. Je eher sie diesen Teil des Tages abhaken konnten, desto eher konnte er Roland anrufen und Devlin mit in die Villa nehmen, um mit ihm noch die Einzelheiten durchzusprechen – vielleicht beim Abendessen? Mokuba würde sich sicher über etwas Gesellschaft freuen. Schließlich beschwerte der Junge sich immer, dass sein großer Bruder auch zu Hause oft so wortkarg war. Und da eins von Devlins Talenten nun mal war, dass er reden konnte wie ein Wasserfall, sinnierte Seto, schlug er so gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.
 

"Du hast es aber ganz schön eilig, in dieses Ding reinzukommen", stellte Duke amüsiert fest, rutschte nach einem stummen Blick aus den eisblauen Augen seines Begleiters aber gehorsam auf den von seinem Standpunkt aus gesehen weiter hinten gelegenen Sitz durch. Seinen weißen Plüschdrachen setzte er auf seinen Füßen ab, damit der Brünette neben ihm Platz nehmen konnte.
 

Ohne auf den verdutzten Blick der Frau, die diese Scheußlichkeiten in Bewegung setzte – in der ganzen Zeit, die sie nun schon als Schaustellerin arbeitete, hatte sie es noch nie erlebt, dass eins der Paare, das sich in den Liebestunnel wagte, aus zwei jungen Männern bestand –, zu achten, ließ Seto sich auf den Sitz neben dem Schwarzhaarigen sinken. Der Frau gönnte er keinen einzigen Blick, denn er war viel zu abgelenkt von dem Gefühl, das die nackte, warme Haut von Devlins Arm an seinem ihm bescherte. An den Stellen, wo sich ihre Körper, bedingt durch die für Liebespaare konzipierte Enge dieses Gefährts, zufällig berührten, kribbelte es und der Brünette versuchte krampfhaft herauszufinden, ob dieses Kribbeln eher angenehm oder unangenehm war.
 

"Ich hoffe nur, es wird nicht zu kitschig da drin – und nicht zu pink oder rosa", unterbrach die Stimme des Schwarzhaarigen seine Grübeleien, doch Seto nickte nur. Was sollte er dazu auch sagen? Schließlich hatte er sich das, was jetzt auf ihn zukam, selbst zuzuschreiben. Aber da Devlin es äußerst geschickt verstanden hatte, seine Aufmerksamkeit überhaupt erst auf das letzte noch ausstehende Fahrgeschäft zu lenken – und das, obwohl er doch gewusst haben musste, um was es sich handelte –, war der Schwarzhaarige daran keineswegs unschuldig. Sie bekamen also beide nur, was sie sich selbst eingebrockt hatten.
 

"Selbst wenn – Du wirst es überleben", gab Seto daher knapp zurück, nachdem der schaukelnde rosa Alptraum sich in Bewegung gesetzt hatte und langsam durch das quietschrot eingefärbte Wasser glitt. Sobald sie die erste Kurve hinter sich gebracht hatten, nahm er leise Musik wahr, die – wie nicht anders zu erwarten gewesen war – schon hart an der Schmerzgrenze war. ›Can't help falling in love with you‹ war nun wirklich nichts, was unbedingt seinem Geschmack entsprach, aber ein paar Minuten lang würde er sich auch mit schmalzigen Liebesliedern von Elvis Presley herumschlagen können, dessen war er sich sicher.
 

Sehr zu seinem Erstaunen registrierte der Brünette, dass sein Begleiter neben ihm leise mitsummte. Scheinbar kannte er den Song. Seto war so sehr auf seinen Sitznachbarn fixiert, dass er all die rosafarbenen, roten und pinken Herzchen, Wolken und Engelsfigürchen – die wohl einen sehr verunglückten Cupido darstellen sollten –, nur am Rande wahrnahm. Das leichte Lächeln, das auf den Lippen des Schwarzhaarigen lag, entging ihm im Gegensatz dazu allerdings nicht. Offensichtlich fand Devlin tatsächlich Gefallen an diesem Unsinn hier – obwohl er den ganzen Kitsch um sie herum offensichtlich ebenso ignorierte, wie Seto selbst es tat. Die ausdrucksstarken grünen Augen waren halb geschlossen und der Brünette nutzte die Gelegenheit, um das Profil des Jüngeren genauer zu betrachten. Sicher, gesehen hatte er Devlin schon oft, aber richtig angesehen – so, wie er es gerade tat – hatte er ihn eigentlich noch nie.
 

Für einen Jungen ist er eigentlich viel zu hübsch. Irritiert über sich selbst und seine seltsamen Gedankengänge schüttelte Seto den Kopf. Diese Geste reichte vollkommen aus, um die Aufmerksamkeit des Schwarzhaarigen wieder auf ihn zu lenken – bedauerlicherweise, denn eigentlich hätte er ihn lieber noch eine Weile weiterhin beobachtet. Aber man konnte nun mal nicht alles haben.
 

"Meinst Du, die machen das hier drin mit Absicht so kalt, damit man näher zusammenrückt?", erkundigte Duke sich bei dem Brünetten und registrierte mit einem versteckten Schmunzeln, dass dieser sich erst einmal räuspern musste, bevor er ihm eine Antwort gab. "Ich denke, das liegt wohl mehr an Deiner feuchten Kleidung", rang er sich dann ab und der Schwarzhaarige grinste nun offen. "Das wäre natürlich auch möglich", bekannte er freimütig und rutschte etwas auf seinem Platz herum, um eine bequemere Sitzposition zu finden. Dass er dabei seinem Sitznachbarn ein Stückchen näher kam, nahm er scheinbar gar nicht wahr.
 

"Hast Du im Kaiba-Land eigentlich auch so einen Liebestunnel?" Fragend sah Duke den Größeren an und sein Grinsen wurde noch etwas breiter, als dieser nur abfällig schnaubte. "Kaiba-Land ist ein Vergnügungspark für Kinder. Was sollten die wohl mit einem Liebestunnel anfangen?", fragte er zurück und der Schwarzhaarige lachte leise. "Stimmt schon, aber Du hast die Eltern dieser Kinder vergessen. Wenn die ihre Kleinen irgendwo abgegeben haben, wo sie betreut werden, laufen die doch auch da rum. Meinst Du nicht, die würden sich über so einen Liebestunnel freuen?"
 

Diese Worte seines Begleiters ließen Seto nachdenklich die Stirn runzeln. Über diese Möglichkeit hatte er in der Tat noch nie nachgedacht. Devlin hatte eigentlich sogar verdammt Recht. Aber es waren ja nicht nur die Eltern der Kinder, die ein solches Fahrgeschäft nutzen würden. Kaiba-Land zog immerhin auch scharenweise Teenager an – Jungs, die ihre Freundinnen beeindrucken wollten; und Mädchen, die ihre Freunde zu einem 'romantischen' Ausflug zwangen –, und diese Teenager würden einen Liebestunnel sicherlich auch frequentieren. Diese Idee hatte durchaus Potential. Darüber muss ich mit Roland sprechen, sobald wir zu Hause sind, nahm der Brünette sich fest vor. Dass er seinen schwarzhaarigen Begleiter gerade einfach so mit eingeplant hatte, entging ihm völlig.
 

