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Verworrene Pfade: Schatten

Die dritte Staffel
von

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Kampf im Dunkeln

Für die, die es interessiert: Sola ist einer Walzenspinne nachempfunden, die selbst in ihrer natürlichen Grösse Menschen sehr schmerzhafte Fleischwunden reissen kann ( mit maximal sieben Zentimetern..)
 

8. Kampf im Dunklen
 

Die Halbbrüder betrachteten im grünlichen Schein der Giftklaue das riesige bläulich schimmernde, spinnenähnliche Wesen vor sich, ehe Inuyasha nach Tessaiga fasste. Ein Kampf im Dunkeln würde natürlich schwieriger sein als auf der Erde, aber er hoffte doch, dass er rasch vorbei wäre.

„Tokejin?“ erkundigte er sich, da Sesshoumaru keine Anstalten traf, ebenfalls zu ziehen.

Der Kronprinz hätte um ein Haar geseufzt: „Wir sind in einer Höhle.“ Und der vernichtende, Angriff seines Schwertes würde hier alles zum Einsturz bringen. Auch Tessaiga war riskant.

„Die sieht nicht so aus, als ob sie uns einfach weitergehen lässt…“ wandte Inuyasha ein, dem nun auch bewusst wurde, dass seine Techniken ebenfalls leicht zu einem Erdbeben führen konnten. „Deine Giftklaue?“

Sesshoumaru sparte sich eine Antwort, denn in diesem Augenblick schoss Sola in für ein so großes Wesen unerwarteter Geschwindigkeit auf sie zu und er ließ seine Energie als Peitsche gegen sie schwingen, während er bereits beiseite sprang. Das würde nicht leicht werden. Sie konnten die Schwerter nicht einsetzen und der Versuch, Sola mit seiner Dämonenenergie zu töten, war soeben auch fehlgeschlagen. Der Panzer oder was auch immer sie da besaß, war so hart, dass selbst er auf diese Weise nicht ohne weiteres durchkommen konnte. Er zog seine Macht in sich zurück. So wurde es wieder vollkommen dunkel, sah man von dem ungewissen bläulichen Schimmer ab, den Sola selbst ausstrahlte. Es war fraglich, ob Inuyasha das überhaupt erkennen konnte.

Dieser war in die andere Richtung gesprungen, um den zuschnappenden Kieferscheren auszuweichen, hatte jedoch gleichzeitig einen Klauenangriff gegen diese geschlagen. Er schüttelte jetzt seine Rechte. Die waren viel zu hart, um solcherart dagegen vorgehen zu können. Doch mit den Schwertern zu kämpfen?

Aber wenn der Tunnel hier einstürzte, würden auch sie verschüttet. Etwas Dünnes streifte sein Gesicht und nur seine rasche Reaktion, mit einem Überschlag die Richtung zu wechseln, rettete ihn. Knapp neben seinem Ohr hörte er das Zuschnappen der Beißzange. Sola hatte ihn nur um ein Haar verfehlt.

Dieses Mistvieh war schnell und aggressiv, das konnte man so sagen. Und er bezweifelte nicht, dass bislang jeder, der diese Höhle betreten hatte, das mit dem Leben bezahlt hatte. Ohne Schwerter hatten sie einen miesen Stand gegen diese harte Panzerung, zumal die vollkommene Dunkelheit der Spinnenverwandten nichts auszumachen schien. Chela hatte doch gesagt, dass sie wohl sehr gut hören würde. Er hatte zwar nichts von Ohren gesehen, zugegeben auch keine Augen. Allerdings musste er gestehen, dass er sie nicht so ganz genau angesehen hatte. Wieder spürte er, dass ihn etwas streifte, wieder hechtete er beiseite.

„He, Sesshoumaru!“ In dem Gestank der Höhle hatte er die Witterung seines Halbbruders verloren: „Wie wäre es mit ein bisschen Gift für das Vieh?“

Aus dem Dunkel kam keine Antwort – sah man von einem grünlich leuchtenden Regen ab, der die Schwärze gerade genug erhellte, um zu sehen, dass er die gewaltigen Kieferscheren traf….ohne erkennbare Wirkung. Sola fuhr herum. Wieder streifte ihn etwas, aber diesmal erkannte er im verglimmenden Licht der Giftklaue, dass es sich um ein Tasthaar handelte. Er hechtete beiseite, rollte ab. Diese Haare! Wenn sie damit nicht nur tastete, sondern auch quasi hörte, wo sich ihre Beute befand? Die Haare waren bestimmt nicht gepanzert wie der Leib und die Kiefer. Einen Versuch war es wert.

