Zum Inhalt der Seite

Strange World

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ungeküsst

Ich war noch nie ein Frauenheld gewesen.

Ich hatte mich immer hinter meine Bücher geklemmt, und blieb meist unerreichbar.
 

Ich war halt zielstrebig, wollte immer möglichst die besten Noten bekommen.

Wer war erreichen will, der muss sich reinhängen! Mein Motto.
 

Aber während ich fleißig am Lernen war, hatten sich meine Freunde mit dem Leben da Draußen beschäftigt. Sogar mein guter, alter Freund Koushiro hatte sich von den Büchern abgewendet und vergrub sich nun lieber in den Armen von Mädchen.
 

Und die allgemein bekannte Nebenwirkung, wie ich gedacht hatte, trat nicht ein. Ganz im Gegenteil.

Statt in der Schule schlecht zu werden, trudelten bei Herrn Izumi die Collegebriefe aus aller Welt ein, die ihn anflehten, bei ihnen zu studieren.

Er ist erst siebzehn!!
 

Klar hatte da das Gymnasium seine Finger im Spiel...
 

Und ich, Joe Kido, neunzehn Jahre alt, musste um meinen Studienplatz bis aufs Blut kämpfen.

Es war schon unfair, oder?
 

Ich lag auf meinem Bett, in meiner Studentenbude, die ich mir mit zwei anderen teilte.
 

Jason, ein zweiundzwanzigjähriger Jurastudent, der die halbe Nacht in irgendwelche Bars rumhang und dann jeden Morgen neben einer neuen Frau aufwachte.
 

Und Hans aus Deutschland, der kein Wort Japanisch sprach, aber festentschlossen Medizin studierte. Warum er dafür ausgerechnet nach Tokio kam , hatte ich bis heute nicht herausgefunden.

Wie auch?
 

Mittlerweile kommunizieren wir grandios per Zeichen- und Körpersprache.

Nur schade, dass ich Arzt werden wollte, und nicht Übersetzer für Gehörlose.
 

Allerdings hatte ich ein ganz anderes Problem:

Ich hatte noch nie eine Freundin gehabt.
 

Das war mir nicht nur peinlich, sondern machte mich auch sehr traurig.
 

Matt hätte mich ausgelacht, wenn er das wüsste.

Der hatte ja auch massenhaft Liebesbriefe im Spinnt. Und Sora.
 

Wahrscheinlich hatte selbst Cody schon seinen ersten Kuss hinter sich.

Es war doch zum schreien!
 

Auch auf der Abschiedsparty war keine bereit gewesen mich auch nur anzugucken. Glaub ich zumindest...
 

Ich hatte ordentlich ins Glas geschaut und einen ziemlichen Filmriss.

Wahrscheinlich hatte ich mich auch dementsprechend verhalten.
 

Wenn ich etwas machte, machte ich es richtig. Richtig scheiße.

Ich setzte mich stöhnend auf und schielte in den Spiegel gegenüber.

Meine kinnlangen, blauen Haare waren ordentlich frisiert gewesen, meine dunklen Augen hinter meiner großen Brille versteckt.
 

Ein weißes Hemd, plus grauschwarzen Pullunder und eine graue Hose machten mein Aussehen komplett. Sah ich denn so grässlich aus?

Roch ich schlecht? Benahm ich mich nicht angemessen?

Was war es nur, dass mich die Mädchen mieden?
 

Kiss me out of the bearded barley

Nightly, beside the green, green grass

Swing, swing, swing the spinning step

I wear those shoes and You will wear that dress.

Oh, kiss me beneath the milky twilight

Lead me out on the moonlit floor

Lift your open hand

Strike up the band and make the fireflies dance

Silver moon's sparkling

So kiss me

Kiss me down by the broken tree house

Swing me upon its hanging tire

Bring, bring, bring your flowered hat

We'll take the trail marked on your father's map

Oh, kiss me beneath the milky twilight

Lead me out on the moonlit floor

Lift your open hand

Strike up the band and make the fireflies dance

Silver moon's sparkling

So kiss me

Kiss me beneath the milky twilight

Lead me out on the moonlit floor

Lift your open hand

Strike up the band and make the fireflies dance

Silver moon's sparkling

So kiss me

So kiss me

So kiss me

So kiss me
 

Tai hatte mir spaßeshalber vorgeschlagen, mal im Internet nach Misses Right zu suchen.

