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Wie sieht dein Himmel aus?

von

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Rosa Rot

Rosa Rot
 

Ein Sonnenstrahl, der durch das Fenster schien weckte mich. Ich blinzelte verschlafen und spürte einen weiteren Herzschlag an meiner Brust. Ich hob den Kopf und blickte in Edwards Gesicht. Er schlief noch. Vorsichtig zog ich eine Hand nach vorn und legte sie unter mein Kinn, sodass ich ihn besser beobachten konnte. Sein Gesicht wirkte ruhig und entspannt. Wenn ich ihn so betrachtete sah es aus als läge ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. Der Drang ihn zu berühren und ihm über die perfekten Lippen zu streichen war überwältigend, aber ich wollte ihn nicht wecken. Während ich ihn ansah dachte ich an die letzte Woche zurück. Irgendwie hatte er recht mit dem was er gesagt hatte, denn nicht nur sein Leben war ganz durcheinander geraten, meines ebenso. Ich glaube in den letzten Jahren waren meine Gefühle noch nie soviel Achterbahn gefahren wie in dieser einen Woche. Ein schmunzeln huschte über meine Lippen. Und doch… jetzt war er hier. Hier auf meiner Couch und schlief, mit mir auf dem Bauch. Behutsam legte ich meinen Kopf wieder auf seine Brust und lauschte seinem Herzschlag. Es hatte etwas Beruhigendes und ich fühlte mich seit langem wieder richtig geborgen und wohl. Nicht das ich mich unwohl gefühlt hatte oder das ich etwas vermisst hatte. Wenn man nicht weiß, dass man nicht vollständig ist, dann vermisst man auch nichts. Doch so wie er mich jetzt im Arm hielt war es ein wunderbares Gefühl. Seine Arme lagen um meine Taille und seine warmen Hände hielten mich bei sich. Mit einem leisen seufzen schloss ich die Augen und genoss den Augenblick.
 

Ich wusste nicht warum, aber bei Edward war es ein Gefühl, das ich so noch nie verspürt hatte. Warum nur hatte ich solange versucht es zu ignorieren, es zu unterdrücken? Wenn es doch so schön war. Ich wusste es nicht, meine Gedanken wanderten zu unserem Gespräch von gestern Abend zurück. Oder viel mehr von unserem wilden geknutsche und der unglaublichen Spannung, die mich alle Vorsicht hat vergessen lassen. Und dennoch war es nicht dazu gekommen, dass wir im Bett gelandet waren…. Hmmm… überlegte ich, dass war wohl sein Verdienst. Er hat mich schließlich sanft zum stoppen gebracht. Und jetzt wenn ich so darüber nachdachte, war ich ihm dankbar dafür. Er hatte recht, wir sollten uns erst kennenlernen. Das musste doch bedeuten, dass er anscheinend wirklich etwas für mich empfand, Männer waren im Grunde ja immer nur auf das eine aus, oder nicht? Wieder hob ich den Kopf und sah ihn an. Mit einem leisen grummeln bewegte er sich leicht, er neigte den Kopf und legte ihn in die andere Richtung. Ich versuchte ein Lachen zu unterdrücken, was mir schließlich auch ganz gut geling. Wieder kribbelte es unaufhörlich in meinem Bauch wenn ich ihn ansah…ich atmete einmal tief ein und aus. Ja, vielleicht sah es bei mir ganz ähnlich aus… verliebte ich mich auch gerade? Oder war ich schon so tief drin, dass ich selbst gar nichts mehr außer rosa rot wahrnahm? Ich legte den Kopf schief und horchte in mich hinein.
 