„Eisenkralle!“ Er zielte nach dem Ort, an dem sie sich eben noch befunden hatte, sicher, dass er ihren eigentlichen Körper verfehlen würde, aber womöglich eines der Haare erreichen konnte.

Ein raschelndes, fauchendes Geräusch verriet ihm, dass er Erfolg gehabt hatte. Entweder das Haar war zerstört oder es hatte ihr zumindest Schmerz bereitet. Auch das war ein wichtiger Punkt, denn das bedeutete, dass er endlich etwas gefunden hatte, um sie daran zu hindern, ihn wie einen Vollidioten durch die Gegend hüpfen zu lassen.
 

Sesshoumaru hatte den Ausruf seines Halbbruders vernommen – und erkannt, dass Sola verletzt worden war. Natürlich. Das waren Tasthaare und ohne diese wäre sie im Dunkeln praktisch blind – das würde die Sache ausgeglichener machen. Interessant, dass ausgerechnet der Jüngere auf diese Idee gekommen war. Manchmal fragte er sich mittlerweile schon, was in dem so alles steckte. Diese Befreiungsaktion könnte einen Hinweis geben.

Das Untier wandte sich dem Angreifer zu, der ihm gerade Schmerzen zugefügt hatte. Inuyasha entkam den Beißzangen gerade noch, als er den Luftzug spürte. Er rollte ab, um sofort wieder auf den Beinen zu sein. Das war die Lösung, zumindest eine Art Ausgleich herzustellen. Zu sehen war in der Schwärze nicht viel, aber er glaubte zu hören, wie Sesshoumaru vorwärts sprang, seitwärts einen Giftklauenangriff auf Sola losließ, wohl auf deren linke Seite. Diese wandte in Windeseile den Kopf zu dem Hundedämon und ließ die Beißscheren zuschnappen. Der Kronprinz machte einen raschen Überschlag in der Luft, um auszuweichen. Er konnte selbst mit Mühe nur vage ihren Schemen erkennen.
 

Die Prinzen waren angenehm über die Tatsache berührt, dass sie wohl gerade ein Mittel gefunden hatten, die Spinne so zu verletzen, dass sie in Probleme kam. Womöglich war sie so nicht zu töten, aber man konnte sie zumindest schwächen, ja, wohl sozusagen blenden. Und dann konnte man sie auch umbringen. Die einzige Voraussetzung waren die wechselseitigen Angriffe, wie ihn nun Inuyasha startete, um Sola von seinem Halbbruder abzubringen.

Sesshoumaru stellte mit gewissem Erstaunen fest, dass sein kleiner Bruder tatsächlich seinen Teil des Kampfes übernahm, nun, auch gegen Naraku und Menomaru schon übernommen hatte. In jedem Fall war es kampftaktisch wichtig, dass sie beide weiterhin abwechselnd attackierten. Also musste er selbst nun wieder einen Entlastungsangriff anfangen, zum einen, um Sola von Inuyasha abzulenken, zum anderen, um weitere der Tasthaare zu zerstören.
 

Die Spinne wurde wütend, In den langen Jahren ihrer Existenz hatte es keines ihrer Nahrungswesen je gewagt, sie anzugreifen, ja, es vermocht, ihr Schmerzen zuzufügen. Immer rascher fuhr sie herum, schnappte nach den lästigen Störenfrieden, die zudem so stark zu sein schienen, dass sie ein herrliches Mahl abgeben würden. Sie war nicht dumm und hatte das System hinter ihren Anläufen durchschaut. Die beiden griffen sie abwechselnd an, um sie vom jeweils anderen abzulenken. Sie musste sich entscheiden.

Die Beißscheren schossen wieder los, diesmal allerdings nicht gegen Inuyasha, der soeben ein weiteres Haar zerstört hatte, sondern erneut gegen Sesshoumaru. Der erkannte es und versuchte - bereits wieder im Vorwärtssprung - auszuweichen. Der eine Kieferschere griff dadurch fehl, der andere traf ihn allerdings mit voller Gewalt an der linken Schulter. Unwillkürlich stöhnte der Kronprinz auf, als die Wucht des Aufpralls ihn rückwärts gegen die Höhlenwand schleuderte.

