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Lebendig

von

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Enthüllungen

Huhu ^^
 

sorry das es diesmal länger gedauert hat, aber hatte wieder echt viel um die Ohren...
 

Aber das Warten hat sich gelohnt, denn ein neues Kappi ist da :D
 

Ich möchte mich auch nochmal bei meinen ganzen Kommischreibern bedanken, denen ich noch nicht geantwortet habe, weil mir die Zeit dazu fehlt xD
 

Jetzt wünsche ich euch jedoch viel Spaß beim lesen!
 

~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~
 

Enthüllungen
 

Der nun einsetzende Regen prasselte laut gegen die Fenster und mir schien es als ob ich in der Stille des Zimmers jeden Regentropfen einzeln gegen die Scheibe hämmern hörte.

Der nächste Blitz schlug wohl nur unweit von hier ein, denn es folgte ein lautes Krachen und ich konnte nicht anders als furchtbar zu erschrecken, Gott wie ich Gewitter hasste und mich für diese elende Schwäche.
 

„Hast du Angst vor Gewittern?“
 

Schon wieder so ein krasser Themenwechsel der mich irritierte.
 

„Äh ja, nein… ich…“
 

Irgendwie war es mir gerade nicht vergönnt, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen und das nur wegen Kazukis Aussage!

Er war adoptiert…
 

„Ich meine… wissen deine Elte-… Adoptiveltern das du es weißt?“
 

Wieso war ich bloß so neugierig… verdammt noch mal!
 

„Nein wissen sie nicht. Sie denken immer noch, dass ich von allem keine Ahnung habe!“
 

Sein Gesicht nahm einen verbitterten Ausdruck an, so hatte ich Kazuki bisher noch nie gesehen und irgendwie gefiel es mir gar nicht den anderen in so einer Verfassung zu sehen… warum auch immer.

Ich wollte irgendwas sagen, doch ich wusste einfach nicht was. Doch anscheinend war das unnötig, denn er redete von selbst weiter.
 

„Weißt du… im Grunde genommen geht es mir nicht viel anders als dir… und doch wieder nicht.“
 

„Wie meinst du das?“
 

„Wir sind beide einsam, auf unterschiedliche Art und Weise zwar, aber dennoch alleine. Der einzige Unterschied ist, du wünscht dir, du hättest deine Eltern nie gekannt, während ich hingegen mir nichts mehr ersehne als sie zu kennen!“
 

Der Rothaarige atmete hörbar aus, es fiel ihm sicher nicht leicht darüber zu reden.

Bei seiner Erzählung hatte er den Blick von mir abgewandt, doch nun sah er mir direkt in die Augen und alles was ich darin sehen konnte, war die erdrückende Einsamkeit, die ihn anscheinend plagte und die meiner so ähnlich war. Das traurige Lächeln das sich auf seinem Gesicht ausbreitete, stach mir dabei wie ein Messer direkt ins Herz.
 

„Wir sind uns ähnlich.“
 

Ich sah ihn sprachlos an. Vorhin noch hatte ich mir Gedanken darüber gemacht, dass ich dieses heile, heile Welt Getue nicht ertrug und nun musste ich erschreckender Weise feststellen, dass Kazuki schon lange nicht mehr in so einer naiven Welt lebte, sondern genau wie ich der Realität ins Auge sehen musste.

Aber als wir vorhin hier ankamen, hatte ich nicht wirklich den Eindruck gehabt er würde seine Pflegeeltern hassen oder so, ganz im Gegenteil!
 

Doch jetzt wo er mit seinem Geheimnis raus gerückt war, fiel mir etwas auf, was ich vorhin nicht so wirklich wahrgenommen hatte… er sah seinen Eltern auch überhaupt nicht ähnlich. Aber wer dachte schon über so etwas nach, wenn er nichts schlimmeres vermutete.
 

„Wie hast du… herausgefunden, dass du naja… das sie nicht deine richtigen Eltern sind?“
 

Oh man, heute war ich echt verdammt neugierig… dabei interessiere mich so was doch sonst nie!

Aber immerhin… es war Kazuki um den es hier ging. Machte das einen Unterschied? Anscheinend schon…

Der Meinung war er wohl auch, da er mich mit einem erstaunten Gesichtsausdruck ansah.

Doch kurz darauf seufzte er erneut und sah mich schließlich mit festem Blick an.
 

„Hör zu das erzähle ich nicht jedem ok? Aber ich denke ich kann dir in der Hinsicht vertrauen, also…“
 

Er machte eine kurze Pause.
 

