Zum Inhalt der Seite

Spur aus Angst

dem Schicksal kann man nicht entkommen...
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Spur aus Angst

Spur aus Angst
 

One Shot
 

Nur einen winzigen Augenblick lang durchbrach das Licht des Vollmondes den dicken Wolkenvorhang.

Einen Wimpernschlag lang wurde das kleine Tal vom Licht durchflutet und der Mond warf sein Spiegelbild auf das klare Wasser des Sees. Diesen Moment hatte Glenn genauso herbeigesehnt wie gefürchtet. Endlich sah er, wohin er rannte. Sah die Steine, die ihn zu Fall bringen wollten und die feuchte Erde, in der seine Fußabdrücke so gut zu erkennen waren. Aber jetzt sah man auch ihn. Er unterdrückte das Verlangen sich umzudrehen. Waren sie noch hinter ihm? Hatte er sie abgehängt? Wussten sie wohin er floh? Jegliche Hoffnung löste sich in Luft auf, als der Wind wütende Stimmen zu ihm trug. Schnell stolperte Glenn weiter. Kurz bevor er in den düsteren Wald neben dem kleinen See verschwand, nahm er eine flinke Bewegung aus dem Augenwinkel wahr, ihr folgte ein seltsames Schimmern. Doch schon verschwand der lichtspendende Mond wieder hinter den Wolken und der Junge musste viel zu viel Acht auf seine Schritte geben, als das er groß darüber nachdenken konnte.
 

Kaum umfing den Jungen das schützende Dickicht, tauchte eine ungeheure Masse von Menschen am anderen Ende des Tals auf. Hektisch schwenkten sie die leuchtenden Fackeln und stießen unter wütendem Gefluche ihre Mistgabeln und Speere in die Luft. “Wo ist das Balg hin?” “Weit kann er nicht sein!” “Sucht ihn! Sucht ihn und bringt ihn zum heiligen Schrein!” Ein in ein edles Gewand gekleideter Mann schrie Befehle: ”Teilt euch auf! Sucht das ganze Gebiet ab, besonders den Wald! Stellt Wachen auf! Er darf auf keinen Fall entkommen! Bei der Mutter alles heiligen Lebens!”.

“Bei der Mutter, bei der heiligen Göttin!” Die Rufe schallten durch das Tal, prallten an den steilen Felswänden ab und ließen den See erzittern. Ungesehen von allen erschrak noch ein ganz anderes Wesen durch die plötzliche Unruhe. Misstrauisch sträubte das kleine Wesen das seidige kurze Fell und streckte dennoch neugierig die Schnauze nach vorn. Die dunklen Knopfaugen blitzten geheimnisvoll, als die feine Nase Feuer, Angst und Wut witterte. Blitzschnell huschte der kleine Beobachter über den See. Kleine Wellen störten die glatte Oberfläche sobald die leichten Pfötchen einen Satz über das Wasser taten. Ein leises Rascheln ertönte, als es flink im Laub des Waldes verschwand, um der Spur aus Angst zu folgen.
 

Hart stieß sein Fuß gegen einen großen Stein. Es kam so urplötzlich, dass Glenn noch nicht einmal Zeit hatte, die Arme auszustrecken, um den Sturz anzufangen. Mit einem leisen Schrei landete er im nassen Laub. Der umgeknickte Knöchel schmerzte schlimm und die Knie und Hände hatte er sich aufgeschrammt. Verzweifelt blieb er liegen und schluchzte leise ins Laub. Warum? Warum er? Er war doch bloß ein einsamer kleiner Junge! Nicht mal 10 Jahre alt! Warum hatte man ihn ausgewählt, warum jagte man ihn? Das war nicht fair! Er wollte doch nur leben! Leben!

Schnell rappelte er sich auf, atmete einmal tief durch und warf einen prüfenden Blick über die Schulter, bevor er erneut losrannte. So weit war er schon gekommen! Aus dem Schrein, quer durch das Dorf, die lange Straße entlang, durch die Felder und vom Tal aus zum Wald. Bald, bald war er da! Glenn spürte wie seine Kräfte langsam nachließen, sein Atem ging keuchend, die Augen wurden schwer und die Beine wogen mit jedem Schritt mehr. Schmerzen fühlte er kaum, schon zu lange rannte er durch die kalte Nacht. Feuchte Luft schlug ihm entgegen und füllte seine Lungen. Bald würde es Nebel geben. Nebel! ‘Oh nein, bitte nicht! Mutter der Natur und der großen Götter, Gaia, bitte hilf mir! Hab Erbarmen!’ stumm stieß der kleine Junge Stoßgebete Richtung Himmel. ‘Ich darf nicht aufgeben!’

