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Die Geschichten Von Säulenheym

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Liebe auf den ersten Blick

Liebe auf dem ersten Blick
 

Nekka seufzte tief und zog den Sonnenhut tiefer in sein bleiches Gesicht. Mit zu Schlitzen zusammengepressten Augen versuchte er das Geschehen weit unter ihm zu verfolgen, doch immer wieder machte ihm ein gemeiner Sonnenstrahl einen Strich durch die Rechnung. Wieso musste das helle Licht auch so fürchterlich brennen?

Und warum konnten die Elfen ihre Parade nicht einfach nachts veranstalten?

Der junge Vampir wagte es erneut, schob die Krempe seines Hutes etwas nach oben und versuchte einen Blick auf die Straße zu erhaschen. Er saß auf einem Hausdach in der großen Stadt der Elfen, in Porydia, und auf den schmalen Straßen schoben sich dutzende von bunten Wagen und verkleideter, schlanker Elfengestalten an einem gemischten Publikum aus Menschen, Zwergen und stinkenden Ogern vorbei. Das Frühlingsfest der Elfen war berühmt auf der ganzen Welt und jedes Jahr versuchte Nekka wieder, sich das Spektakel nicht entgehen zu lassen. Leider hielten die Elfen nicht viel von Feiern in der Nacht.

„Verdammt.“, brummte der Vampir gereizt. Er schob sich den Hut wieder vor die Augen, denn die Sonnenstrahlen versenkten langsam seine Netzhaut. Feine Rauchfäden kräuselten sich schon von seinem Gesicht in die Luft.

Er hasste das untote Leben.

Ein leises Kichern erklang neben ihm, das Nekka das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen, wenn sein Körper noch einen funktionierenden Blutkreislauf gehabt hätte. Eine schwarzweiße Gestalt hockte sich neben ihn auf das Dach. Bösartige Augen starrten auf die Parade herab. „Hübsche Parade, oder?“, schrillte die Stimme des augenscheinlich jungen Mädchens. Sie sah aus als sei sie höchstens Zwölf, doch wenn man in ihre stechenden Augen schaute sah man eine Weisheit, die der älteste Hochelf in seinem Leben nie erreicht hätte. Sie hatte kalkweiße Haut und kohleschwarzes Haar, das zu einem festen Dutt verknotet war. Ihren schmalen Körper hatte sie in ein schwarzes, ziemlich geschmackloses Samtkleid gehüllt. Das einzige, was Nekka an dieser Gestalt gefiel, waren die schwarzen Damenschuhe, die an der Spitze zu einem lustigen Kringel ausliefen.

„Halts Maul, Krypta. Du weißt genau, dass ich kaum was erkennen kann.“, knurrte Nekka gereizt. Die Anwesenheit der Hexe war immer unangenehm. Sie war wie die kleine, bösartige und annähernd allmächtige Schwester, die Nekka zu seinen Lebzeiten niemals gehabt hatte oder haben wollte.

„Weißt du, du solltest nicht so frech sein, sonst verwandle ich dich noch aus Versehen in eine Kröte oder so was.“, murmelte sie lächelnd.

„Mach das. Alles ist besser als ein Vampir zu sein.“, antwortete Nekka gleichgültig.

„Glaubst du?“

„Oh ja. Ich meine, es hat auch Vorteile. Ich kann zum Beispiel durch massive Wände gehen, aber was bringt mir das? Tagsüber kann ich mich nicht frei bewegen und nachts sind keine Frauen in den Umkleidekabinen der Bäder.“

Kryptas schlitzartige Augen verengten sich noch weiter. Es sah aus als würde sie zwei überlange, schwarze Reiskörner in ihrem Gesicht balancieren.

„Vielleicht sollte ich dich doch lieber in ein Schwein verwandeln. Das passt irgendwie besser.“, sagte sie dann.