"Aber ich werde auf keinen Fall so viel Kitsch verwenden. Das ist doch schädlich für die Augen." Die Aussage seines Klassenkameraden – und der Gedanke, der dahintersteckte; dass Kaiba nicht nur tatsächlich einen Liebestunnel für seinen Vergnügungspark in Betracht zog, sondern diesen sogar schon zu planen begann –, brachte Duke erneut zum Lachen. "Na, Du hast ja hier ein tolles Beispiel dafür, wie man es besser nicht machen sollte", kicherte er und lockte dadurch tatsächlich ein winziges Grinsen auf die Lippen des Älteren.
 

"Ich werde dieses Negativbeispiel bei der Planung auf jeden Fall im Hinterkopf behalten", schmunzelte Seto, doch das Amüsement verschwand ebenso schnell, wie es gekommen war. Zurück blieb Verwirrung. Hatte er da tatsächlich gerade eine Berührung an seiner rechten Hand gespürt? Ein kurzer Blick nach unten zeigte ihm, dass da nichts war, aber dennoch war er sich sicher, sich das nicht eingebildet zu haben. Es hatte sich angefühlt, als hätten Devlins Fingerspitzen für einen Sekundenbruchteil seinen Handrücken gestreift.
 

Der Schwarzhaarige saß allerdings, wie der Brünette mit einem raschen Seitenblick feststellte, vollkommen ruhig auf seinem Platz. Seine linke Hand lag entspannt auf seinem Bein, während sein rechter Arm auf dem Flügel des schwanenförmigen Gefährts ruhte. Nichts deutete darauf hin, dass Devlin ihn berührt hatte, aber Seto war sich sicher, dass er sich nicht geirrt hatte. Schließlich kribbelte sein Handrücken noch immer, also konnte es einfach keine Einbildung sein. Aber aus welchem Grund hätte Devlin ihn berühren tun sollen?
 

Über diese Frage grübelte Seto immer noch nach, als ihr Schwan sich endlich dem Ausgang näherte und dort schließlich anhielt. Erst Dukes Hinweis, dass es Zeit zum Aussteigen war, brachte den Brünetten wieder in die Realität zurück. Aufmerksam beobachtete er, wie der Schwarzhaarige nach ihm aus dem Schwan ausstieg und sich seinen Plüschdrachen wieder unter den Arm klemmte. Nichts an ihm machte den Anschein, dass sich im Tunnel etwas Besonderes ereignet hatte, aber Seto war nicht bereit, das Geschehene als Hirngespinst seinerseits abzutun. Er konnte die federleichte Berührung schließlich noch immer fühlen. Und ich werde ihn schon dazu bringen, zuzugeben, was er getan hat.
 

Mit diesem Vorsatz im Hinterkopf folgte der Brünette dem Jüngeren, als dieser einen der Ausgänge ansteuerte. Der Himmel hatte sich bereits in ein sattes Dunkelblau verfärbt und ein rascher Blick auf seine Uhr zeigte ihm, dass sie sich tatsächlich etwas beeilen sollten, wenn sie nicht zu spät zum Abendessen kommen wollten. Seltsam, dachte Seto, mir ist gar nicht aufgefallen, wie schnell die Zeit vergangen ist. Im Gegensatz zu den ersten Stunden, in denen er sich strikt geweigert hatte, in irgendeiner Form zu kooperieren, waren die letzten Stunden beinahe wie ihm Flug vergangen – eindeutig zu schnell für seinen Geschmack. Nur gut, dass Devlin ihm angeboten hatte, die Entwürfe doch noch zu machen.
 

Noch während er darüber nachdachte, ob sich die Zusammenarbeit mit dem Schwarzhaarigen wohl ebenso angenehm gestalten würde wie der inzwischen leider vergangene Nachmittag, zückte Seto sein Handy und teilte Roland mit, wo er sie abholen sollte. Den irritierten Blick, mit dem der Jüngere ihn aufgrund seiner Wortwahl – "Sie können uns jetzt abholen, Roland" – bedachte, bemerkte er dabei nicht.
 

Roland soll 'uns' abholen? Im ersten Moment war Duke etwas verdutzt – damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet –, aber dann schlich sich wieder ein Grinsen auf seine Lippen. Der Nachmittag war ganz offenbar sogar noch wesentlich besser verlaufen als gedacht. Gut, er würde jetzt doch die Zeichnungen machen müssen, um die er mit Kaiba gewettet hatte, aber das erschien ihm ganz und gar nicht schlimm. Im Gegenteil, diese Vereinbarung brachte eigentlich nur Vorteile – für beide Seiten. Doch, sinnierte der Schwarzhaarige, im Grunde genommen war der Tag zu seiner vollsten Zufriedenheit verlaufen.
 

Es dauerte kaum mehr als fünf Minuten, bis sein persönlicher Assistent erschien. Zu Setos Überraschung hatte dieser allerdings nicht wie üblich die Limousine genommen, sondern eins der kleineren, unauffälligeren Autos gewählt. Das hatte er "Auf Master Mokubas Geheiß" getan, wie er seinem Arbeitgeber versicherte, "denn Master Mokuba war der Meinung, dass Sie heute nicht auffallen wollen" – eine Vermutung, der Seto nur zustimmen konnte. Was nützte schließlich die beste Tarnung in Form von ziviler Kleidung, wie sie beinahe jeder Jugendliche trug, wenn man von einer Limousine abgeholt wurde, die stadtbekannt war? Das wäre doch sehr kontraproduktiv gewesen. Für sein Mitdenken hatte Mokuba die Taschengelderhöhung, die er sich so sehr wünschte, eindeutig verdient.
 

Noch bevor er einsteigen konnte, starrte Seto verdutzt auf seine Hände, in denen er urplötzlich den weißen Plüschdrachen wiederfand, den sein Begleiter gleich zu Beginn dieses Nachmittags gewonnen hatte. Irritiert blickte der Brünette von dem Stofftier zu dem Schwarzhaarigen, der in der Zwischenzeit bereits eingestiegen war und es sich auf der lederbezogenen Rückbank bequem gemacht hatte.
 

"Was hat das zu bedeuten?" Die Frage brachte Duke zum Schmunzeln. "Der ist für Dich. Das war er von Anfang an", erklärte er und aus seinem Schmunzeln wurde ein Grinsen, als der Gesichtsausdruck des Brünetten von immer größer werdender Verwirrung zeugte. "Überleg doch mal. Was sollte ich denn bitteschön mit einem Drachen anfangen? Aber ich dachte, Du freust Dich vielleicht ein bisschen darüber. So hast Du eine bleibende Erinnerung an den heutigen Tag", fügte er deshalb erklärend hinzu. Dass seine Lose ihm die freie Auswahl gebracht hatten und dass er sich mit voller Absicht für den Drachen entschieden hatte, obwohl es auch noch andere Gewinne gegeben hatte, behielt er allerdings für sich. Auch Kaiba musste schließlich noch lange nicht alles wissen.
 