Wenn es so weiterging, würde ich es bestimmt ausprobieren.

Wie armselig du doch bist, Joe..Bist sogar bereit, dein hart verdientes Geld- ich arbeitete als Kassierer in einem Modegeschäft, gute Bezahlung, böse Blicke- in ein aussichtsloses Internetportal zu schieben, in dem du dann mit mit einer Lola schreibst, hinter der sich aber in Wirklichkeit entweder Manfred, ein fünfzigjähriger, schmieriger Mechaniker verbarg, oder sogar der Inhaber der Seite selbst.

Man musste sehr verzweifelt sein, um sich bei so was.... okay, okay, ich gebe ja zu, ich war auch mal angemeldet gewesen...
 

Und nein, mein Chatpartner hieß nicht Lola, sondern Ming-Ming aus China, wenn ich ihr Glauben schenken durfte...
 

Wenn das die anderen wüssten, würden sie mich sicher auslachen, bis ich sechzig war.

Was für eine Misere.
 

Vielleicht brauchte ich auch einfach mal die Meinung einer Frau.

Ich meine eine echte Frau. Wie zum Beispiel... Mimi!

Ja, sie war perfekt für den Job!
 

Hastig griff ich zu meinem Handy und suchte ihre Nummer. Tuten. Tuten.

Geh ran.. geh ran...

„Ja?“

Ein Glück, sie war da.

„Ah, Mimi!“, rief ich erleichtert.
 

„Joe? Wa... was gibt’s denn?“

Stotternd suchte ich nach den passenden Worten. Mimi hörte sich schlecht gelaunt an, wahrscheinlich noch wegen Izzy...
 

„Also ich... brauche deine Hilfe...“

„Meine Hilfe?“

Ich schluckte.

„Du bist ja ein Mädchen und... du auch was Mädchen mögen...“,

„JOE! Was willst du?“

Ich stockte. Sie war wirklich nicht gut drauf...

Sollte ich ganz direkt sagen, was ich wollte?

„Joe..!“

„Also gut. Ich will wissen wie man bei Mädchen ankommt! Ich hatte doch noch.. nie eine Freundin...“

Mimi lachte.

Na immerhin konnte sie es wieder, nachdem sie solange getrauert hatte.

„Du willst also Frauen aufreißen?“

Ihr Lachen wurde immer lauter, und ich immer kleiner. War das denn so abwegig?

„Ja ja, sehr witzig. Aber bekomme ich denn nun deine Hilfe?“

Ich betete, dass sie zu stimmte. Sonst musste ich wirklich zurück zu meiner Internetbekanntschaft.

Mimi beruhigte sich und hustete.

„Das war schön...“, gluckste sie.

Ich begann in meinem Zimmer auf und ab zu gehen. Das machte ich ganz kirre!

„Okay ich werde dir helfen. Das lenkt mich sicher ab von...“

Stille.

„Danke Mimi. Das wäre wirklich traumhaft von dir!“

„Ach lass´mal stecken! Soll ich sofort vorbei kommen? Ich habe heute eh nichts mehr vor..“

Das ging ja schnell. Ein Schauer lief mir über den Rücken das rief ich ihr ein „okay“ in den Höher.

„Ich hoffe du weißt noch wo ich..“ Ein Tuten. Sie hatte doch tatsächlich längst aufgelegt.
 

Ich hoffte nur, dass sie noch wusste wo ich wohnte. Es war eine Weile her, dass sie bei mir war. Damals hatte ich ihr mit dem Unterrichtsstoff geholfen. Da sie eine Zeit lang in den USA war, kam sie hier nicht mehr ganz so gut mit. Sie lebte bereits zwei Jahre wieder hier.

In meinen Gedanken vertieft, bemerkte ich erst gar nicht, dass es bereits geläutet hatte.

Schnell rannte ich zur Tür, ehe es sich Mimi wieder anders überlegte.
 

„Ich bin überrascht, du bist.... so was von früh hier...“, sagte ich und sah sie an mir vorbei rauschen.

„Mein Dad hatte mich mitgenommen. Außerdem wohnst du um die Ecke!“

Zielsicher lief sie durch die Wohnung, genau in das falsche Zimmer.