„Mach was du nicht lassen kannst. Dann bin ich wenigstens kein Vampir mehr.“

„Oh doch, doch! Den Fluch der Untoten kann niemand aufheben, nicht einmal ich. Du wärst dann halt ein untotes Schwein.“

„Dann lass es doch lieber.“, knurrte Nekka und warf der Hexe einen vernichtenden Blick zu. Dafür erntete er allerdings nur ein gemeines Grinsen.
 

Die beiden saßen noch bis zum Ende der Parade auf dem Dach. Krypta war so nett gewesen und hatte einen seltsamen Gegenstand herbeigezaubert, der ganz entfernt an einen Sonnenschirm erinnerte. Das Gestell war aus einem schwarzen Material, in dem rote Äderchen pulsierten. Der Schirm an sich schien aus dunkler Haut zu bestehen, die hin und wieder erbebte. Nekka hatte das ungute Gefühl das der Sonnenschirm einen leckeren Snack in ihm sah und nur die Anwesenheit der Hexe verhinderte, dass der Schattenspender an ihm knabberte.

Doch so konnte er wenigstens ein bisschen sehen. Blinzelnd und mit rauchenden Augen verfolgte Nekka die bunten Schemen, die unter ihm die Straßen füllten. Zu gern würde er dort unten stehen und den Elfen zujubeln, so wie er es zu seinen Lebzeiten bei diesem Fest immer gemacht hatte. Schon vor zweihundert Jahren war die Frühlingsparade ein wahrer Hingucker gewesen.

„Langweilig.“, seufzte Krypta irgendwann. Sie hatte sich auf das Dach gelegt und knabberte an kleinen Keksen, die entfernt an getrocknete Augäpfel erinnerten.

„Halts Maul.“, erwiderte Nekka. Der Vampir starrte wie gebannt auf die undeutlichen Schemen, die in Wirklichkeit prächtige Wagen und prunkvolle Kostüme waren. Gerade zog ein besonders großer und mit rosaroten und gelben Blüten bedeckter Wagen vorbei. Er war höher als die Häuserdächer und musste von acht Pferden gezogen werden, die normalerweise nur von den Barbaren aus dem Norden genutzt wurden, was in diesem Fall bedeutete, dass die Tiere genug Muskelmasse besaßen um Wände einzureißen oder eben tonnenschwere Paradewagen zu ziehen.

Die Spitze dieses Wagens zog träge wie eine gigantische Schnecke an Nekka und Krypta vorbei. Der Vampir blinzelte und strengte seine Augen besonders stark an. Ein weißer Schemen thronte auf der Spitze des bunten Blumenberges. Langsam nahm er schärfere Konturen an. Für ein paar Sekunden sah Nekka schließlich völlig scharf.

Das schönste Elfengesicht, das er je gesehen hatte, lächelte ihm schüchtern entgegen. Es war für Elfen so ungewöhnlich, dass Nekka es sofort faszinierend fand. Das junge Ding auf dem Paradewagen hatte nicht das typische schmale, spitze Gesicht. Ihr Kopf war vielmehr wohl gerundet, genau wie der Rest ihres beeindruckenden Körpers, der in ein weißes Rüschenmeer gehüllt war. Goldene Locken umrahmten ihre kleinen, blauen Augen und das schmale Lächeln. Eigentlich erkannte Nekka in ihr nur eine Elfe weil sie einigermaßen spitze Ohren hatte und zufälligerweise bei einer Elfenparade mitmachte.

Dann war der Moment seiner Klarsicht auch schon wieder vorbei. Das schöne Mädchen verschwand aus seinem Blickfeld, der Blumenberg rollte davon. Nekka kniff die Augen zusammen und stöhnte vor Schmerz auf, als er merkte, dass er wohl ein paar Sonnenstrahlen zu viel abbekommen hatte.