Da er nicht ganz sicher war, was er dazu sagen sollte – ein Dank wäre zwar wohl am angebrachtesten, aber dafür war er durch die Geste seines Begleiters viel zu sehr überrumpelt worden –, stieg Seto einfach nur in den Wagen und rutschte schweigend auf den Platz neben den Schwarzhaarigen. Das kaum sichtbare, wissende Lächeln, das Rolands Lippen umspielte, bemerkte er nicht.
 

Duke hingegen hatte dieses minimale Lächeln im Rückspiegel durchaus wahrgenommen, aber er beschloss, nichts dazu zu sagen. Stattdessen konzentrierte er sich lieber auf seinen Sitznachbarn, der den Plüschdrachen auf seinem Schoß abgesetzt hatte und ihn dermaßen skeptisch betrachtete, dass der Schwarzhaarige sich mühsam das Lachen verkneifen musste. Wonach in aller Welt suchte Kaiba da? Erwartete er, dass das Stofftier ihn in die Finger beißen würde?
 

Seto wusste in der Tat nicht, was er von der ganzen Situation halten sollte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Devlin ihm ein Geschenk machen würde – auch wenn es nur ein alberner Plüschdrache von einem ebenso albernen Jahrmarkt war –, und diese kleine Geste verwirrte ihn sehr zu seinem Leidwesen wesentlich mehr, als sie es eigentlich tun sollte. Für den Schwarzhaarigen war das, was er getan hatte, scheinbar nichts Besonderes, aber Seto konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal ein Geschenk von jemand anderem als Mokuba bekommen hatte. Hatte diese Sache etwas zu bedeuten? Oder hatte Devlin ihm das Plüschtier nur aus einer spontanen Laune heraus geschenkt? Nun, das sähe dem Schwarzhaarigen eindeutig ähnlich, aber was in aller Welt versprach er sich von dieser Aktion? Erwartete er jetzt eine Gegenleistung dafür? Und wenn ja, wie sollte diese wohl aussehen? Seto wusste es nicht und das war etwas, was er über alle Maßen hasste. Etwas nicht zu wissen bedeutete, dass er im Nachteil war – etwas, das ganz und gar nicht zu ihm passte.
 

"Wir sind da, Sir", wurde der Brünette ein paar Minuten später aus seinen Grübeleien gerissen. Etwas überrascht – hatte er etwa die ganze Fahrt zur Villa darüber nachgedacht, was Devlin mit seiner Aktion bezweckt hatte? – blinzelte er, stieg aber dennoch aus, sobald Roland ihm die hintere Wagentür öffnete. "Am besten regeln wir erst die vertraglichen Einzelheiten", wandte Seto sich an seinen Klassenkameraden, sobald dieser ebenfalls ausgestiegen war, und ging voraus in Richtung seines Arbeitszimmers, nachdem sie gemeinsam mit Roland die Villa betreten hatten.
 

"Was immer Du sagst, Seto." In allerbester Stimmung folgte Duke dem Brünetten nach oben. Roland sah den beiden jungen Männern mit einem winzigen, versteckten Lächeln nach. Master Devlin war neben Master Mokuba der Einzige, der Master Kaiba beim Vornamen nannte, ohne dass dieser Einwände dagegen erhob. Dabei schätzte er solche Vertraulichkeiten üblicherweise ganz und gar nicht. Das war, wie Roland fand, nicht nur sehr interessant, sondern zumindest in seinen Augen auch ein gutes Zeichen.
 

Master Kaiba war für einen jungen Mann seines Alters viel zu ernst und reif. Es schadete ihm sicher nicht, mehr Kontakt zu jemandem zu haben, der ihm altersmäßig näher stand als beispielsweise die Mitglieder des Aufsichtsrats der Kaiba Corporation – vor allem dann nicht, wenn dieser jemand es tatsächlich fertig brachte, Master Kaiba zu zeigen, dass es auch noch andere Dinge als nur seine Arbeit gab. Noch immer lächelnd wandte Roland sich ab, um Master Mokuba darüber in Kenntnis zu setzen, dass sein Bruder offenbar noch einen Gast zum Abendessen mitgebracht hatte – etwas, das Rolands Meinung nach viel zu selten geschah. Aber vielleicht war dieser Abend ja der Anfang von etwas Neuem. Wer konnte das schon wissen?
 

Sobald er sein Arbeitszimmer erreicht hatte, war Seto wieder ganz der kühle, überlegte Geschäftsmann, als der er gemeinhin bekannt war. Einzig seine noch leicht feuchte Kleidung und der weiße Plüschdrache, den er der Einfachheit halber auf seinem Schreibtisch absetzte, wollten nicht so recht in dieses Bild passen. Davon ließ er sich allerdings keinesfalls beirren. Zielstrebig umrundete er seinen Schreibtisch, bot seinem Klassenkameraden einen Platz an und fuhr dann seinen Computer hoch. Er hatte einige Vertragsvordrucke gespeichert, bei denen er nur wenige Änderungen würde vornehmen müssen, um Devlin und auch sich selbst abzusichern. Schließlich sollte ihm später niemand vorwerfen können, dass er sich einen unverdienten Vorteil auf Kosten eines Klassenkameraden verschafft hätte. So etwas war einfach nicht sein Stil.
 

Die Zeit, die sein Gegenüber mit seinem Computer beschäftigt war, nutzte Duke, um sich im Arbeitszimmer umzusehen. Wie er nicht anders erwartet hatte, war der Raum vor allem eines – funktional. Trotzdem war, wenn auch nur bei genauerem Hinsehen, eine persönliche Note zu erkennen. Ganz offenbar bevorzugte Kaiba neben der Farbe weiß für seine Wände dunkles Holz und viel Glas für seine Möbel. Zwischen Akten und Verträgen waren hin und wieder einige Fotos platziert, die der Schwarzhaarige sich zu gerne näher angesehen hätte, und in einer Ecke des Raumes befand sich eine bequem aussehende Couch, die mit weißem Leder bezogen war. Ob Kaiba sich hier manchmal ausruht, wenn er beim Arbeiten mal müde wird?, fragte Duke sich unwillkürlich, wagte aber nicht, die Konzentration seines Klassenkameraden zu stören, indem er die Frage laut aussprach.
 

"Hier, lies Dir das durch. Wenn Dir die Bedingungen zusagen, dann unterschreib und wir können gleich morgen Nachmittag anfangen." Mit diesen Worten reichte Seto dem Jüngeren den inzwischen ausgedruckten Vertrag über seinen Schreibtisch hinweg an. Als Devlin ihn entgegennahm, berührten sich ihre Finger für den Bruchteil einer Sekunde und der Brünette zog seine Hand zurück, als hätte er sich verbrannt. Wieder kribbelte es, aber dieses Mal beschränkte sich das Gefühl nicht nur auf seine Finger, sondern zog über seinen ganzen Arm und brachte seinen Magen wieder in Aufruhr. Was war nur los mit ihm? Wurde er etwa krank? Aber warum empfand er das Gefühl, das Devlins Berührung in ihm ausgelöst hatte, dann als so angenehm?
 