Tränen schimmerten ihm in den Augen als er die ersten großen Steinbrocken entdeckte. Wie Vorboten der Hoffnung erschienen sie ihm. ‘Es ist nicht mehr weit!’ Ein Adrenalinstoß durchfuhr ihn und er beschleunigte seine Schritte. ‘Ich kann es schaffen!’ Doch schon näherten sich wieder die Stimmen. Die bösen, wütenden Stimmen. Die Stimmen, die seinen Tod forderten.

Noch ein paar Schritte und - vor Glenn raschelte es laut im Gebüsch und etwas helles huschte direkt vor seine Füße. Erschrocken blieb er stehen und ihm entwischte ein kleiner Schrei. Sofort schlug er sich die Hände vor den Mund, doch es war schon zu spät. Seine Verfolger hatten ihn bereits gehört. Wild schlug das Herz des Jungen in seiner Brust als er auf das Wesen vor seinen Füßen starrte. Dunkle Knopfaugen musterten ihn neugierig. ‘Ein ….Frettchen?! Aber wieso…? Hat es denn keine Angst vor mir?’ Nein, dass hatte es eindeutig nicht, denn statt fluchtartig das Weite zu suchen, fiepste es Glenn nur frech an und flitzte den Weg, den das Kind nehmen wollte, ein Stück entlang, drehte sich dann noch einmal auffordernd um, nur um kurz darauf weiter zu rennen. ‘Will es, dass ich ihm folge?’ Verwirrt blickte der Junge dem Tierchen nach. Doch lange Zeit zum überlegen hatte er nicht, denn seine Verfolger hatten bereits aufgeholt. Kurzerhand lief er hinterher, diesen Weg hatte er ja sowieso nehmen wollen. Er folgte dem silbernen Schimmer des seidigen Fells bis er auf eine Lichtung gelangte. ‘Geschafft! Ich habe es wirklich geschafft!’ Pure Erleichterung füllte seine Augen als er die Reste des alten Tempels sah. Viele Jahre stand die Ruine nun schon verlassen da. Die Steine hatten längst begonnen zu zerfallen und waren über und über mit Moos und Flechten bewachsen. Glenn war sich sicher, dass er den Anblick der kahlen Steinmauern noch nie zuvor so schön und beruhigend gefunden hatte. Und vor allem sicher, denn zwischen den Trümmer gab es jede Menge Keller, Schächte und Geheimgänge. Nirgendwo konnte man sich besser verstecken. Mit neuer Kraft sprintete der Verfolgte auf den Torbogen zu. Einsam stand dieser eindrucksvoll und erhaben vor dem ehemaligen Tempel. Geschmeidig kletterte das silberne Frettchen die Säulen des Bogens hinauf. Oben angekommen stierte es herab, als wartete es auf etwas. Der Geruch der Wut kam unaufhörlich näher.
 

Kaum war Glenn zwischen den eingefallenen Wänden verschwunden, tauchten auch schon seine Verfolger auf der Lichtung auf. Suchend blickten die Dörfler und Bauern sich um. In ihrer Mitte stand gefasst ein Mann in einem edlen Priestergewand.

Vielleicht hätte der Junge es geschafft seinen Vorsprung auszubauen, vielleicht hätte er durch einen der vielen versteckten Tunnel fliehen können und vielleicht wären seine Peiniger bald des Suchens müde geworden, hätte nicht das leuchtende Fell des Tieres oben auf dem Torbogen alle Blicke auf sich gezogen und wäre es nicht wie ein Wegweiser der Spur des Jungen gefolgt.

Dieser ist sich längst der nahenden Gefahr bewusst geworden und suchte verzweifelt nach einem Versteck. Gerade als er fiebernd überlegte, welche Abzweigung er in dem Labyrinth aus Mauern nehmen sollte, hörte er das Schallen dutzender Schritte hinter sich. “Da ist er! Lasst ihn nicht entkommen!” Sein Herz setzte einen Moment aus, bevor er hektisch begann einen Fluchtweg zu finden.

Sie hatten ihn gefunden! Nein, nein, das durfte nicht sein!

Panisch stolperte er zwischen den Steinen umher, versuchte hinter halb eingestürzten Mauer Schutz zu finden.

Da! Da war es wieder, das Frettchen mit dem leuchtenden Fell. Froh, nicht mehr umherzuirren, lief er erneut dem Tierchen nach. Gerade als er glaubte, dem Irrgarten entkommen zu sein, traf es ihn wie einen Schlag.

Eine Sackgasse.

Eine Sackgasse. Unschuldig blickten ihn die schwarzen Knopfaugen an.