Es vergingen ein paar Augenblicke ehe er sagte: „Sie war wunderschön.“

„Wer?“, fragte Krypta mit deutlichem Desinteresse. Sie war gerade damit beschäftigt mit Hilfe ihres Zeigefingers nach Öl in ihrer Ohrmuschel zu bohren.

„Das Elfenmädchen auf dem Blumenberg.“, säuselte Nekka verliebt.

„Du meinst die Prinzessin von Porydia? Bist du bescheuert?“ Krypta setzte sich nun auf und schaute den Vampir an, als hätte er nicht mehr alle Latten am Zaun.

„Sie… war herrlich. So eine Elfe habe ich noch nie gesehen. Sie war außergewöhnlich.“

„Stimmt, sie war außergewöhnlich fett. Mal ehrlich, hast du zu viele Sonnenstrahlen abbekommen?“

„Ich meine es ernst.“, knurrte Nekka gereizt. Ohne es zu wollen fuhren seine Reißzähne aus, mit denen er für gewöhnlich an Weidevieh und Ratten nuckelte. Menschenblut war ihm immer zu wider gewesen.

Krypta musste lauthals loslachen, was bei ihr wie eine Mischung aus Krächzen und grausamen Erstickungstod klang. Wenn Nekka es gekonnt hätte, wäre er vor Wut rot angelaufen. Stattdessen wandelte sich das Weiß in seinem Gesicht zu einem ungesunden Grauton.

„Sie hatte den schönsten und größten Wagen!“, versuchte der Vampir seine Verehrte zu verteidigen, „Sie saß ganz oben auf! Sie stand höher als alle anderen!“

Krypta gluckste vergnügt. „Ja, weil man sie dann nicht sehen kann. Meinst du irgendjemand, der unten auf der Straße stand, hatte einen Blick auf dieses Schweinchen in Tüll werfen können? Man hat die Prinzessin so hoch gesetzt, damit sie unbemerkt bleibt.“, erklärte sie und grinste gemein, als diese Erkenntnis den Vampir traf wie ein großer Backstein am Kopf. Nekka knurrte und bewegte seine Lippen, doch es kamen keine Worte heraus. Ihm fiel kein passendes Argument ein, um diese Theorie zu widerlegen.

Stattdessen stand er so ruckartig auf, dass sogar der schwarze Dämonenschirm erschrocken zurückschreckte. Nekka zupfte seinen schwarzen Mantel zurecht, hüllte seinen Kopf in die schwarze Kapuze ein und sprang dann leichtfüßig von Dach zu Dach davon. Krypta musste sich derweilen kaputt lachen.
 

Die Parade bewegte sich bis zum frühen Abend durch die Straßen, ehe es völlig still wurde. Wie schon erwähnt hielten Elfen nicht viel von Festen, die mit viel Alkohol und nackten Oberkörpern bis tief in die Nacht gefeiert wurden. Stattdessen waren diese Wesen schon in den Betten noch bevor der letzte Sonnenstrahl hinter dem Horizont verschwunden war. Natürlich gab es so manche Taverne, in des Nachts gefeiert wurde, doch sollte man sich wundern, wenn man dort einen Elfen antreffen würde. Es waren mehr die Menschen und Zwerge, und eventuell ein paar Oger, die sich in diesen Kneipen in die Besinnungslosigkeit tranken.

Die Nacht war kühl und ruhig wie immer. Nekka sprang von Dach zu Dach und war betrübt. Und müde. Normalerweise schlief er tagsüber, doch darauf hatte er bekannterweise dieses eine Mal verzichtet.

Seine Gedanken kreisten um die Prinzessin und um Kryptas Worte. „Diese verfluchte Hexe.“, murmelte er.

Das prächtige Schloss des Elfenkönigs kam immer näher. Es war aus weißem Marmor gebaut und mit Gold verziert, so dass es sogar nachts zu strahlen schien. Zahlreiche dünne Türme mit roten, spitzen Dächern bohrten sich gen Himmel.

