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Danny und Lucky

von

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Danny und Lucky
 

Fast zwei Jahre lebte ich schon mit meinem Ratterich Danny zusammen. Der fast schwarze Rattenmann hatte nur einige markante, weiße Stellen. So zierte zum Beispiel ein weißer Streifen, wie bei einem Kragenbär, seine Brust auch sah es aus als ob er weiße Manschetten unter einem dunkeln Anzug tragen würde.
 

Ende August sollte sich innerhalb weniger Stunden einiges in unserem bisherigen Leben ändern, denn Lucky, der Perserkater, der in den letzten zwölf Tagen schon drei Mal umgezogen war sollte jetzt zu uns ziehen. Denn dort, wo er den vorigen Tag verbracht hatte konnte er wegen einer Katzenhaarallergie auch nicht bleiben.
 

So zog also an diesem heißen Sommerabend Lucky bei uns ein, mit samt seiner rosaroten Katzentoilette, einem hellgrauen, einsfünfzig hohen Katzenkratzbaum, mehrere Dosen Futter, zwei angebrochene Pakete Trockenfutter und einen fast vollen Beutel Katzenstreu bei mir ein.
 

Als der Perserkater vorsichtig aus der Katzentransportkiste schlüpfte, dachte ich zuerst sogar, daß es sich um ein schneeweißes Tier handelte. Doch, wie ich später den Papieren entnahm nannte sich die Färbung weiß-cameo-rote. Ich hatte sie beim ersten hinsehen für weiß-caramel gehalten.
 

Der Perserkater verschwand zuerst einmal, nach dem er aus seiner Transportkiste geschlüpft war, ins Schlafzimmer. Dort verkroch er sich unter den Kleiderschrank und kam auch die nächste Zeit nicht aus seinem gewählten Versteck heraus.
 

Ich machte es mir auf dem zweisitzigen Ledersofa gemütlich, nachdem ich Katzenstreu in die Katzentoilette gefüllt und Wasser und Futter für den Kater bereit gestellt hatte.
 

Lucky ließ ich erst einmal in Ruhe, denn aus Erfahrung wußte ich, daß ich dem Kater Zeit geben mußte zu mir zu kommen, und dann plötzlich stand Lucky mauzend vor mir.
 

Ich klopfte mit einer Hand auf meine Beine und der Kater sprang mit einem Satz auf meinen Schoß, wo er es sich auch sofort bequem machte.
 

Angst schien der Kater jedenfalls keine zu haben und das obwohl er doch erst eine halbe Stunde hier war und er noch nicht einmal die Hälfte seines neuen Zuhauses erkundet hatte zog er es vor sich seinen neuen Menschen anzusehen.
 

Wenn Lucky sich jetzt auch noch mit Danny versteht, dachte ich, dann geht alles gut.
 

Als ich den laut schnurrenden Kater streichelte merkte ich ziemlich schnell, daß Lucky an mehreren stellen dicke Haarknoten hatte, die schon in Verfilzung übergingen. Zwischen den Vorderpfoten und dem Fell zwischen den Vorderbeinen war kein durchkommen mehr. An den Ohren klebte sogar noch Blut von einer Rauferei in den langen Haaren und auch sonst sah mein neuer Untermieter ziemlich heruntergekommen aus.

Ich beschloß, da ich weder Kamm noch Bürste, die für ein Katzenfell geeignet wäre besaß, Lucky erst morgen, mit der richtigen Ausrüstung zu Leibe zu rücken. Dann würde ich auch sehen ob nicht ein Teil dieser verfilzten Haare der Schere zum Opfer fallen würden.
 

An diesem Abend streichelte ich also nur dieses verfilzte, laut schnurrende Katzentier und ich fragte mich, was der arme Kerl, der auf meinem Schoß lag, in den letzen Tagen alles durch gemacht hatte?
 

Dreimal innerhalb von zwölf Tagen hatte Lucky jetzt schon sein Zuhause verloren bevor er hierher zu Danny und mir kam. Er war nicht gebürstet worden und das obwohl Lucky, wie ich später von seinem früheren Besitzer erfuhr sogar in jungen Jahren auf einer Ausstellung als „Best of Show“ prämiert worden war.
 

Sein erster Besitzer hatte Lucky abgegeben, weil er sich zwei neue junge Katzen und einen kleinen Kater einer anderen Rasse gekauft hatte.
 