Dann blickte ich wieder zu ihm. Mein Herz schlug wieder etwas schneller und das Kribbeln nahm noch einmal zu, was ich eigentlich für unmöglich hielt. Und immer mehr wurde mir bewusst, dass ich wirklich schon ziemlich tief drin steckte. Die Gefühle, die ich für diesen beinahe „Fremden“ empfand waren wirklich erstaunlich. Wobei Fremd zählte ja eigentlich nicht mehr… immerhin hatte er mich nackt gesehen, das hob den Fremdenstatus auf. Irgendwie hatte ich das Gefühl ihn schon ewig zu kennen, als wäre er für ein paar Jahre weg gewesen und nun wieder da, sodass mir einige Zeit aus seinem Leben unbekannt war. Aber ich fühlte kein Misstrauen, keine Vorsicht, keine Angst, dass er mich enttäuschen würde… jetzt nicht mehr. Seit er mir gesagt hatte, dass denkt er würde sich gerade in mich verlieben, da war meine Angst gefallen, dass ich nur ein Spaß für ihn wäre. Und umso mehr ich darüber nachdachte, desto besser ging es mir. Das Gefühl das mich durchströmte konnte ich nun genießen, all die kleinen Glückswogen. Immer wenn er einatmete berührte sein Bauch den meinen. Es fühlte sich gut an, sich so nah zu sein. Ich legte meine Hand sanft auf seine Brust neben meinen Kopf, den ich wieder an ihn geschmiegt hatte und begann kleine weiche Kreise auf seiner Brust zu malen. Wieder schloss ich die Augen und atmete tief seinen Duft ein, er roch so wunderbar. Ich überlegte was diesem Duft ähnelte, aber ich kam nicht drauf. Schließlich wurde ich doch wieder etwas schläfrig und überließ mich mit einem Lächeln meinen Träumen.
 

Durch einen sanften Stupser an meiner Schulter wurde ich geweckt. Ich blinzelte mehrmals und der Duft von Kaffee stieg in meine Nase. „Guten Morgen“, sagte er sanft und als ich die Augen öffnete blickte ich direkt in die grünen Smaragde die mich freudig anfunkelten. „Guten Morgen“, erwiderte ich und setzte mich auf. „Kaffee?“, fragte er mich und setzte sich neben mich während er mir eine Tasse hin hielt. „Dankeschön“, sagte ich und grinste verlegen. Dann blickte ich nach vorn und erschrak leicht. Vor mir auf dem Tisch stand ein Tablett mit frischen Brötchen, Rührei, O-Saft. Marmelade und einer kleinen Obstschale, die mit Weintrauben, Erdbeeren und Orangen gefüllt war. Entsetzt und vollkommen überrascht starrte ich von dem Tablett zu ihm und wieder zurück. Seit ich allein lebte hat mir niemand mehr so ein Frühstück unter die Nase gestellt. „Wow!“, war das einzige was ich herausbrachte. „Ich hoffe du hast Hunger“, sagte er beiläufig und überging mein erstauntes Gesicht. Dann nahm er eine weitere Tasse von dem Tablett und nippte daran. „Hast du das… alles gemacht?“, fragte ich immer noch völlig neben der Spur und sah ihn wieder an. Er nickte nur kurz und nahm dann ein Brötchen aus dem Korb. „Was möchtest du?“, fragte er und sah mich abwartend an. So langsam überwand ich mich und ein Lächeln erschien auf meinen Lippen. Ich zog einen nachdenklichen Schmollmund „Marmelade bitte“, sagte ich schließlich und musterte ihn wieder. Er machte das alles als wäre es das normalste auf der Welt. „Eigentlich…“, begann ich „müsste ich dich ja bewirten… !“ Er zog die Stirn kraus und sah mich mit einem schiefen Lächeln an. Doch statt einer Antwort küsste er mich sanft auf die Lippen. Überrascht schloss ich die Augen und nahm seine weichen Lippen in Empfang. Als er sich von mir löste zuckte er die Schultern „Das ist schon okay.“ Ich beobachtete ihn dabei wie er mir mein Brötchen schmierte. Wieder konnte ich ein Lächeln, das sich allmählich zu einem grinsen entwickelte nicht unterdrücken. „Bitte“, sagte er dann und schob mir meinen Teller hinüber. „Danke“, erwiderte ich und wartete bis er sich auf ein Brötchen auf geschmiert hatte.
 