Nekka landete ohne ein Geräusch vor dem Haupttor. Zwei Elfenwächter, einige der wenigen Elfen die des Nachts arbeiteten, standen steif davor und hielten stolz ihre Schwerter in der Hand. Mit entschlossenem Blick starrten sie direkt durch den Körper des Vampirs hindurch. Wenn Nekka wollte, so konnte er nachts für jeden unsichtbar sein.

Er ging geräuschlos an den Wachen vorbei und schob seinen schmalen Körper durch das feste Holztor. Durch Wände zu gehen war zwar praktisch, aber nicht sonderlich angenehm. Als er auf dem Innenhof stand keuchte er vor Anstrengung. Es fühlte sich jedes Mal an als müsse man sich durch eine Schicht muffigen Harzes kämpfen. Doch er hätte das Tor unmöglich öffnen können, denn dann hätten die Wachen ihn doch bemerkt. Seine Unsichtbarkeit war nur so lange gültig, wie der Vampir sich anstrengte möglichst unbemerkbar zu sein.
 

Einige Wände und viele Treppenstufen später stand Nekka keuchen vor der Tür, hinter der er die Prinzessin vermutete. Wie es sicht für eine ordentliche Prinzessin gehörte lag ihre Kammer im höchsten Turm im höchsten Stockwerk. Einmal mehr verfluchte der kleine Vampir die Tatsache, dass er nie ernsthaft gelernt hatte zu fliegen, wie es so viele seiner Artgenossen getan hatten.

Er überlegte, wie er vor der Prinzessin auftreten sollte. Anklopfen? Einfach reinstürmen? Vielleicht sollte er auch einfach wie ein ganz normaler Vampir durch die Wand gleiten, den Raum leise durchqueren und wie ein zarter Windhauch ihre Kehle aufschlitzen?

Er schüttelte angewidert den Kopf. Solche Gedanken bekam er nur, wenn er hungrig war. Vielleicht hätte er noch einen Abstecher in den Pferdestall machen sollen.

Er schluckte, auch wenn er keine Spucke besaß. Er drückte die goldene Klinke herunter. Die Tür öffnete sich fast geräuschlos. Nekka wagte es einen Blick hineinzuwerfen. Und er bekam große Augen.

Die Prinzessin befand sich tatsächlich in diesem Raum. Doch lag sie nicht auf dem Bett, sondern auf den Schultern einer schwarzen, schmalen Gestalt, die ziemlich bedrohlich aussah. Im ersten Moment bewunderte Nekka die Kraft dieses Burschen, doch dann fiel ihm ein, dass das große Rüschenbündel seine große Liebe war.

Er brach das Gebot der Unbemerkbarkeit und wurde sichtbar für den schwarzen Mann. „Lass sie runter!“, knurrte der Vampir. Seine Zähne fuhren aus wie zwei bösartige, kleine Dolche. Doch blieb die Wirkung aus. Der Kidnapper schien nicht sehr beeindruckt zu sein. Viel mehr zuckte er mit den Schultern und wandte sich einem Fenster zu. Ein kräftiger Tritt und das bunte Glas gab klirrend und kreischend nach. Ohne zu zögern stürzte sich der schwarze Mann samt der Prinzessin den Scherben hinterher.

„Nein!“, rief Nekka überrascht. Er eilte ohne zu überlegen durch die Kammer, stieß sich ab und tauchte in die kühle Nachtluft. Die Gravitation sah ihre Gelegenheit, packte den Vampir und riss ihn zu Boden.

Nekka verzichtete darauf zu schreien. Er hatte keine Angst und ein solcher Sturz würde zwar schmerzhaft aber nicht tödlich für ihn enden. Neben ihm rauschte die weiße Marmorwand des höchsten Turmes des ganzen Königreichs dahin. Unter ihm kam der Boden immer näher. Doch wo waren die schwarze Gestalt und die Prinzessin?