Bevor Seto dazu kam, sich näher mit dieser Frage zu befassen, wurde die Tür zu seinem Arbeitszimmer aufgerissen und sein kleiner Bruder kam hereingestürmt – dicht gefolgt von einem überaus zerknirscht dreinblickenden Roland, der sich sogleich wortreich dafür entschuldigte, dass es ihm nicht gelungen war, Master Mokuba noch länger zu bändigen und ihn von seinem Bruder fernzuhalten.
 

"Schon gut, Roland", unterbrach Seto die Rechtfertigungen seines Assistenten und rutschte dann ergeben ein Stück mit seinem Schreibtischstuhl zurück, damit Mokuba wie üblich auf seinen Schoß klettern konnte. "Deine Sachen sind ja ganz nass", stellte der Junge gleich fest, warf seinem Bruder einen tadelnden Blick zu und schwenkte dann zu dessen Besucher herum. "Hallo, Duke. Hattet ihr Spaß auf dem Jahrmarkt?", erkundigte er sich, wartete aber auch dieses Mal keine Antwort ab, sondern zog den noch immer mitten auf dem Schreibtisch thronenden weißen Plüschdrachen näher zu sich, um diesen interessiert von allen Seiten begutachten zu können.
 

"Hast Du den etwa gewonnen, Seto?", wollte Mokuba von seinem Bruder wissen, doch zu seiner Überraschung schüttelte dieser den Kopf. "Ich nicht, nein. Er war Dukes Gewinn", antwortete er wahrheitsgemäß, registrierte allerdings erst durch den verdutzten Blick des Jungen auf seinem Schoß, dass er seinen Klassenkameraden schon wieder beim Vornamen genannt hatte – etwas, das er eigentlich nach dem Ende des Nachmittags gleich wieder hatte unterlassen wollen. Erstaunlich, wie schnell man sich an so etwas gewöhnen konnte.
 

"Ich habe ihn Deinem Bruder allerdings geschenkt. So ein Drache passt zu ihm doch wesentlich besser als zu mir", fügte Duke gleich hinzu und schmunzelte, als Mokuba nun ihn überrascht ansah. Recht schnell breitete sich auf dem Gesicht des Jungen allerdings ein überaus zufrieden wirkendes Grinsen aus, das in seinen Ausmaßen schon beinahe beängstigend zu nennen war.
 

"Das hört sich an, als hättet ihr beide einen tollen Nachmittag gehabt." Überaus fröhlich hüpfte Mokuba wieder vom Schoß seines Bruders herunter und sprintete zur Tür. "Duke bleibt doch bestimmt noch zum Essen, oder?", fragte er rein rhetorisch, ließ Seto allerdings keine Möglichkeit mehr, das zu bestätigen oder zu verneinen, denn er stürmte gleich darauf aus dem Raum und polterte die Treppen zum Esszimmer herunter – dicht gefolgt von Roland und seinen Ermahnungen, doch bitte vorsichtig zu sein, da er sich sonst ganz sicher verletzen würde.
 

"Was für ein Wirbelwind", murmelte Duke und versuchte, das Zucken seiner Mundwinkel zu unterdrücken. Der kleine Kaiba war auf den ersten Blick wirklich das absolute Gegenteil seines großen Bruders. Wo Seto kühl und verschlossen wirkte, war Mokuba offen und herzlich – und ganz offenbar hatte der Kleine seinen großen Bruder gut im Griff, denn dieser erhob sich seufzend aus seinem Stuhl und nickte in Richtung der Tür, durch die der besagte Wirbelwind kurz zuvor verschwunden war. "Wir sollten uns beeilen, sonst kommen wir zu spät zum Abendessen. Betrachte Dich als eingeladen", wandte Seto sich dabei an seinen Besucher und dieser grinste nun doch.
 

"Da sage ich ganz bestimmt nicht Nein." Der Schwarzhaarige erhob sich ebenfalls von seinem Platz, nachdem er noch schnell den gerade überflogenen Vertrag unterzeichnet hatte, und folgte dem Älteren dann nach unten. Dabei machte er einen ausgesprochen gut gelaunten Eindruck und dieser hob zu Setos Erstaunen seine eigene Laune ebenfalls. Bisher hatte er sich höchstens mal von Mokubas Fröhlichkeit anstecken lassen, aber Devlins Stimmung wirkte auf ihn offenbar ebenso ansteckend wie die seines kleinen Bruders – eindeutig ein interessanter Zufall, das konnte Seto nicht leugnen.
 

Gemeinsam betraten die Beiden das Esszimmer. Mokuba saß bereits am Tisch und zappelte ungeduldig herum. "Da seid ihr ja endlich!", begrüßte er die beiden Eintretenden und Duke grinste den Jungen an, während Seto einfach nur schweigend Platz nahm. Sobald sein Klassenkamerad sich ebenfalls gesetzt hatte – genau zwischen ihn und seinen Bruder – und Mokuba noch einmal zugezwinkert hatte, nickte er den beiden Jüngeren zu und begann dann zu essen. Dabei behielt er die beiden Schwarzhaarigen, die sich offensichtlich auf Anhieb prächtig verstanden, die ganze Zeit über im Auge. Mokuba kicherte immer wieder, wenn Duke etwas von ihrem Ausflug am Nachmittag preisgab. Dabei verschwieg er allerdings dankenswerterweise die Fettnäpfchen, in die der Brünette getreten war.
 

Über die Plaudereien der beiden Jüngeren verging das Abendessen beinahe wie im Fluge. Viel zu früh für Setos Geschmack waren die Teller leer, wurden abgeräumt und ließen ihn mit seinem jüngeren Bruder und seinem Klassenkameraden, der aufgrund der Tatsache, dass sie am nächsten Tag Schule mussten, auch bald nach Hause würde gehen müssen, allein zurück. Der Brünette überlegte hin und her, wie er den Abend noch etwas in die Länge ziehen konnte, doch schließlich musste er sich doch widerwillig eingestehen, dass es Zeit wurde, sich zu verabschieden. Allerdings, tröstete er sich selbst, hatte Devlin ja den Vertrag unterschrieben, also würden sie sich ab dem nächsten Tag sowieso jeden Nachmittag nach der Schule sehen. Das war zwar nur ein schwacher Trost, aber immerhin besser als nichts.
 

"Ich fahre Dich noch eben nach Hause", beschloss Seto, um wenigstens noch ein paar ungestörte Minuten mit Devlin verbringen zu können. Im ersten Moment erntete er dafür einen überraschten Blick, doch nur einen Sekundenbruchteil später begann der Schwarzhaarige wieder zu lächeln – eine Geste, die den Älteren um ein Haar ebenfalls hätte lächeln lassen. Im letzten Augenblick verkniff er sich das und ging einfach nur vor zur Garage, dabei darauf vertrauend, dass Devlin ihm folgen würde.
 