„Achtung Mimi das ist nicht..“ Zu spät.
 

Ein kurzer Schrei. Fix huschte Mimi mit erschrockener Miene aus dem Raum.

„Interessante Nachbarn...“, stammelte sie und verzog ihr Gesicht.

„Gegenüber ist noch so ein Kandidat. Aber den willst du wirklich nicht kennenlernen...“

Die Rede war von Hans. Sie würde ihn ja nicht mal verstehen. Denn Englisch sprach der auch nicht...
 

Ich wies sie weiter gerade aus in MEIN Zimmer.

„Sorry, ich war schon eine ganze Weile nicht mehr hier. Und außerdem hat es sich hier auch ziemlich verändert...“, stellte sie lachend fest und sah sich genau um.

Das machte mich nervös...
 

„So Herr Kido. Nach eindeutiger Inspektion ihres Zimmers, kann ich ihnen mitteilen, dass sie ein sehr langweiliges Leben führen müssen. Überall nur Notizzettel, Hausaufgaben und Bücher. Wo bleibt denn da der Wohlfühlfaktor?“, fuhr sie schultern zuckend fort und rupfte an meinem Pullunder rum.

Sie zog einer Augenbraue hoch und sah mich an.

„Das ist nicht dein ernst oder?“

Ich lächelte verlegen. Was war denn falsch an meinen tollen Pullunder?

Sie schüttelte den Kopf und stieß mich auf das Bett.

Sie übernahm schnell das Reglement und begutachtete mich mit Argusaugen.

„Was gedenkst du zu tun?“, fragte ich und ließ mir die Brille abnehmen.

Keine gute Idee. Ohne Sehhilfe war ich blind wie ein Maulwurf. Mimi schüttelte abermals den Kopf.

„Das weiß ich auch nicht so ganz. Aber es wird nicht einfach, aus dir einen anderen Typen zu machen. Du bist doch eigentlich ganz okay so. Wie kommt der Sinneswandel?“, harkte sie nach und riss die Tür meines Schrankes auf.
 

Ich seufzte.

„Anscheinend komme ich mit meiner Art nicht gut an. Da dachte ich, es liegt vielleicht an meiner Kleidung, oder an meinem Charakter...“

Mimi verdrehte die Augen.

„An deinen Charakter solltest du niemals zweifeln. Wenn du dich nur verstellst wissen die Mädchen doch gar nicht, mit wem sie es eigentlich zu tun haben. Na ja und dein Styling..“

Sie kramte einige Hemden raus und schaute mich an.

„Weißt du Joe, so wie du dich anziehst, so bist du auch. Ein bisschen strebermäßig. Aber weißt du, dass ist okay. Das passt zu dir. Nicht böse gemeint, aber es steht dir einfach am besten. Stell dir mal vor, wir würden dich in Matts Garderobe stecken. Das nimmt dir keiner ab, sorry...“, erklärte sie.

Allmählich verstand ich, worauf sie hinaus wollte.

Sie wollte mich nicht umgraben, sondern mir zeigen, dass ich bleiben sollte wie ich nun mal war.
 

Mimi schien noch weitergehen zu wollen, und begann mich umzukrempeln.

Hemd mit geöffneten Knöpfen, Sonnenbrille, und zusammengebundene Haare- Ich sah aus wie der letzte Lackaffe. Grässlich.
 

„Und? Sag ehrlich, wen siehst du?“, fragte sie und stellte sich neben mich.

„Jemand völlig fremden...“, entgegnete ich mit traurigem Unterton. Mimi hatte recht gehabt.

„Mein ich ja! Das da im Spiegel ist nicht Joe Kido, der eifrige Schüler. Das ist so ein schleimiger Machotyp, der jede Woche eine Neue hat. Tu´mir das nicht an Joe. Ich mag dich so wie du bist, und wenn das keiner anderen auffällt, sind die alle blind. So wie du ohne Brille!“

Sie grinste breit.

Ich nahm die Sonnenbrille wieder ab, löste den Zopf und setzte mein Kassengestell auf.

Ja, da lächelte mir doch der wahre Joe entgegen.
 

„Ich danke dir Mimi. Tut mir Leid, dass ich dich deswegen herbestellt hatte.... Wie konnte ich nur glauben, dass ich mich umstellen muss, um jemanden zu gefallen?! Manchmal bin ich so dämlich..“
 

Mimi tätschelte meine Schulter.