In weiter Entfernung glitzerte ein breiter Punkt im Himmel. Nekka strengte seine Augen an und sah die beiden Gesuchten, wie sie in einem gesunden Winkel und einer angemessenen Geschwindigkeit auf die Stadt zuschwebten. Anscheinend war der Kidnapper ein magiebegabter Elf. Das erkannte man an dem aufdringlichen Glitzern, das den schwarzen schmalen Körper umgab.

„Verdam…!“, wollte Nekka fluchen, doch dann traf er den Boden mit der Wucht eines kleinen Kometen. Es krachte, Staub wirbelte und so ziemlich jeder Knochen und jedes verwitterte Organ im Körper des Vampirs zersprang.

Dort lag er dann, stöhnte leise vor sich hin und versuchte die Schmerzen zu ertragen. Er konnte nicht einmal den kleinen Finger rühren.

„Das hast du davon.“, kicherte Krypta leise. Sie war wie aus dem Nichts neben ihm aufgetaucht und beugte sich nun über ihn.

Halts Maul hätte Nekka gerne gesagt, wenn sein Kieferknochen nicht in ganz genau 137 Stücke zersprungen gewesen wäre.

Die Hexe drehte eine Runde um den zerschmetterten Körper und kicherte dann erneut. Schließlich legte sie eine Hand auf seinen Rücken und ließ ihre Magie spielen. Hexenmagie war anders als Elfenmagie. Zum Beispiel glitzerte sie nicht. Stattdessen hatte sie eine ziemlich ungesunde, grünliche Farbe die entfernt an Popel erinnerte. Außerdem war sie im Gegensatz zu Elfenmagie sehr unangenehm. Zwar setzten sich die Knochen in Nekkas Körper wieder zusammen und seine Organe bekamen ihre alte, verweste Form zurück. Doch gleichzeitig hinterließ die Magie einen widerlichen Nachgeschmack zurück. Es schmeckte wie ranzige Milch und das nicht nur auf der Zunge, sondern im ganzen Körper.

Nekka verzog das Gesicht, als er wieder aufstehen konnte. Das war nicht das erste Mal, das die Hexe ihm geholfen hatte. Wieder einmal stand er in ihrer Schuld.

„Und, was hast du jetzt vor, du großer, starker Held?“, schnurrte sie und zog eine Kussschnute.

„Danke für die Heilung. Übertreib es nicht.“, knurrte der Vampir gereizt. Ohne ein weiteres Wort setzte er sich in Bewegung. Er war auf dem Innenhof gelandet, also musste er noch die äußere Stadtmauer überwinden, ehe er in die Stadt kam.

Der Gedanke an die entführte Prinzessin trieb ihn an. Schnell hatte er die Mitte der Stadt erreicht ohne eine Ahnung zu haben, in welche Richtung der Entführer verschwunden war. Nekka hatte die Stadt dreimal durchquert, als Krypta wieder erschien. Mit einem wissenden Lächeln ritt sie auf ihrem Besen neben dem eilenden Vampir her.

„Wo ist sie?“, knurrte Nekka irgendwann.

„Wer?“, erwiderte Krypta gespielt unschuldig.

„Du weißt genau wer! Und du weißt auch, wo sie ist. Raus mit der Sprache!“

Die Hexe verzog das Gesicht zu einer beleidigten Grimasse, doch der Vampir wusste genau, dass das nur gespielt war. Er seufzte.

„Hör zu, es ist mir echt wichtig. Ich tu auch was du willst. Meinetwegen schrubbe ich all deine Warzen einzeln ab. Bitte!“ Nekka versuchte möglichst flehend zu klingen, was ihm nicht besonders gut gelang. Ein drohender Unterton war geblieben. Aber Krypta lenkte trotzdem ein.