"Das ist wirklich nett von Dir, Seto." Duke sah den Brünetten an, nachdem er in dessen Wagen gestiegen war und sich angeschnallt hatte. "Keine Ursache", bekam er zur Antwort. Dabei waren die blauen Augen des Älteren stur auf seine Aufgabe – das Fahren des Wagens – konzentriert, doch daran störte der Schwarzhaarige sich nicht. Er hatte an diesem Nachmittag alles bekommen, was er wollte – und sogar noch etwas mehr. Wie er es auch drehte und wendete, die Wette war eine geniale Idee gewesen. Egal, wie unausstehlich Kaiba sich auch anfangs gegeben hatte, er konnte nicht leugnen, dass er an diesem Nachmittag auch auf seine Kosten gekommen war.
 

Die Fahrt zu seiner Wohnung verlief schweigend, aber im Gegensatz zum Beginn des Nachmittags war es kein eisiges Schweigen, sondern ein entspanntes. Im Augenblick gab es nichts zu sagen, aber das war schon in Ordnung so. Duke fand seine Sprache erst wieder, als sein brünetter 'Chauffeur' – eine Bezeichnung, die den Schwarzhaarigen unterdrückt kichern ließ – seinen Wagen anhielt und sich ihm doch endlich zuwandte.
 

"Da wären wir", murmelte Seto überflüssigerweise und diese Information brachte den Schwarzhaarigen zum Schmunzeln. "Na, war der Nachmittag mit mir wirklich so schlimm, Seto?", erkundigte er sich und der Angesprochene runzelte einen Moment lang nachdenklich die Stirn, bevor er schließlich den Kopf schüttelte. "Nein, das war er nicht", räumte er ein. "Es war zugegebenermaßen keine so große Zeitverschwendung, wie ich erwartet hatte", fügte er noch hinzu und aus dem Schmunzeln seines Beifahrers wurde ein durch und durch zufriedenes Grinsen.
 

"Was habe ich Dir gesagt? Ein ganzer Nachmittag lang nur Du, ich und jede Menge Spaß. Habe ich Dir da etwa zu viel versprochen?", wollte er wissen und erntete ein erneutes Kopfschütteln. Vor allem nicht, weil ich die Entwürfe doch noch bekomme, dachte Seto bei sich. So gesehen war der Nachmittag wirklich ein voller Erfolg gewesen. Auf einige der zweifelhaften 'Attraktionen' hätte er zwar verzichten können, aber die Gesellschaft, in der er den Nachmittag und auch den Abend verbracht hatte, war wirklich angenehm gewesen. Und das Wissen, dass er diese Gesellschaft ab dem nächsten Tag wenigstens für zwei Wochen, wenn nicht sogar für drei oder vier, täglich würde geniessen können, machte auch den bevorstehenden Abschied zumindest ein bisschen leichter.
 

"Deine Definition von Spaß deckt sich zwar nicht unbedingt mit der meinen, aber der Tag war wider Erwarten doch recht ... amüsant." Diese Antwort auf seine Frage entlockte Duke ein weiteres Grinsen. Er war eben immer noch der Beste! Sollte Kaiba behaupten, was er wollte, er wusste, dass der Brünette zumindest ein wenig Spaß gehabt hatte. Einen solchen Workaholic wie den Brünetten konnte man kaum an nur einem einzigen Tag komplett umkrempeln, dachte der Schwarzhaarige, aber durch die Abmachung, die sie getroffen hatten, hatte er ja jetzt genügend Zeit, um dieses Projekt in Angriff zu nehmen. Er würde Kaiba schon noch beibringen, wie man sein Leben zu geniessen hatte.
 

"Du musst mir Deine Definition von Spaß bei Gelegenheit mal näher erläutern." Mit diesen Worten schnallte Duke sich ab, öffnete die Beifahrertür und wollte aussteigen, doch eine Hand auf seinem Arm hielt ihn zurück. Verwundert wandte er sich zu dem Brünetten um und blinzelte überrascht, als er sich statt mit den erwarteten blauen Augen mit einem grünen Plüschwürfel konfrontiert sah.
 

"Für Dich", kommentierte Seto und drückte dem verdutzt dreinblickenden Schwarzhaarigen seinen Gewinn von der Losbude, den er den ganzen Tag über in der Tasche seiner Jeans untergebracht gehabt hatte, in die Hand. So wirklich fair war der Tausch Drache gegen Würfel zwar nicht, aber Devlin war doch ein Fan dieser Dinger. Das zeigte ja schließlich alleine schon sein markanter Würfelohrring, auf den er heute um seiner Tarnung Willen allerdings verzichtet hatte. Außerdem, fand Seto, passte die Farbe seines Gewinns zu den Augen des Schwarzhaarigen, also war es ja wohl nur fair, wenn dieser den Würfel auch bekam. Er würde sicherlich Verwendung dafür finden.
 

Gleichermaßen überrumpelt wie erfreut nahm Duke den Würfel entgegen und schenkte dem Brünetten dafür ein Lächeln, das dieser überraschenderweise beinahe mit gleicher Münze zurückzahlte. "Bis morgen in der Schule, Seto", verabschiedete der Schwarzhaarige sich, stieg doch endlich aus und schlug die Beifahrertür zu. Dann trat er auf den Bürgersteig und blickte dem Wagen des Brünetten nach, bis dieser um die nächste Kurve und damit außer Sichtweite verschwand. Na, wenn das mal kein vielversprechender Anfang ist, dachte Duke gut gelaunt und kramte fröhlich pfeifend seinen Schlüssel aus seiner Tasche. Die kommenden Wochen standen eindeutig unter einem günstigen Stern, so viel war sicher.
 

*
 

"Und was ist hier jetzt bitteschön die große Überraschung, Seto?" Fragend sah Duke seinen brünetten Begleiter an, doch dieser schüttelte nur den Kopf. Dabei umspielte ein kaum wahrnehmbares, aber eindeutig amüsiertes Lächeln seine Lippen. Die Neugier des Schwarzhaarigen auszunutzen, um ihn auf die Folter zu spannen, war doch immer wieder ein ganz besonderes Vergnügen – besonders dann, wenn dieser so wie jetzt die Unterlippe vorschob und schmollte.
 

"Wenn ich Dir das verraten würde, wäre es doch keine Überraschung mehr, oder?", kam die Antwort und Duke verdrehte die Augen. Wie er es doch hasste, wenn Seto ihn so ärgerte! Der Brünette wusste doch ganz genau, wie sehr er Überraschungen hasste! Und genau deshalb macht er das. Idiot!, grummelte der Schwarzhaarige innerlich, ohne allerdings wirklich böse zu sein. Auch wenn ihn die Warterei halb wahnsinnig machte, das Ergebnis würde ihn bestimmt dafür entschädigen. Seto war nicht der Typ, der zu viel versprach. Das war einfach nicht seine Art.
 