Nach dem Frühstück verschwand ich erst einmal im Bad, irgendwie hatte mir dieses zweite Schläfchen gar nicht so gut getan. Ich fühlte mich unheimlich müde und kaputt. Vielleicht, dachte ich, konnte eine Dusche meinen verschlafenen Körper ein wenig beleben. Und tatsächlich klappte es, meine Glieder wurden beweglicher und meine Augenlider waren nicht mehr so schwer. Nachdem ich mich abgetrocknet, angezogen und meine Haare gebändigt hatte ging ich barfuß zurück in Wohnzimmer. Er saß lässig auf der Couch und blätterte in der Tageszeitung. „Und?“, fragte ich „was machen wir heute?“ Er sah von der Zeitung auf und musterte mich nachdenklich, dann zog er die Augenbrauen zusammen und seine Augen verengten sich ein klein wenig. „Du musst zur Uni Bella. Und das gleich schon!“ „Ich geh heut nicht!“, sagte ich grinsend und verschränkte die Arme hinter meinem Rücken. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen, dann legte er die Zeitung beiseite und stand auf. Mit wenigen Schritten war er bei mir. „Das geht aber nicht, Bella. Du kannst meinetwegen nicht deine Lesungen sausen lassen.“ „Siehste doch!“, erwiderte ich. Doch noch immer machte er dieses komische Gesicht und plötzlich fühlte ich mich wie eine dreizehnjährige, die vor ihren Eltern stand und schwänzen wollte. Er würde nicht nachgeben, das wusste ich. „Na schön“, gab ich mich geschlagen. „Was machen wir heute Nachmittag?“, fragte er dann schließlich. Meine trübe Stimmung verschwand und ich strahlte ihn an. „Überrasch mich doch!“, sagte ich schulterzuckend während ich in den Flur ging und meine Schuhe holte.
 

Als ich mich wieder umdrehte, konnte ich sehen wie er nickte und verschlagen grinste. „Soll ich dich fahren?“, fragte er kurz darauf. Ich überlegte nicht lange, wenn er mich fuhr, hieß das für mich noch einige Minuten länger mit ihm zusammen zu sein. „Okay.“ Ich wuselte ins Wohnzimmer und suchte meine Sachen zusammen. „Ich warte dann unten auf dich!“ „Ja, in Ordnung, ich komme sofort“, rief ich in den Flur. Als ich endlich alles zusammen hatte, schloss ich sorgfältig meine Haustür ab, aber es fiel mir schwer die Geduld dafür aufzubringen. Ich wollte einfach nur wieder schnell in seiner Nähe sein. Ich lief die Treppe hinunter und bemerkte wieder das schmerzende Knie. Gezwungener Maßen verkürzte ich meine Schritte und ließ es langsam angehen. Als ich aus der Haustür trat konnte ich den silbernen Volvo bereits sehen und mein Herz machte einen Hüpfer. Ich stieg in den Wagen und betrachtete ihn eingehend. „Was ist?“, fragte ich als ich sein Gesicht sah. Er lächelte und das auf eine Art und Weise die einfach unwiderstehlich war. Ob er das wusste? „Nichts“, antwortete er mir und blickte mich lange an, doch das Lächeln verschwand nicht. Nach einer Weile blickte er nach vorn und seufzte. Es klang zufrieden. Dann fuhr er los. Die Fahrt bis zur Uni dauerte leider wie auch schon beim letzten Mal nur wenige Minuten und ich war gezwungen auszusteigen. Die Lesungen hatten schon begonnen und es waren auf dem Campusgelände keine Studenten mehr zu sehen. „Du kommst zu spät“, bemerkte Edward, als er sah das ich unschlüssig neben ihm sitzen blieb. Ich sah zu ihm und nickte. Schweren Herzens löste ich meinen Gurt und sah ihn dann wieder an. „Ich komm dich heut Nachmittag zu Hause abholen, ich muss noch in die Klinik und weiß nicht genau wie lang das dauern wird.“ „Klar, kein Problem, ich denke ich bin ab drei zu Hause“, sagte ich nachdenklich. „Ich weiß!“, erwiderte er mir. Ich runzelte kurz die Stirn, doch als er mich sanft zu sich hinüber zog, waren alle weiteren Gedanken ausgeblendet und vergessen. Wieder küsste er mich. Immer noch lag eine sanfte Zurückhaltung in dem Kuss, aber es störte mich nicht.
 