„In Ordnung. Kennst du die alte Mühle vor den Feldern? Dort finden wir deine Angebetete.“, erklärte die Hexe. Ihr hinterhältiges Grinsen war längst zurückgekehrt.
 

Trotz der Müdigkeit bewies Nekka eine ungeheure Geschwindigkeit. Er flog geradezu durch die Straßen der Stadt, erreichte schnell die Grenze und rauschte über einige Felder, eher die schwarze Mühle in Sichtweite kam.

Unzählige Gruselgeschichten rankten sich um das alte Gebäude, das schon seit mehreren hundert Jahren nicht mehr genutzt wurde und trotzdem noch stand. Als Nekka sich der Mühle näherte schien die Luft dicker zu werden. Das schwarze Holz schien eine Art böse Aura aus zu strahlen. Man sollte meinen Vampire würden vor so etwas nicht zurückschrecken, Tatsache war aber, dass die untoten Gesellen nicht dafür bekannt waren, irgendwelche körperlichen Superkräfte zu besitzen, die in einem offenen Kampf nützlich gewesen wären. Etwas schüchtern, aber entschlossen, näherte er sich der dunklen Tür und stieß sie auf. Er sprang hinein, deutete ins Dunkle und rief: „Lass sie frei, elender Unhold!“
 

Tatsächlich hatte Krypta auch diesmal Recht gehabt. Der Entführer stand vor einer gefesselten und geknebelten Prinzessin, die inzwischen erwacht war und verzweifelt versuchte aus ihrer misslichen Lage zu entkommen. Der schwarze Mann war ein recht alter Elf mit langen, braunen Haaren. Ein langes Messer ruhte in seiner Hand, das vorher noch an der Kehle der Prinzessin geruht hatte, wie ein dünnes Rinnsal Elfenblut bewies.

„Wie hast du mich gefunden?“, bellte der Elfenmann und klang dabei trotz seiner Wut edel und erhaben.

„Tja!“, war das einzige, was Nekka dazu einfiel.

„Verschwinde!“ Der Elf fuchtelte drohend mit dem Dolch herum.

„Damit kannst du mich nicht beeindrucken. Warum hast du die Prinzessin entführt?“, fragte der Vampir möglichst ruhig.

Der Elf zögerte. Sein Blick fiel auf die Prinzessin, dann wieder auf den Vampir. „Ich bitte dich. Sieh sie dir an. Sie ist… fett. Keine gute Vorraussetzung für eine Prinzessin des Elfenvolkes. Sie sollte anmutig und wunderschön sein.“, erklärte er dann zögernd.

Nekka traute seinen Ohren nicht. „Lass sie frei!“, forderte er.

„Niemals!“, entgegnete der Elfenmann. Er steckte den Dolch weg und zog stattdessen ein ziemlich beeindruckendes Schwert, das eine Aura des Glitzerns umgab. Der Vampir hatte nicht den geringsten Zweifel daran dass diese magische Klinge selbst für einen Untoten ziemlich tödlich war.

Er ging einen Schritt zurück, als der Elf auf ihn zuging. „Nun… Nun warte mal. Wir können doch wie vernünftige Leute darüber reden.“, stammelte der Vampir. Sein Mut hatte ihn angesichts dieser Bedrohung verlassen. Ein gemeines Grinsen verzerrte das makellose Gesicht des Elfen. Einmal mehr wunderte sich der Untote über die Grausamkeit, zu der diese augenscheinlich perfekten Wesen imstande waren.

Nekka wich weiter zurück, bis sein Fuß auf Widerstand traf. Der Vampir stöhnte auf, verlor das Gleichgewicht und landete im nächsten Augenblick auf seinem Rücken. Er hörte das glitzernde Brummen der magischen Klinge schon über sich.

Ein grünes Netz aus zischenden Blitzen stob über ihn hinweg. Es knallte und surrte in den eigenartigsten Tönen. Ein lauter Schrei erklang, gefolgt von einem dumpfen Aufprall. Nekka kniff die Augen erschrocken zusammen, als ein ebenso kräftiges wie auch schmales Paar Hände ihn packte und unsanft hochzog.