„Keh!“ murmelte Inuyasha, als er den Aufprall von Metall auf Fels hörte und griff hastig erneut an, um Sola von Sesshoumaru fernzuhalten. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt, nahm er an, und so fühlt er sich relativ sicher, als er mit beiden Händen nach den Tasthaaren schlug.

Nur, um festzustellen, dass er ihre Gegnerin soeben unterschätzt hatte. Er konnte den Luftzug spüren und warf sich mit langjährigem Geschick zurück. So schlug der Angriff der Spinne fehl. Erneut hörte er das Zuschnappen nur knapp neben ihm. Im nächsten Moment riss Sola ihre Beißzangen empor. Inuyasha wurde getroffen und flog hilflos über sie. Er konnte plötzlich seinen Halbbruder wittern – und daraus nur schließen, dass dieses Mistvieh ihn in dessen Richtung geworfen hatte. Netter Tod, von dessen Schwertabfangdornen aufgespießt zu werden. Aber er konnte Sesshoumaru nur ungefähr riechen – und nichts gegen seinen unfreiwilligen Flug unternehmen.

Instinktiv riss er die Arme sichernd hoch, als er erkannte, dass knapp vor ihm Fels und der Kronprinz waren – und erschrak, als sich etwas um seine Taille legte, ihn packte und unsanft erneut beiseite fliegen ließ. Erst dann wusste er, dass es sich um das Schulterfell seines Halbbruders gehandelt hatte. Nun ja, dachte der Halbdämon, während er sich bemühte, einigermaßen weich zu landen – der wollte sicher keinen Köperkontakt. Und wenn er an dessen Rüstung dachte – er auch nicht. Er rollte ab und stand.

Er nahm trotz seines eigenen Keuchens ein fast unhörbares Geräusch wahr. Sola. Anscheinend war sie durch den Verlust der Tasthaare schon so behindert, dass sie mehr tastend ihren Weg und ihre Beute suchen musste. Und er hörte etwas knapp neben sich, das er kaum je so vernommen hatte. Sesshoumarus Atem. Dieser seltsame Kampf in der Dunkelheit schien auch an diesem zu zehren.

„Alles klar?“ fragte Inuyasha, auch auf die Gefahr hin, Sola auf sich aufmerksam zu machen.

„Greif weiter an!“ Mit diesem Befehl sprang der ältere Bruder wieder vorwärts.

Der Jüngere unterdrückte seinen Fluch über diese Herumkommandiererei, da er wusste, dass er Recht hatte. Sie hatten ihre Gegnerin schon geschädigt, geschwächt – und das mussten sie ausnutzen. So versuchte er die Richtung mitzubekommen, in der Sesshoumaru gesprungen war, um dann erneut die andere zu wählen.

Während dieser erneut seine Giftklaue einsetzte, in der Hoffnung, neben den Tasthaaren auch endlich einmal einen Riss in der Panzerung zu erzeugen, überlegte er kurz, ob seine wahre Gestalt anzunehmen, da er so mächtiger war, aber das würde in diesem engen Tunnel nichts bringen, er eher diesen zum Einsturz bringen.

Es half nichts, sie mussten weiterhin gemeinsam angreifen, so eigenartig ein Teamwork für ihn auch war, zumal zusammen mit Inuyasha.

Moment. Gemeinsam angreifen?

Er spürte an Solas Bewegung, dass der Halbdämon erneut hinter dieser war, denn sie fuhr herum, versuchte, den zu fassen zu bekommen. So machte er selbst ebenfalls einen Satz zurück.

„Inuyasha.“

„Äh, ja?“ kam es schwer atmend aus der Dunkelheit, irgendwo jenseits der Spinne.

„Wenn du noch bei Kräften bist…wir müssen die Angriffe vereinen.“

„Keh! Ich bin noch besser drauf als du, “ antwortete der Halbdämon prompt. Aber es stimmte. So ergänzte er nur: „Wohin?“

„Das Genick.“ Dort musste eine Schwachstelle in der Panzerung sein.