"Wir sind schon fast da." Zielsicher führte Seto seinen ungeduldigen Begleiter durch das Gewirr der Wege im Kaiba-Land – so lange, bis sie vor einer Attraktion standen, die bisher noch verhüllt war. Die offizielle Eröffnung war erst in zwei Tagen, doch der Brünette hatte für den heutigen Tag, an dem der Park für den Publikumsverkehr geschlossen war, eine private Testfahrt organisiert, an der neben ihm selbst eben auch Duke teilnehmen sollte. Schließlich war das, was noch durch eine Plane vor den Blicken des Schwarzhaarigen verborgen war, im Grunde genommen ja seine Idee gewesen. Da war es nur recht und billig, wenn er auch derjenige war, der das neue Fahrgeschäft einweihen durfte. Lange genug – fast sieben Wochen – hatte es immerhin gedauert, bis alles Setos Zufriedenheit funktionierte.
 

"Ist das da die Überraschung?", riss Dukes Stimme den Brünetten aus seinen Gedanken und er nickte. "Ja, das ist sie", bestätigte er und hielt den Jüngeren am Arm fest, als dieser vorwitzig einen Blick unter die Plane werfen wollte. "Nicht so eilig. Mach die Augen zu", forderte er den Schwarzhaarigen auf und dieser seufzte, gab sich aber trotzdem geschlagen. Inzwischen kannte er seinen Begleiter schließlich gut genug um zu wissen, dass sich absolut gar nichts tun würde, solange er nicht tat, was von ihm verlangt wurde.
 

Als der Schwarzhaarige tatsächlich ohne zu murren tat, was von ihm erwartet wurde, schmunzelte Seto ganz leicht. Offenbar waren seine Erziehungsversuche der letzten Wochen doch von Erfolg gekrönt. Langsam aber sicher lernte Duke es ja doch. Dass er selbst inzwischen durch den inzwischen wesentlich regelmäßigeren Kontakt zu dem Jüngeren auch einige seiner Angewohnheiten geändert hatte – zwar nur minimal, aber immerhin –, ignorierte der Brünette geflissentlich.
 

"Halt Dich an mir fest." Dieser Aufforderung kam Duke nicht nur sofort, sondern auch nur zu gerne nach. Mit noch immer brav geschlossenen Augen hakte er sich bei dem Größeren ein und ließ sich von diesem führen. Das Rascheln der Plane zeigte ihm dabei an, dass sie ganz offenbar unter diese traten, aber obwohl es ihn juckte, seine Augen zu öffnen, hielt der Schwarzhaarige sie unter Aufbietung all seiner Willenskraft weiterhin geschlossen. Wenn sein brünetter Begleiter sich schon seinetwegen solche Umstände machte, dann würde er ihm das nicht verderben. Wer außer Mokuba konnte denn von sich behaupten, schon einmal eine Überraschung von Seto Kaiba bekommen zu haben?
 

Vorsichtig, damit der Schwarzhaarige nicht stolperte, führte Seto ihn ein Stück weit und bedeutete ihm dann, stehen zu bleiben. Kurz ließ er Duke einfach stehen, um ein paar Knöpfe an einem Schaltpult nicht weit entfernt zu drücken, dann kehrte er zu dem Wartenden zurück und nahm seinen Arm, um ihn weiterzuführen – so lange, bis sie das Ende des Weges erreicht hatten. Bevor der Jüngere allerdings ins Wasser fallen konnte, hielt der Brünette ihn fest und geleitete ihn, sobald ihr Gefährt vor ihnen hielt, vorsichtig hinein.
 

Duke, der nicht so recht wusste, wie ihm geschah – mit geschlossenen Augen kam er sich so hilflos vor –, war mehrmals versucht, seine Augen zu öffnen, unterdrückte diesen Impuls aber jedes Mal. Der Brünette hatte sich so viel Mühe gegeben, ihn zu überraschen, da wollte er ihm den Spaß nicht verderben. Erst als Seto ihn in ein leicht hin und her schaukelndes Gefährt dirigiert hatte, hielt der Schwarzhaarige die Spannung nicht mehr aus und öffnete so unauffällig wie möglich eins seiner Augen – nur um festzustellen, dass er sich ganz offenbar in einem für zwei Personen konzipierten Gefährt befand, das dem weißen Drachen mit eiskaltem Blick, Setos Lieblingsmonster, nachempfunden worden war.
 

"Du kannst Deine Augen jetzt wieder öffnen. Und dann sag mir, wie Du es findest." Seto, der inzwischen ebenfalls in den Drachen gestiegen war, war keineswegs entgangen, dass sein Begleiter zuletzt ein bisschen geschummelt hatte, doch das war jetzt nicht mehr so schlimm. Im Gegenteil, jetzt war er sogar regelrecht gespannt auf die Reaktionen des Schwarzhaarigen. Ob diesem die Überraschung wohl gefallen würde?
 

Duke, der sich noch nicht so ganz sicher war, was das hier werden sollte – immerhin saß er zwar gemeinsam mit dem Älteren in diesem seltsamen Gefährt, unter dem sich ganz offenbar Wasser befand, hatte aber keine Ahnung, was genau ihn hier erwartete –, sah sich neugierig um, aber da es um sie herum recht dunkel war, konnte er kaum etwas erkennen. Selbst seinen Sitznachbarn und ihr Gefährt sah er nur schemenhaft durch das wenige Licht, das von irgendwo vor ihnen zu kommen schien.
 

"Wie ich was finde?", erkundigte der Schwarzhaarige sich daher, doch statt eine Antwort zu geben, lehnte Seto sich nur bequem zurück und nickte in die Richtung, aus der das Licht kam. "Du bist wie immer zu ungeduldig. Wir fangen doch gerade erst an", tadelte er, aber ins einer Stimme schwang ein amüsierter Unterton mit, der dem Jüngeren klar machte, dass die eigentliche Überraschung ihm noch bevorstand.
 

Ergeben seufzend fügte Duke sich in sein Schicksal, lehnte sich ebenfalls in den ausgesprochen bequemen Polstern zurück – selbst an solchen Kleinigkeiten wurde im Kaiba-Land nicht gespart, stellte er bei dieser Gelegenheit fest – und beschloss, dem Vorschlag des Brünetten Folge zu leisten und sich einfach überraschen zu lassen, was ihn erwartete. Etwas anderes würde ihm wohl auch gar nicht übrig bleiben, denn der Drache setzte sich gerade mit einem leichten Ruckeln in Bewegung und glitt durch das Wasser ganz gemächlich auf das Licht zu.
 

Sobald das Gefährt die erste Kurve genommen hatte, hielt der Schwarzhaarige unwillkürlich den Atem an. Das, was er hier zu sehen bekam, verschlug ihm vollkommen die Sprache. Ein kleiner Teil von ihm war sich durchaus noch der Tatsache bewusst, dass Seto höchstwahrscheinlich Holografietechnik verwendete, doch auch dieses Wissen schmälerte das Erlebnis nicht. Er hatte tatsächlich das Gefühl, geradewegs auf einen unglaublichen Sonnenuntergang zuzufahren. Der virtuelle Himmel, der sich über den gesamten Tunnel erstreckte, leuchtete in den schönsten Farben und je weiter die Fahrt ging, desto tiefer sank die holografische Sonne. Sobald sie vollständig verschwunden war, nahm ein samtschwarzer Himmel, an dem unzählige Sterne funkelten, ihren Platz ein.
 

