Zum Inhalt der Seite

Nectarine Sunsets

UlquiHime Shortstories
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Name

“Es ist Zeit für dein Essen, Frau.”

Als sie seine Stimme hörte, zuckte sie zunächst leicht zusammen und drehte sich augenblicklich zu ihm um.

Das kalte, künstliche Licht leuchtete in den düsteren Raum hinein, ohne ihn wirklich zu erhellen, als sei es nur da, damit er darin einen langen Schatten werfen konnte.

Da stand er wieder, die Haut genau so weiß wie seine Uniform und das helmförmige Maskenfragment an seinem Kopf, unterbrochen nur die dünnen Striche auf seinen Wangen.

Da war er, die Person, die beinahe einfach zugesehen hätte, wie sein Kollege ihre beste Freundin umbringt. Er, der sie von all ihren freunden weggerissen und hierher gebracht hatte. Er, der Wärter ihres goldenen Käfigs.

Sie glaubte, sowohl seinen großen, bulligen Kollegen als auch Aizen dabei gehört zu haben, wie sie ihn mit Namen angesprochen hatte, aber sie hatte sich seinen Namen bisher nicht merken können, und er war ihr nur als “Espada Nr4” vorgestellt worden - sie konnte sich nur erinnern, das es ein langer, komplizierter Name gewesen war.

Auf seinem Gesicht thronte der übliche Ausdruck - sähe sie ihn zum ersten Mal, hätte sie diesen vielleicht als ‘finster’ bezeichnet, möglicherweise auch als ‘melancholisch’ oder sogar ‘bitterlich unglücklich’

Aber sie wusste es besser. Er sah immer so aus, bei ihm hatte das nichts zu bedeuten, es stand nicht für irgendeine Emotion - mit der Zeit hatte sie begonnen, immer mehr daran zu zweifeln, ob er überhaupt welche hatte…

Das war unmöglich, nicht?

Das jemand keine Gefühle hatte…

Schließlich schienen die anderen Arrancar durchaus etwas zu empfinden - auch wenn es sich zumeist auf Stolz, Neid und Schadenfreude handelte.

Doch er, er war immer anders gewesen als der Rest.

Vielleicht war eben das der Grund dafür, das man ausgerechnet ihn ausgewählt hatte, um auf sie aufzupassen - damit sie stets das Gefühl hatte, mit einer Statue zu reden und ihre Hoffnung jedes Mal erneut zertrümmert wurde, wenn sie ihn sah.

Oder vielleicht auch, weil so ziemlich alle anderen Handlanger von Aizen ihre Befehle früher oder später vergessen und sie zerfetzt hätten.

Langsam begann sie, sich zu fragen, ob das nicht die angenehmere Alternative wäre…

Es war nicht so, das sie ihn hasste. Er war nicht wie ein böser Gegner, der sich an ihrem Unglück weidete - er war mehr wie ein Automat, wie ein düsterer Regenschauer, der auf sie hernieder prasselte und alle Farben, sowie alle Hoffnungen hinweg wusch.

Fast wie eine Naturgewalt.

Man grollt dem Sturm am Horizont nicht, man meidet ihn nur.

Und doch; Er sprach, er dachte, und er hatte diesen traurigen, traurigen Blick- und machte es ihr damit schwer, ihn als ein bloßes Ding anzusehen.

Das er, mal abgesehen von Aizen, die einzige Gesellschaft war, die sie hier je bekam - und sei es nur kurz - machte es nicht gerade leichter.

Sie ertappte sich selbst dabei, wie sie sich darauf freute, das er endlich kam und diese immerwährende Monotonie in diesem knochenweißen Raum durchbrach - doch war er nicht selbst genau das?

Monotonie und ein brechendes Weiß…?

Auf jeden Fall wäre seine Abwesenheit das einzige, was diesen Ort hier noch schrecklicher hätte machen können.
 

Ein Quietschen holte as Mädchen wieder in die Realität zurück.

Irgendein rangniederer Arrancar - ein anderer als gestern, wie sie beiläufig feststellte - schob den Servierwagen mit ihrer Mahlzeit in den Raum, um gleich darauf kehrt zu machen und den Raum zu verlassen.