Küssen konnte er wirklich gut, ich löste den Griff von meiner Tasche und legte meine Hand sanft an sein Gesicht. Ich achtete darauf, dass ich die Wunde nicht berührte. Ein Schauer überlief ihn und eine weitere Welle des Glücks wanderte durch meinen Körper. Als er sich von mir löste, sah er mich wieder mit diesem durchdringenden Blick an und ich wusste, dass wenn er mich fragen würde, ob ich doch schwänzen könnte – es sofort tun würde. „Bis heute Nachmittag und mach keinen Unsinn!“, sagte er ruhig und strich mir eine Strähne zurück hinters Ohr. „Okay“, antwortete ich seufzend und wandte mich dem Türgriff zu. Als ich ausgestiegen war lehnte ich mich noch einmal zu ihm in den Wagen „Pass auf dich auf!“, sagte ich mahnend. Er lachte. Dann schloss ich die Tür und marschierte zum Unigelände. Ich drehte mich um und sah, dass er wartete bis er mich nicht mehr sehen konnte. Als ich die schwere Glastür aufstieß und auf meinen Hörsaal zu lief war ich gar nicht mehr so glücklich, es nervte mich, dass ich jetzt – ausgerechnet jetzt – hier sein musste. Diese blöden Lesungen, dachte ich grummelnd. Leise öffnete ich die Tür zu Mr. Ruperts Hörsaal und trat ein. Mit einem ganz leisen Knacken schloss ich die Tür und ging zu den Sitzreihen. Mr. Rupert war bereits tief in den Erzählungen von Roms Kunstgeschichte und der Entstehung verstrickt, dennoch bemerkte er mich und hielt inne. „Oh, Mrs. Swan, das ist schön, dass sie uns auch beehren“, sagte er und in seiner Stimme klang Ärger mit. Na toll, das hatte mir auch noch gefehlt – ein schlecht gelaunter Professor. „Ja, entschuldigen Sie bitte die Verspätung“, sagte ich und setzte das liebreizendste Lächeln auf das ich für meinen Professor zu Stande brachte. Er nickte mir zu und rückte dann die Brille auf seiner Nase zurecht. Mr. Rupert räusperte sich kurz, dann fuhr er fort.
 

Ich erblickte Alice, sie hatte mir einen Platz freigehalten. Aufgeregt winkte sie mir zu und klopfte auf den Tisch neben sich. Ich ahnte bereits was jetzt gleich geschehen würde – sie wollte alles, wirklich bestimmt alles wissen. Mit einer steifen Bewegung ließ ich mich auf den Stuhl sinken und wartete darauf, dass es losging. Doch sie lächelte mir nur kurz zu und blickte dann wieder nach vorn. Verwirrt sah ich sie an, mit erstauntem Gesicht wandte auch ich mich Mr. Rupert und seiner Lesung zu. Doch irgendwie kam heute gar nichts bei mir an. Immer wieder schweiften meine Gedanken ab. Sie waren alle bei Edward. Ich fragte mich was er gerade machte, ob er an mich dachte? Und schließlich war ich wieder bei der letzten Nacht und dem Mega Frühstück hängen geblieben. Erst als Alice mich anstieß war ich wieder in der Wirklichkeit. Oh Mist, ich hatte kaum etwas mitbekommen. Ich verzog das Gesicht, da hätte ich auch zu Hause bleiben können. Als ich Alice anblickte lächelte sie immer noch und hielt mir ein Stück Papier hin. „Hier… ich denke… du hast das heute irgendwie nicht so mitbekommen!“, jetzt lachte sie. Ich war ein wenig verärgert über ihr belustigendes Getue, aber andererseits war ich ihr auch dankbar, dass sie mir ihre Notizen überließ. „Danke, ich gebe es dir nachher wieder“, sagte ich und bemühte mich freundlich zu sein. Sie nickte und legte ihre Hand auf meine Schulter. „Kein Problem“, trällerte sie. Oh man, dachte ich das würde ein langer Uni – Tag werden, ich war jetzt schon völlig entnervt. Ich lief mit Alice die Stufen hinab, als ich sah das Mr. Rupert mich finster musterte. „Mrs. Swan, hätten sie einen Moment“, fragte er mich und rückte seine Brille wieder zu recht. Auch das noch, das hatte mir gerade noch gefehlt „Aber natürlich“, sagte ich und zwang mich zu einem Lächeln.
 