„Alles muss man selbst machen.“, murrte Krypta genervt. Nekka starrte sie einen Augenblick entgeistert an, dann suchte er nach dem Elfen, entdeckte aber nur ein qualmendes und verkohltes Häufchen Elend. Die Hexe hatte seinen Widersacher mit einem magischen Blitz niedergestreckt.

Der Vampir überlegte nicht mehr lange, sprang über den Leichnam hinweg und eilte seiner Geliebten zur Rettung. So schnell es seine ungeschickten Finger zuließen entknotete er den lockigen Fleischberg.

Die Prinzessin jauchzte erleichtert, packte Nekka an der Hüfte und drückte ihn, wie sie es sonst mit ihren Plüschtieren machte. „Du hast mich gerettet!“, rief sie vergnügt aus. Ihre Stimme war süß und ähnlich zäh wie Sirup, doch Nekka gefiel sie gut. „Gern… geschehen…“, presste er heraus. Zum Glück brauchte er keinen Sauerstoff, sonst hätte die herzliche Umarmung der Prinzessin ihm das Leben genommen.

Schließlich drückte sie ihre kleinen, fleischigen Lippen auf den schmalen Strich, den der Vampir seinen Mund nannte. Sie küssten sich ausgiebig.

„Ich hasse Happy Ends.“, murmelte die Hexe und verdrehte genervt die Augen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von: abgemeldet
2010-03-31T20:15:45+00:00 31.03.2010 22:15
Ich muss ja sagen, dass ich eigentlich (spätestens seit Twilight) sehr vorsichtig bei Vampirgeschichten bin. Normalerweise lese ich so etwas nicht, das wenigste hebt sich vom Einheitsbrei ab. Das erste Kapitel dieser Geschichte war... wie soll ich sagen? Unterhaltsam?
Die Charaktere sind einfach liebenswert und die Gespräche sehr witzig, eine tolle Sache!
Den Stil an sich mag ich auch, auch wenn er mir stellenweise ein bisschen ironisch erscheint, so als würdest du deine eigene Geschichte ein wenig auf den Arm nehmen.
Alles in allem aber wirklich cool. *Stempel mit Smiley geb*

lg
Reki
Von:  Hatshepsut
2010-03-30T19:20:18+00:00 30.03.2010 21:20
Danke fürs Lachen. ^^
Ich hatte viel Spaß beim Lesen, obwohl mich Nekka etwas genervt hat. XD
Dafür fand ich Krypta umso besser, die hat die Geschichte aufgelockert.
Sehr witzig und unterhaltsam.

LG
H
Von:  Ekolabine
2010-03-08T11:59:00+00:00 08.03.2010 12:59
Und schon wieder ich ^^
Nette Idee, dass Vampire mal schwach und leicht ängstlich sind. Hätte mich interessiert wie er gesellschaftlich steht. Allerdings dass mit dem Menschenblut wirkt leicht von Twilight entnommen. Auch wenn er es nur eklig findet, hätte diese Tatsache ein bisschen mehr zu Geltung kommen können. Die Hexe ist cool. Ich mag eingebildete Figuren =)

Kapitel 2 gefällt mir zwar doch besser, weil irgendwie flüssigerer Stil. Hier klingt das ganze etwas unbeholfen. Aber das ist wohl meine Sicht...


Von:  sunshishi
2010-03-03T21:05:33+00:00 03.03.2010 22:05
Inhaltlich eine sehr schöne Geschichte.
Du hast frischen Wind in die Klischees gebracht durch die Umkehrung der bisher bekannten Charakteristika von Elfen und Vampiren. Nur die Hexe bleibt sich treu^^ Ist aber nicht schlecht, denn sie ist auch so lustig.