Inuyasha hätte einiges gegen den Plan einwenden können, da sie eine solche Attacke sehr nah an die Scheren führen würde – allerdings hinter diese. Und, wenn sie schnell genug waren, würde selbst diese Spinne tot sein, ehe sie sich erneut umdrehen konnte. So meinte er nur: „Gut. Los!“

Der Kronprinz nahm an, dass Inuyasha keine Ahnung hatte, wo sich genau das Genick befand, da er noch weniger sehen würde als er selbst. Aber der hatte schon bewiesen, dass ihm das Licht der Giftklaue reichte. Und womöglich würde die ätzende Säure auch Sola beschädigen. So hob er die Hand und ließ seine Giftwaffe erscheinen. Im nächsten Moment erkannte er bereits, dass der Halbdämon empor sprang, tatsächlich so ihr Ziel gesehen hatte. Er musste sich beeilen, gleichzeitig mit diesem das Genick zu erreichen, zumal das Wesen anscheinend bemerkt hatte, dass sie etwas planten und herumfahren wollte.

Die Klauenangriffe der beiden Halbbrüder trafen fast gleichzeitig das Nackengelenk der Spinnenartigen in ungewohnter Koordination. Noch während sie wendeten und landeten, hatten ihre Ohren ein leises Knacken vernommen. Der riesige Körper Solas brach langsam in sich zusammen.

„Keh!“ brachte der Halbdämon hervor.

„Komm, Inuyasha.“ Sesshoumaru wandte sich bereits zum Gehen. Es gab keine Notwendigkeit, sich länger als zwingend notwendig im Gestank dieser Höhlen aufzuhalten.

Sein Halbbruder war ein wenig überrascht, tatsächlich angesprochen zu werden, folgte aber sofort, ebenfalls in der unbedingten Sehnsucht nach frischer Luft.
 

Nach wenigen hundert Schritten wehte ein kühler, angenehmer Geruch durch die stickige Atmosphäre des Ganges. Und nur Minuten später fanden sich die beiden Prinzen am Ausgang der Höhle. Es war Mittag geworden und die Sonne beleuchtete rechter Hand den Sumpf von Aran, dessen Modergeruch ihnen nach Solas Gestank direkt willkommen war. Linker Hand und direkt vor ihnen stiegen Berge auf. Dort irgendwo musste die Burg liegen, in der dieser Schattendrache ihren Vater gefangen hielt. Sie erkannten eine Treppe, die vor ihnen in die Steilwand gehauen worden war, sicher der Beginn des Passes, von dem die Kappa gesprochen hatten. Daneben stürzte ein Wasserfall in die Tiefe und verlor sich im Sumpf von Aran.

Sie benötigten die Hilfe der Stufen nicht, als sie mit weiten Sprüngen die gut hundert Meter Höhenunterschied überwanden.

Oben blieben sie erneut nebeneinander stehen und musterten die Gegend vor sich. Sie befanden sich auf einer Anhöhe, einem Plateau, das von weiteren Steilwänden umgeben war. Die Berge stiegen hier bereits hoch empor. Direkt vor ihnen führte jedoch eine schmale Schlucht weiter in das Gebirge, ein Canyon, aus dem auch der kleine Fluss drang, der den Wasserfall neben ihnen bildete.

Inuyasha seufzte unhörbar. Er hätte gern eine Pause gemacht, noch viel lieber etwas gegessen, aber er wollte nicht als schwach oder nutzlos tituliert werden. Überdies war Papa dort irgendwo in Schwierigkeiten. So warf er nur einen raschen Blick auf seinen schweigsamen Begleiter – und begegnete überraschend dessen Augen: „Äh…was ist?“

Dem Kronprinzen war bewusst, dass Inuyasha im Gegensatz zum ihm zumindest gelegentlich essen und schlafen musste. Beides war natürlich unmöglich, schließlich sollte Vater so schnell es ging befreit werden, aber ein müder Halbdämon war ein schlechter Kampfpartner und wer wusste schon, was der Schattendrache noch an Fallen aufgestellt hatte – von den natürlichen Risiken dieser Einöde ganz zu schweigen. „Wir warten.“

„Auf was?“ erkundigte sich Inuyasha ein wenig verwirrt, ehe er begriff, dass das wohl die Ansage gewesen war, eine Pause zu machen. Seit wann nahm der Herr Halbbruder denn Rücksicht auf ihn? Aber er beschloss, eine ihm nur zu entgegenkommenden Rast nicht abzulehnen. Das wäre wirklich falscher Stolz, zumal der Kampf gegen Sola ja in der Tat anstrengend gewesen war. Und in einer Stunde wäre er wieder topfit. So ließ er sich an einem größeren Felsen nieder und lehnte sich dagegen, schloss die Augen, sicher, dass Sesshoumaru nicht schlafen würde.