„Ich hab es erst vor vier Jahren herausgefunden. Damals hab ich in einem der Schränke im Wohnzimmer nach etwas gesucht, keine Ahnung mehr was… Dazu suchte ich auch in den Schubladen, was ich sonst eigentlich nie tat.

Jedenfalls fand ich ganz unten in einer der Schubladen einen schon etwas älter aussehenden Umschlag. Da ich neugierig war zog ich ihn heraus und sah mir natürlich an was sich darin befand…

Es waren… meine Adoptionspapiere und ich dachte damals, ich würde aus allen Wolken fallen und es würde sich um einen Irrtum handeln!
 

Naja… ich hab bei den Unterlagen ebenfalls die Nummer eines Waisenhauses gefunden und nach kurz oder lang beschlossen dort anzurufen.

Und schließlich hab ich alles erfahren, was damals geschehen ist und es hat mein Leben seit diesem Tag ziemlich verändert.“
 

Während ich ihm aufmerksam zu hörte, zuckte erneut ein Blitz über den Himmel, welchem ein lauter Donner folgte. Da ich mit dem Rücken zum Fenster saß, bekam ich nicht wirklich mit, wie sehr der Sturm tobte, aber ich hörte den Wind deutlich heulen und auch den Regen, wie er immer heftiger gegen die Fenster gepeitscht wurde.

Es verlieh der Erzählung des Rothaarigen irgendwie einen unheimlichen, dramatischen Touch… auch wenn ich wohl gerade maßlos übertrieb.

Durch das Unwetter war es im Zimmer auch um einiges düsterer geworden, doch Kazuki schien nicht mit dem Gedanken zu spielen, dass Licht an zu machen.

So viel es mir etwas schwerer seinen Gesichtsausdruck zu deuten, aber ich sagte auch nichts weiter dazu.

Plötzlich hörte ich ihn kalt auflachen und es bescherte mir eine unangenehme Gänsehaut.
 

„Weißt du was sie mir gesagt haben? Ich wurde mit drei Jahren von meiner richtigen Mutter in einem Park ausgesetzt und hatte mich dort den ganzen Tag aufgehalten, bis mich schließlich ein Polizist entdeckt hatte. Da meine Mutter unauffindbar gewesen war und mein Vater ebenso, wurde ich ins Waisenhaus gesteckt.

Durch den schock, von meiner Mutter allein gelassen worden zu sein, habe ich alle Erinnerungen an damals vergessen gehabt, das einzige was ich noch wusste war mein Name. Ich meine, kannst du dir das vorstellen? Gar nichts in meinem Leben entspricht der Wahrheit! Mein Nachname nicht und schon gar nicht mein Geburtstag! Keiner weiß genau wann ich geboren wurde, wie alt ich wirklich bin… ich fühle mich, als sei meine Existenz nur ein Fake, mehr nicht!“
 

Er lachte erneut auf, doch es klang verzweifelt und der Schmerz in meiner Brust nahm noch erheblich zu. Was sollte ich nur darauf erwidern? Er schien doch ziemlich unter der ganzen Sache zu leiden… umso mehr erstaunte bzw. bewunderte ich ihn dafür, dass er seine Gefühle nach außenhin so gut unter Kontrolle hatte.

Was hätte ich an seiner Stelle getan? Hätte ich damit umgehen können und meinen Eltern weiter hin vorspielen können, es sei alles in Ordnung?

Sicher nicht… ich hatte ja bis jetzt noch nicht mal mit den Erlebnissen aus meiner Vergangenheit abschließen können und mein Verhalten damals hatte sich ja auch drastisch geändert gehabt…

Im Gegensatz zu Kazuki, war ich geistig nicht so stark gewesen und… Stopp! Ich sollte jetzt nicht weiter über die Vergangenheit nachdenken, das brachte mir gerade reichlich wenig. Viel mehr verwirrte mich, weshalb er seinen Pflegeeltern nicht sagte, das er es wusste!
 

„Aber, wieso verhältst du dich dann, als wäre nichts? Warum sagst du ihnen nicht, dass du alles weißt?“
 

„Das ist nicht so einfach, schon gar nicht, wenn du alle die Jahre davor geglaubt hast, sie wären deine richtige Familie! Wenn sie wollten, dass ich es wüsste, hätten sie es mir doch sicher längst gesagt, aber das ist nicht der Fall. Außerdem, wie soll ich mich plötzlich anders verhalten? Das würde ihnen doch seltsam vorkommen und ich will sie ja auch nicht verletzten.“
 

Er war, als er das sagte von seinem Schreibtischstuhl aufgestanden und im Zimmer auf und ab gelaufen. Ihn schien die ganze Sache wirklich sehr mit zu nehmen. Das Unwetter war längst in den Hintergrund gerückt. Nach einigem hin und her, stoppte er schließlich vor dem Glastisch und setzte sich dort mir gegenüber auf den Boden. Er zog die Knie an seinen Körper und legte die Arme darum, eine Geste die ich in der Vergangenheit auch sehr oft getan hatte…
 