Luckys Schwester arrangierte sich mit den Neulingen aber Lucky wollte beweisen, daß er der Herr im Haus war und prügelte sich mit den jungen Katzen, daß die Fetzen flogen. Das wurde dem fast sechsjährigen Kater schließlich zum Verhängnis, denn er mußte das Haus verlassen, während seine Schwester und die drei Jungkatzen bleiben durften.
 

Die einzigste Sorge, die ich hatte als ich Lucky das Fell kraulte war ob der Perserkater Danny in Ruhe lassen würde. Denn dann müßte Lucky gehen, weil der Ratterich beim mir älter Rechte hatte und ich ihn nie wegen eines anderen Tieres abgeben würde.
 

Ich nahm Lucky auf den Arm und ging mit ihm zum Rattenkäfig, während ich sein Fell kraulte, sagte ich zu dem Kater: „ Lucky, das ist Danny und wenn du ihm etwas tust wirst du fürchterlich unlucky ( auf gut deutsch unglücklich) und mußt hier auch wieder weg. Wenn du Danny in Ruhe läßt, darfst du hier bei uns bleiben.“
 

Der Ratterich richtete sich in seinem Käfig in seiner ganzen Größe auf und schaute sich den langhaarigen Famielenzuwachs genau an. „, Scks, scks, scks, scks, scks, scks, scks, scks, scks, scks,“ machte der Ratterich.
 

Ich fragte mich, was Danny zu Lucky gesagt hatte. Aber der Perserkater schien genau verstanden zu haben, was Danny sagte.
 

Der Ratterich hat, so glaube ich, zu gesagt: “Lucky, wenn du mir nichts tust und mir meine Ruhe läßt und immer schön tut, was das Frauchen sagt, dann kannst du für immer hier bleiben.“
 

Lucky beobachtet mich den Rest des Abends ganz genau und ihm entging auch nicht, wie ich mit Danny schmuste und dem alten Rattenmann sein Futter für die Nacht bereit stellte.
 

Schließlich war es Zeit um ins Bett zugehen und um zu verhindern, daß Lucky meinem Ratterich etwas antat, schloß ich die Wohnzimmertür, nachdem ich den Kater, mit einem Leckerli, in die Diele gelockt hatte. Denn noch mußte ich ja nicht das die Beiden Freunde wurden.
 

Lucky schlief nachts bei mir im Bett, da ich die Schlafzimmertür nicht geschlossen hatte.
 

Am Morgen fütterte ich meine beiden Tiere und Lucky mußte doch tatsächlich zuerst einmal überprüfen, was der Ratterich da zu fressen bekam. Erst nach dem sich der Kater davon überzeugt hatte, daß Dannys Körnerfutter ihm nicht schmeckt machte der Kater sich über sein Fressen her.
 

Nachmittags besorgte ich alles für Luckys Fellpflege. Von dem verfilzten Fell konnte ich aber trotz der neuen Bürste und Spezialkamm nicht fiel retten und so schnitt ich um Lucky nicht all zu sehr zu quälen fast alle Verfilzungen mit der Schere heraus.
 

Es tat mir in der Seele weh mit anzusehen an wievielen Stellen Luckys Fell jetzt nicht länger als zwei, drei Millimeter war. Aber zum Glück würde Lucky ja bald das Winterfell wachsen und dann wurde sein Fell in seiner ganzen Länge und Pracht nachwachsen.
 

Als ich abends ins Bett ging wünschte ich Danny eine gute Nacht und der Kater lief schon freiwillig in die Diele um sich dort sein Leckerli abzuholen.
 

Lucky gewöhnte sich unheimlich schnell bei Danny und mir ein. Der Kater schien zu wissen, daß er mein Herz im Sturm eroberte hatte und er hier bleiben durfte.
 

Als ich ein paar Tage später Dannys Gehege sauber machen mußte beobachtete Lucky ganz genau, was ich tat aber Danny ließ er in Ruhe.
 

Lucky gewöhnte sich sehr schnell daran, daß ich Danny streichelte und frei laufen ließ.
 

Für den Kater gehörte der alte Ratterich zur Familie. Außerdem schien sich der Kater zu denken, laß das Frauchen jetzt nur Danny knuddeln ich darf ja nachher mit ihr ins Bett und der Ratterich mußt in seinen Käfig zurück.
 