Jetzt war sie wieder allein mit ihm - diesem unergründlichen Wesen, das sie, wie sie erst jetzt zur Kenntnis nahm, schon längere Zeit anstarrte.

“Iss, Frau.” befahl er, trocken und direkt wie immer, die Hände wie immer in den Hosentaschen.

Das war offenbar eine Art Angewohnheit von ihm - und obwohl es sie hätte freuen sollen, wollte der Fakt, das er Gewohnheiten hatte, nicht gefallen.

Das war ja fast, als hätte er eine Persönlichkeit.

An ihm war nichts persönlich - Seine Haut so Weiß wie die sterile Uniform an seinem Leib, die er trotz seines hohen Ranges ohne größere Modifikationen trug - es schien, als sei er dafür gemacht sie zu tragen - Gut, Aizen hatte ihn erschaffen, aber die anderen Arrancar hatte er auch erschaffen, und bei denen gab es ein ziemlich breites Spektrum an Hautfarben…

“Du musst essen, Frau.” Wiederholte er mit einem Hauch von Nachdruck- und erst jetzt wurde ihr bewusst, das sie eine halbe Minute in die Luft gestarrt hatte, um über etwas nachzudenken wie seine Hautfarbe.

Hastig entfernte sie die goldene Käsehaube von ihrem Teller und stellte fest, das es heute irgendeine dickflüssige Suppe gab. Es sah irgendwie… Orange aus.

Kürbis vielleicht…?

Wäre er nicht hier gewesen, dann hätte sie das Zeug mit Sicherheit genommen und an die Wand gepappt, damit sie wenigstens Zeitweise etwas bunter wurde.

Missmutig rührte sie in ihrer Suppe herum und stopfte sich ihren Löffel in den Mund - Es war nicht so schlecht, wie es hätte sein können, obgleich sie selbst im Zweifelsfalle doch noch ein paar scharfe Geheimzutaten dazugepackt hätte…

Heute war keine Tatsuki da, um mit ihr zusammen zu Abend zu essen - sie war einsam und allein. Es war so still…

Wenn sie doch nur jemanden zum Reden hätte….

Da fiel ihr ein, das er ja immer noch im Raum war. Er stand neben der Tür und starrte sie an, wie sie ihren aktuellen Löffel Suppe hinunterschluckte.

Ihre Blicke trafen sich.

Seinen Augen fehlte dieser gewisse Glanz, sie wirkte nicht wie wirkliche Augen, sie hätte genau so gut einen Stein ansehen können - und gerade deshalb hatte sie das Gefühl, das dieser Blick sie durchdrang, alle schichten ihrer selbst, jede Zelle, jedes Blutgefäß, jeder traurige Gedanke.

Wer weiß, vielleicht war ja das genaue Gegenteil der Fall, und er begriff von ihr, genau so wenig, wie sie von ihm begriff.

Aber sie glaubte das nicht wirklich, so scharf und verletzend wie seine gefühlslosen Äußerungen hin und wieder sein konnten…

Aber warum, bei allen Göttern und sämtlichen Himmelskörpern starrte er sie nur so an?

“Ähm… Espada-san?” hakte sie verunsichert nach. Sie wusste nicht recht, wie sie ihn sonst ansprechen sollte. Es war ja nicht so, als ob er ihren Namen verwenden würde, richtig…? Und Aizen hatte ihm sicherlich erklärt, wie sie hieß.

“Was ist, Frau?” fragte er tonlos. “…Ist etwas nicht in Ordnung?”