„Weißt du… seit diesem Tag fühle ich eine gähnende Leere in mir und frage mich immer wieder… wer bin ich? Ich meine… außer meinem richtigen Namen ist mir doch nichts geblieben. Und obwohl ich meine Pflegeeltern liebe, spüre ich eine große Kluft zwischen uns und in gewisser weise distanziere ich mich auch von ihnen…“
 

War der Junge da vor mir wirklich Kazuki? Sein Verhalten passte wirklich nicht zu dem, welches er sonst an den Tag legte und mir wurde gerade schmerzlich bewusst, wie ähnlich wir uns beide doch waren.
 

Beide hatten wir eine Art Maske um uns herum aufgebaut, damit kein Außenstehender bemerkte, wie es in Wirklichkeit in uns aussah.

Also war Kazukis Fröhlichkeit auch immer nur Gute Miene zum bösen Spiel gewesen, wenn man es so betrachtete.
 

„Naja wegen dieser ganzen Sache hab ich das Gefühl hier nicht her zu gehören… hach, das ist mir alles zu viel! Ich habe jedenfalls vor meine richtige Mutter ausfindig zu machen, wenn ich auch noch nicht weiß wie und sie dann zu fragen… wieso?“
 

„Was bringt dir das? Ändert es irgendetwas an deiner Situation, wenn du es weißt? Du wirst dich nur noch mehr verletzten!“
 

Hui, was war los? Irgendwie ärgerte mich die Vorstellung, das er das tun wollte und ich war mich sicher, er würde diese Entscheidung später bereuen.
 

„Hey, ganz ruhig. Natürlich ändert es nichts an meiner Situation… aber ich möchte einfach nur die Wahrheit erfahren, mehr nicht.“
 

„Und wie willst du sie ohne Anhaltspunkt ausfindig machen?“
 

Kazuki war ein Idiot! Das würde ihm doch nichts bringen, kapierte er das nicht? Und wieso regte ich mich eigentlich darüber so auf?
 

„Ich muss gestehen, ich hab keine Ahnung wie… das einzige an das ich mich erinnere ist ihr Gesicht, da es mir immer wieder in meinen Träumen erscheint… Ich werd mir schon was einfallen lassen.“
 

Unerwartet grinste er mich an, worauf hin ich ihn ziemlich perplex anschaute. Er fing leise an zu lachen.
 

„Entschuldige Takeshi, dass ich hier so einen Seelenstripties vor dir hinlege, auch wenn es mich natürlich freut zu sehen, dass du dir Sorgen um mich machst! Ich weiß ja das du selbst genug Probleme hast, also mach dir keine Gedanken darüber… ich regele das schon irgendwie.“
 

„Ich sorge mich nicht…“ Murmelte ich nur leise vor mich her, was ihn jedoch nicht daran hinderte, das eines seiner herzerwärmenden Lächeln auf seinen Lippen erschien und mich dazu veranlasste in eine andere Richtung zu sehen, da sich wieder ein seltsames Gefühl in meinem Körper ausbreitete.

Keine Ahnung was das für ein Gefühl war, dennoch war ich irgendwie erleichtert darüber, ihn wieder lachen zu sehen und auch der Schmerz, den ich vorhin noch verspürt hatte, war verschwunden.

Der Rothaarige erhob sich schließlich und betätigte reichlich verspätet den Lichtschalter, sodass der Raum augenblicklich in ein angenehmes Licht getaucht wurde.

Die Lichter an seiner Decke wirkten mehr wie kleine Kristalle und ich konnte nicht verhindern, dass ich langsam anfing mich hier wohl zu fühlen.
 

„Wir sollten weiter machen, damit wir noch ein bisschen was in deinen Schädel getrichtert bekommen, bevor der Tag vorbei ist.“
 

Ich bedachte ihn mit einem bösen Blick, als es auch schon wieder an der Tür klopfte.
 

„Herein.“
 

Die Tür öffnete sich und erneut war es Kazukis Mutter, die davor stand, dieses mal jedoch in einem schicken Abendkleid.
 

„Dein Vater und ich werden jetzt gehen, Hitomi schläft bereits.“
 

„Ok verstanden. Einen schönen Abend.“
 

„Danke.“
 

Sie lächelte uns beiden zu, während sie dann wieder verschwand. Stimmte ja…

Kazuki musste ja heute auf seine Schwester aufpassen! Sie war dann wohl auch nicht seine leibliche Schwester… irgendwie tat er mir leid.