Alice nickte mir zu und deutete auf den Ausgang „Ich warte draußen auf dich!“ „Okay.“ Als sie durch die Tür war, wandte ich mich Mr. Rupert zu. „Mrs. Swan, ihre Hausarbeit war mal wieder hervorragend, aber ihre Leistung heute hat mich etwas erschreckt“, grummelte er „Denken sie an das Stipendium, sie müssen jeden Tag hundert Prozent geben, wenn das klappen soll.“ Ich wusste, dass er mir nichts Böses wollte, er war einer der wenigen Professoren, die sich um ihre Studenten sorgten. „Ja, Mr. Rupert, tut mir leid – es … wird nicht wieder vorkommen.“ Er nickte und die strenge Miene verschwand von seinem Gesicht. „In Ordnung, dann sehen wir uns am Donnerstag wieder“, sagte er und lächelte. Ich nickte und wandte mich um. Oh verdammt, Bella… jetzt reiß dich mal zusammen, ermahnte ich mich selbst und als ich schwungvoll aus dem Hörsaal lief, hätte ich Alice beinahe umgerannt. Gerade eben konnte ich noch ausweichen. „Ärger?“, fragte sie mit besorgtem Gesicht. „Nein, alles bestens!“, erwiderte ich und lächelte. Irgendwie fiel es mir heute nicht schwer von besonders gut gelaunt – zu absolut schlecht gelaunt zu wechseln und umgekehrt. Und das alles nur wegen ihm? Ich war durcheinander, es war alles so neu. So viele neue Eindrücke, so viele neue Gefühle. Irgendwie so unberechenbar… kopfschüttelnd ging ich neben Alice her. „Heute Mittag in der Mensa?“, fragte sie hoffnungsvoll. Ich schaute zur Seite und blickte sie an. Dann zuckte ich die Schultern und nickte schließlich. „Ja klar, warum nicht!“ Ich wollte endlich ein wenig mehr über sie erfahren, ich wollte wissen wer da mit meinem besten Freund zusammen war. Und wer die Schwester meines… ja, was war er denn eigentlich? War er schon mein Freund? Ein Freund? War er einfach Edward? Ich war mir nicht sicher in welcher Phase wir gerade steckten, aber… ich war total durch den Wind… mal wieder… In den letzten Tagen war all das ein wenig aus meiner Übersicht geraten, ich war einfach zu beschäftigt mit diesem Chaos gewesen. Und doch hatte ich nichts Ordnen können. Doch nun… nun war ich hier… und er nicht, also Edward… es war zu dem auch eine gute Ablenkung, ich musste lernen mich auch auf andere Dinge zu konzentrieren. Oder besser gesagt auch zusätzlich andere Dinge auf die Reihe zu bekommen.
 

Auch wenn es mir noch so schwer fiel. Aus dem Augenwinkel betrachtete ich Edwards jüngere Schwester. Sie war ein gutes Stück kleiner als ich und ihre schwarzen Haare standen genau wie bei unserer ersten Begegnung in alle Richtungen ab. Sie hatte ein freundliches Gesicht und eine positive Ausstrahlung, vielleicht hatte ich sie deshalb von Anfang an gemocht. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass man Alice nur gern haben konnte. Die Kleider, die sie trug wiesen auf ein gutes Zuhause hin, ebenso wie bei Edward, aber in meiner Gegenwart hatten weder sie noch er jemals von Geld gesprochen.
 