“Nein… Es… “

“Dann beende deine Mahlzeit. Hast du mich nur angesprochen, weil du das simple Bedürfnis hast, mit jemandem zu reden…? Mach dich nicht lächerlich, Frau. Solange du dich noch sinnloserweise gegen Aizen auflehnst, bin ich dein Feind. Versuche nicht, dies einfach zu verdrängen, weil du es nicht erträgst, mit deinen Gedanken alleine zu sein. Ich habe nicht die Zeit, mir irgendeinen belanglosen Abfall anzuhören. Jede andere Person wäre genau so gut dafür, nicht…? Wenn Aizen-sama derjenige wäre, der regelmäßig hierher kommt, würdest du mit ihm über das selbe reden - nicht, das er dafür Zeit hätte. Es ist, weil ihr Menschen dazu neigt, euch an alles und jeden zu binden, mit dem ihr längere Zeit verbringt. Sie formen euch, wie ihr sie formt. Insbesondere du lehnst dich ständig an irgendwelche anderen an, wie zum Beispiel den Aushilfsshinigami oder dieser Mensch, den du bei unserer ersten Begegnung gerettet hast… egal, wie sehr du etwas anderes Versuchst, du verlässt dich am Ende stets auf andere und bist deshalb unfähig, die Stärke in dir selbst zu erkennen und anzuwenden. Es ist bequem, sich auf andere zu verlassen. Aber auch dafür wäre dir wohl jede andere Person recht…”

”Das ist nicht der Grund!”

rief sie schließlich verzweifelt, um ihn irgendwie zum schweigen zu bringen. Entweder sprach er nur das nötigste, oder aber er sagte solche Dinge zu ihr -

Erst unterstellte sie ihm eine Art beginnendes Stockholmsyndrom, und dann sollte sie ihre ganzen Freunde, und sogar Kurosaki-kun nur ausnutzen wie eine kindische, kamerasüchtige Popsängerin, die sich nach Aufmerksamkeit sehnte? Manchmal verspürte sie das Verlangen, ihm dafür eine rein zuhauen - Einmal hatte sie es sogar getan, und sie war sicher, das es das erste Mal in ihrem Leben gewesen war, das sie sich so etwas wie Wut erlaubt hatte.

Sie, die sonst Komplexe bekam, wenn sie einen Hauch von Eifersucht verspürte.

Es war ja nicht so, als ob sie dem blassen Arrancar damit wehtun könnte - wie war das noch mal mit ‘man grollt dem Sturm nicht, man meidet ihn nur’…?

Welchen Zweck könnte ihr Schlag gehabt haben, wenn sie nicht irgendwo noch die naive Hoffnung hatte, das es etwas in ihm auslösen würde?

Körperlich wehgetan hatte ihm das jedenfalls bestimmt nicht - erst jetzt merkte sie, das er ihr einen Schritt näher gekommen war, und nun auf sie herabschaute.

Es war nicht sein ‘üblicher’ Gesichtsausdruck, obwohl sie nicht hätte benennen können, was an diesem hier anders war.

“Was ist es dann, Frau?” Seine Stimme klang wie üblich monoton und neutral, wie das ewige Weiß von Las Noches.

Nein, dieses Mal war etwas an ihm anders… oder vielleicht war sie wirklich am durchdrehen, und sie bildete sich das ein…

Irgendwie hinderte dieses ‘Andere’ in seinem Blick sie daran, ihn ohne irgendeine Antwort stehen zu lassen.

“Ich… ich habe die… Nase voll davon, das du mich ‘Frau’ nennst!”

Es war das erste Mal in ihrem Leben, das sie diesen Ausdruck verwendete, sonnst ließ sie sich so ziemlich alles gefallen.

Aber nach der Ohrfeige… würde es keine Bedeutung mehr haben…

“Wieso?” fragte in einem Tonfall nach, der klang, als hätte sie ihm gesagt, das zwei und zwei fünf seinen. “Du bist doch eine Frau.”

Eine Frau?

Ein erwachsenes, weibliches Wesen, das es wert ist, begehrt zu werden, und selbst die mysteriösesten Männer mit ihrer Unlogik in schlaflose Nächte stürzen konnte? Nein, stellte sie mit Ernüchterung fest. Ein kleines Mädchen, das gerettet werden musste, wie die gute alte Prinzessin im Turm, die einen Prinzen brauchte, der den bösen Drachen niederkämpfte, wie die begabte Opernsängerin, die ihres geliebten bedurfte, um sich aus dem Labyrinth des Phantoms zu retten -

Das Phantom der Oper? Ja, ihr Bewacher hatte schon mal an eine weiße Maske gedacht, und entstellt war er auch - nicht im Gesicht, aber sie wusste nur zu gut über das schwarze Loch bescheid, das unter dem weißen Stoff seiner heute komplett geschlossenen Jacke lauerte.