Untermalt wurde das atemberaubende Szenario von leiser, unaufdringlicher Musik, die perfekt auf dieses wundervolle Schauspiel abgestimmt war. Alles in allem, dachte Duke, der seinen Blick einfach nicht von diesem Wunderwerk der Technik abwenden konnte, hatte Seto sich mit dieser Attraktion wieder einmal selbst übertroffen. Ein solcher Liebestunnel – denn etwas anderes war das hier schließlich nicht – war auf der ganzen Welt sicherlich einzigartig. Und er hat sein Wort gehalten. Das hier ist wirklich alles andere als kitschig und rosa.
 

"Und? Was sagst Du dazu?", wollte Seto wissen, noch bevor sie das Ende des Tunnels erreicht hatten. In seiner Stimme schwang ein Unterton mit, den der Schwarzhaarige, der noch immer ganz gefesselt von dem Schauspiel war, nicht so recht zu deuten wusste. Klang der Brünette etwa tatsächlich etwas angespannt? Liegt ihm wirklich so viel daran, dass mir das hier gefällt?, fragte Duke sich, konnte sich diese Frage allerdings selbst nicht beantworten.
 

"Wie gefällt es Dir?", drängte Seto den Jüngeren, als dieser nicht gleich antwortete. Gefiel ihm die Überraschung etwa nicht? Oder doch? Aber warum sagte er denn dann nichts? Ein einfaches "Gut" oder "Schlecht" reichte doch schon vollkommen aus. War Duke etwa verstummt? So lange zu schweigen war doch sonst nicht seine Art. Verdammt, was war denn bloß los?
 

"Das ist absolut unglaublich", murmelte Duke ergriffen, als er seine Sprache endlich wiedergefunden hatte. Mit leuchtenden Augen sah er seinen Sitznachbarn an und dessen Herzschlag beschleunigte sich, als er das strahlende Lächeln des Schwarzhaarigen sah. "Einfach wunderschön", fügte dieser hinzu und Seto konnte nur noch nicken. Genau dasselbe hatte er gerade auch gedacht, aber seine Gedanken bezogen sich keinesfalls auf den Tunnel, den sie schon fast durchquert hatten, sondern vielmehr auf denjenigen, der neben ihm auf der weich gepolsterten Bank saß und so offensichtlich begeistert von dem gerade Erlebten war.
 

"Ganz meine Meinung." Die Stimme des Brünetten klang seltsam heiser und erstickt, doch bevor Duke sich darüber wundern konnte, spürte er auch schon ein paar fremde, warme Lippen auf den seinen. Eine Sekunde lang war er vollkommen überrumpelt, doch dann schlossen sich seine Augen beinahe ohne sein bewusstes Zutun. Wie von selbst fanden seine Arme ihren Weg in den Nacken des Brünetten und zogen diesen noch etwas näher zu sich, was Seto als Einladung auffasste, mit seiner Zunge über die Lippen des Jüngeren zu streichen und den Kuss zu intensivieren, als dieser seinen Mund tatsächlich öffnete. Manchmal, dachte der Brünette dabei, lohnte es sich offensichtlich doch, eine Wette zu verlieren und einen Nachmittag auf einem Jahrmarkt zu verbringen – ganz besonders dann, wenn er am Ende doch noch den Hauptgewinn bekam.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Jaja, ich weiss, das Ende schreit schon wieder förmlich KIIIIIIIIIIITSCH!!!, aber ich konnte einfach nicht anders. Die Zwei haben mich nicht gelassen. Mit meinem geplanten offenen Ende waren die einfach nicht zufrieden.
*schmoll*
Allerdings fürchte ich fast, dass ich ihnen Recht geben muss. Es war doch gut, dass sie darauf bestanden haben, dass ich's länger mache. Auch wenn ich's wieder mal überzuckert und verkitscht hab, mag ich's doch trotzdem.
*Seto und Duke pat*
Habt ihr gut gemacht, Jungs. Dankeschön. Es macht doch immer wieder Spaß, über euch zu schreiben.
^____^

Karma
Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (8)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jyorie
2013-02-02T18:38:03+00:00 02.02.2013 19:38
Hallo ^^

XD irgendwie sind so lange OS immer Prima wenn man unterwegs ist XD
hat genau gelangt für die Fahr zum Media-Markt und zurück, jetzt bin ich
besitzerin eines Laptops XD

Wahhh, die Geschichte war echt zucker süß, (die Karies-Rechnung vom
Zahnarzt geht dann also auf deine Kappe *zwinker*)

Der Wetteinsatz den Duke gefordert hat, war eine sehr gute Idee, also fand
er Seto schon vorher interessant :D

Ich kann mir den Eisklotz nur zu gut auf der Kerb vorstellen, wie ihn alles
annervt, die vielen Leute und der Krach und die nervigen Fahrgeschäfte und
die Arbeit die zuhause liegt XD

Aber es war auch süß, wie Duke dann gemeint hat das sie auch heim gehen
könnten, als er gemerkt hat, das mit Seto kein Blumentopf zu gewinnen ist
weil er einfach keinen Spaß haben will/kann. Und was man dem CEO hoch
anrechnen muß, er hat es geschnallt, kam zum nachdenken und ist dann frei-
willig geblieben.

Interessant fand ich die Vorstellung, das Duke mit dem Kajal eine Narbe versteckt,
so von der ersten Eingebung hätte ich gedacht, das man wegen dem Kajal wohl
eher hinschaut, … jetzt fällt mir auf, ich bin da nur von einer wülstigen Narbe aus-
gegangen, wenn es mehr so eine ist wo hauptsächlich die Haut heller ist, wird das
wohl funktionieren. Da hat er aber glück das die narbe eine coole Form und Stelle hat
XD

*schnüff* ganz ehrlich? – ich hab schon bei dem ersten Liebestunnel darauf gewartet,
das sich die beiden küssen! Aber ich finds gut das sie es nicht haben, der Tunnel von
Seto war viel viel schöner! Hab fast ein bisschen Gänsehaut bekommen, als du seinen
Tunnel beschrieben hast :D

ein richtig schönes OS !!!

Liebe Grüße Jyorie

Von:  Schwarzfeder
2009-06-20T14:40:25+00:00 20.06.2009 16:40
KI~~~~TSCH
*grins*
Es ist wirklich se~hr kitschig (das Ende jetzt)
ABER
Ich find es trotzdem gut ^^
Ich mag die beiden (obwohl ich ehrlich gesagt Duke x Tristan bevorzuge ^^")
Jedenfalls gefällt mir deine Darstellung vom ganzen nachmittag und dem darauffolgenden sehr!