Als er die Tür geschlossen hatte, blickte er mich erneut nachdenklich an.

Ich erwiderte seinen Blick fraglich.
 

„In der Firma meines Vaters findet heute ein kleines Fest statt und beide wurden dazu eingeladen, weswegen ich auf meine kleine Schwester aufpassen muss.“
 

„Hm.“
 

Kazuki ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder und lächelte mich warm an.
 

„Du hast dich verändert.“
 

„Ich… was?“
 

Was hatte ich? Mich verändert? In wie Fern meinte er das denn?
 

„Schon gut, vergiss es.“
 

Er winkte ab und wieß mich an, meine Aufgaben weiter zu erledigen. Das Unwetter hatte sich bereits größtenteils wieder verzogen, nur der Regen wollte nicht aufhören.

Ich versuchte, so gut es ging mich auf die Aufgaben zu konzentrieren, doch das Gespräch von vorhin geisterte unaufhörlich in meinem Kopf herum.

Wieso hatte Kazuki mir das mit seiner Familie erzählt? Das war doch etwas ziemlich privates… oder vertraute er mir wirklich so sehr?
 

Ok, ausplaudern würde ich es wohl kaum, wem denn auch, aber trotzdem erzählte man so was nicht einfach irgend jemandem!

Vielleicht aber betrachtete er mich ja als Freund, wobei ich ihm doch nie Anlass zu solch einer Sichtweise gegeben hatte!

Verändert sollte ich mich haben… meinte er damit, dass ich nicht mehr bei jeder Gelegenheit versuchte ihn los zu werden, da es eh sinnlos war? Oder meinte er… mein plötzliches Interesse vorhin? Was hieß Interesse… eher Neugier! Aber war da überhaupt ein Unterschied?

Ich seufzte lautlos. Von diesen vielen Gedanken schwirrte mir schon total der Schädel, vielleicht sollte ich mal eine Pause machen?

Ich legte den Stift beiseite und sah auf, direkt in zwei verträumt blickende Augen, welche mich still ansahen. Hatte er mich schon wieder beobachtet? Das schien ihm ja spaß zu machen… Aber was sollte der verträumte Ausdruck auf seinem Gesicht? Ich wurde aus ihm einfach nicht schlau!
 

„Ist etwas?“
 

Meine Stimme klang keineswegs genervt, eher ruhig und sein Blick klärte sich darauf hin.
 

„Ich hab mir überlegt, dass heute wohl nicht das Wetter ist, um dich auf ne Pizza einzuladen. Das machen wir dann wann anders, ich sag dir rechtzeitig bescheid.“
 

„Aha…“
 

Es war bereits ziemlich spät, als wir beschlossen, dass weiteres Lernen heute wohl keinen Sinn mehr machen würde und irgendwie war ich auch etwas müde.

Der Rothaarige brachte mich zur Haustür und als er sie öffnete bemerkten wir erst, dass es immer noch aus kübeln goss. So ein Mist, ich hatte nicht mal einen Schirm, geschweige denn… wusste ich den Weg… Verflucht! Ich hatte heut Mittag gleich gewusst, dass so was passieren würde. Jetzt bereute ich, dass ich nicht besser auf die Umgebung geachtet hatte.
 

„Ohje, das schüttet ja immer noch, warte ich hol dir einen Schirm.“
 

Er verschwand kurz und kam gleich darauf mit eben genanntem Gegenstand wieder zurück.

Ich nahm den Schirm schweigend entgegen und sah skeptisch nach draußen.
 

„Was ist denn? Weißt du etwa den Weg nicht mehr?“
 

Er lachte mich frech an, hatte es wohl nur als Scherz gemeint, doch als er meinen Blick sah hörte er schlagartig auf zu lachen und sah mich ungläubig an.
 

„Im ernst? Hm…ok warte kurz.“
 

Wieder verschwand er, doch dieses Mal dauerte es etwas länger. Nach einigen Minuten kam er wieder, hatte sich eine Jacke angezogen und hielt mir ebenfalls eine hin.
 

„Hier, damit du dich nicht wieder erkältest, es ist doch ziemlich abgekühlt.“
 

Zögernd nahm ich sie entgegen und zog sie mir über. Ablehnen hätte eh nicht funktioniert, dann hätten wir sicher morgen früh noch hier gestanden und diskutiert!
 

„Was ist mit deiner Schwester?“
 

„Ich hab nach ihr gesehen, sie schläft tief und fest. Ein paar Minuten kommt sie sicher auch ohne mich aus.“
 

Sein typisches Grinsen hatte sich auf seinem Gesicht heimgefunden, als er schließlich den Schirm aufspannte und mich hinter sich her zog.