„Jeder macht mal Fehler. Und ich helfe dir gern. Ich bin froh, dass du so eine schnelle Auffassungsgabe besitzt, und rasch geschnallt hast, dass du dich nicht ändern solltest. Auch wenn du neunzehn Jahre lang auf den ersten Kuss wartest, solltest du nicht so schnell die Flinte ins Korn werfen... Ich bitte dich. Die Ungeküssten sind doch gerade so heiß begehrt!“, meinte sie und lachte weiter.

Ich stimmte mit ein.

Sicherlich war es tragisch für mich, als Einziger meiner Freunde noch Jungfrau in diesen Dingen gewesen zu sein, aber ich wollte es im Nachhinein auch nicht überschlagen...

Die Richtige würde kommen. Ganz sicher!
 

_______________________________

Der Song: A New Found Glory - Kiss Me

Ja ich weiß, die weibliche Version ist auch schön, passt aber nicht ganz zu Joe, oder? XDD Ich hoffe das Kap gefällt euch. X3



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Black-Starshine
2015-12-29T15:00:03+00:00 29.12.2015 16:00
Hallihallo,
 
ich bin neu hier und werd jetzt mal nach und nach die FF lesen und immer Mal wieder ein Kommentar ablassen.
Die Darstellung von Mimi in diesem Kapitel finde ich toll. Bisher ist sie ja nicht sonderlich gut in der FF rübergekommen, hier kommt jedoch ihr aufrichtiges und aufgeschlosses Verhalten zum Vorschein. Das wirkt einfach authentisch, denn ich hatte schon Angst, dass mein Lieblingscharakter in dieser FF wirklich nur "Die Böse" ist. So zeigt sie einfach zwei Seiten.
 
Dein Schreibstil ist wirklich toll. Er hat das gewisse etwas und ist lebennah. Du reflektierst mit deinen Worten die Gedanken der Charaktere und das finde ich wirklich schön. Es wirkt einfach tatsächlich so, als würden die Digiritter selbst denken und diese dann aufs Papier bringen. Ein wirklich erfrischender Schreibstil, der es einfach macht, ihn zu verfolgen und weiter lesen zu wollen.
 
Bis zum nächsten Kommentar =)
Black-Starshine
Von:  -Apple-
2009-06-25T23:11:18+00:00 26.06.2009 01:11
Also, das Kapitel find ich richtig gut^^
Für mich ist es unglaublich schwer aus Joes Sicht zu schreiben, weil ich mit dem Chara an sich i-wie nix anfangen kann. In den kann ich mich am wenigsten hinein versetzen. Aber du hast das echt gut hinbekommen^^
Das Ende gefällt mir, Mimis Tipp war echt super =) Gefällt mir sehr gut, ich dachte schon, dass das große Umstyling kommt oder sowas in der Art, aber ne...find ich richtig gut^^
VLG
Von:  xGemini
2009-06-20T06:49:21+00:00 20.06.2009 08:49
schön das du dir zeit nimmst dich so in die charaktere ineinzuversetzen!!
freu mich schon bald weiter zu lesen!!;-)
GLG *-*
Von: abgemeldet
2009-06-04T12:34:47+00:00 04.06.2009 14:34
Wow, ich kann mir vorstellen, dass es schwer ist aus Joes Sicht zu schreiben, aber das hast du sehr gut hinbekommen =)
Sehr schön!
Von:  _pandakitten_
2009-06-04T11:09:03+00:00 04.06.2009 13:09
Lustiges Kapitel :3
Vor allem mag ich das du alles aus einer anderen Sicht schreibst.
Also bei den Kommentaren da fehlt mir noch wer. o.O
Irgendwie so leer hier :D
Freu mich aufs nächste Kapitel. :3 Lass dir Zeit dabei. Aber wir müssen ja nicht mehr lernen, also ist das jetzt ein prima Zeitpunkt.
Mach weiter so =)

Der sterbende Schwan :3


:D :D
Von:  -Iza-
2009-06-03T21:43:02+00:00 03.06.2009 23:43
Wahhhh, ich liebe dieses Kapitel. Joe ist sooo süß.
*-*
Weiter soooo ^^


Zurück