Aber jetzt mal ganz ehrlich...Duke war doch schon vorher an Seto *hust* 'interessiert' oder?

Ich hab sehr schnell das Gefühl gehabt, dass Duke sich voll verknallt hat bzw. mindestens Gefallen an Kaiba gefunden hat! Stimmts?

Lange Rede kurzer Sinn: Ich mags sehr x3

lg
kameo

P.S.: Ich weiß ja das stille Wasser tief sind, aber WAS hat Yugi denn jetzt perverses gemacht, dass sogar Seto ihm das eigentlich nicht zu getraut hat?
Von:  Soichiro
2009-06-11T16:30:56+00:00 11.06.2009 18:30
die geschichte ist umwerfend
ich glaube ich hab mich gerade in deine story verliebt xD

die story ist so unglaublich süß
und die idee an sich ist der hammer xD
schon allein die vorstellung seto auf einem rummelplatz mit duke ist einfach ein bild für die götter xD

du hast die beiden wahnsinnig gut getroffen
ich konnte mir wirklich alles genau vorstellen
vor allem gefiel es mir zu lesen wie seto am anfang sich mit allen mitteln gewehrt hat und es ihm dann nach und nach doch ein wenig spaß machte bzw das ihm die zeit mit duke spaß machte^^

und der schluss ist einfach perfekt ^-^

an sich ist die geschichte wirklich sehr süß, außerdem gibt es genug stellen bei denen man einfach schmunzeln muss und auch stellen die ein wenig traurig wirken

nur eine frage hab ich...was war der inhalt der wette?
ich schätze mal, ich hab das völlig überlesen oder wurde es nicht erwähnt? xD

aber wie bereist erwähnt, der OS ist unglaublich gut, er ist dir super gelungen^^
Von:  Shogikoneko
2009-06-11T06:56:39+00:00 11.06.2009 08:56
ich war im ersten mom überascht
mastershipping, aber kein adult?
*gg*
aber sowas hält mich ja nich vom lesen ab xD
hach ich liebe es wenn es bei seto so knistert*grinsel*
aber neidisch bin ich ja schon...also so einen liebestunnel würde ich auch gerne mal befahren sonnenuntergang *____*
*träum*
einfach wunderschön, um es mit den worten von duke zu sagen*zwinker*
karmalein mach bloß so weiter^^
Von:  trinithy
2009-06-08T15:25:10+00:00 08.06.2009 17:25
*ins schwärmen gerät*
Diese FF war wundervoll.

Ich liebe die Vorstellung Duke und Seto zusammen, wie sie über einen Rummelplatz streifen. Und dann noch dieser hyper super kitschige Liebestunnel. Und ganz am Ende, wo Kaiba Duke seinen eigenen, neuen Liebestunnel zeigt!
*aus dem schwärmen nicht mehr heraus komm*
das war genau das, was mir gestern abend vorm einschlafen meinen abend versüßt hat!

Aber eins will ich wissen:
Entweder ich war zum Schluss zu müde und habe es übersehen, oder aber..
Ich WILL noch WISSEN woher Duke jetzt die Narbe hat.

ach ja..und welche perverse kleine Neigung von Yugi hat denn zum verlieren der Wette geführt?
*einfach zu neugierig ist*

^^
hast du wieder mal klasse hinbekommen
*keks da lass*
Von:  cosmos
2009-06-05T22:02:57+00:00 06.06.2009 00:02
... +in tränen ausbricht+ Q//////Q
die fanfic ist soooo schön und und und .... ;///; ... und du hast sie mir gewidmet .. und aww >///< +dich anhüpf & umflausch & freu & heul+ awww das ist alles so toll .//.
ich liebe die geschichte :3 sie ist so lustig und doch streckenweise irgendwie ein bisschen traurig und so .. niedlich T////T +weins+
seto ist total gut getroffen und er benimmt sich ja anfangs echt total daneben .. aber duke lässt sich ja zum glück nicht von seinem vorhaben abhalten<3 liege ich richtig in der annahme, dass er von anfang an ein bisschen verliebt in ihn war? +fieps+
die vorstellung von seto in jeans und turnschuhen etc. ist auch sehr putzig >.< und wie er sich immer innerlich aufgeregt und rumgemeckert hat .. so süß >//<
mich würde allerdings, genau wie seto, mal interessieren, woher duke die narbe hat bzw warum er mit seto nicht darüber gesprochen hat. ich hoffe ja mal ganz arg, dass ihm nichts allzu schlimmes passiert ist ._.
+ihn flausch+ seto ist da ja echt zwei mal ganz schön ns fettnäpfchen getreten, aber zum glück ist duke nicht nachtragend. was ich hier auch mal toll fand war, dass die riesenradszene nicht in völligen kitsch ausgeartet ist, wie es ja sonst immer endet 0o hier war es so toll und es war allgemein total niedlich, wie seto langsam gemerkt hat, dass er etwas für duke empfindet und wie unbeholfen er deswegen war :3
und das ihn dukes enttäuschung bzw frustration so berührt hat, war auch so ... aww Q////Q +ins taschentuch beiß+ +vor sich hinheult+
die gesamte sache mit dem plüschdrachen und dem würfelchen war auch so schnuffig :) anfangs fand ich es echt zum weglachen und am ende war es dann so schön und irgendwie ... niedlich .//. awaw
auch der liebestunnel dann zum schluss und das es seto so wichtig war, dass er duke gefällt und der kuss und omg Q////////////////////Q +heulend da lieg+ +zuck++fieps+
es ist einfach alles so toooll >_________<333 +anlieb+
...was mich jetzt aber noch interessieren würde ... was hat yugi denn perverses gemacht wegen der wette und so? XDDDDD

aw ich würde am liebsten noch viel mehr schreiben, bin aber grade so ... am ende mit den nerven T//T
weil es so ... toll war und mastershipping und und und weil du so schön schreibst und o//o +error+ +_+
<3

+dich mit letzter kraft nochmal niederknuddelflausch+
+kisu+
+nochmal für die widmung bedankt+ ;////;
+gerührt ist+
+kollabiert & umfällt+

romancer @-@ <333
Von:  Disqua
2009-06-05T21:38:42+00:00 05.06.2009 23:38
es ist kitsch
es ist lustig und
es ist kitsch xDDDD

Mir gefällt die FF "-"
aber mich würde wundern was überhaupt die Wette war oO
ich hab mich die ganze Zeit gefragt, was des war dass seto verloren hat >:<
wahrscheinlich hab ich es noch überlesen "brumm"

Aber sonst is sie toll"-"
seto is wai, und das er am ende den ersten schritt macht is cool xD
Von:  Aschra
2009-06-05T21:38:11+00:00 05.06.2009 23:38
Die Story ist toll
Das Ende ist ja so süß
ich will auch so einen Liebestunnel!!!
Das ist so schön beschrieben, ich kann
verstehen das die beiden sich am ende in diesem
Tunnel küssen. Wer würde das in solch einer Umgebung
nicht tun?
Das war so so so schön!!!


Zurück