Dieser trat ein wenig zurück, an den Rand des Plateaus und betrachtete die Nebel des riesigen Sumpfes unter ihm, die sich in der Mittagssonne auflösten. Er wandte sich erst um, als er hörte, dass Inuyasha aufsprang. Für einen Moment begegneten sich ihre Augen, seltsam gleich und doch verschieden. Und aus irgendeinem Grund empfanden beide es als angenehm, gerade mit diesem Gefährten hier zu sein, ein Gefühl, das keiner offen zugegeben hätte.

So gingen beide einfach weiter, in Richtung auf die schmale Schlucht, die wohl der kleine Fluss gegraben hatte, der hinter ihnen rauschend in die Tiefe schoss.
 

Bald stellten die Halbbrüder fest, dass die Klamm noch enger war, als sie zunächst gedacht hatten. Nur ein anscheinend uralter, schmaler Pfad in der Felswand, den Unbekannte einst geschlagen hatten, ermöglichte das Gehen über dem Fluss. Der Weg war keinen halben Meter breit. Geröll und Steine verlangsamten das Vorangehen zusätzlich. Und er stieg ebenso wie der gesamte Canyon steil bergan, ohne einmal flacher zu werden. Sesshoumaru schritt voran, gefolgt von Inuyasha. Beide witterten immer wieder, so schwer es ihnen das tosende Wasser auch machte, beobachteten die steilen Wände über ihnen, rechneten sie doch mit weiteren Schwierigkeiten.

Aber lange geschah nichts, wenn man davon absah, dass der schmale Pfad an der Felswand immer schwieriger zu begehen wurde. Manchmal fehlte ein Stück, so dass sie springen mussten. An sich war das keine Distanz, die dem Halbdämon je ein Problem bereitet hätte, aber die Aussicht, bei einer Fehleinschätzung in den rauschenden Bach zu stürzen, der mittlerweile hundert Meter unter ihnen war, baute ihn nicht gerade auf. Und er konnte nun einmal nicht fliegen, wie der Herr Hundedämon. Überdies würde der ihn kaum auffangen können oder auch nur wollen. So konzentrierte sich Inuyasha auf die Sprünge, die immer öfter erfolgen mussten. Wie lange ging das hier wohl noch, bis sie endlich die Passhöhe erreicht hatten?
 

Sesshoumaru blieb stehen, als sich der Canyon endlich weitete. Der Weg schien hier aufzuhören, aber das war nur eine Täuschung, denn die Felsen stürzten vor ihnen steil in die Tiefe. Mitten in den Bergen lag ein Tal, das anscheinend bewaldet war.

„Dann gehen wir dort hinunter.“ Inuyasha wollte auch einmal einen Befehl geben.

Das bedurfte keiner Antwort, entschied Sesshoumaru, ehe er bereits mit elegantem Sprung in die Tiefe setzte. Der Halbdämon folgte mit etwas mehr Zwischenstopps.
 

Unten blieben sie erneut nebeneinander stehen, eine Haltung, die sie in den vergangenen Tagen schon oft eingenommen hatten. Zu oft, um einen Gedanken daran zu verschwenden, dass sie kaum je zuvor so gestanden hatten.

„Was ist das denn?“ entfuhr es Inuyasha. Der Wald schien aus zwei verschiedenen Arten von Pflanzen zu bestehen: Bäume, wie er sie kannte, wenn auch selten so dicht und groß gesehen hatte, und blauen Büschen mit langen Ranken und Dornen daran, zumindest hier am Waldrand. Auch Tiere waren in dem Wald zu wittern, Insekten und andere. Keine Spinne, dachte er aufatmend. Seine letzten Begegnungen mit Angehörigen dieser Gattung reichten ihm für den Rest seines Lebens.

Sesshoumaru dachte, dass diese Frage kaum ernst gemeint sei. Der dauernde Umgang mit Menschen verführte eindeutig dazu, zu viel und zu sinnlos daherzureden.

Der Halbdämon hatte auch keine echte Antwort erwartet. Allerdings stellte er fest, dass der Pfad, dem sie bislang durch die Klamm gefolgt waren, hier, wenn auch kaum mehr sichtbar, in diesen Wald hinein führte.
 