Schweigend liefen wir den gesamten Weg nebeneinander, meine Hand hatte er längst wieder los gelassen.

Ich genoss die Stille irgendwie, sie war nicht so unangenehm wie am Nachmittag und das Geräusch des fallenden Regens wirkte irgendwie beruhigend auf mich.

Ein kleiner Seitenblick zu ihm verriet mir, dass er wohl ebenfalls nichts gegen die Stille hatte.

Als wir an der Schule vorbei kamen, blieb ich stehen und er kurz darauf ebenfalls. Er sah mich fragend an.
 

„Ab hier kenn ich den Weg, den Rest schaff ich auch alleine.“
 

„Auf keinen Fall, wenn dann bring ich dich gleich ganz nach Hause.“
 

„Vergiss es, geh zurück zu deiner Schwester.“
 

Kazuki blickte mich kurz erstaunt an, lächelte dann jedoch. Unerwartet wuschelte er mir durch die Haare, sowie Väter das manchmal machten, wenn sie stolz auf ihre Kinder waren.
 

„Süß wie du dich um sie sorgst.“
 

Süß…? Süß?? Das war doch wohl ein blöder Scherz! War es anscheinend wirklich, denn der Rothaarige streckte mir in kindischer Manier die Zunge heraus.

Ich sah ihn nur mit einem giftigen Blick an.
 

„Hey hey, nimm es doch nicht gleich so ernst.“
 

Er drückte mir den Schirm in die Hand. Was sollte ich damit? Mir würde so ein bisschen Wasser schon nichts ausmachen, ich war ja nicht aus Zucker.
 

„Aber-“
 

„Keine Widerrede, nimm ihn einfach! Ich hab eine Kapuze, ich werde schon nicht so nass.“
 

„Und deine Jacke?“
 

Ich zeigte auf die, welche ich gerade trug. Wollte er die nicht wieder haben?
 

„Die kannst du mir wann anders zurück geben, mach dir keinen Kopf deswegen.“
 

„Hm.“
 

Ich drehte mich um und lief los, blieb aber doch noch einmal stehn und sah zurück.
 

„Danke.“
 

„Keine Ursache, also wir sehen uns!“
 

Freudestrahlend sah er mich an, wand sich dann jedoch ebenfalls um und lief wieder in die Richtung aus der wir gekommen waren.

Ich selbst machte mich auch auf den Weg.
 

~.~.~.~.~.~.~.~.~.~
 

Als ich meine Wohnungstür aufschloss und das Licht anschaltete holte mich die Realität schlagartig wieder ein. Ich sah mich um und auf einmal überkam mich ein seltsames Gefühl. Diese Wohnung hier… konnte man das Leben nennen? Ich war mir plötzlich nicht mehr so sicher und irgendwie kam ich mir ein bisschen schäbig vor. Und Kazuki war wirklich freiwillig hier her gekommen? Irgendwie… nach dem ich nun sein Haus, sein Zimmer gesehen hatte… wollte ich wirklich noch das er weiter hin hier her kam? In dieses Loch? Nein… ich wusste nicht warum, aber das wollte ich nicht mehr, jetzt nicht mehr.

Was für idiotische Gedanken ich doch hatte! Vor ein paar Wochen noch… war ich der Meinung gewesen, dass all das hier ausreichte um zu Leben und im Prinzip tat es das ja auch, aber…
 

Irgendwas fehlte hier einfach… ich fühlte mich unwohl hier in diesem kleinen Raum und die Einsamkeit nahm mich einmal mehr in Besitz.

Ergeben schloss ich die Tür hinter mir, zog Kazukis Jacke und auch den Rest meiner Kleidung aus und schmiss sie achtlos zu Boden. Einzig die fremde Jacke hing ich in meinen Schrank, damit sie nicht noch schmutzig wurde und legte mich dann müde ins Bett.

Der Wecker zeigte mir an, dass es bereits weit nach elf Uhr war… da hatten wir ja heute wirklich lange gelernt, wobei ich trotz allem das Gefühl hatte, kaum etwas aufgenommen zu haben.

Zu sehr waren meine Gedanken immer wieder zu dem Thema von Kazukis Eltern abgeschweift. Doch ich war jetzt einfach zu fertig, um noch groß darüber nach zu denken, dafür hatte ich auch morgen noch Zeit!

Ich rollte mich in die Decke ein und schlief relativ schnell ein.
 

Der Rest der Woche verlief eigentlich ereignislos, bis auf die Tatsache, dass ich beschlossen hatte, mir am Freitag nach der Arbeit etwas von meinem Geld zu kaufen.