Wenn sie an die Szene dachte, wo das Phantom Christine zum Abschied auf die Stirn küsste, kam ihr der Vergleich wieder äußerst doof vor.

Wie etwas doofes, was ein träumerisches, kleines Mädchen zusammenphantasiert hatte. Nicht wie etwas, woran eine erwachsene Frau denken würde.

Sie wusste ja, das sie über gewisse reize verfügte, aber das sie auch auf jemand anderen als ihre Freundinnen wirken konnten, hatte sie nicht gedacht…

Auf Kurosaki-kun wirkten sie nicht.

Sicherlich auch nicht auf den Eisklotz neben ihr. Und doch hatte er sie auf den ersten Blick als ‘Frau’ eingeschätzt.

Als Imago, entpuppter Schmetterling in voller Blüte.

Zu allem übel er blickte sie immer noch an, eine Antwort erwartend.

Er gehörte nicht zu dem Typ von Mensch… äh… Arrancar, dessen Geduld sich leicht einschätzen ließ, also schluckte sie, und begann mit einem zaghaften “Schon… aber… so wie du das benutzt… ist es fast schon eine Art… Spitzname oder so…”

“Spitzname?” wiederholte er, fast schon etwas ungläubig.

Erst jetzt wurde sie sich der Bedeutung ihrer eigenen Worte bewusst. Das mit dem Spitznamen war der höflichste Vergleich, der ihr eingefallen war, aber wenn sie es recht bedachte, war da durchaus etwas dran…

Wie es wohl wäre, wenn Kurosaki-kun sich je einen Spitznamen für sie ausdenken würde..? Es wäre sicher nicht so etwas minimalistisches wie ‘Frau’. Aber was auch immer es war, es würde eine ihrer ewigen Fantasien bleiben, denn momentan brachte er nicht einmal ihren Vornamen über seine Lippen - anders, als bei Rukia.

“Ei… eigentlich, wenn das so ist und ich es recht bedenke… kannst.. Kannst du mich ruhig weiter so nennen…”

Der Espada hob verwundert eine Augenbraue, und mahnte sie dann nur, das ihre Suppe kalt werde.

Da er nicht ganz unrecht hatte, machte sie sich daran, hastig ihren Teller zu leeren.

Als sie fertig war, riss der Schwarzhaarige die Tür wieder auf und befahl einem Handlanger, das Geschirr abzutransportieren, worauf er sich selbst umdrehte, und auf den Türrahmen zuschritt.
 

“…Halt!”

“Was ist…?” Es war nicht abweisend gemeint, denn er sprach immer in diesem Tonfall.

“Wie… ist dein Name?”

“Ulquiorra Schiffer. Ich komme in zwei Stunden, um sicherzugehen, das du schläfst.”

“Bis… bis dann… Ulquiorra.”

Er schaute noch einmal kommentarlos zu ihr zurück, bevor er das Zimmer endgültig verließ.

Es gab keine weitere Reaktionen; nicht, das sie welche erwartet hätte.

Und sie fragte sich, ob Kurosaki-kun es auch einfach so hinnehmen würde, wenn sie ihn demnächst ‘Ichigo’ rufen würde.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  BoyWonder
2009-05-16T18:03:17+00:00 16.05.2009 20:03
Ich bin wirklich beeindruckt! Mir gefallen deine Metaphern und Vergleiche. Deine Art und Weise als Autor zu denken und zu schreiben ist wirklich eindrucksvoll.
Wieder einmal wirklich hervorragend die Charaktere getroffen!
Von: abgemeldet
2009-05-09T09:54:07+00:00 09.05.2009 11:54
KAWAI
ich finde es gut das Orihime sich aufgelehnt
oder wie man es auch nennen mag hat
der vergleich mit phantom der oper war gut
echt super
mL GLEICH WIETER lesen


Zurück