Tränen stiegen dem kleinen Jungen in die Augen und bahnten sich langsam ihren Weg über die vom Rennen geröteten Wangen. Sein Brustkorb hob und senkte sich noch heftig, als er sich langsam umdrehte.

Da waren sie. Wie in Trance starrte er den Priester an, welcher ihn nur triumphierend anlächelte. Die Klingen der Messer und Speere glänzten im Mondlicht. Wie um ihn zu verspotten, schien das Licht des Mondes in diesem Moment besonders hell und verlieh dem tödlichen Metall die gleiche silberne Farbe wie die des Tierfells.

Warum? Warum verdammt?!

Glenn hörte kaum die Worte der aufgebrachten Männer und nahm auch das leise Fiepsen hinter sich nicht war.

“Seinem Schicksal kann man nicht entkommen, Junge!” Die ruhige Stimme des Priesters zerteilte die kühle Nachtluft. “Nimm nun die große Ehre entgegen, das Blutopfer für die große Mutter Gaia zu sein!”

Vorbei. Einfach so vorbei.

Die Männer stürmten mit erhobenen Waffen auf ihn zu.

Glenn bemerkte sie kaum. Über ihre Schultern hinweg sah er den Nebel aufziehen.

Nebel. Bald hatte er ihn erreicht.

Gepeinigt schrie er auf, als die eisernen Klingen in sein Fleisch fuhren.

Blut durchtränkte seine Kleidung und sammelte sich um seine Füße.
 

Vorbei.
 

Zufrieden mit der nun endlich erledigten Aufgabe wandten sich die einstigen Verfolger ab, in der tiefen Hoffnung, die mächtige Göttin sei durch das Opfer besänftigt und zufrieden gestellt worden. Sie kehrten ins Dorf zurück, um die frohe Botschaft ihren Familien und Freunden mitzuteilen.
 

So wurde es wieder still im Tal. Und während sich ein blutroter Nebel wie ein Trauerschleier über die Ruine legte, verschwand das geheimnisvolle Tierchen durch ein Loch in der Mauer.

Ein Loch, das gerade groß genug war, dass ein kleiner Junge hindurchgepasst hätte.
 


 

---------------------------------------------------------------
 

Sooooooooooooo.....

ich hoffe es hat euch ein bisschen gefallen!

das war mein erster one shot und ich bin ganz zufrieden.

natürlich hätt ich auch gern ein feedback! Fandet ihr das ende vorausschaubar

oder hab ich euch überrascht? usw...
 

@alle Schwarzleser: ich freu mich über jedes noch so kleine kommi!!
 

dickes dankö fürs lesen,

Z



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (9)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  venezia
2009-11-18T13:49:21+00:00 18.11.2009 14:49
das hst du wirklich gut geschrieben.
auch deine ausdrücke gefallen mir sehr gut.
danke übrigens für dein kommi hab mich sehr drüber gefreut
ist einfach klasse mach weiter so
Von:  Squirrel
2009-08-30T16:25:29+00:00 30.08.2009 18:25
Wow.. ich schreib' das jetzt so parallel zum Lesen.. das ist wirklich spannend. Auch wenn ich noch keine Ahnung hab', was überhaupt abgeht. oO
Und jetzt ist der Junge auch noch unter 10! o__o" Wieso soll der sterben? >.<
Eine Sackgasse?! Nein~ wie gemein. .___. Und da ist er einfach tot. :/
Was für ein gemeines Ende. Ich bin fest davon ausgegangen, der Junge schafft es.
Aber auch wenn ich das Ende nicht mag, dein Schreibstil ist unglaublich gut! Du kannst wirklich sehr schön und detailliert beschreiben. So kann man sich alles vorstllen, wirklich super! :)

glG
Von:  Meyumi
2009-08-17T18:05:43+00:00 17.08.2009 20:05
*snief* der arme kleine junge. so knapp war es. hätte er nur das loch entdeckt! diese fießen menschen dahanna :0 un wieso kann das tier nicht reden? xD es hätte ihm das loch zeigen können. hehe super ff und echt spannend. hat ir sehr gut gefallen und vor allem das ende ist iwie schockierend.
Von:  IchigoReiyo
2009-05-31T15:01:09+00:00 31.05.2009 17:01
danke für deinen kommi.
schade, dass du für diese tief-schwarze story so wenig kommis hat...

du hast einen ganz schönen stil. du fesslst den leser von anfangsan und das wird durch die detailreiche beschreibung noch ünterstrichen. man heftet sich nämlich immer an den nächsten satz.

ich finde die idee auch gut, aber interessanter macht es eigentlich der schreibstil...

trotzdem super: 1a ^^

Deine Purple_Haze
Von: abgemeldet
2009-05-23T16:36:12+00:00 23.05.2009 18:36
Eine recht bizarre und traurige Geschichte. Ich fand es schade, dass der Junge doch noch sterben musste. Aber es stimmt, man kann seinem Schicksal nicht entkommen – man kann es höchstens hinaus schieben. ^_^
Hier habe ich keine negative Kritik. Der OS war richtig gut aufgelockert und der Leser kommt auch sehr schnell durch. Auch Fehler waren kaum bzw. gar nicht vorhanden. Einfach toll.