Ich war durch einige Geschäfte gelaufen, ohne zu wissen, nach was ich eigentlich suchte, bis mir ein bestimmtes Gerät ins Auge fiel. Es war nicht teuer und es würde sicher seinen Zweck erfüllen. Ich kaufte mir ein… Radio!

Keine Ahnung wieso ausgerechnet so etwas, aber irgendwie hielt ich die Stille in meiner Wohnung einfach nicht mehr aus! So langsam aber sicher hatte ich das Gefühl, sie würde mich erdrücken und verschlingen, weshalb ein Radio dieses Problem sicher lösen würde.

Ok ich hatte vor einigen Wochen noch gesagt, dass ich Luxus jeglicher Art nicht brauchte… aber ein Radio war doch wohl in Ordnung?!

Zu Hause angekommen, stellte ich es gleich auf meinen Nachttisch und schaltete es an.

Es dauerte eine Weile bis ich mich damit zu Recht gefunden hatte und einen passenden Sender fand, der meinen Geschmack traf, aber schließlich ließ ich mich zufrieden auf mein Bett sinken und lauschte den ruhigen Tönen.

Ich hatte mich für einen Sender mit eher ruhiger, klassischer Musik entschieden und ließ diese angenehmen Klänge nun auf mich wirken. Sie beruhigten mich ungemein und tatsächlich verschwand das Gefühl der Einsamkeit und Stille ein wenig aus meinem Bewusstsein und langsam döste ich weg.

Das ganze Wochenende über tat ich eigentlich nichts anderes, als herum zu liegen und Musik zu hören. Wieso hatte ich mir nicht schon früher so ein Teil gekauft?

Ja richtig, weil Luxus ja unnötig war… Aber dank dieses kleinen Gerätes konnte ich mich endlich ein wenig von den plagenden Gedanken, die mir seit neuestem im Kopf herum spuckten, ablenken!

Ich vermied es tunlichst, über die Probleme eines gewissen Rothaarigen zu grübeln, da ich selbst auch schon genug Probleme hatte… wobei, hatte ich die wirklich?
 

Was war denn genau mein Problem…? Ich wurde besser in der Schule, zumindest in einem bestimmten Fach und machte auch ab und an Hausaufgaben, woran aber nur meine seit neustem eingetretene Langeweile schuld war!

Außerdem hatte ich einen guten Nebenjob gefunden, der so viel besser war, als mein alter und durch den ich nicht mehr die ganze Zeit auf dem Zahnfleisch kroch.

Irgendwie war mein Leben in der letzten Zeit ein bisschen lebendiger geworden, woran Kazuki auch nicht ganz unschuldig war… aber immer hin hatte ich jetzt so was wie ein Leben!

Früher war es mir schlichtweg egal gewesen, ob ich nun vor mich hinvegetierte oder lebte… wobei das was ich hatte ja nicht wirklich als solches bezeichnet werden konnte.

Doch jetzt… wollte ich leben! Keine Ahnung, wann ich zu dieser Erkenntnis kam, aber es war einfach so. War das alles nur dadurch passiert, dass ich Kazuki kennen gelernt hatte oder eher, er sich in mein ‚Leben’ gedrängt hatte?

Gut möglich. Und ich war es müde, es ständig in Gedanken abstreiten zu wollen und mich vor mir selbst zu rechtfertigen!
 

Ja, durch ihn hatte sich alles gebessert und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, wollte ich längst nicht mehr, dass er aus meinem Leben verschwand…

Und so egal wie ich immer tat, war er mir auch nicht. Das wurde mir in dem Moment klar, als er über seine Familie gesprochen hatte und mich mit diesen traurigen Augen angesehen hatte.

Warum sonst hatte ich diesen Schmerz in meiner Brust gefühlt? Doch sicher nicht, weil mir völlig egal war, wie es ihm ging! Nein… ich sollte ehrlich zu mir selbst sein.

Ich hatte mich die letzten Wochen so an ihn gewöhnt, dass es mir bereits schwer fiel mir vorzustellen, er wäre nicht mehr da. Und das nach nur drei Wochen… verrückt oder? Natürlich würde ich ihm das nie sagen!
 

Ich könnte wirklich über mich selbst lachen… War ich doch derjenige der vor nicht allzu langer Zeit der felsenfesten Überzeugung gewesen war, ich wollte nie wieder einen Menschen an mich heranlassen. Und jetzt war es aus mir unerfindlichen Gründen doch passiert.

Eine Laune des Schicksals wahrscheinlich… würde ich an so was glauben.