Sie öffnete die Tür und hielt sie mir auf. Mit einer einladenden Handbewegung wies sie mir grinsend den Weg. Ich nickte ihr dankbar zu und ging hindurch. Mrs. Jacoby stand als nächstes auf unserem Plan. Und trotz meines guten Vorhabens konnte ich mich auch hier überhaupt nicht richtig konzentrieren, doch ich schrieb all das mit was Mrs. Jacoby hervor hob und außerordentlich betonte. Jeder meiner Professoren hatte eine gewisse Art und Weise mit der sie einem klar machen wollten was wirklich wichtig war. Bei einigen hatte ich bereits erkannt und umgesetzt. Außer bei Professor Stien und meiner ach so beliebten Professorin Hallmann, diese beiden sprachen so monoton und gelangweilt das man selbst beinahe immer einschlief. Während ich über meine Profs nachdachte verging die Lesung recht schnell. Nicht mehr lange. Durchhalten, Bella sagte ich mir in Gedanken und seufzte. Alice verhielt sich auch weiterhin ruhig und bohrte nicht, sie fragte nicht einmal. Mein Blick huschte zu ihr hinüber und ich musterte sie einige Zeit. Sie sah Edward ein klein wenig ähnlich, die Züge waren dieselben, aber ansonsten unterschieden sie sich grundlegend. Edward hatte grüne Augen, sie goldbraune… karamellfarben… eine schöne Farbe, dachte ich fasziniert. Sie hatte schwarze, Edward bronzefarbenes Haar.
 

Immer wieder war ich in Gedanken ganz woanders… und das woran ich dachte, hatte so rein gar nichts mit meinem Studium zu tun. Bis zur Mittagspause kam es mir ewig lang vor, während Alice sich beschwerte, dass die Zeit mal wieder rennen würde. Auf dem Weg zur Mensa stieß Jasper zu uns. „Hallo Bella.“ Er begrüßte mich indem er mich liebevoll in die Arme nahm und danach prüfend ansah. Ich glaube, er wollte meine Stimmung erraten… ich lächelte unsicher. Mit einer gerunzelten Stirn sah er mich an, dann wandte er sich Alice zu und küsste sie kurz auf die Lippen. Ihre Hände legten sich ineinander, so gingen sie neben einander her. In der Mensa war es voll wie immer, ich stöhnte und bahnte mir ebenso wie Alice und Jasper einen Weg zur Salattheke. Mit hängenden Schultern stand ich in der Reihe und wartete darauf, dass wir endlich dran waren. „Ich such uns schon mal einen Tisch“, hörte ich Jasper sagen. Als ich mich im zu wandte um etwas zu sagen, sah ich noch wie er Alice wieder einen solchen Blick zu warf und dann in der Menge verschwand. Ich schloss meinen Mund wieder und sackte wieder ein klein wenig zusammen. Als ich endlich dran war schaufelte ich mir ohne groß darauf zu achten, einfach was auf den Teller. An der Kasse, stieß Alice mich sanft an. „Alles in Ordnung bei dir?“, fragte sie und ihre Stimme klang besorgt. Ich blickte sie an und spürte wie meine Stimmung ein weiteres Mal unberechenbar gewechselt hatte. Ich verspürte Eifersucht, sie hatte mir meinen besten Freund genommen. Er sprach nicht einmal mehr richtig mit mir. Oder hatte ich es nur nicht mitbekommen? Meine plötzliche Wut verpuffte und ich spürte Verblüffung und überlegte. Nein, es war nicht fair. Frisch verliebte waren nun mal so. Jasper war immer noch genauso für mich da wie vorher auch. Und Alice… Alice trug am allerwenigsten Schuld daran. „Ja, alles ok.“ Murmelte ich in Gedanken und bezahlte.



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