Ein bisschen fehlt mir noch der Hintergrund deiner Protagonisten. So wie es aussieht, kommt da auch nichts mehr. Schade, denn so wirken sie nicht komplett glaubhaft.
Warum interessiert sich der Vampir für eine derart langweilige Parade? Was macht die Faszination der Elfen und damit ihre Macht aus? Zeige doch ihre Magie deutlicher bei der Parade, wie sie das Volk in Atem halten und Spötter/Querulaten/Revolutionäre in ihre Schranken verweisen.
Was verbindet Krypta und Nekka? Er kann sie nicht ausstehen und sie findet ihn auch nicht so toll. Oder doch? Dann zeig es deutlicher. Lass Kryptas Augen schwärmerisch auf ihm ruhen, während er die Parade beobachtet. Krypta kann auch versuchen, ihn von dem Rettungsversuch abzuhalten, wenn sie ihn für sich haben will. Aber vielleicht gibt es doch eine gute Seele in ihr, wenn sie ihm schließlich hilft, sein Glück zu finden.

Rechtschreibung/Grammatik ist auch noch nicht perfekt, aber das tut dem Lesevergnügen keinen großen Abbruch.

Insgesamt hat mir deine Geschichte gut gefallen. Sie hat mich zum Nachdenken und Hinterfragen angeregt. Und ich hoffe, meine Kritik war nicht all zu heftig^^


Liebe Grüße
SuShi
Von:  Aya_Q
2010-02-22T17:36:48+00:00 22.02.2010 18:36
Ich halte mal schon beim Lesen fest, was mir auffällt:
Nekkas und Kryptas Dialog ist sehr autentisch, der Schonnenschirm apsolut großartig. Ob es solche Dinger auf ebay gibt?
Bewundernswert, dass jemand sich 200! Jahre lang immer wieder den gleichen Umzug anschaut, ich weiß nicht, ob das dämlich oder genial ist.
Nur Tierblut? Noch ein vegitarischer Vampir.
Unsichtbar zu sein ist eine sehr viel schönere Fähigkeit als im Sonnenlicht zuglitzern. Der gute Nekka ist wirklich ein guter vertreter seiner Art.
Ist Krypta in Nekka verknallt? Ohne sie wäre er völlig aufgeschmissen...
Was für ein Finale! Nekka, der fige Held und Krypta, die Unbamherzige! Der Kuss... wirklich gut.

Summa summarum: Wunderschön, lustig, mal was anderes. Bin froh, mal wieder etwas so gutes gefunden zu haben. Großartige Geschichte.


Von:  Wolkenfee
2009-04-02T22:12:33+00:00 03.04.2009 00:12
heyho!
Eine großartige Geschichte!
Krypta ist sehr genial, ich mag sie.
Das ganze Setting ist sehr witzig. Vampir verliebt sich in fette Elfe, das ist originel und somit sehr gut!
Gefällt mir sehr!
bye, Fee
Von: abgemeldet
2009-03-28T14:52:32+00:00 28.03.2009 15:52
omg ich werd nich son sachlichen kommentar wie wolfsfreundin schreiben XD

ich hab mich eifnach nur weggeschmissen und werd nekka auf jede fall mal zeichnen :D

wirklich super lustige geschichte
der trottelige schlacksige vampir verliebt sich in die fette elfen prinzessin
herrlich
und krytpa haut ihn raus :P
Von:  -Bastet-
2009-03-28T14:00:26+00:00 28.03.2009 15:00
Krypta ist eine Hexe, wie sie im Buche steht. Gehässig, fies und somit mein Lieblings-Chara. Dem gegenüber steht Nekka, der Vampir, der ein wenig masochistisch veranlagt ist. Es ist eine schöne Kurzgeschichte geworden, die die beiden Charaktere schön beschreibt. Der Verlauf der Story ist gut gewählt und ich habe nichts zu bemängeln. Gut gemacht! X3


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