Jedenfalls ändern konnte ich an dieser Tatsache nichts mehr und ich sollte es wohl eben einfach akzeptieren, dass Kazuki… so was wie ein Freund für mich war, auch wenn ich noch vor ein paar Tagen gesagt hatte, das so was wie Freundschaft und Liebe nicht für die Ewigkeit gemacht war… Ich würde einfach mal abwarten was passierte. Und auch Koji war einer der Menschen, naja der mir jetzt nicht gerade ans Herz gewachsen war, aber dennoch eine Rolle in meinem Leben spielte. Ihm hatte ich immer hin auch viel zu verdanken.

Ich seufzte wieder einmal, was ich in letzter Zeit ziemlich häufig tat und strich mir durch die Haare.

So viel dazu, ich wollte nicht über das Thema nachdenken… und noch dazu kam ich jetzt zu dem Entschluss, dass ich eigentlich gar keine ernsthaften Probleme hatte!

Das was ich unter Problemen verstand kam mir gerade zu lachhaft vor im Vergleich zu denen die Kazuki hatte!

Ok genug jetzt! Ich würde jetzt einfach nicht mehr darüber nachdenken und es auf morgen verschieben… vielleicht…
 

Der Montag startete genauso wie immer. Ich kam nicht aus dem Bett, kam beinah zu spät zum Unterricht und saß nun hier im Geschichtsunterricht, wo ich mich tierisch langweilte.

Jeden Montag dasselbe! Wobei Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag auch nicht besser waren!

Die Stunde neigte sich dem herbeigesehnten Ende zu, doch hielt der Lehrer noch eine unangenehme Überraschung für uns Schüler parat.
 

„Die Stunde ist gleich zu Ende, aber hört mir bitte noch einen Moment zu. Da wir uns zurzeit ja etwas mit der Astrologie beschäftigen, möchte ich das ihr euch bitte zu zweier Gruppen zusammen findet und bis nächsten Montag ein Referat anfertigt.“
 

Ein gequältes Stöhnen erfolgte in der Klasse, doch der Lehrer überging es einfach.
 

„Ich habe eine Liste mit verschiedenen Themen erstellt, von welcher ihr euch eines aussuchen könnt. Ich bitte euch, sucht euch jetzt einen Partner, ich lasse dann das Blatt herum gehen und ihr schreibt eure Namen dann hinter das ausgewählte Thema.“
 

Sofort setzte lautes Gerede ein und die Schüler begannen, sich in zweier Gruppen zusammen zu finden.

Oh man das hatte mir gerade noch gefehlt! Ich hatte in meinem ganzen Leben noch kein Referat gehalten und wollte auch gar nicht damit anfangen.

Ich sah meinen Lehrer an und er blickte mich in just diesem Moment ebenfalls an und sein Blick verriet mir soviel wie ‚dieses mal drückst du dich nicht’. Na super… sonst hatte ich mich immer geweigert und eine sechs dafür kassiert, was mich aber nie sonderlich gestört hatte, doch diesmal wollte mein Lehrer wohl nicht nachgeben.

Dann musste ich mich wohl meinem Schicksal fügen… Aber mit wem? Ok, eigentlich kam ja nur ein Mensch in Frage, ich kannte ja auch sonst keinen aus der Klasse, nur war die Frage natürlich, ob er auch mit mir wollte?

Ich drehte mich ein Stück nach Hinten, wo mich Kazukis Augen sofort in Empfang nahmen. Wie neulich schon, hatte er wohl mit meinem Blick gerechnet.

Er lächelte mich an und ich war mir sicher, dass wir uns auch ohne Worte verstanden.

Gerade in dem Moment als er sich erhob um zu mir zu kommen, kam einer unserer Mitschüler auf Kazuki zu und sprach ihn an.
 

„Hey Kazuki. Wollen wir das Referat zusammen halten?“
 

„Tut mir leid, aber ich habe schon einen Partner.“
 

„Wen denn?“
 

Kazuki grinste sein Gegenüber an, kam dann aber ohne dem anderen zu antworten auf mich zu und setzte sich auf meinen Tisch.

Dem anderen Mitschüler stand die Verwirrung ins Gesicht geschrieben, doch er sagte nichts weiter dazu und suchte sich schließlich einen anderen Partner.

Kein Wunder das er so geschaut hatte, ich war sicher nicht gerade beliebt in der Klasse und bekannt dafür, an Referaten nicht teil zu nehmen.

Im Grunde war mir aber ziemlich egal, was die anderen dachten und so warteten wir bis die Liste bei uns ankam.

Das alles klang nicht besonders interessant, weshalb Kazuki und ich uns für das Thema Sternzeichen und chinesische Tierkreiszeichen entschieden. Das war das einzige, was wir beide uns noch in irgendeiner Art und Weise vorstellen konnten.
 