In den kommenden Tagen wurden die beiden ungleichen Tiere zu Freunden, daß das so schnell und reibungslos ging hatte ich in meinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt.
 

Jeden Morgen begrüßten sie sich und Lucky ließ jeden Tag etwas Naßfutter für den Ratterich über, welches dieser mit wahrer Begeisterung fraß und so vergingen mehrere Monate.
 

Dannys Fell war schon in den letzten Wochen rund um sein Mäulchen weiß geworden aber er war immer noch fit und munter.
 

Der Ratterich tollte in der Wohnung oder seinem Käfig herum und nichts ließ darauf schließen, das Danny schon alt war. Er benahm sich immer noch, wie ein junger Spund.
 

Ja und dann kamen die Tage im April.
 

Danny wurde von Tag zu Tag schwächer aber er war nicht etwa krank geworden. Nein, das Alter machte dem Ratterich von Tag zu Tag mehr zu schaffen.
 

Lucky weckte Danny jetzt immer öfters Morgens in dem er mit der Pfote an den Gitterstäben des Geheges rüttelte. Anfangs stand der Ratterich dann auch sofort auf um den Kater zu begrüßen und etwas zu fressen.
 

Dann aber Ende April stand Danny eines morgens nicht mehr auf sonder ließ nur ein müdes „Scks, scks“ ertönen. Es klang unheimlich leise und schwach.
 

Was Lucky am meisten wunderte war das Danny nur ganz leicht seinen Kopf hob sich dann aber mit einem Seufzer noch länger als zuvor ausstreckte.
 

Lucky wich nicht mehr von Dannys Gehege bis der Ratterich in den großen Tierhimmel gegangen war. Ich hatte das schon geahnt als ich Danny am Morgen so apathisch in seinem Käfig lag.
 

Ich beerdigte Danny im Garten und räumte den Käfig weg. Abends wartet Lucky darauf das ich Danny eine gute Nacht wünschte.
 

Der Kater lief zu der Stelle, wo Dannys Käfig gestanden hatte und mauzte. Erst nach einiger Zeit folgte der Kater mir ins Bett.
 

Lucky schien Danny zu vermissen aber ich wollte keine neue Ratte kaufen. Schließlich wußte ich nicht, wie sich Lucky gegenüber einer kleinen, flinken Jungratte verhalten würde. Vielleicht würde er sich mit ihr anfreunden, vielleicht aber auch als leichte Beute betrachten und jagen.
 

Heute leben Lucky und ich alleine und wir genießen jede gemeinsame Kuschelstunde.
 

Manchmal vermisse ich aber den alten Ratterich, ob es Lucky genauso geht, oder ob er ihn schon lange vergessen hat, das weis ich nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-08-26T16:48:40+00:00 26.08.2009 18:48
Ich musste weinen am Ende... daran merke ich, das ich den Tod von Yume noch nicht verkraftet habe... Meine Ratterich hing mir sehr am Herzen, er war wie du vllt weißt mein bester Freund in meinem Leben...
Er starb qualvoll.. mit einer Krankheit, heimtückisch und nicht vorhersehbar.... deine Geschichte ist sehr schön beschrieben, mit viel leidenschaft geschildert, auch wie du deine Tiere beschreibst, ich konnte sie mir bildlich vorstellen~
ich hatte die Geschichte ja in meinem Ordner gemacht, damit ich wenn ich zeit habe gleich drauf zugreifen kann, aber da bleibt sie auch in meinen Favos~ sie ist toll!!

Sally_chan
Von:  Miasma
2009-05-23T19:43:01+00:00 23.05.2009 21:43
Die Geschichte ist wirklich sehr gelungen und sehr schön geschrieben.
Irgendwie ging sie mir richtig zu Herzen^^
Echt toll.
*fav*

lg, Blacky
Von:  AikaTadano
2009-05-09T20:03:37+00:00 09.05.2009 22:03
Eine sehr schöne Geschichte aus dem Leben. Durch deinen Schreibstil konnte ich Anteil am Geschehen nehmen und mir Danny und Lucky gut vorstellen. Das Ende war zwar traurig, aber es zeigte auch sehr schön die Verbundenheit der Tiere.

"Danny und Lucky" hat mich berührt.
Ich finde du hast das sehr gut gemacht!
Liebe Grüße
Ai


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