Auf der anderen Seite des Gebirges blickte ein Schatten in seinen Spiegel: „Ich habe sie gefunden, Tsurugu“, sagte er zu seinem Begleiter.

„Endlich.“ Der Schatten des Schwertes atmete auf: „Dann kann ich meinen Auftrag doch ausführen. Wo im Sumpf sind diese Hunde, Kagami? “

„Sie sind bereits in den Bergen.“ Wie auch immer sie das geschafft hatten, ohne dass er sie in seinem Spiegel entdecken konnte: „Wenn ich das so recht betrachte, haben sie den ersten Pass hinter sich und befinden sich nun…..hier.“ Er drehte den Spiegel etwas, so dass Tsurugu hineinblicken konnte.

Dieser seufzte: „Wunderbar. Das ist eine herrliche Gegend, wenn ich dort die Leichen einsammeln kann.“

„Das ist ein Wald.“ Dies klang verständnislos. Kagami besaß kaum Informationen über die Gegend.

„Ja. Und dessen Herren mögen Besucher nicht. Nun, sie haben sie zum Fressen gern. Immerhin bin ich nur ein Schatten. Sie würden mich kaum so appetitanregend finden wie die beiden Hunde.“
 

Kagome und Sango waren auf der Katze der Dämonenjägerin das Tal der Stufen emporgeflogen, ohne auf ein Hindernis zu stoßen, wie es der Unterführer Patroklos bereits gesagt hatte. Als sich das letzte Tal jedoch zu einer schmalen Schlucht verengte, flog Sango eine Kurve: „Ach du liebe Güte. Die haben sich gut verschanzt.“

Der Engpass war mit Steinen blockiert, die von Baumstämmen gehalten wurden.

„Ich denke mal, dass das sogar eine Waffe ist.“ Kagome dachte nach: „Doch, guck nur: die Baumstämme sind da angebunden.“

„Um stabiler zu sein, oder? – Du meinst, sie können das Ganze als Gerölllawine in das Tal stürzen lassen? Keine schlechte Idee, wenn sie wirklich so in der Unterzahl sind. Der Talboden fällt steil ab und das Heer müsste hier hochkommen. – Kannst du auch Magie spüren? Da ist ein Bannkreis, oder?“

„Ja. Ein ziemlich guter, aber ich denke, ich könnte ihn brechen. Andere Magie kann ich so nicht feststellen. Vielleicht haben sie gar keine Schatten erschaffen, sind zu schwach dazu oder dieser Atreus ist der Einzige, der das darf. Aber das Problem ist diese Barriere. Wenn das Heer kommt, lassen sie die Steine los. Und das gibt sicher Verletzte oder gar Tote, auch wenn es Dämonen sind.“

„Wir fliegen zurück. Und dann soll Sarpedon entscheiden. Er ist der Heerführer des Inu no Taishou.“

„Die Wände sind zu steil, selbst für Dämonen, oder? Und fliegen können die wenigsten.“

„Ja. Das hier ist wirklich die ungünstigste Stelle, an der die Gegner auf uns warten konnten. Was beweist, dass sie weder dumm noch leichtsinnig sind.“

„Wir müssen durch. Ich hoffe doch, dass Inu...dass die Prinzen inzwischen fast schon bei der Burg angekommen sind. Und wir sollen dem Herrscher doch Tenseiga bringen.“

„Ja.“ Sango warf unwillkürlich einen Blick auf die Taille ihrer Freundin, wo diese nun das Staatsschwert trug: „Zu schade, dass du den Pfad der Dunkelheit nicht öffnen kannst.“

„Ich werde es nicht versuchen. Das ist ein Dämonenschwert und ich bin kein Dämonenfürst. Das wäre ein viel zu großes Risiko, für alle in weitem Umkreis.“

„Hm. Der Pfad der Dunkelheit…“ Sango klang sehr nachdenklich, während sie zurück zum Heer flogen.
 

*******************************
 

Im nächsten Kapitel dikutieren die Heerführer über Sangos Idee und auf die Hundejungen wartet ein Kampf im Licht.
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (24)
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Von:  Minerva_Noctua
2012-03-07T09:47:12+00:00 07.03.2012 10:47
Diese Walzenspinnen gibt es ja auch im Mittelmeerraum! *schauder*
So hässlich sind die gar nicht. Gibt grausigeres.
Schön, wie die Brüder kämpfen.
Ich denke, Sesshoumaru würde seinen kleinen Bruder bei einem Absturz auch aus dem Fluss fischen^^.