In der Pause setzten wir uns beide auf eine freie Bank und gingen ein paar Details durch.
 

„Also ich denke wir könnten es in einem Rutsch schaffen diese Woche, vielleicht machen wir gerade alles an dem Tag, an dem ich dir Nachhilfe gebe, wäre das in Ordnung?“
 

Ich überlegte kurz, aber irgendwie war ich mit diesem Vorschlag nicht einverstanden. Das hieße dann ja ich würde Kazuki diese Woche wieder nur einmal sehen…

Naja nicht das es mir darum ging…
 

„Naja, ich fände es in zwei Durchgängen besser…“
 

„Du meinst also, erst die Nachhilfe und das Referat an einem anderen Tag?“
 

„Ja, am Samstag vielleicht.“
 

„Klar, ist mir natürlich auch recht, dann ist es auch nicht so stressig.“
 

Er schenkte mir wieder eins seiner üblichen Lächeln und dieses mal erwiderte ich es sogar leicht.

Kazuki schien ich damit ziemlich aus der Bahn zu werfen denn erst blickte er mich etwas ungläubig an, wurde leicht rot um die Nasenspitze und wandte plötzlich verlegen seinen Blick von mir ab. Musste ich das verstehen?
 

„Das solltest du öfter machen.“
 

„Was?“
 

„Lächeln, steht dir nämlich gut.“
 

War das ein Witz? Sah nicht danach aus… dieses Kompliment, ich fasste es mal einfach als solches auf, war mir irgendwie peinlich, weshalb ich es nun war, der seinen Kopf in eine andere Richtung drehte.

Was sagte er auch so komische Dinge?
 

„Ok Takeshi, ich komm dann am Samstag so gegen zwei Uhr zu dir.“
 

Er erhob sich und wollte gehen, doch Moment mal, ich wollte doch nicht das er…
 

„Warte!“
 

Etwas überrascht drehte er sich erneut zu mir um und sah mich fragend an.
 

„Äh…“
 

Was sollte ich sagen? Toll, erst nachdenken und dann den Mund aufmachen!
 

„Ja?“
 

„Könnte ich vielleicht am MIttwoch und Samstag zu dir kommen?“
 

„Na klar, wenn du willst. Soll ich dich dann um zwei an der Schule abholen?“
 

Ich nickte und er grinste mich an. Das konnte ja noch heiter werden…
 

tbc.
 

~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~
 

So ich hoffe ich konnte euch mit dem Kappi wenigstens ein bisschen entschädigen =P
 

Anregungen und Meinungen sind wie immer gerne gesehen =)
 

Lg Venu



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  NARUT0
2009-10-27T14:38:05+00:00 27.10.2009 15:38
*-*
Das kapiiel is soooooooo süüß *-*
Der anfang war zwar Traurig aba
OMG XD das is echt goldig
Takeshi lächelt ich glaub
ich wäre genauso verplüfft gewesen :o
aba ich finds auch toll
das er jetz etwas an sich ändern will
auch wenns erst mal ein radio is XDD
aba ganz toll geschrieben wie imma
freu mich shcon aufs nächste kapitel x333

GLG Death-chan
Von:  evejean
2009-10-25T15:51:09+00:00 25.10.2009 16:51
Takeshi scheint ja richtig auf zu blühen, kazuki tut ihn einfach gut. glaub das geständnis von ihm hat da schon einges beigetragen, das sich die beiden noch besser verstehen ^^
aber weiter so, wieder tolles kapitel

lg eve
Von: abgemeldet
2009-10-25T15:49:43+00:00 25.10.2009 16:49
Puuuh das war ja mal ein langes Kapitel....XD
Aber ich habs geschafft und bin dazu sogar noch die erste die ein Kommi schreibtXD

Hmmm...also das Kapitel hat mir sehr gefallen. Man merkt richtig wie Takeshi immer mehr aus sich herauskommt. Außerdem ist es unglaublich süß zu lesen, wie er sich doch so viele Gedanken über Kazuki macht. Und der Gedanke das er jetzt leben will, macht mich einfach glücklich^^ Er hat sich ja von seinen Ersparnissen ein Radio gekauft um die Stille in seiner Wohnung zu übertönen. Ja, etwas mehr Einrichtung kann nicht schaden, auch wenn es nur ein Radio ist. Ich find die Idee gut.
Also ich freue mich auf jeden Fall darüber, das es Takeshi so viel besser geht als am Anfang^^

Ich bin schon gespannt wie es mit den beiden weitergehen wird. Vorallem jetzt wo sie das Referat zusammen machen müssen...

GLG _midnightkiss_


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