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Es war eine sternenklare Nacht, der kühle Wind streifte sanft die Blätter und ließ sie leise rascheln.
Außer dem gelegentlichen Zirpen der Grillen und sachten Schritten der nachtaktiven Tiere, war nichts zu hören.
Der Mond schien hell durch das kleine Fenster und warf gespenstische Schatten an die Zimmerwand, trotzdem schlief jeder ruhig und friedlich.
Nun ja, vielleicht nicht jeder.
Toph wälzte sich schon seit gefühlten Stunden auf ihrem Laken herum, rechts – links – wieder rechts – bäuchlings – kopfüber.
Trotzdem konnte sie nicht mehr einschlafen.
Sie seufzte und sprang auf ihre Füße.
Das brachte doch alles nichts.
Fest entschlossen trat sie ihren Weg nach Draußen an, dennoch mit lautlosen Schritten, um die Anderen nicht zu wecken
Die frische Luft würde ihr sicher gut tun.
Draußen angekommen, blieb sie einen Moment verdutzt stehen, als sie die sanften Vibrationen unter ihren Füßen spürte.
Da hatte wohl jemand die gleiche Idee gehabt wie sie.
„Auch noch so spät wach, werter Prinz?“, grinste Toph frech und setzte sich wieder in Bewegung.
Angesprochener drehte sich leicht herum, um den Neuankömmling zu mustern.
Er brummte nur, erwiderte nichts über das neckische Kommentar des Mädchens, die sich nun polternd neben ihn niederließ.
„Und warum kannst du nicht schlafen?“
Zuko schwieg.
Toph drängte ihn nicht, wenn er nicht darüber reden wollte, war das auch okay.
„Ich denke über mein Leben nach.“, kam dann doch die Antwort und das schwarzhaarige Mädchen zog ihre Augenbrauen hoch.
Der bedrückte Unterton war ihr nicht entgangen.
„Und warum hörst du dich an, als würde es seit zwei Wochen regnen?“
Toph wusste, dass Zuko sie nicht ansah, als wollte er ihrem Blick ausweichen, doch dies war nicht nötig.
Sie sah ihn ganz genau, wenn auch nicht mit ihren Augen.
„Ich hab viele Dinge getan, auf die ich nicht stolz bin.“
Er wusste selbst nicht, warum er das sagte.
Vielleicht weil es ohnehin schon jeder wusste.
„Aber jetzt kannst du es besser machen.“
„Ich weiß nicht, ob ich stark genug dafür bin.“
Toph schnaubte.
„Was soll denn das jetzt bitte heißen?“
„Ihr habt alle ein Ziel, etwas wofür ihr kämpft, was euch wichtig ist...“
Die Erdbändigerin legte leicht den Kopf schief.
„Aber du doch auch.“
Ein schweres Seufzen.
„Ich hätte nicht damit anfangen sollen. Tut mir Leid.“
Plötzlich eine kleine Druckwelle, dann entfernende Schritte.
Das Mädchen griff fast automatisch nach seinem Handgelenk.
„Bitte bleib...“, sagte sie leise, kaum hörbar.
Zuko sagte nichts, dennoch ließ er sich wieder auf dem Boden nieder.
„Wir haben doch alle ein Ziel...den Krieg gewinnen.“, sagte Toph und lächelte.
„Aber...was ist danach?“
„Mhm?“
Ein erneutes Seufzen.
„Ihr...ihr habt alle jemanden...dem ihr vertraut...der euch vertraut.“
Ein unsicheres Vibrieren in der Stimme.
„Du hast deinen Onkel.“
„Der ist sicher höllisch sauer auf mich, Außerdem...meinte ich das einwenig anders...“
Stille.
„Oh...“, war alles was sie darauf sagte, während Zuko rötliche Wangen bekam.
„Du findest sicher noch ein Mädel, die es mit dir aushalten kann!“
Sie boxte ihm in die Schulter und das nicht gerade allzu sanft.
„Eigentlich...hab ich schon eine gefunden.“, antwortete er und rieb sich die schmerzende Stelle.
„Jaah?“, hakte Toph nach und zog ihre Knie an.
„Aber ich denke nicht, dass sie meine Gefühle erwidern würde.“
Topf pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht.
„Wenn man es nicht probiert, kann man es auch nicht wissen. Aang wäre vielleicht nicht so begeistert und auch Sokka hätte auch sicher so seine Probleme damit, aber-“
Zuko starrte das Mädchen ungläubig an.
Aang?
Sokka?
Hier wurde etwas gründlich missverstanden!
„Es ist nicht Katara!“, rief der Schwarzhaarige – vielleicht etwas lauter, als geplant.
„N-nicht?“
Sie zog ihre Knie noch etwas weiter zu sich, um die aufkommende Röte zu verstecken.
Stille legte sich über sie Beide.
„Und was ist mit dir?“, unterbrach der Feuerbändiger das Schweigen.
„Ich...ich finde dich eigentlich ganz nett.“
Zuko dachte zuerst er habe sich verhört, doch als er zu ihr blickte und das sanfte Lächeln sah, dass ihre Lippen umspielte, wusste er dies war kein Scherz gewesen.
Er schluckte trocken.
„Du kannst auch nicht die Narbe sehen, die in meinem Gesicht prangt.“
„Nein, dass kann ich nicht.“, antwortete sie fast sachlich.
„Aber ich würde es gerne...“
„Glaub mir, es ist so wirklich-“
Er stoppte abrupt, als er Toph’s Hand auf seiner Schulter spürte.
Vorsichtig fuhren ihre Finger hoch, an seinem Hals entlang, tasteten sich bis zu seinem Kinn vor und stoppte dann an seiner linken Wange.
„Darf ich?“
Zuko schloss langsam seine Augen.
Toph’s Daumen strich sanft über die Narbe, ihre Hand berührte zögerlich die lädierte Haut und verweilte dann einfach dort, als könnte sie mit dieser Berührung, einfach all den Schmerz nehmen, der die Narbe Zustande gebracht hatte, oder sie einfach verschwinden lassen.
Sie ließ ihren Arm sinken, faltete ihre Hände auf den Schoß.
„Es fühlt sich so an, als würde dir die Narbe immer noch Schmerzen zufügen...wenn auch nicht körperlich.“
Der Wind fegte über sie hinweg und Toph fröstelte.
„Ist dir kalt?“
Das Mädchen nickte.
„Ein wenig.“
Dann legte sich plötzlich warmer Stoff um ihre Schultern, instinktiv griff sie danach.
Es war Zukos Jacke.
„Danke, dass du mir zugehört hast.“
Seine Stimme war ganz nah, zärtlich, nicht so hart wie gewöhnlich.
„Kommst du mit rein?“
„Nein, ich bleib noch ein wenig draußen.“
Als Zukos Schritte verhallt waren, zog Toph die Jacke noch ein wenig enger um sich.
Sie lächelte.
Ja, sie fand Zuko richtig nett.
Vielleicht sogar etwas mehr als das.