Bye

Minerva
Von:  Schalmali
2010-07-07T07:59:21+00:00 07.07.2010 09:59
Mieses Viech, aber Inuyasha scheint ja teils "wirklich" erwachsener zu werden, hat er doch schond as ein ode andere richtig gemacht wie die Fühler des bläulichen Etwasses zu zerstören. Eine Stunde macht einen Hanyou also wieder fit, praktisch. Schön wenn wir auch so wenig schlaf bräuchten ^^
Von:  -Kirei-
2010-01-03T15:32:31+00:00 03.01.2010 16:32
Die Brüder haben anscheinend gelernt endlich mal zusammen zu kämpfen ^^
Jedenfalls kommen sie und auch die anderen endlich wieder voran, um "Papi" zu helfen.

Ki
Von: -Suhani-
2009-12-24T13:39:24+00:00 24.12.2009 14:39
Weiter geht's, hab ja zum Glück viel Freizeit. ^^
Ich mag es, wenn die Brüder mal zusammen arbeiten. Und dann auch noch mit so einem Erfolg. ^^
Jetzt bin ich mal gespannt, was so alles auf das Heer wartet. Und natürlich, wie es dem Taishou geht.
Bis denne
Hani
Von:  Teilchenzoo
2009-11-14T21:10:50+00:00 14.11.2009 22:10
Worüber denkst du nach, Sango?
Diese Falle sieht wirklich schwer zu überwinden aus. Tja, so schlägt man sich erfolgreich gegen eine Überzahl. Bin mal gespannt, wie Sarpedon dem zu entgehen gedenkt.

So langsam kommt mir die Reise der Prinzen wie eine Mini-Brudergeschichte vor ... ganz nett, aber ich finde es ein wenig ermüdend ... wenn man deine anderen Geschichten alle kennt. Und, nun ja, ich weiß nicht, ob es für dieses AU nicht irgendwie ... out of story ist ... wie OOC, nur auf die gesamte story/Saga bezogen.

Nun gut, die Reise wird ja wohl bald vorbeisein.

Lg neko
Von:  Tigerin
2009-10-01T04:04:18+00:00 01.10.2009 06:04
Sehr schön.
Die beiden haben gelernt, dass Teamwork etwas gutes sein kann. Der Kampf mit der Spinne war auch sehr gut beschrieben.. gut, dass sie sie fertig gemacht haben, jetzt können die Bewohner unter dem Sumpf mal wieder ans Tageslicht.
Auch, wenn Sess die Pause nur gemacht hat, weil Inu sonst keine Hilfe wäre, war es trotzdem schön, dass er an ihn gedacht hat..^^
Es wäre interessant zu sehen, ob Kagome irgendetwas mit Tenseiga zustande bringen könnte.. aber sie hat Recht, das Risiko ist echt zu hoch.

LG,
Tigerin

Von:  Cistus
2009-09-26T14:28:32+00:00 26.09.2009 16:28
Inuyasha hat sich seine Ruhepause wirklich verdient. Der Respekt seines grossen Bruders ihm gegenüber ist wohl wieder gewachsen. Wo gräbst du eigentlich immer wider diese grotesken Monster aus, gegen die die beiden immer wieder ran müssen? Du scheint da ja einen unerschöpflichen Vorrat zu haben.g*
mfg
Cistus
Von:  Krylia
2009-09-26T10:08:50+00:00 26.09.2009 12:08
Hm, Sangos letzte Bemerkung macht mich neugierig...

Und die Hundebrüder müssen zwar anscheinend wiedermal kämpfen, aber wenigstens sind sie endlich wieder an der frischen Luft.
Von:  don-kun
2009-09-24T05:09:59+00:00 24.09.2009 07:09
So, endlich hab ich aufgeholt :) Dann kann ich mit der anderen neuen FF anfangen. Bin momentan etwas hinterher ^^°
Von: abgemeldet
2009-09-23T17:46:04+00:00 23.09.2009 19:46
Hi

Boah der Kampf war ja mal wieder sehr schön beschrieben ....^^

Kampf im Dunkel ist bestimmt nicht sehr einfach, aba wenigstens sind sie das eklige Vieh losgeworden. Ich finds immer wieder schön wie Sesshomaru und Inu yasha ihren jeweiligen Momente haben, das ist immer wieder lustig.^^

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