Zum Ende: Du bringst dem Leser wirklich dazu, ein wenig Hoffnung aufs Überleben zu hegen. Ich hatte es bis zum Schluss, doch hatte ich mir auch gewünscht, dass diese Männer dafür bestraft werden. Aber nun ja, es ist deine Geschichte. ^_^

Von:  Sinistral
2009-05-09T19:13:09+00:00 09.05.2009 21:13
Da du ja auch am Horror-Kurz-FF-Wettbewerb teilnimmst, wollte ich mir auch mal dein Werk angucken. ^^
Du hast es geschafft, den Leser von Anfang an zu fesseln, du hast viele Stellen sehr detailliert und lebending beschrieben, ohne dass du der Spannung einen Abbruch getan hast. :)
Die Schlusspointe war toll, sie ist wie ein Schlag ins Gesicht.
Favo! :)
Von:  Khyaph-ne
2009-05-09T18:39:17+00:00 09.05.2009 20:39
Interessante Geschichte ;)
Ich fand den Anfang allerdings einwenig klischee haft.
Insgesammt aber recht gut geschirieben, obwohl ich es bessere fände, wenn du noch einwenig mehr auf seine Gedanken und Gefühl eingganen wärst. Das Ende fand ich irgendwie lustig ^^ Ein kleiner Schatten, der nocheinmal lächelnd ins Bild hüpft.^^
Kann den anderen nur zustimmen; insgesammt eine „schön” Geschicht. ;)
Von: abgemeldet
2009-04-21T06:04:28+00:00 21.04.2009 08:04
Ich dank dir auch für dein Kommi :3
Da du ja auch so wenig kommis hast hier:
Ich find die Story very sad, aber sie ist sehr schön erzählt.
Es ist toll, wenn man merkt, da kann jemand mit Worten umgehen und auch geile Sätze mit viel Ausdruck schreiben.
Und das ist etwas, das besonders ist und ziemlich selten -zumindest in unserem Alter- vorkommt.
Bewahre es und schreib noch jede Menge! ^.~

Was deine Frage zu Narrow betrifft:
Es hat eig schon eine Bedeutung.
Narrow ist eigentlich sogar immer in meinem Alltag mit dabei und somit sind wir eigentlich eng miteinander verbunden.
Aber viel mehr hat es noch die Bedeutung, dass seine Mutter in einer sozialen Krise war: der Vater ist kurz vor der Geburt abgehauen, sie hatte kein Geld, um überhaupt für sich selbst zu sorgen und dann kam eben noch ihr Kind - Narrow.
Sie hat ihn so genannt, weil sie, obwohl sie ihn Anfangs nicht hat leiden können, doch in so einem engen Verhältnis zu ihm stand und jetzt ist er für sie einfach das Wichtigste in ihrem kleinen, mühsamen Leben.

Dast ist die ganze Erklärung. ^^
Aber deine Fanfic ist total toll. gefällt mir und kommt gleich unter Favo. :3
Wie du ja von meiner Fanfic weißt, ist sie noch nicht fertig, kannst sie dir ja abonnieren, wenn sie dir gut gefällt. :3
Dann bist du immer auf dem neusten Stand der Dinge. Wird nämlich noch jede Menge passieren und spannend bleibt es. ^.-

so, genug der schönen Worte. ^^

lg Jack
Von:  akilea
2009-04-15T22:24:54+00:00 16.04.2009 00:24
So, ich bin mal so lieb und schreib ein Kommi, immerhin hab ichs ja gelesen :D

Aaaalso~ Ich fand es echt gut geschrieben und das Ende war wirklich überraschend, weil man ja eigentlich denkt, der Junge entkommt...und dann der letzte Satz...das ist ieder so ein Satz wo man sagen könnte "Oh nein!", weil wäre er schneller gewesen... Aber dennoch nicht schlecht, vor allem, weil man es nicht erwartet^^ Gut, ein paar kleine Rechtschreibfehler haben sich engeschlichen, aber das kommt in den besten Romanen vor^^ Insgesamt fand ich es jedoch sehr schön geschrieben ^-^


Zurück